ffoMeiuttftgeitS, auf die er sich gesetzt hatte, gerieth unter die">ader und erlitt einen Bruch des rechten Ober-fcheulels. Er ivurde nach der Charitee gebracht.— Ander Ecke der Herwarlhstraße und der Moltkebrücke fandvormittags ein Zusammenstoß zwischen einem in zu kurzem�oogen um die Ecke biegenden Mörtelwagen und einerDroschke statt, wobei die drei Insassen der letzteren heraus-geschleudert wurden, ohne jedoch irgend welchen Schaden zu er»leiden. In der Pappel-Allee wurde das Pferd einer dorthaltenden Droschke durch das Pfeifen der Lokomotive eines Ring-bahnzuges scheu. Als der neben dem Wagen stehende Droschken-kuticher Adolf Nauendorf das Thier aufhalten wollte, gerieth erunter die Räder und trug eine erhebliche Verletzung davon. Aufder Unfallstation II wurde ihm ein Verband angelegt. Unter denLinden schlug das Pferd eines Geschäftswagens plötzlich mitbeiden Hinterfüßen aus und traf den neben dem Kutscher sitzenden22jährige» Tischler Hermann Hübner aus Friedenau,so daß dieser«inen Bruch des rechten Unterschenkels erlitt. Erwurde nach der Universitäts-Klinik gebracht.— Abends lief die73jährige Almosenempfängerin Ernestine Müller in der Gerichts-straße gegen einen Geschäftswagen, gerieth unter die Räder underlitt erhebliche Verletzungen am Kopfe und am Fuße. Siewurde nach der Unfallstation VI und alsdann von dort mittelsKrankenwagens nach dem Paul Gerhard- Stifte gebracht.—Beim Besteigen eines in der Fahrt befindlichen Rollwagens fielin der Gartenstraße der 37 jährige Maler Heinrich Krause hin,wurde überfahren und am linken Fuße verletzt, so daß seineUebersühnmg in die Charitee erforderlich wurde.Zum bevorstehenden Ilinzngtermin sei darauf aufmerksamgemacht, daß Wohnungen von zwei Zimmern am ersten Tage,Wohnungen von drei und vier Zimmer» am zweiten Qunrtals-tage 12 Uhr mittags und Wohnungen von mehr als vier Zimmernam dritten Quartalstage 12 Uhr mittags geräumt sein müssenBei Wohnungen, welche aus drei Wohnzimmer» bestehen, mußdem zuziehenden Miether am ersten Quartalstage ein Zimmerfreigemacht werden, bei größeren Wohnungen sind am erstenTage zwei Zimmer einzuräumen. Diese Polizeiverordnung bezieht sich nur auf Wohnungen, nicht auf Geschäftsräume.Wieviel Schritte macht ein Kellner an einem Tage?Diese Frage ist, wie gemeldet wird, in einem gegebene» Falleentschieden worden: ein Kellner einer sehr besuchten Restaurationzählte seine Schritte mit einem Schrittmesser und fand, daß erden ganzen Tag hindurch S1 348 Schritte gegangen sei. Dasentspricht einem Wege von 42,8 Kilometer, den ein Kellnermachen muß, ohne daß er von seinem Unternehmer auch nureinen Pfennig vergütet bekäme.Zeugen gesucht. In einer Versammlung am 8. Augustd. I. in B a u m s ch u l e n w e g sprach Genosse Jahn überdas Bürgerliche Gesetzbuch. Er soll sich während seiner Aus-führungen einer Beleidigung der Gendarmerie schuldig gemachthaben. In der Sache steht bereits am 20. Oktober Termin an.Alle diejenige», welche das Bureau jener Versammlung bildetenund genaue Angaben über die Ausführungen Jahn's machenkönnen, werden um sofortige Angabe ihrer genauen Adresse er-sticht. P a u l I a h n, Berlin 8., Prinzenstr. 23, III.Ans den Nachbarorten.Die Parteigeuossen von Rixdorf werden wiederholt audie Parteispedition aufmerksam gemacht. Wir bitten, den„Vorwärls", das.Volksblatt", den„Wahren Jakob", den„Postillon",die„Glühlichter" sowie sämmtliche Parteiliteratur beim Genosse»Ostermann. Jägerstr. 70, zu bestellen.An die Parteigeuossen von Deutsch- Wilmersdorf.Partetgenossen! Wie bekannt, besteht hier am Orte eine politischeOrganisation, die sich die Verbreitung unserer Ideen zum Zielegesteckt hat mad ihren Mitgliedern Belehrung und Förderungihrer Interessen bietet. Darum ist es Pflicht eines jeden Arbeiters, der sich als Sozialdemokrat bekennt, dem Arbeiter-Bildungsverein beizutreten. Die Versammlungen finde»jeden ersten Mittwoch nach dem l. und lö. einesjeden Monats. abends 8V2 Uhr, im Volksgarten, Berlinerstraße 40 statt. In den Versammlungen nach dem Erstenfindet regelmäßig Vortrag statt. In der nächsten Versammlungam 7. Oktober wird Genosse Schubert über die Programme derParteien sprechen. Der Vorstand. I. A.: E. Witte.Die Arbeiterschaft von Adlcrshof und Glienicke wird,darauf ausmerksam gemacht, daß für beide Orte eine Partei-spedition besteht. Bestellungen auf den„Vorwärts" und dieübrige Parteiliteratur werden für Adlershof an der Bahn, fernerbei W. Hichels, Kronprinzenstraße, Rattunds Haus, bei Otto Plöger.Genossenschaftsstraße 21, sowie bei Hempel, Qppelnerstr. 3, entgegengenommen; für Glienicke bei Otto Spicker. Grünauerstr. 1Die Parteigenossen werden aufgefordert, thatkräftig für die Ver-breitung der Arbeiterpresse zu sorgen.Ueber die Unstcherheit auf dem Tempelhofer Feldewird gegenwärtig wieder lebhast Klage geführt.'Arbeiter, welchevon Tempelhof oder Schöneberg kommend nach Rixdorf gehenwollen, wagen es kaum noch, nach Eintritt der Dunkelheit diesenWeg allein zu unternehmen. Wiederholt haben diese Leute sichgegen das Gesindel vertheidigen müssen, das sich hinter den neuangelegten Hecken des Kavallerie-Uebungsplatzes versteckt hält.Auch die Gegend deS Militärkirchhofes gilt als besonders un-sicher. Dort halten angehende„Athleten" ihre Uebungen ab.Zu welchen Zuständen die Aussichtslosigkeit eines solchen um-fangreichen Terrains in der unmittelbaren Nähe dicht bebauterStadttheile führt, das läßt sich leicht ermessen.Ehelicher Zwist veranlaßt« gestern Abend die 23 Jahrealte Brauerfrau Martha K. aus Schöueberg zu einem Selbstmord.versuche. Die junge Frau hatte sich mittags mit ihrem Mannegezankt, der unausgesöhnt von Hause weggegangen war. Alssie ihm nun später das Abendbrot nach der Brauerei brachte,weigerte er sich es anzunehmen und bemerkte dabei, sie sollemachen, daß sie damit nach Hause komme, er werde sich von ihrscheiden lasse». Daraufhin lief die Frau nach dem Landwehr-Kanal und stürzte sich von der Potsdamer Brücke kopfüber insWasser. Man rettete jedoch die Lebensmüde und brachte sie inein Krankenhaus.In den Waldungen bei Buckow ist nach den Feststellungendes Professors Frank von der hiesigen landwirthschastlichen Hoch-schule ein Schädling, die Raupe der Kiefernblattivespe, auf»getreten. Um der weiteren Verbreitung vorzubeugen, empfiehltProfessor Frank, Hühner in die Wälder einzutreiben, die diemit dem eintretenden Herbst in einen Kokon sich verspinnendenRaupen auS dem Erdboden herausholen und fressen. Außer-dem sollen die befallenen Bestände durch Fanggräben begrenztwerden.Eine Blutthat, der ein Beamter zum Opfer gefallen ist,wurde in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag in Strausbergverübt. Der Amtsdiener Puhlmann wurde auf einem Patrouillen-gange zwischen der Stadt und dem an der Wriezener Chausseegelegenen„Gasthos zur Sappe" von 8-10 jungen Burschenhinterlistig überfallen und mit Messern derart zugerichtet, daß eraus vielen Wunden blutend bewußtlos liegen blieb. Aufgefunden.wurde er nach seiner Wohnung gebracht, wo er am Sonntagfrüh starb. Fünf von den Thätern sind bereits verhaftet, essollen dies Schuhmachergesellen sein, die theils in Strausberg,theils in Wiltendorf arbeiten. Der übrigen Mitthäter hofft manbald habhaft zu werden. Der Getödtete hinterläßt eine Frauund vier Kinder.In der königl. Gewehrfabrik zu Spandau vollzieht sichjetzt eine totale Umwälzung. In diesem Institut bestand, soschreibt die„Volks-Zeitung", von früher her die Einrichtung, daßdie Meister gewissermaßen Privatunternehmer im Staatsbetriebe�waren; sie hielten zur Fabrikation der Gewehre Handwerkszeugvor und übernahmen auch Materiallieserungen. Nun giebt es imganzen Deutsche» Reiche wohl wenig oder gar keine stellen, dieso gewinnbringend wären wie die jener Meister. Zn Zeiten großenBetriebes haben dieselben binnen wenigen Jahren ein großes Ver-»lögen erworben. Während die Meister der übrigen Militär-Werbstätten, die aus gleichen Verhältnissen(dem Handwerkerstände)hervorgegangen sind, als Beamte Gehälter von 1800—2700 M.beziehen, verdienten die Meister der Gewehrsabrik jährlich un-gezählte Tausende. Man sagte von ihnen, daß sie das Geldscheffelweise nach Hause schafften. Thatsache ist, daß die Meisterder Gewehrfabrik die wohlhabendsten Leute von Spandau sin3Einer von ihnen gilt als mehrfacher Millionär. Dieser Ein-richtung wird jetzt ein Ende gemacht. Das Reich kauft denMeistern das Handwerkzeug ab und vom 1. Oktober d. I. anwerden nur Beamte als Meister verwendet, die festes Gehalt b«kommen. Die alten, wohlhabend gewordenen Meister habenunter diesen Umständen den Dienst zum größten Theil quittirt.Aus Anlaß dieser Umgestaltung ist der Betrieb der Gewehrsabrikauf ein ganz geringes Maß beschränkt worden. Von den frühernoch beschäftigten 900 Arbeitern sind 700 den anderen Militärwerkstätten überwiesen worden.Gewerb e-Nttsffelftmg 1896.Das Riefeufernrohr ist, wie ein Berichterstatter meldet,nunmehr dem Publikum zur Durchsicht freigegeben und wird eifrigbenutzt. Es hat sich jedoch der Uebelstand herausgestellt, daß sichdie Besucher in den Abendstunden an dem Rohr zusammendränge»,u«d müssen infolge dessen viele unbefriedigt wieder weggehen.Die Durchsicht durch das Riesenfernrohr ist in der Zeit von10 Uhr morgens bis 10 Uhr abends gestattet; aber auch am Tagekönnen, abgesehen von interessanten Sonnenflecken, Beobachtungenvon Sternen vorgenommen werden. Bei klarem Wetter ver-anstaltet die Direktion täglich von 10—12 Uhr astronomischeAbende; die Betheiligung an denselben ist auf die fabelhafteHöhe von 20 M. pro Person festgesetzt. Der Preis für dasDurchblicken durch das Fernrohr beträgt, ist also gleichfalls, dieNichtigkeit der Meldung vorausgesetzt, für gewöhnliche Leute un-erschwinglich, 3 M. Es wird noch darauf aufmerksam gemacht,daß die werthlosen Koupons vom Theater„Alt-Berlin" in denJdealbüchern bei dem Riesenfernrohr Giltigkeit haben und zumvollen Eintrittspreis in Zahlung genommen werden. DieKonpousberechtigen zur Besichtigung der astronomischen Ausstellung alsauch der Konstruktion des Riesenfernrohres. Dasselbe ist nur biszum 15. Oktober dem Publikum zugänglich.Ein merkwürdiger Diebstahl ist in der Jndustriehalleverübt worden. Der Vertreter einer Schuhwaaren-Firma machtedieser Tage der Gendarmerie davon Mittheilung, daß aus seinemSchrank drei Paar Schuhe gestohlen worden seien. Eine Inangenscheinnahme des Schlankes ergab, daß der Dieb im Besitzevon Nachschlüsseln gewesen sein muß, da der geplünderte Schrankwieder kunstgerecht verschlossen worden war. Ein etwas miß-trauischer Gendarm begab sich daraufhin nach der in Rixdorfbelegenen Wohnung des Vertreters des bestohlenen Ausstellersund nahm dortselbst eine Haussuchung vor. Diese brachte dasüberraschende Resultat, daß nicht nur die in der Ausstellunggestohlenen drei Paar Stiefel gefunden wurden, fondern auch nochdiverse andere Paare Stiefel, welche der Vertreter vermuthlichaus dem Hauptgeschäft der Firma hat mitgehen lassen. Derungetreue junge Mann wurde verhaftet.gleich mit dem Wiener Burgtheater zur ersten Aufführung bringt.wirken fast alle ersten Kräfte mit. Agnes Sorma und JosefKainz spielen sowohl in„Teja" wie in., Fritzchen" und im„Ewig-Männlichen" Hauptrollen, serner treten u. a. MarieMeyer, Hermann Müller, Hermann Nissen, Emanuel Reicher,Oskar Sauer und Guido Thielscher auf. Heute, Mittwoch,spielt Guido Thielscher als Antrittsrolle am Deutschen Theaterden Habakuk im Talisman; Josef Kainz giebt den König,Hermann Müller den Berengar, Emanuel Reicher den Niccola.Ueber Peary's Nordpolexpedition wird aus K o p e n-Hägen berichtet: Dem hiesigen amerikanischen Gesandten istdie folgende Meldung von Lieutenant Peary zugegangen: Pearysei am 2. August d. I. mit seiner Expedition in Godhavn(Grönland) eingetroffen und am folgenden Tage nach Upernivikund Cape Jork weitergereist. Sein Schiff„The Hope" habe bei derKüste von Labrador und in der Davis-Straße durch großeMengen schweren Treibeises Verspätung erlitten. Peary werdewahrscheinlich gegen den 10. September in Godhavn zurück sein.An Bord sei alles wohl.Munxt undDas Theater des Westens, Deutschlands prächtigste Schaubürg, wie es die Enthusiasten der Presse jetzt schon.benennen,wird am 1. Oktober feierlich eröffnet. Durch die Zeitungsblätterrauscht es voll Andacht und Verehrung. Ein Künstlertraum istlebendig geworden, ein ungeahnt großes lokalgeschichtlichesErcigniß steht bevor und in weihevoller Stimmung wird dieElite der Gesellschaft, wird ganz Berlin am Donnerstag dasmoderne Wunder anstaunen und an dem Festakt theilnehmen.In die gehobenen Klänge, die von den willfährigen Herolde»der Presse angestimmt werden, fällt ein schriller Mißton. Ergeht von dem geistigen Vater des Unternehmens aus, von PaulBlumenreich, der eben eine höchst seltsame Festschrift,„DasTheater des Westens", veröffentlicht. Für uns hat die Persondes Herrn Blumenreich, dem man nach dem Krach im TheaterAlt-Berlin auch die Direktion des Theaters im Westen abnahm,nicht das geringste Interesse. Er nennt seine Broschüre,um derentwillen bereits die gerichtliche Klage angestrengt wurde,eine Rechtfertigungsschrift. Der Mann hat offenbar sonderbareBegriffe von Rechtfertigung. Eine Art von zynischem Galgen-Humor hat Herrn Blumenreich die Feder geführt und mögen auchHaß und Rachbegier den Gekränkten zu formalen Beleidigungenangetrieben haben,— wenn nur die Hälfte von dem, was ererzählt, wahr ist, so ist eine höchst ergötzliche Illustration unserergesellschaftlichen Verhältnisse geboten.Herr Blumenreich will nicht nach dem höchsten Maß ver-«inerter Sittenbegriffe gemessen werden. Wie einst Herr v.Ofen-jeim vor Gericht das klassische Wort hinwarf, mit Moralsprüchenbaut man keine Eisenbahnen, so ruft Herr Blumenreich in seinerFlugschrift auf offenem Markt aus: mit Moral baut mankeine Prachttheater, und in das Wesen des Glücksjägerthumsgestattet seine Broschüre merkwürdige Einblicke. Wennman die Geschichte der Finanzirung des neuen Unter-nehmens liest, wenn man erfährt, wie geniale Finanzleute,wie geniale„Macher", zu denen in erster Reihe HerrBlumenreich nicht ohne galgenhumoristische Selbstgefälligkeit sich'elber zählt, aus dem Nichts, aus dem reinen Nichts hohe Geld-»mmen schaffen. Hunderttausend� und Millionen aus dem Bodenkämpfen: es schwirrt einem im Kopf vor der Phantastik desGanzen. Und dann der wüste Cancan um das goldene Kalb!Manchmal meint man, einen Abschnitt aus dem kostbaren RomanBelami von Maupassant zu lesen. Nur hat der„Strebende" inMaupaffant's Buch wenigstens eine hübsche Visage, indie sich die Weiber vergaffen. Das erklärt dochmanches. Nach Blumenreich's Darlegungen ist derTanz ums goldene Kalb unsagbar traurig. Wie ein Jäger,der auf dem Rehblatt das Wild herumlockt, so läßtHerr Blumenreich in den Zeitungsblättern seinen Pfiff ertönen;und sie folgen ihm. die Größen unserer Literatur, die Lehrerund Pfleger der Nation. Selbst ein Gerhart Hauptmannteckt für ein Weilchen in der Falle des neuen Ratten-ängers. Nur Sudermann scheut die Berührung mit denMachern der glänzendsten Schauburg Deutschlands. Künstlerwandern im Thiergartenviertel von Diner zu Diner:ie überwinden ihre antisemitischen Empfindungen und schmeichelndnahen sie dem Juden, wenn er finanzkräftig ist. Und erst diekleinen, klebrigen Menschen, die sich an jedes neue Unternehmenanklammern, hier ein Profitchen und dort ein Protektiönchen zuerhaschen suchen.Herr Blumenreich selber scheut den Skandalprozeß umeine Broschüre nicht. Er hat zu dem Hexensabbath, dener schildert, geschwiegen, im Interesse der edlen Sachenatürlich; und diese edle Sache ist für ihn— einPrunktheater. Er hätte wohl bis zum heutigen Tageeschwiegen,„wenn man ihm annehmbare Propositionen behufsAbfindung seiner Rechte gemacht hätte", wie er sich ausdrückt.—Er hätte seine Entrüstung dann tapfer hinnntergewürgt, wasthut man nicht alles zur höheren Ehre der Kunst! Man ist aberauf seine Propositionen nicht eingegangen; und das entfesselteden brennenden Eifer des Herrn Blumenreich. Er erzählte derWelt, wie man stolze Kunstinstitute gründet.I» den drei neuen Stücken von Hermann Snder-mann, welche das D e u t s ch e Theater am Sonnabend zu-Gert<sjks-"Selkunlg.> Der allgemeine Hntmacherstreik brachte auch dem Hut-wacher Reinhold Noack eine dreitägige Gefängnißstrafe wegenVergehens gegen s 153 der Gewerbe-Ordnung ein. DieBambus'sche Hutfabrik hatte ini Juni d. I. an stelle der Aus-ständigen außer andern auswärtigen Arbeitern auch den Hut-macher Adolf Wolfs aus Guben eingestellt. Letztern begegneteNoack in einem Lokale der Georgeukirchstraße und unterhielt sichmit ihm über die Berliner Verhältnisse und die Aussichten derStreikenden. Wolff wollte sehen, was sich machen ließe. I» dasGespräch mischte sich immer störend der Arbeiter Sonntag. Noackverbat sich das, da er mit ihm nichts zu thun haben wollte;schließlich soll er zu Wolff geäußert haben, es wäre ei» ehrlosesVerhalte», wenn er sich uichr am Streik betheiligte, und zuSonntag soll er gesagt haben, dieser wäre auch ein miserablesSubjekt, wenn er nicht dasselbe thäte. Als er das Lokal verließ,lief ihm Sonntag, laut nach einem Schutzmann rufend, nach undließ ihn festnehmen. Wolff bekundete noch, er habe jenen Redenkeine Bedeutung beigemessen, da solche Gespräche fast alle Tagevorkämen, auch habe er es keineswegs so aufgefaßt, als wenn ihnNoack durch die Aeußerung hätte von der Arbeit abhalten wollen.Trotzdem erkannte das Schöffengericht auf 3 Tage Gefängniß.Der Verurtheilte legte Berufung ein; die neuute Strafkammerdes Landgerichts I erkannte aber auf Verwerfung der Berufung.Wegen Kartellträgerei hatte sich gestern der Dr. med.Otto Köhler vor der vierten Strafkammer des Landgerichts I.zu verantworte». Der Angeschuldigte gab zu, daß er im Auf-trage des Dr. med. Lippmann-Wulff dem Dr. med. Albu eineHerausforderung überbracht hatte. Als A s s i st e n z a r z t inder Armee habe er sich in der Zwangslage be-f un de». den ihm ertheiltenZluftrag ausführenzu müssen. Zu einem Zweikampfe ist es nicht gekommen, dieUrsache zu der Herausforderung kam in der Verhandlung nichtzur Sprache. Der Staatsanwalt beantragte eine Festungshaftvon einer Woche, der Gerichtshof erkannte auf das zulässigniedrigste Strafmaß— einen Tag Festungshaft. Dem An-geschuldigten wurde anheimgegeben, die Gnade des Kaisers an«zurufen.Unter dem Titel„Tropenkoller" erschien im vorigenJahre in der„Täglichen Rundschau" ein Roman, dessen Ver-fasserin die Freiin Ida von Bülow ist. In diesem Romanesucht die Verfasserin, die mit den Verhältnissen in den deutschenKolonien in Ostafrika persönlich vertraut ist, auf die dortigenMißstände hinzuweisen und beleuchtet besonders viele von derRegierung nach dort entsandte Beamte in abfälliger Weise.Eine der Hauptfiguren ist der Straßenbau- Direktor Grahn,der in dem Roman eine wenig ruhmenswerthe Rolle spielt.Der damals in Tanga angestellte Regierungs- BauinspektorBernhardt glaubte, daß er zu jeuer Romanfigur als Vorbildgenommen worden sei. Er stellte gegen Fräulein von BülowStrasantrag wegen Beleidigung. Gestern sollte die Sache vordem Schöffengericht zum Austrag gebracht werden. Die Parteienwaren persönlich zur Stelle. Nach langen Verhandlungen kames zu einem Vergleich. Die Verklagte gab folgende Erklärungab:„Mit bezug aus meinen in der„Tägl. Rundschau" ver-öffentlichten Roman„Tropenkoller" erkläre ich, daß er sich zwaran Ereignisse und Personen anlehnt, daß aber ddr Straßenbau-Direktor Grahn ebenso wie die übrigen Personen meine dichte-rischen Schöpsungen sind und daß es mir fern gelegen hat, denStraßenbau-Jnspektor Bernhardt zu beleidigen." Diese Erklärungsoll auf Kosten des Klägers in der„Tägl. Rundschau", der„Kolonialzeitung" und einer in Sansibar erscheinenden englischenZeitung veröffentlicht werden.Um HeirathSschwindel handelte eS sich in einer Anklagewegen Betruges, welche gestern den Kaufmann HugoCohnreich vor die zweite Strafkammer des Landgerichts Iführte/ Cohnreich verlobte sich im vorigen Herbst mit einemjungen Mädchen, welches im Falle einer Verheirathung aus derSchwabach-Stiftung eine Mitgift von 5000 M. erhalten sollte.Als der Hochzeitstag bestimmt war, kam die Mutter der Brautbei der genannten Stiftung um Auszahlung des Geldes ein.Zu ihrer unangenehmen Ueberraschung erhielt sie die Nachricht,daß sie das Kapital nicht erhalten könnte. Als sie stch nach demGrunde erkundigte, erfuhr sie, daß man Ermittelungen über denBräutigam angestellt und erfahren habe, daß derselbe erstvor kurzem eine dreijährige Zuchthausstrafe wegen schwererUrkundenfälschung verbüßt habe. Inzwischen hatte der An-geklagte schon seine Schwiegermutter gehörig gebrandschatzt.Bald gebrauchte er Geld zur Lösung eines Gewerbescheines, baldzum Ankaufe von Maaren, er erhielt nach und nach insgefammt1200 M., ohne aber das Geld zu den angegebene» Zwecken znverwenden. Als Cohnreich von der Versagung der MitgiftMittheilung erhielt, trat er von der beabsichtigten Verbindungzurück. Es wird seitens der StaatSanwalischaft anaenomnie»,daß Cohnreich nie die Absicht gehabt, das Mädchen zuheirathen. Einen anderen Zeugen wußte der Angeklagtedurch die Vorspiegelung, er sei Ingenieur und heiraihedemnächst ein reiches Mädchen, zur Hergabe eines Dar-lehns von 1000 Mark zu bewegen. Der Angeklagte legtesich aufs Leugnen, aber eine Anzahl Kassiber, die aufgefangenworden sind, wurden an ihm zum Verrälher. Seine Mullerhatte Sprecherlaubnis mit ihm erhalten. Bei dieser Gelegenheitversuchte der Angeklagte seiner Mutter eine Anzahl Papiereheimlich zuzustecken. Der überwachende Beamte entdeckte diesund nahm die Papiere an sich. Der Augeklagte hatte den In-halt der Anklage Punkt für Punkt niedergeschrieben und jedesnmldie Antwort hinzugefügt, die er von seine» Verwandten, a»fdie er sich berufen werde, erwarte. Wenn diese derAnweisung nicht folgten, so komme er ins Zuchthaus.—Der Staatsanwalt räumte ein, daß der Angeklagte bei An-knüpfung des Verhältnisses wohl die Absicht gehabt habe, dasMädchen zu heirathen, er sei aber anderen Sinnes geworden,als er auf die Mitgift verzichten mußte. Sein Verhalten kenn-zeichne sich aber außerdem als ein betrügerisches, seine Voraus-setzung, daß er wieder ins Zuchthaus komme, dürste sich alszutreffend erweisen. Er beantrage gegen idn 8 Jahre Zuchthans,zehnjährigen Ehrverlust und 1000 M. Geldstrafe. Das Urtheillautete auf vier Jahre Zuchthaus, 5 Jahre Ehrverlustund 300 M. Geldstrafe.Ter„Fall Douglas" hatte gestern wiederum eine großeAnzahl Angestellter des hiesigen Olympia-Theaters»achdem Kriminalgerichtsgebäude gelockt. Der erste Termin vor de»,Schöffengericht verfiel der Vertagung, weil der Angeklagte, derArtist Donglas, erklärte, der deutschen Sprach« nicht