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18. April 1930

Blick in die Bücherwelt

Der große Brockhaus.

Beilage des Vorwärts

Von Pflanzen und Tieren.s

Gestern und heute.

Bor fünf Monaten habe ich hier die neue Ausgabe des Großen Brockhaus angezeigt, den ersten Band von zwanzig. Heute, nach fünf Monaten, liegen weitere vier Bände vor, der fünfte Band erscheint in wenigen Wochen, und damit ist ein Viertel des Gesamtwerts in imgewöhnlich schneller und prompter Arbeit abgeschlossen worden. Wie im gesamten Unterrichts- und Erziehungswesen sich in den Nur, mer weiß, wieviel Mühe es macht, ein einziges Buch eines verflossenen Jahrzehnten eine gewaltige Umwälzung vollzogen hat, einzigen Autors gut herauszubringen, kann diese Arbeit abschätzen. so namentlich auch im naturgeschichtlichen Unterricht. Welcher Bert Denn dieser Brockhaus ist nicht ein Buch, sondern die Zusammenschätzung oder richtiger Nichtwertschätzung er sich vor 60 Jahren fassung von Hunderten Büchern, mit Tausenden Karten, Tabellen, erfreute, als ich die Serta und Quinta des Gymnasiums besuchte, Beilagen, farbigen und schwarzen Tafeln, Tertillustrationen, Unter- steht mir noch lebhaft in Erinnerung: nur in diesen zwei Jahren schriftsproben und Literaturnachweisen. So schwer es zu sagen ist, sollte er überhaupt erteilt werden, und da der einzige Oberlehrer was in diesem Lexikon das Wichtigste ist, so fann doch taum be= an der Anstalt, welcher die Lehrbefähigung für diese Fächer besaß, zweifelt werden, daß die Literaturnachweise an erster Stelle wegen schwerer Erkrankung für ein Jahr beurlaubt war, so fiel stehen. Das Lerikon erteilt ja für den, der sich wirklich unterrichten der Unterricht während dieses ganzen Jahres einfach aus, so daß ich mill, nur eine provisorische Auskunft. Es sagt ihm: fo und so liegt nebst allen meinen Altersgenossen während unserer Schulzeit nur der Fall, willst du mehr wissen, dann findest du die Antworten in in einem einzigen Jahre naturgeschichtlichen Unterricht den und den Büchern. Was nun für Bücher als Material zitiert hatte, Botanit( Pflanzenfunde) im Sommerhalbjahr, Zoologie wird, das ist das Entscheidende. Denn wenn die Antwort sachlich ist,( Tierfunde) im Winterhalbjahr. die zitierte Literatur aber einseitig, so würde das Leriton seine Auf­gabe verfehlen. Seine Auskunft muß fachlich, sein Literaturnachweis vielseitig sein. Ich habe in den vorliegenden Bänden besonders die Literaturnachweise nachgeprüft und auf allen Gebieten, die ich kon­trollieren tann, eine besonders vorzügliche Zusammenstellung der Literaturnachweise in bezug auf Bücher, Zeitschriften, ja selbst einzelne Zeitschriftenartikel gefunden.

In den Bänden zwei bis vier stehen wieder zahlreiche Beweise für die parteipolitische Neutralität und fachliche Zuverlässigkeit des Werks, modurch sich der Große Brockhaus von dem deutsch­nationalen Großen Meyer vorteilhaft unterscheidet. Partei­politische Neutralität heißt aber nicht ängstliche Behandlung politischer Bersonen und Ereignisse. So ist es mutig und richtig, daß der Brockhaus z. B. Otto Braun   besonders ausführlich würdigt, ihn in einer von edytem Respekt erfüllten Darstellung als preußischen Staatsmann" bezeichnet und feststellt, daß er die politische Leitung unbestritten in der Hand behält".

In den vorliegenden Bänden ist das prattische und technische Material von einer oft großartigen Vielseitigkeit. Im vierten Band , findet man ganze Monographien. So wird z. B. die Belt Chinas  in neunzig Druckspalten mit einem prachtvollen Apparat von Bildern und Illustrationen dargestellt. In früheren Auflagen war diese Darstellung viel geringer, da wir von China   noch nicht so viel zu missen brauchten. Daneben wird der vierte Band von allen mit ,, Deutsch  " verbundenen Stichwörtern beherrscht. Sie nehmen nicht weniger als 350 Tegtspalten ein, denen ein ebenso bedeutender Bilderteil entspricht. In der Tabelle der Wappen der Republit ent­deckte ich, daß Bayern   noch immer etwas Kronenartiges im Wappen führt. Recht geschieht ihm! Sehr gut und gründlich ist die Ver= fassung der Republik behandelt; neun Tertspalten sind ihr ge­widmet.

Wie schon früher angedeutet, hat aber der Brockhaus bei aller Borzüglichkeit eine schwache Stelle. Und das ist die auswärtige Politif. Hier finden sich fast in jedem Band Formulierungen und Darstellungen, die nicht unbedenklich sind. Das ist auch das einzige Gebiet, auf dem Brockhaus die Sachlichkeit des Ausdrucks verläßt. Was soll das heißen, in einem Lerifon auf hugenbergisch Belgien   als Basallen" Frankreichs   zu bezeichnen. So eine Aus: drucksweise können wir nicht dulden. Bismards Versailler Frieden nennt der Brockhaus trotz der von Bismard selbst nicht gewünschten Annerion von Elsaß- Lothringen   maßvoll", die für damals un­geheuere Kriegsentschädigung von 5 Milliarden sehr(!) gering". Anfang 1918 sollen bolfchemistische Ideen Deutschland   zerfetzt" haben. Danach fann man mit Spannung dem Stichwort ,, Dolch fish" entgegensehen, das für den fünften Band angekündigt ist. Daß der vierte Band die Konferenzen über den Young- Plan mitenthält, ist technisch fabelhaft; daß er Schacht rühmt, weil er die Bariser Konferenz durch seine Nachgiebigkeit" gerettet habe, während er sie doch durch seine politischen Extratouren tatsächlich schädigte, ist eine unrichtige Privatansicht eines außenpolitischen Mitarbeiters. Hoffentlich wird vom fünften Band die Schiußredaktion gerade diesen Kapiteln größere Aufmerksamkeit zuwenden. Gerade wir wünschen es, die wir hier Brockhaus mit allem Nachdruck als das für Republikaner und Sozialisten beste Lexikon der Nachkriegszeit empfehlen. Die drucktechnische und fünstlerische Ausstattung des Bandes ist wieder vorzüglich und beim praktischen Gebrauch finden sich eine Fülle von Vorzügen, durch die der Besitzer dieses Werks mit ihm allmählich zusammenwächst.

Felix Stössinger  .

Die Propyläen- Kunstgeschichte.

Das große Unternehmen der ,, Propyläen- Kunstgeschichte", das jezt in 16 Bänden zu je 55 oder 60 M. vollendet vorliegt, zeigt so recht Den Charakter der heutigen Kunstverhältnisse. Seit der Inflationszeit ist die schön ausgestattete, reich illustrierte Kunstiteratur immer mehr algeschwollen. Je geringer die Rolle wurde, die die Kunst im wirk­lichen Leben spielt, um so aufgeblähter wurde ihre papierne Herr­lichkeit. Freilich zum Gebrauch einer engen Kaste; das bessere Bürgertum der 70er und 80er Jahre legte sich die illustrierte Lurus. ausgabe auf den Salontisch, die Reichen von heute stellen sich die sechzehnbändige Kunstgeschichte aller Böller und Zeiten in den pruntenden Bücherschrank. Die Sanaase, Lübfe und Sprin ger, die die Kunstbildungsbedürfnisse ihrer Zeit befriedigten, schrieben ihre Bände allein; das Abbildungsmaterial war spärlió) und schlecht. Wörmann. der letzte große Kunstenzyklopädist, bewältigte noch das Riesenmaterial: jetzt ist für jeden Band ein anderer Verfasser aufgebaten. Das illustrative Material herrscht auf der ganzen Linie vor. In dem zuletzt erschienenen Bande( Mar Hauttmann: ,, Die Kunst des frühen Mittelalters", Propyläen­Berlag, Berlin  ) kommen auf 145 Seiten Teri 535 Seiten Abbildun gen und Tafeln. Der Kunstsnob von heute will in der Anschauung samelgen, aber seinen Geist nicht anstrengen. In der Tat tommt die Propyläen Kunstgeschichte diesem Berlangen aufs beste entgegen. Tie zuvor hat man ein so reichhaltiges, in der photographischen Auf nahme und Wiedergabe so vollendetes Bildmaterial in einer Sanit­geschichte gesehen.( Im einzelnen sind natürlich Beanstandungen der Auswahl usw. angebracht. Zum Beispiel fehlt in dem vorliegenden Bande eine farbige Reproduktion eines der Mosaiken von Ravenna  , die cift ihre ganze Schönheit offenbart.)

Der Bearbeiter der Kunst des früheren Mittelalters", Mar Hauttmann, hat sein Wert nicht vollenden können, das meiste haben Sans Rarlinger, der auch den Band über die Gotit bei

Von dem Unterricht selbst galt, was von jedem Unterricht gilt, daß es in erster Linie auf die Persönlichkeit des Lehrers ankommt. Von dem oben genannten Oberlehrer kann ich rühmend sagen, daß er nicht zu den ledernen Pedanten gehörte. Das ändert natürlich nichts daran, daß der naturgeschichtliche Unterricht jener 3eit den Vergleich mit dem heutigen durchaus nicht aushält. Im ganzen war er doch wesentlich ein beschreibender, bei dem Pflanzen und Tiere zergliedert, aber nicht als lebendige Organismen in ihren Lebensäußerungen erfaßt wurden.

Dieser Mangel wurde um so fühlbarer, je mehr der Entwick: Iungsgedante in den sogenannten beschreibenden Naturwissen­schaften Fuß faßte und allmählich herrschend wurde, und um die Jahrhundertwende gab es wohl faum noch einen Naturgeschichts. Jchrer, der diesen Mangel der Unterrichtsmethode nicht lebhaft emp­fand. Einer derjenigen, die am lebhaftesten für einen Wandel ein­traten und in Wort und Schrift erfolgreich dafür fämpften, ist Otto Schmeil  . Wie er selbst die Natur biologisch", als lebendigen Organismus, schaute, so sollte auch der Unterricht das biologiche auch seine Lehrbücher der Tier- und Pflanzenkunde dienen, die feit Schauen, Erkennen und Denten vermitteln. Diesem Zwede sollten ihrem ersten Erscheinen( 1899, Lehrbuch der 30ologie, 1903, Lehrbuch der Botanif) immer wiederholte Auflagen erlebt haben( vor kurzem die 47. bzw. 49.), in denen sorgfältig dem jeweils fortgeschrittenen Stande der Wissenschaft Rechnung getragen

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Gerade

wurde. Dasselbe gilt von Schmeils Leitfäden der Tier- und Pflanzenkunde, von denen mir die neuesten Auflagen, die vor kurzem erschienene 143. bzw. 144. vorliegen.*) Bestimmt sind die Werke zur Unterstützung der Arbeit an der Jugend, a so in erster Reihe für den Lehrer, der sich aber selbstverständlich nicht sklavisch an das Buch zu halten hat, welches ihm lediglich Fingerzeige geben tann, während er in seinem Unterricht aus seiner eigenen Erfahrung schöpfen und vor allem auch an die Fauna und Flora( Tier- und Pflanzenwelt) der engeren Heimat anknüpfen muß, was im Lehrbuch und im Leitfaden ja feineswegs eingehend berücksichtigt werden kann. Gerade der hervorragende Lehrer und tüchtige Pädagoge wird in der Regel seinen Unterricht überhaupt nicht an ein bestimmtes Lehrbuch anlehnen, während für den Schüler ein systematisch angelegter Leitfaden recht wertvoll ist.

In der vorliegenden neuen Auflage der Tierkunde tritt die Morphologie und Entwicklungsgeschichte noch schärfer hervor als in den früheren, und die Haustiere sind noch eingehender berücksichtigt, um den Bedürfnissen des praktischen Lebens soweit als möglich Rechnung zu tragen. In der Pflanzenkunde find die bisherigen Pilztafeln durch neue farbige, sehr lebensvolle ersetzt worden, die von dem Leiter der Deutschen Gesellschaft für Bilzfunde", Herrn Kallenbach und seiner Gattin, herrühren. Sie bilden eine wesentliche Bereicherung des Buches.

Sind die Schmeilschen Lehrbücher und Leitfäden auch in erster Linie als Hilfsmittel für den Unterricht an höheren Lehranstalten gedacht, so werden sie, wie ja auch ihre große Berbreitung beweist, allen Freunden der Natur das Beobachten und Kennenlernen er­leichtern und die Freude an der Natur mehren.

Dr. Bruno Borchardt  .

*) Prof. Dr. O. Schmeil, Leitfaden der Tierfunde, 143. Auf­Lage. 387 Seiten mit 27 farbigen und 23 schwarzen Tafeln sowie zahlreichen Tertbildern; in Leinenband 5,80 m.

Derselbe, Leitfaden der Pflanzenkunde, 144. Auflage, reichen Textbildern; in Leinenband 5,60 m. 356 Seiten mit 22 farbigen und 26 schwarzen Tafeln sowie zahl­

Derselbe, Pflanzen der Heimat, 2. Band, 78 Tafeln mit Tert von Prof. Dr. E. Leick.

Berlag aller drei Bücher: Leipzig  , Quelle u. Meyer, 1929.

Klaffen­Grund

an: Bom Wesen der Erziehung Renolte der Jugend gegensatz in der Erziehung Jugend und Sozialismus lagen der Selbsterziehung Unsere Ziele- Unsere Bege- Jugend und Alter in der sozialistischen   Erziehung.

Aber auch dem Wetteren möchte ich das Buch recht empfehlen. Er wird nach der Lektüre vielleicht weniger von Erziehung reden, jedoch mehr für die Erziehung tun. Laßt uns gute Sozialisten sein, dann werden die, mit denen mir leben, schon rechte Sozialisten mera durch Selbsterziehung. Aevermann.

steuerte, und sein Schüler Peter Hahn geliefert. Der Tert facht ohne alles gelehrte Beiwert wie in allen Bänden dem Stande der heutigen Wissenschaft entsprechend das Tatsachenmaterial in be­quemer und furzer Form zu bieten und auch funsthistorische Per­spektiven zu eröffnen. Leider wird jeder Versuch, Kunstgeschichte geschichtsmaterialistisch zu verankern, ängstlich vermieden. dieses Zeitalter die Zusammenziehung der altchristlichen und der frühmittelalterlichen Kunst ist ein glücklicher Gedanke hätte reiche Gelegenheit gegeben, die Ueberlegenheit einer tiefer fundierten Meden thode zu erweifen. So bleibt man in der Stilkunde und im ästhtischen Genuß befangen. Aber verlangen die Käufer solcher Lurusbände mehr? Jedes Mehr würde wahrscheinlich dem Absatz Walther v. Hollander: Frühling in Duderstadt  ".") schaden oder doch den Textteil zur überflüffigen Zugabe zum Bilder­buch degradieren.

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K. H. Döscher.

Selbsterziehung der Jugend.

An Erziehungsbüchern fehlt es zur Zeit wahrhaftig nicht und an Bemühungen um die Erziehung der Kinder und Jugendlichen ebensowenig. Die Betroffenen können ein Lieb davon fingen. Bater und Mutter geben sich Mühe, Jahr um Jahr, Tag für Tag. Die Schule bemüht sich. täglich 5 Stunden und mehr. Lehrmeister und Betrieb strengen sich nicht minder an. Das war immer schon. Wenn heute sich fast jede Organisation eine Jugendgruppe angegliedert hat, so will sie damit auch Erziehungsaufgaben übernehmen. Ein wahres Trommelfeuer von Erziehung prasselt auf den jungen Menschen nieder, und wenn das Maß der Bemühungen ausschlaggebend wäre, müßten geradezu nur noch Musteregemplare wohlerzogener Menschen unsere Städte und Dörfer bevölkern.

Daß dem aber nicht so ist, betonen die Erzieher am aller­lautesten, und es ist gut und nüglich, daß wir auch aus Anna Siemens Bud Selbsterziehung der Jugend"( Arbeiterjugend Berlag, 60 Seiten, 1.30 bzw. 2 M.) zunächst den Ruf vernehmen: Erzieher, überschätzt eure Arbeit nicht, erzieht weniger, so erzieht ihr

mehr!

Wir müssen gründlich mit der Auffassung brechen, daß die Menschheit sich einteilen ließe in Erzieher und Zöglinge. Wir alle find immer und zu jeder Zeit Erzieher und Erzogene zugleich; oder nie Anna Siemfen es sagt: Das erste ist dies, daß es keinen Menschen, der innerhalb der Gesellschaft lebt, geben kann, der nicht in jedem Augenblic seines Lebens erzogen wird, ebenso wie er in jedem Augenblick seines Lebens erzieht." Die Gesellschaft erzieht sich in der Gesellschaft, der einzelne erzieht zuvörderst sich selbst. Zu dieser Selbsterziehung dem anderen und dem Jugendlichen aud) und erst redyt

Hilfe leihen, das ist das Mögliche und Wirf­fame zugleich, das ist Besgräntung, aber auch fieffte Berpflichtung. Mer von Erziehung redet, kann nicht an der heutigen Not­lage der Jugendlichen vorbeigehen. Anna Giemfen schildert diese Not und gibt die Begründung und die Aussióst auf Lösung. Eins have ich allerdings dabei vermißt, ein gründliches Eingehen auf die Revolte des jungen Arbeiters, die sich überall dort ergibt, wo das Elternhaus den unsozialistischen Macht- und Autoritätsstandpunkt in der sogenannten häuslichen Erziehung noch nicht aufgegeben hat.

Die Einbettung des Erziehungsvorgangs in die gesellschaftliche Gesantentwicklung ist vielseitig und überzeugend dargestellt. Bei der Letture fonn man zeitweilig vergessen, daß man es mit einer pädagogischen Schrift zu tun hat. Aber es ist gut so. Die fozio. Logische Betrachtung soll für den Sozialisten selbstverständlich sein, und an guten Büchern, die die Erziehungsfrage non diesem Stand­punft aus betrachten, ist wahrhaftig fein Ueberfluß.

Die Jugend felber sollte an dieser Schrift ja nicht vorbeigehen. In ihrer Waren, recht verständlichen Sprache gibt Anna Siemfen so vielfache Hinweise und Anregungen, daß die Gedankentätigkeit des einzelnen davon auss stärtsle befruchtet werden kann. Mehr Gewinn wird jedod) nody bie Jugendorganisation haben, die die Leftüre des Büchleins zur Grundlage ihrer Diskussions. abende macht. Die Kapitelüberschriften deuten den Gedantengang

Liebes Leid und Lust in einem mecklenburgischen Nest an der Grenze Brandenburgs  . Durch den Chausseebau fommen Fremde in die Weltabgeschiedenheit und zerstören den fünstlich seit Gene rationen behüteten Bau einer dumpfen und verlogenen Kleinbürger­moral. Das Fremde lockt und plöglich fallen die Masken. Bom Tagelöhner bis zur adligen Gutsherrin reicht der Taumel und läßt die Frauen alle Rücksichten vergessen. Aber er ist keine Befreiung, er löst keine Freude, kein Glüd ohne Reue aus. Die Menschen leben. wie von einem wilden Krampf geschüttelt und diese plötzliche Ent­ladung weist auf die sonst keusch verhüllten Hintergründe hin, auf die Unzufriedenheit dieses Lebens, auf den geistigen und körper. lichen Mangel. Sehnsucht nach Befriedigung durchzittert die Menschen, eine Sehnsucht, die in den Tod treibt oder kaum geftillt werden kann. Es ist eine Tragikomödie des Triebs, der krank ge­worden ist.

Das Buch wirkt wie eine Stizze. Hollander bleibt, bei An­beutungen. Er enthüllt die Gebrochenheit der sogenannten erdver­bundenen Menschen, versucht sie in Gegensatz zu einer neutralen Natur zu setzen, aber dieses Problem wird nicht durchgeftaltet, scho die Sprache ist hier merkwürdig blaß und unplastisch, von fonden­tionellem Charakter. Ein Hinweis, ein Gerüst, ein Aufriß, es fehlt die intimere Ausgestaltung.

-arna.­

* Der Roman ist in der Internationalen Bibliothek Berlin erschienen.

Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart  Das wahre Gesicht des Bolschewismus

In

wird enthüllt von einem rus­sischen Revolutionär in dem soeben erschienenen, Auf­sehen erregenden Buche:

Sowjetkerkern

Erlebnisse eines ehemaligen Sowjetfunktionärs

Von Wladimir Brunowski Mit 16 Abbild. nach Original­photographien. Kart. RM.4.­Das Buch des Tages, das gerade jetzt Jeder lesen muß

In allen Buchhandlungen zu haben

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