haus geschafft werden mußte. Ueber die Entstehungsursache| war nichts zu ermitteln.

N. Ein unbekannter, anständig gekleideter Herr, an­scheinend einer der noch hier zurückgebliebenen Festtheil nehmer vom V. deutschen   Brauertag, wurde ge­stern früh in der Georgenkirchstraße bewußtlos aufgefunden. Da derselbe fich trot angewandten Belebungsversuche nicht er­holte, so mußte seine Ueberführung mittelst Lück'schen Kranken­wagens in die Charité erfolgen.

B. Drillinge. Ein seltenes Ereigniß trug fich am letzten Sonnabend in der Frauen- Abtheilung der Kgl. Charité zu. Eine in der Boffenerstr. 12 wohnende Tischlerfrau F., die erst in das genannte Krankenhaus aufgenommen worden war, wurde dort an dem oben genannten Tage plöglich von Drillingen, und zwar einem Knaben und zwei Mädchen entbunden. Der Knabe verstarb sofort, während die beiden Mädchen, sowie die Mutter selbst, sich sehr wohl zu befinden scheinen. Es soll sich ein derartiges Vorkommniß seit 15 Jahren nicht in der Charité zugetragen haben.

-a.

Wegen schwerer Urkundenfälschung in 7 Fällen wurde gestern der Kommis Hayn verhaftet. Derselbe war von Januar bis jetzt bei einer hiesigen Firma als Buchhalter be schäftigt und zog anfang Juni cr. ohne Auftrag die Beträge zweier Rechnungen ein, die er vorher mit der gefälschten Quittung des Kassirers und mit dem Firmastempel versehen hatte. Da aber die Fälschungen noch an demselben Tage entdeckt wurden, so wurde H. entlassen, nachdem er die unterschlagenen Beträge erfest hatte. Nunmehr ließ sich H. bei einem Buchdrucker, welcher für die genannte Firma früher Bestellzettel gedruckt hatte, 10 Stück solcher Bettel anfertigen und ließ sich auf die felben in größeren Seidengeschäften, von denen ihm bekannt war, daß sie mit seinen ehemaligen Prinzipalen in Geschäfts­verbindung standen, Waaren verabfolgen, die er bei Pfand­leihern verfette. Als er kürzlich bei der Firma S. u L. in der Markgrafenstraße, von welcher er auf gefälschte Bestellzettel be= reits Waaren entnommen hatte, wieder um eine Bestellung auf Sammet machte, wurde er festgehalten und einem Schußmann übergeben.

-g. Der Führer eines Eiswagens wollte gestern Vor­mittags gegen 11 Uhr in der Kochstraße sein Gefährt umwen­den, bemerkte aber nicht, daß hinter ihm ein Pferdebahnwagen hielt und fuhr mit den Scheerbäumen so heftig gegen den lezt gedachten Wagen, daß er vom Bock stürzte und sich mehrere anscheinend nur leichte Verwundungen im Gesicht zuzog. Die Baffagiere des Pferdeeisenbahnwagens famen mit dem bloßen Schreck davon. Auch fand eine Beschädigung des Wagens nicht statt.

-a. Verfuchter Betrug. Vor einigen Tagen fam ein Mann in das Geschäft des in der Linienstraße 199 wohnhaften Nadlers J. und bestellte für eine hiesige Fabrik von Mineral­waffer- Apparaten die Anfertigung von 30 Stück Sieben. Da J. aber für die genannte Fabrit arbeitet, und er genau wußte, daß dieselbe stets nur gegen Bestellzettel die Anfertigung von Arbeiten veranlaßte, so lehnte er der Auftrag ab und zahlte dem Besteller nicht das von diesem verlangte Trinkgeld. Als der Unbekannte sich entfernte, ging ihm J. nach und ließ ihn in der Linenstraße, an der Ecke der kleinen Rosenthalerstraße festnehmen. Der Festgenommene ist wegen versuchten Betruges zur Haft gebracht worden.

B. Unglücksfälle. Bei den Reparaturarbeiten im Kaiserl. Palais, trug fich gestern Nachmittag ein bedauerlicher Unglüds­fall zu. Ein dort beschäftigter Maurer, hatte auf einem Ge­rüst arbeitend, das Unglück mit dem Brett auf dem er stand durchzubrechen und so auf den Hof herabzustürzen. H. erlitt bei dem Fall derartig schweren Verlegungen, daß er nach An­legung eines Nothverbandes per Droschte in seine Wohnung geschafft werden mußte. Ein zweiter ähnlicher Unfall ereig nete sich bei den Abbruchsarbeiten auf dem Grundstück Zimmer straße 91. Ein in Höhe der zweiten Etage arbeitender Zimmer­mann D. verlor während der Arbeit das Gleichgewicht und stürzte aus der nicht unbeträchtlichen Höhe herab. D. erlitt so schwere Verlegungen, daß er in die Charitee überführt werden mußte.

N. Zwei Wasserleichen sind am Sonntag behufs even­tueller Refogniston in die Morgue eingeliefert worden. Eine derselben, die eines ca. 40 jährigen Mannes, wurde an der Unterbaumbrücke, die andere, diejenige eines ca. 25 jährigen jungen Menschen, am Plan- Ufer aus dem Wasser gezogen.

g. Ein Unglücksfall ereignete sich gestern in einem Coupé der Potsdamer Eisenbahn, den wir zur Warnung für Baffagiere mittheilen. Der Kaufmann B. fette sich auf der Station Wannsee   in ein Coupé des dort haltenden Zuges, welcher nach Berlin   fahren sollte. Damit die offenstehende Coupéthüre nicht zugeworfen werde, hatte B. unvorsichtiger­weise seine Hand zwischen die Thür gesteckt. Plöglich wollte der Schaffner die Thür zuschlagen, es erfolgte ein lauter Schmerzensschrei und erst jest bemerkte der Schaffner, daß B. seine Hand zwischen der Thüre gehabt hatte. B. besaß glück­licherweise soviel Geistesgegenwart, schnell vor dem gänzlichen Schließen der Thür seinen Fuß dazwischen zu schreiben, so daß die Finger nicht völlig abgequetscht wurden. In Berlin   ange­fommen, suchte B. sofort mehrere Aerzte auf, traf aber, wie dies leider an Sonntag Nachmittagen stets zu geschehen pflegt, feinen Arzt an. Schließlich wurde er zur Sanitätswache in der Brüderstraße gewiesen, woselbst ihm ein Verband angelegt wurde.

Das Kleine Journal" scheint seinen vor Kurzem ver storbenen Gründer Strousberg   nicht lange zu überleben. Mit

feuchten Sand der Bucht sprang. Wie diese Fremden alle unsere schönen Muscheln wegtragen. Unsere ganze Bucht wird noch von diesem Volke ruinirt! Wenn das so fortgeht, finde ich bald nicht mehr so viel Material, als zur Herstellung eines einzigen Bilderrahmens nothwendig ist."

Nicht alle schlummerten noch in Monterey  , nicht alle. Da stand ein junger Mann auf dem Felsengürtel, der die Bucht umsäumte, und blickte in gespannter Bewunderung auf die barfüßige Sucherin, die sich allein und unbeobachtet glaubte. Er trug ein graues Gewand, wie es Reisende der besseren Stände zu wählen pflegen. Der Feldstecher an seiner Veite bewies ebenfalls, daß er ein Mann von Bildung und ein Naturfreund war, denn offenbar hatte ihn die kommende Pracht des Sonnenaufgangs herausgelockt. Kein Bewohner Montereys und fein Seemann   im Hafen brach eine Minute von seinem Schlummer ab, um den Sonnenaufgang zu sehen. Wer das that, mußte ein Fremder, mußte ein Mann seir, den gute Er­ziehung zum Naturfreunde herangebildet hatte.

Dem jungen Zuschauer schien die Einsamkeit nicht zu be­hagen, denn er fietterte in der Richtung nach Juanilla zu, die Felsen hinunter und zwar mit einer Fußsicherheit, die den geübten Bergsteiger erkennen ließ. Ein schelmisches Lächeln flog über sein germanisches Gesicht, als er, nicht weit von dem Mädchen angekommen, seinen beharrlichen Kampf mit der neidischen Brandung um einen ausnehrnend schönen Moos­büschel beobachtete. Bravo! rief er, als Barfüßchen von einem erfolgreichen Borstoß in Gischt und Schaum mit ihrer Sieges­beute zurückkehrte.

Juanilla blickte bestürzt auf den Fremden und er röthete leicht. Jener zog den Hut und brachte eine Entschul­digung für seine Gegenwart vor. Darauf wurde ihm die

Antwort:

Ab, Sennor, Sie sind auch an unsere Bucht gekommen, um Muscheln zu sammeln, wie die die anderen Fremden auf den Schiffen? Man muß jezt früh aufstehen, wenn man eine fleine Ernte einheimsen will, denn die Konkurrenz ist so groß. Haben Sie mich in der Hoffnung auf Unterstüßung angeredet, so sollen Sie nicht enttäuscht werden," dabei neigte sie mit dabei neigte sie mit

dem heutigen Tage stellt es sein tägliches Erscheinen ein und soll fortan nur noch wöchentlich einmal erscheinen.

B. Die Marktpolizei hat in den letten Tagen den Obst­forten, namentlich den Erdbeeren und Kirschen, eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Während der feuchten Witterung waren diese Früchte einer schnellen Fäulniß ausgefeßt, wurden aber dennoch von den verschiedenen Händlern zum Verkauf ausgeboten. In Folge dessen sind in der vorigen Woche meh rere hundert Liter Kirschen und Erdbeeren auf den verschiedenen Märkten tonfiszirt und vernichtet worden.

N. Von einem recht empfindlichen Verlust ist am legten Sonnabend ein in der Möckernstraße wohnender Zimmer­legten Sonnabend ein in der Möckernstraße wohnender Zimmers mann B. betroffen worden. Derselbe hatte sich am Nachmittag mit seinem gesammten Handwerkzeug, welches einen Werth von 150 Mart haben soll, nach Friedrichsberg begeben wollen, um dort Arbeit zu suchen. Unterwegs will P. bei einem Restau­rateur, dessen Name und Wohnung er vergessen, eingekehrt sein und dort des Guten so viel gethan haben, daß er sich schließ­lich, ohne an seine Sachen zu denken, in seine Wohnung be geben hat. Zweck dieser Beilen ist, daß sich der betreffende Wirth vielleicht meldet, damit der Beschädigte wieder in den Best seiner Sachen gelangt.

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Polizei- Bericht. Am 27. v. M. nachmittags wurde der achtjährige Sohn des Heizers Holz, im Generalstabsgebäude wohnhaft, beim Ueberschreiten des Fahrdammes an der Hinder­finstraße von einem Möbelwagen überfahren und am Unter­leibe bedeutend verlegt, so daß er nach der Klinik in der Zie­gelstraße gebracht werden mußte. gelstraße gebracht werden mußte. Am 28. v. M. morgens wurde der obdachlose Schornsteinfeger Meinede in einer Remise des Grundstücks Friedenstraße 94, woselbst er nächtigte, todt An aufgefunden und nach dem Obduktionshause gebracht. demselben Tage vormittags wurde der vier Jahr alte Knabe Paul Stremonte, welcher ohne Aufsicht auf dem Straßendamm vor dem Hause Stallschreiberstraße 32 spielend saß, von einer Droschte überfahren und erlitt hierbei mehrere Rippenbrüche. Er wurde nach dem Krankenhause Bethanien gebracht. Bu derselben Zeit wurden im Humboldtshafen, gegenüber dem Lehrter Bahnhofe, die Leiche des Schiffsknechts Lehmann und im Landwehrkanal unterhalb der Freiarche die Leiche eines etwa 40 Jahre alten, anscheinend dem Handwerkerſtande ange­hörenden Mannes gefunden und nach dem Obduktionshause gebracht.

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Am Nachmittage desselben Tages fiel der Maurer Hanne beim Abtragen eines auf dem kleinen Hofe des Prinzessinnen­Palais aufgestellten Stangengerüftes durch eigene Unvorsich tigkeit von demselben ungefähr 4 Meter tief hinab und erlitt hierbei zwei bedeutende Verlegungen am Kopfe. Hanne wurde nach Anlegung eines Nothverbandes nach seiner Wohung, Friedrichsstr. 6, gebracht. Friedrichsstr. 6, gebracht. Am 28. v. M., morgens, fiel der Arbeiter Köppeim Schweizer Garten", am Friedrichshain  , beim Aufstellen einer Spiral- Velozipedenbahn von einem Bodgerüst herab und erlitt dabei Verlegungen am linken Unterarm und im Geficht, so daß er nach dem städtischen Krankenhause im Friedrichshain   gebracht werden mußte. An demselben Tage, mittags, erlitt der 3 jährige Knabe Albert Hanisch beim Spielen auf dem Hofe des Grundstücks Alvenslebenstr. 16 dadurch eine schwere Verlegung am Kopfe, daß ein zehnjähriges Mädchen aus einem Fenster des vierten Stockwerks ein Stück Brett auf den Hof hinabwarf, welches den Knaben am Kopfe traf. Bu derselben Zeit fiel die Wittwe Schäfer an der Ecke der Karl- und Friedrichstraße beim Verlassen eines Pferdebahn­wagens zur Erde, so daß sie eine Verlegung am linken Ellen­bogen erlitt und zur Anlegung eines Verbandes nach der föniglichen Klinik in der Ziegelstraße gebracht werden mußte. -Der Drehorgelspieler Heugas verstarb am 29. v. M. abends plöglich in der Wohnung des Arbeiters Wieland, Andreas­straße 68, anscheinend in Folge eines Schlaganfalles. Die Leiche wurde nach dem Obduktionshause geschafft.- An dem selben Abende brach im Vordergebäude Nüdersdorferstraße 13 Feuer aus, durch welches der Dachstuhl desselben völlig zerstört wurde. Die Feuerwehr löschte den Brand nach zweistündiger Thätigkeit.

Gerichts- Zeitung.

schäftigte gestern die I. Straflammer hiesigen Landgerichts I. -. Ein an Straßenraub grenzender Diebstahl be­In der Nacht zum 26. April schlenderten der Former Albert Wilhelm Koch und der Arbeiter Eduard Gaß die Friedrich­straße entlang, als ihnen ein junger Mensch begegnete, deffen Uhrkette gar verführirisch im Gaslicht glänzte. Sofort faßten die beiden Kumpane, von denen der Erstere ein schon vielfach vorbestrafter Mensch ist, den Plan, sich das Kleinod anzueignen und prozedirten nun wie folgt: Gaß rempelte den einsamen Wanderer zunächst an, worauf es natürlich zwischen diesen Beiden zu einem Wortwechsel fam. Als Gas darauf pro­grammmäßig zu Thätlichkeiten überging und seinen Gegner an die Kehle faßte, da hielt es ſein Komplice für angezeigt, in Aktion zu treten. Als wenn er die Kämpfenden zu trennen beabsichtigte, drängte er sich zwischen dieselben, in demselben Augenblick fühlte der Angegriffene aber auch einen Ruck und der angebliche Friedensstifter ergriff mit seiner Uhr die Flucht. Der Bestohlene war aber sofort Herr der Situation und machte fich an di Verfolgung des Diebes, den er auch an der Ecke der Kansiderstraße einholte. Mit der Bitte, ihn nicht unglück lich zu machen händigte der Ergriffene die Uhr wieder aus, der Bestohlene wollte ihn aber so leichten Kaufs nicht davonkommen lassen, sondern rief einen Wächter herbei, um den

spanischer Grazie das Köpfchen. Die leichte Bitterkeit, welche fie noch vor einer kleinen Weile gegen die muschelsammelnden Fremden beherrschte, war beim Anblicke dieses Fremden ver flogen, wie der zarte Morgenduft vor den goldenen Sonnen­strahlen. Kommen Sie, ich will Ihnen den Platz zeigen, wo die Wellen die meisten Muscheln ans Land werfen." Leicht füßig schritt sie voran.

Alfred Hill  , der direkt aus England gekommen war ge= kommen um für seine wankende Gesundheit auf langer See­fahrt und in einem vorübergehenden Aufenthalt in Kalifornien  Stärkung zu suchen, meinte, daß ihm in seinem Leben noch fein reizenderes Abenteuer zugestoßen sei. Er folgte willig Er folgte willig seiner flinken Führerin und als er nach einer zweistündigen Sheifer mit der Tochter der Küste, durchnäßt und müde in feiren Gasthof zurückkehrte, machte er einen Eintrag in fein gebuch, besagend, daß er an jenem Morgen einen Unterricht in der Kunde über die Thiere des Meeres genossen habe, der viel interessanter gewesen sei, als der beste, den er je­mals aus dem Munde eines Orforder Professors vernommen habe. Und Juanilla war zu der Ueberzeugung gefommen, es sei jammerschade, daß der junge Engländer gar so bleiche Wangen habe.

Als fie an jenem Nachmittag beschäftigt war, mit ihren schlanken Fingerchen getrocknete Moosbüschel zu zerlegen und zu einem Bildwerke zu ordnen, wurde sie von ihres Vaters Stimme auf die rosenumrankte Veranda gerufen.

Juanilla, hier ist ein Fremder," sagte der alte Seemann  , indem er auf Alfred Hill   deutete, der Deine Nippsachen sehen will. Schnell mein Kind, zeige dem Herrn was Du zu ver­kaufen haft."

Mit einem Lächeln des Willkommens, so flüchtig wie ein Blig, verneigte sich die Gerufene, verschwand und lam wieder mit ihrem ganzen Lagerbestand. Und Alfred kaufte vieles, ohne zu nörgeln und zu feilschen und bezahlte mit schweren merikanischen Silberdollars. merikanischen Silberdollars. Als das Geschäft erledigt war und der Alte die kleine Summe schmunzelnd eingestrichen hatte, erbat sich Alfred Hill   die Erlaubniß, den Garten sehen

| Dieb arretiren zu lassen. Diesem widersetzte der Lettere sich in so gröblicher Weise, daß es erst mehreren herbeieilenden Be­amten gelang, ihn zu bewältigen und dingfest zu machen. Sein Komplize, der inzwischen auch zur Stelle geeilt war und den Versuch gemacht hatte, den Genossen aus der Gewalt des Wächters zu befreien, mußte das Schicksal seines Gefährten theilen. Im gestrigen Termine behauptete der Angeklagte Stoch, daß ihm die Kette zufällig in die Finger gerathen sei, als er bemüht gewesen, die Kämpfenden zu trennen, auch habe er die Uhr ihrem Eigenthümer auf der Stelle zurückgegeben. Durch Die Beugenvernehmung fand diese Behauptung aber nicht die geringste Bestätigung und verurtheilte der Gerichtshof den An­geklagten Roch 3u einem Jahre sieben Monaten Gefängniß und 2 Jahre Ehrverlust, während der Ange­flagte Gag mit neun Monaten Gefängniß und einem Jahre Ehrverlust davonkam.

-. Die sechste Schwurgerichtsperiode des Land­ gerichts I.   wurde gestern unter dem Vorfiße des Landgerichts­raths Brausewetter eröffnet. Als erste Sache gelangte eine Anllage wegen Urkundenfälschung gegen den Hutstepper Albert Friedr. August Wustrau   zur Verhandlung. Der An getlagte hatte geständigermaßen ein Falsifikat einer vom Haupt­steueramt auszustellenden Quittung über gezahlte Gerichtskosten in Höhe von 5 Mart angefertigt und wurde dafür unter Bu­billigung mildernder Umstände zu dem niedrigsten Strafmaß, drei Monate Gefängniß, verurtheilt. Das Hauptintereffe dieser Schwurgerichtsperiode wird die am Donnerstag statt­findende Verhandlung gegen den Mörder Ernst Franz Gronad in Anspruch nehmen. Die Anklage gegen denselben lautet auf Mor in zwei Fällen, versuchten Mord und Todtschlag.

-. Heble Nachrede. Unter der Anklage der Beleidi gung ihres früheren Dienstherrn stand gestern die unverehe­lichte Johanna Stephanowska vor der vierten Straf­tammen hiesigen Landgerichts I. Die Angeklagte hatte ihren Haß und ihrem Rachegefühl, welches durch ihre Entlassung wach gerufen worden, in einer höchst frivolen und niederträch­tigen Weise Luft gemacht, indem sie bei der Polizei eine De nunziation anbrachte, wonach ihr Dienstherr die zehnjährige Tochter einer Nachbarin, deren Vormund er war, gemißbraucht haben sollte. Außer dieser offiziellen Denunziation wiederholt fie dieselbe Beschuldigung auch noch einem Diätar gegenüber. Die angestellten Ermittelungen haben auch nicht das Geringste ergeben, was diesen Behauptungen eine thatsächliche Unterlage hätte geben können; trotzdem konnte der Thatbestand der wis­fentlich falschen Denunziation nicht gegen die Angeberin kon­struirt werden, der Gerichtshof war sogar gezwungen, mit Rücksicht auf die Entscheidungen des Reichsgerichts der Ange flagten bei dem Falle der Denunziation den Schuß des§ 193 zuzubilligen, erkannte fie dagegen in dem Falle, wo sie die­felbe Beschuldigung einer dritten Person gegenüber ausge sprochen, der verleumderischen Beleidigung schuldig und ver urtheilte fie mit Rücksicht auf die Frivolitat der ganzen Hand­lung und die Schwere des Verbrechens, dessen sie ihrem frü­heren Brodherrn geziehen, zu einem Monat Ge fängniß.

Bur Arbeiterbewegung.

Eine außerordentliche Versammlung der Maurer Berlins   tagte am Sonntag, den 29. Juni, in der Berliner  Flora, wo ca. 2500 Personen anwesend waren. Erster Punkt der Verhandlungen war die Lohnbewegung und die Unter­stüßung der noch nicht in Arbeit getretenen Kollegen. Herr Scheel zeichnete die Sachlage und den Trieb der inneren Organisation der Berliner   Maurer. Hunderte der Anwesenden müssen auf den Straßen herumwandern, während fremde Maurer 12 und 13 Stunden arbeiten und es den andern Kollegen unmöglich machen, ihr Dasein zu fristen. Die Maurer, die von außerhalb hierher gekommen wären, sollten mit den Berlinern gehen und nicht denken, das Geldverdienen wäre die Hauptsache, wenn sie damit die Hieftgen zu Grunde richten. Zum Schluß forderte Redner nochmals auf, fich zu organisiren und dem Verein beizutreten. In demselben Sinne sprach sich Herr Büttom aus. Den Leuten aus den Provinzen sei es nicht zu verdenken, daß sie hierher kämen, wenn in den Beitungen bekannt gemacht würde, es würden hier 4 bis 5 Mart pro Tag verdient. Herr Wilfe führte aus, wie dem abzuhelfen wäre, und daß der Andrang der Arbeiterfräfte entstehe, weil in den andern Industrien durch die Maschinen die Arbeit lahm gelegt würde und hierdurch bei den Maurern und Zimmerern die Kräfte sich anhäufen. Er forderte auf, den Kollegen, die sich noch nicht an der Organisation betheiligt hätten, in Kamerad­schaftlichkeit und Bruderliebe voran zu marschiren. Das Haupt­prinzip der Bewegung müffe die Herbeiführung eines Normal­arbeitstages sein. Aehnlich sprachen noch die Herren Herte nauer, Berndt, Schilling, Conrad und Heinze. Hierauf er folgte die Abrechnung der eingelaufenen Sammelgelder. Eine schriftliche Rechnungslegung wird in nächster Beit im Bau­handwerker" und Berliner   Volksblatt" erfolgen. Dann schritt man zur Kommissionswahl. Für die Herren Weise, Kuske, Zwanzig und Blattscheck wurden die Herren Raschke, Wiesen­ftraße 33, Schwach, Kanis, Dennewigstr. 30 und Ludwig, Per lebergerstr. 12 gewählt. Nachdem die Versammlung noch be­schloffen hatte, 7 gemaßregelte Kollegen mit je 15 M. zu unter­stüßen, wurde fie um 24 Nachm. geschlossen.

Der Strife der Tischler in Hannover   dauert unver ändert fort und ist die Haltung der Strikenden eine vorzüg­

zu dürfen. Gewiß wie hätte ihm spanische Gastfreundschaft und Zuvorkommenheit das verweigern können.

Hier ist mein Liebling," sagte Juanilla, als sie die Blüthen eines schmächtigen Moosrosenstrauches sanft berührte ,,, es ist mein Liebling, der aber leider sehr kränklich ist und ich be­fürchte, daß er troß aller meiner Pflege den nächsten Winter nicht überleben wird. Arme Pflanze! Der böse, kalte Nord­wind wird Dich tödten."

Eine merkwürdige Anziehungskraft besaß seit jenem Morgen die sandige Bucht für Alfred Hill  . Das tam wohl daher, weil er dort des armen Walfischjägers Tochter traf, dieses Mädchen, so voller Lebensfrische und Frohsinn, wie er ein zweites noch nie gesehen hatte. Die See, der Wald, die Blumen waren ihre Lehrer gewesen; von ihnen hatte sie einen Hauch von ungefünftelter Poesie empfangen, der seinen Aus­druck fand in seltsamen Ideen und Sympathieen. Der Zweig einer Secalge war für sie der Bote eines Waldes in tiefem Meere, wo unbekannte Blumen blühen und sterben, ohne daß fie von eines Menschen Auge gesehen werden. Droben am Himmel die Schäfchen, das waren die Schiffe der Seligen, die eingingen in das Reich des Friedens. Das Alles erklärte sie so naiv, wie ein echtes Naturkind, daß fie im besten Sinne des Wortes auch war. Hill war unter Treibhausmenschen aufgewachsen: was Wunder, daß ihn Juanilla durch ihr natür­liches Wesen, durch ihre trefflichen, unverdorbenen Anlagen feffeln mußte. Frauen waren ihm lästig gewesen, so lange ihn feine Gedanken rückwärts trugen, sie hatten ihn gelangweilt, ihn abgestoßen durch ihr einstudirtes Benehmen. Dieses Natur­find hier aber war niemals langweilig, vielleicht weil sie nie einen Roman, überhaupt kein Buch gelesen hatte, denn das Alphabet war ihr ein unentschleiertes Geheimniß geblieben. Sie fonnte nicht über Politik, Mode und Literatur reden und doch wie regte sie seine Gleichgültigkeit auf, wie hastete sie seine geistige Thätigkeit, bis er, Gedanken gegen Gedanken aus­tauschend, die Armuth seiner Büchergelehrsamkeit gegenüber einer Intelligenz, geformt und polirt von Mutter Natur, vollständig inne ward.

( Schluß folgt.)