Berliner

Volks- Tribüne

Social- Politisches Wochenblatt.

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Einzelne Nummer 15 Pfg.

Die Berliner Bolts- ribune" erscheint jeden Sonnabend früh. Abonnements- Preis für Berlin monatlich 50 Pfg. pränumerando( frei ins Haus). Durch jede Post- Anstalt des Deutschen Reiches zu beziehen.( Preis vierteljährlich 1 mr. 50 Bfg.; eingetragen unter Nr. 867 der Zeitungspreisliste für das Jahr 1889.)

Redaktion und Expedition:

8.0.( 26). Oranien- Straße 23.

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Inserate werden die 4 spaltige Petit- Zeile oder deren Raum mit 20 Bfg. berechnet. Vereins- Anzeigen: 15 Pfg. Arbeitsmarkt: 10 Bfg. Inseraten- Annahme in der Expedition: Oranien- Straße 23.

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Sonnabend, den 30. März 1889.

Ausgabe für Spediteure: Merkur " Zimmer- Straße 54.

III. Jahrgang.

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verabscheute

Es heißt da in der Nummer vom 28. d. M.: Für wissenschaftlich festgestellt" erachtete nun der Abga Dr. Lieber, daß durch Einschränkung der Arbeitszeit dan Arbeits quantum auf die Dauer nicht vermindert... worde ist." Wie wenig dieses als" festgestellt" zu erachten ist, geht schont daraus hervor, daß, wie wir schon kürzlich anführten, Herr Mar Schippel, Herausgeber der Berliner Volkstribüne", in seiner Arbeiterbibliothek schreibt:

Es muß doch Frühling werden. Der daß nun die Zeit der Saat gekommen ist, daß die Zeit kanzlerischer oder nichtkanzlerischer Observanz Maximalarbeitstag.- Die Unterdrückung der des Wachsthums und der Ernte folgen wird, wenn auch Projekt ins Feld zu führen. Berliner ,, Volkszeitung". Das Ende einer noch zuweilen weiße Flocken durch die Luft wirbeln. Welt. III. Die Polizei und die Arbeiter Sollen wir da verzagen im ersten kalten Lenze des in England. Finanzbaron und Volk. Zur Völkerfrühlings? Wir, die wir an der Schwelle der neuen Bäckerbewegung. Zeit stehen, wir, vor deren staunenden und erkennenden Gedicht von Karl Henckel.- Keime von Augen sich unter Schmerzen und Zuckungen eine neue Bruno Wille . Die Kleinen hängt man. Welt aus dem Schooße der alten hervorarbeitet? Anmerkungen zum Vereinsrecht.- Zeitlohn und Ohört den prophetischen Ruf unserer Vorkämpfer, Stücklohn. Streiks in Amerika . Die unserer Lehrer und Führer, es ist der schmetternde Finken­ungarische Fabrikinspektion. Arne Garborg. schlag, der den Arbeiter zu immer neuer und raftloser Wann sind die nächsten Reichstagswahlen? Thätigkeit ruft. Auf! rüstet Euch mit heiterer Zuversicht, Politische Nachrichten. Gewerkschaft- denn auch uns kommt der Frühling: die Zeit der Arbeit ist da! liches. Vereine und Versammlungen.

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Die Bostabonnenten unseres Blattes erinnern wir daran, ohne Säumen und vor Monatsschluß ihr

Abonnement zu erneuern, ( Post- Zeitungskatalog für 1889 Nr. 867)

das sonst von der Post als erlosch en betrachtet wird. Erst nach dem Monatsschluß eingegangene Bestellungen sind mit unnüßen Kosten und Arbeits und Zeitbergeudungen verhimden abgesehen davon, daß eine Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern oft gar nicht mehr erfolgen kann.

ganz

Wenn früher bei 14 stündiger Arbeitszeit der Unter­nehmer zur Herstellung einer gewissen Arbeitsmenge 1000 Arbeiter brauchte, so braucht er wenn er seine ganze Be= triebsweise nicht rasch ändern kann bei 10 stündiger Arbeitszeit gegen 1400 Arbeiter 2c."

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Wir können diesen Punkt nicht besser beleuchten, als indem wir

Die Zeit des Wachsens wird nicht fehlen, die Zeit wiederholen, was wir zu diesem Ausspruche bemerkten:

der Reife und der Ernte wird sicher kommen, sie ist un­abwendbar, sie naht, so rauh auch heute noch die alte Zeit uns ihren falten Todeshauch entgegen bläft.

Auf zur Saat, wenn auch noch stürmisch schneidende Winde uns umtoben, der Ackersmann muß ihnen trozen!

Herr Schippel scheint also nicht daran zu glauben, daß mit Verkürzung der Arbeitszeit die Intensität der Arbeits­leistung in der Weise steigt, wie es die Freunde des Normal­arbeitstages stets behauptet haben. Letztere sollten daher zunächst sich bemühen, Herrn Schippel von der Richtigkeit ihrer Theorie zu überzeugen, bevor sie Anträge auf Ver­wirklichung derselben in der Praris stellen."

Auf ihr Freunde alle zur rüftigen Arbeit! Auf ihr So wohlgemeint diese Sorge der Nordd. Allg. 3tg. geistigen Streiter, ihr Kämpfer der neuen Zeit, säumt um die Aenderung unserer Ueberzeugung zweifellos ist, so nicht, die Saat der weltbefreienden Gedanken mit reicher, geht sie doch wie wir zu unserem Bedauern konstatiren offener Hand zu streuen. Mag manches von den schwarzen, müssen von ganz falschen Voraussetzungen aus. Die oben zitite Stoffe aus der Gewerkschaftsbroschüre frächzenden Vogeln gefteffen web, mag manches vor

die Füße des achtlosen Wanderers fallen, mag manches sagt nämlich gar nichts über die schließliche wirkliche in der dürren Dede des geist- und gesinnungslosen Spieß- Entwickelung, wie sie nach einer Verkürzung der Arbeits­bürgerthums, der rohen Theilnahmlosigkeit verdorren, der zeit heute im allgemeinen eintreten wird. Sie leugnet die gut bestellte Acker wird genug bergen, das zur köstlichen zweifellos massenhaft erfolgenden Aenderungen und Ver­besserungen in der Betriebsweise durchaus nicht, sondern Frucht heranreift, zur Freude des Schnitters.

Die Kreuzbandabonnenten bitten wir, wo es irgend angeht, in Zukunft bei der Post zu bestellen. Die Bestellungen müffen einige Tage vor Monatsschluß Ein solcher siegesmuthiger Frühlingsbote ist auch die zieht nur bestimmte Schlüsse für den einen Fall, wenn bewirkt werden und können bei allen Bostansi( ten des Neiches erfolgen( unter Nr. 867 der Zeitungspreisliste Arbeiterpresse. Auch die Arbeiterpresse ruft unter Bedräng- die ganze Betriebsweise nicht rasch geändert werden kann." für 1889), die Zeitung muß dann bei der Anstalt ab- niß und Gefahr, unter Verfolgung und Unterdrückung das Es kommt nunmehr darauf an, durch die Erfahrung fest­geholt werden. Gegen 15 Pfg. Aufgeld pro Quartal frohe Lied der Verheißung aus überzeugungswarmer Brust zustellen, ob dieser Fall häufig, selten oder gar nicht ein­schmetternd und klingend hinaus. Sie ist der Ackerer, der tritt und darüber haben wir uns allerdings nicht in liefert aber der Briefträger auch frei in's Haus. Wo Krenzband aus besonderen Gründen weiter ge- in rüſtigem Bemühen harte Herzen, widerstrebende Geister der Gewerkschaftsbroschüre, wo nicht der Ort dazu war wünscht wird, erbitten wir umgehende Nachricht; sonst aufzubrechen, sie mit nährender Hoffnung, treibender That- schon vor Jahren mit ausreichender Deutlichkeit aus­nehmen wir an, daß direkte Bestellung bei der Post kraft zu erfüllen sucht. Die Presse ist der Säemann, der gesprochen.

erfolgt ist.

Alle Berliner Abonnenten, welche ihre Wohnung verändern, ersuchen wir, um unliebsame Unterbrechung in der Zustellung unseres Blattes zu vermeiden, rechtzeitig dem Spediteur die neue Adresse mitzutheilen.

die Saat der Aufklärung in den zubereiteten Boden wirft, Damals war es in der deutschen Gewerkschafts­hoffend, daß er zur Reife gedeihen merde, trop der Kälte, agitation überwiegend noch Gebrauch, die Arbeitszeit­die heute manchen Muthlosen möchte verzagen machen. verkürzung als unfehlbares Heilmittel gegen die Arbeits­Die Presse ruft allen Kleinmüthigen zu: hoffet! allen losigkeit anzupreisen, und wir wandten uns( 1885) zuerst Trägen: arbeitet! damit der Tag der Ernte das Feld dagegen, indem wir betonten, wie alle konsequenten So= zialisten diese Wirkung des Normalarbeitstages nicht zu­wohl bestellt findet. Nun auf ihr Alle, die ihr an diese Botschaft glaubt, gestanden haben und wie alle neueren Erfahrungen aber= auf alle Freunde und Genossen unserer Arbeit, die ihr mals beweisen, daß man ihm diese Wirkung auch niemats mitstreben wollt, weil ihr mit leidet, auf rührt mit uns zugestehen könne, weil in der That technische Verbesserun= Am pünktlichsten erfolgt die Zustellung der Volks- die Hände! Helft eure Blätter verbreiten, damit sie in gen es sehr rasch dahin bringen, selbst bei verkürztem Tribüne" durch diejenigen Spediteure, welche zugleich ein immer weiteren Kreisen Licht und Frühlingsglauben tragen Werktag mit derselben Zahl von Arbeitern dasselbe und fönnen. Offen und treu sind wir bemüht, die Wahrheit noch mehr zu produziren. täglich erscheinendes Blatt bringen.

Es muß doch Frühling werden!

zu lehren, den kommenden Tag vorzubereiten. Sei es Diefer Meinung sind wir auch heute noch, wobei wir nunmehr euer Bemühen, unser Blatt zu verbreiten, damit natürlich die Besonderheiten für einzelne Gewerbe und die Schaar der bewußten Kämpfer der neuen Zeit für die Zeiten des Ueberganges nicht übersehen. O Durch düstere Nebelschleier blickt matt und fahl sich mehrt. Wenn uns aber die Nordd. Allg. Ztg." daraufhin die Märzsonne. Noch tobt oft der kalte Sturmhauch des Ein Arbeiterblatt muß an jeden Ort, in jede Hütte einwenden sollte, daß der Normalarbeitstag überhaupt jede Winters über öde Felder und zaust an den Zweigen der dringen, wo einer wohnt, der unter dem Drucke der größere Bedeutung verliere, wenn er die Arbeitslosig= tahlen Bäume. Frost, Schnee, Regenschauer folgen noch heutigen ungerechten Zeit seufzt und auf Erlösung wartet. keit und damit den Druck der Arbeitslosen auf den Lohn immer den wärmeren Sonnenblicken. Darum wirft mit uns an der Bestellung der Saat, von auf die Dauer nicht vermindere, daß man hier also Um­der wir hoffen und wissen, daß sie Sättigung dem Hungern- wälzungen in der Industrie erzwinge, ohne einen besonderen den, Kleidung dem Zerlumpten, Gerechtigkeit dem Enterbten, dauernden Nußen für die Arbeiterklasse voraussehen zu Friede, Glück und wirthschaftliches Wohlbefinden für Alle können, so wollen wir darauf gleich kurz erwiedern: bringen wird. Einmal ist die verringerte Arbeitszeit auch ohne

Mit Mühe hält sich der Mann, der auf dem Wege dahinschreitet, gegen den sausenden Wind, der ihm mit Regen gemischten Schnee mit rauhem Toben entgegen bläst. Die hängenden Zweige der Birke träufeln große Tropfen herab auf den Schreitenden.

Dennoch geht der Landmann aus zur Arbeit, zur Bestellung, zur Saat.

Was giebt ihm die Hoffnung?

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Die fich für die Verbreitung der Arbeiterpresse Lohnerhöhung und ohne Verminderung der Arbeitslosig= bemühen, dienen mit uns der allgemeinen Sache der noth- keit ein unschäßbarer Gewinn für das Proletariat, das gedrückten Menschheit, die nach Erlösung aus den Fesseln dadurch in ganz anderem Maße wie heute die Möglich­einer falschen und verderblichen Wirthschaftsordnung sucht. feit gewinnt, sich fortzubilden, sich politisch aufzuklären Darum auf zu unermüdlicher Thätigkeit!

Auf zu neuem Kampfe!

Sein suchendes Auge schaut die schwellenden Knospen und am politischen Leben theilzunehmen. Das ist für die an den wehenden Zweigen; sein erfreutes Ohr hört den Zukunft des Proletariates viel wichtiger wie eine Lohn­tecken, schmetternden Schlag des rothbrüstigen Finken, der erhöhung von ein paar Mark pro Woche oder Monat. von der Spiße des Baumes, im kalten Winde schwankend, Ferner aber ist der Normalarbeitstag für uns ein Der Maximalarbeitstag. die frohe Botschaft in die Welt hinausruft: der Sommer gewaltiges Auflösungsmittel gegenüber den Ueber­tommt, die Sonne siegt, das Licht erscheint! Da greift Gegen die Forderung eines gefeßlich erzwungenen lebseln der alten kleinbürgerlichen Wirthschaftsordnung, der Ackersmann mit Muth zu seinem Geräth. Er bearbeitet Marimalarbeitstages auch für männliche Erwachsene die überall noch jedem sozialen und politischen Fort­ach was sagen wir den Boden und streut hoffnungsvoll die Saat in das wendet sich die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in einer schritte im Wege steht. Tausende taum dem Froste entrissene Land. Er traut dem Baume, längeren Ausführung, an welcher neu nur der Versuch ist, zehn-, hunderttausende von kleinen Betrieben sind er traut der Botschaft des gefiederten Sängers. Er weiß, auch Sozialisten gegen das von allen Manchesterleuten heute schon vollständig überlebt, weil sie in alterthümlichster,

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