deßhalb, denselben belehren zu wollen, damit solche Ein griffe in das Versammlungsrecht nicht wieder vorkommen (Namensunterschrift.) Wenn der Bescheid nicht der Beschwerde entspricht� oder zu lange(14 Tage) ausbleibt, so ist nach den oben angeführten Instanzen die Beschwerde fortzusetzen. Eine Entschädigungsklage gegen einen Beamten, der aus Unwiffenheit oder grober Fahrläsffgkeir was für einen Beamten die Nichtkennlniß eines Gesetzes, das er aus führen soll, ohne Zweifel ist hat m Deutschland sehr wenig Aussicht auf Erfolg. - Wir leiden eben unter einer fast vollkommenen Unverantwortlichkeit der Gendarmen. Adam Smith und der Gigennuh. P. E. Bon Richard Zepß ist soeben ein Buch er schienen, welches die moralphilosophiscken Grundgedanken des Klassikers der bürgerlichen Nationalökonomie darlegt Für die Psychologie des Bürgerthums sind diese Dar legungcn höchst intereffant. In das Wesen der Dinge kann uns zwar das Studium der Moraltheorieen nicht einführen denn die Moraltheorien sind ja nur die Reflexe der Dinge; weil vie Verhältnisse so und so sind. haben die Menschen solche und solche Moraltheorieen. Aber auch die Reflexe interessieren. Es ist uns wichtig, zu wiffen, wie sich in bürgerlichen Köpfen die Welt malt nachdem wir schon wissen, wie sie wirklich ist. Die Philosophie des modernen Bürgers ist fast nie mehr naiv. Sie ist Decadencephilosophie. Der bürgerlich Philosoph ahnt den Untergang seiner Klaffe; nicht klar natürlich, wie er sich ja überhaupt nicht klar ist über seine Stellung; er ist philosophierender Bürger und bildet sich ein, philosophierenderMensch" zu sein; er denkt für eine Klaffe, und er bildet sich ein, für dieMenschheit" zu denken;Mensch" undMenschheit", diese Dinge, die nie existiert haben. Dunkel ahnt er den Untergang seiner Klaffe; und entweder geräth er darüber in Verzweiflung oder, um ihn aufzuhalten, schließt er Kompromisse mit den moralischen Forderungen der neuen Klaffe, oder gräbt er die Ideale längst vergangener Gesellschaften wieder aus Das Laissez faire und der Eigennutz, das sind die wahren Prinzipien der Bourgeoisie, nicht die Sozialreform und die christliche Liebe. Adam Smith ist naiv in seiner Moraltheorie. In ihm kommt das Bewußtsein des Burgerthums noch rein zum Ausdruck; und deshalb ist sein Studium viel einfacher und belehrender. Smith war ursprünglich Moralphilosoph; vor seinem nationalökonomischen Werkeder Reichthum der Völker" schrieb er ein moralphilosophisches:Theorie der morali- schen Gefühle". Die moralphilosophischen Anschauungen von Smith stellen eine Weiterentwickelung der allgemeinen englischen Philosophie jener Zeit dar. Es wird ein außerordentlicher Gott angenommen. ein allgütiges, allweises und allmächtiges Wesen"; dieser Gott hat die Welt geschaffen; und zwar so, daß er gleich von Anfang an in sie die Triebkräfte der Entwickelung einpflanzte. Nach dieser einen That ruht Gott; er greift nicht weiter in die Welt ein, sondern läßt sie sich ruhig entwickeln. Und vermöge der eingepflanzten Triebkräfte entwickelt sie sich auch, immer weiter und weiter; wie eine Uhr, welche einmal aufgezogen ist, so hat er alles aus das Glück der Menschen eingerichtet; je weiter die Entwicklung fortschreitet, desto glücklicher wurden sie. Und das macht sich alles ganz einfach durch das bloße Spiel der einge- pflanzten Kräfte. Gott wird hier als eine Art idealisierter Kapitalist aufgefaßt. Er gründet eine Fabrik, setzt einen Direktor ein, läßt arbeiten und hat weiter nichts zu thun, als mit untergeschlagenen Armen zuzusehen und jedes Vierteljahr seinen Profit einzustreichen. Dieser Gott ist das vergött- lichte Laissez aller. Mit dem wissenschaftlichen Namen nennt man diese AuffassungDeismus. " Die Triebkräfte sind nicht sozialer, geschichtlicher Natur. Das Bürgerthum faßt die Geschichte nicht als einen Prozeß aus, welcher sich nach inneren Gesetzen abspielt; sondern als eine Reihe von menschlichen Thaten. Demgemäß sind die Triebkräfte moralischer Natur. Nicht der Kapitalismus entwickelt sich, sondern die einzelnen Kapitalisten schaffen. Nicht der kapitalistischen Produktionsweise wohnt die Tendenz inne, auf erweiterter Stufenleiter zu produzieren; sondern die Kapitalisten sind sparsam und entziehen einen Theil des Mehrwerths der individuellen Konsumtion, um ihn produktiv zu konsumieren. Die moralischen Triebkräfte, welche Adam Smith an- nimmt, find zwei: Eigennutz und Wohlwollen, Egoismus und Altruismus. Durch das Spiel dieser beiden Kräfte werden die Handlungen der Menschen erzeugt. Smith ist Utilitarier. Eine Handlung ist nach ihm moralisch gut, wenn sie den größtmöglichsten Nutzen für die Allgemeinheit bringt. Die Forderung seiner Moral ist die Forderung der allgemeinen Wohlfahrt. Die beiden Kräfte, Egoismus und Altruismus müssen also so zu- sammen wirken, daß das Ideal der allgemeinen Wohlfart erreicht wird. Es muß ein rechtes Verhältniß zwischen beiden vorhanden sein. Ob dieses Verhältniß vorhanden ist, dafür besitzt jeder Mensch von Natur eine Richtschnur; von Natur sympathisiert nämlich jeder Mensch mit den guten, d. h. auf das Wohl der Gesammtheit gerichteten Bestrebungen und hat umge- kehrt eine Antipathie gegen schlechtes Streben. Mit einem Wort: Smith'S Prinzip der Moral ist die allgemeine Wohlfahrt, seine Richtschnur die Sympathie. Welches ist nun das rechte Verhältniß der Trieb»? Smith glaubt nicht, wie der sogenannte ethische Materialismus, daß lediglich eine vernünftige Befolgung des Eigennutzes nöthig sei; er leugnet auch, daß sich ledig- lich die wohlwollenden Triebe bethätigen dürfen. Die Sittlichkeit ist nach ihm nicht auf einem der beiden Triebe ausschließlich gegründet. Man soll beiden nachgeben; allerdings in verschiedenem Grade. Die wohlwollenden Triebe sind sympathisch, selbst wenn sie äußerst stark geltend gemacht werden; die eigen- nützigen Triebe nicht. Die Grenze für die Ausdehnung der wohlwollenden Triebe ist sehr weit; die für die Aus- dehnung der eigennützigen sehr eng. Der Egoismus muß in gewissen Schranken gehalten werden, wenn man sittlich handeln will. Diese Schranken des Egoismus werden durch die Gerechtigkeit bestimmt; den Egoismus in den Schranken der Gerechtigkeit zu halten, ist Sache der Klug- heil. Die Gerechtigkeit selbst ist eine Form des Wohl- wollens. Wir haben also, um den bisherigen Gedankengang von Smith noch einmal zu wiederholen: als Forderung der Moral: die allgemeine Wohlfahrt, das Wohlergehen einer möglichst großen Anzahl Menschen. Als Mittel diese Forderungen zu beftiedigen, zwei Triebe, Eigennutz und Wohlwollen. Um das Ziel zu erreichen, müssen diese Triebe in ein Verhältniß zu einander gebracht werden das Wohlwollen kann man ziemlich ungehindert wirken lassen, dem Eigennutz muß eine Schranke gesetzt werden durch das Wohlwollen in der Form der Gerechtigkeit Nun sind aber alle Menschen von Natur gleich. Die bürgerliche Fiction von der Gleichheit aller Menschen ist freilich ungemein plump; aber sie ist nothwendig für die bürgerliche Philosophie. Sie sind von Gott mit gleichen Kräften und Anlagen ausgerüstet, denn Gott liebt den Einen genau so, wie den Andern. In wirthschaftlichen Dingen haben die Menschen Interessengemeinschaften und Jnteresscnverbindungen. Da re sich aber gleich gegenüberstehen und mit gleichen Kräften arbeiten, so lst hier das reine Gehenlassen ves Eigennutzes natürlich immer in den Schranken der Gerechtigkeit am Platze. Das Wohlwollen hätte hier ja gar keinen Zweck, denn da jeder die gleichen Kräfte hat, wie der andere, so kann er ja durch sich selbst dasselbe erringen wie der andere und hat dessen Wohlwollen gar nicht nöthig. Das Wohlwollen würde in dem Getriebe nur siören. Die Bolkswirthschaft ist also das Gebiet, wo der Eigennutz vollständig herrscht. Die französische Bourgeoisphilosophie hat sich die Sache leichter gemacht, indem sie überhaupt eigennütziges Handeln annimmt; nach ihr handelt der Mensch immer nur aus Eigennutz. Smith hat erst den Umweg über die amose Gleichheit aller Menschen nöthig, um sein Ziel zu erreichen. Jetzt sind wir im rechten Fahrwasser. Die Volks- wirthschaft ist das Gebiet des Eigennutzes. Jetzt kann man den Nächsten das Fell über die Ohren ziehen und doch moralisch bleiben man hat ja haarscharf bewiesen, daß im wirthschaftlichen Leben der Eigennutz herrscht! Natürlich darf man nicht annehmen, daß etwa Adam Smith so spckulirt hat, der Bourgeoisie gewissermaßen mildernde Umstände" zu verschaffen. So handeln höchstens die gegenwärtigen Herren von der Wissenschaft. Wirklich wissenschaftliche Naturen handeln stets im guten Glauben. Und zur Zeit von Adam Smith konnte man gar nicht anders denken, wie er. Durch die kapitalistische Produktionsweise hatte ein mächtiger Aufschwung in allen Gebieten stattgefunden. Auch die Arbeiter waren in mancher Beziehung weiter gekommen. Noch machten sich die grausamen Folgen des i Kapitalismus für das Proletariat nicht geltend. Der Arbeitstag war kurz, der Lohn gut, die Lebenshaltung zes Arbeiters war hoch. Man konnte wirklich ehrlich der leberzeugung sein, wie Smith: alle Theile handelten egoistisch, aber Dank der wunderbaren Einrichtung Gottes lam zuletzt alles auf die allgemeine Wohlfahrt hinaus Man konnte wirklich glauben, beide Theile, Kapitalist und Arbeiter handeln ftei und durch das laissez faire wird alles auf das Beste geordnet, wie es Gott bei der Schöpf- ung gewollt hat. Diese schönen Tage sind jetzt vorüber, sie kommen nie wieder. Der Kapitalismus zeigte sein wahres Gesicht. Er beutete den Arbeiter in der entsetzlichsten Weise aus und häufte bei einigen Wenigen dafür übermäßige Reich- thümer an. Auch für die Kapitalistenklasse selbst gewannen die Zeiten ein anderes Aussehen. Sie wurden schlechter. Die Kapitalskonzentration trieb die Kleinen unbarmherzig n das Proletariat herab, ließ nur die Großen bestehen, und da die bürgerliche Intelligenz sich zumeist aus den mittleren Bürgerschichten rekrutiert, so sah sie unter diesen Einflüssen gar bald die Welt mit andern Augen an. Der naive Optimismus, und mit ihm der Deismus verschwanden. Dieser bürgerliche Gott, der alles so treff- ch,allweise, allgütig und allmächtig" geordnet hatte, and keinen rechten Glauben mehr. Man sah nicht mehr rosenroth, sondern schwarz. Man wurde pessimistisch. Man betrachtete die Welt als Jammerthal und Teufels- werk. Dem bürgerlichen Rausch folgte der bürgerliche Katzenjammer. Auch die allgemeine, natürliche Gleichheit der Menschen rng man an zu bezweifeln. Man verglich Rothschild mit einem armen Teufel von Arbeiter, und man fand doch eine Menge Unterschiede, auchnatürliche". So lange reilich der Bourgeois mit dem Arbeiter noch in derselben neipe und an demselben Tisch saß, konnte man an die Gleichheit eher glauben. Das vorige Jahrhundert war demokratisch gewesen; jetzt kam die Zeit der Aristokratie. Die bürgerlichen Denker, von Carlyle bis Ibsen und Nietzsche sprachen vonHeroen" undAdelsmenschen", mit derselben Ernsthaftigkeit, mit welcher sie früher das Evangelium derFreiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" verkündet hätten. Sehr bald verschwand auch das Sympathiegefühl für die Bethätigung der wohlwollenden, auf das Gesammt- wohl gerichteten Triebe; es hielt nur solange an, als die Bourgeoisie davon profitierte. Als die Triebe begannen, sich dem Proletariat zuzuwenden, begegneten sie einer sehr lebhaften Antipathie, welche mit Berhäligungen gleichfalls nicht hinterm Berge hielt. Ein Theil der Intelligenz drückte jedoch nicht die Gefühle der Kleinen aus; er vertrat die Ideen der großen Bourgeoisie, der es immer besser geht, und die keinen Grund zum Pessimismus hat. Diesem Theile verdanken wir die sogenannte christliche Liebe, die sogenannte ethische Nationalökonomie und ähnliches. Diesen Theil bilden nämlich die Klopffechter des Bürgerthums, die Leute, welche dafür bezahlt werden, die zur Erhaltung der Großbour- geoisie nöthigen Gedanken zu produzieren. Deßhalb finden wir diese Leute als Professoren, Pfaffen, Regierungsräthe und so fort angestellt. Die Schrift von Zeyß ist eine sehr fleißige Arbeit, allerdings sehr weitschweifig und mit allen möglichen überflüssigen Citaten ausstafsirt, wie es nun einmal das moderne Alexandrinenthum unserer Wissenschaft verlangt. Schutz gegen Maßregelungen. Das Zentralkomitee der Arbeiterpartei in Italien hat an die Unterabtheilungen den Plan zur Gründung einer Unterstützungskasse für verhaftete Parteigenossen ver- sandt. Die Satzungen dieser Kasse sind im Auszuge folgende: 1. Vom 1. April ab wird von der italienischen Arbeiterpartei eine Hilfskasie eingerichtet, um solche Partei- Mitglieder zu unterstützen, die sich wegen ihrer Betheiligung an Ausständen oder an der Agitation im Gefängnisse befinden. Das Zentralkomitee übernimmt die Berantwort- lichkeit. 2. Der dazu nöthige Fonds wird aufgebracht durch einen Beitrag von 30 Centimen(2,8 Pf.) monatlich, der von Anhängern der Partei ohne Unterschied gezahlt wird. 3. Das Zentralkomitee wird allen Sektionen zu diesem Zwecke gedruckte Musterlisten schicken. 4. Nur die Parteimitglieder haben auf die Hilfe dieser Kasse Anspruch. Mit dem Ende eines jeden Viertel- jahres wird das Zentralkomitee der Partei und der Nation Bericht über die Thätigkeit dieser Kasse erstattten. Politische», Gewerkschaftliche». Der Reichstag wird am Donnerstag in folgender Zusammensetzung eröffnet: Konservative........ 72 Reichspartei........ 19 Nationalliberale...... 43 Deutschfreisinnige...... 67 Volkspartei........10 Zentrum......... 107 Polen .......... 16 Welsen......... 11 Sozialdemokraten...... 35 Antisemiten........ 5 Däne.......... 1 Elsässer......... 10 Wild.......... 1 Die Gewerbeordnungsnovelle, die gegenwärtig die Bundesrathsausschüsse beschäftigt, wird natürlich auch den Schutz der gewerblich thätigen Kinder zum Gegen- stand haben. Nach den Zahlen, welche in den Berichten )er Fabrikaufsichtsbeamten und an anderen amtlichen Stellen vorliegen, waren im Deutschen Reiche(ohne Elsaß- Lothringen ) 1882 14 600 Kinder beschäftigt. Die Zahl stieg 1883 auf 18 395, in 1884 auf 18 895, in 1886 auf 21 035 und in 1888 auf 22 913. Von den letzteren amen 11474 auf Sachsen , also gerade die Hälfte! Die Textilindustrie und die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel werden diejenigen sein, die in erster Linie von einer Erweiterung des Kinderschutzes betroffen würden. In welcher Weise diese Erweiterung geplant ist, ist nicht bekannt. Sollte sie so beabsichtigt werden, wie sie der Reichstag mehrmals beschlossen hat, also so, daß die Kinder erst nach vollendetem 13. Lebensjahre und absolvirter Schulpflicht zur Fabrikarbeit zugelassen werden, so würden auch die verschiedenen Landestheile Deutschlands in verschiedener Weise von derselben berührt werden. Es ist ja bekannt, daß, während im größten Theile Norddeutschlands die Schulpflicht acht Jahre dauert und der Regel nach mit dem vollendeten 14. Lebensjahre erlischt, sie in Bayern nur sieben Jahre währt und schon mit dem 13. Jahre endet. Jedoch giebt es innerhalb einzelner Staaten, beispielsweise in Preußen auch für die verschiedenen Provinzen verschiedene Bestimmungen über die Beendigung der Schulzeit. So währt in Schleswig-Holstein >ie Schulpflicht bis zur Konfirmation, in den übrigen Provinzen bezw. Regierungsbezirken theils bis zu dem auf das 14. Lebensjahr folgenden, theils bis zu dem vollendeten 4. Lebensjahre nächstliegenden Entlassungstermin. In der Rheinprooinz können Kinder schon sechs Monate vor dem 14. Lebensjahre entlassen werden, wenn sie die Schul- reife haben und dringende häusliche Verhältnisse es er- ordern. Diesen Verhältnissen entsprechend, würde, falls >ic Erweiterung des Kinderschutzes in der vom Reichstage beschlossenen Form vorgenommen werden sollte, derselbe nr verschiedene Gegenden eine, wenn auch nicht sehr ver- schiedene Gestalt aufweisen.