da? die Arbeiter Berlin ? un? in unserem schweren Kampfe um ein» so bescheidene Forderung, wie es die zwölfstündige Sonntags schicht ist, ebenfalls nach Kräften zur Seite stehen werden. Wir bitten, die Gelder an das Gewerkschaftsbureau(Adresse: R. M i l l a r g, Annenstr. 16) abzuführen. Das Streik-Komitee. Die Arbeiter der städtische» Gasanstalt in der Gitschinerstraße erklärten gestern auf Befragen ihres Direktors, da? sie sich imt der Reduktion der löftündigen Sonntagsschicht auf 12 Stunden nur vollkommen einverstanden erklären können. Die erste Sitzung des Einigungsanits in dieser Sache dürfte am Montag, spätestens aber am Dienstag stattfinden. Bestimmtes hierüber ist bis jetzt noch nicht bekannt. Der Streik der Ballschuharbeiter Berlins dauert noch bei folgenden Berliner Firmen fort: Gebr. Silberberg u. Ko., Gr. Frankfurterstr. 67; Fürstenheim u. Ko., Andreasstr. 32 (Andreashof); Cohn, Holzmarktstr. 33a.; Mellnik, Schillingstr. 12; Hurst, Höchftestr. 20; unger, Blumenstr. 70; Hahn u. Breslauer, Alte Jakobstr. 9ojS6; Exner, Linienstr. 7. In der mechanischen Schuhfabrik von Rosenthal u. Groß in Schöneberg . Franteustr. 9. legten sämmtliche Arbeiter die Arbeit nieder, weil für die Fabrik von Fürstenheim u. Ko. angefangene Waare fertig gestellt werden sollte. Wege» der lange» Dauer des Streiks und der großen Zahl der Streikenden appellire» wir an die Arbeiter Deutschlands , uns in dem schweren Kampfe schnell materielle Nnterstützung zu theil werden zu lasse». Die Sendungen sind zu richten an die Berliner Gewerkschafts Kommission(Adresse: R. M i l l a r g im Gewerkschaflsbureau Berlin SO., Annenstr. 16). Di» Agitations-Kommission der Schuhmacher Berlins . Achtung, Glaser Berlins und Umgegend! Wir machen nochmals aus den Beschluß der Versammlung vom 1ö. September aufmerksam, wonach jeder Kollege, der zu den neuen Bedingungen arbeitet, wöchentlich 1 Mark zum Streikfond abzuführen hat. Die Differenzen bei der Firma Spinn u. K o. sind durch Vermittelung der Kommission beigelegt. Bei Herrn Alt, Rosenthalerftr.(der freisinniger Stadtverordneter ist), ist leider die neunstündige Arbeitszeit noch nicht eingeführt. Vielleicht sehen sich die Kollegen, die dort arbeiten, veranlaßt, ohne Vermittlung des Werk- führers Ruhlandt(der sich rühmt, früher für die Organisation lhätig gewesen zu sei»), Herrn Alt um Einführung sdes Neunstundentages zu ersuchen. Betreffs der Firmen Jglisch, Franz Becker, Steinmeystr. S7, Wahl u. Sohn, Behrenstr. 6, und Jach- mann ist Zuzug streng fernzuhalten. Wir ersuchen um Angab« von Adressen der Kollegen, die in diesen Werkstätten arbeiten, damit die Kommission sich mit ihnen i» Verbindung setzen kann. » Bewilligt haben bis jetzt 33 Prinzipale, meist Inhaber größerer Werkstätten. Von zirka 20 für uns in betracht kommen- de» Werkstätten können wir mangels genauer Information leider nichts bestimmtes sagen. Die nächste öffentliche Versammlung wird Montag, den 12. Oktober, abends 6 Uhr, in den Arminhallen. Kommandastteustr. 20, abgehalten. Genosse M i l l a r g spricht dort über die Zustände im Glasergewerbe und über die Frage, ob Streiks nöthig sind. Flugblätter zu dieser Versammlung werden Mittwoch, den 7. d. M. versandt; wir ersuchen um rege Verbreitung derselben. Die organisirten Arbeiter Berlins bitten wir, uns in unserem Kampfe nach Kräften förderlich zu sein. Speziell können uns die auf Bauten beschäftigten Handwerker hiifreich zur Seite stehen, wenn sie die Glaser , die auf Bau arbeilen, an ihre Pflicht erinnern. Wie schon vorige Woche bekannt gemacht wurde, sind grüne Karten ausgegeben, welche einen rothen Zettel mit der Aufschrift: Arbeits- berechtigungskarte tragen. Diese Karte» haben aber nur Giltigkeit, wenn auf der Innenseite vier rothe Marken k 50 Pf. eingeklebt oder die ersten zwei Felder mit dem Stempel der Streikkommission versehe» sind. Besonders machen wir aus die Bauten aufmerksam, wo die Glaserarbeiten von den Firmen Wahl». Sohn. Behrenstr. 6. Franz Becker, Steinmetzftr. 57, Jglisch und Jachmann ausgeführt werden; die Arbeiter dieser Firmen haben sich uns nicht angeschlossen und sind auch nicht der Einladung zur Werkstattsitzung gefolgt. Bielleicht werden sie aus Anregung seitens anderer Handwerker sich ihrer Pflicht bewußt und schließen sich der Organisation an. Da bekanntlich die Glaser nur einzeln auf Bauten arbeiten, so ist es der Glasergewerkschaft unmöglich, Kontrolle auszuüben. Wir bitten deshalb die übrigen Gewerkschaften, uns hierin zu unter- stützen. Die Streikkommission der Glaser Berlins und Umgegend. Achtung, Putzer macht 23. September Putzer Berlins ! Die Lohnkommission der nochmals auf den in der Versammlung vom gefaßten Beschluß aufmerksam, wonach alle neu angefangenen und ferner anzunehmenden Arbeiten am Montag, den 5. Oktober er. streng nach dem herausgegebenen Tarif angefertigt werden sollen. Für alle Bauten, wo dem Tarif nicht entsprochen wird, werden keine Arbeits-Kontrollkarten aus- gegeben. Die Lohnkommission wird Anfang der Woche diese Bauten näher bezeichnen und haben die Kollegen dort die Arbeit ruhen zu lassen. Die neuen Arbeits> Kontrollkarten werden Montag, den 5. Oktober, ausgegeben; sämmtliche Putzer, mit Ausnahme der bei Putzmeistern in Arbeit bleibenden. könne» dieselben in Empfang nehmen. Der Beitrag beträgt von dieser Woche an pro Mann 25 Pf. Die Kollegen werden ersucht, sich zahlreich an der Beitragsleistung zu betheiligen. Es wird unter den Kollegen das Gerücht verbreitet, einzelne Kom- missionsmitglieder hätten den unter dem Tarif arbeitenden Putzer» hierzu die Erlaubniß ertheilt. Die Kommission verwahrt sich ganz entfchiedcn gegen derartige Behauptungen. So lange die Lohnbewegung im Gange, ist der Minimalsatz für Innenputz 20 Pf. pro Quadratmeter; wer für geringeren Preis arbeitet. handelt gegen die gefaßten Beschlüsse der Generalversammlung. Die unter dem Tarif arbeitenden Kollegen suchen mit der er- wähnten Verdächtigung der Kommission nur ihren Fehltritt zu beschönigen. Die Lohnkommission der Putzer Berlins und Um- gegend. Da» längst vergeffene Hamburger Preßgesetz von 184S wurde kürzlich ivieder aus der Rumpelkammer hervorgeholt, um Arbeiter vor den Kadi zu bringen. Ein Metallschleifer und ein Gelbgießer in Hamburg hatten eine» Strafbefehl erhalten, wonach sie acht Tage Gefängniß verbüßen sollten, weil sie sich gegen jenes Gesetz vergangen hatten. das bei Androhung von Gefängnißstrafe verbietet, ohne besondere polizeiliche Genehmigung Plakate anzuschlagen, die etwas anderes zum Inhalte haben, als die Ankündigung von Lustbarkeiten, Ber- käufen, Vermiethungen, Auktionen ec. Gelegentlich einer Sperre über eine Metallwaaren-Fabrik haben diebeiden Angeklagten Plakate, worin über jene Sperre Mittheilung gemacht war, aus öffentlichen Plätzen angeschla««» und somit gegen das Gesetz verstoßen. Sie erklärten vorm Schöffengericht, von dem Gesetz keine Kenntniß gehabt zu haben, und ihr Verthcidiger wies nach, daß diese Unkenntniß des Gesetzes sehr entschuldbar war. Das Gesetz von 1649 wurde bis zum Jahre 1655 gehandhabt und dann der Vergessenheit übergeben. und das kam aus Veranlassung eines Besuches des Königs von Preußen. Friedrich Wilhelm IV .. in Hamburg . Gelegentlich dieses Besuches forderte ein dort ansässiger preußr- scher Kommerzienrath durch Plakate die Hamburger Bürger auf, zu Ehre» des Königs ihr« Häuser zu illuminiren. Als Antwort auf diese Aufforderung warfen die Hamburger dem Kommerzienrath die Fenster ein und der Kommerzienrath wurde wegen Vergehens gegen das Preßgesetz zu 24 Stunden schwedischer Gardinen ver- urtheilt, die er auch richtig erhoben die preußischen Zeitung" bis zum kleinsten Entrüstungsgeschrei und nun gehoben, aber es fand, einmal bestätigt wurde, absaß. Ob dieser Vorkommnisse Zeitungen, von der„Kreuz Winlelblättchen herab, ein großes wurde das Gesetz zwar nicht auf- wenn es auch im Jahre 1874 noch bis zum Jahre 1696 keine An- wendung.' Der Vertbeidiger meinte, daß, wenn man nun plötzlich aus Gründen der Arbeiterbewegung das Gesetz wieder ausgraben wolle, man es dem Volke mindestens ivieder hätte zur Kenntniß bringen müssen. Da das nicht ge schehen ist, sei die Unkenntniß sehr entschuldbar und man könne die größte Milde bei Ausmeffung der Strafe walten lassen Das Gericht ermäßigte darauf die Strafe auf einen Tag Ge- fängniß. Wegen Berhänguna der Gperre über ein Baugefchäft waren vom Schöffengericht t» H a r b u r g die Genossen S t ü b e n, Langhans. Hage meister und L e h m a n n zu je 6 M. Strafe verurtheilt worden, und zwar aus grund eines alten hannöverschen Gesetzesparagraphen, wonach Sperren Verrufs erklärunge» sein solle». Das Landgericht in Stade als Berusungs instanz hob das Urtheil der Vordcrinstanz auf und erkannte auf Freisprechung, weil jener Paragraph des hannöverschen Gesetzes nicht mehr zu recht besieht. Als der Ofensetzerstreik in Görlitz begann, hatte der Redakteur des„Proletarier" in Langenbielau, Genosse Feld- mann, im genannten Blatte die Ofensetzer vor Zuzug nach Görlitz gewarnt. Die Schweidnitzer Staatsanwaltschaft er- blickte hierin groben Unfug und beantragte beim Amtsgericht Reicheubach gegen Feldmann einen Strafbesehl zu erlassen. Das Gericht lehnte diesen Antrag aber ab. TeS„groben Unfug?" hatte dai Schöffengericht in Pößneck i. Th. den Genossen August Blumenstein für „schuldig" befunden, weil er im dortigen Lokalblatt die Notiz veröffentlicht hatte:„Achtung. Maurer! Wegen Nichtbewilligung von 30 Pf. Stundenlohn ist Zuzug streng fernzuhalten. Ter Vorstand der Maurerorganisation." Nach Ansicht des Schöffen- gerichts sollen solche Mittheilungen nur dann kein grober Unfug sein, wenn sie im Fachblatt der betreffenden Gewerkschaft ver- öffentlicht sind. Das gemeinsame Landgericht in Rudolstadt , das der zu 10 M. Strafe Verurtheille anrief, scheint derselben Meinung zu fein, denn es hat die Berufung verworfen. Leider hat Blumenstein versäumt, bei der Revisionsinstanz die Revisions- schrist einzureichen, so daß das Urtheil rechtskräftig geworden ist. In Harburg hat, wie der Verband der Seiler. Reepschläger und Hänfer Deutschlands mittheilt, der Streik bei der Firma Hein söhn mit einer Niederlage geendet, da sich genug Streik- brecher fanden. Die Ausständigen haben jedoch größtentheils anderswo Arbeit gefunden. Aus Bremen wird gemeldet: Wegen Unterschlagung von Kassengeldern in der Höhe von 833 M. wurde der Bezirkskassirer des Deutschen Buchdruckergehilsen-Verbandes Hierselbst, Buchdrucker Friedhoff, zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt. I» Köln war am Freitag Termin vor dem Einigungsamt des Gewerbegerichts in Sachen deS Streiks der Spinner der Kölner Baumwollspinnerei und Weberei. ES kam noch nicht zum Friedensschluß. Wie unS aus Köln mit- getheilt wird, steht die Beilegung der Differenzen aber bereits für morgen(Montag) in Aussicht. Die angestrebte Verkürzung der Arbeitszeit werden die Arbeiter wahrscheinlich durchsetzen. Nach der„Köln . Volks-Ztg." scheiterte am Freitag der Ver- leich daran, daß die Fabrikverwaltung sich weigerte, drei streikende wieder einzustellen, die wegen angeblicher Mißhand- lung von Streikbrechern verhaftet worden sein sollen. Zur Buchbinderbewegnng in Leipzig . Im„Buchhändler- Börsenblatt" ist folgendes Inserat veröffentlicht: „In der Versammlung der Arbeiter des ÄuchbindergewerbeS am 25. September wurde folgende Resolution angenommen: Dadurch, daß vor einer gemeinsamen Berathung über die Forde- rungen der Gesellen, Festsetzung eines Minimallohnes und Regesung der Arbeitszeil betreffend, einzelne Firmen dieselben bewilligt haben, ist es schwer geworden, sich ablehnend zu ver- halten. Sollte aber bei Ueberreichung des von den Gesellen in Aussicht gestellten neuen Tarifs uus zur genauen Prüfung deS- selben keine ausreichende Frist gelassen oder gar der Versuch gemacht werden, denselben noch in diesem Jahre zur Einführung zu bringen, wo keine Zeil übrig bleibt, uns mit unseren Austrag- gebern zu verständigen, bleibt kein anderer Ausweg, als wieder in eine Lohnbewegung zu treten. Wir glauben bestimmt, daß dann nicht wieder einzelne Firmen für sich allein handeln. andern vereint ihre Bestimmungen treffen werden. Leipzig , den 26. September 1896. M.Göhr«. H. Sp e r l i n g. Hübe! u. Den ck. H. F ö st e. A. N e u m a n n." AuS Krimmitscha» in Sachsen wird uns mitgetheilt: In der Fabrik von C. A. Fischer haben 49 Weber und eberinnen wegen Lohndifferenzen die Küudigungsscheine erhalten. Zuzug ist fernzuhalten. Die Pflasterer Gtnttgarts haben, wie die„Steinsetzer- Zeitung" mittheilt, in überraschend schneller Weise den Nutzen der Organisation erfahren. Nachdem sie sich erst vor ca. sechs Wochen dem Verbände angeschlossen haben, sind seitens der städtischen Behörden die Preise um 16 pCt. erhöht und weitere Erhöhungen in Aussicht gestellt worden. Ueber den Bergarbeiter-Streik im Brllx-Dnxer Kohlen- revier theilt die„Neue Freie Presse" mit, der Ausstand habe einen„so radikal-czechischen Anstrich, daß die Urheber der Bewegung gewiß nicht weit von dem omladinistischen Lager zu suchen" seien. Die Omladina ist ein national- czechischer, auf die Schaffung eines selbständigen böhmischen Königsreichs gerichteter deutschfeindlicher Geheimbund. Die eigentliche Ursache des Streiks ist aber, wie der das Streikgebiet bereisende Korrespondent des genannten liberalen Blattes selber andeutet, die skandalöse Wirthschaft in den Bruderladen. Wir zahlen viel zu viel und bekommen im Fall der Ver- unglllckung zu wenig, so erklärte dem Korrespondenten ein Bergmann auf Befragen nach dem sachlichen Grund des Streiks. Während im Dux- Brüxer Revier die Zahl der Streikenden abgenommen haben soll, greift jetzt die Bewegung auf das Kohlengebiet Buschtierad-Kladno über.— Die „Bohemia" meldet: Unter den Bergarbeitern wird lebhaft für den Eintritt in den Streik agitirt, und eS ist mehr als wahrschein- lich, daß die Agitation erfolgreich sein wird. Deshalb wird von dem Buchtierad-Kladnoer«ohlenverein die Kohlenverladung für die Kommittenten gesperrt. Es ist das ein Zeichen, daß man auf den Ausbruch eines nahen Streiks rechnet. Heute, Sonntag, werden zahlreiche Bergarbeiter- Versammlungen in dem nordwestböhmischen Kohlengebiet abgehalten. Aus Wien wird durch das Wolff'sche Bureau gemeldet, daß am Freitag in einer Versammlung der streikenden Werk- 't ä t t e n a r b e i t e r der Etaatseisenbahn mitgetheilt wurde, die Direktion fei bereit, binnen 3 Monaten eine Regelung der Akkord- löhne durchzuführen unter derBedingung, daß die Arbeit wieder auf- genommen werde. Di« Versammlung beschloß einstimmig im Streik auszuharren, bis positive Resultate erzielt seien.— Das Zugpersonal der Staatseisenbahn-Gesellschafl richtete an die Direktion das Ersuchen um eine Lohnerhöhung von 30 pCt. Die Wiener „Arbeiter-Zeitung " theilt mit, daß ich die B e r k e h r s b e d i e n st e t e n der Staatseisenbahn mit den Werkstättenarbeitern solidarisch erklärt haben, d. h. sie materiell unterstützen werden. Ter Giesterstreik bei der Firma Demeter Hauer in Wien hat mit einem entschiedenen Siege der Arbeiter geendet. Der Gußmeister, um dessen Beseitigung e? sich handelte, muß nebst den Streikbrechern die Gießerei verlassen. In einer Ver- samiulung der Ausständigen bat er das Personal um Ver- zeihung und erklärte sich mit seiner Entlassung selber ein- verstanden, und der gleichfalls anwesende Ches äußerte, es wäre wahrscheinlich gar nicht zum Streik gekommen, wenn er früher besser informirt gewesen wäre. Der schweizerische Manrerkongreß, der vorigen Sonntag in Zürich tagte, war von 17 Delegirten besucht, welche 3200 organisirte Maurer und Handlanger vertraten. Aus Hamburg war Genosse S t a n n i n g als Vertreter des deutschen Maurer- Verbandes, aus Mailand Cattannio als Vertreter der italienischen Maurer erschienen. Es wurde die Gründung eines Zentralverbandes beschloffen und Bern als Vorort gewählt.— AuS Frankreich . Der Ausstand der Bergleute in St. F l o r i n e gilt, nach bürgerlicher Quelle, als beendet. In den P o r z e l l a n s a b r i k e n von L i m o g e s soll eine ins Vergessen gerathene drakonische Arbeitsordnung wieder praktizirt werden. In einer Fabrik streiken deshalb 20 Arbeiter und man befürchtet, daß die Personale der übrigen Fabriken ebenfalls die Arbeit niederlegen werden. I« Turin , der Hauptstadt der italienischen Provinz Piemont. ist ein großer Gerberstreik ausgebrochen. Ver- anlassung dazu gab ein iu der Fabrik der Gebrüder I i o r i o angestellter Meister, der sich den Arbeite« rinnen gegenüber unmoralische Handlungen erlaubte. Die Arbeiter dieser Fabrik verlangten die Eni- lassnng des Wüstling?, die Besitzer der Fabrik waren aber damit nicht einverstanden, worauf das Personal die Arbeit niederlegte. Da die übrigen Gerbereibesitzer sich mitJiorio'S solidarisch erklärten, wurden auch deren Personale in die Bewegung hineingezogen. Es streiken nun insgesammt TOGO Personen; zu ihrer Unterstützung sind wöchentlich minldestens 15 000 Lire erforderlich. Die sozialistische Partei Italiens steht den armen Verfolgten mit Unterstützung zur Seite. Bei der Größe deS Streiks bedarf es aber auch der internationalen Hilf«, wenn der Sieg in diesem Klassenkampfe errungen werden soll. Die Arbeiter- schafl Deutschlands wird deshalb ersucht, den kämpsenden italienischen Genossen ebenfalls mit Unterstützungen zur Seite zu stehen. Die Gelder sind zu adressiren an die Redaktion des „Grido del Popolo", Via Bogino 36, Torino (Italien ). Beranlworllicher Redakteur: August Jacobry in Berlin . Für den Jnseratentheil verantwortlich: Th. Glocke in Berlin . Druck und Verlag von Max Babing in Soziales. Aufruf an die GewerbegerichtS- Beisitzer der Arbeiter Deutschlands ! Bekanntlich erfolgte anfangs September ein Aufruf unserer- seits an die Arbeiterbeisitzer der Gewerbegerichte Deutschlands , um Stellung zu dem Entwurf betr. Abänderung der Gewerbe- Ordnung(Jnnungs-Novelle) zu nehmen. DaS Resultat dieses Aufrufs war leider ein sehr bescheidenes: denn nur fünf Städte haben unserem Appell die nöthig« Aufinerlsamkeit ge- widmet. Gerade die größeren Städte haben sich bis jetzt in tiefes Schweigen gehüllt. Sie erwecken somit den Verdacht, ein gemein- sames Vorgehen in dieseni Falle als überflüssig zu betrachten. Es ist unumgänglich nothwendig, daß eine Annäherung bezw. eine Vereinigung der Arbeiterbeisitz»r an den Gewerbe- gerichten ei strebt wrrd, um mit vereinten Kräften die Zersplitte- rung und Zerrissenheit, welche noch auf dem Gebiete des Ge- Werbegerichtswesens in Deutschland vorhanden ist, zu beseitigen. Es ist ein« Thalsache, daß viele Beisitzer der Arbeiter von der Existenz der Fachschrift„DaS Gewerbegerichl", vc General- Versammlungen und besonders von der Beschaffen.U und dem Inhalt der Jnnungsnovelle wenig kennen. Das Gewerbegericht zu Lübeck hat in seiner vor wenigen Tagen stattgefundenen Generalversammlung den Antrag, gegen die Jnnungsnovelle Stellung zu nehmen, abgelehnt; demnach bleibt uns kein anderer Weg übrig, als uns auf unsere eigenen Kräfte zu verlaffen. Der erste Schritt hierzu ist, die innere Organisation der Arbeiterbeisitzer zu verwirklichen, in ähnlichem Sinne wie beim Verband deutscher Gewerbegerichts-Vorsitzender, welcher vor zwei Jahren in Mainz gegründet wurde. Die Arbeilerbeisitzer Lübecks unterbreiten ihren Genoffen, welche als Beisitzer fun- giren, folgende Vorschläge zur Diskussion und eventuell Beschluß- fassung: Am 15. und 16. November ist eine Konferenz der Arbeiter- beisitzer in H a l l e a. S abzuhalten. Als provisorische Tages- ordnung ist festgesetzt: 1. Geschäftliches; 2. Oiganisationsfrage; 3. die Presse; 4. die Jnnungs-Novelle; 5. Anträge und Ver- schiedenes. Nun Genossen, rührig an die Arbeit, sorgt alle dafür, daß die Konsercnz zahlreich beschickt wird, um dann den Grundstein zu legen, aus dem die Gewerbegerichl« weiter ausgebaut werden müssen. Vorwärts! Alle Anfragen in dieser Sache find an G. Kähler in Lübeck . Bötlcherstr. 18, zu richten. Alle arbeitersreundlichen Blätter werden um Abdruck ge« beten. Die eventuell entstehenden Unkosten der Delegation haben di» Gewerkschaften des Orte? selbst zu tragen. I« Lüttringhausen in der Rheinprovinz hat flch eine S e- nossenschafl gebildet, um für die B a n d w i r k« r in dem zur Stadlgemeinde gehörigen Herbringhausen eine g e- mei n sanie Betriebsstätte mit Dampfkraftzuer- richten. In der Fabrik, deren Bankosten auf 36 000 M. ver- anschlagt sind, sollen 36 Bandstühle Platz finden, wovon bis jetzt 30 Stühle angemeldet sind. Eine ähnliche Einrichtung ist auch für das ebeusalls zur Gemeinde gehörige Beyenburg ge- plant. Die Kommune Lüttringhausen hat beschlossen, sich an der Genossenschaft mit einem Kapital von 6000 Mark zu de- theiligen. DepeWgen unv letzte Llachrichten. Flensburg , 8. Oktober. (W. T. B.) In der Heuligen Ber - Handlung über den Ein stürz einer Anlegebrücke bei der Germaniawerst in Kiel am 19. August 1695. bei welchem 13 Personen das Leben einbüßten, gab das Seeamt den Spruch ab. daß der Unfall dein zu hastigen Bordrängen der Arbeiter auf die Brücke zuzuschr-lbe» sei; die Brücke habe den Anforderungen genügt. Brüx , 3. Okt.(B. H. ) Di« Situation hat an Verschärfung zugenommen. Seitens der Offegger Behörden wird dringend militärische Hilse verlangt. Zwölf Arbeiter, dt« verhaftet worden waren, sind wegen mangelnder Beweise wieder in Freiheit gesetzt worden. Lille , 3. Oktober. (W. T. B.) Die sozialistische Majorität des Gemeinderaihs hat den von der rep»blikaiiische» Minorität beantragten Willkommengrub an den Kaiser und die Kaiserin von Rußland abgelehnt und eine Adresse angenommen, in welcher dem russischen Volke die Sympathie des Geinemderathes aus- gesprochen wird. Die Adresse wird dem Botschafter Baron von Mohrenheim übersandt werden. Rom , 3. Oktober. (B. H. ) Aus Sizilien laufen Nach- richten ein, wonach in dem Sch'vefelrevier 2500 Mann die Arbeit eingestellt haben. Dortselbst sind auch 140 sozialistische uild anarchistische Emissaire verhaftet worden. auc�— ... vicrzn 4 Beilage«.
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