t Beilage zum„Vomiirts" Berliner VoWlatt. Nr. S31. Freitag, den 2. Oktober 1896. 13. Jahrg. UokstezZ. In den Konkordia-Festsälen(J»h. Saeger), Andreasstraße. am 4. Oktober eine von den Arbeitern der Pinlsch'schen Fabrik veranstaltete Festlichkeit statt. Die Arbeiterschaft Berlins weiß, daß die Konkordia-Festsäle uns nicht zur Berjiigmig stehen. Die Lokalkommission. Neber Berlin als Jagdgebiet ist letzthin in der Tages presje berichtet worden. Daß Berlin thatsächlich ein Jagdgebiet ist, beweist die Hetzjagd, welche gegenwärtig wieder gegen die Straßenhändler von verschiedenen Seiten in Szene gesetzt ist. Die Markthallenstand- Inhaber und die Inhaber privater Ge- schäfislokale behaupten, daß ihnen dnrch die Straßenhändler die Kundschaft entzogen werde,„da die auf den Straßen gebotene Kaufgelegenheit für die Kauflustigen bequem und anregend sei". Die guten Leute übersehen ganz, daß dieses Argument weit eher si r als gegen die Daseinsberechtigung der Straßenhändler spricht. Im übrigen sollte es man getrost dem Geschmacks des Publikums Überlassen, ob es in den Markthallen, Geschästslokalen oder bei Straßcnhändlern kaufen will. Wenn die Markthallenstand- Inhaber immer darauf packen, daß sie thenres Standgeld zu ent> richten haben, so wäre es am Platze, die Standgelder herab zusetzen, wie es in der Markthalle Gesundbrunnen bereits geschehen ist, um die verödete Markthalle zu beleben. Was thun denn die großen Geschäftshäuser, Bazare w.? Entziehen diese nicht einer Unzahl von Geschäftsleuten die Kundschaft und rninircn dieselben vollständig? Warum gerade die Hetze gegen die kleinen Händler, die sich tapfer quälen. nm ehrlich ihr kümmerliches Dasein zu fristen? Ist nicht die„freie Konkurrenz" das Ideal der heuligen Gesellschaft? In der Hetze gegen die Straßenhändler habe» die Markthallenstand- Inhaber Bundesgenossen in den Hausbesitzern gefunden, welche in ihren Vereinen einen Petitionssturm gegen die Straßenhändler vorbereiten. Die Hausbesitzer! Natürlich geben diese vor, nur im Interesse ihrer Miether zu handeln, da diese angeblich durch die Slraßenhändler in Gefahr gebracht werde», ihre Miethe nicht prompt bezahlen zu können. Doch auch die Straßenhändler haben doch Wohnungen inne, welche s i e wieder nicht bezahlen können, wenn ihnen ihr Erwerb unterbunden wird. Welche Widersprüche! Sie sind aber die nothwendige Folge der herrschenden wirthschaftlichen Misöre, unter deren Druck ein jeder auf Kosten des anderen seine Existenz zu behaupten trachtet, wobei natürlich der wirthschaftlich Schwächere immer den kürzeren zieht. Ein Beispiel hierfür ist die gegen- wärtige Hetze gegen die Straßenhändler, die sich zum großen Theile selber aus wirthschaftlich Schiffbrüchigen rekrutiren. Vielleicht muß mancher von denen, die jetzt gegen diese Hetzen, auch einmal z»m Siraßenhandel greifen, um sein Leben ehrlich zu fristen. Mit dergleichen Hetzen ist nichts gethan. Schafft gesunde Verhältnisse, damit ein jeder zu lebe» vermag! Das ist allerdings für die heutige Gesellschaft ein Ding der Un Möglichkeit. Die städtische Baudeputatou hielt am Mittwoch unter Vorsitz des Stadtraths Geh. Reg.-Raths Friede! eine Sitzung ab, in welcher unter anderem folgende Beschlüsse gefaßt worden sind: Die Bötzow'schen Erben haben beim Magistrat den Antrag gc- stellt, aus ihrem umfangreichen Terrain nördlich vom Friedrichs- Hain, zwischen der Elbingerstraße und dem Friedrichshain drei neue Straßen in Abtheilung XII des Bebauungsplanes aufzunehmen. Die Deputation hat beschlossen, dem Antrage mit der Maßgabe die Zustimmung zu ertheilen, wenn die an- zulegenden Straßen bis zur Straße 9 beziehungsweise bis zur Elbingerstraße weiter geführt werden und ein größeres Terrain aufgelheilt wird.— Bisher haben die einzelnen Deputationen über den Ausschluß eines Unternehmers von städtischen Lieserungen zu befinden gehabt. Das Plenum der Bandeputation hat nun beschlossen, daß die Rege- lung dieser Angelegenheit fortan nur auf Beschluß des Plenums erfolgen soll.— Das zwischen Müller st raße, der See- straße und der Weichbildgrenze belegene um- saug reiche Terrain soll durch Verkleinerung des Platzes F und Anlage zweier Radialstraßen, sowie Einfügung verschiedener Querstraßen in sachgemäßer Weise der Bebauung er- s ch l o s s e n w e r d e n.— Die Deputation hat beschlossen, den Gemeindebehörden die Verbreiterung der Lands- berger st raße von Georgenkirchstraße bis Lietzmannstraße durch Festsetzung neuer Baufluchtlinien auf der Südseite auf 16 Meter zu empfehlen.— In»euerer Zeit ist wieder die V e r b r e i t e r n n g der Universitätsstraße in Anregung gebracht worden. Die Deputation hat beschlossen, dieserhalb mit den Adjazenten in Verhandlungen einzutreten.— Zur Regulirung der Grnnerstraße ist von dem Grundstücke der Seehandlungs- Sozietät Straßenland erforderlich. Da die Forderungen der Seehandlung zu hoch erscheinen, so hat die Deputation beschlossen, das Enteignungsverfahren einzuleiten. Ebenso ist beschlosfen worden. das Grund st ück Wall st r. 92/93 im Wege der Enteignung zu eriverben.— Der Damm der Polsdamerstraße zwischen der Potsdamer Brücke und Liitzoivstraße foll nach Beschluß der Deputation eine Breite von 1ö Metern erhalten.— Ueber der westlichen Zngangstreppe zum Tunnel unter der Stettiner Eisenbahn im Zuge der Schwarzkopffstraße und der Feldstraße soll ein Ueberban in Form einer eisernen verglasten Halle zum Schutz des Publikums errichtet werden. Eisenbahubureaukratie im Zeiche» des Verkehrs. Mit dem heutigen Tage sind für die Uebcrführung der Reisenden, die Berlin nur auf der Durchreise berühren und dabei auf einem Bahnhofe ankommen, an welchem zum Abfahrlsbahnhof keine Eisenbahnverbindung besteht, neue Bestimmungen in kraft ge- treten. Die Reisende» müssen für ihre Uebersnhrung von einem zum«n deren Bahnhofe sorgen, können aber auch einen „bahnfeirsg gestellten' Omnibus benutzen, wenn sie unterwegs, und zwar spätestens auf bestimmten Stationen, einen Platz in diesem Omnibus belegen oder vielmehr, wenn sie bei dem Zug- führ« oder Sctjoffn« des von ihnen benutzten Zuges einen An- trag auf llebersnhnnrg stellen. Wer beispielsweise von Leipzig nach Hamburg reise» und de»„bahnseitig gestellten" Omnibus benutzen will, muß, so schreibt die„Volks-Ztg.", spätestens in Bitterseld bei dem Zugführer oder Schaffner den Antrag stellen, daß er mit dem„bahnseitig gestellten" Omnibus vom Anhallischen»°>ch dem Lehrter Bahnhof überführt werde. Für diese tleberführung müssen für jede er- wachsene Person I,S0 M., für jedes Kind zwischen 4 und 16 �Fahren 75 Pf. gezahlt werden. Ob der Antrag bei dem Zug- fuhr« oder Schaffner schriftlich»»d ans gebrochenem Bogen ein- gereicht werden muß, oder ob ein mündlicher Antrag genügt, geht aus der amtlichen Bekanntmachung»jchx hervor. Jedenfalls muß aber gleich bei Stellung des Antrages die Omnibuskarte gelöst werden, daniit der Antragsteller i» Berlin nicht etwa nock auf den „bahnseitig gestellten" Omnibus verzichtet. Wer diesseits Bitterseld einsteigt und den Omnibus benutzen will, hat den„Antrag" bei dem Stationsbeamten anzubringen. Das Gepäck, welches zu direkten Fahrkarten über Berlin hinaus abgefertigt wird, wird in Berlin „bahnseitig" von dem Ankunfts- bis zum Anschluß- Bahnhof ühersührt, aber nicht etwa kostenfrei oder gegen Zahlung der Gebühren für Ueberfracht, sonder» gegen„Ueberfnhrgebühren", die auf dem Gepäckschein besonders„ausgeworfen" werden, und zwar für Gepäck bis zu 25 Kilogramm 56 Pf., für jede weiteren, wenn auch nur angefangenen 16 Kilogramm noch 16 Pf. Die Kosten der Uebersührung von Menschen und Gepäck sind so hoch, daß die Reisenden fast stets besser thun werde», mit einer Droschke ihre Uebersührung zu bewerkstelligen. Der Droschken - kntscher verlangt außerdem auch keinen Antrag. Obwohl die Uebersührung der Reisenden und des Gepäcks vermnthlich Sache der Eisenbahndirektion Berlin sein wird, ist die Bekanntmachung der Einrichtung von der Eisenbahndirektion in Erfurt veröffent- licht worden; die Bekanntmachung trägt das Datum des 26. Sep- tember und so ist es denn auch glücklich gelungen, dem Publikum von der am 1. Oktober ins Leben tretenden Aenderung schon durch den am 36. September abends ausgegebenen„Reichs-Anz." Nachricht zu geben. Der am IS. Oktober in kraft tretende Winterfahrplan der Pferdebahn enthält verschiedene Preisherabsetzungen. Auf der gegenwärtig verhältnißmäßig theueren Ringbahn wird der Maximalpreis von 25 ans 26 Psennige herabgesetzt, die 16 und 15 Pfennig-Etrecken werden verlängert, so z. B. vom Rosen- thaler Thor die 16 Pfennig-Theilstrecke bis Brandenburger Thor, die 15 Pfennig-Theilstrecke bis Anhalter Bahnhof . Auf der Linie Weißenburgerstraße-Rixdorf werden 16 Pfennig> Theil- strecken von der Weißcnburgerstraße bis zur Leipzigerstraße, vom Schönhauser Thor bis zum Halleschen Thor u. f. w. ausgedehnt. Von gester« ab sind die Postschalter erst morgens nm acht Uhr statt, wie bisher, um sieben Uhr früh für den Verkehr mit dem Publikum geöffnet. Aus der frühere» Brausewetter-Kammer. Ein gröberer Richterwechsel hat in der 2. Strafkammer Landgerichts 1 statt- gefunden. An stelle des Landgerichtsraths Stubenrauch, der zur 19. Zivilkammer übergetreten ist, ist Amtsgerichtsrath Köhn zum Beisitzer ernannt worden, während Landgerichtsrath v. Kirchbach aus dem Justizdienst ausgetreten ist. Tie Figur der„heiligen Gertrud" von Prof. Dr. Rudolf Siemering ist in der Nacht zum Mittwoch auf der Gkrtraudten- brücke aufgestellt und im Laufe des gestrigen Vormittags enthüllt »vorden. Eine Anzeige wegen„Chawrousenschaft" ist gegen eine Anzahl hiesiger Händler erstattet worden. Es ist bekannt, daß in allen Auktionshänsern sich Ringe von Händlern gebildet haben, welche in bezug auf die Höhe der Preise der zur Versteigerung gelangenden Gegenstände einwirken und vor allen Dingen Privat- leuten durch ihr geschlossenes Vorgehen fast gänzlich die Möglich- keit, einen Gegenstand zu erwerbe», nehmen. Sind sie ganz unter sich, so pflegen sie„Chawrouse" zu machen, das heißt, man verabredet sich, einen Gegenstand möglichst billig zu erwerben und die Händler verpflichten sich untereinander, nicht höher als bis zu einem gewissen Preis für den bestimmten Gegenstand zu bieten. Der Gegenstand wird nach Beendigung der Auktion unter den Mitgliedern des Ringes noch einmal versteigert und der dabei erzielte Mehrerlös ver- theilt. Diese Handlungsweise ist jedoch gesetzlich nicht statthaft und strafbar, weil in ihr eine zwangsweise Verhinderung einzelner Personen am Mitbieten zu erblicke» ist. Ein Händler, welcher bei einer derartigen Versteigerung nun von der „Chawrouse" ausgeschlossen war und sich infolge dessen geschädigt Staubte, hat gegen die gesummten Mitglieder einer„Chawrouse»- hast" Strafanzeige erstattet, die sich nunmehr fämmtlich vor der Staatsanwaltschaft zu verantworten haben. Vom zlöckner. ----------------- Herr Joachim Gehlsen hatte vor längerer Zeit Beschwerde gestihrt, daß ihm die nachgesuchte Wiederausnahme in den preußischen Staatsverband nicht gewährt worden sei. Einem nochmaligen Gesuch um Aufnahme ist, wie die„Charl. Ztg." hört, nunmehr Folge gegeben worden. Verschwunden ist seit Montag Morgen der Arbeiter Fritz Hüter aus der Forsterstraße 55. Hüter, der im 43. Lebensjahre steht, war seit nenn Wochen arbeitslos; wo er um Beschäftigung anfragte, hat man ihn mit dem Bemerken, daß er zu all sei, abgewiesen. Die Frau des Verschwundenen befürchtet, daß ihr Gatte sich aus Sorge um seine Zukunft ein Leid angethan hat, und sie bittet jede», der über den Verbleib des Verschwundenen näheres weiß, ihr Nachricht zu geben. Hüter ist von mittlerer Statur, trägt dunkelblonden Schnurrbart und ist mit einem dunklen Jackettanzug bekleidet. Lassen Sie mich doch ertrinken! bat der 46 Jahre alte Arbeiter Gustav W. aus der Grolmannstr. 61 zu Charlottenburg vorgestern Nachmittag um l'/e Uhr einen Schutzmann des 32. Reviers, der ihn an der Schleuseninsel aus dem Landwehr- kanal zog. W. war nach einem Streite mit seiner Frau ins Wasser gegangen, um sich das Leben zu nehmen. Ein Schutz- mann hatte jedoch den Vorgang gesehen, rettete den Lebens- müden wider seinen Willen und brachte ihn in ein Krankenhaus. Wegen Fälschung von Luther - Autographen sind der Kausmann Hermann Kyrieleis und dessen Ehefrau Anna geb. Lühr hier festgenommen und zur Untersuchungshaft gebracht worden. Dieselben haben die gut gelungenen Falsifikate hier und an anderen Orten Deutschlands , Italiens und der Schweiz in großer Anzahl und z» ziemlich hohen Preisen (56—266 M.) mit großem Geschick an Antiquare und Anti- quitätensammler abzusetzen verstanden. Die Festnahme deS Paares, welche schon feit Monaten vorbereitet war, er- folgte, als dasselbe im Begriff war, nach Frankfurt a. M. ab- zureisen, in einem hiesigen Hotel, wo es unter falschem, italienischen Namen Wohnung genommen hatte. Bei dem Ehemann wurden Über 4666 M. vorgefunden, welche derselbe in Monte Carlo ge- wonnen haben will, die aber wahrscheinlich zu dem durch den Vertrieb der Falsifikate gewonnenen Geld gehören. Die Auto- graphen befinden sich in Bibeln und anderen Büchern religiösen Inhaltes aus dem Zeitalter Luthers . Die Kyrieleis'schen Ehe- leute behaupten, daß sie von den Vorfahren des Ehemannes ge- sammelt worden seien. In der Angelegenheit deS Bankiers Schneider, der sich bekanntlich in der Arrestzelle getödtet hat, wird noch be- richtet, daß auch ein Buchhalter des Schneider'schen Geschäfts verhastet worden ist. Bei der Durchsuchung des Geldschrankes fand man keinerlei Depots, sondern nur 306 M. baares Geld. Der Umfang der Unterscklagungen ist verhältnißmäßig beträcht- lich, da eine große Anzahl kleiner Leute ihr ganzes, mühsam er- spartes Vermögen verloren hat. Außer zwei Nachtwächtern habe» u. a. ein Spritzenmann, ein Lehrer. ein Schmiedemeister und andere Handwerker den Verlust von je 8666 bis 17 666 M.. im ganzen mehr als 166 666 M. zu beklagen, die sie dem Schneider zum Ankauf von Werthpapieren überlieferten. Wie Frau Schneider bei ihrer Vernehmung angab, hatte sich ihr Gatte im ~nihjahr dieses Jahres in guten Verhältnissen befunden. Im iommer soll er aber durch Börsenspekulationen sein ganzes Ver- mögen verloren und dann die Depots angegriffen haben. Die vorgestrige Erplosion am Spittelmarkt hat erheb- liche Störungen des elektnschen Verkehrs zur Folge gehabt. Zwei von den dort lagernden Starkstrom - Kabeln sind stark beschädigt, theilweise sogar durchgeschmolzen. Sie müssen ersetzt und außer- dem die Verbindungen freigelegt werden. Zu diesem Zweck hat wegen der Aufreißung des Bürgerfteiges und des Straßen- damms die Niederwallstraße für den Verkehr gesperrt werden müssen. Der erste Unfall auf der neuen Weidendammer Brücke hat sich Mittwoch Nachmittag gegen 12'/- Uhr zugetragen, indem der sechsjährige Knabe Karl Puls überfahre» wurde. Seine Mutter war beim Umzug von der Oranienburger- nach der Elsasserstraße und hatte deshalb den Jungen ohne Aussicht laufen lassen. Der kleine Karl ging die.Friedrichstraße entlang und schließlich auch auf die Weidendammer Brücke. Hier faßte ihn ein Postwagen, warf ihn um, ging über ihn hinweg und zerbrach ihm mehrere Rippe». Der schwerverletzte Knabe wurde in die benachbarte königliche Klinik gebracht. Das Görlitz « Ufer von der Wienerstraße(Rampe der Wienerbrücke) bis zur Reichenbergerstraße wird wegen Neu- beschnttung der Chaussee, die Schornsteinfegergasse wegen As- phallirung bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter gesperrt. Der Metalldriicker Herr Albert Goetsch, Oranienstr. 171. theilt uns mit, daß er mir dem obdachlosen Arbeiter gleichen Namens, der nach dem vorgestern gebrachten Bericht an der Kottbnser Brücke verunglückte, nicht identisch ist. Todtgefahren wurde am Donnerstag Morgen die 52 Jahre alte unverehelichte Marie Wesch aus der Klosterstr. 64. Sie ging die Stralauerstraße entlang nach dem Molkenmarkte zu, taumelte vor dem Hause Nr. 13 vom Bürgersteiger hinab gegen einen Kohlenwagen, der nach derselben Richtung fuhr, und wurde überfahren. Ein Rad ging ihr über den Unterleib und verletzte sie so schwer, daß sie auf der Stelle verstarb. Als Leiche wiedergefunden wurde der Schlossermeister Bannack aus der Friedrichstr. 219. den man seit längerer Zeit vermißte. Er wurde vorgestern in Charlottenburg aus dem Landwehrkanal gelandet. Bannack scheinen drückende Schulden in den Tod ge- trieben zu haben. Ans dem Polizeibericht vom 1. Oktober. Im Spree - kanal, vor dem Hanse Friedrichsgracht 44, wurde die Leiche eines Mannes angeschwemmt und nach dem Schauhause gebracht.— Vormittags wurde der 59 jährige Schneidermeister Ludwig V. in seiner Wohnung in der Georgenkirchstraße erhängt aufgefunden. — An der Ecke der Friedrichstraße und des Schiffbauer- dammes lief nachmittags der sechsjährige Sohn deS Schneidermeisters Perls gegen einen Post- Packetwagen, wurde über- fahren und trug mehrere Rippenbrüche davon. Er wurde nach der Universitätsklinik gebracht.— Der 31jährige Schlosser Karl P. fiel in der Händelstraße von einem Kohlenwagen, auf dem er in der Trunkenheit eingeschlafen war, gerieth unter die Räder und wurde auf der Stelle getödtet.— Heute Nacht wurde die 51 jährige Wittwe Louise L. vor dem Grundstücke Kottbnser Ufer Nr. 51 mit einer Verletzung am Kopfe angetroffen und nach der Sanitätswache in der Adalbertstraße gebracht. Ihrer Angabe nach ist sie am Maybach-User von einem Manne mit unsittlichen Anträge» verfolgt und durch einen Messerstich verletzt worden. — Die kürzlich von verschiedenen Blättern gebrachte Meldung, daß die Köchin Dullar im Thiergarten von einem unbekannten Manne überfallen und am Kopfe schwer verletzt sein soll, ist inzwischen dahin aufgeklärt worden, daß sich die Dullar in der fraglichen Nacht in einem Lokale in der Nähe des Thiergartens sinnlos betrunken hat. Infolge dessen ist sie im Thiergarten wahrscheinlich umgefallen und hat sich die Verletzung selbst zu- gezogen. Sie ist eine dem Trünke ergebene Person. Ans den Nachbarorten. Nchtuna, Schöueberg! Zu der an» nächsten Sonntag. morgens 7 Uhr, stattfindenden Flngblattverbreilung mögen sich die Genossen pünktlich einstellen bei: Obst, Grunewaldstr. 116; Klein, Merseburgerstr. 7; Schilling. Golzstr. 43; Pinzer, Nollendorsstr. 16 und H o s f m a n n, Sedanstr. 16. Der Ver- tranenSmann. Ans Friedrichshagen wird uns berichtet: In der Ge- meindevertreter- Sitzung vom 25. August wurde bei Festsetzung des Brennkalenders auf Antrag des Genossen Sonnen bürg beschlossen, in Zukunft die Straßen auch des Morgens zu be- leuchten und die Beleuchtungskommission beaustragt, zur nächsten Sitzung einen neuen Brennkalender auszuarbeite». Diese Sitzung fand am 36. September statt. Die Kommission erstattete Bericht. nach welchem die Beleuchtung in den Morgenstunden(für die Herbst- und Wintermonate) eine Mehrausgabe von 1662,92 M. ergiebt.— Der Genieindevorsteher theilte mit, daß im Ver- trag mit der Gasanstalt(derselbe läuft noch«ine Reihe von Jahre») ein zweimaliges Anstecken der Laternen täglich nicht vorgesehen sei und daß die Gas- anstatt es ablehnt, dies aus eigene Kosten auszuführen. Wenn nun die Gemeinde das Anstecken aus eigene Rechnung übernimmt, so würde die Mehrausgabe noch verschiedene hundert Mark mehr betragen. Es wäre darum zu empfehle», vielleicht die Hälfte der Laternen die Nacht hindurch bis zum anbrechenden Morgen brennen zu lassen, sodaß die Ausgabe dadurch ein« be- deutend geringere würde.— Die nachfolgenden Redner waren wohl im Prinzip für die Beleuchtung in den Morgenstunden. aber angesichts der großen Kosten konnten sie sich vorläusig nicht entschließen, diese Aenderung jetzt eintreten zu lassen.— Unser Parteigenosse Gemeindevertreter Sonnenburg wandte ein: Wenn eine Forderung berechtigt ist, so ist es die, daß die Gemeinde für ausreichende Beleuchtung zu sorgen hat. Die Hälfte der Einwohnerschaft mug in der frühsten Morgenstunde aus die Straße und läuft Gefahr, bei der herrschenden Finsterniß und den über- wiegend schlechten Wegeverhältnisfen Schaden zu nehmen, zumal im Winter bei Sturm. Schnee und Eis ein Passiren der Straßen doppelt gefährlich ist. Ein jeder Hausbesitzer ist nicht nur moralisch, sondern auch gesetzlich verpflichtet, sein Haus genügend zu beleuchten und eine Gemeinde wie Friedrichshagen , bei fast 16 666 Einwohnern, sollte nicht die Pflicht haben, für die Sicherheit der Gemeindemitglieder zu sorge»? Trotz dieser Darlegungen wurde gegen die Stimme des Genossen Sonnenburg und des Ver- treters Kutscher bescklofsen, von einer Beleuchtung in der Morgenstunde vorläufig Abstand zu nehmen und vielleicht später darauf zurückzukommen.— Also, wer ein Freund der Finsterniß ist— es giebt ja deren so viele— auf nach Friedrichs- Hägen! Ei» Eisenbahnunglück hat sich am Mittwoch auf dem Chausseeübergang beim HennigsdorserChausseehaufe ereignet. Als der von Hennigsdorf a. H. 7 Uhr 26 Min. ab- gelassene Zug über die Chaussee fuhr, kam gerade ei» mit vier Personen besetzter Möbelwagen über das Geleise. Eine Barriere existirt an dieser Stellender Berlin -Kremmener Chaussee nicht. Der Wagen wurde kopfüber zur Seite auf den Acker geworfen, die Pferde eine ziemliche Strecke mit fortgeschleift und buchstäblich zerrissen. Drei von den vier Insassen des Wagens, nämlich der Kutscher, ei» alter Mann namens Christophersen aus Bötzow und seine erst seit kurzem verheirathete Tochter trugen schwere Verletzungen davon; einzig der Schiegersohn blieb unversehrt. Nachdem der herbeigerufene Arzt Dr. Salpius aus Velten einen
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