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L Beilage zumVorwärts " Berliner Volksblatt. Nr. 240. Dienstag, den 13. Oktober 1806. 13. Jalirg. Parteitag trev loziAldemokrAtifiken Vartei Deutsitzlernds. Vorversammlung am Sonntag, den 11. Oktober 1836, abends 7 Uhr, im Saale derVier Jahreszeiten" in Siebleben bei Gotha . Unser diesjähriger Parteirag, der nach Gotha berufen ist, kann in der Stadt selber bekanntlich nicht stallfinden, da das einzige Lokal, das hierfür in Frage kommt, von unseren Genossen gesperrt werden mußte. Er ist deshalb nach Siebleben verlegt n orden, einem Dorfe, das etwa dreiviertel Stunde» von der Stadt entfernt ist. Der Saal, der uns dort zur Verfügung steht, bietet für ungefähr 300 Delegirte Ziaum. Für die Zuhörer steht nur eine schmale Gallcrie zur Verfügung, die höchstens sechzig Peisonen Platz gewährt. Dieser Mißstand ließ sich nicht leleitigen. Um den Gothaischen Genossen wenigstens etwas E>satz zu verschaffen, wurde heute Nachmittag um drei Uhr eine Volkc-versammlung im Kongrcßsaale veranstaltet, die überaus zahlreich besucht war und in der Liebknecht in kräftigen Züge» ein Bild der Partei, ihrer Geschichte und ihrer Bestrebungen enlivarf.' Eingetroffen sind etwa 250 Telegirte. Der Saal ist einfach aber würdig geschmückt. Am Eingang begrübt die Eintretenden auf einem mit rolhen Bannern drapirten Schilde unser alter Schlachtruf: Proletarier aller Länder vereinigt Euch! Aus Schildern an den Saalwänden sind zahlreiche Sprüche zu lesen, von denen einige der markantesten hier mitgetheilt sein möge»:Der Sozialismus ist der Friede."Die Befreiung der Arbeit ist die Befreiung der Menschheit."Der Sozialismus ist der Träger aller Kultur."Gegen die unheilige Allianz der kapitalistischen Mächte die heilige Allianz des internationalen Proletariats."Wo das erste Vorrecht anfing, hörte das Recht auf."Nicht aus dem Blute der Tyrannen entlodern die Flammen der Freiheit, Nein, aus den, Herzen des Volks, welches sich selber erkennt."Der Feind, den wrr am meisten hassen, Das ist der Unverstand der Massen."Wir lebe» nicht, um zu arbeiten, sondern arbeiten, um zu leben."Nun, Freunde, der Tag ist jetzt erwacht, Der Morgen naht, wo wir's erringen. Nicht ohne Kamps, doch ohne Schlacht; Ter Geist ist stärker als die Klingen." Ueber der mit Tannenreisern geschmückten Rednertribüne steht oben an der Wand auf roth drapirtem Postament die Büste von Karl Marx , während in den Ecken links und rechts von der Tribüne die Büsten von Ferdinand Lassalle und Friedrich Engels angebracht sind. Kurz nach 7 Uhr eröffnete Genoffe Bock im Namen des Lokalkomitees die Verhandlungen mit folgender Ansprache: Parteigenossen und Genossinnen! Im Auftrage des Lokal- Komitees und namens der sozialdemokratischen Partei des gothaischen Landes begrüße ich Sie und heiße Sie herzlich will- kommen. Zu unserem Bedauern war es uns nicht möglich, Sie in der Stadt Gotha unterzubringen und den Parteitag dort ab- zuhalten. Die Situation ist lediglich hervorgerufen durch die Verschärfung der Gegensätze, wie sie auch hier zwischen der proletarischen und der kapitalistischen Welt sich entwickelt haben. Sie alle, die Sie hier versammelt sind, kennen ja diesen Kamps und seine Folgen. Als vor 21 Jahren der Vereinigungs-Kongreß in Gotha die beiden Bruderparteien zusammensührte und ihnen ein Programm gab, und als die beiden darauffolgenden Kongresse in der Stadt Gotha die Partei einigten und kräftigten, da spotteten, da höhnten, da scherzten noch viele Gegner über die Sozialdemo- kratie. Nur den einsichtigeren Politikern flößte schon damals die Bewegung ernste Besorgniß ein, vor allen Dingen aber setzte sie einen Mann, den damaligen Lenker und Leiter der Geschicke Deutschlands , den sogenannten größten und bedeutendsten Staats- mann unseres Jahrhunderts, in panische» Schrecken, und er sann unausgesetzt darauf, die Sozialdemokratie Deutschlands im Keime zu ersticken. Als der Schuß von Hödel fiel, und bald daraus ein zweiter Schuß eines Halbwahnsinnigen zu Berlin . da gab es für ihn die Gelegenheit, mit Hilfe des kapitalistischen Klüngels einen Strick zu drehen, um die Sozialdemokratie zu erwürgen. Die Sozialdemokratie hat im sturmerprobten Kampfe den Strick zerrisse» und den Feinden vor die Füße geworfen, und der Mann, welcher sich vermaß, die aus unseren wirthschaftlichen und sozialen Verhält- nissen heraus sich entwickelnde Partei zu tödten. ist heute eine ausgebrannte alte Raketenkiste(Heiterkeit und Beifall), aus der nur selten einmal ein Funken in die Höhe steigt, der aber die Welt nicht mehr erleuchtet. Die sozial- demokratische Partei hat sich im Laufe dieser Zeit zur größten, mächtigsten und stärksten Partei Deutschlands entwickelt, und auch wir Gothaer können von uns sagen, daß wir in diesem v.eitraume gleichen Schritt mit der Entwickelung der Partei Teutschlands gehalten haben(Bravo !). Seit vielen Jahren war es uns möglich, den Wahlkreis Gotha der sozialdemokratischen Partei im Reichstag zu sichern, und bei den jüngsten Landtags- wählen gelang es uns. durch angestrengte Thaligkeit und Orgam- sation unseren Gegnern einen vernichtenden Schlag beizubringen. (Lebhafter Beifall.) Es verlautet auch heute schon, daß die Re- gierung unseres kleinen Duodezstaates mit Reaktionsmittcln gegen die sozialdemokratische Partei vorzugehen gedenkt; allem ich kann den Telegirten versichern, daß. wie die Sozialdemokraten Deutsch - lands bis jetzt das schlimmste Gesetz, das man ihr an die Beine gehängt hat, übermunden hat, auch die Sozialdemokralen Golha's sich dadurch nicht werden überwinden lassen.(Lebhafter Beifall.) Die Sozialdemokratie ist eben ein« Macht, die nicht mehr zu beseitigen ist. Die Sozialdemokratie wird von Jahr zu Jahr größer werden und immer schönere Triumphe feiern, als wie sie sie gegenwärtig in Gotha , Hesse,, und anderen Städten und Ländern errungen hat. (Beifall.) Auch wir Sozialdemokraten in Gotha erhoffen und erharren nichts mehr von oben, nichts mehr von außen die Sozialdemokratie von heute, sie wirkt, sie agitirt, sie organisirt, sie rüstet sich gegen den Kamps mit ihren Gegnern für die Zukunft; und in diesem Sinne be- grüße ich den Parteitag, m der festen Erwartung, daß es ihm gelingen wird, in leidenschaftsloser Debatte die Mittel und Wege, die uns zum Ziele führen sollen, zu berathen, und hiermit eröffne ich den Parteitag in Gotha und heiße Sie noch einmal recht herzlich willkomnie».(Stürmischer Beifall und Händeklatschen.) F ö r st e r- Hamburg: Werthe Parteigenossen! Es ist nicht der erste Parteilag, den wir hier in Gotha abhalten. Zu wiederholten Malen sind hier unsere Vertreter zusammengetreten, um das Wohl der Partei zu fördern. Der wichtigste unter diesen Kongressen war zweifellos der Vereinigungs- Parteitag, der vor 21 Jahren hier stattfand, der wichtigste für unsere Parteibestrebungen. Die Arbeiter haben sich damals gesagt: Es giebt zwischen uns keine Differenzpunkte. die groß genug wären, daß wir ihretwegen den Kampf gegen die Gegner gelrennt führen sollten; dazu ist dieser Kamps zu schwierig und zu ernst. Seit dieser teit marschirt die sozialdemokratlsche Arbeiterschast in geschlossener halanx! Sie alle, die Sie mitten im Kampfe stehen, kenne» unsere Thätigkeit. Es ist gewiß wahr: je mehr unsere Partei Boden gewinnt, je größer unsere Macht und die Zahl unserer Vertreter wird, je mehr unsere Bewegung sich verlieft, um so ernster, um so gewaltiger wird der Kamps, den wir führen, um so heftiger der Widerstand unserer Gegner, die immer mehr in die Enge geralhen. Unsere Aufgaben wachsen, auch die Aufgaben, die ein Parteitag zu lösen hat. Davon sind Sie alle überzeugt. Ist doch das charakteristische Merkmal unserer Parteilage der große Fleiß, die Gewissenhastigkeil und der Ernst, mit dem auf unser» Partei - ragen gearbeitet wird. Wissen wir doch, welch' großes Ziel uns winkt. Bon diesem Geiste waren alle unsere Parteitage erfüllt; auch dieser wird es sein; auch er wird dazu beitragen, unsere Partei für den Kampf zu stärken und uns in gemeinsamer Be- rathung zu zeigen, wie wir unsere Sache am besten fördern. Daß unsere Berathungen in diesem Sinne verlaufen, dazu hat jeder durch seine Thäligkeit beizutragen! Hiermit erkläre ich den Parteitag für eröffnet und bitte um Vorschläge für das Bureau. Vorgeschlagen werden Bock und Singer und durch Zuruf gewählt. Singer: Mit meinem Dank an Sie für Ihr Erscheinen verbinde ich die Bitte, das Bureau dadurch zu unterstützen, daß jeder Theilnehmer des Parteitages bemüht ist, unsere Geschäfte nach Kräften zu fördern. Ich glaube im Sinne des gesammten Parteitages zu sprechen, wenn ich diesen Augenblick benutze, um namens des Parteitages, und da die Telegirten hier die legitimen Vertreter der Partei sind, auch namens der gesammten Partei Deutschlands unseren Gothaer Genossen den Dank der Partei auszusprechen für die tapfere, energische Agitation, die sie bei den letzten Wahlen ausgeübt haben und die uns zu einem so glänzenden Siege, zur Vermehrung unserer Mandate im Golhaer Landtage von 1 auf 8 verholfen hat. (Stürmischer Beifall.) Parteigenossen! Gotha ist nun einmal ein historischer Boden für die Partei, und auch heute stellt sich eine kleine geschichtliche Reminiscenz ein. Ich erinnere an den Parteitag, der 1875 in Gotha getagt hat, der nach Gotha gegangen ist, weil die Tessew dorfferei in Preußen die Partei damals aufgelöst hatte. Wir sind heute in einer ähnlichen Situation. Die Köllerei in Preußen hat, wie Sie wissen, den Parteivorstand als einen Verein er- klärt, ihn aufgelöst. Der Prozeß, der darüber gesührt ist, ist in Ihrer Erinnerung. Wie sehr die Maßregel des des preußischen Ministeriums die Partei zu schädigen geeignet ist, das beweist die zahlreiche Schaar unserer Delegirten(Heiter keit), die heute mehr wie je, trotz aller Köllerei, bereit und ent schloffen sind, die Fahne der Sozialdemokratie hier zu entrollen. (Lebhafter Beifall). Ich möchte gemäß unserem Organisationsstatut den Partei tag bitten, in der Konstituirung fortzufahren und zunächst neun Schriftführer dem Bureau hier zu Hilfe zu geben. Auf Vorschlag von Wein Heber- Hamburg werden durch Akklamation zu Schriftführern folgende Genossen gewählt Hülle- Erfurt, B r u h n s- Breslau, Röhn- Berlin , Fräulein Baader- Berlin, Dr. A r o n s- Berlin. Bömelburg- Haw bürg, Leven-Gera, M a t t u t a t- Augsburg und Lesche- Altona. Heute fungiren als Schriftführer Hülle, Bruhns und Röhn. In die Mandatsprüfungskommission werden durch Zuruf gewählt: Antr ick-Berlin , E h r h a r d t-Ludwigshafen, Agster Stuttgart , Bios- Stuttgart, Schumann- Bielefeld, H u g- Bant, W e h d e r- Sonneberg, Schmidt- München und Frau K ä h l e r- Wandsbeck. Singer schlägt vor. nunmehr die Geschäftsordnung fest zustellen. In bezng auf die Sitzungszeit schlägt er in Rücksicht aus die lokalen Verhältnisse, die weite Eutsernung des Kongreß- lokals von der Stadt, vor, von 91 Uhr und von 43 Uhr zu tagen. Hiergegen erhebt sich Widerspruch. Schumann- Bielefeld beantragt, acht Stunden hinter- einander mit einer halbstündigen Pause zu tagen. Leut er t- Apolda beantragt, von 912 Uhr und von 3 bis 7 Uhr zu verhandeln. Da keiner dieser Vorschläge eine Mehrheit findet, so soll versuchsweise morgen von 9 bis 1 und von 3 bis 7 Uhr gelagt werden. Hierauf wird die provisorische Geschäftsordnung ohne Debatte genehmigt. Bei der Festsetzung der Tagesordnung schlägt Singer vor. den Bericht der Parteileitung nicht, wie bis» her. in seiner Gesammtheit, sondern gruppenweise zu diskutiren, und zwar in einer Gruppe die Agitation, in einer anderen die Presse, und in einer dritten die Kassen- Verhältnisse. Bei der bisherigen Praxis habe man die Erfahrung gemacht, daß eine gründliche Besprechung sehr er- ichwert wird. Wen» sein Vorschlag angenommen würde, so könnte man die zu den einzelnen Gruppen gestellten Anträge gleich mit debattiren und zur Entscheidung bringen. Der Vorschlag der gruppenweisen Besprechung des Partei» berichts wird ohne Debatte angenommen, ebenso erklärt sich die Versammlung mit dem Vorschlage des geschäflsführenden Aus- schuffes einverstanden, wonach an zweiter Stelle der Bericht über die stattgefundene Kontrolle und an dritter Stelle der Bericht über die parlamentarische Thätigkeit entgegen ge­nommen werden soll. Als vierten Punkt hat der Ausschuß die Maifeier 1837 auf die Tagesordnung gesetzt. Genosse A r o n S- Berlin schlägt vor, daß sich der Parteitag zunächst darüber einigen möge, welche Punkte überhaupt be- handelt werden sollen ohne Rücksicht auf die Reihenfolge. Inzwischen ist folgender von Berliner Delegirten unter- zeichneter Antrag eingegangen:In Erwägung, daß eine größere Anzahl von Anträgen eingegangen ist, welche die Behandlung einzelner Fragen des Arbeiterschutzes aus dem Parteitage fordern, beantragen die Unterzeichneten, als besondere» Punkt ans die Tagesordnung zu setzenArbeiterschutz" und unter diesem Punkt sämmtliche diesbezüglichen Anträge zu behandeln." Lehmann- Dortmund beantragt, das Proportional-Wahl- recht als letzten Punkt auf die Tagesordnung zu setzen, da es sich hier nur um die Erörterung einer akademischen Frage handele. Wenn heute eine Aenderung des Wahlrechts einträte, so würde dies doch nur im reaktionären Sinne geschehen.(Sehr richtig!) F r o h m e- Hamburg kann nur dem einen Abänderungs- anlrag zustimmen, wonach als besonderer Punkt die Presse auf die Tagesordnung gesetzt werde» soll, und bittet, es im übrige» bei der aufgestellten Tagesordnung zu lassen. Der Antrag der Berliner Genossen müsse schon aus dem Grunde abgelehnt werden, weil keine Vorarbeiten dazu gemacht seien. Im übrigen biete sich auch bei der Generaldebatte Gelegenheit, auf alle diese Fragen einzugehen. A r o n s führt zur Begründung des Antrages der Berliner Genossin aus, daß dadurch die Geschäfte wesentlich vereinsacht würden, es könnte» dann die verschiedenen Anträge betreffs einzelner Punkte des Arbeiterschutzes, wie Erringung des Acht- stundentages, Kampf gegen industrielle Ausbeutung, Achtuhr» Ladenschluß. Unfallversicherungs- Gesetz u. s. w. gemeinsam be- handelt werden. Der einzige Einwand, der gegen seinen Autrag erhoben werden könnte, sei dadurch hinfällig geworden, daß Ge- nosse Wurm sich zur Uebernahme des Referats bereit erklärt habe. Presse" gestellten Autrag durch die nach dem Vorschlage Singer's beschlossene Eintheilung für erledigt. Dem Anlrag Arons kann Redner nicht zustimmen, da die Frage des Arbeiterschutzes mit einem einfachen Referat ohne die genügende vorherige Dar» legung in der Presse und der Oeffenllichkeit nicht abzuthun sei. Er habe nichts dagegen, daß der Arbeiterschutz auf die Tages- ordnung des nächsten Parteitages gesetzt wird, nachdem für ein Referat und für ein Korreferat über den Arbeiterschutz im allgemeinen und mit Rücksicht aus den jeweiligen Stand in Deutschland ausreichend gesorgt sei. Es genüge nicht, daß ein Genosse sich aus Gefälligkeit zur Uebernahme des Referats bereit erklärt. Im übrigen empfehle er den Vorschlag des Ausschusses bezüglich der Tagesordnung und bitte nur, das Proportional- Wahlrecht an letzter Stelle zu behandeln. Eichhorn- Dresden befüewortet den Antrag 1, wonach die Erringung des Achtstundentages, der Kampf gegen die Haus- industrielle Ausbeutung, die Koalitionsfreiheit und die Organi- satio» der Partei auf die Tagesordnung gesetzt werden soll. Mit dem Proportional-Wahlrecht habe man keine Veranlassung sich zu beschäftigen, sondern eher vielleicht mit der Frage, ivie man einer eventuellen Verschlechterung des Wahlrechts entgegen- treten könne. Dagegen fehle in der Tagesordnung ein Punkt, der sich damit beschäftigt, wie die Partei den industriellen Ausschwung der letzten Zeit für sich ausnützen könne. Behr erklärt sich gegen den Antrag Arons; wenn man etwas Gediegenes leisten wolle, so dürfe man nicht zu viel Punkte behandeln. Hingegen sei es nöthig, das Proportional-Wahlrecht suf der Tagesordnung zu lassen, da über diese Frage große Un- klarheit in den Kreise» der Genossen herrsche. L e u t e r t- Apolda will das Proportionalsystem besprochen haben, schlägt aber vor, es hinter den PunktFrauenagitation" zu setzen. F r o h m e- Hamburg ersucht nochmals um Beibehaltung der Reihenfolge des provisorischen Programms. Die Verhandlung über das Proportionalsystem werde voraussichtlich keine lange Zeit in Anspruch nehmen. S ch ö p f l i n- Frankfurt tritt für den Antrag Arons ein. Der Bericht über den Londoner Kongreß verlange doch eine eingehende Behandlung und müsse daher vorangehen. Das Proportional-Wohlsystem könne ruhig an achter Stelle bleiben. Zorn wünscht gleichfalls, daß der Bericht über den Londoner Kongreß an eine frühere Stelle gerückt wird. Fischer. Berlin hält es für das beste, dem Antrag Arons entsprechend, die Frage des Arbeiterschutzes aus die Tages- ordnung zu setzen. Es bestehe ja eine sehr starke Strömung unter den Genossen auf Besprechung des Koalitionsrechtes und Achtuhr- Ladenschlusses. und man würde sehr unklug handeln, wenn man diese Strömung nicht berücksichtigen wollte; da sie einmal vorhanden sei. müsse der Parteitag schon einmal die Zeil dafür opfern, wenn auch nicht viel dabei herauskommen werde. Der Antrag Arons fasse diese Punkte zusammen.(Sehr richtig!) V a l d i x- Schmölln wünscht, daß die Frage des Acht« uhr-Ladenschlusses auf die Tagesordnung an stelle des Berichts über den Londoner Kongreß gesetzt iverde. Pfannkuch-Hamburg : Der Vorschlag des Vorsitzenden ist ganz geeignet, die Debatte über eine andere Aufstellung der Tagesordnung wesentlich zu verkürzen. Alle die Vorwürfe, die in der Parteipresse gegen den Vorstand wegen der Ausstellung der Tagesordnung erhoben worden, sind hier nicht laut geworden. Es ist kein Grund vorhanden, eine Debatte und eine Beschlußfassung über die strittigen Fragen zu ver- hindern; es bietet sich hierzu aber die beste Gelegenheit bei der Berichterstattung der Parteileitung. Redner erklärt sich jedoch für eine Ergänzung der Tagesordnung nach dem Anlrag Arons. Es ist ein Antrag, über sämmtliche Anträge, die auf Ab- ändernng der TagesordnuuA gestellt sind, zur Tagesordnung über- zugehen, eingegangen und findet genügende Unterstützung. Gewehr(Elberfeld ) begründet den Autrag auf Ibebergang zur Tagesordnung. Durch Abänderung der Tagesordnung werde etwas Praktisches nicht herauskommen. Lehman n spricht dagegen. Der Achtstundentag werde nicht so kurzerhand erledigt werde», und vor allem müsse man berücksichtigen, daß hinter dieser Forderung ein großer Theil der gewerkschaftlich organisirten Genossen stehe; thue man das nicht. so lause man Gefahr, den Keim eines Zwiespaltes zwischen die in der politischen und die in der gewerkschaftlichen Bewegung stehenden Genossen zu tragen.(Widerspruch.) Der Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung wird mit großer Mehrheil abgelehnt. Schreck-Bielefeld wendet sich gegen den Standtpunkt Fischers. Der PunktErringung des Achtstundentages" müsse als vollständig selbständiger Punkt auf die Tagesordnung gesetzt werden. Damit schließt die Diskusston. Der Antrag Arons wird mit großer Mehrheit angenommen.(Beifall.) Damit sind die Anträge 1 bis 3 erledigt. Der Antrag 4 (2 Hamburg und Niederbaruim) wird zurückgezogen. Der Au- trag 9 Halle, auf die Tagesordnung ein Referat über die Wohnungsfrage zu setzen, wird unter großer Heiterkeit gegen eine Stimme abgelehnt. Die ersten drei Punkte der Tagesordnung bleiben, wie sie provisorisch aufgestellt waren. Der Vorschlag Singer's. als vierten Punkt den Antrag Arons zu setzen, wird einstimnng angenommen. Silz Punkt ö und 6 werden Maiseier und Londoner Kongreß festgesetzt. Singer schlägt vor. das Referat über daS Pro­portional-Wahlrecht an letzte Stelle der Tagesordnung zu setze». DaS wird mit Mehrheit angenommen und dem ferneren Vorschlag Siugee's zugestimmt, den Rest der Tagesordnung folgendermaßen zu gestalten: 7. Frauenagitalion. 8. Organisation. 9. Anträge zum Parteiprogramm und Organisation. 10. Sonstige Anträge. ll. Wahl der Parteileitung und daneben noch Proportional- Wahlsystem(Heiterkeit und Zurufe). i n g e r: Wir müssen dem Beschluß des vorigen Partei- tages doch wenigstens soweit Reverenz erweisen, daß wir das Proportional-Wahlsystem nicht noch hinter den selbstverständlich letzten geschäftlichen Theil der Tagesordnung setzen. Lesche- Altona widerspricht dem Vorschlage Singer's und will das Proportional-Wahlsystem an 9. Stelle gesetzt wissen. (Lebhafter Widerspruch.) Dreesbach- Mannheim meint, daß, wenn man den Be- schlich des vorjährigen Parteitages überhaupt respektiren wolle, das Proportional-Wahlsystem umnittelbar hinter den Punkten, zu denen llieserenten vorgesehen seien, stellen müsse; sonst solle man es lieber ganz von der Tagesordnung absetzen.(Lebhaste Zu- timmung.) Mit ziemlicher Mehrheit wird schließlich beschlossen, daS Proportional-Wahlsystem zum 9. Punkte der Tagesordnung zu machen. Damit ist die heutige Tagesordnung erledigt. Der Eröffnung des Parteitags ging eine ausgezeichnet Stadthagen hält den von ihm bezüglich des Punktes besuchte Volks versaminlung voraus, die im Kongreßlokale statt