Berliner
Volks- Tribüne.
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Sozial- Politisches Wochenblatt.
Die Berliner Dolks Tribüne" erscheint jeden Sonnabend früh. Abonnementspreis für Berlin monatlich 50 Pf. pränumerando( frei in's Haus). Einzelne Nummer 15 Pf.
Redaktion und Expedition: SO.( 26), Elifabeth- Ufer 55. Ausgabe für Spediteure:
Durch jede Poft- Anstalt Deutschlands zu beziehen.( Preis viertelj. 1 mr. 50 Pf.) ,, Bolksblatt", Beuthstr. 3.
No. 33.
Internationaler Arbeiter- Kongre von 1891. Politische Notizen. Soziales aus Frankreich . Der Programmentwurf, die Unternehmerkartelle und die zunehmende Verengerung des Marktes.- Verschiedenes. Gedicht. Novelle. Beiträge zur deutschen Kulturund Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts. VII.- Die Intelligenz in der Sozialdemokratie. Die öfterreichische Gewerbe- Inspektion. Erklärung.
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Internationaler Arbeiter- Kongres
von 1891
( 16. bis 23. August).
An die Arbeiter- Organisationen aller Länder! Indem wir Ihnen das Mandat-Formular für Ihren oder Ihre Delegirten übermitteln, geben wir Ihnen gleichzeitig die letzten auf den Kongreß bezüglichen Nachrichten und Informationen.
Inserate werden die 4 spaltige Petitzeile oder deren Raum mit 20 Pf. berechnet Dereins- Anzeigen: 15 Pf.- Arbeitsmarkt: 10 Pf. Inseraten- Annahme in der Expedition: Elisabeth- Ufer 55. Die ,, Berl. Volks- Tribüne" ist unter Nr. 893 der Zeitungs- Preisliste eingetragen.
Sonnabend, den 15. August 1891.
Adressen und Preise der Hotels( Wohnung und Aufenthalt inbegriffen).
Zu 2 Franks.
Café Hubert, Rue des Eperonniers( französisch, englisch, deutsch ). Au Progrès, Rue de l'Amigo, Hotel- de- Bille( französisch, englisch, deutsch ). Hotel Doserait, Rue du Poinçon, 9( französisch, englisch, deutsch ). Bon 2,25 bis 2,75 Frants.
Hotel des Acacias, Rue Fonsny, Gare du Midi( französisch, englisch, deutsch ).
Hotel de la Porte Verte, Rue de la Violette, Grand Place ( französisch).
Cour de Paris, Rue de la Montagne, 25 et 27( französisch, englisch, deutsch )
Hotel du Duc de Savoie, Rue des Eperonniers( fran
zösisch).
A la Main Bleue, Vieille- Halle- aux- Blés( französisch, englisch, deutsch ). Von 3 bis 4,25 Franks.
Znnächst einige Worte über das Datum. Mehrere fran- Hotel de l'Espérance, Place de la Constitution, Gare du zösische und englische Genossen haben uns geschrieben, daß sie midi( franzöftsch). infolge früherer Verpflichtungen oder anderer Abhaltungen Hotel de Bordeaux, Rue du Midi( französisch, englisch, wohl kaum schon am 16. August in Brüssel sein und also den deutsch ). ersten Verhandlungen des Kongresses schwerlich werden beiwohnen können.
Da eine große Anzahl von Delegirten spätestens den 23. August wieder abreisen muß, so war es unsere Pflicht, dafür Sorge zu tragen, daß Jedem die Theilnahme an allen Debatten ermöglicht werde.
Wir haben einen Monat vor dem Kongreß als Tag der Eröffnung den 16. August, den dritten Sonntag des Monats, festgesetzt. Dieser Tag war von Anfang an von verschiedenen Arbeiterorganisationen gefordert worden. Es war dies das fichere Mittel, Allen gerecht zu werden, und die Arbeiten des Kongresses binnen einer nicht allzulangen Zeit zum Abschluß zu bringen.
Der Empfang der Delegirten, die innere Organisation des Kongresses und die vorläufigen Arbeiten nehmen jedenfalls einige der ersten Versammlungen in Anspruch. Eine geraume Zeit ist erforderlich für die Gruppirung der Berichte der verschiedenen Nationalitäten, für die Zusammensetzung der Sektionen, für die Bildung der Bureaus u. s. w. Auf früheren Kongressen hatten diese nothwendigen Arbeiten sogar zu viel Zeit in Anspruch genommen ein Uebelstand, den wir diesmal mit Hilfe der Delegirten zu vermeiden hoffen.
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Der Sonntag, während dessen die Delegirten zu verschiedenen Stunden eintreffen werden, wird dem Empfang der Dele girten in unserem Zentrallokal, der Maison du Peuple dem Haus des Volks, und der Prüfung der Mandate gewidmet sein.
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Hotel du Grand Monarque, Rue des Fripiers( französisch, englisch, deutsch ).
Hotel du Grand Miroir, Rue de la Montagne( französisch, englisch, deutsch ). englisch, deutsch).
deutsch).
Hotel de Vienne, Rue de la Fourche( französisch, englisch, Central- Hotel, en face de la Bourse du Commerce, Place de la Bourse.
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Bon 8 9 Frants
für Wohnung, erstes Frühstück und Mittagessen. Grand Hotel, Boulevard- Anspach.
Hotel de la Boste, Rue Fossé- aur- Loups( englisch ). Hotel de l'Univers, Rue Neuve( französisch, englisch, deutsch ). Hotel de l'Empereur, Rue Neuve( französisch, englisch, deutsch ).
Hotel Cullifford, Rue de Bodenbroeck.
Die Deutschen sind gebeten, sich an Genossen Funck vom Wohnungsausschuß Rue Bons- Secours zu wenden.
Mandat- Formular:
Internationaler sozialdemokratischer ArbeiterKongreß, Brüssel ( 16. bis 23. August 1891). Vertretungs- Ermächtigung.
Die(').
in( 2)
Der Montag wird nothwendiger Weise zum größten Theil bevollmächtigt den Bürger.... den Präliminar- Arbeiten gewidmet sein, von denen wir sprachen. fie auf dem Internationalen sozialistischen Arbeiter- Kongreß, Und erst am Dienstag 18. August werden die Diskussionen welcher vom 16. bis 23. August 1891 in Brüssel abgehalten und Abstimmungen beginnen. Um tadelnder Kritik, Mißverständ- werden wird, zu vertreten. nissen und Beschwerden vorzubeugen, werden wir den Kongreß Der Sekretär. bitten, vor Dienstag Mittag keine Abstimmung über irgend einen der auf der Tagesordnung stehenden Punkte stattfinden zu lassen.
Name des Vereins oder der Föderation. Stadt und Land.
Um anerkannt zu werden, müssen die Delegirten, den BeDie Organisationen, welche an dem Kongreß Theil nehmen, schlüssen des Pariser Kongresses von 1889 entsprechend, die Verfind gebeten, uns so bald als möglich die diesem Zirkular beitreter einer Gruppe sein, welche seit wenigstens sechs Monaten mit Angabe der Zahl und des besteht. liegende Mandatformel
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Namens ihres oder ihrer Delegirten zurückzusenden, damit die Jede Nationalität äußert sich über die Delegation. MitPrüfung der Mandate erleichtert wird und wir in Stand gesetzt theilung davon empfängt der Kongreß behufs Anerkennung. werden, die Delegirtenkarten vorzubereiten.
Politische Notizen.
V. Jahrgang.
denn im Kriegsfalle diese Soldaten eigentlich gefüttert werden sollen. Mit Leuten, die nichts im Magen haben, lassen sich keine Schlachten schlagen.
Diese Thatsache, daß wir unsere Soldaten im Falle eines Krieges nicht ernähren können, ist unseren Feinden nicht unbekannt. Die" Post" berichtet über einen Artikel in einer russischen Monatsschrift, welcher das Thema behandelt, folgendes:
,, Der Verfasser macht darauf aufmerksam, daß die großen Millionenheere, welche der nächste Völkerkrieg aus der Erde stampfen wird, nicht blos ganz außerordentliche Anforderungen an die Militärverwaltung für die Ernährung stellen werden, von denen man sich bisher noch keine Vorstellung machte, sondern auch durch die große Inanspruchnahme der tüchtigsten Arbeitskräfte einen Arbeitermangel für den Getreidebau hervorbringen müssen. Der Verfasser stellt ganz genaue Berechnun gen an über die Stärke der Rußland entgegentretenden deutschen Armee und deren Nahrungsbedürfniß. Die in den Ostprovinzen aufgespeicherten Nahrungsschätze würden nur ausreichen, das deutsche Heer für 25 Menschen- und 23 Pferdetage zu ernähren.
Der Verfasser erörtert auch die Verhältnisse Desterreichs. Dieses besitze jedenfalls einen Vorzug in der Beziehung, daß seine Ernte einen ansehnlichen Ueberschuß über den Eigenbedarf aufweist, während Deutschland trog ungleich entwickelterer Verkehrs- Bedingungen von fremden Märkten in seiner Brotversorgung abhängig ist. Die Zufuhren aus Rußland werden natürlich ausbleiben; die Versuche, durch Zwischenhändler noch vor Eröffnung der Feindseligkeiten größere Massen russischen Getreides in die deutschen Magazine zu schaffen, dürften sich leicht bereiteln lassen; auf Desterreich ist gar nicht zu rechnen, da es den Brand in seinem eigenen Lande zu löschen haben wird; was die anderen europäischen Staaten an Hafer und Roggen an Deutschland zu liefern im Stande sind, ist im Vergleich zu den Ziffern des Bedarfs lächerlich gering; Amerika wird allerdings zur vortheilhaften Ausbeutung der Konjunkturen riesige Anstrengungen machen, aber darüber werden Wochen und Wochen hingehen, ganz abgesehen davon, daß es geradezu absurd ist, bei der Kriegführung an der Weichsel und am Niemen die Nährquelle für Fourage jenseits des Ozeans zu suchen. Wenn erst die neue Ernte unter Dach und Fach gebracht ist und die Getreidetransporte aus Amerika glatt herüberkommen, dann wird vielleicht auch die Verpflegungsfrage der Truppen sich einigermaßen zurechtrücken lassen, bis aber das Alles geschehen, werden Wochen hingehen, Wochen voll aufreibender Entbehrungen. Und noch übler werden die Heere daran sein, wenn sie erst auf russischen Boden übergetreten und weiter ins feindliche Land vorgerückt sind."
Die Absicht des Verfassers ist, darzuthun, daß die deutsche Intendantur nicht im Stande sein wird, die vorrückenden deutschen Truppen, auf dem sich allmählich erweiternden Kriegstheater in Rußland ausreichend zu verpflegen, wenigstens nicht vor Einbringung der neuen Ernte. Die auf dem russischen Kriegstheater vorhandenen Vorräthe werde die russische Armee nach sich ziehen. ,, Die disponiblen Vorräthe werden in kleinen Posten über einen Flächenraum von etwa 450 000 Quadratwerst vertheilt sein; die Wege sind schlecht und werden später geradezu ungangbar sein; das Getreide wird in Korn bestehen, zu dessen Verarbeitung es an Mahlmühlen fehlen wird; jeder Tschetwerth endlich wird gewaltsam der feindseligen Bevölkerung entrissen werden müssen. Möge Deutschland nicht darauf rechnen, daß seine Requisitionen und Raufangebote denselben Erfolg zwischen der Weichsel und dem Dnjepr haben werden, wie einst im Feldzuge gegen Frankreich !"
Der deutsche Generalstab werde versuchen, durch Schnelligkeit in der Bewegung Erfolge zu erzielen, dabei aber finden, daß die kriegerischen Aktionen auf russischem Gebiet unter den Rücksichten auf die Verpflegung der Truppen leiden würden. , Die verbündeten Heere werden in einem furchtbaren, unablässigen Kampfe mit dem Hunger liegen, und die Ueberwältigung dieses schrecklichen Feindes wird nur bei Anspannung aller Kräfte, vielleicht gar unter Verzicht auf wesentliche militärische Zwecke erreicht werden können."
Die Mittheilungen, betreffend die internationalen Konferenzen der Metallarbeiter, der Holzarbeiter und der Tertilarbeiter sind, was die zwei ersten Arbeiterzweige betrifft, an die meisten interessirten Organisationen und VerAuf den Zusammenhang zwischen Getreidemangel einigungen der verschiedenen Länder geschickt worden. Was die und Kriegsgefahr ist in diesem Blatte schon öfters Konferenz der Textilarbeiter anbelangt, so wird sie von Schweizern, Deutschen und Belgiern verlangt, und hat zum hingewiesen. Wie sich die Sozialdemokratie zum nächsten Zweck die Anbahnung einer Verständigung zwischen Web- und Krieg stellt, ist eine Frage, die nicht leicht zu beantworten Spinnarbeitern der verschiedenen Länder. Die Konferenz der ist. Wir sind natürlich prinzipielle Gegner des Krieges, Metall- und der Holzarbeiter haben zum Zweck, die ver in dem wir nicht nur ein überhaupt kulturfeindliches und schiedenen Verbände in Berührung mit einander zu bringen und fortschritthemmendes Moment sehen, sondern auch speziell Eine Kritik zu diesen Ausführungen ist für uns eine internationale Verständigung zu erzielen. Vom 16. August Vormittags wird das Organisations- ein Mittel, das Proletariat niederzuhalten. Allein in unnöthig. Wir haben schon früher genau dasselbe gesagt, komitee für die Kongreßmitglieder eine Liste der Restaura- dem besonderen Fall des nächsten Krieges kommen doch und nach unserer Auffassung steht die Sache eher noch tionen bereit haben, in welchen man zu verschiedenen Preisen noch andere Punkte dazu. Der Feind, welcher einer Entschlimmer, wie der Verfasser schildert. die Mahlzeiten einnehmen kann. Schuld daran, daß Deutschland nicht genug Getreide Diejenigen Delegirten, welche uns gebeten haben, ihnen für wicklung der Dinge in unserem Sinn am gefährlichsten Wohnung zu sorgen, werden bei ihrer Ankunft in unserem wird, ist Rußland , und bevor Rußland nicht vernichtet produzirt, um eventuell seine Heere zu ernähren, ist die Zentralllokal der Maison du Peuple, Place de Bavière, die ge- ist, kann an einen Sieg unserer Ideen nicht gedacht durch Schnaps- und Zuckerprämien genährte Profitwuth wünschte Auskunft erhalten. werden. Deshalb halten wir es noch für die Aufgabe unserer patriotischen Junker, welche statt Roggen Kartoffel Wir fügen, im Interesse der Delegirten, eine Liste der der jetzt herrschenden Gewalten, vorerst Rußland nieder- und Rüben bauen. Unterliegen wir im nächsten Krieg, Hotels bei, an welche sie sich wenden können, mit Angabe des Preises für Wohnung und Frühstück, und der Sprachen, zuschlagen- ob das nun in einem„ frivolen" Angriffs- so ist es die Schuld dieser Leute. Aber gemach! Nur welche dort gesprochen werden. frieg oder in einem sittlichen" Vertheidigungskrieg ge noch ein paar Jahre, und ein Sieg des Russenthums Die russische schieht, soll uns egal sein, wenn er nur ein erfolgreicher wird ihnen vielleicht ganz angenehm sein. Strieg ist. Diese Aufgabe kann aber nicht erfüllt werden Knute, geschwungen von der Hand des Ruſſen, das er bei der sonderbaren Blindheit, welche zwar immer mehr ja am besten versteht, wäre das beste Mittel, die soziale Soldaten aufrücken läßt, aber nicht daran denkt, womit Frage" zu lösen.
Mit brüderlichem Gruß an die Genossen
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Für den Generalrath der belgischen Arbeiterpartei, welcher mit Für den Generalrath der belgischen Arbeiterpartei, welcher mit
der Organisation des Kongresses ward: Der Sekretär