Die UMdkMs*Mahlelr(als durchaus achtlMgZwerth bekannt. Jedenfalls haben feiner AmtsÜberschreitung, über deren Verlauf selbst mir näheres nicht bekanntist und zu der er sich in übertriebenem Pflichteifer hat hinreißen----— s-n—fc-----—---- � lassen, keinerlei unlauter- Motive zu gründe gelegen.Ist doch die Stellung eines Polizcibeamten solchen Vagabundengegenüber, die ich in meiner� früheren Stellung als GefängnißIn den ersten Tagen der vorigen Woche haben in diesemkleinen Bundesstaat die Wahlmänner-Wahlen stattgefunden. DieWahl hat dieses Mal ein größeres Interesse nicht blos für dasvldenburgische Volk, sondern auch für weitere Kreise außerhalbOldenburgs wachgerufen. Einmal, weil bei diesen Wahlen schonsich zeigen mußte, ob die Wähler hinter der Majoritätletzten Landtags stehen, die zwei Ministern ein Mißtrauensvotumertheilt hat, worin die Krone einen Eingriff in ihre Rechte erblickte, und zweitens weil die sozialdemokratische Partei sich zumersten Mal ernstlich an der Wahl belheiligte. ImJahre 1893 hatten zwar im fünften Wahlkreis, dender Nmtsbezirk Jever bildet, die Genoffen in den an der preußischenGrenze bei Wilhelmshaven liegenden, zu diesem Wahlkreis gehörenden Gemeinde» Bant, Heppens, Neuende und Schortensganz im stillen und fast ohne jede Agitation sich an der Wahlbetheiligt und den Kreis beinahe gewonnen. An der Majoritätder oesammten Wahlmänner fehlten nur drei Stimmen. Bei derWahl der vier Abgeordneten, die der Kreis zu wählen hat,hielten jedoch die Wahlmänner der gegnerischen Parteien so festzusammen, daß kein Wahlmann zu gewinnen war und die sozial-demokratischen Wahlmänner mit zwei Stimmen in der Minoritätblieben.Dieser Erfolg war nur möglich, weil die Wahlbeiheiligungbislang und besonders auf dem Lande eine über alle Begriffegeringe war, obschon das Wahlsystem kein so ungünstiges ist.Das Wahlrecht ist ein allgemeines und gleiches mit derBeschränkuugdaß nur Oldenburger, soweit sie nicht Knechte und Handwerksgesellen, die beim Arbeitgeber Kost und Wohnung haben, sind, wählenkönnen. Ferner ist die Wahl der Abgeordneten eine indirekteFür diese Wahl beschloß nun die sozialdenwkratische Partei au, einer Konferenz, die in Oldenburg im Juli stattfand, überall dapvo ans Erfolge zu rechnen sei, in die Wahlbewegung eiuzutreien Es sind dies drei Wahlkreise und zwar: der erste KreisStadt und Amtsbezirk Oldenburg, der zweite Stadt undAmtsbezirk Delmenhorst und der fünfte Stadt und Amtsbezi.rk Jever. Es wurde nun eine rege Agitation entfaltet,die ihre Früchte getragen hat. Im fünften Wahlkreise wäre zwareine lreberrumpelung möglich gewesen, doch verzichteten die Genossendaraus.. Nicht nur. daß anzunehmen war, die Gegner würden diesmalrühriger sein und sich möglichst zahlreich nach der Wahlurne bcqiicniensondern sie wollten sich nicht durch Scheinerfolge blenden. Auchlag unS daran, zu erfahren, wieviel Wähler die Gegner derSozialdemokratie auf die Beine zu bringen vermochten, wenn dieGefahr so nahe war wie hier, einen Wahlkreis an die Sozialdemokraten zu verlieren. Das Resultat der Wahlmänner-Wahlenfür die Sozialdemokratie ist denn nun folgendes: Im erstenWahlkreis Oldenburg wurden keine sozialdemokratischenWahlmänner gewählt; im zweiten Wahlkreis D e l m e n h o r st 3im fünften Wahlkreis Jever 3b; im achten Wahlkreis Fürstenthnm Lübeck 11 Wahlmänner. Zum besseren Verständniß sei hierbemerkt, daß das Großherzogthum Oldenburg aus folgenden dreiLandestheilen besteht: dem Herzogthum Oldenburg, demFürstenthum Lübeck in Schleswig-Holstein und dem FürsteuthumBirkenfeld am Fuße des Hundsrück und im Nahethal gelegen mitden durch feine Achatschleifereien berühmten Städte» Idar undOberstein. Die beiden Fürstcnthümer bilden je einen Wahlbezirk.Das Resultat erscheint auf den ersten Blick recht unbedeutend.Es gewinnt jedoch an Bedeutung, wenn man das Stimme»verhätniß da, wo die Partei im Jahre 1893 sich schon einmal ander Wahl betheiligt hat, jetzt und damals betrachtet und nichtvergißt, daß in zwei Kreisen die Partei sich überhaupt noch nichtbetheiligt hat. In den drei Wahlbezirken des ersten KreisesOldenburg, in denen sozialdemokratische Wahlmänncr aufgestelltworden sind, fielen auf diese 114 Stimmen, aus dieKandidaten der Gegner 1991. Hier wurde unsererseitszum ersten Mal an der Wahl lheilgenommen. Die Wahlzeit waräußerst ungünstig von 10'/, bis I2'> Uhr. Im zweiten KreiseDelmenhorst, wo seitens der Sozialdemokratie auch zum erstenMale gewählt wurde, war der Erfolg größer. In der StadtDelmenhorst unterlagen die sozialdemokratischen Kandidaten mit204 gegen 211 Stimmen. Die Gemeinde Altenesch, bekanntdurch die Schlacht bei Altenesch am 27. Mai 1234, in welcherdie Freiheit der Stedinger Friesen begraben wurde, wählte mit43 gegen 33 Stimmen 3 sozialdemokratische Wahlmänner. Indem alten Kirchdorfe Ganderkesee erhielt die sozialdemokratische Liste 28 Stimmen gegen 77 gegnerische. Amheftigsten wurde im fünften Wahlkreise Jever gekämpft.Wie richtig vermuthet, waren die Gegner der Sozialdemokratiediesmal am Platze, um das schreckliche zu verhindern, daß vierSozialdemokraten in den Landtag einziehen. Es wurden Stimmenabgegeben: In der Gemeinde Bant 331 sozialdemokratischegegen 168, welche auf die Liste der vereinigten Gegner fiele»Im Jahre 1893 fielen auf die sozialdemokratische Liste 138, aufdie der Gegner 4S Stimmen. In der Gemeinde Heppensfielen 166 sozialdemokratische Stimmen und 81 gegnerische, 1893war das Verhältniß ähnlich, nur haben die sozialdemokratischenStimmen sich verdoppelt. In der Gemeinde N e u e n d e siegtendie Gegner mit 97 Stimmen; für die sozialdemokratische Listewurden 62 Stimmen abgegeben(1893 31). Schortens brachte45 Stimmen(1893 13); Jever, die Stadt der BismarckGetreuen, 28 Stimmen(1893 keine). Sande 11 Stimmen(1693keine). Fedderwarden 19 Stimmen(1883 keine). In denvier letztgenannten Orten erhielten die Gegner 70, 138, 67 und42 Stimmen. Ihre Agitation war eine intensive und dochkonnten sie nicht mehr Wähler an die Urne bringen. Im achtenWahlkreise Fürstenthum Lübeck wurden in zwei Gemeinden,Stockelsdorf und Rensefeld, die 11 Wahlmännergewählt.Die Wahl der Abgeordneten findet im Laufe des nächstenMonats stall. DieAussicht,einenSozialdemokraten gewählt zu sehen,ist gering. Von den 86 Wahlmännern des fünften Wahlkreises sindzwar 35 Sozialdemokraten, doch ist nur dann auf die Wahlvon Sozialdemokraten zu rechnen, wenn die Gegner über dieKandidaten nicht einig werden, was kaum anzunehmen ist.Hat die Wahl auch keinen Vertreter ins Parlament gebracht,so geht es doch vorwärts und ist die Lage geklärt,„ein Hübennur giebt es und ein Drüben".polikische Xleberfichk.Berlin, 29. September.Der Schutzmann Lorenz. Die Richtigkeit der Nachricht des„Naugarder Kreisbl." von der Begnadigung deszu einem Jahre Zuchthaus vernrtheilten PolizcisergeantenLorenz wird amtlich bestritten. Wie der„N. Stett. Ztg."von der Staatsanwaltschaft mitgetheilt wird, liegt einGnadenerlaß zur Zeit noch nicht vor. Es sei nur dieS t r a f v o l l st r e ck u n g bis zur Entscheidung des anden Kaiser eingereichten Gnadengesuches ausgesetztworden. Demnach ist also von den Behörden jedenfalls einGnadengesuch bei dem Kaiser befürwortet worden und dieBehörden erwarten, daß ihr Gesuch Erfolg haben wird.An unserm Artikel über die Sache kann diese Richtigstellungnichts ändern. Denn für uns ist es entschieden falsch, daß diezuständige Behörde überhaupt die Begnadigung eines wegenErpressung von Geständniffen unter erschwerenden Um-ständen verurtheilten Beamten für rathsam hält.Zur Entschuldigung des Lorenz hat der P f a r r e rin Horst in Pommern folgendes Schreiben an dieagrarische„Deutsche Tageszeitung" losgelassen:„Der je. Lorenz, Polizeisergeant in All-Damm, ist der Sohneines hochachtbaren Lehrers meiner Gemeinde und mir persönlichmenier... W..Prediger vielfältig beobachtet habe, wahrlich keine leichte, so daßsich ein Beamter wohl einmal zum Zorn hinreißen lasten kann.— Das strenge Urtheil des Stettiner Gerichtshofes kam jeder>mann unerwartet, was schon daraus hervorgeht, daß der:c. Lorenz bis zur Urtheilsverkündigung auf freiem Fuße gelassen war. So hat denn nicht nur der betagte Vater desLorenz ein von mir und unserm Amtsvorsteher befürwortetesBittschreiben um Begnadigung seines Sohnes an Se. Majestätabgesandt, sondern es sind von den vorgesetzten BeHörden des Lorenz in Alt-Damm ebenfalls zweiBegnadigungsgesuche durch Vermittelung des Vertheidigers eingereicht worden. Wie ich annehme, hat Lorenz auchauf Anrathen seines Vertheidigers auf das Rechtsmittel derRevision verzichtet, weil seine Begnadigung unter denvorliegenden Verhältnissen vorauszusehenwar und er bei einer Appellation noch vielleicht wochenlang inUntessuchnngshaft hätte zubringen müssen."Das Schreiben ist deshalb sehr interessant, weil es dasVerhalten der Behörden in dieser Sache völlig klar stellt.Ueber die Entschuldigungsworte, die der Pfarrer dafürfindet, daß ein Beamter durch schwere Mißhandlungen Geständnisse zu erpressen versucht, wollen wir kein Wort ver-lieren. Wir wollen abwarten, ob seine und der BehördeErwartung, daß die Begnadigungvorauszusehenwar, Bestätigung findet.Tie Reform des Militär-Strafgesetzbuchs unddes Militär-Strasverfahrens steht auch inFrankreich aus der Tagesordnung. Der Militarismusist seinem ganzen Wesen nach im Widerspruch mit denelementarsten Prinzipien des Rechts und der Humanität,und so ist es nur natürlich, daß die„Justiz"welche er sich ausgebildet hat, zu den sonst allgemein anerkannten Grundsätzen der Gerechtigkeitund Humanität in schroffstem Gegensatz sich befindetIn dem demokratischen Frankreich tritt dies fastnoch eklatanter zu tage, als in dem scheinkonstitutionellen Deutschland. Wir machten schon früherdarauf aufmerksam, daß das französische Militär- Straf-gesetz noch strenger ist, als das deutsche; daß es auchin Friedenszeit die Todesstrafe für Akte der Widersetzlich-keit heischt, die in Deutschland mit Gefängniß- oderFestungsstrafen belegt würden; und daß überhaupt, wennBestrafung erfolgt, die Strafen im Durchschnitt strengersind als in Teutschland. Es wird das aus dem auf-brausenden Naturell der Franzosen erklärt, welches durchdie Härte der Bestrafung gewaltsam zurückgedrängt werdenmüsse.Das ist nun allerdings keine Entschuldigung, und ver-schieden? Fälle empörend unmenschlicher Bestrafunghaben in jüngster Zeit die öffentliche Meinungförmlich in Aufruhr gebracht. Den letzten Fallzog unser Organ:„Petite Republique" gesternans Tageslicht. In Brest stand am 23. d. M. vor demSee- Kriegsgericht(die See- Kriegsgerichte sind in nichtswesentlichen! von den Land- Kriegsgerichten unterschieden)ein Marinesoldat Morignac, 20 Jahre alt, gebürtig ausParis. Er war der Insubordination oder richtiger: derunpassenden Sprache gegen seinen Sergeanten angeklagt.Dieser hatte ihn zu Nachübungen kommandirt. Nach-dem Morignac eine Stunde lang im KasernenhofGeschwindschritt hatte machen müssen, erklärte erdem Sergeant:„Ich verweigere nicht denehorsam, aber ich kann nicht weiterm a r s ch i r e n. Ich habe eine Geschwulst amFuße!" Ter Sergeant sagte:„Marschiren Sie weiter!"Morignac wiederholte:„Ich kann nicht." Sofortwurde er in Militärarrest gebracht. Der Arzt stelltedie Geschwulst fest und ließ Morignac alsdienstuntauglich vom Dienst dispensiren.Dies alles wurde vor dem Gerichtshof bekundet unddargethan. Das Kriegsgericht verurtheilteMorignac zu einen: Jahre Gefängniß undverweigerte ihm mildernde Umstände!Dieses Urtheil, das auch von den konservativen Blätternnicht vertheidigt wird— die von uns erzählten Umständesind amtlich b e st ä t i g t hat in Frankreich einensolchen Sturm der Entrüstung hervorgerufen, daß dieohnehin starke Bewegung gegen das Militär-Strafverfahrenmächtig gefördert worden ist und die Frage der Reformdes Militär- Strafprozesses die Kammer jedenfalls in dernächsten Tagung beschäftigen wird.—Die Meleville'schc„Verschwörung" wird jetzt auch vonder„Vossischen Zeitung", die am eifrignen für sie ins Zeugging, als eine Fehlgeburt angesehen. Ganz trübselig verkündetsie heute, es werde nichts bei der Sache herauskommen, ver-muthlich werde nur der ganz unbedeutende Bell vor Gericht er-scheinen, und sensationelle Enthüllungen seien nicht zu erwarten.Letzteres glauben wir gern. Herr Melville hat die besten Gründevon der Welt, zu hintertreiben, daß seine und seiner KollegenVerschwörungs-Machinationcn nicht„enthüllt" werden. Ob es'ich aber vermeiden lassen wird?—Rumäniens Stellung in der Orientfrage, ist schonseiner geographischen Lage wegen von größter Bedeutung.trennt, wenn es sich im Gegensatze zur Politikdes Zarenreiches befindet, Rußland von den Balkan-staaten, hindert eine Verbindung der bulgarischenund russischen Truppen und erschwert einen Angriff auf dieTürkei auf europäischem Boden. Rumänien ist zwar kein Groß-taat, aber es verfügt über verhältnißmäßig geordnete Finanzenund eine ansehnliche Armee. Bei den gegenwärtigen Wirrenim Orient ist weniges bedeutungsvoller als die HaltungRumäniens. Deshalb richtet sich die Aufmerksamkeit allerPolitiker auf die gegenwärtigen Vorgänge in Rumänien. Inostentativer Weise wird anläßlich eines Besuches des Kaisersvon Oesterreich in der rumänischen Hauptstadt die Freund-chaft Rumäniens und Oesterreich-Ungarns vor der Weltlar gestellt. Da Oesterreich-Ungarns Politik der Rußlandsim Orient direkt entgegengesetzt ist, so bedeutendiese Vorgänge ein Zeichen des Friedens für den Orient.Anläßlich der vielen Zeichen für eine kriegerische Ver-Wickelung erscheint dies doppelt bedeutungsvoll.—Ter Khcdive, das' heißt der Schatten-Fürst von Egypten,weilt gegenwärtig auf einer Jncogniro-Reise in Paris. Offen-bar rechnet er auf die Anwesenheit des Zaren und hat die Ab-"icht, ihn und dessen gehorsame Dienerin, die französische Republik,lim Unterstützung anzugehen, damit er sich von der englischenUmarmung befreien kann. Natürlich ist man in England vondieser Jncognito-Reise nicht sonderlich erbaut. Uebrigens ver-weisen wir hier auf unsere gestrigen Bemerkungen über den auf-tauchenden Plan einer französtsch-englischen Allianz.—Chronik der MajeftätSveleidigungS. Prozesse.Eingestellt wurde das gegen den Genossen Coors eingeleileteVerfahren wegen Majestntsbeleidigung, begangen durch den Ab-druck eines Artikels über die Auszeichnung des Gendarm. nGnmsell. Die beschlagnahmten Exemplare der„Thür. Tribüne"wurden zurückgegeben. � �Deutsches Reich.— Ein preußischer Städtetag, beschickt von denMagistraten von 73 Städten, ist heute in Berlin zusammen-getreten.—— Die hannoversche Provinzialverwaltungunter der Aegide des Herrn v. Bennigsen fördert wunderbareLeistungen auf dem Gebiete der Vereinspolizei zu tage. So istjetzt vom Polizeipräsidium Hannover der Kranken-Unterstützungs-lasse des Bundes der Schneider(E.H.) ein Bescheid zugegangen,wonach ein zum 27. September in den Sälen des„Ballhoses"beabsichtigtes Vergnügen untersagt wird, wozu Graf v. Schwerinfolgende Begründung giebt:„Ich kann die hiesigen Mitgliederder in Braunschweig domizilirten Kaffe(Kranken- Unter-stützungsbundes der Schneider) als einen Verein nicht ansehen,so daß also von einem beabsichtigten Vereinsvergnügen nicht dieRede sein kann. Vielmehr muß nach Lage der Sache die Tanz-festlichkeit als eine öffentliche angesehen werden, zu welcher diepolizeiliche Genehmigung erforderlich ist. Da aber ein Bedürfnlßzur Vermehrung der öffentlichen Tanzlustbarkeiten nicht anerkanntwerden kann, so kann die Genehmigung, welche übrigens nichtnachgesucht worden ist, nicht ertheilt werden. Das beabsichtigteTanzvergnüge» muß daher unterbleiben."Also die Mitgliedschaft einer Kasse kann als Verein nichtbetrachtet werden. Gnt! Andererseits ist aber in derselbenProvinz Hannover die Theilnahme von Frauen an einer Wahl»kreiskonferenz nicht zugelassen worden, weil diese aus frei-gewählten Delegirten zusammengesetzte Konferenz ein politischere r e i n sei! Und wiederum in derselben Provinz wird einrein gewerkschaftlicher Verein, wie z. B. der„Verein dergraphischen Arbeiter und Arbeiterinnen", für politisch erklärt,was die Verhinderung von Frauen und Mädchen, die Mitglied-schaft zu erwerben oder zu behalten, bedeutet, und als der Vereinsich an den Oberpräsidenten wendet, wird ihm von dessen Stell-Vertreter der Bescheid:„Die angefochtene Verfügung des königlichen Polizei-Präsidenten enthält weder ein Gebot noch ein Verbot, noch ver-sagt sie eine zu einer Veranstaltung erforderliche Bescheinigungoder Genehmigung; sie giebt vielmehr lediglich zu erkennen, nachwelchen Gesichtspunkten die Polizeibehörde den Verein in Zukunftzu beurtheilen gedenkt. Eine(der Ansechlung im ordentlichenRechtsmittelverfahren unterliegende) polizeiliche Ver-f ü g u n g im Sinne des§ 127 Landesverwaltungs-Gesetzes liegtdanach überhaupt nicht vor."Das ist ein Stück hannoversche Polizeipraxis, die von Sachsendoch kaum erreicht worden sein dürfte!— Eine Pole«Hetze ist neuerdings von staatSerhaltenderSeite inszenirt worden. Anlaß dazu bot der Krawall in Opale-nitza. Aber auch sonstige Vorkommnisse werden weidlich aus-gebeutet. So wurde namentlich von der„Post" eine Brand«st i f t u n g auf dem Ansiedlungsgut Alt-Bukowitz im KreiseBerent einfach den Polen in die Schuhe geschoben. Es wurdeein Brandbrief folgenden Wortlauts verbreitet;Krieg dem Deutschen!Landsleute unserer Religion!Wir sind und werden bedrengt und vertrieben von demDeutschen, wir fühlen es auf allen Ecken wir müssen zusammenhalten und gegen die Deutschen Front machen und sie ver-dringen— niit dem Schwert sind wir zu schwach wir müsenzu anderen Waffen greifen ncmlich ihre Gehöfte in Asche legenund so lange— bis der Deutsche von keiner Gesellschaftversichert wird— dan tragen wier den Sieg davon, fie werdenverarmt abziehen und wir haben dan gesiegt, folgt meinen Rathund Muth alle Brüder.Wie nun der„Germania"«in Privattelegramm mittheilt, istnach einem Bericht der„Gazeta Torunska" als Verfasserindes Drohbriefes die Tochter des abgebranntenübermäßig versicherten evangelischen An-iedlers gerichtlich ermittelt worden. Damit istes denn mit dieser schönen Gelegenheit zur Polenhetze vorläufignichts.—— Der Musterarbeiter Geliert theilt daZ Schicksaldes Musterarbeitcrs Lorentzen. Er ist das Opfer„patrio-tischer" Schwindel- und Lügenpeter geworden. Auf unsere An-rage in Kiel erhielten wir telephonisch den Bescheid:„Allesgelogen! Gellert verläßt jeden Sommer feine Arbeitin Kiel, um bei der Zuckerkampagne zu Helsen, wo er mehr Geldverdient als auf der Werft, und läßt dann natürlich seineFamilie hier. Brief folgt."—— Aus Hamburg. Ein Flugblatt, betitelt:arum ausgewiesen?!' wurde gestern Vormittag mitgewohnter Präzision ohne Zwischenfall im Stadtgebiet verbreitet.In demselben wird energischer Protest gegen die Ausweisungvon Tom Mann, Buzzo und Fehr erhoben und zum Anschlußan die politischen und gewerkschaftlichen Organisationen, sowiezur Unterstützung der Arbeiterpresse aufgefordert. Wie dringendnothwendig die Organisation unter den Seeleuten ist, geht aus'olgenden Zahlen hervor: Nach einer offiziellen Statistik sind alleinvon der Schiffsmannschaft, die in den Monaten Mai, Juni, Juli 1896englische. Hafenplätze, die schottischen nicht mit eingeschlossen, ver-ließen, insolge von Schiffbruch und anderen Unglückfällcn467 Leute getödtet und 370 schwer verletztworden!Die Kost auf den Schiffen ist meistens eine schlechte, dieSchlasräume sind eng und niedrig, nicht genügend ventilirt undunsauber, die Bemannung eine ungenügende und deshalb dieArbeit eine übermenschlich schwere. Die Zahl der Krank-heits- und Todesfälle ist erschreckend groß. Nach einer Fest-tellung von dem Hamburger Hafenarzt Dr. Nocht er-liegen SZpCt. von sämmtlichen gestorbenen See-leulen dem gelben Fieber, der Tuberkuloseund plötzlichen, durch Hitzschlag und Herz-chlag erfolgten Todesfällen. Bei den Feuer-leuten kommen auf je 100 Krankheits-Todes-alle 39 Selbstmorde! Diese Zahlen reden Bände!Welch' entsetzliche Zustände müssen das sein, die eine so großeahl von Leuten veranlaßt, in der Blüthe ihres Lebens ihremasein ein Ende zu machen! Und das alles um einen Lohn,über welchen, wie ein englischer Redner sagte, in England eineWaschfrau verächtlich die Nase rümpjen würde.—Oesterreich.— Der Niedergang des Liberalismus zeigt sichauch bei den jetzt stattfindenden Landtags- Wahlen, so verlorenbei den eben stattgefundenen Wahlen zum oberösterreichischenLandtage in den Kurien der Städte und Handelskammern, die20 Mandate zu vergeben haben, die Liberalen von ihren16 Sitzen 5. In den Gewinn theilen sich Antisemiten undKlerikale verschiedener Schattirungen.—Schweiz..Zürich, 23. September.(Eig. Bericht). Die kn den letztenJahren ebenso ftucht- wie erfolgreiche zürcherische Regierung ver-öffentlicht soeben den Gesetzesentwurs zur Einführung dertaatlichen Mobiliarversicherung für den KantonZürich. Die obligatorische staatliche Gebändeversicherung bestehtin diesem Kanton bereits seit 1809. Ende 1894 unifaßte sie78 000 Gebäude mit der Gesamnit-Versicherungssumme von965 894 050 Fr. Die Einnahmen betrugen 913 467 Fr., die Ans-gaben für Brandschäden 516 915 Fr. Die Mobiliarversicherungs-