aber um so grausamer. Der Teufel hätte ihr mehr Ab­laß gewährt, als ihre Peinigerin.

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missär gelacht hat.

Jezt fragte ihn der Vorsißende, mit welchem Rechte| Fassen wir zunächst die Verminderung der Unfähig­cr die Versammlung aufgelöst erkläre, da gab ihm der keit zu denken ins Auge, so bemerken wir, daß einer der Es kam vor, daß das Glück ihr eines Tages zu Herr Kommissar zur Antwort: es wurde gelacht, und wesentlichsten Unterschiede in der geistigen Thätigkeit der lächeln begann. Irgend ein Herr hatte sie so reichlich be- dieses ist eine Verhöhnung des Gesezes." Gegenwart gegenüber derjenigen früherer Jahrhunderte schenkt, daß sie sich in den Stand gesezt glaubte, eigene Dann rief er wieder: ein Jeder hat das Lokal zu darin liegt, daß sich heute unendlich viel mehr Men­Kleidung anschaffen zu können. Niemand witterte diesen verlassen, es könne sonst Gewalt angewendet werden, Herrschen als früher, und diese mit viel besserem Erfolge, außergewöhnlichen Reichthum cher, als die Wittwe des Pleier, ich mache Sie dafür verantwortlich." mit der Bildung selbständiger Gedanken beschäftigen. Magistratsbeamten. Diese Person wollte fort, nachdem Gelacht wurde im Lokale gar nicht. Das Lokal war Früher besaßen gewisse Stände Jahrhunderte lang eine man sie Jahre lang wie eine Tochter(!) behandelt hatte? klein, es standen noch zirka 40 Personen vor der Thür, Art von Denkmonopol. Sie drückten allen Gedanken und I, da sollte doch--! Es entspann sich dann regel- da wäre es vielleicht möglich, daß Giner gelacht hätte. Jdeen, welche in den breiten Kreisen der Bevölkerung fur­mäßig folgendes Gespräch: Fräulein- Sie wollen also Wenn schon Einer gelacht haben sollte, weiß man immer sirten, ihren Stempel auf und hielten mit Strenge und wirklich gehen?" Ja, endlich!" So. Ist das noch nicht, ob er über den Redner oder über den Kom- Eifersucht jede Konkurrenz nieder. Außerdem waren die Ihr Ernst?" Ja, es ist mir zu theuer bei Ihnen." Bücher( das nothwendige Handwerkszeug zur Bildung zu= ,, So Na meinetwegen. Ich habe diesen Dank für Die Leute verließen das Lokal; dann sprach der Herr treffender Gedanken von allgemeiner Geltung) damals nur meine Aufopferung(!) ja vorausgesehen. Aber da fällt Kommissär: Herr Pleier, nächsten Sonntag können sehr wenigen zugänglich, und die Kunst zu lesen und zu mir ein Herr Schult( ein von den Mädchen" all- Sie Ihre Versammlung abhalten!" fchreiben wenig verbreitet. gemein gefürchteter Sittenschußmann des Reviers) war Dann wollte sich der Herr Kommissär entfernen, wie Gegenwärtig ist auch auf dem Gebiet des Denkens heute in aller Frühe hier. Sie schliefen noch, ich sagte, er aber zur Thüre kam, sah er die Leute draußen noch freie Konkurrenz geschaffen, und lernbegierigen Geistern Sie wären noch nicht zu Hause. Er fragte mich, wie Sie in einem Haufen stehen, da kehrte er wieder um und rief: fehlt es selten an den Mitteln und Gelegenheiten, ihrem sich führten. Sie sollten noch etwas auf dem Kerbholz Herr Pleier! Gehen Sie hinaus und schaffen Sie diese Geiste die entsprechende Nahrung zuzuführen.... haben. Morgen will er wiederkommen. Ich werde wissen, Leute auseinander, sie sollen nach Hause gehen." Da gab Unsere größeren Bibliotheken vereinigen zum Ge= was ich zu sagen habe." ihm Pleier zur Antwort: Herr Kommissär, draußen habe brauche für Jedermann, der sich zu belehren wünscht, die ich nichts zu schaffen, nur hier im Lokale." hervorragenderen Werke aller Wissenschaften, Sprachen, Völker und Zeiten. Sie sind Schaghäuser, in welchen ein Reichthum von Getanken und Erfahrungen aufge= speichert liegt, von dem sich die ausschweifendste Phan= tasie des Mittelalters keine Vorstellung machen konnte. Außerdem führen Buchhandel, Journale, Zeitungen, öffent­liche Vorträge, wissenschaftliche Ausstellungen und Muſcen gegen geringes Entgelt, oder ganz umsonst, Jedermann die reichsten Anregungen zum Denken zu...

Es gab noch sehr laute Auseinandersetzungen, aber die Unglückliche blieb im alten Sumpf fizzen. Sie war dieser Kupplerin, die in alle ihre Geheimnisse eingeweiht war, auf Gnade und Ungnade ergeben. Das Lafter hatte sie ohnedies so schwach und willenlos gemacht, daß sie sich mit derselben Nothwendigkeit in ihr Schicksal ergab, mit der ein Frosch ins schmußige Wasser springen muß. Das Ges: ß, die Polizei anrufen? Du lieber Himmel! das waren zwei Dinge, mit denen sich so eine Verlorene nicht gern beschäftigte. Man würde da nur aus dem Regen in die Traufe kommen.

( Fortsetzung folgt.)

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Ein ,, Ueberwachender" im gemüthlichen Oesterreich.

In Neusatil sollte am 15. v. M. die Konstituirung eines Arbeiterbildungsvereins Vorwärts" vorgenommen werden. Ueber den Verlauf der denkwürdigen Sigung berichtet ein Theilnehmer:

Auf Befragen des Kommissärs, wie der Wirth vor Schaden behütet werden könnte, ließ er die Leute das Lokal wieder betreten, dann entfernte er sich.

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Am 17. Juli kam dem Genossen Pleier folgendes Schriftstück zu, welches wörtlich lautet: K. t. Bezirkshauptmannschaft in Falkenau.

8. 179.

Nicht geringe Umwälzungen haben unter diesen Um­An Herrn Anton Pleier, Maurer   in Neuſattl.  ständen die religiösen, philosophischen, politischen Aus Anlaß der bei der konstituirenden Versammlung und ökonomischen Hypothesen der Neuzeit hervorge­am 15. Juli 1. J. stattgefundenen Vorkommnisse, welche bracht. Sie haben den Glauben, daß dies Leben eine die Auflösung selbst zur Folge hatten, wird im Grunde Vorbereitungsanstalt für ein gutes oder schreckliches Jen­des§ 25 des Gefeßes vom 15. November 1867 die seits sei, geichwächt, sie haben die Religionskriege, die Thätigkeit des Vereins bis zur weiteren sofortigen Ent- Herenprozesse beendet, die Scheiterhaufen ausgelöscht, die scheidung eingestellt.

Falkenau, am 16. Juli 1888.

Der t. t. Bezirkshauptmann.

Ueber den Verfall des Einflusses von ,, Autoritäten in der Gegenwart

Die Sitzung sollte um 2 Uhr Nachmittags eröffnet werden. Da aber kein Regierungsvertreter fam, so warteten wir bis um 3/43 Uhr. Dazu lag keinerlei Verpflichtung vor, aber wir meinien, daß es besser ist, wenn wir in lesen wir in einem kürzlich erschienenen geistreichen

Güte durchkommen.

Schriftchen*):

Kerker der Inquisition gesprengt, die Tortur aus dem ge­richtlichen Verfahren verbannt, die Gefängnisse menschlicher und die Strafen milder gemacht; sie haben die Sklaverei abgeschafft, und das Prinzip der bürgerlichen Gleichheit zur Anerkennung gebracht; sie haben die Grausamkeiten der Kriege verringert und durch Aufhebung unzähliger Handelsbeschränkungen die Erzeugnisse beinahe eines jeden Landes dem Genuß und Gebrauch aller Nationen zu= gänglich gemacht....

Alle diese Vortheile mußte die Menschheit entbehren,

Endlich, um 3/43 Uhr, kam der Regierungsvertreter Es ist eine kaum bezweifelte Thatsache, daß die letzten so lange und in dem Maße, wie sie an ten moralischen, in vollem Galopp angerannt. Wären die Leute nicht vier Jahrhunderte einen ungewöhnlich raschen Fortschritt politischen und ökonomischen Hypothesen seithielt, welche recht schnell ausgewichen, so hätte er sie über den Haufen des Menschengeschlechts aufweisen. Die bedeutendsten dem intellektuellen Boden des Mittelalters entsprossen Autoritäten veralten schnell, wenn sie überhaupt Zeit waren.

gerannt.

Er rief mit voller Stimme: Ist der Pleier hier?" finden, sich eine weitverbreitete Anerkennung zu verschaffen. Auch die Methoden, mit Hilfe deren wir unsere Ge­Genosse Plei'r, der Vorsitzende, stand auf und wollte den Im Alterthum und Mittelalter konnte sich die Autorität des danken gewinnen, sind andere geworden. Das trifft in Regierungsvertreter mit Anstand empfangen. Dieser ließ Plato  , des Aristoteles   Jahrhunderte lang in ihrerr Herr geringerem Maße selbst auf das Denken des einfachsten ihn aber nicht zu Worte kommen und rief mit voller schaft über die Geister behaupten; Voltaire   und Rousseau  , Mannes zu. Das Wunder mit ſeinem verwirrenden Stimme, taz es Jeder hören konnte: Ich bin der Regierungs- welche während ihrer Lebenszeit und kurz nach ihrem Tode Einflusse spielt keine Rolle mehr in seinen Berechnungen vertreter Kaiser   aus Falkenau, ich werde der Versammlung einen unvergleichlichen Einfluß auf die Denkweise der und Reflexionen. Jeder nur halbwegs Gebildete ist über­beiwohnen, ich bewillige sie."(!!) Menschen ausübten, haben schon für uns beinahe nur noch zeugt von dem gleichmäßigen Gange fester Naturgesetze.

Dann frug er: Herr Pleier, ist dieses das Vereins historisches Interesse. Man würde heute den Gelehrten Er hört im Nollen des Donners nicht mehr die zürnende lokal?" Pleier sprach: Ja, dieses ist dazu bestimmt." geradezu für thöricht erklären, der eine wissenschaftliche Stimme der Gottheit; er ſieht in den Zuckungen der Epi­" Ja, Herr Pleier, es sollen aber nur die Vereins- Behauptung nicht anders begründen wollte, als damit, leptischen, in den Grimassen des Wahnsinnigen nicht mehr mitglieder Zutritt haben."" Möchte bitten, Herr Regierungs- daß Voltaire oder Rousseau   seiner Ansicht gewesen seien. die Wirkungen höllischer Geiſter, welche der Priester ehe= kommissär, es findet heute erst die konstituirende Ver- Die Kirchenväter werden neben den Schriften des alten dem mit Schlägen, Weihwasser und Gebeten austrieb. Die sammlung statt, wenn der Verein dann einmal besteht, und neuen Testaments bis ins siebzehnte Jahrhundert von Träume sind für ihn eben Träume und keine göttlichen so wird kein Anderer mehr Zutritt bei einer Versammlung fast allen Gelehrten und darunter von den ersten Geistern oder dämonischen Eingebungen, und für Gespenster  , Heren haben außer den Mitgliedern, übrigens können ja alle An- ihrer Zeit, nicht bloß als unanfechtbare Autoritäten auf und den Gottseibeiuns selbst hat er nur noch ein mitleidiges wesenden Mitglieder werden." dem Gebiete theologischer Fragen zitirt, sondern sie werden Lächeln.

wenn sie kommen."

die Statuten.

Ja, es soll aber nicht sein. Schauen Sie die in gleicher Weise als unwiderlegliche Beweismittel in den Alle diese Einflüsse sind aus seinem Denken aus­Masse Leute."( Es dürften beiläufig 400 Personen an- Fragen der Metaphysik, der Politik, der Rechtswissenschaft, geschieden, und mit ihnen unzählige Ursachen von Irrthum wesend geweien sein). Ja, ich kann doch nichts dafür, ja selbst der Geographie und Geologie angeführt. Die und Verwirrung. Seinem Geiste, der dadmich von manchen Schriften der alten Philosophen und Redner besaßen, wenn Hemmnissen seiner Thätigkeit befreit ist, bietet die weit Dann eröffnete Genosse Pleier mit einer kleinen auch auf einem der Zeit und der Ausdehnung nach be- verbreitete Schulbildung einen Grundstock von richtigen Begrüßungsrede die Versammlung. Genosse Horner verlas schränkteren Gebiete, lange ein ähnliches Ansehen. Anschauungen, eine gewisse Uebung im me hodischen und Wissenschaftliche Antoritäten von gleichem Einfluß logischen Denken und die unschäßbare, ehemals so seltene Dem Genossen Ulbrich aus Reichenberg wurde hierauf wie früher bilden sich heute nicht mehr. Weder Kant   Kenntniß des Lesens und Schreibens dar, welche den das Wort ertheilt, über Zweck und Nutzen des Vereines ist in diesem Sinne für die Philosophen eine Autorität Schlüssel zu so unerschöpflichen Quellen der Belehrung Als er auf das wirthschaftliche Gebiet überging, sagte noch Newton oder Laplace für die Astronomen. Auch unserer Methoden des Denkens auf dem Gebiete wiffen= geworden, noch etwa Schleiermacher   für die Theologen, In weit höherem Maße ist aber die Ueberlegenheit der Herr Kommissär: Herr Pleier, der Redner spricht Darwin wird trotz seines enormen Einflusses auf die schaftlicher Forschung zu erkennen. sozialistisch, entziehen sie ihm das Wort!" Um dieses sich vor Naturforschung unserer Tage, und vielleicht der Zukunft,

zu sprechen.

alters werden.

bildet.

Genosse Pleier:" Ich glaube Herr Kommissar, es ist für die Naturforscher keine Autorität im Sinne des Mittel- Augen zu führen, braucht man nur ein wissenschaftliches ganz in Ordnung, was er spricht." Werk des Mittelalters zur Hand zu nehmen. Der Herr Kommissär: Herr Vorsitzender, ich stehe Sogar die politischen Autoritäten verbleichen in Die Erfahrungen vieler Jahrhunderte haben uns für nichts, wenn Sie ihm das Wort nicht nehmen!" unserer Zeit schnell. Der reißende Fortschritt unserer endlich überzeugt, daß nicht blindes Vertrauen, sondern Hierauf ricf Genosse Pleier den Redner zur Ordnung. politischen und sozialen Entwickelung macht jedes strenge beharrliches Mißtrauen den hergebrachten Autori­Genosse Ulbrich meinte dann, daß er das politische Festhalten an den Autoritäten der Vergangenheit schlecht- täten gegenüber, und völliges Aufgeben jedweden nahe gekommen sei. Er fing dann wieder zu sprechen an. stagnirender Zivilisationen, langer Perioden des Still Fortschrittes iſt. Gebiet nicht betreten habe und auch der Religion nicht zu hin unmöglich. Autoritäten bedürfen, um zu gedeihen, Wunderglaubens der einzig mögliche Weg wiſſenſchaftlichen

Die

Die Arbeiter, fagte er, find dumm, man macht ihnen mit standes. Jede Umwälzung, jede Neuerung stört ihr Nachdenken gewachsen, so hat sich andererseits die Furcht Sind auf diese Weise Fähigkeit und Neigung zum Recht den Vorwurf, daß sie dumm sind, und wollen sie Wachsthum. Sie gleichen gewissen Wasserpflanzen, welche Nachdenken gewachsen, so hat sich andererseits die Furcht sich bilden, so stellt man ihnen tausend Hindernisse in den in stehenden Sümpfen in abnormer Ueppigkeit empor­im Allgemeinen vermindert, und mit ihr ist die andere Weg. Dann kam der Redner wieder auf Landwirthschaft wuchern, während ihre Keime von den klaren Wellen Basis der Autorität erschüttert. Sowohl die Furcht und Induſtrie zu sprechen, kaum hatte er aber fünf Minuten eines frisch dahinrauschenden Stromes mit fortgeschwemmt vor Menschen als vor übernatürlichen Wesen, be= gesprochen, so mußte ihm der Vorsitzende Pleier das Wort werden. sonders vor der Gottheit, ist in neuerer Zeit in allen gänzlich entziehen. Wenn schon das rasche Fortschreiten unserer Zeit der zivilifirten Ländern außerordentlich geschwunden. Derr Herr Kommissär betonte wieder die Worte: Er Bildung von Autoritäten in hohem Grade ungünstig ist, größte politiſche oder religiöse Autorität ist in zivilisirten Redner hörte mit den Worten zu sprechen auf: Nun durch, daß sowohl Furcht als Unfähigkeit zu denken, religiöse Meinungen, ja gänzlich irreligiöse Meinungen so ist ihnen thatsächlich ihr Lebenselement entzogen, da- Ländern gegen früher sehr machtlos geworden. Abweichende so weiß ich nicht mehr, bin ich noch bei der Sache oder worauf sich von jeher alle Autoritäten gründeten, in den bringen Niemand mehr auf den Scheiterhaufen, abweichende klatschten in die Hände. Da rief der Herr Kommissär: erheblich verloren haben. Hierauf riefen Einige Bravo  " und letzten Jahrhunderten an Einfluß unter den Menschen politische Anſichten verhältnißmäßig ſelten auf's Schaffot. Die politischen Autoritäten freilich haben in den Im Namen des Gesetzes erkläre ich die Versammlung für meisten Ländern weit mehr von der alten Strenge zurück­aufgelöst. Jeder hat das Lokal zu verlassen und ruhig nach Hause zu gehen."

spricht sozialistisch!"

*) Dr. Paul von Gizici: Autoritäten. Berlin   1888. zubehalten vermocht, und daher ist auch ihr Ansehen viel

F. und P. Lehmann. 58 S.

wirksamer geblieben als das der religiösen Autoritäten,