Bei Thorn hat es gestern Abend schon 6 Meter überstiegen nd von Culm   meldet ein Telegramm von gestern, 11 Uhr Bormittags: ,, Wasserstand bis 5,65 Meter, wächst noch." Auch uf der unteren Weichsel   steigt das Wasser jezt bedeutend. In Dirschau   ist bereits die Weichfel von 1,71 auf 3 Meter, an der Mortanerspiße auf 2,80, in Piedel auf 2,84, am Kl. Siel und an der Kittelsfähre um 1% Meter über ihren gewöhnlichen Stand gestiegen. Inzwischen ist bei Thorn zwischen Amthal und Bösendorf ein Dammbruch erfolgt, die Niederung ist weit überschwemmt, der Schaden unübersehbar. Der Weichselstand finkt jetzt, er ist 6,6 Meter."

Blafate revolutionären Inhalts wurden in Fulnek  in Böhmen   von der Gensdarmerie an der Bezirksgerichts­thüre, an der Kirche und an Telegraphenstangen angeklebt ge­funden. Als Urheber werden radikale Arbeiter vermuthet.

Der neue Ministerpräsident von Norwegen  , Joh. Swerdrup, der unermüdliche Vorfämpfer für die Rechte des Volfes, ist geboren den 30. Juli 1816 in Jarlsberg, mo fein Vater, Oberlehrer" Jakob Swerdrup, Verwalter war. Der zeitig in die Politik gezogene Knabe besuchte die Kathedral­schule in Chriftiania bis 1833 und dann die Universität, wo er 1841 chrenvoll das Amtsexamen ablegte. Bald darauf war Swerdrup geschworener Bevollmächtigter bei dem Sorenschreiber ( Kreisrichter) in Telemarken; 1844 ließ er sich als Advokat in Laurwil nieder und verheirathete sich mit einer dänischen Ver­wandten. Die genannte Stadt wählte ihn 1850 in das Stor­thing. Dort führte er die Sache der ärmeren Bevölkerung, unter welcher sich damals eine große Bewegung für Verbesse­rung ihrer Lage zeigte, und arbeitete für Erweiterung des Wahlrechts innerhalb der Gemeinden. Im Jahre 1857 ward er zum Mitgliede der Verwaltung der Hypothekenbank erwählt und zog deshalb nach dem Kreise Wester- Afer bei Chriftiania. Akershuus- Amt sandte ihn 1859 nach dem Storthing, und diesen Kreis hat er seitdem immer vertreten. Auf die Thätig­feit, die er im Storthing den Geschworenengerichten, dem Volksunterricht, der Deffentlichkeit der Verhandlungen im Höchsten Gericht, der Religionsfreiheit, der Entwickelung der Land- und Seevertheidigung, der Erweiterung der Rechte des Storthings widmete, können wir hier nicht weiter eingehen. Während er an fast allen wichtigen Geseßvorschlägen seinen Antheil hatte, war er auch ein reger Eiferer für norwegische Selbstständigkeit, norwegische Dialekteigenthümlichkeiten, für die reine norwegische Flagge" u. f. w. Im Jahre 1862 ward er zum Vorsigenden des Odelsthings und seitdem immer wieder zu dieser Würde gewählt; 1871 übertrug man ihm den Vorsitz im Storthing selbst, und er behauptete diesen bis 1881, mo er geschwächter Gesundheit halber davon zurücktreten mußte. Seit 1882 hat er indeß wieder regelmäßig an den Sigungen Theil genommen und auch wieder, zusammen mit Rektor Steen, das Amt des Vorfigenden bekleidet. Die ganze Macht soll sich in diesem Saale sammeln", hat Swerdrup einmal in einer seiner vielen glänzenden Reden im Storthing gesagt, und er hat das Ziel erreicht. Das souveräne norwegische Volks ist in seinem eigenen Hause Herr geworden. Der Streit war hart und hat lange gedauert.

-

Biele Jahre hindurch ist der Kampf mit einer fast unglaublichen Zähigkeit und Ausdauer geführt. Swerdrup war die Seele in dem Widerstand der Linken gegen die Angriffe der Rechten auf das Grundgesez und wenn Je mand sich um den Sieg besonders verdient gemacht, dann ist es der gegenwärtige norwegische Staatsminister.

Jerome Napoleon   veröffentlicht den Briefwechsel, den er mit seinem Sohne Viftor geführt hat, nunmehr im Figaro" und hat seine Drohung damit ausgeführt. In einem Briefe aus Moncalieri  , 27. Januar 1884, erklärt Prinz Viktor seinem Vater, er werde ihm nie politisch gegenüberstehen; er spricht mit einem Worte seine vollständige Unterwerfung aus. Hierauf antwortet Brinz Jerome, er werde den Brief als einen ver traulichen betrachten. Doch er halte sich, wie er erklärend im Figaro" hinzufügt, durch den jüngsten Ungehorsam seines Sohnes hierzu nicht mehr für verpflichtet. Darauf folgt noch ein Brief, den er an Herrn Jolibois gerichtet hat. In diesem legten Briefe schreibt Prinz Jerome, sein Sohn habe ihm am 19. Mai erklärt, er werde eine eigene Wohnung beziehen und habe in Folge eines Arrangements mit einem Weinhändler aus Epernay   eine gesicherte Wente von 40,000 Francs. Er, Prinz Jerome, müsse darauf erklären, daß er als Vater allein das Recht habe zu beurtheilen, ob eine solche Schenfung ohne Weiteres angenommen werden fönne, und er bedauere die ganze Affaire. Der Bruch zwischen Vater und Sohn ist somit offenkundig geworden.

-

Die Cholera ist nach Marseille   vorgedrungen. Am 28. Juni find Todesfälle an Cholera oder Cholera ähnlicher Diar rhoe verzeichnet worden. Von Seiten der Behörden werden alle erforderlichen Sanitätsmaßregeln angeordnet und energisch überwacht. Die Bureaus der Standesämter sollen Tag und Nacht geöffnet bleiben, damit in verdächtigen Fällen die Beer­digung nicht verzögert zu werden braucht. Auch in Paris  und Versailles sind sporadische Cholerafälle vorgekommen. Im Quartier St. Georges wurde eine Köchin von der Cholera befallen, indessen wieder hergestellt. Dagegen ist in Ver sailles ein 18jähriges Mädchen nach wenigen Stunden an der Cholera gestorben. Ueber die Ausbreitung der Cholera­epidemie in Toulon   herrscht in Paris   große Aufregung, und namentlich ist es wieder die Börse, von der die übertrieben­sten Alarmnachrichten ausgehen, um die Aufregung noch zu vergrößern. Wahrheit ist aber immerhin folgendes: Es haben zehn Todesfälle vollständig charakterisirter asiatischer Cholera stattgefunden, die anderen Fälle sind spora­

Die Tochter des Walfischjägers. Monterey  , das ,, zufünftige Nizza" Kaliforniens  , das bereits ein beliebter Winteraufenthaltsort für den Ost- Amerikaner ge­worden ist, war vor zwanzig Jahren ein kleines schläferiges Städtchen, an dem seltsamer Weise die fieberhafte Aufregung und die ruhelose Thätigkeit, welche charakteristisch geworden find für das moderne Kolchis  , spurlos vorübergingen. Die Kriege, welche die Welt in Spannung hielten, die Revolutio nen, welche Könige entthronten, die Entdeckungen und Erfin­dungen- alles das besaß nicht die Macht, einen einzigen Funken von Interesse oder Aufregung in der selbstzufriedenen, start konservativen spanischen   Bevölkerung wachzurufen. So lange als die Rosen blühten und die Winterregen die Hügel mit einem grünen Graskleide bedeckten, das den weidenden Rinderheerden volle Nahrung bot so lange hielten die, auf ihre langgestreckte Seebucht, ihre rothen und weißen Rosen und die südliche Schönheit ihrer Töchter stolzen Bewohner von Monterey   jeden Mittag ihre lange Siesta und tanzten in der Karnevalszeit zur Musik der Guitarre. Heute noch grasen zu­weilen einige Rühe in den Straßen, vor zwanzig Jahren aber gehörte es zu den berechtigten Eigenthümlichkeiten des Städt chens, daß in seinem Weichbilde Rinder und Ziegen in hellen Haufen spazieren gingen. Nur eins hat die Zeit nicht ändern fönnen: die Liebe zu den Rosen. Noch heute werden sie, wie vor vielen Jahren, mit zärtlicher Sorgfalt gepflegt, noch heute schmücken fie, roth und weiß, die rabenschwarzen Haare der Spanierinnen, wenn sie zur Messe oder zum Tanze gehen.

An einem prächtigen Maimorgen der sechsziger Jahre war's, just da die ersten Sonnenstrahlen über die fichten­gefrönten Hügel im Osten brachen, als ein junges Mädchen an der Bucht von Monterey stand und aufmerksam die zurück­weichende Fluth beobachtete. Als das Morgenlicht die lange Sanddüne überfilberte und sich gliserhd an den naffen Felsen brach, legte es sich schmeichelnd auf ein Gesicht von seltener Schönheit, mit Bügen so rein und flar wie aus Alabaster ge­schnitten.

Das liebliche Kind war die Tochter eines Walfischjägers,

dische. Die Abnahme der Sterbefälle verhindert nicht die Forts Dauer, und ein Wiederanwachsen der Epidemie ist zu be fürchten.

Das Resultat der französischen   Gemeindewahlen vom 4. und 11. Mai ist erst jest genau festgestellt worden. Darnach haben in 23,008 Gemeinden republikanisch gewählt 14,686, fonservativ 7493, im Sinne der äußersten Linfen 155, zweifelhaft 674. Von den Kandidaten der verschiedenen Listen erzielten: die republikanischen 2,834,569, die bonapartistischen 685,422, die, monarchistischen 1,273,963, die Intransigenten

226,862.

Das Todesurtheil ist an zwei spanischen Offizieren, welche an den republikanischen Aufstandsversuchen betheiligt waren, in Gerona   vollstreckt worden.

-

-

Der Mahdi soll einen Angriff auf Chartum unter­nommen haben, der indeß wie ein Beduine, der frühere Lieutenant in der Armee Hicks Pascha's war, berichtet. mit starkem Verlust für die Rebellen zurückgeschlagen wurde. Wann der Angriff erfolgte, ist nicht bekannt; auch fehlen weitere Einzelnheiten darüber. Feindselige Stämme sammeln fich in der Nachbarschaft von Dongola  . Der Nil steigt rasch. Große Schaaren von Kopten und Christen haben sich aus Dongola   auf den Weg nach Ober- Egypten gemacht. Die Furcht, die die egyptische Regierung hegt, besteht darin, daß fie glaubt, die Emissäre des Mahdi würden die Bevölkerung zur Erhebung bewegen, wobei ihnen die Steuerüberöürdung als bester Bundesgenosse zur Seite steht.

Der Prätendent von Birmah, unter dem Namen Fürst Meingson besser bekannt, ist aus der französischen   Ansiedelung von Chandernagore entflohen. Der Fürst war früher auf Geheiß der indischen   Regierung in Benares   internirt, um eine Erhebung in Birmah zu verhindern. Etwa vor zwei Jahren entfloh er aus Benares   und suchte in Chandernagore Zuflucht. Von allen Seiten von britischem Gebiete umschlossen, war er jedoch abermals einem Gefangenen gleich. Dem Fürsten   ist es gelungen, sich über Calcutta an Bord des Messagerie­Dampfers Tibre" einzuschiffen, der ihn wahrscheinlich über Colombo   nach Saigun oder Bangkok   bringen wird, von wo es ihm möglich werden dürfte, Ober- Birmah zu erreichen. Man glaubt, daß es möglich werden wird, fich des Flücht lings in Colombo   zu bemächtigen. Sollte er entlommen, so ist ein Aufstand in Ober- Birmah höchst wahr scheinlich.

11

Die militärischen Erfolge der Franzosen   in Tonkin wurden allgemein bewundert und den verstockten Deutschen   be­reits als Muster einer erfolgreichen Kolonialpolitik vorgehalten. Indeß mit ostasiatischen Mächten, ist kein em'ger Bund zu flechten". Das beweisen die neuesten, von der chinesischen  Halbinsel einlaufenden Berichte. Die Chinesen haben den Frie­den Frankreich   gegenüber gebrochen und die Garnison von Sanoi mit 10,000 Mann angegriffen. Gleichzeitig wurde die 700 Mann starte Abtheilung, die in Lang- Sou Garnison neh­men sollte, in einem Engpaffe von 4000 chinesischen   Truppen überfallen. Zwar wurden die letzteren zum Rückzug gezwun gen, indeß hat der französische   Ministerrath beschlossen, die schärfsten Repreffalien gegen China   in Anwendung zu bringen, falls dieses nicht die schuldige Genugthuung gewährt. Auch wurden die Feindseligkeiten auf der ganzen Linie aufgenommen. Somit bleibt als einziger reeller Erfolg der französischen   Poli­tit die Einschleppung der Cholera.

Amerikanische   Finanzen. Das am 30. Juni geendete Fiscaljahr wird eine Verminderung der Bundesschuld um etwa 100 Millionen Dollars und eine Abnahme der Staatseinkünfte um 40 Millionen aufweisen, gepaart mit einer Handelsbilanz zu Gunsten der Vereinigten Staaten   in Höhe von 60 Millionen.

Parlamentarisches.

=

Der Reichstag   war in dieser Session vom 6. März bis 28. Juni, zusammen 115 Tage, versammelt. Während dieser Beit haben 45 Plenarsizungen, 120 Sigungen der Abtheilungen und 154 Sigungen der verschiedenen Kommissionen stattge­funden. Seitens der Regierung wurden folgende Vorlagen gemacht: 22 Gefeßentwürfe. 1 faiserliche Verordnung, 9 Ver­träge bezw. Uebereinkünfte, 2 allgemeine Rechnungen über den Reichshaushalt für das Etatsjahr 1879 80, bezw. des Etatsjahr 1880/81, 1 Uebersicht der Reichsausgaben und Einnahmen für das Etatsjahr 1882/83. Von diesen Vorlagen haben: 17 Gefegentwürfe, die kaiserliche Ver­ordnung und sämmtliche Verträge die Zustimmung des Reichstages erhalten. Die Rechnung der Ober Rech nungsfammer und der Bericht der Reichsschulden- Kom­mission sind durch Ertheilung der Decharge erledigt worden. Die Dentschriften, Berichte und Uebersichten haben durch Ab­bruck und Vertheilung derselben an die Mitglieder bezw. durch Beschlüsse des Reichstags ihre Erledigung gefunden. 11 n= erledigt bleiben: 5 Gesezentrofe, die beiden allgemeinen Rechnungen für 1879 80 und 1880181; die Uebersicht der Reichs­ausgaben und Einnahmen für 1882183. Von den Mitgliedern des Reichstages wurden eingebracht: 9 Gefeßentwürfe, 12 andere Anträge einschließlich einer Anfrage in Betreff der Forts dauer eines Reichstagsmandats. Von den eingebrachten Ini tiativanträgen haben: 2 die Zustimmung des Reichstages er­halten, 1 ist abgelehnt, über 3 liegen schri, liche bezw. münd liche Berichte der betreffenden Kommissionen vor, 1 Gesezent wurf befindet sich noch in der Kommission, wohin er verwiesen wurde, 2 können wegen Schlusses des Reichstages nicht mehr zur Verhandlung kommen. Von den anderen Anträgen find:

der viele Jahre lang in den Lagunen der südkalifornischen Küste den Bückelwal und grauen Kalifornier" verfolgt hatte. Erwarb er sich bei diesem gefährlichen Geschäft auch feine Reichthümer, so errang er doch genug, um seine und der Seinen geringe Bedürfnisse in befriedigender Weise zu decken. So lange er gesund blieb, wollte er es gar nicht besser haben

ja, so lange er gesund blieb! An einem schönen Junitage nahm er Abschied von seiner Familie, rüstig und fraftstrogend und segelte frohen Muthes an der Küste hinunter nach den Lagunen. Als er nach vielen Wochen wiederkam, da war er ein Krüppel, ein ganz armer, hülfloser Krüppel. Ich sagte es, ja er hatte ein gefährliches Geschäft gewählt, das wohl einen merkwürdigen Reiz ausübt, aber häufig große Nachwehen hinterläßt. In diesem Unglück gab es nur einen Trost und eine Hilfe für ihn Juanilla, sein Töchterchen. Fleißig ar beiten mußte das arme Kind nun, um die Noth von der Thür fern zu halten und als sie überlegte und sann, wie sie in dem fleinen, schläfrigen Monterey   das meiste Geld verdienen fönne, verfiel fie darauf, Moossammlerin zu werden. Moossammlerin? Ich will diesen Beruf mit wenigen Worten erklären. An den Rüstenfelsen Kaliforniens  , vorzugsweise aber an der Bucht von Monterey  , wächst Moos von brillanten Farben: braun, purpurroth, goldgelb, filbergrau und grün. Unten schäumt die Meerfluth und wirft Seetang an's Land von einem Farbenspiel, wie es fein Maler wiedergeben kann. Wenn das Salzwasser weit von dem Küstensaum zurücktritt und ein Stück des sandigen Seebodens bloslegt, dann glänzen auf ihm gescheckte Muscheln. Das sind auch Reichthümer des Dzeans ich meine das Moos, den Seetang und die Muscheln. Sab' ich manchmal gesammelt, aber Gott sei Dank nicht aus Zwang und Noth, sondern aus Freude am Schönen. Andere aber giebt's und gab's, die einen Erwerb aus dem Sammeln machen man nennt sie schlichtweg Moossammler, obgleich man nennt sie schlichtweg Moossammler, obgleich das nur einen unvollständigen Begriff von der Thätigkeit dieser Menschen giebt. Mit dem Sammeln ist's nämlich nicht allein gethan, die Funde müssen funstgerecht getrocknet und aufbewahrt werden. Man denke nur an ein Herbarium! Ja, es ist ein künstlicher Beruf, von dem ich spreche, denn wenn

-

A

1 zurückgezogen, 3 durch Beschlüße des Reichstages erledigt bezw. durch Niederlegung des Mandais hinfällig geworden, 8 unerledigt geblieben. Die Zahl der eingegangenen Petitionen beträgt 2800, darunter 533, welche sich auf die Unfall Versicherung der Arbeiter beziehen, 549, betr. den Gefeßentwurf über den Feingehalt der Gold­und Silberwaaren, 857, betr. Abänderung resp. Ergänzung des § 100 e der Gewerbeordnung, 126, betr. Erhöhung der Ein­gangszölle auf Getreide 46, betr. Erhöhung der Eingangs­zölle auf Taback, 36, betr. die Besteuerung des Buckers, 23, welche fich auf Abänderung des Militairpensionsgefeges und des Reichsbeamtengesezes beziehen, 64, betr. nachträgliche Gewährung von Invalidenpensionen bezw. Unterstüßungen, 22, betr. die Aufhebung des Impfzwanges, 34, betr. die Ein­führung von Gewerbe-, bezw. Handwerkerkammern, 44, wegen Erweiterung der Kompetenz der Amtsgerichte, 27, betr. die Verwendung von Geldmitteln zur Einrichtung und Unterhal tung von Post- Dampfschiffsverbindungen mit überseeischen Län­dern, 14, betr. die Kommanditgesellschaften auf Aktien und Aktiengesellschaften, 17, betr. Abänderung des Gesezes über die Krankenversicherung der Arbeiter. Von den Petitionen find: 56 dem Reichskanzler überwiesen, 1 durch Uebergang zur Ta gesordnung erledigt, 1962 durch die bezüglichen Reichstags­beschlüsse für erledigt erklärt, 136 zur Erörterung im Plenum nicht für geeignet erachtet worden, 1 wurde wieder zurückge­zogen, 8 Petitionen, über welche die Kommissionen bereits Be­schluß gefaßt, bezw. Bericht erstattet haben, tönnen im Plenum nicht mehr zur Berathung gelangen, und 636 Petitionen haben wegen zu späten Eingangs bezw. wegen des bevorstehenden Schlusses der Session auch in der Kommission nicht mehr ver­handelt werden können. Die Kommissionen haben 32 schriftliche und 17 mündliche Berichte erstattet. Bei den im Laufe der Session stattgehabten Wahlprüfungen wurden 17 Wahlen für giltig und 4 Wahlen für ungiltig erklärt; 1 Wahl wurde beanstandet. In der Wahlprüfungs- Kom­mission bleiben 10 unerledigt, während 10, worüber bereits Berichte vorliegen, im Plenum wegen Schlusses der Session nicht zur Erledigung gelangen fönnen. 8 Mandate sind ge­genwärtig erledigt.

-

Die Reichstagserfatwahl für Nostoc( an Stelle P aa­sche's) ist auf den 11. August anberaumt. Es ist wohl so gut wie selbstverständlich, daß der Neugewählte keine Gelegenheit mehr haben wird, sein Mandat auszuüben.

Im zweiten Mecklenburger Wahlkreise stellen nach der M. 3." die Freifinnler dem bisherigen nationalliberalen Ber­treter Büsing einen Gegenkandidaten in Person des Rechtsan walts Monich Grevesmühlen   entgegen, derselbe ist von den Nationalliberalen zu den Freifinnlern umgesattelt.

=

Lokales.

N. Direkte Hin- und Retourbillets 2. und 3. Klaffe mit eintägiger Giltigkeit gelangen von heute, den 1. Juli, auf der Station 3oologischer Garten" nach den westlichen Vorort stationen Wannsee"," Neu- Babelsberg  "," Potsdam  ", Wild part" via" Charlottenburg   laut Verfügung des Königlichen Eisen­bahn- Betriebsamtes zur Verausgabung.

27

B. Eine Monstrosität wurde vorgestern in der Zentral Pferde- Schlächterei in der Greifswalder- Straße bei einer getödte ten Fuchsstute gefunden. In der Blase wurde ein Stein be merkt, der eine ovale Form, etwa die Größe eines kleinen Straußeneies hatte und ein halbes Pfund wog. Troß dieses Steines hätte das Thier noch lange leben fönnen, wenn es nicht wegen eines unheilbaren Spattleidens hätte getödtet wer den müssen. Blasensteine sind bei Pferden schon sehr häufig beobachtet worden, nicht aber in dieser Größe und Schwere.

-a. Berhaftet. Von der Kösliner Polizeibehörde gelangte gestern Mittag an die hiesige Kriminalpolizei die Depesche, daß die unverehelichte Muhlfe, wegen schweren Diebstahls verfolgt, von Röslin wahrscheinlich nach Berlin   entflohen sei. Ein sofort nach dem Stettiner Bahnhof abgesandter Kriminialbeamter be merkte aus dem um 3 Uhr 40 Minuten angekommenen Zuge ein junges Mädchen aussteigen, welches dem telegraphisch ge meldeten Signalement der Diebin entsprach und deshalb an gehalten wurde. Obwohl das Mädchen versicherte, Marie Schuls zu heißen, so wurde fie doch nach dem Kriminalfommissariat gebracht, woselbst sie aber dabei blieb, Marie Schulz zu heißen. Bei der Durchsuchung ihrer Sachen wurde in ihrem Porte­monnaie ein fleiner Beitel gefunden, worauf eine Lotterie Nummer verzeichnet war und darunter der Nome: Muhlte sich befand. Dieser gravirende Umstand bewog die Festgenommene zu einem vollen Geständniß. Sie räumte ein, die gesuchte Stlara Muhlfe zu fein und in Röslin Tags zuvor 50 Mart gestohlen zu haben, wovon noch 48 M. 80 Pf. bei ihr gefun­den worden sind. Die M. ist heut zur Haft gebracht worden.

N. Dichte Rauchwolfen über dem Osten Berlins   verkün deten gestern Abend in der 7. Stunde den Adjazenten, daß abermais ein größeres Schadenfeuer ausgebrochen. Die gleich zeitig auf den Feuerwachen eintreffende telegraphische Meloung bezeichnete das Haus Rüdersdorferstr. 13 in Feuersgefahr und fanden denn auch die zuerst auf der Brandstätte eintreffenden Mannschaften den Dachstuhl des genannten Hauses in hellen Flammen stehen, während die Bewohner der obersten vier ten Etage bereits geflüchtet waren. Einer Dampfsprige und drei großen Handdrucksprizen gelang es nach einstündiger un­unterbrochener Arbeit des Feuers Herr zu werden. Ein in den brennenden Dachraum vordringender Feuerwehrmann erlitt das bei so schwere Verlegungen im Geficht, daß er in ein Kranten

die Muschelthiere aus den Gehäusen entfernt und diese so ges trocknet find, daß ihre Farbe feine Einbuße erlitten, wenn Moos und Seetang wie lebend auf dem dicken Löschpapier liegen, dann beginnt erst die schwierige Aufgabe die Auf gabe, die nicht allein funftfertige Sände, sondern mehr noch: fünstlerischen Geschmack erfordert. Mit den Muscheln werden Bilderrahmen, Edbrettchen und allerhand Dinge verziert, die als Schmuckgegenstände dienen sollen. Vielgestaltiger noch ist die Verwendung von Moos und Seetang. Wald- und Gebirgsgruppen in Muschelrahmen gefaßt, Nippsachen, Ber zierungen für Damenkörbchen und Damenhüte und noch einze lange Liste anderer Artikel werden aus diesen beiden Stoffen gefertigt.

Eine Moossammlerin also war Juanilla und was aus ihren geschickten Händen hervorging, mußte fie, wie dama nicht anders möglich war, an die Seeleute und die wenigen Baffagiere der Schiffe verkaufen, welche in den Hafen einliejen Diese kauften die Erzeugnisse der Moossammlerin in der Regel, um fie in der Heimath zu versilbern, sich also einen Nebenerwerb zu verschaffen. Sie bildeten fast ausschließlich die Kundschaft der Moossammlerin, denn ein äußerst seltenes G eigniß in Monterey   war die Ankunft eines Fremden von der Landseite.

Juanilla hatte fich den alten Spruch: Morgenstunde hat Gold im Munde, zur Lebensregel gemacht. Wenn das Dau merlicht die Hügeltämme mit fahlem Lichte umwob und die rothen, weißen und gelben Rosen, welche an den Lehmstein häusern des Städtchens hinaufrankten, erst schüchtern ihre Schönheit zeigten, ging Juanilla an die Bucht, um mit der zurücktretenden Fluth in das Gebiet des Oceans vorzubringe. Fleißig fammelte sie, wenn noch alle schliefen, wenn Nieman außer der gähnenden Schiffswache, das zierliche Mädchen be obachten konnte, deffen Schönheit ganz eigenartig war nicht so träumerisch, wie sie charakteristisch ist für die spanischen  Frauen. Sie besaß mehr von der lebensvollen Grazie und der fräftigen Gewandtheit, die den Töchtern der britischen Fischer eigen zu sein pflegt. Madre de Dios!" rief sie halb laut, als sie von einem schlüpfrigen Granitfelsen auf den