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Statt zwei Artikel der fränkischen TageSpost" abgedruckt hat. von denen der eine in Nürnberg   überhaupt nicht ver- folgt wurde, während der gegen den anderen Artikel dort an- gestrengte Prozeß mit Freisprechung endete. Wegen derselben beiden Artikel wurde aber Stücklen vom Geschworenengericht in Bayreuth   fürschuldig" befunden. Achtung» Ardeiter Berlins! Wir bitten, die für die ausgesperrten städtischen Gasarbeiter bewilligten resp. gesammelten Gelder sofort an das Gewerkschaftsbureau lAdresse: R. Millarg, Annenstr. 16) abführen zu wollen. Das Streikkomitee. An die Bilderrahmenmacher Berlins  ! Wir machen nochmals auf die in der öffentlichen Versammlung vom 4. Oktober gefaßten Beschlüsse aufmerksam, wonach in den Werkstätten, wo nicht wenigstens die neunstündige Arbeitszeit und der Minimal- lohn von 25.S0 M. bewilligt ist. die Arbeit von Montag, den S.Oktober ab zu ruhen hat. Gleichfalls wurde beschlossen, daß der Zuzug von folgenden Werkstätten, wo unsere so minimalen Forderungen nicht bewilligt stnd, fernzuhalten ist: Rosenow, Schmidstraße; Mannlich, Greifswalderstraße; Königs- berger, Gr. Frankfurterstraße; Wahl u. Sohn, Bebrenstraße; Kristan, Kottbuser Ufer, und Schneider. Blumenstraße. Die Firma W e h n e r hat nachträglich die Akkordarbeit abgeschafft und die Lohnforderung sowie die verlangte Arbeitszeit bewilligt. Ferner machen wir die Kollegen, welche zu den neuen Bedingungen arbeiten, nochmals auf den Beschluß der Versammlung aufmerk- sam, wonach sie wöchentlich 1 M. an den Streikfonds abzuliefern habe». Diese Beiträge werden von der Streikkommifsion täglich abends von 6 Uhr an bei Stramm, Nitterstr. 123, entgegen- Senommen. Nachträgliche Bewilligungen sowie Zurückziehungen nd unverzüglich der Streikkommission zu melden. Die Streikkommission der Bilderrahmenmacher Berlins  . Achtung, Gürtler und Drücker! Die Firma S ch r a m a r in Rixdorf, Richardstr. 116, hat ihr Versprechen betreffs der Sstündigen Arbeitszeit zurückgenommen, nachdem die dort be- schäftigten Kollegen es ablehnten, zu Akkordpreisen zu arbeiten. die nach dem eben beendeten Kampfe mehr eine Beleidigung als ein Zngeständniß waren. Zuzug ist fernzuhalten. Die Berliner   Ortsverwaltfung des deutschen   Metall- arbeiter-Berbandes. Polizei, Militär und Arbeiterbewegung. Ans Kassel  theilt dasVolksblatt für Hessen  " mit: Unsere hiesige Polizei scheint es sich noch immer zur Pflicht zu machen, den hiesigen Gewerk- s ch a f t e n das Abhalten von Versammlungen zu erschweren. Am Sonnabend und Sonntag sollte bei Gastwirth Wagner, Oberste Gasse, Metallarbeiter-Versammlung stattfinden. Inserate in unserer Donnerstags- Nummer gaben die Tagesordnung be- kannt, durch diese Inserate ist dann die Polizei jedenfalls auf die Versammlungen aufmerksam gemacht worden, denn am Donnerstag wurde der Herr Wagner auf die Polizei beordert, wo ihm in längerer Rede auseinandergesetzt wurde, wie roth die hiesigen Sozialdemokraten wären. Zum Schluß der Rede wurde Herrn Wagner bekannt gegeben, wenn er den Metallarbeitern sein Lokal weiter zur Verfügung stelle, würde er am Montag den Militär-Boykott bekommen. Diese Bekanntgabe hat denn auch bei dem Wirthe die richtige Wirkung nicht verfehlt, denn die Metallarbeiter konnten am Sonnabend sowie am Sonntag ihre Versammlungen nicht abhalten. Polizei und Militär sind doch dazu da, die Aufrecht- erhaltung der Gesetze zu unterstützen. Das Gesetz, und zwar die Gewerbe-Ordnung, spricht aber den Arbeitern das Recht der Koalition zu und sagt ausdrücklich, daß alle diesem entgegenstehenden Verbote und Strasbestimmungen aufgehoben sind. Daß damit das Verhalten der Polizei- und der Militär- behSrde nicht vereinbar ist, scheint uns wenigstens nicht zweisel- hast zu sein. Zur Boykottfrage haben die Gewerkschaftskartelle von Ha ni bürg, Altona   und Wandsbek   folgende Verein- barung getroffen:Die Kartellkommissionen von Hamburg  , Altona   und Wandsbek   verpflichten sich, Boykotts in den Kartell- Versammlungen nur dann in Vorschlag zu bringen, wenn die in Frage kommende KarteUkommission in gemeinschaftlicher Sitzung ihre Zustimmung ertheilt." Bon den Buchbindern Hamburgs   arbeiten bis jetzt rund 3S0 zu den neuen Bedingungen; dabei sind jedoch die Geschäfte eingerechnet, die die geforderten Slrbeitsbedingungen oder noch bessere schon früher eingeführt hatten, wie z. B. die Verlags- austalt und Buchdruckerei von Auer u. Komp., wo die Arbeits  - zeit 8 Stunden beträgt. Die Innung hat sich über die Forde- rungen der Gehilfen noch nicht schlüssig gemacht. Bei einem etwaigen Streik kommen zirka 1606 Arbeiter und Arbeiterinnen in betracht. Zum Gpinnerstreik in Köln   berichtet dieRheinische Zeitung  " u. a.: Die Verhandlungen des E i n i g u n g s a m l s waren für die Streikenden von keinem wesentlichen Erfolg. Der Direktor der Kölnischen Spinnerei erklärte sich zur Aenderuug der Akkordtarife nicht bereit, den Ansetzern will er 65 pCt., anstatt 60 pCt. früher, geben, außerdem den ihnen zustehenden Lohn, das Wiegeverhältniß soll geändert, namentlich deutsches Gewicht eingeführt werden, außerdem die Kontrolle der Arbeiter gestattet sein. Die Familie Kaulhausen gedenkt der Direktor nicht wieder einzustellen. Die Arbeitervertreter erklärten, nur mit Einstellung der Familie Kaulhausen die Arbeit aufnehmen zu wollen. Das Einigungsamt faßte den Beschluß, den beiden Parteien eine Einigung auf der Basis anzuempfehlen, daß Frühstücks- und Vesperpausen von je»/« Stunde eingeführt werden, bei sonst 11 stündiger Arbeitszeit, daß weiter der ältere Kaulhausen wieder einzustellen ist. Am Sonntag beschloß eine von 606 Personen besuchte Spinner-Versammlung, die in Sülz   tagte, auf der Grundlage der Beschlüsse des Einigungsamtes mit der Direktion einen Aus- gleich zu versuchen, bis zum Eintreffen der Antwort aber im Streik auszuhalten. In München   ist der Streik in der O p p a ch e r' s ch e n Kunst an st alt als gescheitert zu betrachten. Die Stein- d rucker haben schon am Donnerstag die Arbeit bedingungslos wieder aufgenommen, worauf auch einige Buchbinder die Flinte inS Korn warfen und die Fortführung des Lohnkampfes un- möglich machten. Maßregelungen stehen bevor. Die Küfer Stuttgarts   haben den Meistern folgende Forderungen unterbreiter: reine lOstündige Arbeitszeit resp. 12 Stunden mit Pause, Beseitigung der Ueberzeitarbeit eventuell 33>/» pCt. Lohnaufschlag, für Sonntagsarbeit 56 pCt.. 20 M. Mindestlohn, wöchentliche Lohnauszahlung und zwar Freitags, sowie freies Koalitionsrecht. Ans Wie» wird unterm 6. Oktober telegraphirt: Die Maß- regel der Entlassung derjenigen streikenden Arbeiter der Staats- bahn-Gesellschaft. die heute die Arbeit nicht aufgenommen haben, hat keine Entscheidung im Streik herbeigeführt. Der Streik dauert ungeschwächt fort und gewinnt größere Aus- dehnung. Das Lohnkomitee der Streikenden in Wien   und Prag   hat auf die gestern imVorwärts" mitgetheilte Bekanntmachung des Werkstättenchefs eine Erwiderung veröffentlicht, worin die Punkte 1 bis 3 und 5 der Bekanntmachung mit Befriedigung akzeptirt iverden. Betreffs des 4. Punktes wird nähere Präzisirung ge- wünscht in der Weise, daß die Direktion erklären solle, sie werde eventuell durch einen Beauftragten im Einvernehmen mit dem zu wählenden Fabrikausschuß innerhalb dreier Monate die Regelung der Akkordpreise durchführen. Bezüglich der Tag- löhne wird die Direktion ersucht, dahin zu entscheiden, daß Tag- löhne von weniger als 1 fl. 60 kr. um IS pCt., Taglöhne von mehr als 1 fl. 60 kr. um 10 pCt. erhöht werden. Sollte die Direktion diese Propositionen genehmigen, so werde die sofortige Aufnahme der Arbeit sowohl in Wien   als auch in Prag  -Äubna erfolgen. Das Lohnkomilee vertraut, daß die mündlich gegebene Zusage, aus Anlaß des Streiks werde keine Maßregelung ein- zelner erfolgen, loyal erfüllt werde. Zum Schluß der Erwide- rung heißt es: Da die Differenzen nur mehr wenige Punkte betreffen und angesichts der gewiß bescheidenen Fassung der Wünsche der Arbeiter giebt sich daS gefertigte Lohnkomitee der sicheren Erwartung hin, ein Entgegenkommen zu finden, um den Konflikt zu beenden. Im Bergrevier Brüx- Dux ist die Einfahrt auf den Schächten größlentheils wieder normal. Der Kohlengräber-AuSstand von Sainte-Florine ist als gescheitert zu betrachten. Die Grubenverwaltung hat ihre Drohung ausgeführt und die widerspenstigen Arbeiter ent- lassen. Die übrigen haben die Arbeit wieder aufgenommen. AuS Brüssel   wird telegraphirt: Der Gemeinderath lehnte mit großer Mehrheit den Antrag eines sozialdemokratischen Mit- gliedes ab, den streikenden Tischlern einen Kredit von S000 Fr. zu bewilligen. Der Streik der Delegraphenbeamten der Kanadischen Pacific-Eisenbahn ist zu Ende. Die Streikenden nehmen auf der ganzen Strecke die Arbeit wieder auf. Ueber das Resultat des Streiks schweigt sich der Telegraph aus. Soziales. AuS dem Ruhrgebiet   wird uns geschrieben: Recht wackere Helfer in der Knechtung der Bergleute hat das Kapital auch an der ultramontanen Presse und Partei, denn un- ausgesetzt wird von dieser Seite die Zwietracht unter den Arbeitern geschürt. Seit 1878 schon bemüht sich die ultramon­tane Presse und Partei des Ruhrgebiets, das Theilen der Knappen inChristen" undUnchristen" zu besorgen, damit das Kapital desto besser herrsche» kann. Sobald 1839 und 1390 sich die Bergleute einig waren, kamen die Fusangel und Konsorte» hinzu und wollten diechristlichen" Schafe von den sozial- demokratischen Böcken sondern. Drei Gegenverbände wurden errichtet, alle gingen sie zu Grunde. Die letzte Gründung der Frommen im Lande, derchristliche Gewerkverein", existirt zwar heute noch, steht aber schon seit seiner Geburt auf dem Aussterbe- Etat. Aber genug hat er geleistet im Interesse des K a p i t a l s. Die immerwährende religiöse und politische Verhetzung der Berg- leute läßt die Organisation derselben gar nicht zur Ausbildung kommen. Heute wieder, anläßlich der bevorstehenden Wahlen zu den Berggewerbegerichten, ist die ultramontane Partei durch ihre Presse und den Strohmann B r u st aus Altcuessen wacker daran, die religiöse Hetze zu betreiben. Nur das Kapital kann davon Nutzen haben, darum hat auch das Gruben organ, dieR h.- W. Zeitung" denchristlichen Gewerkverein", be- sonders aber denbesonnenen Bergmann Brust" ganz in ihr Herz geschlossen! Viel Erfolg wird in diesem Falle die Hetze der frommen Klique freilich nicht haben, schon der jämmerlich schwache Besuch der von Klerus und Kapital protegirten Ver- sammlungen deschristlichen Gewerkvereins" zeigt, daß die Be- drückung der Arbeit durch das Unternehmerthum den Boden fürchristliche Bestrebungen" nicht gut düngt. Und bei den nächsten ReichstagSwahlen wird den ultra- montanen Kapitalsfreunden die Quittupg»och derber ausgestellt werden. Sonderbar: Im R u h r g e b i e t, wo die Bergleute selbständig genug sind, um ohneHilfe des Klerus ihre Rechte zu wahren, da wirft sich der Pastor und Vikar zumArbeiterführer" auf. In Oberschlesien   da- gegen, wo die Verhältnisse der Bergleute weit jämmerlicher sind als an der Ruhr, da findet sich kein Ober- dörffer, kein Hitze, kein Weber, der die Arbeiter zum Kamps« gegen das Kapital organ isirt. Aber wo denken wir hin! In Oberfchlesien ist ja auch das Kapital recht fromm katholisch, und die Klerisei wird doch nicht gegen diebesten Söhne der Kirche" wüthen. Das geht nicht. Dieweil verkommt das oberschlesische Volk in Elend und Jammer! Kapital und Arbeit. Die Flensburger   Schiffs- bau-Gesellschaft hielt am Mittwoch ihre 23. ordentliche Generalversammlung ab. Während man den Arbeitern die geringfügige Lohnerhöhung verweigert, konnten die Herren Aktionäre für ihre mühevolle Arbeit des Kouponabschneidens 10 pCt. Dividende in die Tasche stecken. In dem Geschäfts- bericht wird zugestanden, daß der Ausstand nicht ohne nach- theilige Folgen für das nächste Geschäftsjahr bleiben wird. Das Kaiserliche Postamt> in Leipzig   theilte derLeipz. Volkszeitung" auf die in derselben veröffentlicht gewesene, von uns in Nr. 228 wiedergegebene Notiz mit, daß die Entfernung des Gaskochapparates aus der P a ck k a m m e r des genannten Postamts lediglich wegen der Feuergesähclichkeit erfolgt ist und daß der Apparat durch anderweile geeignete Einrichtungen ersetzt wird. Die Angabe derLeipziger Volkszeitung", von den in der Nacht dienstthuenden Beamten sei immer einer 15 Stunden hintereinander an die Dienststelle ge- banden, wird dagegen vom Postamt l mit Stillschweigen übergangen. Uud doch wäre eine Aufklärung hierüber viel nöthiger gewesen als hinsichtlich des Gaskochapparates! Das badische Ministerium deS Innern hat, wie die �Franks. Ztg." mittheilt, die Bezirksämter angewiesen, den Mißständen im Kellnerinnen gewerbe mit aller Strenge des Gesetzes entgegenzutreten. Vor allem soll darauf gesehen werde», daß die Kellnerinnen nicht selbst für ihre Wohnungen aufzukommen haben, wobei zu erwägen sei, ob nicht gegen Wirthe, die den Kellnerinneu keine Wohnung gewähren, sofern hierdurch einem unzüchtigen Verkehr Vorschub geleistet werde, je nach Umständen das Versahren aus Konzessions- entziehung wegen Förderung der Unzucht eingeleitet werden solle, sobald sie den ihnen zur Abstellung der Mißstände zu machenden Auflagen keine Folge leisten. Dann verlangt die Regierung für das Hilfspersonal ausreichende Schlafräume, die den im Interesse der Sittlichkeit und der öffentlichen Gesundheit zu stellenden polizeilichen Anforderungen entsprechen müffen. Weiter sollen sich die Bezirksämter darüber vergewissern, ob die als Kellnerinnen beschäftigten minderjährigen Per- sonen sich im Besitz des vorgeschriebenen Arbeitsbuches be- finden; dadurch soll verhindert werde», daß solche Mädchen gegen den Willen ihrer Eltern oder Fürsorger sich diesem Berufe zuwenden. Endlich sollen die Stellenvermittlungs-Geschäfte sorgfältig überwacht werden. Gegen Gebührenüberforderungcn foll unnachsichtlich strafend eingeschritten und wo der That- bestand des Betrugs oder Kuppelei vorliegt, das Einschreiten der Staatsanwaltschaft veranlaßt werden. Auch können nach der ministeriellen Verfügung je nach Bedürfniß ortspolizeiliche Vor- schristen erlassen werden, die es dem Bezirksamte ermög- lichen, über die von den Stellenvermittlern beherbergten Personen eine Kontrolle zu führen und die im Interesse der öffentlichen Gesundheit und Sittlichkeit erforderlichen Anordnungen zu treffen. Das wichtigste, nämlich vorzusorgen, daß die Kellnerinnen eine ausreichende Vergütung'für ihre Arbeitsleistung vom Wirth bekommen, vermissen wir in dieser Zusammenstellung der Anforderungen, die die Regierung an die Wirthe stellt. Auch in Baden wird es Kellnerinnen geben, die vom Wirth so schlecht oder gar nicht bezahlt werden, daß sie aus den bekannten unsoliden Nebenerwerb angewiesen sind. Für die Arbeiten der Pariser Wekt-AuSstel» lu n g hat der französische   Handelsmini st er im Interesse der beschäftigten Arbeiter eine Reihe von Maß- nahmen getroffen. Die Submissionsunternehmer dürfen ohne Bewilligung der Administratoren ihrerseits keine Arbeiten in Submission vergeben. Die Zwischenmeisterschaft ist verboten. Den Arbeitern ist ein wöchentlicher Ruhetag gesichert. Im Falle der unregelmäßigen Lohnauszahlung kann die Administra- tion von sich aus die Arbeiter zu Lasten der Unter- nehmer bezahlen. Die Unternehmer sind verpflichtet, alle nothwendigen Sicherheits- und Gesundheits- Vorkehrungen zu treffen. Die Administration übernimmt die Organisation der ärztlichen Pflege für die verunglückten Arbeiter, denen zugleich Krankengelder ausgezahlt werden. Die Kosten werden gedeckt durch einen Abzug von 1 pCt. des Betrages der Arbeiten und der Materialien. Falls dieser Fonds nicht genügen sollte, hat der Staat für das Defizit aufzukommen. Die Haft- Pflicht der Unternehmer für die Unfälle bleibt jedoch dadurch unberührt. Außerdem sollen bei der Vergebung der Arbeiten Arbeitergenossenschaften bevorzugt werden. Für Arbeiten im Betrage von nicht über 20 000 Fr. werden sie ohne Konkurrenzausschrciben zugelassen. Sonst erhalten sie bei gleichen Submissionsbedingungen den Vorzug vor den Unter- nehmern und brauchen keine Kaution zu stellen, falls der Werth der Arbeiten nicht V0 000 Fr. übersteigt. Von einem Maximalarbeitstag und einem Minimallohn ist in den Schutzbestimmungen leider keine Rede. Auch diese Zu« geständnisse sind übrigens auf die noch unter dem Ministerium Bourgeois verhandelte sozialistische Interpellation zurückzuführen. Unsere Genossen hatten damals den Achtstundentag und den Lohntarif der Stadt Paris   für die Wellausstellungs- Arbeiten verlangt. Schließlich sei hervorgehoben, daß die Regierung sich vor- behält, das Maximum der zu beschäftigenden aus- ländischen Arbeiter festzusetzen. Ein Grund mehr s ü r die deutschen   Arbeiter, sich nicht in der Hoff- nung auf die Weltausstellung nach Paris   an- locken zu lassen. Ueber den Stand des Pariser Arbeitsmarktes bringt das Septemberheft des Bulletins des französischen   Arbeitsamtes folgende Angaben: Die Bau brau che ist mit Ende des Sommers im allgemeinen in einen Stillstand eingetreten. Eine lebhaftere Thätigkeit als in der gleichen Periode des vorigen Jahres wird nur bei den Bodenparquetlegern beobachtet. Die öffentlichen Arbeiten, an denen ein Arbeitspersonal von 80000 Mann interessirt ist, weisen gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres eine geringere Thätigkeit auf. Die Zahl der Unternehmer hat abgenommen auch infolge der Verminderung der Zahl der privaten Neubauten. Das Angebot von Arbeit übersteigt demgemäß die Nachfrage. Die Arbeiten der Pariser Weltausstellung haben ja noch nicht begonnen. Auch im benachbarten Departement Seine   et Oife erfährt die Baubranche einen Stillstand und macht sich die Arbeitslosigkeit geltend. In der H o l z b r a n ch e wird eine Besserung nur für die Wagenmaler konstatirt. in der M e t a l l b r a n ch e die im allgemeinen in ganz Frankreich   sich in aufsteigender Konjunktur befindet für die Berfertiger von Präzisionswerkzeugen und die Bronze- Arbeiter, dagegen eine Verschlechterung für die Metallofen- uud Waagenmacher. In der Bäckerei herrscht, wie immer, Ueber- fluß an Arbeitern. Die Leder-Handschuhmacheret machte den ganzen Sommer hindurch sehr schlechte Geschäfte infolge der in Mode gekommenen Zwirn-Handschuhe, so daß mehrere firmen die Hälfte ihres Personals entlassen haben. Die Buch-, leider- und Hutbranchen befinden sich am Ende der tobten Saison. Angesichts der gewaltigen Anziehungskraft, die Paris   auf die Arbeitslosen von ganz Frankreich   ausübt, muß auch der Stand des Arbeitsmarkles im ganzen Lande gekennzeichnet werden. Schon für den Monat Juli wurde die Geschäftslage als ungünstig ausgegeben, seitdem konstatirt das Arbeits- amt eine weitere Verlangsamung deS Geschäftsganges. Aus grund der bis zum 15. August eingelaufenen Mittheilungen seitens 430 Arbeiter- und Angestellten- Gewerkschaften mit einer Mitgliederzahl von 115 000 Mann ergiebt sich eine durchschnittliche Arbeitslosen zahl von über 6 pCt., darunter 1 pCt. bei den Zimmerlenten, 7 pCt. bei den Tischlern, 7 pCt. bei den Wagnern. 3 pCt. bei den Steinmetzen, l3pCl. bei den Malern und Gypsern, 2 0 pCt. bei den Maurern, 8pCt. bei den Eisen- und Kupfergießern, SpCt. bei den Metallarbeitern. 3 pCt. bei den Konstruktious- Mechanikern u. f. f. Daß die Arbeitslosigkeit in der Baubranche seit August zugenommen haben muß, ist selbstverständlich. Ein weiteres Zeichen der gedrückte» Geschäftslage in Frank- reich ist der außerordentlich geringe Umfang der Streik- beweg» ng im August. An den 24 Streiks dieses Monats betheiligten sich blos 17001800 Arbeiter. Die für 21 Streiks genau bekannte Zahl der Theilnehmer beträgt 1633, während man im August der Jahre 1893, 1894 und 1895 4526, 3510, 2325 Streikende zählte. In Paris   brach während des Monats August kein einziger Streik aus. Depefäzen und letzte Machvrchken. Frankfurt   a. M., 6. Oktober.  (H. B.) DerFrankfurter Zeitung  " wird aus Paris   telegraphirt: Als das Zarenpaar um 2 Uhr sich»ach der russischen Kirche begab, wiederholten sich die enthusiastischen Szenen von Morgens. In den Straßen um die Kirche durchbrach die Menge das Polizeispalier, wobei einige Schutzleute verwundet wurdm. Frankfurt   a. M., 6. Oktober.  (B. H.  ) Au? Stuttgart  meldet dieFranks. Ztg.": Das Schwurgericht in Tübingen   ver- urtheilte den Bahnwärter Peachim aus Oberthalheim, der seiner Mutter den Hals abgeschnitten hatte, wegen Mordes zum Tode. Thor«, 6. Oktober.  (W. T. B.) Das hiesige Schwurgericht verhandelte gestern und heule zum dritten Male in der Dlugi- moster Mordangelegenheit gegen den Stellmacher Kopistecki. Die Schuldfrage wurde verneint uud Kopistecki frei- gesprochen. Derselbe war im Jahre 1893 zu lebenslänglichem Zuchthause verurtheilt worden, da er gemeinsam mit dem 1894 Hingerichteten Käthner Malinowski der 1892 erfolgten Er- mordung des Baron Goltz und des Hilfsjägers Kath schuldig de» funden worden war. Nachdem Malinowski vor der Hinrichtung Kopistecki als unschuldig bezeichnet hatle, war 1896 im Wieder- ausnahmeverfahren gegen letzteren verhandelt worden; die Ge- schworenen hatten nun abermals das Schuldig ausgesprochen, der Gerichtshof aber einen Rechisirrthum zu Ungunsten des An- geklagten angenommen und die Angelegenheit an das jetzige Schwurgericht verwiesen. Wien  , 6. Oktober.  (B. H.) Infolge Explosion eines Petroleumgefäßes ist auf dem Bahnhofe zu Smichow   die Maschine eines Rangirzngcs in Brand gerathen. Der Maschinist und der Heizer stürzten von der Maschine herab; der Zug fuhr führerlos davon. Ein unabsetzbares Unglück wurde durch die Geistesgegenwart des Maschinisten verhütet, indem derselbe unter eigener Lebensgefahr wieder auf die Maschine sprang, das Ventil schloß und so den Zug zum Stehen brachte. Trieft, 0. Oktober.  (B. H.  ) Sämmtliche Triester Blätter sind wegen ihrer Haltung in der makedonifchen Frage in der Türkei   verboten worden. London  , 6. Oktober.  (B. H.  ) Die Gerüchte von dem Attentat auf den Eisenbahnzug des Zaren sind völlig unbegründet. Die ganze Meldung ist lediglich daraus zurückzuführen, daß durch einen ungeheuren Sturm eine Distanzstange umgeworfen wurde. welche auf die Schienen fiel. verantwortlicher Redakteur: Angnst Jarobcy in Berlin  . Für den Jnseratentheil verantwortlich: Th. Glocke in Berlin  . Druck und Verlag von Mar Badiua in Berlin  . Hierzu S