Zur Frage des Minimallohnes.
aber mit dem einen Vorbehalt, daß dieser Preis nicht mehr
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unter die Grenze der Lebensnothdurft sinken kann. Van wegung, entsprechend dem deutschen Geiste, immer das In Frankreich und Belgien steht in der Arbeiterwelt Beveren schloß übrigens ganz richtig damit, daß das Hauptgewicht auf das gründliche theoretische Durchdenken die Forderung des Minimallohnes viel mehr im Vorder- Lohnminimum, welches durch internationale Verträge sozialpolitischer Probleme und Streitfragen gelegt. Die grunde wie in Deutschland und den nordischen Staaten. auf alle Industrieländer ausgedehnt werden müsse, kein Romanen und ihre Nachbarn, sowie die englischen Arbeiter Auf allen Kongressen, in allen Programmen kehrt dieses genügendes Mittel sei, um die Krisen der Gegenwart zu haben sich viel mit praktischen Emanzipationsversuchen Verlangen ebenso oft wieder, wie bei uns etwa der Wunsch überwinden, daß ferner auf diesen ersten Schritt der zweite, beschäftigt und haben auf dem Gebiete des Genossenschaftsnach einer gesetzlichen Beschränkung des Arbeitstages, für der der Einführung eines Normal- Arbeitstages zu folgen wesens mit Selbsthilfe nicht unbedeutende Leistungen aufwelche die französischen Sozialisten selbstverständlich gleich- habe, eines Normal- Arbeitstages, welcher die Arbeitszeit zuweisen. Man kennt die traurige, nichts destoweniger falls mit Eifer eintreten. gegen die heutige wesentlich verkürzen müsse, wenn man aber sehr interessante Geschichte der französischen ArbeiterIn Gent suchte kürzlich Van Beveren, einer der wirklich die elende Lage der Arbeiter um etwas verbessern Assoziationen aus dem Ende der vierziger und dem Anfang Gründer der vlämischen sozialistischen Partei, in längerem wolle." der fünfziger Jahre. öffentlichem Vortrage die Nothwendigkeit eines MinimalDie Franzosen hatten damals alle Hoffnungen lohnes" eingehender zu begründen und seine Darlegungen Soweit die belgische und französische Meinungs- und alle Täuschungen durchlebt. Nach den mißlungenen scheinen uns wohl einer ausführlicheren Wiedergabe werth. äußerung. Versuchen der sogenannten utopistischen Sozialisten, aus Nachdem Van Beveren erklärt hatte, daß man unter Wir müssen ganz offen gestehen, daß durch dieselbe kleinen Anfängen heraus eine Neugestaltung des sozialen einem Minimallohn denjenigen Lohnbetrag verstehe, der unsere Zweifel an der Möglichkeit eines öffentlich festge- Organismus anzubahnen, kam die Februarrevolution, welche zur Bestreitung des nothwendigen Lebensunterhaltes aus- seßten Minimallohnes nicht beseitigt worden sind. die Periode der unglückseligen Nationalwerkstätten für die reiche und unter dem zu zahlen gesetzlich verboten werden Schon die Begründung Van Beveren's macht uns Arbeiter eröffnete und mit der Junischlacht abschloß. Nachsolle, fuhr er fort: stußig, weil sie über ideologische Behauptungen nicht her warfen sich die französischen Arbeiter begierig auf Ebenso wie ein gewisses Mindestmaß von Dampf hinauskommt. Man mag an das Recht auf Existenz und genossenschaftliche Experimente: sie gründeten Produktiverforderlich ist, um eine Maschine in Bewegung zu erhalten, damit auf auskömmlichen Lohn noch so leidenschaftlich Assoziationen aller Art, Tauschbanken u. s. w., und da sie so bedarf es auch einer gewissen Menge von Nahrungs- glauben: die herrschende Wirthschaftsordnung erkennt feine Mittel hatten, so legten sie sich die größten Entund Unterhaltsmitteln, um die Lebenskräfte des Menschen dieses Recht ebensowenig an wie das Recht einer Waare behrungen auf, um die Genossenschaften lebensfähig zu zu erhalten und eine gewisse Arbeitsleistung zu ermöglichen. auf Absatz und anständigen Preis. So lange die Arbeits- machen, von denen sie ihre soziale Befreiung erwarteten. Von dem Augenblick an, wo unsere Zivilisation dem Ar- kraft eine Waare ist, wird sie bei übergroßem Angebot- Allein die Genossenschaften konnten unter der gewaltigen beiter das Recht zum Leben zuerkennt, muß sie auch die wie dieses heute beständig stattfindet im Preise geworfen Konkurrenz der Privat- Industrie zu keiner Blüthe thatsächliche Möglichkeit dazu gewähren. Wenn man also werden wie jede andere Waare, die an Ueberproduktion gelangen und die Folgen des Staatsstreich vom 2. Sepseit dem Sieg der Jdeen der französischen Revolution vom leidet. tember 1851 fielen wie ein giftiger Mehlthau auf diese
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Jahre 1789 von den allgemeinen Menschenrechten" spricht Den Gewerkschaften steht hier nur ein geringer Einfluß Arbeiterverbindungen. Sie gingen sämmtlich unter, trot und wenn man die individuelle Freiheit, die Freiheit der zu. Und die Gesetzgebung? Nun, so lange sie von fapi- all' der Hingabe, die man während ihres Bestandes geMeinung, die Gleichheit vor dem Gesez und Aehnliches talistischen Interessen beherrscht wird, dürfte sie keinen sehen hatte. darunter verstanden hat, so hat man ein Recht gewöhnlich Grund sehen, den Arbeitslohn künstlich hochzuhalten, d. h. Betrachtet man nach all diesen Erfahrungen das anzuerkennen vergessen, nämlich das Recht auf den die Rente der Besitzenden künstlich zu erniedrigen. Und belgische Projekt, so wird man sich sagen müssen: die Lebensunterhalt, das doch schließlich das schwerwiegendste wenn die Gesetzgebung in der Hand der Arbeiter ruht, Konkurrenz der Privat- Industrie ist heute eine aller Rechte ist dann- wird es mit der Theilung in Lohn und Rente viel schärfere als früher, und die Arbeiter würden Der Staat seßt die Gehälter der Minister, der überhaupt vorbei sein. heute ganz andere Kapitalmassen aufbieten müssen, um mit Bischöfe und Geistlichen fest, er bestimmt die Bezüge der Eine Festsetzung des Lohnes bei Submissionen für der Produktion überhaupt nur beginnen zu können. DemBehörden, der Lehrer, der Post-, Telegraphen-, Steuer- den Staat und die Gemeinde scheint uns allerdings möglich gemäß halten wir es für ganz hinfällig, wenn man und Zollbeamten, der Offiziere der Armee, der Polizisten und aber man wird dabei immer finden, daß solche Fest- annimmt, das Ende der belgischen Kooperativ- GenossenGensdarmen, heißt das nicht: einen Minimallohn für segungen die Lohnhöhe nicht schaffen, sondern nur die schaften sei die ökonomische Emanzipation der Arbeiter. diese Leute festsetzen? Wenn Jemand gegen geringeren im freien Verkehr geschaffenen Lohnverhältnisse, mit geringen Daran ist gar nie zu denken. Entgelt die Stellung eines Ministers oder eines Richters aus- Schwankungen, sanktioniren. Auch die Preise von Mate= Wir glauben gerne, daß diese Genossenschaften ge= füllen wollte, so würde der Staat jeden solchen Konkurrenten rialien u. s. w. werden in Submissionskontrakten oft genug eignet sind, den Arbeitern viele Vortheile zu bieten. zurückweisen. Ist ein Posten frei, sei es in welchem festgestellt; aber auch hier werden die Waarenpreise nicht werden zunächst bewirken, daß die Arbeiter sich mit der Verwaltungszweige es wolle, so zählt man die Bewerber öffentlich regulirt; es werden vielmehr im günstigsten Verwaltung solcher Unternehmungen vertraut machen, die nicht nach Dußenden ab, man setzt mit der wachsenden Falle nur die Preise einer geradezu unanständigen feineswegs so leicht ist, wie manche glauben. Freilich ist Zahl der sich Anbietenden nicht die Gehälter herunter. Konkurrenz ausgeschlossen; die Bestimmungen der Kon- gewöhnlich der Uebelstand vorhanden, daß im Anfang, wo Wer die Stelle bekommt, hat sein festes Gehalt.... kurrenz bleiben im Grunde immer maßgebend. es gerade am nothwendigsten ist, die Verwaltung geschickt „ Für den Arbeiter aber, für den Produzenten ist Ein öffentliches Eingreifen in die Lohnfrage könnte und umsichtig und gewissenhaft zu betreiben, die geeigneten alles anders: sein Lohn, d. h. sein Brod, hängt von der daher auch höchstens eine durch die wirthschaftlichen Ver- Männer fehlen. Zahl der Unbeschäftigten ab, die sich anbieten. Haben hältnisse nicht gerechtfertigte Schmuskonkurrenz, gewisse ,, Ob die Unternehmungen selbst Erfolg haben, das doch sogar Manche offen auszusprechen gewagt, daß man Auswüchse beseitigen, aber niemals den Lohn dauernd hängt von der unter den Arbeitern selbst vorhandenen gerade die Zeit der Krisen nach Möglichkeit ausnüßen heben. Sie könnte vernünftigerweise kaum mehr sein, als Disziplin ab. Können die Arbeiter sich entschließen, sich müsse, d. h. daß die Perioden, in denen die Arbeits - eine gleichmäßigere Durchführung der von den Ge- in Masse an die von ihnen gegründeten und mit ihnen gelegenheit selten, das Angebot der Arbeiter aber überreichlich werkschaften mit den Meistern vereinbarten Tarife. Es verbundenen Genossenschaften zu halten, ihren gesammten ist, möglichst zur Herabdrückung der Löhne benutzt werden giebt ja immer einzelne Unternehmer, welche unter dem Waarenbedarf da und nur da zu entnehmen, so ist es für sollten Tarif löhnen, und diese Schmußkonkurrenz ist den voll- die Genossenschaften vielleicht möglich, in Flor zu kommen zahlenden Unternehmern selber ein Dorn im Auge; ein und von Tag zu Tag leistungsfähiger zu werden. Die Vorgehen gegen dieselbe durch öffentlichen Zwang, ohne Arbeiter können leicht einen Massenabsatz für ein bestimmtes unnüße Streiks, wäre alsdann wenigstens denkbar. Die Geschäft bewirken wenn sie wollen. Aber da gerade staatliche Erzwingung eines Minimallohnes würde in diesem ist der schwierige Punkt, an dem noch fast alle derartigen Falle ähnlich wirken wie der gesetzliche Normalarbeitstag: Unternehmungen gescheitert sind. alle Betriebe, welche nicht mit modernen technischen Hilfs-„ Die großen Privatunternehmer werden selbstverständmitteln versehen sind und sich nur durch die maßlose lich den Kampf mit solchen Arbeitergenossenschaften auf„ Es muß daher ein Lohntarif vorgeschrieben werden, Ausbeutung der Arbeitskraft durch niedrigen Lohn und nehmen und werden die Konkurrenz mit all' der Energie welcher allen beschäftigten Arbeitern das Recht auf die lange Arbeitszeit durchhelfen, würden genöthigt sein, betreiben, die in solchen Fällen von ihnen zu erwarten Eristenz sichert; der Staat und die Gemeinden müssen sich technisch besser auszurüsten oder wegen Konkurrenz- steht. Sie werden mit Schleuderpreisen auf den Markt nach dieser Seite bei allen öffentlichen Arbeiten vorangehen! unfähigkeit einzugehen. Die Möglichkeit, durch außerge- kommen. Die Arbeiterfrauen, die bei billigeren Preisen Seßen die staatlichen Lieferungs- Kontrakte nicht heute schon wöhnliche Hungerlöhne und außergewöhnliche Ueberarbeit, einige Groschen erübrigen können, kommen in schwere Verfest, daß alle verwendeten Materialien von bestimmt an- also auf Roften des Lebens der beschäftigten Arbeiter, suchung, ob sie der Genossenschaft treu bleiben oder zum gegebener bester Qualität sein müssen? Schreiben sie nicht sich konkurrenzfähig zu erhalten, wäre dann gründlich ab- billigen Privatgeschäft gehen sollen. Und gewöhnlich siegt den Preis derselben vor, ja bisweilen sogar auch die geschnitten und diese Wirkung ist an sich gewiß zu wünschen. die Versuchung. Dann aber haben die Genossenschaften Fabrik, aus der sie bezogen werden müssen? Es ist durch Aber an eine Möglichkeit, durch Minimallöhne Jedem auch einen schweren Stand. Und wenn sie erst einmal aus nicht schwieriger, auch den Lohnsatz vorzuschreiben, wenigstens das Recht auf eine leidliche Eristenz zu sichern, nach welchem die angestellten Arbeiter bezahlt werden glauben wir nicht, weil dieses Recht zunächst wieder das müssen. Mag die Zahl der sich zur Beschäftigung an Recht auf Arbeit " überhaupt vorausseßen würde bietenden Arbeiter auch noch so groß sein, so darf doch wie wollte man dieses heute verwirklichen? nicht da gespart werden, wo es sich um Menschenleben handelt.
„ Mit einem so barbarischen Zustand muß man endlich aufräumen. Das Gesetz verbietet den Verkauf von gestohlenen Gegenständen; es darf auch den Unternehmern nicht die Freiheit lassen, auf das Elend der Arbeiter zu spekuliren und so den Werth der Arbeit zu stehlen( voler la valeur du travail), wie der Hehler den Werth des unterschlagenen Gegenstandes stiehlt.
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und
Produktiv- und Konsumgenossenschaften der Arbeiter.
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erschüttert sind, dann kommt gewöhnlich innere Zwietracht hinzu, welche leicht den Ruin des Ganzen herbeiführt. Das Gedeihen solcher Unternehmungen hängt von dem Maße der Disziplin in den Massen ab. Wer solche Genossenschaften gründet, muß in dieser Beziehung seiner Sache sicher sein.
Diese Genossenschaften können gute und auch billige Vande und Steen, bereits in der Gemeinde St. Josse- TenWaaren liefern, sie können gute Verwaltungsleute ausNoode, er muß nur allgemein durgeführt werden. der Arbeiter handelt, wird sie, wie man weiß, im Namen und Gebrauchsgegenstände zu produziren, sondern auch den betrifft doch viel andere Dinge, als den Waarenaustausch Jedesmal, wenn es sich um eine Maßregel zu Gunsten schaften, die es unternommen haben, nicht nur Lebensmittel Richtungen fördern; aber ein Mittel zur Emanzipation In Belgien besteht eine Anzahl von Arbeitergenossen- bilden und das Zusammenleben der Arbeiter nach allen der„ Freiheit" bekämpft. Im Namen der Freiheit des Absatz und Vertrieb derselben zu vermitteln. Auf zwei und den Konsum. Die große Arbeiterbewegung hat alle sind sie schwerlich, denn die Emanzipation der Arbeiter Arbeiters" haben denn auch Einzelne die Forderung des Kongressen haben sich diese Genossenschaften zu einer
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als„ die Assoziation der Assoziationen" bezeichnet.
Die französische sozialistische Presse.
II.
Minimallohns zurückgewiesen. Aber der Minimallohn stößt Aber der Minimallohn stößt verschmolzen und sie lassen sich nicht in dem engen Rahmen durchaus nicht die Freiheit der Arbeiter vom Throne, und" Föderation"( einem Verband) zusammengethan, die sich politischen und sozial- ökonomischen Fragen miteinander ebenso wenig das berühmte Gesetz von Angebot und Nachfrage". Man verhindert nur, daß die niedrigen austauschen; sie wollen gemeinsame Zentral- Fabriken und Diese Genossenschaften wollen ihre Waaren untereinander von Konsum- und Produktivgenossenschaften unterbringen." Preise, welche die Unternehmer bei Submiſſionen u. s. w.-Werkstätten schaffen, sie wollen ein Zentral- Spezereigeschäft, fordern, auf Kosten der Arbeiter ermöglicht werden, die eine gemeinsame chemische Fabrik, eine gemeinsame Dampfman mit Hungerlöhnen abfindet!" mühle für die zur Föderation" gehörigen Bäckereien, sowie Schiffe zum Waarentransport beschaffen; sodann wollen sie Der Pariser , Sozialiste" fügt diesen Ausführungen eine dauernde Verbindung mit den Produktivgenossenschaften 3 Die Fehler des ,, Cri du Peuple" haben sich behinzu: Nichts ist richtiger als diese Darlegung. Aber anderer Länder herstellen. deutend gesteigert, seitdem nach Vallès' Tode die Leitung der Genter Redner hätte, um ein für alle Mal mit solchen Dies Unternehmen schreibt das„ Philadelphia in die Hände seiner Freundin Mme. Sévérine übergegangen unsinnigen Einwendungen aufzuräumen, ganz allgemein Tageblatt" ist ein sehr interessantes und wir be- ist. Dieselbe ist eine dem Sozialismus gewiß wohlgesinnte, be- iſt. bemerken können, daß, wenn man auch öffentlich einen dauern nur, daß wir keine Geschäftsberichte und sonstiges aber unklare, launenhafte, theoretisch nicht geschulte Frau, Lohn festsetzt, der sich mit dem nothwendigsten Lebens- Material zur Hand haben, aus dem wir uns über den die der Selbständigkeit ermangelt und sich stets unter unterhalt der Arbeiter deckt, diese doch immer noch freie Stand der Sache genau unterrichten könnten. Dennoch irgend einem Einfluß befinden muß. In der Person eines Hand haben, von ihren Unternehmern einen höheren wollen wir nicht verfehlen, uns über die allgemeinen gewissen Labruyère, eines Typus des journalistischen Lohn zu erzwingen. Das Gesez von Angebot und Nach- Gesichtspunkte, die sich uns bei dieser Sache darbieten, grundsatzlosen und geldgierigen Lumpenproletariats, der frage" wird auch weiter auf den Preis der Arbeit wirken, etwas zu verbreiten. vielfach als Agent der Polizei bezeichnet worden ist, gerieth
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