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Berliner

Volks- Tribüne.

Social- Politisches Wochenblatt.

Die Berliner Volts- Tribüne" erscheint jeden Sonnabend früh.- Abonnements- Preis für Berlin   monatlich 50 Pfg. pränumerando( frei ins Haus).- Einzelne Nummer 15 Pfg. Durch jede Post- Anstalt des Deutschen Neiches zu beziehen.( Preis vierteljährlich 1 mt. 50 Pfg.; eingetragen unter Nr. 850 der Zeitungspreisliste für das Jahr 1888.)

Redaktion und Expedition:

S.O.( 26). Oranien- Straße 23.

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No. 31.

Inserate werden die 4 spaltige Petit- Zeile oder deren Naum mit 20 Bfg. berechnet.- Vereins- Anzeigen: 15 Pfg. Arbeitsmarkt: 10 Pfg. Inseraten- Annahme in der Grvedition: Oranien- Straße   23.

Zur Reichstagsersatzwahl in Berlin  . Kann und wird es einmal besser werden? Die Lohnbewegung der Berliner   Maurer und ihre Gegner. Sind Lohnkommissionen Ver­eine? Quittungsbuch und Arbeitsbuch. Arbeitshänser für Arbeiterinvaliden?

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Gedicht. Novelle.  - Humoreske.- Jean Meslier  , ein Vorläufer des Sozialismus. Stadt und Land.

Politische Nachrichten.- Gewerkschaftliches. Kleine Mittheilungen.- Vereine und Ver sammlungen.

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Sonnabend, den 4. Auquit 1888.

der Bäume nicht. Sklaven zu jeder Zeit, wissen sie nichts von Freundschaft, von Liebe, von edlem Streben; die Genüsse der materiellen und sittlichen Welt sind ihnen un­bekannt.

Richtet cure Augen auf den kleinen Handwerker, der sich wegen seines bischen Besitzes und Einkommens brutal gegen die duldenden Arbeiter verhält, und der dabei ganz vergißt, daß ihm unterdeß die Großen" das Fell ruhig über die Ohren ziehen.

Ausgabe für Spediteure: " Merkur" Zimmer- Straße 54.

II. Jahrgang.

dann wird die Erde sehr bald mit Menschen bevölkert sein, ihres Werthes und ihrer Würde bewußt.

Aber freilich, so etwas haben wir von unseren heut herrschenden Parteien nicht zu erwarten!

Heute herrscht der Kampf Aller gegen Alle und keine bürgerliche Partei kann ihn beseitigen.

Gegen diese Ungeheuerlichkeiten erhebt sich der Sozia= lismus. Er weist nach, daß jeder arbeitende Mensch mehr erzeugen kann als er braucht, und daß somit für Betrachtet den häßlichen Kampf, in dem der Vortheil Niemand Mangel und Elend vorhanden ist, wenn Alle des Einen der Untergang des Anderen ist; den ehrlosen arbeiten und der Ertrag der Arbeit gerecht vertheilt wird Krieg der Konkurrenz, der von Lüge, Betrug und Bankerott daß keine Krisen" zu entstehen brauchen, indem zu lebt. Alles ist Abgunst, Haß und Zwist; nichts ist da viel produzirt wird harmonisch in Uebereinstimmung; Alles ist im Widerspruch

Bur Reichstags- Ersatzwahl im 6. Berliner   mit den einfachsten Gesetzen von Natur, Vernunft und Wahlkreise.

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Alle Wähler des 6. Berliner   Neichstagswahlkreises um fassend die Stadtbezirke 218 bis 278, 285 bis 326 und vom Stadt­bezirk 282, Alexanderufer, Friedrich Karl Ufer und Invalidenstr. 80 bis 83" machen wir darauf aufmerksam, daß von Donnerstag, den 2. August ab

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Menschlichkeit, nichts ist des Menschen würdig. Und wie wenig bedarf's, um aus der Erde ein Paradies zu schaffen!

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was bei geregelter Produktion überhaupt unmöglich ist, und daß somit auch die Un­sicherheit der Eriſtenz, die Qual, welche der Gedanke an das Morgen erzeugt, fortfallen, welche den Menschen ent­weder zum willenlosen Dulder machen, der sich geduldig zur Schlachtbank führen läßt, oder zum rücksichtslosen Richtet die Produktion in Landwirthschaft und Industrie, Egoisten, welcher aller Menschlichkeit Hohn spricht. die Vertheilung der Produkte heute vom prellenden" Der Sozialismus weist nach, daß die Erde ein Para­Handel besorgt nach den Gefeßen der Gemeinsamkeit dies für die Menschen sein kann und darum streben ein, befreit die Arbeit von dem schweren Tribut an das wir, die seine Lehren begriffen haben, danach, daß sie es Kapital, macht sie zur Erholung stati zur Dual- und werde. Sache aller Arbeiter aber ist es, unermüdlich für die sehr bald wird der Friede, die Liebe, der Ueberfluß Ausbreitung und Vertiefung dieser Anschauungen Sorge Liegt es in der Natur des Menschen, schlecht zu sein? zu tragen. Besonders die beginnende Wohlzeit ist unab­Gewiß nicht! Alle edlen Mensenfreunde, alle großen lässig in dieser Richtung aszunügen! Darum teine Schlaffheit und keine stumpfsinnige Wir machen hierbei besonders darauf aufmerksam, daß ein Dichter sagen uns, daß der Mensch von Natur gut sei, daß nur die Verhältnisse das Gegentheil erzeugen. Ruhe alles, was die Besserung unserer Zustände auf Jeder, der die Listen für Das Elend ist die Quelle der meisten gesellschaftlichen die Fahne geschrieben hat, wirke mit uns zusammen in der Aufrüttelung und Aufklärung der Massen! Uebel.

die Wählerlisten in dem Wahlbureau, Königstraße 7, Hof rechts 3 Treppen und gleichzeitig in der Turnhalle der 67. Gemeindeschule, Ackerstraße 28 a, ausliegen, und zwar an den Wochentagen von Vormittags 9 Uhr bis

Nachmittags 3 Uhr,

am Sonntage von Vormittags 11 Uhr bis Nachmittags 4 Uhr, jedoch nur acht Tage lang.

unrichtig oder unvollständig

hält, dies innerhalb acht Tagen nach dem Beginn der Auslegung derselben, also

spätestens am 9. August d. J., Lokalen vor ben dazu ernannten Kommiffarien zu Protokoll geben beim Magistrat schriftlich anzeigen oder in den vorbezeichneten fann, die Beweismittel für seine Behauptungen aber, soweit diefelben nicht auf Notorietät beruhen, beibringen muß.

Zur Begründung der beantragten Nachtragung in die Wähler­liste ist entweder der Miethskontrakt, die lezte Miethssteuer­quittung oder die polizeilich bescheinigte Anmeldung für die angegebene Wohnung vorzulegen.

Hierbei wird vom Magiftrat bemerkt, daß die Aufstellung der Wählerlisten nach dem Wohnungsstande vom 20. Juni cr. erfolgt ist und daß die seitdem verzogenen Wähler ihr Wahlrecht nur in denjenigen Wahlbezirfen ausüben können, in welchen sie bis

zum 20. Jnni d. J. gewohnt haben.

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reicht hat und feine Armenunterstützung bezieht.

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Versäume Keiner, dem die Ausübung seines wichtigsten poli­tischen Rechtes am Herzen liegt, die Listen einzusehen.

Herrschen!

Und wir verzweifeln nicht daran, daß das Volk sich kann wohl beim Einzelnen, aber nicht bei einem ganzen Die Lohnbewegung der Berliner   Bauhand­früher oder später emporrafft. Das Gute im Menschen Volfe erstickt werden. werker und ihre Gegner.

Das Bestreben so vieler, hart arbeitender und kümmerlich lebender Menschen, ihr arm­

seliges Heim mit Blumen und Bildern zu schmücken, Es giebt viel mehr Dummköpfe als Bösewichte. die Beweise von Muth und Selbstaufopferung, von so Der Saß ist unumstößlich richtig. vielen Arbeitern geliefert, zeigen, wie tief das Schönheits­Wenn man auch zuweilen gegenüber Worten und gefühl, wie tief die Rechtschaffenheit in ihrem Herzen Handlungen mancher Personen kaum glauben kann, daß wurzelt, heute schon tief genug, um dem ertödtenden Ein- es eine solche große Dummheit gebe, daß man also an fluß der Griſtenzunsicherheit, des Mangels und der über- ausgeflügelte Lüge zu glauben geneigt ist, es giebt eine mäßigen Arbeit zu widerstehen. Art geistiger Beschränktheit, die auch das Unglaublichste Nein, verzweifeln wir nicht an der Errettung des hat außerdem die echte und wahre Dummheit so untrüg­in Dummheiten zu leisten vermag. Dem kundigen Thebaner Wahre Dummheit ist nicht zu erheucheln, fie trägt einen unnachahmbaren Stempel an sich.

Wahlberechtigt ist jeder Deutsche, der das 25. Lebensjahr er-/ Volkes aus dem Sumpf, in de es heute steckt. Streben fiche Kennzeichen, daß er sich nicht leicht täuschen läßt.

Kann es und wird es einmal besser

werden?

Wir leben in einer Zeit der unglaublichsten Wider­

wir und alle, die noch die nöthige Energie und Ausdauer besigen, darnach, daß das Volk aufhöre, Sklave des Elends und der Zwangsarbeit zu sein, und sehr bald wird man das Schöne und Gute sich entwickeln sehen, welches tief gute Portion Bosheit mit der Dummheit oft unterläuft. Dabei ist freilich nicht ausgeschlossen, daß auch eine im Herzen jedes Menschen schlummert. Diese Betrachtungen müssen sich einem jeden Leser Wenn alle die Grenzsteine und Zäune, welche heute der Auslassungen der Baugewerkszeitung" aufdrängen,

Nach dem Ausstande der Maurer im Jahre 1885,

sprüche, wie sie niemals vorher irgendwo bestanden haben. den Boden in kleine, ganz ungenügende Felder theilen, alle die sie über die Lohnbewegung der Berliner   Maurer in Die Werkzeuge, Maschinen und sonstigen Hülfsmittel, die elenden Holzhütten, in denen der Landmann heute ei: er ihrer letzten Nummern zum Besten giebt.( Bau­welche die menschliche Arbeitskraft verhundertfältigen, ja, hauft, entfernt find; wenn für jede Gemeinde aus allen gewerksztg. Nr. 60, 25. 7. 88). welche den Menschen beinahe ganz von der bloßen physi- diesen Feßen eine schöne, große Fläche hergestellt ist, schen Arbeit befreien könnten, welche ihn aus der elenden unterbrochen von schattigen Büschen und klaren Kanälen; der nur deshalb so schwer wurde, weil dasselbe Blatt im aus ihm einen Hungerleider, erniedrigen ihn zum frei- ſundheit entsprechenden Häusern beſtehen; wenn überall die die schon den Maurern bewilligte Lohnerhöhung von willigen Sklaven. Während durch das Genie der Menschen Mittel der Groß produktion zur Anwendung kommen 40 auf 45 Pfennige Stundenlohn wieder rückgängig zu und der Ertrag derselben den

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dann werden die Landbebauer, statt mit ge- für die Maurer von 50 Pfennigen erreicht, der unter den

die Erfindungen und Errungenschaften auf allen Gebieten gehört metable, ſteigt das Elend in erschrecklicher Weiſe, mitiven Pflug einherzufchwanken, mit erhobenem Saupte die Unterhalt einer Familie als nothwendig bezeichnet werden mit Blizesſchnelle in die entferntesten Erbtheile mitgetheilt bogenem Rücken und forgenvoller Stirn hinter ihrem pri- Berliner   Verhältnissen als angemessen und durchaus zum vertimmeri bie Maſſe des Volkes körperlich und geistig, Thätigkeit des eisernen Freundes lenken, der für sie pflügt, muß. Man muß dabei nämlich in Betracht ziehen, daß und die Antheilnahme desselben an jenen Schäßen wird fäet und mäht. so unmöglich unter den herrschenden Verhältnissen, wie

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die Bauhandwerker nur etwa 2000 Stunden jährlich Wenn die düsteren, unfreundlichen Arbeitspläge der Arbeit haben, daß 50 Pfennige Stundenlohn also höchstens bas Erreichen des Sternenzeltes über uns, dessen Bracht Industrie in ihr Gegentheil umgewandelt sind; wenn einen Jahresverdienst von 1000 Mark darstellen, was das noch düsterere System beseitigt ist, dem sie dienen und den Miethspreisen und den sonstigen Berliner   Lebens­

Betrachtet die Unglücklichen, welche für einen kargen welches den Menschen niedriger ſtellt, wie die Maschine; verhältnissen gegenüber ein geringer oder mindestens sehr Lohn wie Galeerensflaven arbeiten und ihr ganzes Leben wenn die Arbeiter nur den Werkſtattordnungen" folgen, mäßiger Verdienst ist. abwechselnd in den staub- und dunsterfüllten Arbeitsräumen die sie sich selbst gegeben, und den Anweisungen Derer, ungefunden

Durch diesen Lohnkampf, der von den Heßern der

unnöthiger Weije

zu Maschinen geworden, denken sie nicht mehr; ihre Kraft zur Produktion nothwendige Maß beschränkt ist, jeder ar- angeftiftet wurde, war die Jnnung vollständig außer Band derselben theilnimmt und die gegangen. Sie hatte zum Streit wohl schüren können, ist erschöpft, ihre Herzen find verhärtet, ihr Geiſt verſtumpft. beitsfähige Menſch an derselben theilnimmt und die gegangen. Die Sonne scheint nicht für sie; für sie glänzt das Grün Garantie einer sorgenfreien, angenehmen Eristenz hat

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war aber nicht fähig gewesen, diesen Streit auch zu leiten.