davon zw«, mit töd tlichem Ausgange, wegenN o t h z u ch t in zwei Fällen, in einem Falle m i teinem Mädchen unter zehn Jahren, und wegenschwerer Freiheitsberaubung zu IS jährigem Zuchthausuerurtheill. An den Verhandlungen nahmen als Beisitzer zweiPlantagendirektoreu, ein Arzt und ein Postsekretär theil. Diebeide» Plautagenbesitzer sind erfahrene Pflanzer, die schon vieleJahre in de» Trope» sind. Der Arzt hat de» Leist- undWehlan- Skandal erlebt. Der Postsekretär ist auch schon zweiJahre hier."—Oesterreich.Graz, 26. September. Bei den L a u d t a g s w a h l e nwurden von den, Großgrundbesitz II von den bisherigen Ab-yeordueten wiedergewählt; neugewählt wurde Gras Lamberg.Von den gesanunten 60 Landtags-Abgeordneten wurden 41 wieder-gewählt.—Türkei.Konstantinopel, 2S. September. Nachrichten zufolge, welcheder türkischen Regierung zugingen, hat im Wilajel Wan ein un-bedeutender Znsammenstoß der Truppen mit Armeniern statt-Sefunden, welch' letzlere in das Gebirge flüchteten. Die Verlustend auf beiden Seiten gering.—GowevkfckxsifkNckzes ausIsranltveittz.Paris, 24. September 1896.I. Die gewerkschaftlichen Strömungen.Die Frage der Beziehungen zwischen der gewerkschaftlichenund politischen Organisation, welche gegenwärtig die deutscheArbciterwelt beschäftigt, steht in der französischen Arbeiterbewegungfeit vielen Jahren im Vordergrunde des Interesses. Die bekannte»Vorgänge innerhalb der französischen Delegation quf demLondoner Kongreß haben der Streitfrage neuen Zündstoff zu-geführt. Und zwar hat sie in Frankreich infolge der große»Verschiedenheiten zwischen den vereinsgesetzlichen und namentlichde» parteipolitischen Verhältnissen der beide» Länder einen ganzanderen Inhalt und eine ganz andere Tragweite, als in Deutsch-land. Während hier die Diskussion sich um eine mehr oderminder weitgehende Ausdehnung des Wirkungskreises der Ge-ivcrkschaften dreht, berührt die Streitfrage in Frankreich dieGrundlagen der Arbeiterbewegung, Eine starke, vielleicht diestärkste gewerkschaftliche Richtung möchte die politische Aktionwo nicht zum alten Eisen werfen, so doch in den Hintergrunddränge», zu einem bloßen Anhängsel der gewerkschaftliche» Aktionmachen.Von diesem Geiste war der soeben beendete Gewerk-schafts-Kongreß zu Tours beseelt. Dem Berichte überdie Verhandlungen dieses Kongresses sei eine Betrachtung derfranzösischen gewerkschaftlichen Strömungen vorausgeschickt.Die eigenartigen sozialistischen Parteiverhältnisse Frankreichs,das Bestehen von mehreren durchaus selbständigen bezw. miteinander rivalisirenden Partei- Organisationen übt auf dieGewerkschaften einen entscheidende» Einfluß aus. Ein fran-zösischer Gewerkschafter ist, soweit er nicht polirisch indifferentist, entweder Sozialdemokrat(Anhänger der„?arti ouvrierfran�ais«), oder Blanquist(Anhänger des„Revolutionären Zentral-komitees"), oder Broussist(„Föderation der Arbeiter Frankreichs"),oder Allemanist(„sozialistisch-revolutionäre Arbeiterpartei") oder—freilich ausnahmsweise— Anarchist. Seine Ansichten über die Rolleder gewerkschaftlichen Organisation sind stets von seinem be-sonderen parteipolitischen Standpunkte diktirt.Die sozialdemokratischen Gewerkschaftendenken über die Aufgaben der Gewerkschaften, wie die über-wiegende Mehrzahl der deutschen Genossen. Die endgillige Be-freiung der Arbeiterklaffe, die Verwirklichung der letzten Zieleder Arbeiterbewegung erwarten sie von der Eroberung derpolitischen Macht durch die politische Organisation, welche zu-gleich für die gesetzgeberischen, im Nahmen der kapitalistischenGesellschaft zu verwirklichenden Sozialreformen zu wirkenhat. Den Gewerkschaften bleibt somit die Rolle von Kampfes»organisationcn zur Erringung besserer Arbeitsbedingungen, zurErweckung deS Solidarilätsgefühls und des Klassenbewußtseinsder Arbeiterschaft. Daneben befassen sich die sozialdemokratischenwie die sonstigen Gewerkschaften auch mit sozialpolitische» undrein politischen Frage». Auf ihrem vorjährigen Kongreß zuT r o y e s behandelte» sie z. B. neben gewerkschaftlichen undsozialpolitischen Fragen die Frage der Eroberung der Gemeinde-rälhe durch die Arbeiterklasse und die Agrarfrage, wobei sie diebetreffenden Parteitagsbeschlüfse zu den ihrigen machten. Des-gleichen beschicken sie als Gewerkschaften die Partei»kongresse. Das Syndikats-Gesetz von 1834 verbietet zwar—indirekt— die Beschäftigung mit politischen Angelegenheiten;thalsächlich wird aber das Verbot von den Gewerkschaften un-beanstandet umgangen.")Das enge, unter den deutschen vereinsgesetzlichen Bedingungenunmögliche Verwachsen der Gewerkschaften mit der politischenOrganisation findet man namentlich auch bei den Alle»nr a n i st e n. Ein Beweis, daß diese Erscheinung keineswegs etwadarauf zurückzuführen ist, daß die Arbeiterpartei den Gewerkschafteneine untergeordnete Bedeutung beimißt. Die allemanistischenPolitiker und Gewerkschafter vertreten nämlich irr der schärfstenWeise den entgegengesetzten Standpunkt. Die politische Thätig-keit betrachten sie eigentlich als ein nolhwendiges Uebel und legenihr höchstens nur agitatorischen Werth bei. Sie betheiligen sichzwar an den Parlaments- wie an den Departements- undGemeindewahlen, über kste Eroberung der politischen Macht durchdas Proletariat denken sie aber in der überwiegeude» Majoritättncht viel anders wie die Anarchisten. In den Reden ihrerberufensten Führer, in ihrem offizielle» Wochenblatt kehrenimmer wieder die bekannten Nieuwenhuis'sche» und anarchistischenAusfälle gegen die �Parlamentarier". Die Rolle, welchedie Sozialdemokratie der politischen Organisation zuweist,weisen die Allemauisten der gewerkschaftlichen Organisationzu: diese sei einzig berufen, die politische und ökononnsche �Herrschaft der Bourgeoisie zu vernichten. Das unfehlbare Mitteldazu ist der Generalstreik.Die Extreme berühren sich. In gewissen, Sinne kann niansagen, daß der auf die Spitze aetnebene nurgewerkschasllicheStandpunkt der Allemanisten ins Gegentheil umschlägt, indemdie gewerkschaftliche Organisation zum Hebel einer Revolutiongemacht werden soll, die ebenso sehr p o I l t i s ch wie ökonomischist. Den Gewerkschaften wird somit unmittelbar ein eminentpolitisches Ziel stefteckt. Der Molißre'sche Bourgeois sprachfein Leben lang ,» Prosa, ohne es zu wissen.Die allemanistischen Gewerkschaften sind ihm entschiedenüber: sie treiben Politik und verwahren sich zugleichaufs entschiedenste, mit der Politik etwas gemein zu haben.Wenn sie nach der Souveränetät der Gewerkschaften rufen, sobeabsichtigen sie damit stets, die Gewerkschaften dem Einflüsseder— anderen politischen Fraktionen zu entziehen. Sie forderna», lautesten die Trennung der Gewerkschaften von der Politik,um desto ungehinderter a l l e m a n i st i s ch e Politik treiben zukönnen. So haben sie auf dem vorjährigen Gewerkschaftskongreßzu L i m o g e s. wo sie in der Mehrheit waren, beschlossen, daßdie damals neugeschaffene„Konföderation der Arbeit"„sich außer-halb jeder politischen Schule" zu halten habe. Zugleich setzten sie") Das indirekte Verbot ist im Art. S deS Gesetzes enthalten.der also lautet:„Die beruflichen Fachvereine haben zum aus-s ch l i e ß l i ch e n Zweck das Studium und die Wahrung derökonomischen, industriellen, kommerziellen und laudwirthschaftlichenInteressen." Auf die Ueberschreitung deS Verbot» ist übrigens>mr eine Geldbuße von IS bis L00 Franks gesetzt(Art. S),aber die Aufnahme der Generalstreiks, d. h. des politischenGrundprinzips der allemanistischen Partei, in die Statuten derKonföderation durch.Das„Revolutionäre Zentralkomitee" ist einerein politische Organisation, von der Gewerkschaften prinzipiellausgeschlossen sind. Die wenigen Gewerkschaften, welche politischdie Ansichten dieser Organisation theilen, nehmen zum General-streik, wie ihre politischen Gesinnungsgenossen überhaupt, eineetwas unbestimmte Stellung ein. Weder erblicken sie in ihmmit de» Allemanisten das revolutionäre Zaubermittel zur Um-wandlung der kapitalistischen Gesellschaft in die sozialistische, nochlehnen sie ihn mit den Sozialdemokraten als eine Utopie ab. IhrEklektizismus nähert sie jedoch auf gewerkschaftlichem Gebiete denAllemanisten, von denen sie sich dadurch unterscheiden, daß sie dieForderung der strengen Trennung der gewerkschaftlichen und derpolitischen Organisation wirklich ernst nehme». Sie sehen darinmit recht die einzige Möglichkeit, das politisch gespaltene Prole-tariat rn einer einzigen gewerkschastlichen Organisation zu ver-einigen. Aber freilich übersehe» sie, daß die nothwendige Vor»bedingung zur gewerkschastlichen Einigung des Proletariats dieAbsage an das allemanistische Generalstreik-Dogma ist.Schließlich giebt es in Frankreich(von den Broussisten kannman wegen ihrer namentlich auch in gewerkschaftlicher Beziehungeinflnßlosen Stellung absehen) gewerkschaftliche Organisationen,welche den nur gewerkschaftlichen Standpunkt des alten engli-schen Trades-Unionismus einnehmen, die also einem politischfarblosen, gemäßigten Sozialresormerthum huldigen. Die stärkstevon diesen Organisationen ist die„Nationale Föderation derBucharbeiter"(?äciäration äes gtynäioats du Livre).Zur genaueren Feststellung der verhältnißmäßigen Stärke deroben skizzirten gewerkschaftlichen Strömungen fehlen die nöihigenAnhaltspunkte. Die sranzösischen Gewerkschaften veröffentlichenkeine Statinik über ihre Mitgliederzahl. Die Enquete des Handels-Ministeriums, deren vorläufige summarische Ergebnisse kürzlichin der Tagespresse bekannt gemacht wurden, ist erstens unvollnändig,weil sie nur über die amtlich angemeldeten Gewerk»schasteu, die sich dem Gesetze von 1834 gefügt haben, Auswirftgiebt, und zweitens enthält sie natürlich keine Angaben über diepolitische Richtung der einzelneu Organisationen. Man kannimmerhin zuverlässig behaupten, daß die sozialdemokratischeArbeiterparlei und die Allemanisten in ihren Reihen die.über-wiegende Mehrzahl der sozialistischen Gewerkschaftenzählen, wovon die größere und stärkere Hälfte allemanistisch ist.Die Spaltung der Gewerkschaften in zwei feindliche Landes-Organisationen datirt seit dem 1384 er Kongreß zu Nantes.Die Ursache der Spaltung ist und bleibt die Frage desGeneralstreiks. Der Kongreß von Nantes, feit der Gründung derLandesorganisation der sechste, war die letzte gewesene Tagungder Gewerkschaften. 139S wurde die Spaltung perfekt durch dieAbhaltung von zwei gesonderten Gewerkschaftskongressen, diebeide sich den Titel des„siebenten" Jahreskongrefses beilegten.In Troyes tagte der Kongreß der sozialdemokratischen„Nationalen Föderalion der Gewerkschaften und BerufsverbändeFrankreichs".') In L i m o g e s wurde die„Konföderation der'Arbeit" gegründet, die neben den führenden allemanistischenElementen die Gewerkschaften der anderen, nichtsozial-demokratischen Richtungen, sowie die politisch farblosen Organi-sationen umfaßt.Was die verschiedenartigen Elemente der Konföderirten eint,ist das mehr oder minder bewußte Streben, die gewerkschaftlicheAktion über der politischen zu stellen. Die gemäßigten Nur-gewerkschafter nehmen den Generalstreik der sozialrcvolutionärenNurgewerkschafter mit in den Kauf, weil sie den ganzen General»streik-Lärm für einen harmlosen Zeitvertreib halten. Um dieschlimmen Rückwirkungen der Generalstreik-Konfusion auf diepolitische Arbeiterbewegung haben sich diese Elemente natürlichnicht im mindesten zu kümmern. Im übrigen ist der loseRahmen der streng föderativ organisirten Konföderation geradedarauf berechnet, den heterogenen Bestandtheilen derselben imalltäglichen praktischen Wirken vollkommen freie Hand zu lassen.Nach dem ersten Jahre des Bestehens der Konföderalionzu urtheile», sind die alljährlichen Kongresse fo ziemlich ihreeinzigen selbständigen Lebensäußerungen.In einem folgenden Artikel wollen wir nun den zweitenbezw.„achten" Jahreskongreß der Konföderation behandeln.Zum Wahlkampf im Kreise Brandenburg-West-Havel»land wird uns von dort geschrieben:In unserem Reichstags-Wahlkreise standen sich im Jahre 1893fünf Parteien gegenüber: die Sozialdemokratie, die freisinnigeVolkspartei, die Nationalliberalen, die Antisemiten und dasZentrum. Die drei letztgenannten Parteien haben dieses Malkeine eigenen Kandidaten aufgestellt.Das Zentrum, das bei der 1833er Wahl 314 Stimmenbekam, bemüht sich, die Polen durch Flugblätter von derSozialdemokratie fernzuhalten, in der Hoffnung, daß sie inder Heimalh für die dem Zentrum verwandte Polenfraktionwieder zu haben sein werden. Bon unserer Seite wird dieserAgitation noch entgegengetreten werden.Die Antisemiten, die 1833 V77 Stimmen erhielten,werden sich auf die Seite des agrarischen Kandidaten, des Land-ralhs v. L o e b e l l, schlagen. Der verstorbene AbgeordneteWiesicke war formell der Kandidat der Nationalliberalen,faktisch aber der Kompromißkandidnt dieser Partei und der Agrarier,deren Interessen durch ihn als Großgrundvesttzer durchaus gedecktwaren. Ter diesmalige Kandidat der Konservativen, derschon genannte Landraih v. Loebell in Rathenow, ist einAgrarier vom reinsten Waffer, Mitglied des Bundes der Land-wirlhe.Die Nationalliberalen wurmt es, daß mit Wiesicke derletzte ostelbische Nationalliberal« au» dem Reichs-tag verschwunden sein soll»nd daß die Konservativen ihnennicht wieder den gleichen Liebesdienst wie 1393 erweisen wollen;sie würden ja schon zufrieden sein, wenn der nationalliberaleMischmasch- Kandidat nur Titular- Nationalliberaler wäre.in seinem Thun und Lassen wollten sie ihm schon keineVorschriften machen. Eine völlig eigene Kandidaturder Nationalliberalen wäre so sehr aussichtslos, daß siesich scheuen, sich auch nur vor aller Welt zu zählen.Aller Wahrscheinlichkeit nach werde» sie die Unliebenswürdigkeitder konservativen Brüder damit bezahlen, daß sie für den Kauf-man» Karl B l e l l stimmen werden.Die B l e l l' schen find aber auch viel entgegenkommendereLeute; sie nenne» sich nicht sreisinnig, nicht Volkspartei, nichtFreisinnige Vereinigung, fie schneiden das Kleid auf Zuwachszu; so haben wir denn hier vor ganz Deutschlandden Vorzug einer„Liberalen Partei". DaS Verhalten unserer„Liberalen" schon bei den Gemeindewahlen im Stadlbause, inden wirthschastlichen Kämpken, ganz besonders aber in. diesemWahlkanipf ist derartig, daß einem waschechten Nationalliberalensein politisches Gewissen kaum Beschwerden machen dürste, wenner für Herrn Blell stimmt. Was die„Liberalen" bisher gegenden konservativen Kandidaten vorgebracht haben, kommt wenigüber das hinaus, daß Herr v. Loebell als Landrath im Kreise bleibensolle und daß ein Landrath von der Regierung abhängig sei. DieFront ihrer Geschütze richten die„Liberalen" gegen die sozial-demokratische Partei; d. h. die„Liberalen" wohl eigentlich auchnicht, weil diese mit Ausnahme eines sehr oberflächlichen Flug-blattes und einer Vereinsverfammlung hinter verschlossenenThür«» noch garnichts gethan haben. Das einzige„liberale"Blatt im Kreise, die„Rathenower Zeitung", ist unfähig, auchnur«ine Zeile aus eigenem zu geben, und klatschteinfach ab, was die„Freisinnige Zeitung" ihr vor-') In diesem Jahre hält die Föderation keine» Kongreß ad.schreibt. Diese hat es übernommen, den Kampf gegendie Sozialdemokratie in diesem Wahlkampf zu führen, und zwarnicht gerade im Interesse der freisinnigen Volkspartei oder desliberalen Mischmaschs, sondern in Vertretung des kapitalistischenKlüngels überhaupt, wie sie selbst auch unverblümt genug zugestand.Kein sozialdemokratisches Flugblatt, keine Zeile der„BrandenburgerZeitung", unseres Partei-Organs. kein Wort sozialdemokratischerRedner läßt die„Freisinnige Zeitung" unglossirt; aber was sieschreibt, ist in keinem Punkte spezifisch„liberal", sondern ganzallgemein kapitalistisch, und die Art, wie sie schreibt, erinnert sehrlebhaft an die üblichen Stiftungsfest-Reden in Kriegervereinen.Einen schwachen Versuch machte die„Freisinnige" noch mit derAusgabe einer Wahlzeitung, die aber bisher über Nr. 1 nichthinaus gelangt ist und nur das allgewöhnlichste Geschimpfeenthält......Diesen Verhältnissen muß natürlich auch dle Tal tu vonunserer Seite angemessen sein. Was gesagt wird, gilt für diebürgerlichen Parteien überhaupt, gleichgiltig, ob es einmal andie konservative oder das andere Mal an die„liberale" Adressegerichtet wird. Im übrigen haben beide Parteien im Kreiseselbst seit Jahren sich so viel aufs Kerbholz gesetzt, daß uns derKampf dadurch wesentlich erleichtert ist.Von unserer Seite wird alles gethan, was geschehen kann.So wurden in Brandenburg und Rathenow mehrere große Ver-sammlungen abgehalten, wo unser Kandidat Peus sprach;in zwei Versammlungen in Brandenburg sprachen Regierungs-Baumeister Keßler und Reichstags-Abgeordneter Vogt Herr;am Montag Abend wird Peus in einer Versammlungauseinandersetzen, daß auch die Frauen Interesse an dem Siegeder Sozialdemokratie haben. Auf Wunsch der Frauen wird»nKürze auch eine Genossin sprechen, insbesondere über die Thätig»keit, die die Frau in dieser Wahlbewegung zu entfalten hat.Demnächst wrrd überhaupt ein spezieller Versammlungs-Kalender festgestellt werden. Da auf dem Lande bisherdurch die Gegner alle Versammlungen verhindert wurden,haben Peus und andere Genossen dort die Agitation im Wegepersönlicher Unterhaltung mit Landleuten und Arbeitern be-trieben. Für den Heuligen Sonntag sind Agilalionstouren nachdrei Punkten geplant; eine dieser Touren hat eine Versammlungzum Ziel. Ebenso, intensiv ist bei.der Verbreitung von Flugblättern,deren Gesammtzahl sich bis jetzt auf mehr als 100 000 Stück beläuft,gearbeitet worden. Die Landagitation ist sorgfältig organisirt.Die betreffenden Strecken werden stets von denselben Personenbegangen, die also schon bei der Bevölkerung bekannt sind undderen Verhältnisse daher immer besser kennen lernen unddamit die Agitation mit jedem Male nutzbringender gestalten.Bon besonderer Wichtigkeit aber ist. daß die„BrandenburgerZeitung" nicht nur in die Hände der bisherigen Leser gelangt.Man hat sich nicht darauf verlassen, daß der Kampf der Presseohnehin neue Freunde zuführe, was allerdings der Fall ist,sondern es werde» tagtäglich viele hundert Exemplare gratisaus das Land hinausgesandt und nach einem genau festgestelltenPlane so sorgfältig vertheilt, daß ihre denkbar größte Verbreitungauf dem Lande während des WahlkampfeS gesichert ist. Alleeintreffenden Nachrichten bestätigen, daß uns die Stimmung auf demLande günstig ist, und in den beiden Industriestädten Rathenowund Brandenburg herrscht eine so gehobene Kampfesstimmung imProletariat, daß das eine bereits heute außer allem Zweifelsteht: die bürgerlichen Parteien unseres Wahlkreises werden am29. Oktober einen bösen Denkzettel erhalten. Sie treibens aberhier auch etwas gar zu arg— die liberalen Schlotbarone nichtminder wie die Agrarpaschas und die Herren von RegierungsGnaden.Der Vorstaud des«uchdruckerverbandeS ließ uns durchHerr D ö b l i n schreiben:„Nr. 224 des„Vorwärts" enthält die Mittheilung, daß inSolingen zwischen der Leitung der Genossenschafts-Buchdruckereiund deren Setzerpersonal Differenzen ausgebrochen und die Setzerdie Arbeil eingestellt haben. Dieses Vorgehen glaubt der„Vorwärts"den Personen zuschieben zu sollen, welche an der Spitze derOrganisation stehen. Wir erklären, daß dem Verbandsvorstandevo» dem Vorgehen des betreffenden Personals nichts bekanntwar, er also«rnen Einfluß aus die Handlungen der Setzer nichtausübe» konnte. Ebenso wenig trifft es zu, daß bei Diffe-renzeu sozialdemokratischen Geschäften gegenüber eine andereHandhabung in unserem Sinne liege, als bei bürgerlichen Unter«»ehmungeu. Wir find in allen Fällen, wo uns eine Einfluß-nähme möglich, bemüht, bei Differenzen eine Verständigung anzu-bahnen."Diese Versicherung des Verbandsvorstandes ist ja recht er-freulich, leider sprechen die Thatsachen nicht dafür, daß der Vor»stand irgend etwas gethan hätte, um die Mitglieder über dieUeberflüssigkeit des Streiks in sozialdemokratische» Geschäftenaufzuklären. Als z. B. die Setzer des„Volksblatts für Halle"wegen Differenzen über die Bezahlung des 1. Mai streikten,wodurch die Maifeier des internationalen Proletariatsso schmählich karrikirt wurde, hätte der Verbands-vorstand eine um so passendere Gelegenheit gehabt, aufdie Mitglieder in jenem Sinne ausklärend einzuwirken, alser in Berlin selber mit für den Weltfeiertaa der Arbeitmauifestirt hat. Es ist aber nichts dergleichen geschehen. Hättees sich dagegen anstatt um einen sojlaldemokratischen Betriebum den Betrieb irgend eines bürgerlichen Großprotzen gehandelt,der Verbaudsvorstand würde sich beeilt haben, vor derartigenkindischen Streiks generell zu warnen.Eine amüsante Aitekdot« bringt da?„Sächsische Volks-blatt" in Erinnerung. Als vor einem Mcnschenalter GenosseBebel nach seiner Wahl in Glauchau-Meerane zum ersten Maleim Reichstage gesprochen hatte, schrieben die„Meeraner Nach-richten" hämisch: Gester» hat der jugendliche Drechslermeisterund neugebackene sozialdemokratische Abgeordnete Bebel seineJungfernrede im Reichstage gehalten. Infolge dessen solldas Schweinefleisch um einig« Pfennige ab»geschlagen sei n."Unsere Meeraner Genossen antworteten prompt im Waldenburger Blatt, daß dafür die konservative» Ochsen inDeutschland noch hoch im Preise stünden, undsie hatten die Lacher auf ihrer Seite.Polizeiliches, Gerichtliches».— Vom Schöffengericht in Zielenzig wurde GenosseS ch ö p f l i n, Redakteur der„Märkischen Volksstimme", wegenBeleidigung des Schuhmachermeisters Vogel zu 100 M. Geldstrafeverurtheill. Die Verhandlung zeitigte eine interessante Episode.Auf die Frage des Vorsitzenden an den Zeugen Vogel, er habesich doch durch die betreffenden Notizen beleidigt gefühlt undStrafantrag gestellt, erklärte derselbe, daß er keine sozialdemo-kratischen Blätter lese,„aber der Herr Amtsrichter ließ michkomnien und zeigte mir die drei ZeitungSnummern." Nach der„Märkischen Bolksstimme" handelt«s sich um den früherenAmtsrichter.— Der vexantwortliche Redakteur d«S„S a a l f« l d e rV ol ks b l a t t". Genosse Türke, wurde wegen Beleidigungdes Fabrikanten Moritz in Tauberbach zu 10 M. Geldstrafeund den üblichen Nebenstrasen verurtheilt; Genosse Wage-mann, der früher« Redakteur desselben Blattes, wegen Be-leidigung deS Bürgermeisters in Frankenhausen zu 40 M. Geld-straf« oder 7 Tagen Haft.GewvMMaftliches.Zur Berliner Buchbinderbeweguug. Im Streikbefinden sich die Personale der Firmen: Frentsch,Wallstr. 11. Leo S im s o n, Spandauerftr. 72. Carllliechlin, Engel- User». Selmar Baier, Dres-denerstraße gö. ÄlexanderWeber, Lindedtr. 68. Bern-Harb Paul. Wilhelmstr. 82a. Büxenstef», Friedrich-