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Wohl ist es wahr der Humor, der Wiß, die haupt dachte. Aber ich konnte mir dennoch nicht verhehlen,| Massenliteratur" ein gutes Stück Geld kosten würde und daß mein Unmuth seinen Grund in einem gewissen Inter  - dem Bürgerthum nicht gut zugemuthet werden kann, für Satire sind auch eine Macht im öffentlichen Leben, aber Hans­effe hatte, welches mir dieser Mann wider Willen abgelockt seine politische Ueberzeugung materielle Opfer zu bringen, fie müssen im Dienste einer großen Sache stehen. hatte. Und dies Interesse war mehr als Neugierde so würde es Herr Koppell- Ellfeld gern sehen, wenn der wurstereien und Albernheiten, wie sie sich in den Wig"- blättern der Drdnungsparteien und ganz besonders im jetzt fühlte ich es ganz deutlich. Ich sprang auf und ging Staat gleich die ganze Sache in die Hand nähme. hinaus. Ich wollte in mein kaltes Zimmer und den Abend Dadurch würde auch das finanzielle Risiko wegfallen. Organ des Herrn Koppel Ellfeld breit machen, sind keine tüchtig arbeiten. Außerdem aber müßte der Staat auch die Schrift- Machtfaktoren des öffentlichen Lebens. steller, die sich in den Dienst dieser guten Sache stellen, Wenn das arbeitende Volt politischen Wig und Humor be solden" oder am liebsten gleich fest anstellen. haben will, greift es nach seinen Arbeiter- Wizblättern Wie hübsch müßte das sein, wenn man auf seine da findet es, was es braucht, und wer wollte leugnen, Visitenkarte seßen könnte: Dr. N. N., Schriftsteller, König- daß auch diese Blätter ihren Theil zum Erfolg des Wahl­licher Hoflieferant", oder Wirkl. Geh. Deutscher Reichs- kampfes und zur Aufklärung der Massen beigetragen haben? Aber der Humor allein thuts freilich nicht. Die Wigbold!" Sache, die er vertritt, macht ihn erst wirksam. Und was hätten die Kartellhumoristen zu vertreten?

Als ich mich am Kaffee Bauer durch das Menschen­gewühl drängte und eben in die Friedrichstraße einbiegen wollte, hörte ich neben mir wieder die laute, fröhliche Stimme meines Bekannten. Er faßte mich ohne weiteres unter den Arm und ging neben mir her. Jetzt hatte ich glücklich einen neuen Grund mich zu ärgern. Aber er war so unbefangen, so zufrieden, so lebhaft, daß er mich doch in ein Gespräch hineinzog. Er stellte Frage auf Frage, und beantwortete sich dabei die meisten selbst.

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Aber sehen wir einmal zu, wie die Leute beschaffen sein müssen, die als zu solchem Amt befähigt erscheinen. Nach Herrn Koppel- Ellfeld müssen es erprobte Schrift­Wir waren bei meiner Wohnung angelangt. Ich steller" sein, namentlich solche, die Humor besigen und wollte mich verabschieden. Aber so leicht kam ich nicht recht populär zu schreiben verstehen." Diesen Aus­los. Ich müsse zum mindesten noch einmal mit ihm die erwählten sollen Fachleute ersten Ranges" beigegeben Friedrichstraße hinaufgehen; das weitere würde sich finden. und außerdem alle möglichen Hilfsmittel" zur Ver­Das weitere" war natürlich sein allabendlicher Aufent- fügung gestellt werden.

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Unser Wahlrecht.

J. T. Die Angriffe auf unser Wahlsystem dauern fort. Nachdem die nationalliberalen ,, Hamburger Nachrichten" in ihrer köstlichen Wuth über den Ausfall der Wahlen gegen das gleiche Wahlrecht opponirten, nachdem das freisinnige Berliner Tageblatt" in seinem ersten Schmerze über das bedeutende Wachsthum der Sozialdentokratie schrieb, daß die numerische Größe allein doch nicht das Recht verleihen könne, Geseze zu machen, meldete sich bald darauf das

haltsort, der für mich aber durchaus nichts Anziehendes Welcher Art diese Fachleute sein sollen, darüber werden besaß. Da kam mir plötzlich der über seinem Gespräch wir leider im Unflaren gelassen; vermuthlich Geistliche, vergessene Gedanke wieder und ich fragte ihn nach der Unteroffiziere 2c., da diese Herren ja meist sehr volks­Person des Clavierspielers, indem ich ihm von meinem verständlich" zu sein pflegen. Zusammentreffen mit demselben erzählte, was ich für Obwohl in diesen Flugschriften alle das Gemüth konservative Berliner   Fremdenblatt" zum Wort mit einer Anspruch nehmenden Fragen" erörtert werden sollen, will ganzen Reihe von dichterischen Citaten, deren ausdrucks­Herr Koppel- Ellfeld doch dem Humor den bevorzugten Platz eingeräumt wissen.

nöthig hielt. Er wußte wirklich Auskunft. Ich kann Dir ein Pendant zu Deinem Erlebniß liefern. Der gute Mann war früher nämlich Student in Kiel  . Er hat Dir den Beweis gegeben, daß er den Ton von dazumal auch bei seinem jezigen, edlen Beruf noch für angebracht hält. Also was ich Dir erzählen wollte: ein Freund von mir kommt eines Tages dahin, sieht ihn und erkennt ihn wieder. Nachher geht er auf ihn zu und frägt ihn ganz gemüthlich, ob er sich seiner nicht mehr erinnere? Da steht der andere auf, fieht meinen Freund kurz an, sagt kurz Nein" läßt ihn stehen und geht weg. Wie findest Du das? Wir haben nattirlich darüber gelacht, denn wir machen durch aus keinen Anspruch auf nähere Bekanntschaft mit dem heruntergekommenen Menschen."

und den Verstand des Staatsbürgers praktisch in

Die guten Folgen würden bald überall zu Tage treten, namentlich bei den Wahlen", meint dez zu­fünftige Hofschriftsteller.

Jetzt wird alles, was öffentliche Dinge betrifft, mit unsäglich viel pedantischem Ernst und blutwenig Humor betrieben."

Der arme deutsche Spießbürger!

Es ist auch unverantwortlich, wenn man von ihm verlangt, daß er eine ernsthafte Sache ernsthaft behandeln foll das würde ja Nachdenken erfordern. Das Nach­denken aber ist dem deutschen Spießer ein Gräuel, denn

Er lachte und verbreitete sich des längeren über ver- es strengt den Kopf an und bringt noch nicht einmal bummelte Studenten.

-Nun ging ich doch mit ihm.

Er setzte das auf Rechnung seiner Ueberredungskunst und ich ließ ihn gern bei seinem Glauben.

( Fortsetzung folgt.)

Der Humor als Gesellschaftsretter. E. Kl. Der Ausfall der Wahlen hat gewissen Leuten die Köpfe ganz verdreht, und es ist gar belustigend an­zusehen, wie diese Leute jezt einen Vorschlag nach dem andern an das Tageslicht fördern, um die verlorene Po­fition in der Zukunft wieder zu erobern, oder doch wenig­stens ihren jezigen Stand zu behaupten.

Bekannt sind die mannichfachen Vorschläge zur Ver­kürzung des Wahlrechts, der beabsichtigte Mißbrauch der Schule zu Zwecken der Ordnungsparteien und andere reak­tionäre Wünsche, die noch der Erfüllung harren.

etwas ein.

vollste folgende sind: In den Sprüchen in Prosa" Ueber Naturwissenschuft IV" fagt Goethe: " Nichts ist widerwärtiger als die Majorität: denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich accomodiren, aus Schwachen, die sich assimiliren, und der Masse, die nachtrollt, ohne nur im Mindesten zu wissen, was sie will."

Ebenda Ueber Naturwissenschaft III" finden wir Folgendes:

" Die Geschichte der Philosophie, der Wissenschaften, der Religion, alles zeigt, daß die Meinungen massenweis fich berbreiten, immer aber diejenige den Vorrang gewinnt, welche faßlicher, d. h. dem menschlichen Geifte in seinem gemeinen Zustande gemäß und bequem iſt.

Ja, derjenige, der sich in höherem Sinne ausgebildet, fann immer vorausseßen, daß er die Majorität gegen fich habe." Schiller   läßt im ersten Aufzuge des Demetrius  " den Sapieha sagen:

Die Mehrheit? Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn; Verstand ist stets bei Wen'gen nur gewesen."

Das ist doch weit besser, wenn man an das Gemüth appellirt und durch ein paar sentimentale Phrasen dem Michel die rührendsten Krokodilsthränen entlockt, oder wenn und dann weiter:" man ernsthafte Fragen, die Ansprüche an den Verstand stellen, humoristisch behandelt.

Herr Koppel- Ellfeld kultivirt diese Art der Volks: auftlärung schon lange, allerdings mit sehr zweifelhaftem Erfolg.

Aber der Herr Doktor möchte nicht nur gern Staats­beamter werden, er möchte sich auch gern einen Preis verdienen, am liebsten natürlich einen Drden.

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Man soll die Stimmen wägen, und nicht zählen; Der Staat muß untergeh'n, früh oder spät, Wo Mehrheit siegt und unverstand entscheidet." Was die Trägerin der Fremdenliste Berlins   mit diesen Citaten beweisen will, dürfte wohl klar sein. Wenn das Blatt es auch nicht offen ausspricht, sein Gedankengang ist wahrscheinlich folgender. Nach Schiller   ist Verstand stets bei Wenigen nur gewesen", der Staat soll doch wohl mit Zu diesem Zwecke soll der Staat einen Preis aus- Berstand geleitet werden, das allgemeine Stimmrecht aber seßen für die beste volksthümliche, mit Humor gewürzte legt die Macht in die Hände der Mehrheit, also Ab­Flugschrift über: Die Kunst, sein Wahlrecht aus- schaffung dieses Wahlsystems und Einführung eines an ja, welches tritt an seine Stelle? zuüben." Denn nach Herrn Koppel- Ellfeld ist das wählen Es ist immer ein mißliches Ding, politische Fragen wahrhaftig eine Kunst, in welcher es das noch unver- durch Citate entscheiden zu wollen, umſomehr, als in die Aber die Noth macht erfinderisch. hetzte deutsche   Volk leider noch nicht zur Virtuosität sem Falle sich wohl Göthe   und Schiller in ihren Gräbern Mit der Beschneidung des Wahlrechts, der Unter- gebracht hat." Tas deutsche   Volk soll im Gegentheil erst umdrehen würden, wenn sie diese Anwendung ihrer Säße erfahren könnten. Der Citator, der wahrscheinlich gewich jochung der Schule 2c. find unsere Ordnungshelden nicht noch ordentlich in die Schule genommen werden." zufrieden, auch das Bürgerthum in höchsteigener Person Man sollte doch meinen, die Kartellbrüder hätten estige Autoritäten gegen die Ausbreitung der Volksherr soll sich aufraffen, die verhaßten Sozialdemokraten aus der 1887 schon zu ganz hübschen Leistungen gebracht! schaft gefunden zu haben vermeint, bemerkt nämlich gar Welt zu schaffen. Der große Staatsmann", der nach unserm Herrn nicht, daß seine Citate den Sozialismus nicht vernichten, Da die Polizei die auf sie gefeßten Hoffnungen nicht Doktor bisher zum guten Theil" für diese Schulung sondern ihn schüßen. Vor zwanzig, dreißig Jahren waren rechtfertigte, soll die Literatur die sozialdemokratische Hydra sorgte und der bisher von ihm wie ein Heiliger verehrt eben die sozialistischen   Ideen nur im Befiße weniger, wur zerschmettern. Maffenverbreitung guter Schriften" ist wurde, scheint jest um einige Prozent in der Achtung den noch von einzelnen vertheidigt, und die wirthschaft jeßt die Losung. Der so viel geschmähte Kolporteur dieses Herrn gefunken zu sein, weil die Wahlen so un- lichen Ideen der Bourgeoisie herrschten, ihnen gehörte die wird jetzt als Rettungsengel wieder aus dem Kehricht günstig ausgefallen find, darum möchte er dem Allgewaltigen Mehrheit; der Verstand war nur bei den wenigen, hervorgesucht, um die bedrohte Ordnung vor dem Unter- gern gute Volksschriftsteller" zur Beihilfe geben. Macht war bei der Majorität, die im Jahre 1878 de gang zu bewahren. Ein Humorist" kann eben nur schwer begreifen, daß Reichstag   wählte, der die sozialistisch gesinnten Arbeiter in Die Dresdener Nachrichten", diese literarische Kloake die Schule der Erfahrung und der nackten Thatsachen er der empörendsten Weise durch das Sozialistengeset ver der sächsischen Ordnungsparteien, haben jüngst diese Ent- ziehlicher wirkt als die Schule eines großen Staats- gewaltigte. Jeßt aber, da der Sozialismus bei den großen deckung gemacht. mannes" und die Salbadereien guter Volks(?) schrift- Massen Eingang findet, weil seine Theorien auf unan Die Wahlerfolge der Sozialdemokratie feien zu einem fteller." Wenn die Ansprüche an das Volk immer höher fechtbarer Wahrheit beruhen, jeßt sollen diese Wahrheiten guten Theile der aufopfernden, selbstlosen Thätigkeit der geschraubt werden, ohne daß eine ersichtliche Nothwendig grade wegen ihrer Verbreitungsfähigkeit falsch sein. Und Kolporteure zu danken, die geduldig stundenlang in der feit vorliegt, da geht selbst dem größten Optimisten end- gerade durch Schiller   sollte ein solches logisches Monstrum Druckerei harrten und bei Wind und Wetter ihr müh- lich der Humor aus und er greift zum oppofitionellen zu vertheidigen sein? feliges Tagewerk verrichteten. Fast im Handumdrehen Stimmzettel, ohne erst den Drill eines politischen Hans- Nein, die Meinung der beiden Dichter ist nur die feien tausende und hunderttausende von Schriften auf den wurstes-pardon: Humoristen abzuwarten. ift eine Theorie falsch, so wird sie nicht dadurch wahr Markt geworfen und an den Mann gebracht. Aber Herr Koppel- Elfeld glaubt vorläufig noch an daß fie eine bedeutende Schaar Anhänger befißt, ja fit Das sollen die Ordnungsparteien jest nachmachen. die unüberwindliche Kraft seines Humors, ja er ruft selbst wird nicht einmal dadurch wahr, daß sie durch Gefängni Der Kolporteur soll jetzt den Karren, den das Kartell die Karrikaturenzeichner zur Hilfe herbei, die in der und Bajonette unterstützt wird, durchaus nicht. Woh durch seine schmachvolle Wirthschaft gründlich verfahren hat, Bilderbogenmanier von Wilhelm Busch   und Kon- aber beweist die Wahrheit einer Theorie zum großen Theile wieder aus dem Dreck zerren. sorten dem biederen deutschen Spießbürger zu die Eigenschaft, trop gewaltsamer Unterdrückung eine immer Wir waren uns anfangs nicht recht im flaren, wie Gemüth führen sollen, wie er zu wählen hat- größere Zahl Anhänger zu werben. Und den Besitz diese das edle Organ sich die Sache eigentlich denkt, jetzt aber zum Besten von Kaiser, König und Vaterland!" Eigenschaften haben die sozialistischen   Ideen in höchstem find wir eines besseren belehrt. Gut gebrüllt, Löwe! Grade bewiesen.

Das Blatt hat nämlich auch ein sogenanntes Wiz- Wahrscheinlich spuft dem Herrn noch das Flugblatt Goethe   sagt: Diejenige Meinung gewinnt den Vo blatt, dem aber der bisher schon höchst armselige Wig aus dem Leipziger   Landkreise vom Jahre 1887 im Stopfe, rang, die sachlicher ist. Gewiß, nur deswegen konnte durch den Wahlausfall jest vollständig ausgegangen zu wo in Bänkelsängermanier dargestellt war, wie die Fran- lange und von so vielen die wirthschaftliche Lüge geglaub sein scheint. zosen dem Bauern sein Haus anzünden, sein Bich rauben werden, daß der Arbeiter umsomehr verdient, je mehr c In diesem Wigblatt" erörtert dessen Redakteur, Herr und sein Weib und Kind schänden. Die Betrogenen von arbeitet, und deswegen wurde den Sozialisten die Ber Dr. Franz Koppel- Elfeld, allen Ernstes die wichtige Frage, damals haben bei der diesjährigen Wahl die Antwort doch breitung der Wahrheit so schwer, daß bei gleichen Pro wie man in Zukunft wieder gute" Wahlen zu Stande wahrhaftig deutlich genug gegeben. duktionsbedingungen( Maschinen 2c.) grade durch Verkürzung bringen könne. der Arbeitszeit sich der Lohn erhöht.

Herr Koppel- Ellfeld, der durch seine faden Wiße und seine armseligen Theaterstücke sich gern einen Platz in der Literatur erobern möchte, betont die Nothwendigkeit ,,, für eine spottbillige, sozusagen halb geschenkte volks­erziehende Massenliteratur zu sorgen."

Also politische Traktätchen!

Da aber die spottbillige, sozusagen halbgeschenkte

Warum will der Herr denn nicht auch die Bänkel­sänger in den Dienst der guten Sache" stellen? Wer A sagt, muß auch sagen.

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Dann aber hat bei der vorliegenden Frage, welche ist die beste Verfahrungsweise diejenigen zu bestimmen, Wir bezweifeln sehr, daß die Herren von der Drd- die Geseze zu berathen und zu beschließen haben?" die J nungspartei Kolporteure finden werden, die mit gleicher telligenz der Gesetzgeber nur eine nebensächliche Bedeutung Opferfreudigkeit und mit gleichem Eifer die Machwerke der Werden etwa dem Volfe schädliche Gesetze aus mangelnder Herren Koppel Ellfeld und Konsorten vertreiben werden, Einsicht geschaffen? Ist die Theorie, der Staatshaushal wie dies bei der Sozialdemokratie der Fall ist. sei vorzugsweise durch indirekte Steuern aufzubringe

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