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eine fahrlässige. Jedenfalls kann unser Material zeigen, neue System Puttkamer , welches sich durch den Mund sollten natürlich! denn die Rechte des Geldsackes find ,, wie es gemacht wird." seines anerkannten Trägers mit dem Losungswort ange- dem Bürger heilig, die der Arbeiter- schon weniger. Vor uns liegt das Jüterbog - Luckenwalder fündigt hat: Großer Belagerungszustand und Uebrigens werden die Wirthe durchaus nicht lediglich Kreisblatt" mit dem Verzeichniß der ländlichen Wahl- Kanonen! von Sozialdemokraten boykottirt. Z. B. die Komman­bezirke, Wahlvorsteher, Stellvertreter und Wahllokale zur Großer Belagerungszustand und Kanonen! Dies dantur von Spandau ist doch nicht sozialdemokratisch! Wahl für den deutschen Reichstag. Unterfertigt ist dieses Losungswort bildete den Höhepunkt des wundervollen Diese Behörde aber hat wie das Berl. Tagebl." meldet, Verzeichniß mit dem Namen des Landraths U. v. Derßen. Programms, das Herr von Puttkamer in seiner Stolper neuerdings einen Gastwirth boycottirt. Und warum? Man sollte erwarten, daß bei Feststellung dieser unentbehr- Rede in allen Farben ausmalte. Nach seiner Ansicht war Vielleicht deswegen, weil der Wirth unduldsam gewesen lichen Organe der Wahlhandlung der Gesichtspunkt vor das bisherige Gesez gegen die Sozialisten nicht ist? nein, aus diesem sittlichen Beweggrunde haben herrschend war, Wahlbeeinflussung dadurch zu verhüten, daß strenge genug", hielt die konservative Partei dasselbe mit bisher nur Arbeiter boycottirt. Der Spandauer Wirth möglichst solche Männer und Lokale gewählt werden, deren Recht für zu milde", und wäre das Gesez ohne die wurde vielmehr in Verruf erklärt, weil er duldsam ge= Charakter nicht zur Beeinflussung geeignet, sondern ganz Ausweisungsklausel zur Unkenntlichkeit" entstellt. Ohne wesen ist, weil er nämlich sein Lokal zu einer Sattler­unparteiisch ist. Aber ein Blick auf das Verzeichniß täuscht die Ausweisungsbefugniß sei es ein, Messer ohne Klinge Versammlung hergegeben hat. diese Erwartung ganz und gar. Wir finden nämlich, daß und Griff." Diese Geschichte ist nach der angegebenen Quelle so: von den 118 Wahlbezirken 95 ihr Wahllokal im Herr von Puttkamer handelt oft nach dem eigenthüm- Die Sattler der Artillerie- Werkstatt in Spandan Schulzen Amt, 6 in Gutshäusern und 4 in Amtslichen Grundsak, die größte Offenheit der Sprache kompro- wollten ihre Lage verbessern. Nachdem sie mehrere lokalen haben. Wir finden ferner, das unter den 118 mittire am wenigsten. So rechnet er mit chnischer Deut- Monate hindurch nur etwa 1 bis 2 Mark täglich verdient Wahlvorstehern 87 Schulzen, 15 Gutsvorsteher, 6 Groß- lichkeit auf einen neuen Reichstag, der das Sozialistengeset hatten, versammelten sie sich kürzlich, um die Lohnfrage zu gutsbesizer, 6 Amtsvorsteher, 2 Amtmänner, 1 Fabrik- verwerfen wird. Dann ist seine Stunde gekommen. Die besprechen. Man beschloß, statt des bisherigen Lohnes direktor und 1 Hauptkassirer sich befinden, und daß sich Strömung wird ihn wieder nach oben tragen, und als von 1 Mark 15 Pf. für die Patronentasche 1 Mt. 50 Pf. die Stellvertreter zusammenseßen aus 84 Schöppen, neuer Polizeiminister wird er sein treffliches Programm zu fordern. Die Versammlung wurde auf Grund des 27 Schulzen, 2 Gutsvorstehern, 1 Hüttenmeister und 4 zur Ausführung bringen. Der Ausweisungsparagraph Sozialisten gefeßes aufgelöst. Die drei Sattler, die anderen Menschenkindern. Nun aber läßt sich unzweifel- läßt ihn alsdann kalt. Selbst die Erpatriirung, die Landes- fich an der Diskussion betheiligt hatten, wurden von der haft annehmen, daß die ländlichen Wähler vielfach vor verweisung der sozialdemokratischen Agitatoren", welche er Direktion entlassen. Das Lokal aber, in welchem die den Herren Schulzen und Gutsvorstehern einen derartigen vor nicht zu langer Zeit und nicht ohne eine gewisse Scheu Versammlung stattfand, darf auf Kommandaturbefehl Respekt" haben, daß sie nicht wagen, diesen Respektper- vom Reichstage zu verlangen wagte, ist dann für ihn ein nicht mehr von Soldaten der Garnison besucht fonen und Vorgesetzten, von denen sie sehr abhängig sind, überwundener Standpunkt. An Stelle des kleinen werden. einen andern Wahlzettel, als den kartellbrüderlichen zu wird der große Belagerungszustand und an überreichen. Auch ist ein Amtslokal oder Gutshaus durch Stelle des§ 28 werden die Kanonen eintreten

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die Vorstellungen von Obrigkeit und Herrschaft, welche müffen." So gesprochen vom Minister in spe v. Buttkamer Die Nothwendigkeit des Arbeiterschutzes. mit ihm verknüpft find, ganz geeignet, viele ländliche am 31. Januar 1890. Einen vielsagenden, aus bloßen Thatsachen zusammen­Wähler so einzuschüchtern, daß sie als gehorsame Diener Hört es, deutsche Arbeiter, was euch hier versprochen gesetzten Kommentar zu den aus den Poschinger'schen keinen andern Kandidaten wählen, als den des Beamten wird, und merkt es euch! Dieser Ausspruch wird von Aftenstücken von neuem bekannt gewordenen Ansichten des oder der Herrschaft.- euch ebenso unvergessen bleiben und als geflügeltes Wort Reichskanzlers über den Arbeiterschutz liefert folgende, Probatum est! unter euch ron Mund zu Munde gehen wie der Ausspruch sächsischen Amtsblättern entnommene Notiz: des gegenwärtigen Ministers: Die Sozialdemokraten" Folgen gewerblicher Kinderbeschäftigung. seien Arbeiter, welche nicht arbeiten wollen. Erwähnenswerth ist das Ergebniß der von den Lehrern der Großer Belagerungszustand und Kanonen. Die Armee, die Polizei und bas pflichttreue über den förperlichen und geistigen Gesundheitszustand der Kinder. Schule in Pausa ( Med.- Bezirk Plauen) angestellten Erörterungen Herr von Buttkamer, der frühere Minister des Innern Beamtenthum"( wörtlich!) bezeichnet Herr v. Puttkamer& befanden sich nämlich unter 754 Schulkindern 197 Kurz­rühmlichen Angedenkens, hat in dem hinterpommerschen weiter als die Stüßen der Gesellschaft, in denen den nach fichtige, 6 Schwerhörige, 8 Stotterer, 1 Taubstummer, 6 Gebrechliche, Städtchen Stolp eine Wahlrede über die politische Lage politischer und wirthschaftlicher Freiheit strebenden Arbeitern 10 Stränkliche, 2 Schwachsinnige und 107 Schwachbegabte. und über sein eigenes Zukunftsprogramm vom Stapel ein wirksamer Damm entgegengesetzt werden soll. Der des Bezirksarztes wohl hauptsächlich mit darauf zurückzuführen sein, gelassen. Einige eingeladene Rittergutsbesitzer und Offiziere ganze Machtapparat, über den der heutige Staat verfügt, daß 433 Kinder mit Fädeln und 35 mit Strumpfnähen mit ihren Damen stellten das versammelte Publikum der foll gegen den größten Theil seiner Bürger in Anwendung beschäftigt waren". Wähler vor, wie Hans Zettel, der Kesselflicker, den Löwen kommen. Wir befinden uns im Stande der Nothwehr", Diese Kinder arbeiten meist in der Hausindustrie. behauptet Herr von Buttkamer." ,, Gott sei Dank, noch Jm freien" England geht man wie wir in letter haben wir das Heft in der Hand; daher werden Nummer zeigten jetzt daran, solche mörderlichen Dinge wir das thun, was nöthig ist, um uns gegen die Sozial der Gesetzgebung zu unterstellen. Im Lande der Sozial­demokratie zu wehren. Bis jetzt ist uns die Abwehr reform par excellence dagegen stand bis in die letzten nicht genügend gelungen." gelungen." Systematisch und Tage der hierfür maßgebende Minister auf einem Stand­prinzipiell muß der Sozialdemokratie das Recht punkt, welcher an die Zeiten des trasfesten Manchesterthums der Existenz in jedem geordneten Staatswesen erinnert. abgesprochen werden."

im Sommernachtstraum.

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Nun, daß die Rede sich nicht an dieses Publikum richtete, sondern, wie die sozialdemokratischen Reden im Reichstage, zum Fenster hinausgesprochen wurde und für ein größeres Publikum bestimmt war, ist nur zu klar. In einem pommerschen Wahlkreise wie Stolp , in welchem die ländliche Bevölkerung fast 80 Prozent beträgt und außer dem im der geistigen wie ökonomischen Leibeigenschaft des Junkerthums schmachtet, ist bis jetzt jede Wahlrede Die Arbeiter wissen demnach, was sie von dieser überflüssig. Dort wird der präsentirte Reaktionär ohne Seite zu erwarten haben. Die geringen politischen Rechte, Umstände gewählt". die sie jetzt noch etwa befizen, sollen ihnen unerbittlich treten auf dem kürzlich abgehaltenen Parteitag in Köln offenkundig zu Tage.

Die Pläne des Zentrums

Herr Windthorst äußerte unter anderem:

Wir wollen Zustände, gerade wie vor dem Kultur­kampf, wie zur Zeit der Krönung Wilhelm I. Dies wollen wir auch auf dem Schulgebiet. Staat und Kirche müssen die Schule gemeinsam haben, wie auch früher. Wahlparole müsse sein: Die Wiedereroberung der chriftlichen Schule!"

Aber eine Wahlrede soll die des Herrn Buttkamer genommen werden. Das allgemeine Wahlrecht, als dessen recht auch gar nicht sein. Das geht aus ihr selbst zur Genüge ärgsten Feind sich Herr von Puttkamer mehrfach im hervor. Sie ist vielmehr die hoffnungsvolle Rede Reichstage bekannt hat, soll gehörig beschnitten werden. cines Ministerkandidaten, der seine Zeit für ge: Die einzigen Versammlungen, die ihnen zu gestatten sind, kommen hält und bereits im Vorgefühl des künftigen werden die Bet- lebungen in Kirchen und Kapellen sein. Triumphes schwelgt. Seine Vetterschaft mit dem Fürsten Das bischen Koalitionsfreiheit, welches etwa| Bismarck setzt ihn wohl genügend in den Stand, die gegen- noch existirt, wird völlig vernichtet werden. Wie wärtige Lage der Dinge einigermaßen zu beurtheilen und oft schon hat das Sozialistengesetz als Vorwand dienen zu wissen, ob seine Hoffnungen berechtigt sind. Zur Ergänzung dieser Rede dienen die Vorträge der müssen, um die Lohnkämpfe der Arbeiter unmöglich zu Abgg. Roeckerath und Trimborn. Ersterer forderte die Und berechtigt scheinen diese Hoffnungen in der That. machen! Der Streikerlaß, mit dem Herr v. Puttkamer Rückberufung aller Orden, also auch der Jesuiten , Im Jahre 1878 waren es nach dem authentischen an einem schönen Frühlingssonntage die Arbeiter beglückte, und die ungehinderte Entfaltung der gesammten Thätig­Zeugniß des offiziösen Hamburger Korrespondent" die ist noch in guter Erinnerung und würde in Zukunft unter feit der katholischen Kirche." Letzterer meinte, die Sozial­toalirten liberalen Minister, gegen welche das rothe Ge- Herrn von Buttkamer wohl seine Nachfolger finden. Und bemokratie sei im Westen nicht heimisch:" Der Dstwind spenst herhalten mußte, und diesmal sind es die koalirten das alles unter dem Schuße des großen Belagerungs hat uns diese Influenza gebracht." Er verherrlichte Militärs und Staatsmänner in spe, gegen welche jetzt zustandes und der Kanonen; barin bestehen nämlich den Schulantrag Windthorst's, der thatsächlich die Schule allem Anschein nach das rothe Gespenst ausgespielt wer die Argumente, mit denen man euren Forderungen be= zur Magd der Kirche und die Lehrer zu Werkzeugen der den wird. gegnen will, deutsche Arbeiter! Geistlichen machen will, und bekämpfte den Saz, daß die Religion Privatsache des Einzelnen sein dürfe.

Fürst Bismarck sichert seine bedrohte Stellung am Wohlan, richtet euch danach! In eurer Hand liegt

besten durch den Beweis seiner Unentbehrlichkeit, und diesen es, jener Proklamation der natten Gewalt, mit der euch Beweis gilt es jetzt anzutreten. Die Staatskarre ist ge ein Mann droht, der sich schon wieder als Minister fühlt hörig in den Dreck gefahren und eine Oppositionsmajorität und den ihr zur Genüge kennt, eure gerechte Verachtung bei den Neuwahlen wahrscheinlich. Bestätigt sich diese zu bezeigen, indem ihr mannhaft und geschloffen für die lettere Annahme, dann wird es heißen: Samiel hilf! und Partei der Zukunft eintretet, für die Sozialdemokratie!

Auch ein Boycott.

Gegen das allgemeine Wahlrecht brachte kürzlich wieder einmal das amtliche Organ der sächsischen Regierung, die ,, Leipziger Zeitung", einen Artikel, in welchem es heißt:

" Daß die Stimmen nur gezählt und nicht gewogen werden, bleibt ein Unrecht, unter dem wir aber außerordentlich leiden, weil es unsere sozialen Verhältnisse verbittert und untergräbt. Das für uns im Reichstag Sizenden, das Sozialistengeses mit ſeiner allgemeine Stimmrecht brachte uns schon die Diätenlosigkeit der Härte und Nothwendigkeit, seinen resultatlosen Verhandlungen im Reichstag ....

darunter leben und leiben, bis nach schweren Borkommniſſen Bundesrath und Reichstag die Unhaltbarkeit desselben einsehen."

Das allgemeine Wahlrecht besteht nun einmal und wir werden

Fürst Bismarck wird den Netter aus der Noth spielen. Dies unter möglichst günstigen Bedingungen thun zu können, danach hat er seine Taktik schon vorher einge­richtet. Das Sozialistengeseß ist auf seinen Wink noch unentschieden geblieben, damit er ein plausibles Auflösungs- B. W. Als deutsche Gastwirthe, sei es aus Gehässigkeit dekret für einen Oppofitionsreichstag, der ihm gerade gerufen gegen die Arbeiterbewegung, sei es auf Anstiften sozialisten käme, in der Tasche habe. Das Sozialistengefeß ist feindlicher Gäste, sei es aus Furcht vor der Polizei, fich für den Fürsten Bismarck das Kap der guten Hoffnung, weigerten, den Sozialdemokraten ebenso wie anderen Parteien an dem er den neuen Reichstag mit Würde scheitern lassen ihre Lokale zu Versammlungen zur Verfügung zu stellen, kann. Aus diesem Schiffbruche eine Regierungsmajorität als diese Leute also die in Deutſchland ohnehin wuchernde zu retten, auf welcher der Kanzler sicher nach dem ersehnten politsche Unduldsamkeit dadurch düngten, daß sie eine Indien seiner Unangreifbarkeit und unerschütterlichkeit steuern parlamentarische Partei boycottirten, wußten die kann, wird die Aufgabe des dann mit Hochdruck arbeiten- deutschen Arbeiter ihr schmales Recht nicht anders zu ver­den amtlichen Apparates mit seinen gewaltigen Macht- theidigen, als dadurch, daß sie Boycott mit Boycott be­mitteln sein unter Zuhilfenahme der wiederum zu antworteten, d. h. beschlossen, die Lokale der unduldsamen einem Schreckgespenst zugespisten sozialistischen Wirthe völlig zu meiden und nur duldsame Wirthe und daß sich der Herr Miquel im Jahre 1886 in seinem Amts­Gefahr. Daß hierbei der Reichskanzler wirklich reüssirt, Brauer in Nahrung zu setzen. Beide Parteien kämpften zimmer auf dem Römer in Frankfurt folgendermaßen ist bei der matten Haltung der Opposition mehr als wahr also mit gleicher Waffe, aber die Arbeiter führten ihre äußerte: Bismarck selbst legt auf das Sozialistengeset scheinlich. Erfreulich, wenn's anders käme. Waffe so schneidig, daß die Front der Wirthe bald demo- keinen Werth mehr, wohl aber der greise Kaiser, welcher Im ersteren Falle aber würde der Beweis dafür, daß ralisirt und auseinandergesprengt wurde. Die ordnungs- fich immer noch der Attentate erinnert, die zu dem Gesez der Staat wirklich in Gefahr war und nur durch Meister- liebenden" Bürger und Behörden hatten den Boycott der den Anstoß gaben. Das Sozialistengeset hat keinen Zwed. hand gerettet wurde, in den stärksten und rücksichtslosesten Wirthe lautlos, ja vielfach mit Vergnügen angesehen; Früher oder später muß man zum gemeinen Nechte für Maßregeln gegen die Sozialdemokratie bestehen. Das als aber nun auch die Arbeiter boycottirten und gar den Alle zurückkehren; über den Tod des Kaisers Wilhelm System Buttkamer würde auf dem Plane erscheinen. Nicht Sieg errangen, da brach die Bourgeoisie in ein Geschrei hinaus wird sich das Ausnahmegesez kaum aufrecht er= als ob wir demgegenüber das System Herrfurth höher sittlicher" Entrüstung aus; ihre Presse verlangte, daß die halten lassen." schätzten. Aber was dann kommen würde, wäre das Sozialdemokraten wegen Verrufs- Erklärung bestraft werden

Herr Miquel und das Sozialistengeseh. Ein Gewährsmann des Franks. Generalanz." bekundet,

Verantwortlicher Redakteur: Max Schippel , Berlin . Druck und Verlag: F. Posekel, Berlin S. O., Dranienstraße 23.