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Лr. 6

11. Mai 1930

Blick in die Bücherwelt

Was wird sein?

Die soziale Dynamit des Kapitalismus  .

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Ed. Heimann macht in feinem neuesten Bert Soziale Theorie des Kapitalismus, Theorie der Sozialpolitik"( Verlag J. G. B. Mohr, 232 S.) einen großzügigen Berjuch vielleicht den bedeutendsten, der je unternommen worden ist, die, dem Kapita­lismus innewohnende, soziale Dynamik, deren Träger die soziale Bewegung ist und deren institutionellen Niederschlag" die Sozial politik bildet, geschichtsphilosophisch darzustellen und zu erklären. Der ungeheure Gedankenreichtum, die Gedrängtheit der Darstellung und vor allem- der besondere realistisch- dialektische" Charakter feiner Theorie madhen eine volle Wiedergabe selbst in großen Linien, im Rahmen einer kurzen Anzeige, unmöglich. Das Buch muß gelesen werden und auch der philosophisch ungeschulte Leser, dem das Mühe macht, wird reich belohnt sein.

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Die soziale Bewegung ist die Berwirklichung der sozialen Idee der ,, Arbeitswürde" nicht als eines ideellen Gedankenprodufts, jon­dern in ihrer Eristenz von höchster massiver Realität" als ,, tämpfender gestaltender Kraft des Menschen". Die Arbeiter bewegung ist auf dem Boden des Rapitalismus erwachsen, ist das geschichtliche Produkt der, diesem System innewohnenden, irrationellen Kräfte. Der Liberalismus hat dem Arbeiter die Verfügung über sein Arbeitsvermögen in Gestalt der bürgerlichen ,, natürlichen Freiheit" übereignet. Im kapitalistischen   Großbetrieb fiegt aber die Freiheit des Eigentums über die Freiheit des Menschen und erzeugt aus fich die neue Freiheitsbewegung, deren institutionelles Programm dem der alten entgegengejezt ist. Der Kapitalismus   glaubt an die Kraft der Vernunft und Freiheit" und will und darf nicht wissen von den irrationellen Mächten des Lebens, von der ihm innewohnenden Dämonie". Aber diese verfälschen sein Werk in das Gegenteil seiner ursprünglichen Absicht. Aus der Freiheit des arbeitenden Menschen machen sie die Freiheit der Herrschaft über den arbeitenden Menschen". Soziale Unfreiheit auf Grund rechtlicher Freiheit" ist ein Widerspruch, der nur durch Auf­hebung der einen oder der andern beseitigt werden kann. Gegen die Entwürdigung der Arbeit erhebt sich die Gegenfraft der Arbeiterbewegung, des Willens zur Freiheit und Bürde der Arbeit in der großbetrieblichen Arbeitsorganisation, zur Ord­mung des Arbeitslebens nach den eigenen Wertvorstellungen und unter der eigenen Verantwortung des arbeitenden Menschen". Es gilt diese Freiheit zu erfämpfen, ohne die pofitiven organisatorisch technischen Schöpfungen des Kapitalismus zu zerschlagen, diese viel mehr in eine soziale Freiheitsordnung einzubauen. soziale Idee kann auch als Wille zur Gemeinschaft" bezeichnet merden, allerdings nicht im Sinne der die Freiheit bindenden, ihr entgegengesetzten organischen Gemeinschaft, wohl aber im Sinne des gemeinschaftlichen Zusammenhalts als Bürgschaft der Freiheit", der auf die Freiheit bezogenen und mit ihr zur sozialen Freiheits­ordnung zusammengefaßten ,, Solidarität". Hervorgegangen aus dem Gegensatz zur natürlichen Freiheit bedeutet soziale Freiheitsordnung Bas Gleichgewicht zwischen Freiheit und Gemeinschaft" in diefem

Sinne.

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Die

Groener   flagt an.

Der Reichswehrminister über die Marneschlacht.

Der Reichswehrminifter und Generalleutnant a. D. Wilhelm Groener   hat in diesen Tagen eine aufsehenerregende militärische Neuerscheinung der Deffentlichkeit übergeben( Der Feldherr mider Willen", Verlag E. S. Mittler& Sohn), die weit über den Rahmen einer militärtechnischen Studie hinaus, das größte militärpolitische Interesse auszulösen vermag.

General Groener, der als Leiter des Feldeisenbahnwefens im Jahre 1914 und als Generalquartiermeister im Jahre 1918 die Qualifikation zur Abgabe eines fompetenten militärischen Urteils besitzt, setzt sich in seiner Betrachtung, die Ende August 1914 ein feßt und mit dem Ende der Marnefchlacht abschließt, mit dem deut fchen Generalstabschef zur Zeit des Kriegsbeginns, dem jüngeren General   don Moltte auseinander, den er als den wahren Ber­antwortlichen für den Verlust der größten und wichtigsten Schlacht und damit des ganzen Krieges bezeichnet. In der Form rücksichts­roll und tonziliant, in der Sache stahlhart und erbarmungslos, bricht er über den Wann den Stab, den der letzte Raiser menige Jahre vor dem Ausbruch des Weltkrieges mit der Führung des deutschen Feldheeres beauftragt hat.

General Groener fonstatiert, daß ein großer Feldherr zunächst einmal zwei Eigenschaften haben müsse, einmal einen Ver­ft and, der auch in dieser gesteigerten Dunkelheit nicht ohne Spuren des inneren Lichts ist, die ihn zur Wahrheit führen, und dann Mut, diefem schwachen Licht zu folgen."

Den Verstand und den Mut aber spricht er dem vom Kaiser ernannten höchsten militärischen Führer zu Beginn des Krieges restlos ab und fragt sich schließlich steptisch: Es muß also doch wohl in der Borbereitung des Führertums ein Mangel bestanden haben. Dies war schon vor Beginn des Krieges ab zu spüren."

Den jüngeren Moltte nennt General Groener den Feldherrn wider Willen", weil er ganz gegen seine eigene Meinung und innere Berufung vom Kaiser zum Posien eines Chefs des Generalstabs gedrängt worden sei. Bom genialen Geist seines Onfels, des älteren Moltke, habe er feinen Hauch verspürt. Stets set er wäh rend der militärischen Operationen duldend, passiv und pessimistisch gewesen. Nie habe er selbst an den Sieg geglaubt.

Beilage des Borwärts

den eigenen Willen zu zwingen. Ferner durfte das Oberkommando sich nicht scheuen, den Abgesandten des Generals von Moltke jeft­zuhalten, ihm jeden Verkehr nach außen unmöglich zu machen, ja fogar seinen Namen zu einem durch Rundfunk zu verbreitenden Bulletin zu mißbrauchen."

Also Revolte gegen den unfähigen militärischen Führer mitten in der Schlacht. Das ist zweifellos sehr tühn gedacht.

Leider zieht General Groener nicht die legten Konse quenzen militär- politischer Art, die darüber Klar­heit schaffen müßten, wie es möglich war, daß ein völlig unfähiger Führer an die Spize des deutschen Feld­heeres gestellt worden ist.

Das ebenfalls im E. S. Mittler- Berlag im vergangenen Jahr erschienene deutsche Generalstabswerk Der Weltfrieg 1914 bis 1918" hätte ihm sicher eine derartige Stellungnahme erleichtert. Denn dort hat das im Gremium des Reichsarchivs arbeitende ehe­malige Generalstabsoffizierstorps feftgestellt, daß der Kaiser selbst seinen ersten Kriegsgeneralftabschef Moltte sowohl wie jeinen zweiten Falkenhayn unter völliger Nichtachtung der militärischen Ausbildungsgrundsätze lediglich nad perfönlichen Gründen willkürlich ausgewählt hat. Es heißt dort im 4. Band, Seite 583, über den General   Molite:

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,, Gerade in den Jahren, in denen der reifende Mann lernen mruß in denen die seelischen Kräfte in Stampf und Arbeit ge­stählt werden sollen war der jugendliche Generalstabsoffizier als persönlicher Adjudant- ohne ernste Berufspflichten und ohne große Verantwortung Als er schließlich in die wichtigste Stellung der deutschen Armee berufen wurde, da waren in ihm manche starten und gefunden Anlagen erstickt."

Auch über General von Falkenhayn, der die Marne­

schacht nach dem Urteil Groeners grundfalsch zu fiquidieren ver­fuchte, sagt der 5. Band des Reichsarchivs:

,, Auch Generalleutnant von Falkenhayn   gehörte nicht zur dem Kreis jener Generalstabsoffiziere, die eine besonders ver­tiefte operative Ausbildung erfahren hatten. Er fonnte ebenso­wenig als Vertreter der in strenger Schule strategisch durch­gebildeten höheren Generalstabsoffiziere gelten, wie sein Bor­gänger, Generaloberst von Moltle."

Führern seines Heeres bei Kriegsbeginn und während der größter Das heißt doch wohl nichts anderes als: Der Kaiser hat zu Entscheidungsschlacht Leute ernannt, die ihm zwar persönlich an­genehm, die aber absolut nicht für ihr wichtiges Amt qualifiziert

General Groener geht sogar in seiner neuesten Studie fo meit, als letzte äußerste Aushilfe" gegen diesen völlig unfähigen und verderblichen obersten militärischen Führer, die Gehorsams. verweigerung der ihm unterstellten Generale und die er erweigerung der ihm unterstellten Generale und die Ber haftung des Abgesandten der obersten Heeresleitung, des Oberstleutnant Sensich, festzunageln. Die militärische Lage hatte sich nämlich während des Verlaufs der Marneschlacht General   von Moltle nicht bis zum letzten Ende geht und die folgendermaßen zugefpißt:

Der Kaiser und fein, Generalstabschef General Moltte   haben sich selbst militärisch ausgeschaltet, da fie fernab von der Schlachten­entscheidung in Luxemburg   zurückgeblieben sind. Der deutsche An­griffsflügel, bestehend aus der 1., 2., 3., 4. und 5. Armee, stand zwischen den Festungen Verdun   und Paris   in der entscheidenden Phase der Schlacht. Er hatte in der Front bei der 2. und 3. Armee die Stellung der Franzosen   gesprengt und am rechten Flügel den Seitenhieb der Armee von Paris   aus der französischen   Hauptstadt fiegreich abgewehrt. Er war also siegreich in der Front sowohl wie am Flügel. Lediglich zwischen der 1. und 2. Armee bestand eine sogenannte Heereslücke", in die die englische Armee langsam und vorsichtig vorzustoßen begann. Durch persönliche Einbrüde er schüttert, hat der Abgesandte der Obersten Seeresleitung, Oberst leutnant Hentsch, von Moltke mit einem tiefpeffimistischen Auftrag entsandt, den Rückzugsbefehl an die 1. Armee und damit die ganze Front erteilt, in einem Augenblick, in dem die Schlachtenentscheidung auf des Messers Schneide stand und der Schlachtensieg sich zweifel. los zugunsten des deutschen Feldheeres zu neigen begann.

Zur sozialen Freiheitsordnung als dem Gegenschlag gegen die natürliche" Freiheit gehört auch eine soziale Eigentums. ordnung als Gegenschlag gegen die natürliche", gegen das Privateigentum, dessen Wegfall ein Vakuum schafft, das aus­gefüllt werden muß. Privateigentum und Arbeitswürde sind Gegen­säze ,, real- dialektischen Charakters". Sie sind unablösbare Bestand teile geschichtlicher Sozialgestalten, die als reale lebendige Kräfte mit einander ringen, Den ,, Einbau des Gegenprinzips in den Bau der Kapitalherrschaft und Sachgüterordnung" vollzieht die Sozial. politit. Sie ist im kapitalistischen   System zugleich Fremdkörper und Bestandteil und daher mur für das dialiktische Denten ertennbar, das die logisch einander ausschließenden Teilwahrheiten zu einer Einheit zusamenfaßt", ihre gleichzeitige Beziehung zur jozialen bee und zum Kapitalismus   sieht. Die Sozialpolitik baut den Kapitalismus stüdweise ab und rettet, indem sie der sozialen Forderung, deren Nichterfüllung seine Eristenz bedroht, nachgibt, den jeweils ver. bleibenden Rest. Darin besteht ihr tonservativ- revolutionäres Doppelmesen". Die Erfüllung der sozialen Forderung fann durch Groener stellt sich nun auf den Standpunkt, den bisher noch innertapitalistische Erwägungen gerechtfertigt sein, also der Sicherung fein Militärfritifer einzunehmen wagte und meint, daß damals des Wirtschaftsverlaufes dienen. Sie fann darüber hinaus eine Ver- das Oberkommando der 1. Armee vor den größten Konflitt triege­änderung zugunsten der Arbeiter bezwecken, für die feine wirt- rischen Handelns gestellt war: Bewußt ungehorsam zu sein, die schaftlichen, sondern soziale Gründe bestimmend find, ohne jedoch Führung des Heeres aus den schwächlichen Händen Moltkes zu in den Wirtschaftsverlauf hemmend einzugreifen. Sie fann schließlich reißen und den operativ widerstrebenden Bülow( 2. Armee) unter auch antikapitalistisch sein: bewußt den Wirtschaftsablauf schädigen um sozialer und menschlicher Gesichtspunkte willen. Hier gibt es feine grundsätzlichen Grenzen der Sozialpolitit, sondern nur für jeden fonkreten Einzelfall. Wie weit die soziale Bewegung, die ihr innewohnende Idee der sozialen Freiheitsordnung vorantragen und institutionell verwirklichen kann, hängt von ihrer eigenen Kraft und der des Gegners ab... Die Frage nach der Grenze der Sozial­politit im Kapitalismus   wandelt sich in die andere Frage nach ihrer Beziehung zum Sozialismus".

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Worauf es antommt, das ist die lebendige und verständnisvolle Teil nahme an dem Geschehen. Sie ist nur denkbar, wenn jedem und jeder Gruppe von Arbeitenden die verantwortliche Gestaltung des engern Arbeitskreises übertragen ist und ihr Blick durch die Auf­gaben und Erfordernisse des engeren Kreises auf die übergreifenden Probleme des Gemeinweiens überhaupt hingelen! t wird".

Kristall der Zeit?

Dr. L. Thal.

Nach einem außerordentlich lehrreichen Ueberblich über die Anwendung des Prinzips auf die Hauptgebiete der Sozialpolitik", behandelt der Verfasser im Schlußkapitel das Verhältnis der Soziale politik zum Sozialismus. Zwischen ihnen besteht ein Gegen­jazz. Beide tommen aus dem Kapitalismus und sind auf die inziale Freiheitsordnung gerichtet". Der Margiche Grund gedanke, daß die Arbeiter ihre Freiheit vom Brivateigentum wollen müssen, um sie zu erreichen, ist unbestreitbar, aber die geschicht. lichen Wege zu diesem Ziel sind menigstens in Deutschland  anderé als Marg vorausgesetzt hat. Die ,, Reife der Berhältnisse" und die in der einmaligen politischen Kraftleistung der Revolution zutage. tretende Reife des Willens" reichen allein nicht aus. Bedingung der Freiheit ist die Kraft der Arbeiterschaft zur Leithologie heute eine größere Bedeutung als früher. Man wird stung. Es genügt nicht die Freiheit zu erfämpfen, man muß fie auch zu handhaben wissen. Freiheit ist Verantwortung und muß gefonnt werden; sonst wird nicht die Freiheit vermirffidyt, mur die Herrschaft gewechselt," denn die Geschichte bulbet tein Batuum. Sach. und finngemäß ist allein der von unten bauende Freiheitsdrang der Arbeiter, der im Bege der Sozialpolitit sozialisiert und mit der Araft wächst. Es gibt feinen andern Weg zur sozialen Freiheit,

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Deutschland rühmte fich 100 Jahre, das Land der Lyrik zu sein. Was ist heute aus deutscher Lyrit geworden? Gedichte werden nicht einmal mehr in Zeitschriften und Zeitungen gedruckt. Ganz menige Gedichtbücher erscheinen überhaupt, aber daß sie gekauft werden, ist nicht anzunehmen. Nicht nur das Gedicht, selbst der Bers ist aus der Mode. Eine Form des Gedichtbuches aber ist noch lebens­fähig: die Anthologie, die Sammlung von Gedichten verschiedener Dichter. Gerade weil Gedichtbücher zum allergrößten Teil auch in öffentlichen Bibliotheken nicht mehr eingestellt werden, hat die 2 n= pielleicht nur durch sie die meisten Dichter kennenlernen. Sie hat das Richtamt der Zukunft in die Hände genommen. Sie schweigt tot; sie macht lebendig. Sie ist gewiß für große Werte nicht die leßte Instanz, denn die Kritik ift die zweite Instanz, die die Macht der Anthologie zu bestätigen oder zu bestreiten hat.

Kristall der 3eit" nennt Professor Albert Goergel eine Auslese der deutschen Lyrit der legten 50 Jahre, die im Um

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Schade, daß General Groener   in seiner Rageschrift gegen

schwere persönliche und moralische Mitschuld des ehemaligen Kaisers fonstatiert.

Guit

Er würde sich sonst in bester Gesellschaft des ehemaligen Gene ralstabschef der 1. Armee, des Generals der Infanterie v. Ruh1, befinden, der in einem vom Reichswehrministerium gedruckten Vor­trag die Worte gefunden hat:

,, Einige 6 bis 7 Köpfe haben das ganze Unglück an der Marne   verschuldet. Es ist unsere eigene Schuld, menn nicht die richtigen Männer an der richtigen Stelle ge­standen haben. Diese Erkenntnis ist nötig, wenn wir aus den Tatsachen lernen wollen!"

nennen

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Das Buch des Generals Gröner ist also ohne den Kaiser zu - eine bitter harte Anflagejchrift gegen den letzten Hohenzollern   und sein Militärsystem. Mitschuldig am 3u­fammenbruch aber sind diejenigen, die das Unglüd schon Jahr­zehnte vorher vorausgesehen haben. Graf Waldersee, der im Kaisermanöver 1890 schon notiert: Der Kaiser greift sinnlos in die Führung der Generale ein; wollte er im Krieg das Kommando führen, es gäbe ein Unglück." Der alte Junter von Röller sagt voller Entsetzen über den Kaiser zu Hohenlohe: Gott behüte uns vor dem Krieg, folange dieser Kaiser auf dem Thron fizzt, er würde die Nerven verlieren, er ist ja feige." Der Feldherr wider Willen" trifft also viel mehr den legten Kaiser wie den toten Moltke, der fein militärisches Beth im Lebensnerv getroffen hat. Polizeioberst a. D. Schüßinger.

fang von 607 Seiten bei Grethlein u. Co., Leipzig  , erschienen ist. Alles weist darauf hin, daß dieses Buch den Anspruch erhebt, eine wirkliche Auslese zu sein. Darum ist mit aller Entschiedenheit zu erklären, daß diese Anthologie ein schlechtes, ein unzuläng­fiches Wert ist. Es bevorzugt willkürlich das Glatte gegenüber dem Starken, es nimmt unter 800 Gedichten nur ganz wenige sozialistische auf. Die stärksten Leistungen der letzten 50 Jahre fehlen nur bei Stefan George   und feinem Kreis mus. Gründen, deren Be seitigung nicht in der Macht Soergels lag.

Diese Anthologie ist aber auch teine Anthologie der legten 50 Jahre. Von 193 Dichtern sind etwa 130 Dichter zwischen 20 und 50. Bon diesen 130 Dichtern ist wieder ein sehr großer Teil so jung und unbekannt, daß ihre Gedichte in eine An­thologie jüngster Talente, aber nicht in diese gehört. Noch erstaun licher ist, was in dieser Anthologie alles fehlt: Dichter, deren Ab­mesenheit man erit gar nicht glauben mill. Bersönlichkeiten, die einen mehrfachen Anspruch auf Berücksichtigung haben, als minde­ftens 20 aufgenommene fleine Talente. Während Goergel allerlei Dugendtalentchen als Beweis für seine Behauptung vorführt, daß er mit dem Mitherausgeber 150 000 Gebichte geprüft habe, fehlt ein Genie mie Martin Greif  , der mit 12 Gedichten zu den größten Lyrifern deutscher Sprache zählt. Es fehlt, was wie ein schlechter Wig flingt, Theodor Fontane  . Es fehlen, um Dichter ver­fchiedenster Richtungen zu nennen: 3. 3. David, Carl Haupt­  mann, Gerhart Hauptmann  ( der mit einigen Strophen aus der Blauen Blume" hätte vertreten fein müssen), Jaco bomiti, Else 2aster Schüler, Arno Radel, August

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