UnttrstützungZfoiidZ«18 ihre einzige Reklame gebraucht, UNI sichder Inserate und AbonnemeutS der Militärmufiker zu versichernund mit der an und für sich iverthlosen Zusammenstellung—das Machwerk eines Lohnschreibers— lediglich ein lukrativesbuchhändlerisches Geschäft, wie mit Herausgabe des Almanachsund Notiz- und Taschenbuchs für die Militärmusiker bezweckt.Ist also die qu. Zusammenstellung auf Veranlassungdes königl. Kriegsministeriums angefertigt worden,dann ist es doch erwiese», daß dasselbe seine Mitwirkung z»Reklamezwecken nicht immer versagt und bei den be-fangenen Lesern der.Deutschen Militär- Musiker- Zeitung" derGlaube erweckt werden muß, als stände dieselbe thalsächlichunter der Protektion des königl. Kriegsministeriums, zuivelcher Annahme auch wir fast hinneige» möchten, da HerrE. Prager nach einem uns ebenfalls vorliegenden Schriftstückanläßlich eines beabsichtigten Verkaufs seines Geschäfts sogardie Bedingung daran geknüpft hat,„daß die Militärbehördegegen den Käufer nichts einzuwenden habe".Eine Verbindung in den höchsten Kreisen mit einer Zeitungu Reklamezwicken ist demnach nicht so ausgeschlossen, wie manolches»ach der Erklärung in der Reichstags- Sitzungvom 13. März dieses Jahres annehmen sollte. WelcheNothwendigkeit aber vorliegt, die Beiträge zum Unterstützungs-fonds der Militärmusiker durch eine Zeitschrift im Auftrage deskgl. Kriegsniinisteriums öffentlich sammeln zu lassen, ist uns un-erfindlich, da die Behörden, insonderheit die Militärbehörden.doch in Geldsachen sonst überaus peinlich sind.Sollte die große General-Militärkasse dazu nicht mehr aus-reichend sein? Jedenfalls dürfte man eine einzelne Zeitung, diedies zu Reklamezwecke» benutzt, nicht damit betrauen.— Noch ein Korb für Herrn Stöcker. AmDienstag fand nach der„Neuen Wests. Volksztg." in H e r f o r deine Versammlung der Führer der konservativenPartei in Minden-Navcnsbnrg unter Theilnahme des Hof-Predigers a. D. Stöcker statt. Herr Stöcker regte die Umwand-lnng der christlich-konservativen in eine christlich-soziale Parteian. In der Erörterung über diesen Gedanken kam jedoch fasteinstimmig die Ueberzeugung zum Ausdruck, daß die Parteibleiben müsse, was sie ist, und den Anschluß an dieStücker'schen Christlich- Sozialen ablehne.—— Der Arbeiter-Turnverein in Kottbus be-absichtigte bei der Feier seines S t i f t u n g s f e st e s am16. August von der städtischen Turnhalle aus mit Musik durchdie Stadt nach dem Fe»lokal„Bellevue" zu marschiren. Infrüheren Jahren hat die Polizeivertvaltung dem gleichen Umzügenichts in den Weg gelegt, diesmal versagte der OberbürgermeisterWerner die Genehmigung. Die Mitglieder des Turnvereinswollten nun wisse», warum der Umzug diesmal verboten wurde.Sie fragten deshalb beim Magistrat nach dem Grundedes Verbots an, wobei sie anführten, daß nichts geschehen sei,was dem Verein Schande gemacht hätte. Die Polizeivertvaltung,beziehentlich der Oberbürgermeister Werner war anständig genug,die Gründe des Verbots anzugebe», obgleich dazu keine gesetzlicheVerpflichtung vorliegt, aber damit ist unser Lob zuEnde, denn die Grüilde selbst athmen ganz den Geistder Unduldsamkeit gegen die sozialdemokratischen Arbeiter,dessen Belhätigung das hervorstechendste Zeichen der Aerades neuesten Kurses ist. Die Begründung des Verbotes lautetwörtlich:„Der Arbeiler-Turnverein gehört einer sozialdemokra-tischen Organisation— dem Arbeiter-Turnerbund— an undbesteht hauptsächlich aus sozialdemokratisch gesinnten Personen.Auch im Vorstande befinden sich bekannte sozialdemokratischeAgitatoren, darunter solche, welche bereits wegen Ver-gehen gegen die öffentliche Ordnung bestraft sind. Unterdiesen Umständen bestand die behördliche Besorgniß. daßder geplante Aufzug öffentliche Demonstrationen und Ruhe-störungen, namentlich Belästigungen anders gesinnter Einwohnerzur Folge haben könnte. Schließlich bemerken wir noch, daßauch der Magistrat die Veranstaltung eines sozialdemokratischenAufzuges von einem städtischen Gelände auS nicht zugelassenhaben würde."In dürren Worten wird hier vom Magistrat einer Stadtd e S Landes, deffen Verfassung im ersten Artikel die Vor-schrift giebt:„Jeder Preuße ist vor dem Gesetzegleich", einem Arbeiterverein dieselbe Vergünstigung verweigert,die jedem anderen Verein ohne weiteres bewilligt zu»verdenpflegt.Beiläufig bemerkt, hat der Kottbnser Arbeiler-Turnverein inseinem Statut die Bestimniuug. daß im Verein politische undreligiöse Dinge nicht erörtert werden dürfen, und dre Mit-glieder handeln auch gewissenhaft danach, schon aus demeinleuchtenden Grunde, damit der Verein nicht gefährdetwird. Weiter bestehen die Vergehen, wodurch Vorstandsmitgliedergegen die„öffentliche" Ordnung verstoßen haben sollen, in Be-leidigungen und datiren aus der Zeil des groben Textilarbeiter-Streiks, wo ganz Kottbus in zwei Lager getheilt war und amallerwenigsten die Fabrikanten die Worte aus die Goldwaagegelegt haben. Wollte die Kottbnser Polizei bei anderen Ver-einen danach fragen, ob Vorstandsmitglieder schon wegen Be-leldigung bestraft sind oder nicht, wie viel Vereine» müßte siewohl die Erlaubniß zu festlichen Umzügen verweigern?— Ueber die Belästigungen von ArbeiternB e u t h e n s in Schlesien durch die Polizei, worüber wir schonberichteten, bringt das„Correspondeuzblatt" der G. d. G. D. eben-falls Material. Es schreibt:Der Polizist Eurrowitz hat wieder seinen höchst überflüssigenPosten vor dem Gewerkschaftsbureau inne behalten. Am12. September wurden dem Vertrauensmann TuSker(Tischler)Bilder zum Verglasen gebracht. Die Ueberbringer wurde»von Surrowitz beim Verlassen der Wohnung angehaltennnd trotz ihres Protestes notirt. Ebenso wurde»inTischler, der das Bureau verließ, angehalten und visitirt. Ebensoging es dem Vertrauensmann nnd drei anderen Personen. Einerderselben wurden die Taschen durchsucht, eine andere mußte einPacket mit alten Zeitungen öffnen. Als dem Beamten das Un-gesetzlich« seiner Handlungen vorgeworfen wurde, drohte er mitVerhaftung, vier anderen Arbeitern widerfuhr daffelbe nnd>«»rde einem derselben das Fachbkatt,,DerGrundstein" abgenommen.Zwei andere, die sich weigerten, die in ihrem Besitz befindlichenZeitungen herzugeben und gegen die Fortnahme protestirten,wurden verhaftet und auf das Polizeibureau geführt. Dortwurden d«„, einen 2 Exemplar«„Der Grundstein", dem anderen11 Exemplare„Der Töpfer", abgenommen. Als der Vertrauens-mann in Begleitung mehrerer Genoffen eine Wirthschaft betrat,wurde ihnen die Verabfolgung von Getränken verweigert. Bei demHeraustritt aus der Wirthschaft wurden sie von einem Gendarmenund einem Polizisten erwartet und dann auf Schritt und Trittbegleitet. Um den Hütern der Ordnung die Mühe der Begleitungzu ersparen, trennten sich die Genossen. Di« Behörde scheintab«r befürchtet zuhaben, daß ihnen. so allein ein Unglück zustoßenkönnte und wurde dann jeder Einzelne begleitet, wozu ein Auf»gebot von fünf Polizisten erforderlich war. Die Leute müssenviel Zeit haben, da sie einzelnen Personen sich so widmenkönnen. Am 14. September wurde in Abwesenheit des Ver-trauensmannes der Keller des Hauses, in dem er wohnt, vondrei Polizeibeamten durchsucht. Das alles geschieht im Landeder guten Sitten nnd der„Ordnung". Gegen diese Handlungender Behörde ist Beschwerde geführt, und wird das gleiche inallen anderen Fällen geschehen. Ob die bürgerliche Presse wohlden Mnth finde» wird, gegen die Maßnahmen der Polizei zu oppo-niren? Schwerlich, denn ihre Feigheit hat ja dahin geführt, daß solcheZustände überhaupt vorhanden sein können. Aber der Behördescheint allmäliä selbst die Erkenntniß zu kommen, daß ihre Hand-lungen gegen Recht und Gesetz verstoßen. Am 16. Septemberkam der schon genannte Surrowitz und brachte dein Vertrauens-mann alle bisher beschlagnahmten Blätter zurück. Der Mann«ar so höflich, sich damit zu«utslhuttigen, daß er aus Befehlgehandelt habe. Auch die polizeiliche Ueberwachuiig des Ge-werkschaftsbureaus wurde an dem Tage unterlassen. Ob die Be-Hörde so schnell sich davon überzeugt hat, daß ihr Bemühen ver-geblich ist, wird sich ergeben. Jedenfalls wird die Fortsetzungder bisher beliebten Praxis uns nicht hindern, mit der Agitationfortzufahren. Je größer der Druck von oben, umsomehr Energiewird angewandt werden, um vorwärts zu kommen und demElend, der Knechtung und Unwissenheit der oberschlesischen Ar-beilcrbevölkerung zu steuern.—Frankfurt a. M., 8. Oktober. Der„Frankfurter Zeitung"zufolge hat der hiesige Magistrat in seiner letzten Sitzung be-schloffen, der Stadtverordneten-Versammlung den Antrag vorzu-legen, de» jetzt bestehenden Trambahnvertrag am 1. Januar 1897zum 1. Januar 189S zu kündigen und ein öffentliches Aus-schreiben zu erlassen, wonach geeignete Firmen aufgefordertwerde», Angebote betreffs Umwandlung in den elektrischen Be-trieb zu machen.— Ein bemerkenswerthes Erkenntniß hatdie Beschlußkammer des Stettiner Landgerichts ineiner Beleidigungssache gegen den verantwortlichen Redakteurunseres dortigen Parteiorgan?, deS„Vollkboten" gefällt. Derselbe berichtet darüber:In Nr. 12» unseres Blattes brachten wir«ine Lokaluotiz,in welcher der Tod eines Schulmädchens, das bisher nicht krankgewesen war, verzeichnet wurde; das Mädchen war in derSchule am Tage vor dem Tode in erheblicher Weise ge»schlage» worden. Ob der Tod deS Kindes infolge derZüchtigung eingetreten oder die Folge anderer Ursachen ist,haben wir nicht in Erfahrung bringen können. In jenemArtikel war ferner bemerkt worden, baß die Kinder der Neu-Torneyer Mädchenschule mit Angst und Schrecken zur Schulegehen nnd daß eine amtliche Untersuchung über den RektorWackhaus angebracht sei. Es eisolgte daranf, wie das immerzu geschehen pflegt, sofort eine Anklage wegen Beleidigung. Straf-antrag war von der vorgesetzten Behörde de» Rektors, von derköniglichen Negierungs-Abtheilung für Kirchen- und Schulwesen,gestellt worden. Dieses Strafverfahren ist jetzt eingestellt wordennnd wir drucken nachstehend das bezügliche Erkenntniß ab:„Beschluß in der Strafsache gegen Henning.Der'Antrag der kgl. Staatsanwaltschaft auf Eröffnungdes Hauptverfahxens gegen den Redakteur Henning zuStettin wegen Beleidigung durch die Presse wird zurück-gewiesen, da Angeschuldigter des ihm zur Last gelegten Ver-gehens nicht hinreichend verdächtig erscheint.Dem Angeschuldigten als Redakteur mußdas Recht zugesprochen werden, Mißstände derSchul-Verwaltungen seines Wohnortes zurSprache zu bringen. Sehr häusig ist die? beider Aengstlichkeit des Publikums, direkt mitBeschwerden den Verwaltungsbehörden gegen-über zu trete», der einzige Weg, um wünschenS-werthe Abhilfe zu schaffen.Demgemäß steht dem Angeschuldigten der§ 193 Str.-G.-B.zur Seite und aus der Form oder aus den Umständen läßt sichauf eine Absicht der Beleidigung um so weniger schließe», als inder That die Angaben mehrerer Schülerinnen dafür sprechen,daß der Rektor Wackhaus in seinen Züchtigungen da? gehörigeMaß(z. B. Aufreißen der Mundwinkel, Stöße in den Rücke»)überschritten hat.Steltin, den LI. September 1896.Königliches Landgericht, Strafkammer II.gez. Ludewig. Forell. Berndt."Es ist erfreulich, daß in den Kreisen der deutschen Richterdie Brause wetterei der besseren Erkenntniß zu weichenscheint. Hoffentlich kommt auch bald die Zeit, wo die Richterdie Schönstedt' sche Maxime von der doppelten Buchführungim Jus über Bord werfen und dafür die einzig der Justizangemessene praktiziren: Gleiches Recht für alle!Colditz(Sachsen). Klassenwahl abgelehnt. DerStadtrath lehnt» einen Antrag, die Steuern nach der Progressionzu erheben, ab, will aber mit sich reden lassen, wenn man oen Höchst-besteuerten Garantie für allgemeine Vertretung in der Verwaltung derStadt bietet und zwar durch Einführung der Klassenwahl. Die Stadt-verordneten haben in einer scharfen Resolution dem Stadtratherklärt, daß sie ein- für allemal zu einer Aenderung des Wahl-rechts nicht zu haben seien, und gleichzeitig erneut das Ersuchenausgesprochen, ein nms Steuerregulativ auszuarbeite».—— Der württen, bergtsche Zentrums- Abgeordnete Rektor Dr. Klaus, der Vertreter des OberamtsGmünd hat seine Mandatsniederlegung wegen Beförderung imAmte dem ständischen Ausschüsse angezeigt. Bei der letzte»Landtagswahl erhielt KlauS 23d4 Stimmen, sein einziger Gegen-kandtdat ReichstagS-Abgeordneter Genosse Bios 933 Stimmen.Oesterreich.Wie», 7. Oktober. Das Abgeordnetenhaus hatnach längerer Debatte die Dringlichkeit des Antrages Lewakowskibetreffend das Vorgehen der galizischen Behörden bei dem Verbotvon Wählerversammlungen abgelehnt. Etwas Charakteristischeresfür den Niedergang des österreichischen Parlamentarismus alsdiesen Beschluß läßt sich vor Schluß des Parlamentes den Wählernwohl nicht biete».—Aus Brüx brachte die„Voss. Ztg." eine„eigene Mit-theilung", worin der n ordw e st bö h m isch« Bergarbeiter-streik als eine— sozialdemokratische Generalprobe für dieReichstags» Wahl bezeichnet wird, während die öfter-reichischen Arbeiterblätter nicht nur, sondern soziemlich die gesammte bürgerlich« Presse Oesterreichs, ein-schließlich der offiziösen, de» vollständig planlosen unddarum gescheiterten Streik als das Werk der„Unabhängigen"beziehentlich der Anarchisten erklärte. Nach dieser Glanzleistungunwahrer Berichterstattung scheint der Gewährsmann der„Voss.Ztg."zu der Sorte deutscher„Liberaler" in Böhmen zu gehören, die bei denbevorstehenden Wahlen zur neugeschaffenen fünften Kurie de?Reichsraths allerdings alle Aussicht haben, mit ihren Kandidatenan die Wand gequetscht zu werden, ein Schicksal, dai diese Aus-beuterbande, die die czechische Bevölkerung lediglich vom Stand-punkte des Profit? behandelt, schon längst verdient hätte. Diesozialdemokralische Partei Oesterreichs hat, im Gegensatz ins-besondere zu den„Liberalen", nicht nöthig, bei der Agitation fürdie Reichsrathswahl sich unlauterer Mittel zu bedienen.Frankreich.* Paris, 8. Oktober. Gestern wurde ein zum Zarenfest hiereingetroffener russischer Journalist, namens Feodoroiv,im Bett verhaftet.-Di« Motive hierzu sind unbekannt.Paris, 8. Okt. In der verflossenen Nacht gegen 1 Uhrging das Gerücht, auf dem Koukordienplatze habe eineBomben« xvlosion stattgefunden. Es handelte sich indeßnur um eine Petarde, die ein Individuum zur Explosion ge-bracht habe, um einen schlechten Scherz zu machen. DieExplosion geschah um ILVa Uhr, als das Zarenpaar bereits indie Botschaft zurückgekehrt war und die strengen polizeilichenMaßregeln«ingestellt worden waren. Der Konkordienplatz warfast menschenleer. Gegen 2 Uhr nachts wurden mehrereAnarchisten verhaftet, auch meldet das Blatt„Journal",daß in der Straße Florestan später nochmals«ine Explosionstattgefunden hat.Ueber die Explosion liegen noch folgende Meldungen vor:Einige Blätter geben ein Gerücht wieder, demzufolge heuteNacht aus dem Konkordienplatz« eine Explosion stattgefunden habe.Nach Erkundigungen auf der Präsektur handelt es sich bei dieserNachricht um eine arge Uebertreibnng des«infachen Thatbestandes,daß ein Unbekannter an einer von der Verkehrsstraße weit ent-fernten Statue des Konkordienplatzes einen Feuerwerkskörperniedergelegt hatte, deffe» Explosion keinerlei Schade» anrichtete,sondern lediglich die Aufmerksamkeit einiger nächtlicher Passant«»erregte, ivelche in de« ganzen Vorgang nur einen schlechtenScherz erblickten.Der„Matin" spricht der Explosion auf dem Konkordien-platze jede Bedeutung ab, gesieht allerdings zu. daß ein gewisserLerois am Auge verwundet wurde. Das Blatt sagt aus, esivürde von dem Zwischenfalle nicht gesprochen haben, wenn ernicht den Freunden des Dreibundes Stoff zu böswilligen Kom-mentaren gäbe.—„Eclaire" meldet: Die Explosion habe in derNähe der Statue der Stadt Lyon stattgesunden. Ein Zeugesagt ans, daß infolge der Explosion eine Gaslaterne zertrümmertund in tausend Stücke zerschellt worden sei. Man fand einStück Metall mit einer Röhre, während aus dem Trottoir dieSpuren eines weichlichen Stoffes sichtbar wurden; vorher hatman einen Mann mit einem Korbe am Arme an der betreffendenStelle gesehen.— Aus Roubaix wird gemeldet, daß anarchistischePlakate mit rothen Buchstaben auf schwarzem Papier angehestetwurden mit der Inschrift:„Tod dem Zar! Es lebe dieAnarchie!"DaS Blatt„Gil Blas" bringt die unglaublich klingendeMeldung, daß nach der Grundsteinlegung der Alexanderbrückeder Galawagen mit dem Zar und dem Präsidenten Faure denWeg a» der Statue der Stadt Straßburg vorbeigenommen habe,wobei der Wagen infolge der kolossalen Menschenmenge imSchritt fahren mußte. Als der Zar den Trauerschmuck derStatue sah, habe er den Präsidenten Faure gefragt, aus welchemAnlast dies geschehen sei und sich über die erhaltene Auskunstsehr lnteressirt gezeigt. Beim Passtren der Statue habe der Zarmttitärisch gegrüßt, während Faure den Hut gezogen habe.—Vor der Ankunft des Kaisers und der Kaiserin in dem Hotelde vill« entstand ein furchtbares Gedränge, in welchemmehrere Personen verwundet wurden, darunterzwei Polizei- Agenten; zahlreiche Personen er»litten leichtere Verletzungen.--Belgien.— Der Generalrath der belgischen Arbeiter-partei»ahm in einer Gesanuiitsitzuna eine Tagesordnung an,in der er dem Leiter der Genter sozialistischen Genossenschast,Anseele, sein volles Vertrauen ausspricht und die gegen ihn er-hoben«» Verdächtigungen tadelt. Die Spitze der belgischen Sozial-demolratie hat damit ihre völlige Uebereinstimmung mit dem inGent angeblich gepflogenen Ausbeutesystem und der schmählichenBehandlung der Arbeiter des Vooruit erklärt.~-Rnftland.— Der Professor der Hygiene an derUniversität Moskau, Dr. Erismann, der sich diegrößten Verdienste um die sanitäre» Eiilrichtlnigen der StadtMoskau und um die Untersuchung der körperlichen Entwickelungder Jndnstrie-Arbeiter Groß-Rußlands erworben hat, sah sichgezwungen, wegen seine? Protestes gegen das Borgehen derBehörden gegen die Sludentenschast von seiner Professur zurück-zutreten und hat bereits Rußland verlassen. Erismann, der vonGeburt Schweizer ist, ist in Deutschland durch seine aus-gezeichnete, populäre Gesundheitslehre, durch seine sozialpolitischbemerkensiverthe Haltung auf dem tiiternatronalen Kongresse fürHygiene und Demographie und durch sein« Arbeit„Unter-suchungen über die körperlich« Entwickelung der Bevölkerung inZentral- Rußland" auch weiteren Kreise» bekannt geworden.—Griechenland.Athen, 8. Oktober. Der erste der Offiziere, welchervom Kriegsgericht wegen Theilnahme am Aufstande inKreta zu zwei Jahre» Festung verurtheilt worden war, wurdegester» tu zweiter Instanz freigesprochen, was großenJubel hervorrief. Man kann als sicher annehme», daß auch dieübrigen Osfiziere freigesprochen werden. Äemerkenswerth ist,daß sowohl der Vorsitzende des Kriegsgerichts auch auch einerder Richter ebenfalls früher an den Aufständen in Kreta theil-genommen haben.Den Türken dürfte die Zusammensetzung de? Gerichtshofeskaum besonder? impouiren.—De« Delegirte» zum Gothaer Parteitage hiermit zur Kenntniß,daß die zu ihrem Empfange auf dem Bahnhof in Gotha an-wesenden Mitglieder des Lokalkomitees an r o t h e» Rosettenkenntlich sind.DaS erste italienische sozialdemokratische Partei- OrganOesterreichs erscheint seit I.Oktober in Rovereto inSüdtirol. Es führt den Titel L'Avvenire delLavoratore"(Die Zukunft des Arbeiters) und wird monat-lich viermal von Dr. Antonio P i s c e l herausgegeben.AuS der Schweiz wird uns geschrieben: So sehr imJuteresse des Baseler„Vorwärts" der Abgang Wullschläger'svon der Redaktion zu bedauern ist, so muß man sich doch imInteresse der allgemeinen Parteibewegung freuen, daß Wullschlägerdurch seine Berufung in oas Sekretariat des Grütlivereins einengrößeren Wirkungskreis gefunden hat. als der bisher von ihmbekleidete ist. Möge der Erfolg auch fernerhin seinen An-streiiguiigen im Dienst der Arbeitersache entsprechen!Polizeiliches. Gerichtliches«.— Auch der Verleger der„Fränkischen TageSpost",Genoffe Oertel in Nürnberg, sieht wegen der in der„Neuen Welt" veröffentlicht gewesenen Erzählung„DerNazarener" einem Gorteslästerungs-Prozeß entgegen. GenoffeOertel hatte am Montag ein Verhör vorm Untersuchungsrichter.— Wegen Beleidigung des Magistrat? von Kottbus wurdeGenosse S ch ö p f l t n, als verantwortlicher Redakteur der„Märkischen Volksstimme". vom Landgericht i» Frank-furt a. O. zu 20 M. Geldstrafe oder 4 Tagen Gesängniß und zude» üblichen Nebenstrafen verurtheilt. Er hatte ein« Notiz ansKottbus veröffentlicht, worin glosstrt war, daß man vergessenhatte, für die verstorbene Tochter unseres Genoffen Burke«in Grab zu machen, wodurch die Beerdigung verzögertworden war. Das Schöffengericht hatte seinerzeit aufFreisprechung erkannt. Das Landgericht hob dies Urtheil auf,weil die Absicht der Beleidigung aus der höhnischen Form derNotiz hervorgehe, indem in derselben gesagt sei, daß sogardie Polizei eine Deputation zu dem Begrädniß entsandt habeund trotzdem das Grab vergessen worden sei. Da es nun nichtSache des Magistrats resp. der FriedhosLverwaltung, sondernder Hinterbliebenen sei, rechtzeitig das Grab zu bestellen, so treffeden Magistrat leine Schuld.Gvwevkschsfklirhes.Von der Firma M. Fiirstenheim«. Co. in Berlinging uns solgeude Mittheilung mit der Bitte um Verösseut-lichung zu:„Der Streik der Ball schuh-Arbeiter, welcher nunbald vier Wochen dauert, veranlaßt« die Fabrikanten, von neuemzu beschließen, die Arbeiter nur dann wieder einzustellen, wenndieselbe» ihre ungerechtfertigten Forderungen fallen lassen, daallseitig anerkannt wurde, daß der Streik vollständigunbegründet sei. Fast alle Firmen der Ballschuhbranch«sind dem von den Vereinigten Berliner Schuh-Fabrikanten be-gründeten Kartell zum Schutze gegen miberechtigte Streiks bei-getreten."Zur Charakterisirung dieser Mittheilung genügt«S voll-ständig, darauf zu verweise», daß sie von einer Firma ausgeht.die aller Nasen lang mit den Arbeitern inDifferenzen geräth; gerade sie ist deshalb sicherlicham wenigsten befugt, über die Berechtigung oder Nichtberechtigungvon Streiks»in Urtheil abzugeben. Di» bürgerlich« Press«