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Sozial-Politisches Wochenblatt.
Parteigenossen!
Nach fast zwölfjähriger Dauer endet am 30. September d. I. das Sozialisten-Gesetz. Die Partei hat es siegreich überwunden. Ins Leben gerufen, um sie zu vernichten, ist es an dem Felfen der Partei zerschellt. Stärker und mächtiger als je zuvor ist heute die Partei, stolz auf ihren Sieg und die Niederlage ihrer Gegner, zu weiteren Kämpfen bereit und gerüstet. Immer neuen Boden erobernd, sieht sie immer weitere Kreise ihren Ideen dienstbar werden. Der Sozialismus ist die Frage des Zeitalters geworden, um die sich alles bewegt. Die innere und die äußere Politik, alle Parteien und Gesellschaftsschichten werden von ihm beeinflußt und beherrscht. Er ist der mächtigste Faktor der Gegenwart und wird in nicht ferner Zeit der alles entscheidende sein. Bei diesem siegreichen Fortschreiten unserer Ideen können wir guten Muthes der Zukunft entgegengehen. Parteigenossen! Mit dem Fall des Sozialisten-Gesetzes tritt die Frage nach der Neuorganisation der Partei in den Vordergrund. Diese neue Organisation zu schaffen wird die Hauptaufgabe sein, die der nächste Parteitag, den wir hiermit auf
Sonntag, den 12. Oktober d. I. nach Halle a. S.
einberufen, zu erledigen hat. Vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Parteitags setzen wir für denselbeu folgende Tagesordnung fest: Sonntag, den 12. Oktober, abends 7 Uhr: Vorversammlung. Konstituirung des Parteitages und Wahl einer Kommission für die Prüfung der Vollmachten. Montag, den 13. Oktober und die folgenden Tage: 1. Bericht der Parteileitung. Berichterstatter: Bebel. 2. Bericht der Revisoren. 3. Bericht über die parlamentarische Thätigkeit der Reichstags-Fraktion. Berichterstatter: Singer. 4. Die Organisation der Partei. Berichterstatter: Auer. 5. Vornahme der Wahlen auf Grund der angenommenen Organisation. 6. Das Programm der Partei. Berichterstatter: Liebknecht . 7. Die Parteipresfe. Berichterstatter: Auer und Bebel. 8. Die Stellung der Partei zu Streiks und Boykotts. Berichterstatter: Grillenberger und Kloß-Stuttgart . 9. Anträge aus der Mitte des Parteitages. Parteigenossen! Wir haben nicht' nöthig die Aufforderung an Euch zu richten durch zahlreiche Entsendung von Vertretern Euer Interesse für den ersten Parteitag, der seit 13 Jahren zum ersten Male wieder auf deutschem Boden stattfindet, zu bekunden, wir sind überzeugt Ihr thut alles was in Euren Kräften steht, um die Beschickung desselben zu einer allseitigen zu gestalten. Um eine gewisse Gleichartigkeit der Vertretung herbeizuführen, schlagen wir vor, daß die Parteigenossen in den einzelnen Wahlkreisen sich verständigen und für keinen Wahlkreis mehr als drei Vertreter wählen. Sache des Parteitages ist es, endgültig die Art der Vertretung zu ordnen. Die Wahl der Vertreter muß in öffentlichen, für diesen Zweck anberaumten Versammlungen der Parteigenossen vorgenommen werden und sind den Gewählten Vollmachten auszustellen, die das Bureau der Versammlung, in welcher sie gewählt wurden, zu unterzeichnen hat. Bei der Reichhaltigkeit und Wichtigkeit der Tagesordnung werden die Verhandlungen mindestens 5 Tage in Anspruch nehmen. Berichtet dies und verpflichtet Eure Vertreter bis zum Schlüsse des Parteitages anwesend zu bleiben. Mir empfehle«, die Mahl der Vertreter in ganz Deutschland gleichzeitig und zwar am ersten Tage der..neuen Aera" am 1. Oktober vorzunehmen. Die Adresse des Lokal-Komitees in Halle a. S., bei welchen die Anmeldung der Vertreter zu erfolgen hat, wie das Versammlungs-Lokal werden später bekannt gegeben. Auch erfolgt in Kürze die Veröffentlichung des Organisations-Entwurfs.
Darteigenossen! Auf zur Wahl von Vertretern für den Varteitag. Kein Mahlkreis in dem wir eine«ennenswerthe Anzahl AnHanger habe», darf««vertreten bleiben. £)od} die sozial Demokratie! Berlin , den 1. August 1890.
Auer. Bebel. Birk. Blos. Bock. Bruhns. Dietz. Dreesbach. Förster. Frohme. Geyer. Grillenberger. Harm. Heine. Hickel. Joest. Kunert. Liebknecht. Meister. Metzger. Molkenbuhr. Schippel. Schmidt-Frankfurt a. M. Schmidt-Sachsen. Schultze. Schumacher. Schwarz. Seifert. Singer. Stadthagen . Stolle. Tutzauer. Ulrich. Vellmar . Wurm.