veberschuß statt in die Tasche eineS Privat- Unter«nehmers, in die der Partei wandert. Sozia-listische Geschäfte haben wir nicht und können wirunter der Herrschaft des Kapitalismus nicht haben. Wirhaben nicht das Bedürfniß, durch schöne Worte zu täuschen;und da, wo dies von anderen versucht wird, fühlen wiruns verpflichtet, Protest zu erheben. Es giebt nureinen Sozialismus, und wir lassen uns weder denWechselbalg der S o z i a l r e s o r m, noch den desStaatssozialismus unterschieben.Die„Frankfurter Zeitung" hat in ihrem Kampfe fürden Staatssozialismus einen Bundesgenossen bekommen, auden sie nicht stolz sein wird: die„Norddeutsche AllgemeineZeitung".Herr Pindter Nr. 3 legt eine Lanze ein für die„sozialistischen Forderungen" des Edinburgher GewerkschaftsKongresses, und verkündet der staunenden Welt, daß dieseForderungen, namentlich die Verstaatlichung der Eiseinbahnen auf der Grundlage �gcmeinwirthschaftlicher"Prinzipienin der preußischen Monarchie längst erfüllt seien.Der böse„Vorwärts"— meint Pindter Nr. 3— hat sichganz willkürlich„den Ausbeuterstaat konstruirt".Nun, mit der„Norddeutschen Allgenieinen Zeitungpolennsiren wir nicht. Der„Frankfurter Zeitung" aberrathen wir, ihre früheren Artikel über die Thielensche„Gemeinwirthschaft" zu lesen, und siewird darin die vollste Bestätigung dessen flnden, was wirüber die Ausbcuternatur des„Staatssozialismus" und überdessen Uuterdrückungssucht gesagt haben. Wir verlangennur, daß dieser Pseudo-Staats so zialismuS bei seinemrichtigen Namen genannt werde: StaatskapitalismusVolMfche LlebevJtrfjk.Berlin, 9. Oktober.Warum man die großen Städte nicht anf dem Landeerbaut t ist eine der naiven Fragen, die schon vor Jahrzehntenvon naiven Personen, welche die Uebelstände der großen Städtebeklagten, aufgeworfen wurde. Die sonderbarsten Hirngespinnsteentspringen aus den Köpfen derjenigen Kreise und Personenwelche Sozialreformen verlange», aber vor allen Dingen es vermeiden wollen, radikale oder sozialistische Heilmittel anzuwendenSo zerbricht sich die„Zeit", das neue Organ der ChristlicheSozialen der Naumann'sche» Richtung oder, wie es sich selbstnennt.„Organ für nationalliberalen Sozialismus auf christlicherGrundlage", de» Kopf über die Frage, wie man bei derstetigen Zunahme der Bevölkerung in Deutschland es ver-hüten könne, daß dieser Ucberschuß den großen Städtenzufalle, während die Landbevölkerung abnehme. An der letztere»Thatsache soll die Verlheilung des Landes die Schuld tragen.„Je fester der Boden in großen Händen liegt, desto heimathloserwird die Bevölkerung." An den Fideikommissen und an demErbrecht der großen Güter müsse gerüttelt werden, um de» Zu-wachs der Bevölkerung auf dem Lande festzuhalten. Die Zerfchlagung der großen Güter, Domänen u. f. w. ist auch die Fol!dermig des liberalen Kapitalismus, der daran die Hoffnungknüpft, den Grundbesitz zu mobilisiren, der damit dem Schicksaledes mobilen Kapitals verfallen würde. Der kleine Grundbesitzwürde das Schicksal des Kleinkapitals und des Kleingewerbestheilcn, über kurz oder lang vom Großkapital oder Groß-betrieb aufgesogen zu werden. Was aber die Seßhaft-machung der Landarbeiter betrifft, so ist es der Hauptivunschder Konservativen, die Arbeiter an die Scholle zu binden, unddiesem Zwecke würde es dienen, wenn dem Arbeiter«ine kleineParzelle zugewiesen würde, zu klein, um. ihn selbständig zumachen und doch hinreichend, um ihn an der Auswanderung undPreisgebnng dieses Besitzes zu hindern. Da die„Zeit" vorgiebt,die Interessen des vierten Standes zu vertreten, so mußte sie sichdoch zunächst fragen, ob dieses im Interesse der Arbeiter zu er-wünschen wäre, da die Erfahrung lehrt, daß dieser kleine Besitzden Arbeiter nur in größere Abhängigkeit brächte und nochschlimmerer Ausbeutung preisgäbe. Soll aber der Besitz desLandarbeiters es ermöglichen, diesem ein« selbständige Stellungzu gewähren, so ließen sich wohl einige tausend selbständigeBauerustellen schaffen, aber immerhin nur einem winzige» Theileder Bevölkerung würden diese zu gute kommen, und diese mühten»ochobendrein im freien Verkehr so starken Fesseln unterworfen werden,die stolzen Magnaten demüthigte, welche die Geißel, nichtallein des Volkes, sondern auch des Papstes waren. UndIhr, Ihr macht mir zum Vorwurf, was ich für Euch ge>wagt und vollbracht habe! Mit Euch würde ich gekämpft,für Euch würde ich mein Leben geopfert haben! Ihr ver-laßt Euch selbst, indem Ihr mich verlaßt, und wenn ichnicht länger über tapfere Männer regieren kann, so überlasse ich meine Macht den Tyrannen» die Ihr mir vorzieht,sieben Monate habe ich das Staatsruder geführt. DerHandel blühte, die Gerechtigkeit waltete unparteiisch, wirwaren siegreich gegen unsere Feinde, ich habe Euch bewiesen,was Rom noch jetzt sein kann; und nun, da ich. die Regie-rung, die Ihr mir übertrugt, niederlege, vertheidigt wenigstensEure eigene Freiheit! Es kommt wenig darauf an, werdas Oberhaupt eines kräftigen und edelen Volkes ist. Bweiset, daß Rom noch einen anderen Rienzi besitzt, derglücklicher sein möge, als ich."„Ich wollte, er hätte uns nicht mit neuen Abgabenbelasten»vollen," sagte Cecco del Vecchio, der die Volks-stimmung getreu darstellte,„und er hätte die Barone ent-haupten lassen!"„Ja," rief der Extodtengräber,„aber die heilige Por-phyrvase!"„Und weshalb sollen wir uns umbringen lassen?" sagteder Metzger,„wie meine beiden Brüder, Gott habe sieselig!"In den Zügen der Menge las man den Ausdruck vonUncntjchiedenheit und Scham. Manche weinten und»veh-klagten, wenige(nur die vorhin erwähnten Unzufriedenen)machten Rienzi Vorivüfe, aber niemand schien auch geneigt,sich für ihn zu bewaffnen. Es war einer jener seltsamenZustände der Lethargie und des panischen Schreckens, dieoft eines Volkes sich bemächtigen, für das die Freiheit nureine Art von Feldgeschrei ist, und das noch nicht langegenug ihrer praktischen und gesegneten Erfolge sich erfreute,das durch die Stürme erschreckt wurde, welche gewöhnlichdie Morgendämmerung der Freiheit begleiten, ein Volk,wie es deren so viele im Süden giebt, und die selbst demNorden nicht ganz unbekannt sind, wie vielleicht, hätteCromwell noch ein Jahr länger gelebt, selbst England esgesehen haben würde. Selbst das edelste Volk wird einersolchen Entartung und Verblendung nicht entgehen können,wenn die Freiheit, die nur durch Jahrhunderte gereiftwerden, und ihre Wurzeln durch das Erdreich verjährterSitten und Gebräuche ausbreiten sollte, wie das Gewächseiner Stunde entsteht u»»d mit dem Geist, der sie beschützt,aufblüht und— verivelkt.tFortsetzung folgt.)daß die Segrnrnaen ihre? Besitze« weit aufgewogen werden.Dieser Versuch wurde übrigens hunderte Millionen kosten, dennes ist nicht anzunehmen, daß irgendwie kapitalkräftige Leute sichum den Besitz eines Bauernhofes drängen werden. Die Zustände in Baden und Württemberg, auf welche die„Zeit" hiniveist, sind allerdings besser wie rn Ostpreußen und Schlesien.aber doch gewiß nicht derartige, um ihnen nachzueifern und nochdazu, um tausende Millionen dafür zu opfern. WaS die„Zeifalso verlangt: eine„Agrarverfassung" zn schaffen, die es denLeuten ermöglicht, auf dem Lande zu bleiben— wäre einPalliativmittelchen ohne dauernde Abhilfe gegen das Nebel, daseben nur in dem Privateigenthum an Grund und Boden be�gründet ist, das der Sozialismus daher beseitigen, das HerrNaumann jedoch fortbestehen lassen will, obivohl erdurch dasselbe gerade das Uebel, ivelches er beseitigenwill, vermehrt und das Palliativmittelchen unwirksam machtWas nun den zweiten Punkt anbetrifft, die Frage: kann man ingewissen Gegenden die Vorbedingungen eines guten Gedeihensder Industrie schaffen, damit die neuen 10 Millionen, um welchenach Naumann'scher Hypothese die Bevölkerung Deutschlands inden nächsten 20 Jahren sich vermehren wird, nicht nur dazudienen, unsere Großstädte zu vermehren? so ist Herr Naumannklug genug, sie nicht zu beantworten und auch nicht ihre Be�antwortung zu versuchen.—Die Zahl der U>»gliicksfälle während und infolgedes Z a r e n-R u m m e l s in Paris ist eine weit größereals anfänglich gemeldet ward. Sie soll weit über Tausendbetragen. Und die Schuld wird der Polizei zugemessen.die über der Sorge um die Person des nervösen Zaren.der überall Dolche und Bomben sieht, die Sorgeum das Publikum vollständig außer acht gelassen hat. Um den Zaren möglichst erfolgreichzu schützen, wurden russische und französische Geheimpolizistenin Adjutanteuuniformen gesteckt, obgleich schon Schwärmewirklicher Adjutanten vorhanden waren,Die Zarcn-Begeisterung ist durch diese Polizeithatenund-Unthaten erheblich abgekühlt»vorden; und der Unglück-liche Zar, der ja dem Spott reichlich Handhaben bietet.ist bereits dem Pariser Witz verfallen, der spitzer ist alsDolche und giftiger als Blausäure.Uebrigens war es mit der Begeisterung auch nicht weither. Sie war anf einen sehr kleinen Kreis beschränkt. DieMassen— das wird ausdrücklich nicht blos von densozialistischen sondern auch von den bürgerlich-republikanischenBlättern festgestellt— riefen nicht: Vivo I'Lmxermu-!sondern Viva 1 a Republique! E s lebe dieRepublik! was nur als ein Protestruf gegen diehündische Speichelleckerei des Mobs der oberen Klassen ausgefaßt werden kann.—Chrouik der Majestätsbeleidigungs- Prozesse.Die Magdeburger„Volksstimine" theilt an der Spitze ihresBlattes mit:„Redakteur John in Freiheit! Wenn unsere Leserdiese Nummer erhalten, ist unser Genosse Joh» aus der Haftentlassen. Sein Vertheidiger, Rechtsanwalt Landsberg, hat de»Bescheid erhalten, daß der gegen John erlassene Haftbefehl»ach Hinterlegung von 5000 Mark ausgehoben iverdenwird. Das Geld ist sofort hinterlegt worden. Die Eile,mit der das Haftenllassungsaesnch des Vertheidigers erledigtworden ist. steht in wohlthuendem Gegensatz zu der Verzögerung, über die sich seiner Zeit Genosse Harbaum zu beklage»hatte, als er im Maibildprozeß unter Hinweis ans die völligeNichtigkeit der gegen ihn erhobenen Beschuldigung sowie auf dievorgerückte Schivangerschaft und krankhafte Nervosität seinerFrau das Verlangen aussprach, ihn ans freien Fuß zu setzen.Der vielfach wegen Eigenthnmsvergehen und auch wegenMajestätsbeleidigung mit 2 Jahren Gefängniß vorbestrafteZigarrenarbeiter Seeger hatte sich am 8. d. M. wiederum vordein Landgericht zu Altona wegen Majestätsbcleidigung zn ver-antworten. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Oeffent-lichkeit statt. Der Angeklagte gab zu, daß er dem ZigarrenarbeiterPaaland gegenüber, als derselbe»hu gefragt habe, ob er Soldatgewesen sei, eine beleidigend« Aeußernng über den deutsche» Kaisergethan habe. Auf welche Weise die Sache zur Kenntniß der Behördegekommen ist, wurde nicht festgestellt.Vor nunmehr vierzehn Tagen hielt es die Breslaner Staatsanwaltschaft für nöihig, die Broschüre„Dem deutschen Volke einVolkskaiser. Ein offener Brief an Kaiser Wilhelm II.", die sichin Angriffen gegen die persönliche, amtliche und politische Umgebiing deS Kaisers ergeht, zn beschlagnahmen und inLeipzig durch Ansuchen das gleiche Verfahren zu bewirken. Amtsgerichtlich ist das Verfahren bestätigt worden.Mag nun eine Majestälsbeleidigung in der Schrift enthalte»sein oder nicht,— es wird vom Verfasser Absicht und Be-wußtsein der Beleidigring lebhaft bestritten,— so sind jedenfallsnach dein Wortlaute des§ 27 des Preßgesetzes„bei derBeschlagnahme die dieselbe veranlassenden Stellen derSchrift unter Anführung der verletzten Gesetze zu bezeichnen."Obwohl nun aber der Verleger der Broschüre, W. Friedrich inLeipzig, schriftlich und telegraphisch sich wiederholt an dieBrcslauer Staatsanwaltschaft gewandt hat, um die inkrimiiiirtenStellen zu erfahren, die bei der Beschlagnahme nicht bezeichnetind, ist jede Antwort anf sein Ansuchen ausgeblieben.« �«Deutsches Reich.— BundeSrath. In der gestern abgehaltenen Plenar-itzung des Bundesraths machte zunächst der Vorsitzende von dererfolgten Ernennung der Mitglieder der Ausschüsse für dasLandheer und die Festungen und für das Seewesen Mittheilung.Sodann wurden die Übrigen Ausschüsse durch Zurusswahlgebildet. Die Vorlagen. betreffend den Entwurf einerVerordnung über die Kautionen von Beamten beimkaiserlichen Patentamt, sowie betreffend den Entwurf einesGesetzes zur Ergänzung der Gesetze Über Postdampfschiffs- Ver-bindungen mit überseeischen Ländern wurden den zuständigenAusschüssen überwiesen. Den Ausschiißanträßen, betreffend dieResolutionen des Reichstages zum Entwurf eines Börsengesetzes,'owie betreffend den Entwurf von Bestimmungen über dieFührung der Börsenregister, wurde die Zustimmung ertheilt.ferner wurde über die wegen Wiederbesetzung erledigter Stellen?ei verschiedenen Disziplinarkamniern zu unterbreitenden Bor-chläge, sowie über mehrere Eingaben Beschluß gefaßt.—— Die Agrarier haben Pech. Jetzt ist der gesummtePlesser Kreis infolge des Umsichgreifens der Maul- und Klauen-euch« seitens des Landraths Schröter als seucheverdächtig erklärtworden, was zur Folge hat, daß das gesammle Klauenvieh(Rinder. Schafe. Ziegen, Schweine) unter polizeiliche Beobachtunggestellt wird. Ob jetzt wohl Rußland gegen uns die Viehsperreverhängen wird? Bedauernswerthes Oberschlesien! Nunwerden die schon jetzt exorbitanten Fleischpreise dort noch höher»eigen.—— Zu derAffäreHammerstein hatte im Oktobervorigen Jahres im Breslauer freisinnigen Volksverein„Franz. Ziegler" der Vorsitzende Rechtsanwalt Feige Mitlheilungen gemacht, aus welchen hervorging, daß sich der ehemalige Chef-redakteur der„Kreuz-Zeitung" Freiherr v. Hammerstein schon vorechs Jahren als Borsitzender bezw. Aufsichlsrathsmitglied derHagel-BersicherungZgesellschaft„Borussia"Unregelmäßigkeiten zu Sckulden kommen ließ, welchenur die Entlassung Hammerstein's als Mitglied deS Aufsichtsrathsdieser Gesellschaft zur Folge gehabt hätten, die aber mit rechtvor den Staatsanwalt gehört hätten. Von diesen Unregelmäßig-leiten— es handelte sich u. a. um die Entnahme von lö 000 M.ohne die Hinterlegung der entsprechenden Sicherheit und die Auf-stellung falscher Bilancen— hätten zwölfPersonen Kenntnißgehabt, die alle zu der Partei des Herrn v.Hammer-stein gehörten, und von denen über die Hälfte Grase» undBarone wären. Die Direktoren der„Borussia" Eck und Krügerstellten gegen Rechtsanwalt Feige und Dr. Stanjek, den ver-antwortlichen Redakteur der„Breslauer Zeitung", die jeneMittheilungen übernommen hatte, Strafantrag wegenBeleidigung, welchem die königliche Staats-anwaltschaft in Breslau auch Folge gab. Rechts-anwalt Feige stellte der Staatsanwaltschaft ein um-fangreiches Material zum Beweise seiner Behauptungenzur Verfügung. Jetzt hat nun, neun Monate nach Einreichungdes Aktenmaterials, wie der„Niederschl. Anzeiger" schreibt, derErste Staatsanwalt v. Rosenberg in Breslau den Herren Feigeund Stanjek mitgetheilt, daß das gegen sie eingeleiteteVerfahren wegen Beleidigung eingestellt sei.—-�Mitder Ausweisung der englischen Ge>werkschafter aus der Republik Hamburg be»schäftigten sich noch nachträglich fünf zum 7. Oktober abends vomGewerkschaflskartell einberufene Vollsversammlungeu, die sämmt-lich sehr gut besucht waren. In Tutge's Etablissement amValentinskamp geißelte Reichstags- Abgeordneter Legien inlängeren Ausführungen das Verfahren der Hamburger Polizei-behörde. Die Versammlung spendete dem Redner stürmischenBeifall und nahm einstimmig folgende Resolution an:„Die heute am 7. Oktober in Tutge's Etablissement tagende,von 3000 Personen besuchte Volksversammlung erblickt in derpolizeilichen Ausweisung der englischen Gewerkschafter TomMann, Buzzo und Fehr einen brutalen Willkürakt gegenüberder hiesige» Arbeiterbewegung, sowie einen ungebührlichen Ein-griff in das Koalitionsrecht und in Rücksicht auf den iuter-nationalen Handel und Berkebr Hamburgs eine höchst taktloseund blamable Maßnahme. Die Versammlung protestirt um joentschiedener gegen diese unverantwortliche Verletzung derVolksrechte, als sich die Vertretung der Republik Hamburg inHöflichkeiten und Ehrerbietungen erschöpft, wenn es gilt, denherrschenden Klassen genehme, ans,«artige bezw. ausländischePolentaten und sonstige Geivalthaber zu empfangen.„In Erinnerung daran, daß die Hamburger Polizei vonjeher schon ausländische Arbeiter auswies, wenn sich die-selben gewerkschaftlich bethätigten, und andererseits vonden Kapitalisten herangeholte ausländische Streikbrechernicht nur duldete, sondern zum Schaden der hiesigenArbeiter weitgehendste Unterstützung lieh, damit solcheLeute hier unbehelligt bleiben konnten, erklärt die Versammlung,dafür sorgen zu wollen, daß solcher Polizei- und Kapitalisten-Willkür für die Folge mir aller Energie entgegeugetreleu werde.„Die Versammelten sind überzeugt, daß ein derartiger Einflußnachhaltig nur durch große festgeschlossene Orgauisalionen er-folgen kann und versprechen deshalb, durch Beitritt zu denGewerkschaften dieselbe» zu stärken und für Ausbreitung derOrganisationen nach Kräften zu wirken."In der Versammlung im„Barmbeker Kasino", welche von1000 Personen besucht war, reserirte Genosse Bömelburg unterlebhafter Zustiinninug.— In Ehler's Vereinslokal in Eimsbüttelsprach Genosse Kimmel vor etwa 1000 Persoueu, im„EnglischenTivoli", St. Georg, Genosse Kölle, und im„RothenburgLorterTivoli" Genosse Martikke.Leipzig, 6. Oktober. Wegen Beleidigung d«Sk ö n i g l. sächsischen Ministeriums ist vom LandgerichtZwickau am 1. Juni der Redakteur des sozialdemokratischen„Sächsischen Volksblattes", der Schriftsetzer Karl Keil, zu vierMonaten Gefängniß verurtheilt worden. Er hatte aus der„Sächsischen Arbeiterzeitung" einen Ülrtikel abgedruckt, in welchemder Eiitivurf des später angenommenen Wahlgesetzes für densächsischen Landtag einer abfälligen Kritik unterzogen wordenwar.— In seiner Revision bestritt der Angeklagte, sich einerBeleidigung schuldig gemacht zu haben, da er doch gar nicht derVerfasser sei und doch jeder Staatsbürger das Recht haben müsse,seine Meinung zu sagen.— Das Reichsgericht erkannte in derheutigen Sitzung auf Verwerfung der Revision.Stuttgart, 8. Okt.(Eig. Ber.) Wenn zwei dasselbe thun, so istes doch nicht das gleiche. Dies trifft auch beim Betteln zu, je vor-nehmer der Bettler, desto weniger läuft er Gefahr, angerempeltzu iverden. Vor einiger Zeit war die„Echwäb. Tajjwacht" inder Lage, von einigen drastischen Fälle» zu berichten, m welchenarme Frauen, die bei ihren geiftlichen Seelsorgern um einekleine Unterstützung baten, von diesen der Polizei angezeigtwurden und wegen Bettelns bestraft wurden. Einer dieser Frauenwurde sogar ihr Säugling morgens und abends inS Gefängnißgeschickt, um ihn zu stille», und das nur wegen deS„Verbrechens",weil die Frauen bei ihrem Pfarrer, wie überall üblich, um einekleine Unterstützung baten. Ganz anders werden aber in derfrommen Muckerstadt Stuttgarts vornehme Bettler behandelt.Bekanntlich hat das V. Deutsche Sängerfest in Stuttgart miteinem Defizit von zirka 20 000 Mark abgeschlossen, was ivohlauch dem Umstand zu verdanken ist, daß die Arbeiter- Gesang-vereine und die Arbeiter, durch das protzenhaste Vorgehen desStuttgarter Liederkranzes veranlaßt, de» Festlichkeiten fernblieben.Statt daß nun der großartige Liederkranz diese Bagatelle ausseinen Milteli, deckt, soll um, an das Aiisstellungskomitee derStuttgarter Elektrizitäts- und Kunstgewerbe- Ausstellungdas Aiisinnen gerichtet worden fein, ans dem Ueber-schuffe der Ausstellung das Sängersest- Defizit zu decken.Da nun der Ucberschuß der Ausstellung zu wohlthätigenZwecken verwendet werde» soll, so ist diese Anmaßung der vor-uehmen Bettler eine geradezu unverfrorene. Falls sich diesesGerücht bewahrheitet, sind wir gespannt, ob nu» das Stadt-polizeiamt Stuttgart gegen diese vornehmen Bettler ebensochneidig mit Strafmandalen vorgehen wird, wie gegen armeFrauen, die einen Zehrpsennig erbaten.—Karlsruhe, 8. Oktober.(Eig. Ber.) Schutzvereine gegendie Sozialdemokratie ist da? neueste Mittel, um der Sozial-demokratie den Garaus zu machen. Im anitlichen Organ derbadischen Regierung, der„Karlsruher Zeitung", macht ein über-eifriges staalsretterisches Genie den Vorschlag, solche Vereinezu gründen, in welchen sich alle bürgerlichen Parteien zusammen-finden, um den Umsturz zu bekämpfen.Der Gedanke hat nichts Originelles in sich. Hat man dochchon vor Jahren in Mannheim einen Verein nichlsozial->emokratischer Arbeiter gegründet, der berufen ward, unterdiesem„hoch" klingenden Namen die Geschäfte des ver-krachten Nationalliberalismus zu besorgen. DaS Resultatwar ein klägliches Fiasko, welches bei den heute inMannheim stattfindenden Bürgerausschnß-Wahlen, wo manden Verein»ichisozialdemokratischer Arbeiter als Stnrmbock vor-geschoben hat, eine glänzende Wiederholung gefunden hat. Sehrbezeichnend für den Wind, der gegenwärtig im„liberalenMnsterländle" weht, ist aber dies« Auslassung des Regierungs-organS, das bis heute über die„musterstaalliche" Auflösung derVersammlung in Neumühl und die daran sich anschließendenVorgänge bis heute noch kein Wort g-suiiden hat.das nicht einmal daS Vorgehe" der Bezirksämter inKehl zu rechtsertigen versucht. Die Opposition macht sichüber dieses neueste Angstprodukt«>neS übereifrigen„Staats-retters" nur lustig, denn sie verspürt nicht die geringste Lust, denbankrotten Nationalliberalen die Kastanien aus dem Feuer zuholen.In dieser und der nächsten Woche finden in vielen OrtenBaden« die Bürgerausschuß-Wahlen statt. Unsere Parte, hatein» ganz- Anzahl Mandate zn vertheidigen, die sie wieder zugewinnen sucht und womöglich noch einige Erfolge hinzu.Hoffentlich werden die badische» Genossen den gothaische» undhessischen Erfolgen noch einige hinzufügen.