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Berliner

Volks- Tribüne

Social- Politisches Wochenblatt.

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Die Berliner Volts Tribüne" erscheint jeden Sonnabend früh.- Abonnements- Preis für Berlin monatlich 50 Pfg. pränumerando( frei ins Haus). Einzelne Nummer 15 Pfg. Durch jede Post- Anstalt des Deutschen Reiches zu beziehen.( Preis vierteljährlich 1 Mt. 50 Pfg.; eingetragen unter Nr. 850 der Zeitungspreisliste für das Jahr 1888.)

Redaktion und Expedition:

8.0.( 26). Oranien- Straße 23.

40.

Inserate werden die 4 spaltige Petit- Beile oder deren Raum mit 20 Pfg. berechnet.- Vereins- Anzeigen: 15 Pfg. Arbeitsmarkt: 10 Pfg. Inseraten- Annahme in der Expedition: Oranien- Straße 23.

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Sonnabend, den 6. Oktober 1888.

Der Tod Kräcker's.- Das Gewerbeschieds: Der Entwurf für ein Gewerbeschiedsgericht gericht in Berlin . Das neue Gewissen. Die näher rückende Weltkrisis.

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Die italie:

nischen Sozialisten und die Frauenarbeit. Gewerkschaften der Arbeiterinnen.

Schnitzel.

Tegt.

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Politische Nachrichten.

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Arbeiter und Parteigenossen! Tretet eifrig für die weitere Verbreitung dieses Bestellungen nehmen in Berlin alle Spediteure entgegen.

Blattes ein!

gefallen.

in Berlin ,

Ausgabe für Spediteure: " Merkur" Zimmer- Straße 54.

II. Jahrgang.

An einer Stelle schreibt da der Verfasser: ,, Es war die Macht des Schlachtfeldes, welches die Arbeiter des Alterthums in die Sklaverei zwang. Es ist die Macht des" Marktes", welche den Arbeiter

immer ein Band der Gewalt, wenn auch nicht mehr in Form einer sichtbaren Kette.

Arbeiterinnen. Die der im April d. J. vom Magistrat dem Oberpräsidenten heutigen Tages in Abhängigkeit hält. Das Band, zur Genehmigung überreicht ist, ist dort unter den Tisch Nachdem er dem Dezernenten( d. H. dem höheren Gedicht von Beranger. Skizze von Beamten, der die Sache zur Bearbeitung erhält), zu lange Ihr meint, der Arbeiter sei frei, er willigt selbst Zola. Ein Bischof, der sein Amt nieder einen Bosten auf dem Restenzettel gebildet hatte, hat er in alles ein. Ja wohl, frei wie der Sklave des Alter­Die Wohnungsnoth der Arbeiter. die Nummer erledigt." thums es war: zu arbeiten für das, was andere ihm Lohnstatistiken der Arbeiter und der Unter- Dem Magistrat ist mitgetheilt, daß die Genehmigung geben wollen oder zu verhungern! Oder ist es die freie nehmer. Die Erklärung der Menschenrechte des Statuts vorerst nicht in Aussicht gestellt werden Selbst bestimmung" des Arbeiters, wenn er täglich zehn, in Frankreich . kann, weil die für diesen wichtigen Gegenstand erforder: zwölf, vierzehn Stunden arbeitet, die Löhne seiner Kameraden Kleine Mittheilichen eingehenden Prüfungen noch nicht zum Abschluß unterbietet, für hohe Miethe in armseligen Kasernen lebt, lungen. Gewerkschaftliches.- Vereine und gelangt sind. den Tag über als Sklave der Maschine schafft, Weib und Versammlungen. Der§ 120a der Reichsgewerbeordnung, der diese Kind in die Fabrik schickt und fast alles opfert, was das Schiedsgerichte gestattet, steht also auch noch im Zeichen Familienleben zu einem glücklichen macht?" ,, cingehender Prüfungen". Dabei mehren sich bei den ,, Nein, es geschieht nicht nach ihrer Selbstbestimmung, arbeiterfeindlichen Innungen, die von vorneherein gegen daß sie ein Dasein leben nicht viel länger, als die Hälfte die Arbeiter als parteilich anzusehenden Schiedsgerichte der durchschnittlichen Lebensdauer der Glücklichen! Ueber ( denn sonst würden sie von den Innungen nicht errichtet die ganze Erde hin kämpfen die Arbeiter dagegen, um werden) fortwährend. Die Klaſſengegensätze werden so sich selbst zu befreien, mit allen Mitteln der Streiks, der immer schärfer zugespitzt. Proteste, der Organisation und oft selbst verzweifelter Ob die Nummer" mit diesem Bescheid zu den Akten physischer Gewaltthätigkeiten. Ist das etwa das Benehmen geschrieben, d. h. begraben, oder ob sie zur Wiedervorlage Man versäume nicht, von jedem Wohnungs- nach so und so viel Jahren bezeichnet ist, das regiebt sich von Leuten, welche ihr Schicksal selbst bestimmen, was ihnen balisht 2 Main , faezwungen dazu vuicy eut wechsel den Spediteur zu unterrichten, damit keine aus dem Bescheid nicht. Wir vermuthen das erstere. Machtgebot; durch das Machtgebor nicht eines Eroberers, Störungen in der Bestellung erfolgen. Also lebewohl Hoffnung der Berliner Arbeiter auf sondern durch das der beiden Feldherren:" Angebot" und Der Verlag der Berliner Volks- Tribüne." ein unparteiisches Schiedsgericht, das auch in größeren Nachfrage". Lohnstreitigkeiten zur Vermeidung von Streiks angerufen ,, Einst sagte man, daß die politische Regierung eine Bevormundung sei von Männern durch andere Männer Wozu auch? Die Unternehmer sind ja befriedigt, und daß die Rechte der Herrschenden aus der Zustimmung da die Arbeiter durch den Streikerlaß, Versammlungs- der Beherrschten abzuleiten wären. Jetzt ist es offenbar, verbote, Auflösung der Organisation, Behinderung der daß das Eigenthum ebenfalls gleichbedeutend ist mit Streifsammlungen, nöthigenfalls durch Ausweisungen der der Macht des Menschen über andere Menschen... Daraus Arbeiterführer hinlänglich geschwächt sind. Wozu ein folgt dann, daß wenn das Volk ein Recht hat, seine Schiedsgericht, wenn ein Theil so stark ist, daß er den politische Regierungsform zu bestimmen, es auch über anderen mit Leichtigkeit unterwerfen kann? das Recht verfügt, die wirthschaftlichen Verhältnisse zu regeln."

Listen zum Sammeln von Abonnenten jederzeit durch unsere Expedition, Oranienstraße 23, zu beziehen.

Berlin S. O., Oranienstr. 23. werden könnte!

+ Julius Kräcker t Geb. am 26. Juni 1839. Geft. am 2. Oktober 1888. Nachdem Mar Kayser in der Blüthe seiner Kraft von einem tückischen Leiden dahingerafft wurde, nach­dem ein furchtbares Schicksal Wilhelm Hasenclever den Reihen der sozialistischen Mitstreiter entriß trifft nun bereits ein dritter schwerer Schlag die deutsche Partei: Julius Kräcker , der langjährige Vertreter Breslaus im Reichstage, ist am Dienstag seinen schweren Leiden erlegen.

Kräcker, der Sohn armer Eltern und gelernter Sattler, war mehr als zwanzig Jahre in der Arbeiter­bewegung thätig und er hat sein reichliches Maß von Verfolgungen auf sich nehmen müssen. Er gehörte z. B. zu denjenigen Reichstagsabgeordneten, gegen die auf Betreiben des Reichskanzlers die bekannten Diätenprozesse in Szene gesetzt wurden. Seine Ver­urtheilung zur Zahlung der von seiner Partei empfangenen Diäten an den Fiskus führte zur Aus­pfändung und Versteigerung seines Hausraths, ergab aber ein so geringes finanzielles Resultat, daß nicht einmal die Prozeßkosten gedeckt werden konnten. Kräcker war schon vor Jahren wegen Verlegung des § 130 des Strafgesetzbuches zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt worden, die er auch verbüßte. Jm vorigen Jahre wurde er in Breslau in einen Geheimbunds­prozeß verwickelt und als angeblicher Leiter einer angeblichen geheimen Verbindung angeklagt. Nach einer Untersuchungshaft von fünf Monaten, die ihm nicht angerechnet wurden, lautete das Urtheil schließlich auf sieben Monate Gefängniß. Diese fieben Monate trat Kräcker am dritten Osterfeiertag dieses Jahres an, an welchem Tage er auf Befehl der Staats­anwaltschaft unerwartet verhaftet wurde, um das Gefängniß nur als Sterbender zu verlassen. Möge er sanft ruhen!

Das deutsche Proletariat aber wird sein An­denken immer in Ehren halten.

Wir glauben kaum, daß eine andere Nachricht oder Maßregel so sehr die Situation bezeichnet, als diese der Ablehnung der Bestätigung des Entwurfes für ein Gewerbe schiedsgericht in Berlin .

Nun wissen wir doch, woran wir sind. Keine recht­liche Entscheidung, sondern Kampf, in welchem dem einen Theil die Hände gebunden sind! Es ist zu beklagen! wir können es aber nicht ändern. Wir müssen die Folgen tragen und uns auf diese Thatsachen einrichten.

Nur festes Zusammenstehen der Arbeiter trotz aller Hindernisse kann noch helfen, alle andere Hilfe versagt.

Das neue Gewillen.

Das klingt ganz anders, als was wir gewöhnlich zu hören bekommen: daß der Arbeiter ein freier Bürger, daß er mittels des freien Wahlrechtes und des freien Stimmzettels sein eigenes Geschick und seine soziale Lage selbst bestimme. Und es ist ein ,, freier Amerikaner", aus dessen Feder jene Worte kommen!

Im weiteren Verlauf des Artikels führt dann der Verfasser aus, inwiefern die gegenwärtigen Eigenthums­Verhältnisse die Trennung von Kapital und Arbeit, würden wir sagen gleichbedeutend seien mit der Macht des Menschen über den Menschen:

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Der Grundsatz des Zeitalters der Sklaverei war, daß der Arbeiter selbst eine Waare sei! Der Grundsatz des Zeitalters der Geldmacht ist, daß die Arbeitskraft Wir haben schon oft Gelegenheit genommen, zu be- eine Waare sei! Die Gesellschaft von heute, wie die von tonen, daß die Menge der wirthschaftlichen Erscheinungen, damals, unterstützt diesen Grundsatz mit allen ihren welche die herrschende Gesellschaftsform kennzeichnen, eine wirkungsreichen Machtmitteln der Institutionen und Gesetze. Sprache reden, deutlich und eindringlich genug, um alle ,, Unter der Herrschaft der Sklaverei sagte der Sklaven= ehrlichen Denker das wahre Wesen der Verhältnisse baron: Meine Arbeiter". Unter dem System der und ihre Unhaltbarkeit zu durchschauen lassen. Die scharfe Arbeitskraft als Waare sagt der Unternehmer genau ebenso: Waffe der schneidigen, wenigstens sozialistisch angehauchten Meine Arbeiter". Er meint damit nicht: meine Schafe, Kritik an der bestehenden Ordnung wird von immer mehr die ich füttern muß, sondern meine Schafe, die ich Kämpfern gehandhabt, selbst unter denjenigen Elementen, scheeren will." welche den letzten Grundgedanken des Sozialismus gegen­über noch immer verschlossen bleiben.

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Beide Grundsäße und alles, was auf ihrer Grund­lage sich aufbaut, sind von zerstörender Wirkung, nicht Einen neuen Beweis dafür liefert ein in seiner Weise nur für die Freiheitsrechte des Arbeiters, sondern für die trefflicher Artikel im diesjährigen Septemberheft der an- Freiheitsrechte des Gesammtvolkes. Das neue Gewissen" gesehenen, auch in Deutschland auf allen Bibliotheken daher, welches uns sagt: die Arbeit und der Arbeiter sind vertretenen Monatsschrift North American Review", über- Eines und der Arbeiter soll und darf keine Waare sein schrieben ,, the New Conscience", das Neue Gewissen", wird der Eckstein des künftigen sozialen Gebäudes werden." und gezeichnet: Henry D. Lloyd. Leider bleibt der Verfasser in der Weiterführung dieses Der werthvolle Grundzug dieses Artikels ist der Gedankens nicht mehr konsequent. Er fordert daher nicht Nachweis, daß heute der Arbeiter eine Waare, ein im die Aufhebung des Gegensatzes von Kapital und Arbeit, Grunde vollständig unfreier Mensch sei und daß er dies er will das Verhältniß von Kapitalist und Arbeiter fort= nicht bleiben dürfe, wenn man Wandel schaffen wolle im bestehen lassen, aber es soll verbessert, versittlicht" werden. sozialen Elend der Gegenwart. Das soll das neue Gewissen" bewirken, d. H. eine sitt=