um die Uebelstände der Miethssteuer abzuschwächen. Nach welcher Nichtung hin dies möglich sei, erscheine trop des bis jetzt vorliegenden reichen Materials noch nicht spruchreif.- Oberbürgermeifler v. Fordenbed: Er beabsichtige, die gemischte De putation sofort nach Beendigung der Sommerferien zu berufen und möchte dieser Deputation überlassen sehen, darüber zu beschließen, welche Vota fie veröffentlichen wolle. Dieses Verfahren würde auch der städtischen Verfassung am besten entsprechen.
Stadtv. Dr. Jrmer dankt den Stadtv. Dr. Stryck und Löwe für die gegebene Anregung und meint, daß er und seine Freunde eine solche Interpellation nicht gestellt haben, weil sie mit anderen Interpellationen feine Berücksichtigung gefunden habe, was wohl daran liege, daß seine Freunde nicht das genügende Verständniß haben, solche Interpellationen auszuwählen, welche zur Beantwortung dem Magistrat angenehm find ( Heiterkeit). Die Ueberschüsse dieses Jahres würden zur Abstellung der Uebelstände der Miethssteuer nicht ausreichen, dazu bedürfe es vielmehr dauernder Einnahmequellen.
Stadtv. Löwe wiederholt die Bitte, die Vota während ber Ferien den Mitgliedern zuzustellen, denn nur so würde es möglich sein, die wichtige Frage vor der nächsten Etatsberathung zur Erledigung zu bringen.
Stadtv. Dr. Stryck betont, daß die von ihm gemeinten Ueberschüsse stabil sind, und deshalb fönne man ihnen gegenüber eine Mindereinnahme der Miethssteuer ertragen.
Oberbürgermeister v. Fordenbeck erwidert dem Stadtv. Frmer, daß nach seiner Wissenschaft eine Interpellation von fener Seite nicht unberücksichtigt geblieben ist und daß der Magistrat bei allen Interpellationen nur sachliche Rücksichten Tenne.
Stadtv. Wallich erinnert den Oberbürgermeister daran, daß bei der Angelegenheit der Uebernahme des Eisenbahnsefretärs Schuster in den städtischen Dienst seine Partei die Anfrage gestellt habe, nach welchen Grundsäßen derartige Anciennetätsverhältnisse geregelt werden sollen. Darauf sei keine Antwort erfolgt.
Oberbürgermeister v. Fordenbeck erwidert, daß er diese Anfrage in geheimer Sigung dahin beantwortet habe, daß alle Besoldungsverhältnisse der städtischen Beamten durch den Normalbesoldungsetat durchaus geregelt sind.
Stadtv. Wallich erklärt sich mit dieser Art der Beantwortung einer Interpellation nicht befriedigt und der Vorsteher verweist schließlich den Stadtv. Wallich darauf, daß es nach der Geschäftsordnung den Interpellanten freigestanden hätte, die Anfrage in jeder Sigung zu wiederholen.
Die Diskussion wird hierauf geschlossen und die Versammlung nimmt von der Antwort des Magistrats einfach Kenntniß.
Eine längere Debatte erregt die Vorlage, betreffend die Einführung elektrischer Beleuchtung im Rathhause. In der felben beantragen die Stadtv. Schwalbe und Samm eine Abänderung des Projekts, daß der StadtverordnetenSigungssaal Glühlicht statt Bogenlicht erhalte.
Stadtv. Görcki bemängelt die einzelnen Bestimmungen des mit der Edison- Gesellschaft abzuschließenden Vertrages und bestreitet dem Magistrat die Berechtigung, unter Ausschluß aller Konkurrenz grade dieser Gesellschaft wieder die Arbeit zu übertragen und beklagt schließlich lebhaft, daß unaufschiebbare Arbeiten so massenhaft noch in die legte Sigung der Ver sammlung bugfirt werden, so daß die Versammlung ohne rechte Brüfung in den sauern Apfel beißen muß.
Nach längeren Erwiderungen des Stadtbauraths Blankenstein wird die Vorlage unverändert angenommen.
Die bekannte Vorlage, wegen Errichtung einer Ladehalle am Humboldthafen beantragt Stadtv. Gerold abzulehnen, da er mit einer anonymen englischen Gesellschaft nicht gern was zu thun haben möchte.
Die Versammlung beschließt nach kurzer Debatte auf Antrag des Stadtv. Heilmann die Vorlage einem Ausschusse zur Vorberathung zu überweisen.
Stadtv. Dr. Stryck referirt über die Vorlage, betreffend den Anfauf einer Parzelle des Grundstücks Neue FriedrichStraße 35 zu Markthallenzwecken. Unter Ablehnung eines Antrages des Stadtv. Dopp, welcher den vom Ausschuß festgestellten Kaufpreis von 75 000 m. auf 60 000 M. reduziren wollte, wird die Vorlage nach den Anträgen des Ausschusses genehmigt.
Es folgt der Antrag des Stadtv. Dr. Bellermann und Genossen, betreffend die Pflasterung und Entwässerung 1) der Prenzlauer Allee von der Saarbrückenerstraße bis zur Belforterstraße refp. Danzigerstraße, 2) der Wörtherstraße von der Weißenburgerstraße bis zur Prenzlauer Allee. Nach längerer Motivirung durch den Antragsteller aus den Bedürfnissen jenes Stadttheils heraus und aus den Gesammtinteressen der
der Kasse, nicht mitnehmen, sondern etwa in dem Kassenzimmer hinterlegen werde. Diese Umstände waren dann benust worden, um die That noch in derselben Nacht auszuführen.
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Eine Durchsuchung des Kassenzimmers nach dem Schlüffel des Hauptschlosses der Kaffe war erfolgt. das Deffnen und Schließen des Pultes eine Leichtigkeit gewesen und so war denn der Diebstahl vollbracht worden, der ihm, dem Entflohe nen, zur Last fallen mußte. Alles Alles sprach gegen ihn, hatte damals in furchtbar überzeugender Weise gegen ihn fprechen müssen, so daß selbst sein Freund van Owen an das Verbrechen, als hinter seinem Rücken verübt, glauben konnte, und nichts weiter für ihn zu thun vermochte, als das Gericht auf eine andere, falsche Spur zu lenken. So war es, so verhielt es fich! Es konnte nicht anders geschehen sein, keine andere Möglichkeit gegeben haben, die That zu vollbringen- und jene Menschen hatten sie vollbracht!
Mit diesen Gedanken beschäftigt, war Harley- Elsen immer meiter geschritten, ohne des Weges zu achten, den er wandelte; zu obigem Schluffe gekommen, schaute er auf. Wo war er, in welchem Theile der Stadt befand er sich? Er wußte es anfänglich nicht, und fragend blickte er umher. Nun erkannte er die Häuser und siehe da!- der Zufall, oder eine alte Gewohnheit hatte ihn in die Rue Aambuteau geführt, denn dort, nur wenige Schritte vor ihm, erblickte er das Haus, in dem der junge Mann gewohnt, der sich Gerhard Elsen nannte, in dem die Frau des Mannes weilte, dem er sein zweifaches Elend verdankte.
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Dbgleich er van Dwen versprochen, allein feinerlei Schritte in der ihm so wichtigen Angelegenheit zu thun, so konnte Harley es doch nicht über sich gewinnen, an dem Hause vorbeizugehen, ohne einzutreten. Es drängte ihn fogar unwiderstehlich zu der alten Frau, und schon im folgenden Augenblicke hatte er die Schwelle des Hauses überschriften.-
Bufriedenere, glücklichere Menschen, als zur Seit in Friedels fleiner Wohnung weilten, tonnte es in ganz Paris nicht geben. Die Arbeit hatte den allerbesten Fortgang ge nommen, und schon war das Atelier zu flein geworden, und nach einer Vergrößerung desselben, wie nach Vermehrung der Arbeitskräfte mußte getrachtet werden. Annette hatte vollfiändig gehalten, was Friedel vorausgesezt und von ihr er wartet: fie war eine tüchtige Hausfrau geworden. In ihrer leinen Wirthschaft hantirte fie so emfig und vergnügt, daß Friedel seine fühnsten Wünsche erfüllt sah.
Auch die alte Frau Grein hatte ihre rechte Freude an der französischen Schwiegertochter, und oft im Stillen meinte fte, baß Friedel in ganz C. teine Frau gefunden haben würde, die beffer zu ihm paffe, Alles so hübsch reinlich und sauber halte, ihren Mann und sie, die Mutter, so herzlich liebe, und dabei ftets und immer so lustig sei, wie die kleine Annette. Stundenlang fonnte die Alte schweigend dafißen, während die Finger emfig die alten gewohnten Stricknadeln handhabten, dem Thun
Verantwortlicher Redacteur J. F.
Stadt, wird der Antrag auf Antrag des Stadto. Langer hans durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt. Schluß 8% Uhr.
Lokales.
Das Pferdestehlen ist eigentlich ein Geschäftsbetrieb, der hauptsächlich in den westlichen Staaten Nordamerikas betrieben wird. Von Kennern wird behauptet, daß der Pferdediebstahl nur von äußerst gewißten Fachleuten ausgeführt werden kann, und daher kommt dann wohl auch die Redensart: Das kommt gleich hinters Pferdestehlen." Troß der Schwierigkeit ist es, wie uns berichtet wird, Ende voriger Woche einigen Liebhabern fremder Pferde gelungen, dem Gastwirth C. zu Malchow aus verschlossenem Stall einen hellbraunen Hengst, drei Jahre alt, deffen rechter Hinterfuß weiß gefesselt ist, zu entführen. Die noch nicht ermittelten Diebe haben sich mit dem Pferde in der Richtung nach Weißensee entfernt.
a. Schwindel. Zu der in der Krausnickstaße wohnenden Wittwe A. kam am 26. d. Mts. der Schneider Schröder und dieser machte der anwesenden Tochter die Mittheilung, daß ihr Bruder, der in dem Konfektionsgeschäft der Gebr. Singer am Werder'schen Markt als Kommis angestellt war, im Geschäftslotal von einer Leiter gefallen wäre und fich dabei Rock und Hose zerrissen hätte. Da er in diesem Zustande nicht nach der Straße gehen fönnte, so habe er ihn( den Schröder) beauftragt, einen anderen Rock und Hose von Hause zu holen. Die Tochter der Frau A., welche den Sch. als Arbeiter des genannten Geschäfts fannte, verabfolgte ohne Weiteres die geforderten Kleidungsstücke, einen dunkelblauen Gehrock und neue graue Hosen, dem Sch., der sich damit entfernte. Wie später festgestellt wurde, ist A. weder verunglückt, noch hat er demanden zum Abholen der Kleider beauftragt. Sch. hat vielmehr die Kleidungsstücke unterschlagen und sich seitdem aus seiner bisherigen Wohnung entfernt.
-B.N. Ein bedauerlicher Unglücksfall trug sich gestern Morgen an der Ecke der Petristraße und Friedrichsgracht zu. Vor dem genannten Hause stand ein mit Weidenruthen hoch beladener Wagen. Der Kohlenhändler K., der an der Friedrichsgracht wohnhaft ist, wollte sich eine dieser Ruthen aneignen und trat zu diesem Zweck auf die am Wagen befindliche sogen. Schrotleiter. Als er darauf an eine der Ruthen zog, stürzte K. zur Erde und die schwere Leiter fiel auf seinen Körper, wodurch er einen Bruch des rechten Oberschenkel und eine bedeutende Kopfwunde erlitt. Von einem zu Rathe gezogenen Arzt wurde die sofortige Ueberführung des Verunglückten nach dem Katholischen Krankenhauſe angeordnet.
-N.B. Ueber eine zweite Schreckensscene die sich ebenfalls noch am Sonntag Abend in der 11. Stunde auf der Oberspree vor dem Restaurant Eierhaus abspielte wird uns von Augenzeugen berichtet. Um die angegebene Zeit belustigte sich eine aus den Eltern und zwei kleinen Mädchen im Alter von 8 und 10 Jahren bestehende Berliner Familie von dem genannten Restaurant mit Wasserfahren. Hierbei kam die Kleine Jolle, in der sich die Familie befand einem vorüberfahrenden Spreedampfer in der Art zu nah, daß das Boot von den Wellen in eine schwankende Bewegung versezt wurde und schließlich fenterte. Alle vier fielen ins Wasser und wären ficherlich ertrunken wenn nicht noch schnell vom Lande her Hilfe gekommen wäre.
Vermischtes.
Zu dem in Paris verstorbenen Baron James von Rothschild kam einst ein Geschäftsfreund und flagte ihm sein Leid. Er habe aus Gefälligkeit einem Attaché 25,000 Francs geliehen, befige feine Quittung, der junge Diplomat, der sich jetzt bei der schen Gesandtschaft in Konstantinopel be fände, gäbe auf keine Mahnung eine Antwort. Jedes Mittel, wenigstens eine Quittung von ihm zu erhalten, sei vergeblich gewefen. Wissen Sie was, lieber Freund," meinte lächelnd der Krösus, schreiben Sie ihm einen Mahnbrief und drohen Sie ihm mit Klagen, wenn er Ihnen die 100,000 rcs., die er sich von Ihnen geliehen, nicht sofort zurückzahle." Und richtig! Mit wendender Post trifft ein Brief des Attachés ein: Mein Herr! Wie können Sie sich erlauben, mich um 100,000 Frcs. zu mahnen, da Sie mir doch nur 25,000 Frcs. geliehen haben!... Der Mann hatte seine Quittung, der Fuchs war in die Falle gegangen.
Arbeiterkrankheiten. Sir James Page, der berühmte englische Chirurg, hielt jüngst in der Hygiene Ausstellung in Süd- Kensington( London ) einen Vortrag über das Verhältniß der Gesundheit zur nationalen Arbeitskraft, in welchem er nachwies, daß der Nation durch Krankheiten alljährlich die
Annettens zuschauen, und wahrhaft glücklich fühlte sie sich dabei.
Den Sänger Remy hatte Mutter Grein seit dem Tage ihrer Ankunft in Paris nicht mehr wiedergesehen, auch von dem sogenannten Herrn Harley, den sie auf ihrer Reise getroffen und zu erkennen geglaubt, nichts mehr gehört. Der junge Mann mußte die Mittheilung über den Kassendiebstahl, dir fie ihm doch mit Absicht gemacht, vollständig vergessen haben, denn wenn er seinem Freunde Gerhard davon erzählt hätte, so würde dieser gewiß zu ihr gekommen sein, um weiter mit ihr darüber zu reden. Das betrübte die gute Alte einigermaßen, und ganz besonders, daß Herr Harley sich nicht sehen lassen wollte.
Wenn er doch nur recht bald käme, daß ich ihm Alles sagen könnte! seufzte fie oft. Wer weiß, wie lange der Herr mich noch auf dieser Erde läßt; jede Stunde kann er mich zu sich nehmen, und dann ists zu spät, und ich möchte, ich darf nicht eher sterben, als bis ich ihn, den Elsen, gesprochen.
Dieser Gedanke begann die alte Frau immer mehr zu be wegen, also daß sie sich über das Ausbleiben Harley's fast unglücklich fühlte. Täglich sprach fie zu ihm, und was Friedel auch vorbrachte: daß Herr Harley noch nicht nach Paris zurückgekehrt sei, weil er sonst gewiß schon zu ihr gekommen wäre, es half nichts! Sie wollte, mußte ihn sehen, und fündete endlich ihrem staunenden Sohne ihren festen Entschluß an, Herrn Harley aufzusuchen. Es handle fich um Ehre und Glück vieler Menschen, um Tod und Leben, meinte fie, und die größte Sünde würde fie begehen, wenn fie noch länger zögere. Deshalb sollte Frie del fie in ihrem Thun nicht hindern; er würde bald erfahren, wie nothwendig es gewesen, wie auch Alles begreifen, was ihm wie nothwendig es gewesen, wie auch Alles begreifen, was ihm jetzt noch unklar und räthselhaft erscheine.
Friedel wurde bei solchen Auslassungen seiner alten Mutter recht ängstlich, denn er hatte nicht die entfernteste Ahnung da von, was fie eigentlich mit dem ihr ganz fremden herrn Harley wollte. Es beunruhigte ihn endlich ernstlich, und er nahm sich vor, noch ein paar Tage zu warten und dann im Verein mit der Mutter seinen Wohlthäter aufzusuchen. Wie froh überrascht wurde er daher, als er nun unerwartet Herrn Harley in dem Hausflur traf und im Begriff, die Treppe zu seiner Wohnung zu ersteigen.
Unverhohlen und herzlich drückte der junge Tischler seine Freude über dies Wiedersehen aus. In froher Weise von sei nem häuslichen Glück, seiner Frau, seinem Mütterchen, das Herrn Harley ja auch so viel verdanke, seiner Wirthschaft und dem guten Fortgang seines Geschäftes plaudernd, begleitete er seinen Besuch die Treppe hinauf.
Arbeitskraft von 20 Millionen Wochen verloren gehe. Die Krankheiten, denen die Arbeiter in den verschiedenen Gewerbszweigen unterliegen, wurden bei der Gesundheits- Konferenz durch Dr. Bristowe näher präzifirt. So z. B. erzeugt die Phosphorstreichhölzchen- Fabrikation den Kinnbadenkrampf; Lumpenhändler unterliegen den Pocken und ähnlichen an steckenden Krankheiten; Wollsortirer leiden an Anthrar, dem Milzfieber des Rindviches; Bleiarbeiter neigen sich in Folge der chronischen Bleivergiftung dem Gichtleiden zu. Nimmt man nun die Zahl der in verschiedenen Berufs- und Erwerbszweigen in England beschäftigten Personen auf rund 20 Millionen an, so würde nach Sir James Page auf jede beschäftigte Person durchschnittlich eine Woche Krankheit das Jahr kommen.
Studentenmenfuren. Die leidigen Bestimmungsmensuren haben wieder ein Opfer gefordert. Studiosus Pfülf vom Korps Moenania" stand, wie aus Würzburg gemeldet wird, in einer Bestimmungsmensur einem Angehörigen des Korps ,, Bavaria " gegenüber und hatte den letzten kaum abgeführt", als er in Folge der Aufregung und eines Herzschlages todt zusammenstürzte. Solange es von einzelnen Leuten immer noch für ehrenvoll gehalten wird, mit zerhacktem Gesichte einherzustolziren, wird dieser Unfug schwerlich ein Ende nehmen.
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Entseßlicher Naubmord. In den ersten Tagen des Mai fand man bei Passy in der Seine den Rumpf eines Mannes und bald darauf in der Nähe des Pont Neuf in Paris die Beine, die zu demselben gehörten. Man erinnerte sich, daß in jenen Tagen eine fleine Hündin 48 Stunden lang heulend und bellend an der Seine auf und ablief, und fand heraus, daß das Thier einem gewissen Francis Lebond gehörte, welche: Ge flügelhändler und seit Kurzem verschwunden war. Die Nach forschungen der Polizei führten allmälig zu der Entdeckung, daß Lebond, ein übelbeleumdetes Subjett, am 28. April mit einem gewissen Mielle, Kellner in einem Cafeehause, gesehen worden war und diesen in seine Wohnung begleitet hatte. Hier hörten die Nachbarn gegen 7 Uhr Abends lautes Geschrei und den Ruf: Mörder, Mörder!", wurden aber, als sie herbeieilten, mit dem Bescheide abgefertigt, er habe eben mit seiner Maitresse Streit gehabt und die Sache wäre abgethan. Am nächsten Morgen holte Mielle einen Dienstmann und ließ ihn einen Koffer nach einem Gasthause bei dem Pont- Marie tragen, tam dann mit dem Koffer und mit dem Manne wieder zurück und machte denselben Gang noch einmal. In dem Hotel blieb er dann einige Tage wohnen, wahrscheinlich bis er Gelegenheit gefunden hatte, Rumpf und Beine ins Wasser zu werfen, und verschwand hierauf. Chne Zweifel schlich er sich in die Woh nung Lebond's ein, um alle Werthgegenstände zusammenzuraffen; denn es war bekannt, daß der Ermordete Ersparnisse gemacht hatte, von denen sich keine Spur mehr vorfindet. Mielle ist noch nicht in den Händen der Polizei, aber es wird verfichert, fie wissen, wo sie ihn zu suchen habe.
W. H. Vanderbilt's Geldgewölbe, in dem er vor seiner Abreise nach London ungefähr hundert Millionen Dollars in Sicherheit brachte, ist eine der sichersten Schazkammern der ganzen Welt, macht aber, von außen gesehen, nicht den Eindruck. Daffelbe ist in Felsen gesprengt, der Oberbau besteht aus einer 5 Fuß starken Vorderwand, 3 Fuß starken Hinter und Seitenwänden, aus besten Ziegelsteinen mit Braunsteineinfassung. Alle Träger, Balfen, Säulen und Pfeiler find von Eisen und Marmor. In dem ganzen Bau ist absolut kein Holz verwendet. Das eigentliche Gewölbe ist 36 Fuß breit, 41 Fuß tief und befindet sich im untersten Stockwerke. Die 4 Thüren, die hinter einander in dasselbe führen, wiegen je 8200 Pfund und sind unübertroffene Meisterstücke, sowohl was ihre Festigfeit, als die Schließvorrichtungen anlangt. Das Gewölbe, in welchem der amerikanische Krösus seine Schäße untergebracht hat, ist absolut diebes-, feuer- und wasserfest.
Die Cholera in Frankreich . Frankreich hat seit fünfzig Jahren vier Cholera Epidemien gehabt. Die erste tam aus Indien und trat, nachdem sie im übrigen Europa gewüthet, im Jahre 1832 über Calais in Frankreich auf. In Paris starben 18,406 Personen daran. Auch das zweite Mal kam die Seuche aus Indien und wurde in Frankreich gleichfalls von Calais her eingeschleppt. In Paris starben in diesem Jahre
1849 16,165 Menschen an der Cholera. Die dritte Epidemie fam im Jahre 1853 von der Ostsee her, wo sie latent geblieben war. Während vierzehn Monate starben in Paris 9219 Menschen. Die vierte endlich trat in Frankreich in zwe Berioden auf. Sie stammte diesmal aus Merifo, erschien 1865 in Marseille und sprang von da direkt auf Paris über. In dieser Periode zählte man 6000 Todesfälle. Einige Monate nachher tauchte sie wieder auf und forderte diesmal 700 Opfer; einige vereinzelte Fälle zeigten sich noch im Jahre 1867.
möglich war, ihren Einfluß auf seine Gesinnungen für den Sohn zu unterdrücken.
Mutter Grein faß in ihrem Sorgenstuhl, und just wieder mit den Gedanken beschäftigt, die sie so sehr in Anspruch nah men, als Friedel mit Sparlen eintrat, von Annetten gefolgt, welche ihren Wohlthäter ebenfalls in herzlichster Weise bewill tommt hatte. Wie die alte Frau den Eintretenden sah, erkannte, erhob fie fich unwillkürlich, und die Hände gefaltet, wendete fie den Blick nach Oben, als ob fie sagen wolte: Ich danke Dir, Herr, daß Du mein Bitten erfüllt hast und so schwere Sorge von mir nehmen willst!"
Eine eigenthümliche, fast feierliche Erregtheit gab sich in ihrem ganzen Wesen kund, als sie nun auf Harley zutrat und diesem ihre Freude ausdrückte, daß sie endlich im Stande sei, ihm zu danken für die Hilfe, die er der armen Reisenden geleistet, die ohne ihn wohl nicht so leicht und gewiß nicht ohne Ungemach den Weg zu ihrem Sohne gefunden.
Bwar habe ich, fuhr sie fort, Ihnen noch für so Vieles zu danken, für Alles das, was Sie für meine Kinder gethan, daß ich mich fast schäme, mit dem begonnen zu haben, was mich persönlich betrifft. Doch hoffe ich und ihr Auge leuchtete
auf daß Ihren der Herr Ihr Thun lohnen wird, das um so schwerer wiegt, da Sie doch wußten, wer wir waren und was einer der Unsern gegen Sie verschuldet.
Harley hatte sich durch diesen Empfang, diese Begrüßung der alten Frau eigenthümlich berührt gefühlt; bei den letzten Worten aber, die für ihn nicht zu mißdeuten waren, fuhr er erstaunt zurück, und blickte die Sprecherin mit seinen großen Augen ernst und verwundert an, während Friedel recht unruhig zu werden begann, denn er meinte nicht anders, als daß sein armes Mütterchen irre rede. Er wurde in diesem Denten noch bestärkt, als sie sich nun zu ihm wendete und fortfuhr:
Thr wißt, Kinder, wie ich mich täglich, stündlich gesehnt, unsern Wohlthäter, Herrn Harley, zu sehen und sprechen zu dürfen. Nun er endlich gekommen, bitte ich Euch, mich einige Augenblicke mit ihm allein zu laffen, ich muß mit ihm reden über eine Angelegenheithr fennt sie ja, wenn auch nicht vollständig die ihn gewiß interesfiren wird.
Ach, Mutter, rief Friedel besorgt und auf sie zutretend, seid doch vernünftig! Soll denn diese unglückliche Geschichte, welche uns schon so viel Unangenehmes gebracht, uns daheim das Leben verbitterte, uns auch noch hier verfolgen und unglücklich machen? Was geht Herrn Harley der Diebstahl an? Vergeßt den Vorfall und beruhigt Euch endlich darüber, sonst macht Ihr uns Allen wirkliche Sorge und Kummer!
Nein, mein Sohn, ich muß reden, entgegnete Mutter Grein mit entschiedenem Ton, und Herr Harley wird mich hören wollen, nicht wahr?
Harley erwiderte indessen all diese Auslaffungen in ernster, fast falter Weise, denn die weitern Erfahrungen, die er über den Vater gemacht zu haben glaubte, hatten eine so tiefe Bitterfeit in ihm erzeugt, daß es ihm mit dem besten Willen unGuttzeit in Schöneberg - Berlin . Drud und Verlag von Mag Bading in Berlin SW, Beuthstraße 2.
Leptere Worte waren direkt an Harley gerichtet, und Friedel wendete nun das Auge nach diesem, ängstlich, doch auch recht neugierig auf die Antwort, welche er wohl geben würde. ( Fortsetzung folgt.)