grafirende Krankheit die Cholera asiatica oder die bei uns auftretende, und dem nostras benannte Cholera sei. Die Schwierigkeit der Diagnose liegt darin, daß beide in ihrem flinischen Krankheitsbilde ungemein ähnlich sind und daß es bis vor Kurzem auch an einem ficheren anatomisch- pathologischen Unterscheidungs- Merkmale gefehlt hat. Nun hat die Erfahrung gelehrt, daß Cholera nostras spontan, nicht durch Uebertragung auftritt, und daß sie sehr tödtlich endet, meist nur bei herabgekommenen Individuen. Für die Cholera in Toulon   haben. die neuesten Depeschen als Ursache den Genuß unreifer Aprikosen angegeben, und man muß zugeben, daß profuse Durchfälle durch Diätfehler entstehen können, die in ihrem Verlaufe der Cholera ähnlich find; fie unterscheiden sich aber von der Cholera asiatica dadurch, daß sie nicht ansteckend find. Die Ansteckung wird durch Bakterien vermittelt, welche man bisher bei der Cholera vergebens gesucht hat, die aber im vorigen Jahre von Koch in Indien   aufgefunden wurden. Es handelt sich nun Sarum, diese Bakterien an den Kranken und Todten in Toulon  zu suchen, und von dem Erfolge dieser Nachforschung wird es abhängen, ob Europa   vor einer großen Gefahr steht oder nicht. Leider find zu dieser Untersuchung gegenwärtig nur drei Per fonen befähigt, nämlich Koch und seine Mitarbeiter Fischer und Gaffly. Es fann uns nur mit einem Gefühl der Beruhigung erfüllen, daß diese berühmten Forscher sich bereits nach Paris  und von dort nach Toulon   begeben haben, um die Krankheit an ihrem Heerde zu studiren. Hoffentlich werden die Maß­nahmen mit Ernst und Sicherheit getroffen, welche erforderlich find, um uns vor dem unheimlichen Gast zu bewahren.

Selbstverstümmelung der Soldaten. Um dem militä rischen Leben zu entgehen, versucht es in Desterreich alljährlich eine nicht geringe Bahl von Soldaten, an fich Selbſtverſtüm­melungen vorzunehmen. Ist es Feigheit, ist es Furcht vor Strafe, ist es Unluft zum Dienen, ist es harfe Behandlung? In der Regel find es äußere Extremitäten des Körpers, welche zum Opfer fallen; die Verlegungen werden meist mit der Schußwaffe beigebracht, aber auch hieb- und Stichwunden kommen vor, und mitunter werden auch Aegungen mit mine­ralischen Säuren vorgenommen. In den 17 Jahren 1862-1878 ( neuere Daten liegen nicht vor) kamen in der österreichisch­ungarischen Armee 971 Selbstverstümmelungen vor, die meisten im Jahre 1877, nämlich 117. Der Zeit nach fallen die meisten Selbstverstümmelungen in den Monat Oftober, theilweise No­vember, nach der Rekruten- Einrückung, was schon als Beweis gelten kann, daß die geänderten Lebensverhältnisse zumeist das Motiv dazu find. Nach den Truppengattungen ist es in der Regel die Kavallerie, wo die meisten Verstümmelungen vor tommen; in manchem Jahre lieferten auch die Jägertruppe und Infanterie einen großen Theil dazu. Von den Ländern ragen meist Galizien   und Ungarn   hervor. Vor der Einrückung gehörten die meisten Selbstverstümmelten dem Bauernstande an.

In Folge starken Schnürens. Im Opernhause zu Frank furt a. M. ereignete es fich vor einigen Tagen während der Aufführung des Herrgottschniger", daß die junge Frau eines Orchester Mitgliedes plöglich von einer Ohnmacht befallen von wurde. Sie wurde sofort in einer Droschke nach ihrer Woh nnng gebracht, aber sie tam nicht mehr lebend dahin: Ein Schlaganfall hatte ihrem Leben ein Ende gemacht. Wie ärzt­licherseits fonstatirt wurde, ist die junge Frau in Folge starken Schürens gestorben. Möge dieser Unglücksfall den Liebhaberinnen unnatürlicher Wespentaillen zur Warnung dienen.

Zur Statistit der Selbstmorde. Wir wiesen neulich an leitender Stelle darauf hin, daß merkwürdiger Weise gerade in den heißen Sommermonaten die Frequenz der Selbstmorde be deutend zunehme, und daß das schöne Sachsen   in dieser Be ziehung eine hervorragende Stelle unter allen übrigen Staaten einnimmt. Diese unsere Theorien finden eine eklatante Bes ftätigung. Das Leipz. Tageblatt" schreibt nämlich: heute haben wir über drei Selbstmorde auf einmal zu berichten. Heute Vormittag hat sich ein in den besten Verhältniffen leben­der angesehener hiesiger Kaufmann in seiner in der Schloßstraße gelegenen Wohnung durch einen Schuß in die Brust das Leben genommen. Das Motiv zu der That soll in einem unheilbaren förperlichen Leiden, das ihn mit jedem Tage dem Grabe näher brachte, zu suchen sein. Er zog einen raschen Tod dem qual­vollen Absterben vor. Ein hiesiger Buchhalter, welcher zur Beit stellenlos war, wurde in vorvergangener Nacht unter einem Biaduktbogen der Augustusbrücke  , in einer Blutlache liegend, aufgefunden. Der unglückliche Mensch hatte sich mit einem Revolver einen Schuß in die linke Brust beigebracht, um sich zu tödten, weil er dem Verhungern nahe war. Er wurde noch lebend nach dem Stadtkrankenhanse gebracht. In derfelben Nacht entleibte fich in einem hiesigen Gasthofe ein aus Stral­fund gebürtiger Gerichts- Referendar mittelst eines Terzerols durch einen Schuß in den Kopf."

tiefen, bittenden und fast rührend klingenden Lauten zu thr auf:

Aus Barmherzigkeit, reden Sie weiter! Sagen Sie mir, woher Sie dies wissen und welche Beweise Sie für das Ent­fegliche haben, das Sie mir da so unerwartet mitgetheilt.

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Mein Mann, der Unglückliche, den Gott nun so hart ge­straft, hat mir später nach Jahren gebeichtet, welch ein fchändliches Spiel er nach van Owen's Willen mit Ihnen ge trieben, und daß dieser die Briefe gefälscht, die er Ihnen übergeben.

Weiter, weiter! Der Diebstahl!

In der Nacht Ihrer Flucht sah ich und noch eine Berfon deutlich und unverkennbar van Dwen im Kaffen­immer und wie er die Caffette, welche die große Summe barg, ontrug.

Wer war die zweite Person, die dieses gesehen? Meine Nichte, Margarethe Lorenz.

Die Lorenz, welche jetzt noch bei dem Schändlichen weilt die ihm ein Kind geboren?!

Was fagen Sie da, Herr Elfen? schrie nun Frau Grein  ihrerseits auf.

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heute ge

Ich habe ihn gefunden, den Verruchten sprochen. Unter dem veränderten Namen von Auvent lebt er in Paris  , und wie die Polizei mir mitgetheilt, lebt Marga­retha Lorenz bei ihm und seinem Kinde, deffen Mutter fie ift.

Allbarmherziger Gott  , rief Frau Grein  , die Hände zu sammenschlagend, nun wird mir Alles flar! Auch das Mad­chen hatte der schändliche Mensch zu berücken gewußt, denn die Grethe war es, die mir einredete, daß ich falsch gefehen, daß es nicht van Owen gewesen, der die Kaffette davongetragen. Sie war die Ursache, daß ich schwieg und meine Beobachtungen nicht dem Gerichte anzeigte, denn ich glaubte endlich wirklich, mich getäuscht zu haben. Nun weiß ich, warum sie gehandelt, wie sie es wohl nimmer vor ihrem Gott wird verantworten fönnen.

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Und der Schurke hatte noch die Stirne, mich mich! des Diebstahls zu zeihen, den er dann, als er seine Lügen wohl unhaltbar fand, auf den verstorbenen Leo wälzte und auf Euren Mann, der die That mit Leo oder für diesen ausgeführt haben sollte. Jegt wird mir sein Gebahren flar. O, ich leicht gläubiger, gutmüthiger Thor! 3wanzig Jahre haben nicht hin­gereicht, um mich vorsichtiger zu machen. Und wie ich dem Schurken damals vertraute, so war ich auf dem Punkte, ihm noch heute zu vertrauen. Wer weiß, was er aus mir gemacht, wohin er mich noch geführt haben würde? Aber Beweise muß ich haben, Beweise, daß ich diesen van Owen als Verbrecher überführen kann, um dadurch mich und den Namen, den mein Weib und mein Kind tragen, vor der Welt zu rechtfertigen und zu reinigen. Das muß geschehen sein Tod von meiner Hand wäre Strafe für mich und nicht für ihn; dem Gericht muß er verfallen, von ihm muß er sein Urtheil empfangen und ewige Schmach und Schande ihm werden!

Selbstmord mittelst einer Kanone. In München   hat fich der Unteroffizier Jakob des 1. Feld- Artillerie- Regiments in der Marimilians- Kaserne mittelst einer Kanone erschossen. Als Motiv wird Furcht vor Strafe angenommen. Beim Puzen des Geschüßes hatte Jakob dieses mit einer Kartätschgranate zu laden gewußt und sich dann mit der Brust vor die Mündung des Rohres gelehnt, wodurch ihm beim Abfeuern der ganze Körper zerrissen wurde.

Herr

Dem Ehepaar Jungengel in Bamberg   wurde zu An­fang dieses Jahres ihr einziges Kind, ein vierjähriger Knabe geraubt; seit dieser Zeit sind an die trostlosen Eltern zahlreiche Buschriften eingelaufen, in welchen ihnen über das Auffinden eines dem verschwundenen Knaben ähnlichen Kindes Mitthei­lungen gemacht wurden. Aber alle diese Nachrichten erwiesen fich als unrichtige. Vor einigen Tagen nun ging wieder mit aller Bestimmtheit die Nachricht durch die Zeitungen, daß das unglückliche Kind bei einer umherreisenden Theatergesellschaft gefunden sei. Nun aber schreibt das Bamb. Journ.": Leider hat ich die Hoffnung, daß das in Kollnau   bei Bruchsaal vor­gefundene Kind das Jungengel'sche sei, nicht erfüllt. Jungengel, welcher dorthin gereist ist, hat an die königl. Staats­anwaltschaft zu Bamberg   die telegraphische Mittheilung ge­macht, daß er das bei dem Kasperletheater- Inhaber Ferdinand Flock aufgefundene Kind als das seinige nicht erkennt. Der bedauerliche Vorfall beweist, daß herumziehenden Komödianten­truppen, Kunstreitern u. f. w. nicht scharf genug auf die Finger gesehen werden kann. Man ist im Allgemeinen gewohnt, den Kinderraub in das Gebiet der Schauerromane zu versezen, man thut indessen sehr Unrecht daran. Ein Kind ist für solche Leute häufig ein Kapital, mit dem man nach Belieben schalten und walten kann. Ueber die Behandlung, welcher diese verlassenen Kinder von Seiten ihrer unmenschlichen Beiniger ausgesett find, um zur Ausführung der verlangten off lebensgefährlichen find, um zur Ausführung der verlangten oft lebensgefährlichen Kunststüde abgerichtet zu werden, brauchen wir wohl fein weiteres Wort zu verlieren.

Abgeblikt. Der Omnibus hält. Eine junge Dame steigt ein. Alle Pläge sind besezt. Ganz vorn im Wagen erhebt fich ein alter Herr. Bitte", spricht die junge Kokette, behal ten Sie doch Play, ich fann ebenso gut stehen." Das fönnen Sie machen, wie es Ihnen gefällig ist, mein Fräulein", ver­segte der Herr ,,, ich steige aus.

Ein schauerlicher Mord ist in dem Klaffenthaler Forst bei Seesten. Kirchspiels Wieligken, verübt worden. Der Hilfs jäger und Forstgehilfe Pilze der ging Mittwoch um 1 Uhr Nachts in den tönigl. Forst, um Wilddiebe, resp. die Leute ab­zufangen, die auf den Wiesen ihre Pferde weideten. Er fehrte nicht wieder. Am folgenden Tage fand man seine Leiche in dem Forst in schrecklich verstümmeltem Zustande vor. Der Hals und das Genid waren mit einer Sense vollständig durchschnitten, und nur die Halswirbelfnochen hielten den Kopf am Rumpfe fest. Die Brust und der Rücken hatten außerdem über zehn fest. Die Brust und der Rücken hatten außerdem über zehn Messerstiche aufzuweisen, von denen mehr als einer lebensge­fährlich war. Budem waren die Arme und der Rücken an­scheinend von Schlägen total blau. Die Leiche blieb an Ort und Stelle liegen, bis die telegraphisch herbeigerufene Gerichts­fommission erschien und den Thatbestand aufnahm. Als die muthmaßlichen Thäter find zwei junge Leute aus Sobollen ver haftet.

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Italienische Briganten. Wenige Meilen von Rom ent fernt, unweit Genzano, wurde vorigen Freitag der Post­omnibus, in welchem fich 11 Personen 9 Männer und 2 Weiber befanden, am hellen Tage von 2 bis an die Zähne bewaffneten Briganten angehalten und beraubt, ohne daß diese 11 Leute es wagten, den Räubern Widerstand entgegenzuseßen. Sie wurden alle 11 um ihre Baarschaft und um die besten Habseligkeiten, die sie bei sich führten erleichtert. Derartige Mittheilungen müssen recht beruhigend auf die in Italien  herumbummelnden Touristen wirken.b

Ein Familienfehler." Frl. Funny Schwallenberg von Long Island City   stellte fich vor einigen Tagen nicht zum Frühstück ein, und als man sie in ihrem Schlafzimmer suchte, machte man die Entdeckung, daß der Vogel ausgeflogen war. Als die Familienglieder noch in heller Verzweiflung darüber Berathung pflogen, wohin denn eigentlich ihre Fanny_ge­rathen sei, flingelt es an der Thüre und ein Telegraphenbote liefert eine Depesche der Vermißten ab, worin sie den Shrigen bekannt giebt, daß fie fich von dem Sohne ihres Nachbars, Walter Berden von Ravenwood, habe entführen lassen, daß ste mit ihm bereits getraut sei und daß sie zusammen zunächst nach Philadelphia   abgereist seien. Der verstorbene Schwallenberg hat seinen 4 Rindern, 3 Töchtern und 1 Sohn, 150,000 Dollar hinterlassen, Fanny ist die jüngste und erst sechzehn Jahre alt. Walter Berdens Vater ist ebenfalls reich und der junge Ehe mann 25 Jahre alt. Walter war in Schwallenbergs Hause

In diesem Augenblicke ertönte eine jugendliche Stimme, die Harley völlig unbekannt dünfte und ihn dennoch gewaltsam zusammenfahren machte, am Eingang der Stube.

persona grata, daß aber zwischen den Beiden ein Liebesver hältniß bestand, hatte soweit Niemand bemerkt. Die Mutter machte gute Miene zum bösen Spiel und bald nach Empfang der Neuigkeit ward eine Gratulationsdepesche an das junge Paar abgesandt, worin die beiden Durchbrenner eingeladen wurden, zurückzukehren und ihren Honigmond im Kreise der Thrigen zu verleben. Das Komische an der ganzen Geschichte ist aber, daß Fannys nunmehr glücklich verheirathete Schwestern ebenfalls von ihren Beaus" entführt worden waren. Wahr scheinlich gelüftete es der jüngsten nach einem romantischen An fang ihres Chelebens. fang ihres Ehelebens. Es ist ein wahres Glück, daß solche Geschichten zur Sauregurkenzeit nur immer in Amerika  pasfiren.

Das Frauenstudium in Zürich  , welches sich anfänglid nur auf Russinnen erstreckte, deren erste im Wintersemeste 1864/65 erschien, hat in der Zwischenzeit einen ziemlich allge meinen Charakter angenommen. Es haben sich in den letzten Jahren Damen aus aller Herren Länder eingestellt. Die höchste Bahl, welche die Russinnen erreichten, war 100, 77 in der me dizinischen, 22 in der philosophischen, 1 in der staatswissen schaftlichen Fakultät. Im Sommer 1873 vertrieb der bekannte Utas von Gortschakow die Ruffinnen aus Zürich  ; das nächst Semester sah ihrer nur noch 12 dortselbst, und zwar 8 in det medizinischen und 4 in der philosophischen Fakultät. Bu jene Beit studirten 2 Schweizerinnen, 4 Deutsche, 1 Desterreicherin 1 Engländerin, 2 Serbinnen, 1 Franzöfin und 1 Amerikaneri Medizin, außerdem 1 Deutsche, 1 Desterreicherin und 1 Serbin Philosophie. Die Gesammtzahl aller Studentinnen, die im Sommer noch 114 betrug, war im folgenden Semester auf 29 gesunken. Im Winter 1874/75 stieg diefe Bahl wieder auf 33, diejenige der Ruffinnen sank auf 1. Im Sommer 1879 war gar feine Russin immatrikulirt. Allmählich stieg di Gesammtzahl wieder bis auf 24( im Winter 1882/83) an befanden sich damals in der medizinischen Fakultät 7, in de philosophischen 10 Ruffinnen, in der ersteren auch 2 Deutsche 2 Desterreicherinnen, 1 Rumänin, 4 Nord- und 1 Südameri fanerin. In der philosophischen Fakultät waren 2 Schweize rinnen, 1 Deutsche  , 1 Desterreicherin immatrikulirt. Das gegen wärtige Semester zählt wieder 45 Studentinnen, und unte diesen befinden sich 9 Schweizerinnen( im voraufgegangenen Semester 11); diese Studentinnen vertheilen fich bezüglich der Fakultät in ähnlicher Weise wie in den voraufgegangenen Semestern.

Sprüchwörter. Ein altspanisches Sprüchwort sagt: We gen eines Nagels geht ein Hufeisen verloren, wegen eines Huf eisens ein Pferd, wegen eines Pferdes ein Reiter. Kann man bezeichnender die Wiederherstellung fleiner Schäden darstellen als es durch dieses Sprüchwort geschieht? Nur ein rheinisches entspricht ihm: Ein zerriffener Faden verlegt ein Masche am Strumpfe, die verlegte Masche bildet ein Löchlein, das Löchlein ein Loch und das Loch fostet den Strumpf". Ein anderes: ,, Eine Wein beere macht einen Tropfen Moſt und viele Tropfen einen Schoppen und der erquickt einen Müden und Verschmachteten." Ein drittes Wenig verloren oft, macht einmal viel verloren." Dieser Sprud wäre mancher Hausfrau sehr zu empfehlen, aber auch solchen Männern, die dem Spiel ergeben find.

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Das Denkmal des russischen Dichters Turgenjew  ' ist auf dem Wollowstikirchhof eingeweiht worden. Das Dent mal besteht im Wesentlichen aus einem gewaltigen Blocke von schwarzem Granit auf einem Fundament grauen Granites. Der Block trägt die Aufschrift: Jwan Sergeiwitsch Turgenjen 1818-1883. Das Ganze macht einen imponirenden Eindrud

Menden  . 1. Juli. Der K." wird geschrieben: De Raubmörder Oswald treibt in der hiesigen Gegend sein Wesen mit einer Frechheit, die wirklich ihres gleichen sucht, und lebhaft an die alten Ritter- und Räubergeschichten erinnert. De gefährliche Patron dringt in die hier ziemlich zerstreut liegende Hütten am hellen lichten Tage und läßt sich von den Frauen, di um diese Zeit meist allein zu Hause find, Speise und Trant ver abreichen, fich rühmend, daß er der von der Polizei gesuchte D wald sei. Er scheut sich nicht, in den Feldern die Leute aufzu suchen und mit ihnen zu sprechen, allerdings wagt er die immer nur mit einzelnen Personen. Daß unter diesen Um ständen die Aufregung in hiesiger Gegend eine sehr große ist läßt sich wohl denken."

Briefkaften der Redaktion.

W. Unter 14 Jahren in jedem Falle strafbar; vom voll endeten 14. bis zum vollendeten 16. Lebensjahre bei Ver führung. Der Petrifirchthurm ist 96,34 M. hoch.

J. K. Dem Schlafburschen muß zum 15. des Monats ge fündigt werden, damit das Miethsverhältr. gelöst wird. Ein Anrecht auf Aushändigung eines Hausschlüssels hat er nicht.

kommen Sie eine halbe Stunde später und Sie werden Jenny bei mir finden. Was ich hier thue, ist wohl Unrecht und Sünde, doch ich kann nicht anders; ich empfinde zu tief Euc Beider Weh und habe die arme Jenny zu lieb, um ihr nich zu helfen, so weit dies in meinen schwachen Kräften steht! Elisabeth."

Nur mit Mühe hatte Harley das Billet zu Ende gelesen

Die Thür hatte sich während der letzten Rede Harley's geöffnet und Remy und Gerhard mit dem Kästchen waren ein­getreten, gefolgt von der nicht wenig neugierigen Annette und Friedel, der den größten Theil des Gespräches, welches schließ­lich durchaus nicht mehr leise geführt worden war, mit ange- Fest entstieg seiner Bruft ein Ton, ein Seufzer, so bang und hört und das ihn begreiflicher Weise mit gerechtem Staunen, wie auch mit ängstlicher Sorge um die Mutter erfüllt hatte.

Hier ist ein Beweis, daß Mutter Grein   die Wahrheit ge sprochen! Seht, Euch einmal das Kästchen an, das ich bei Herrn von Auvent der wohl der deutsche Herr van Owen sein wird gefunden. Wenn es nicht dasselbe ist, in dem fich das gestohlene Geld befunden, so will ich nicht Remy heißen und mein westindisches Engagement meinetwegen­dem Friedel abtreten!

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Es war der junge Sänger, der also gesprochen, während doch tief erregt neben dem Freunde stehen blieb. Gerhard, von den verschiedenartigsten Gefühlen erfüllt, stumm,

Unterm Reden hatte Remy die Hülle von dem Kästchen gestreift, das er nun vor Harley auf den Tisch stellte.

Bei dem Anblick der Schatulle stieß Harley einen Schrei Frau. der höchsten Ueberraschung aus, der ein Echo fand bei der alten

Beide hatten sofort das Kästchen erkannt, welches von Frau Grein   laut als dasselbe bezeichnet wurde, das van Owen in jener Nacht davongetragen.d

Harley sah im ersten Augenblick, daß es das Seitenstück war von der Kaffette, welche Ollenheim ihm vor wenigen Tagen gezeigt, und schon begannen seine Finger die nöthigen Mani pulationen zu machen, um das geheime Fach in dem Deckel zu öffnen.

Feft hatte Harley fich das Verfahren eingeprägt, und schon beim ersten Versuch öffnete sich der Deckel, die Porträts famen zum Vorschein, die ergreifenden Embleme des Todes­doch auch eine Anzahl Briefe und ein alter Schlüffel mit ge= öffnetem Bart.

Herr, du mein Gott! schrie der Entsette auf mit einem gemischten Gefühle von Staunen, Schreck und Freude. Es ist fo! Es ist die Schatulle Ollenheim's und hier ein Haupt

Schlüffel, der wohl das andere Kaffenschloß, wie auch die Thür des Kaffenzimmers öffnen wird. Van Owen ist der Dieb! -Doch diese Briefe? die Schrift? welche neue Ent deckung! es ist die Hand meiner Frau!"

Und in einer immer steigenden Aufregung hatten seine zitternden Finger die Briefe ergriffen, darinnen geblättert, end­lich einen derselben geöffnet und nun las er, mit Tönen, die immer weicher, zitternder wurden:

Ich will Ihren Bitten nicht länger widerstehen und habe Alles eingeleitet, daß Sie Jenny in meiner Wohnung sehen und sprechen können. Mein Mann geht um 2 Uhr ins Komfor;

doch auch wieder so froh, so hoffnungsreich flingend, als ob sein Herz von einer furchtbaren Last, die lange und schwer auf diesem geruht, endlich, endlich befreit worden wäre. Der Ton lang und zitternd ansteigend, ging endlich in ein Weinen über das er nicht mehr zurückzuhalten vermochte. Bugleich fant er wie gebrochen auf einen Siz und, seine Augen brüdend und preffend, überließ er sich ohne Rückhalt dem Schmerze, den er empfinden mußte. Des Mannes Gebahren war so ergreifend, daß in seiner Umgebung wohl kein Auge troden blieb, obgleidh nur die alte Frau die ganze furchtbare Bedeutung dieses Auf tritts tannte.

Gerhard hatte anfänglich dieser Szene stumm und fast un beweglich dagestanden. Sein Herz, das laut aufjubeln wollte bei der endlichen Entdeckung des wirklichen Diebes, deffen ruchlose That in all ihren schlimmen Folgen er hatte mit tragen müssen, zog sich krampfhaft. faft blutend zusammen bei dem Gedanken, daß der nunmehr entlarvte Verbrecher der Vater seiner armen Helene war. Doch bald wurde seine Aufmerksam feit in noch höherem Grade in Anspruch genommen. Det Mann, der sich in legter Beit in so eigenthümlicher, räthsel hafter Weise ihm genähert, den er nur unter dem fremden Namen Harley fannte und der doch einen solchen außergewöhnlichen Antheil an der Entdeckung des Verbrechens nahm, als sei et die Hauptperson des ganzen verwickelten Dramas wer wat es?- Sein Herz sagte es ihm, doch sein Kopf konnte es noch nicht faffen. Doch jezt auch Gerhard hatte einen der Briefe ergriffen, die Handschrift seiner Mutter erkannt jezt las det fremde Mann die Beilen, welche seine Mutter geschrieben hatte jezt begann er zu weinen, und nun nun flang es in ergreifenden Tönen durch das Weinen hervor: Mein armes Weib; Meine armen, armen Kinder! Nun hielt fich Gerhard nicht länger.

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Sein Herz drohte zu zerspringen, und fühlend, daß es ihm im nächsten Augenblick nicht mehr möglich sein würde, ein Wort hervorzubringen, rief er mit einem lauten, fast trampf haften Aufschrei:

Mein Bater!

und stürzte sich zugleich weinend zu den Füßen des Mannes Der ihn emporhob, an seine Brust drückte, sein Antlig mi Thränen benette, mit Küffen bedeckte und ein über das andere mal ihm zuflüsterte:

Mein Sohn! mein armer, geliebter Sohn! Verzeihung Deinem Vater! ( Fortsetzung folgt.)

Verantwortlicher Redacteur R. Cronheim in Berlin  . Drud und Verlag von Mar Bading in Berlin   SW, Beuthstraße 2.

Verzeihung