Regierung wagle nicht, Gebrauch von ihnen zu machen sie begnügte sich mit der vom Parlament ertheilten Voll� macht, jede Revolte zu unterdrücken, und immer mehr Soldaten nach London   zu schaffen. So verging die erste Woche nach der großen Versammlung; am Sonntag wurde eine fast ebenso große abgehalten, die ganz ruhig verlief. da keine Opposition seitens der Herrschenden auftauchte Als das Volk am Montag erwachte, fand es daß es hungrig war. In den letzten Tagen waren Mcuschengruppen in Parade durch die Straßen gegangen und hatten Geld verlangt, um Brod zu kaufen. Theils freiwillig, theis aus Furcht, gaben die Reichen recht an- sehnliche Beträge. Die Parochialbehörden spendeten an Lebensmitteln, so viel sie konnten ob willig oder nicht und die Regierung, welche inzwischen einige schwache Nativnalwerkstätten errichtet, ernährte auf diese Weise ebenfalls eine beträchtliche Menschenzahl. Außerdem waren etliche Bäckerläden und sonstige Lebensmittels Handelshäuser ohne sonderliche Störung geleert worden Soweit ging Alles gut von Statten. Aber am besagten Montag sandte das Komitee der öffentlichen Sicherheit theils, weil es unorganisirte, allgemeine Plünderung besorgte, theils durch die schüchterne Haltung der Regierung kühn geworden eine Deputation mit etlichen Gepäck wagen aus, um 2 oder 3 große Lebensmittel-Läden im ; Zentrum der Stadt zu leeren; die Deputation batte dem Ladeninhaber ein Formular zurückgelassen, auf welchem Zahlung der Waaren versprochen war. In gleicher Weise nahm man in den Stadttheilen, in welchen die Arbeiter die überwiegende Klasse war. von mehreren Bäckereien Be- sitz und stellte Leute im Interesse des Volkes an die Arbeit; all dies geschah mit wenig oder gar keiner Ruhe- störung; die Polizei stand Wache lmd hielt vor den Läden, während sie geleert wurden, Ordnung, wie bei einem großen Feuer. Aber dieser letzte Streich alarmirte die Reaktionäre dermaßen, daß sie beschlossen, die Regierung zum Ein- schreiten zu zwingen. Die Zeitungen waren am nächsten Tage förmlich wild und drohten dem Volke, der Regie rung und Jedermann, wenn nichtsofort die Ordnung wiederhergestellt wird." Eine Deputation großer Handels- Häuser begab sich in's Ministerium und sagte, wenn die Regierung nicht sofort dasKomitee der öffentlichen Sicherheit" verhastete, würden sie, die Kaufleute, eine Mannschaft bewaffnen und über dieBrandhetzer" her- sollen. Dann wurde eine Konferenz des Ministeriums wit jener Deputation und einigen Zeitungsredakteuren abgehalten; auch zwei oder drei der gescheidtesten Militär- Personen waren zugegen. Die Mitglieder der Deputatio gingen zufrieden heim, sagten nichts mehr vomAusrüsten einer eigenen Armee gegen das Volk", sondern reisten noch am selben Nachmittag mit ihren Familien nach ihren Saud Willen ab._ Am nächsten Morgen proklamirte die Regierung den Belagerungszustand über London   etwas auf dem europäischen   Festlande wohl nichts Ungewöhnliches, aber in England damals Unerhörtes. Die Negierung gab dem jüngsten und gewandtesten ihrer Generäle das Kommando über den Belagerungszustands  -Distrikt; es war ein Mann, der in den schändlichen Kriegen, welche das Land zeit- weilig geführt, einen gemissen Ruf erworben hatte. Die Zeitungen geriethen in Ekstase und die allerschlimmsten Reaktionäre machten sich nun recht mausig, Leute, welche i» gewöhnlichen Zeiten ihre Ansichten für sich behalten wußten oder nur in intimen Kreisen auszusprechen wagten, schrieen jetzt laut: es sei die Zeit gekommen, alle sozi- alistischen, ja sogar demokratischen Tendenzen auszurotten, gegen die man in den letzten 20 Jahren so nachsichtig gewesen sei. Der geschickte General verhielt sich jedoch unthätig; hur einige der kleineren Zeitungen schimpften deshalb auf 'h». Denkende Männer schloffen aus des Generals Ver- halten, daß er über einen Anschlag brütete. Und das ..Komitee der Oeffentlichen Sicherheit  " war bereits zu weit gegangen, als daß es sich jetzt hätte zurückziehen können; viele Mitglieder des Komitees glaubten wirklich, die Regierung werde weiter so unschlüssig bleiben. Das Komitee setzte also seine Arbeit, Lebensmittel für die Masse zu beschaffen, ruhig fort; im Ganzen war das freilich nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Und um Wiedervergeltung für den Belagerungszustand zu üben, bewaffnete das Komitee in dem Viertel, in dem es am stärksten war, so viele Männer wie möglich, ohne jedoch die Masse als solche zu vrganisiren oder in den Waffen einzuüben; das Komitee nahm wahrscheinlich an, daß Man die Leute in solcher Eile nicht zu geschulten Soldaten »lachen könne. Der General, seine Soldaten und die Polizei, mischten sich in all diese Dinge nicht hinein und am Ende jener Woche sah es in London   ruhiger hus, obschon an vielen Plätzen in der Provinz Aufruhr üattgefunden, der von den Behörden ohne große Mühe unterdrückt wurde. Die bedenklichsten Riots waren die ju Glasgow   und Bristol  . Nun kam jener Sonntag, auf den die Trafalgar Square  -Versammlung anberaumt war. Große Schaaren Marschirten in langen Prozessionen an; die meisten Mit- gkieder des Komitees befanden sich auch darunter, um- geben von einer Anzahl Bewaffneter. Die Straßen »ahmen sich friedlich aus, obschon viele Zuschauer der Prozession sich eingefunden hatten. Auf dem Trafalgar Square   war keine Polizei zu sehen; das Volk nahm Häher ungestört Besitz vom Platze und die Versammlung ward eröffnet. Die Bewaffneten stellten sich um die Hauptplatform auf, einige Andere zerstreuten sich in der Menge, deren größter Theil unbewaffnet war.
Die Meisten glaubten, die Versammlung würde friedlich von Statten gehen; doch das Komitee hatte von verschievenen Seiten erfahren, daß etwas gegen die Vev sammlung unternommen werden würde; diese Gerüchte waren indeß sehr unbestimmt und man hatte keine Ahnung wovon man eigentlich bedroht sein mochte. Bald fand es sich. Denn ehe die Straßen um den Square sich füllten strömte eine Schaar Soldaten in denselben aus der nordwestlichen Ecke und postirte sich vor den Häusern der Westseite. Beim Anblick der Rothröcke murrte das Volk. Die bewaffnete Mannschaft des Komitees stand unschlüssig da, wußte nicht, was sie thun sollte. Denn in der That hatte der neue Zustrom die Menge so an einander gedrängt, daß man sich kaum mehr hindurch arbeiten konnte. Die Versammlung war sich kaum der Anwesenheit der Soldaten bewußt geworden, als eine zweite Militär-Kolonne an- und einrückte, aus den Straßen die in die große südliche Road zum Dung Market führen wie vom Themse  -Ufer entlang; diese Colonne drängte die Versammelten immer dichter zusammen und postirte sich auf der Südseite des Square. Jetzt war es klar, daß die Versammlung sich in einer Falle befand und Jeder harrte des Momentes, da etwas lleberraschendes geschehen müßte. Die dichtgedrängte Menschen-Masse konnte sich nicht bewegen, ausgenommen unter dem Einfluß eines Schreckens der nur zu bald eintreten sollte. Einige der Bewaffneten arbeiteten sich mühselig zur Front oder kletterten auf den Sockel des Monuments um der Mauer des verborgenen Feuers die Stirn zu bieten; den Meisten und unter ihnen waren viele Frauen schien es, als ob das Ende der Welt heran genaht sei; das Heute kam ihnen seltsam verschieden vom Gestern vor. Kaum hatte das Militär sich in Reih und Glied aufgestellt, so ritt ein parademäßig geschniegelter Offtzier von der Südseite heran und verlas Etwas, was nur Wenige hören konnten, von einem Blatt Papier  ; es war ein Befehl an die Versammelten, auseinanderzugehen widrigenfalls er das Recht habe und seine Pflicht ausführen werde auf die Menge schießen zu lassen. Die Menge faßte dies als eine Art Herausforderung aus und ein drohender Lärm erhob sich aus ihren Reihen; dann ward es ein wenig still, bis der Offizier zu seiner Mannschaft zurückritt. Ich sah" berichtet ein Augenzeugeda ich mich ziemlich am Ende der Menge befand, wie aus den Reihen des Militärs drei kleine Maschinen, die ich als mechanische Kanonen kannte, hinausrollten.Werft Euch zu Boden", schrie ich,sie feuern auf uns." Aber Nie mand konnte sich zu Boden werfen; die Menschen-Masse war zu dicht gedrängt. Ich hörte, wie mit scharfer Stimme eine Ordre gegeben wurde, und dachte:Wo wirst Du im nächsten Augenblicke sein?" und da.. Es war, als ob die Erde sich geöffnet und die Hölle sich in unserer Mitte erschlossen hätte. Die Szene, die nun folgte, zu beschreiben, wäre vergebliche Mühe. In der dichten Menschenmenge wurden tiefe Gassen gemäht; Todte und Sterbende deckten den Boden; Schreie und Wehklagen erfüllten die Luft, bis man glaubte, nur Mord und Tod existirten noch in der Welt. Unsere Unverletzten erhoben ein wildes Kriegsgeschrei und feuerten auf das Militär; aber nur 1 oder 2 Mann sielen, und ich sah, wie die Offiziere auf- und abschritten und Ordre gaben, abermals zu feuern. Doch die Soldaten empfingen die Ordre mit Murren und setzten die Gewehre ab. Nur ein Sergeant lief an eine Maschinen-Kanone und ver suchte, sie in Bewegung zu setzen; aber ein schlanker junger Mann, ebenfalls Unteroffizier, verließ rasch Reihe und Glied, und zog ihn am Kragen zurück; und die Soldaten standen bewegungslos da, während die von Panik ergriffene Menge, fast lauter Unbewaffnete, aus dem Square hinausdrängten. Ich erfuhr nachher, daß das Militär ans der Westseite gleichzeitig mit dem auf der Südseite geschossen hatte. Wie ich aus dem Square herauskam, weiß ich selber kaum; den Boden unter mir nicht fühlend, voller Wuth, Entsetzen und Verzweiflung." Soldaten waren nur 6 getödtet und ein Dutzend venvundet. Wieviele aus der Versammlung innerhalb jener einen Minute erschaffen waren, ließ sich nie genan feststellen; aber es waren gegen 1 2000 Personen.
Die Zunahme der Kädtischen Denälkerung. In raschem Fortschreiten vollzieht sich eine durch- greifende Veränderung in der Gesammtheit der materiellen, wie ökonomischen Verhältnisse. Mit Siebenmeilenstiefeln bewegt sich insbesondere die Entwickelung der Bevölkcrungs- Verhältnisse vorwärts in der Richtung relativ-übermiegender Zunahme der Einwohnerschaft von städtischen Ortschaften. In dieser Hinsicht entnimmt dieNew. Aorker Volksztg" einem soeben erschienenen Zensus-Bulletin nachstehend eine Reihe von besonders interessanten Thatsachen. Voraus- zuschicken ist die Bemerkung, daß das Zensusamt als städtische" Bevölkerung diejenige solcher Ortschaften be- trachtet, welche 8000 oder mehr Einwohner zählen. In biesem Sinne verstanden, ist die Kopfzahl des fraglichen Bevölkerungs- Elements im vorjährigen Zensus auf 13 235 670 beziffert worden, und dies ist gleich 29,12 pCt. Zer Gesammtbevölkerung. Ein deutliches Bild von der progressiv-- wachsenden Zunahme dieses Theils vom Ganzen der Landeseinwohnerschaft bietet dem Leser die folgende Tabelle:
Zensus- Jahr 1790 1800 1810 1820 1830 1840 1850 1860 1870 1880 1890
Gesammr- Bevölkerung 3,929,214 5,308,483 7,239,881 9,633,822 12,866,020 17,069,453 23,191,876 31,443,321 38,558,371 50,155,783 62,622,250
Städtische Bevölkerung Kopfzahl Prozent
131,472 210,873 356,920 475,135 864,509 1,453,994 2,897,586 5,072,256 8,071,875 11,318,547 18,235,670
3,35 3,97 4,93 4,93 6,72 8,52 12,49 16,13 20,93 22,57 29,12
Wie hier ersichtlich, ist in den hundert Jahren der Antheil der städtischen von der Gesammt-Bevölkerung, ausgenommen blos den Zeitraum 1810 beständig gewachsen, von 3,35 Prozent also etwa ein Dreißigstel im Jahre 1790 bis aus 29,12 Prozent oder nahezu ein Drittel im Jahre 1890. Bis zum Jahre 1840 beschränkt sich die Rate der Steigerung dieses Wachsthums noch auf ungefähr 2 Prozent als Maximum; in der Periode 1850 1860 beträgt dieselbe 3,64 Prozent, steigt in 1860 1870 auf 4,80 Prozent, sinkt zurück in dem Krisis-Dezenium 1870 1880 auf 1,64 und erhebt sich dann in so bedeutendem Sprunge ans nicht weniger als 6,55 mehr als öVa Prozent im letzten Jahrzehnt, 1880 1890. Die Tendenz der Bevölkerungsbewegung zur Anhäufung in Städten, insbesondere in den größeren Städten zeigt also a.igenblicklich in den letzten dreißig Jahren eine starke Beschleunigung ihrer Wirksamkeit, eine Erscheinung, die in den letzten zehn Jahren sich zum Range einer der wichtigsten Thatsachen der sozialen Be- wegung des Landes aufgeschwungen hat. Warum dieses intensive, alle bisherigen Erfahrungen so weit übertreffende Zusammendrängen der Bevölkerung weg vom flachen Lande nach den Städten, weg vom Ackerbau und vom Farmbetrieb überhaupt zu den Zentren der, im engeren Sinneindustriellen" Erwerbsthätigkeit? Aus kapitalistischer Seite sucht man sich mit allerhand nebensächlichen, wenn nicht ganz hinfälligen Meinungen und Vorspiegelungen um die vorstehende Frage herum- zudrücken. Zunehmende Vorliebe der Leute für die Zer- streuungen und Sensationen, für das gesellschaftliche Ver- kehrsleben der Städte und dgl. wird da als zu Grunde liegende Ursache vorgeschoben. So sagte z. B. der geist- reiche Bismarck, daß die Leute deßhasb in die Stadt ziehen, weil sie hier Sonntags Nachmittags ihr Bier bei Freikonzert trinken können. Was im Großen und Ganzen fiir die Entschließungen der Volksmassen in Bezug auf Wahl der Niederlassung und der Er- werbsrichtung bestimmend ist, das ist nichts anderes als die in ihren Augen vorschwebende Erfolgs- aussicht im Ringen um's Brod und wo möglich, Butter auf's Brod. Dieser materielleBeweggrund wird ohneZweifel durch die oben erwähnten Jnklinations-Motive unterstützt, bleibt aber natürlich stets das entscheidende Moment. Unddaliegt der Hund begraben. Die Erfolgsaussichten der Erwerbsthätigkeit aus dem Gebiete der Farmerei sind nicht blos für den Habenichts, sondern auch für den Besitzer eines kleinen Vermögens auf den Nullpunkt herabgesunken. Zuerst, schon seit Ende der Siebenziger Jahre, deßhalb, weil von wirklich anbaufähigem, ohne kostspielige Be- wässerungswerke fruchttragendem Boden nichts mehr gratis" zu haben ist, und übrigens, letztinstanzlich(inner- halb des kapitalistischen   Ausbeutungssystem) deßhalb, weil durch das Ueberangebot, der Landwirthschaftsprodukte auf dem Weltmarkte die Frucht der Thätigkeit des Farmers auf ein Werth-Niveau reduzirt wird, welches nur Eigen- thümern der großkapitalistischen Farmbetriebe noch Ge- winn bringt, während die Mittel- und Kleinfarmer mit wachsendem Verlust arbeiten und immer tiefer unter der Hypothekenlast zu Boden gedrückt werden. Das ist der ausschlaggebende Grund der großen Bevölkerungs-Bewe- gung vom flachen Land zur Stadt.. Die Stadt aber, das ist der von den Machthaber!! ler Unterdrücker- und Ausbeuterwelt gefürchtete und ge- haßte Heerd der befreienden Erkenntniß und Aktion. Die pezialbewegung des sozialen Umwandlungsprozesses muß dem Kampfe des revolutionären Proletariats in diesem Lande früher oder später machtvoll fördernd zu Statten vmmen.
Don den segensreichen Wirkungen des Kapitalismus  . Auf je 10 000 Geburten kamen in Oesterreich Todt- aeburten: Im Jahre 1876... 242 1877... 246 1878... 251 1879... 256 1880... 258 1881... 262 1882... 266 1883... 270 1884... 270 1885... 277 Im Jahre 1876 kam jedes 41. Kind todt zur Welt, zehn Jahre später schon jedes 3i». Während in den Provinzen auf je 10 000 Geburten in Tirol 123, in Kratn 171, in Mähren   211, in Schlesien   263 (also in den industriereichcn Gegenden viel mehr) Todtgeburten entfallen, ist das Berhältniß in den Großstädten, wo Industrie und Gewerbe die Hauptrolle spielen, ein bei weitem ungünstigeres. In Wien   kommen auf 10 000 Geburten 507 Todtgeburten, in Linz   535, in Salzburg   537, in Graz 554, in Brünn   465, in Reichcnberg 513. Bei den in den öffentliche» und privaten Irrenanstalten Hiederöslerretchs behandelten Geisteskranken wurden erhoben, als: