Dor, in

-

wein, Waldheim haben diesem Vorschlage zugestimmt und| es wird daher die Aufstellung des Herrn Dr. Calberla Seitens bleiben. Der Konservativen erfolgen. welcher

em Vor

ebel vor

einige Die Thätigkeit der Stadtverordneten­Versammlung.

er.

theilwei Kultus

Der bis

II.

Allgemeine Erörterungen. Bminifter Schon gleich bei der Konstituirung der Versammlung, die sterpräst gleich nach der durch Handschlag stattgefundenen Verpflichtung nseils be vorgenommen wurde, zeigte sich, daß die Arbeiterstadtverord­übrigen neten eine grundsäßlich verschiedene Auffassung von der Mehr­heit der Stadtverordneten trennte. Bei beiden Wahlgängen, , ist von behufs Wahl des ersten und zweiten Vorstehers, gaben dieselben tag nicht weiße Bettel ab, da fie fich nicht dazu entschließen konnten, ein erung er so außerordentliches Vertrauen irgend einem Herrn der Majo­ofort mit rität entgegenzubringen. Heute dürften dieselben ihre Hand­eschießen. lungsweise nicht bereuen, die Erfahrungen der lezten Tage be­trag von stätigen vollauf die gleich anfangs gehegten Befürchtungen. in Mar Man fann unmöglich die Thätigkeit der ganzen Versammlung onie des sowohl, als auch die Thätigkeit der einzelnen Stadtverordneten ände det richtig würdigen, so bald man nicht die einzelnen Bestimmun­altet und gen und Gebräuche, nach welchen in der Stadtverordneten­

Versammlung gearbeitet" wird, kennt. Die kostspieligeren und überaus zweifelhaften Anträge und Vorlagen des Magistrats sollen ge­e, die je wöhnlich durch eine Kommission erst geprüft und der Stadt­Weizer verordneten- Versammlung dann darüber Bericht erstattet wer­ieutenan den. Um diese Kommissionen herzustellen werden die einzelnen anal e Stadtverordneten in verschiedene Abtheilungen verloost. Der zen Wer Zufall, der immer das Loos beherrscht, war auch hierbei den den Bat Arbeiter- Stadtverordneten nicht günstig, da jeder in eine andere hntel de Abtheilung fam. Bekanntlich spielte der Zufall schon einmal Millione eine so tückische Rolle, bei der Ausloosung derjenigen Wahl­Fluß Che bezirke, die durch Hausbesitzer belegt werden mußten. Neben com wird diesen Abtheilungen bestehen noch ständische Deputationen, igstellum deren wichtigsten, wie Schuldeputation u. f. w. für eine sische

thung

Sachfes i für u was red

unbestrittene Domäne der Herren der Majorität ange­sehen werden. Die Auffaffung der Arbeiter- Stadtverordneten war natürlich eine andere. Ihre Ueberzeugung gipfelte darin, daß, wenn Kommissionen und Deputationen überhaupt einen Zweck hätten, derselbe nur dann erreicht werden könne, wenn eben in diesen Deputationen alle in der Bürgerschaft herrschen­den und in der Stadtverordneten- Versammlung vertretenen Anschauungen in denselben zur Geltung kommen müßten. Namentlich in die Schul- Deputation wäre es höchst noth­einen Der Kotwendig gewesen, Vertreter der Arbeiterpartei da die auf dem Gebiete des Volksschul­te, riese   zu senden, da die and di wesens herrschenden Uebelstände dringend einer foforti­ig vogen Remedur bedurften. Dem Antrage des Stadtverord­als ob ch nämli Lehrerwelt unbeliebtesten Stadtverordneten, den Stadtverord

erwarte Erfüllu

Beftech der

mig aufes galt,

B

Tid

als eine neten Singer zu wählen, wurde natürlich nicht stattgegeben. Aus dieser einseitigen Zusammensetzung der Kommissionen und Der Ma Deputationen ergiebt sich auch das schleppende der Verhand­lungen, da die Vertreter der Minorität, in den verschiedenen Kommissionen nicht zum Worte gekommen, gezwungen sind, reihe ſtets im Plenum ihre Ansichten und Prinzipien zu vertreten sofern nicht die Majorität schon bei Beiten für Schluß­anträge, die sich ausnahmslos einer prompten Annahme er freuen, gesorgt hat, ein Mittel, das in der lezten Zeit ge­radezu eine fast unglaubliche Anwendung fand. Jedoch, so schlimm und drückend, so lästig und verderblich auch dies Alles für die gedeihliche Entwickelung unserer Kommune ist, würde diese unsinnige Kommissions- und Deputationszusammen­setzung das Einzige sein, welches sich hindernd einer wahren Selbstverwaltung in den Weg stellt, so könnte man doch noch immerhin die Hoffnung haben, daß durch Aenderung in der Geschäftsordnung oder sonst auf irgend eine Weise ein Aus­weg aus diesem unerquicklichen Zustande geschaffen würde. Wer vermöchte aber eine Rettung anzugeben, aus dem, jeder wahren Selbstverwaltung geradezu ins Gesicht schlagenden Fraktions( un) wesen? Cristirt da z. B. innerhalb der Stadt­vertretung einer Fraktion der ,, Linken"? Schon der Name enthält eine Unwahrheit! Linke? Woher dieser Name? Die Herren ſizen ch Primit ganz geringen Ausnahmen auf der äußersten Rechten. Linke, als Begriff der Oppositionspartei? Ja, sie ist Herr ben S in der Stadtvertretung die regierende Macht und versteht als folche so zu wirthschaften, daß sie in mehr wie einer Hinsicht Comite für manche ,, Rechte" ein warnendes und abschreckendes Beispiel

3- A itglie

its ne

Heilan

foll perther

en

hstag

Offen,

rubig

nd The

Traus

beflom

ο ταβά Freuden eliebten

vohlfein

ie Tan

e Kran

auch

fein

ehun

uch

ferer

ahren

r in

ärmte

eberf beiden

Se b

veries

enn

Der

fein

Emil

7 batte

fon

mmer

lichen

ter

abres

Aman

tete

Or plo

DE

-

Herr Hausburger stand noch immer in fich versunken da; er hatte die Bemerkungen seiner Tochter überhört, während fich der Doktor auf einer Bank niedergelassen hatte und in ein fanftes Schläfchen versunken war, man hörte ab und zu einige undefinirbare Töne, die an das Knurren eines Budels erinnerten. Es ist ja auch eines jeden Menschen eigenfte Sache, auf welche Weise er die Schönheiten der Natur bewundern will.

Nochmals trieb Amanda ungeduldig zum Aufbruch, indem sie ihren Vater aus seinen Träumen, den Doktor Wernheim aus seinem Schläfchen aufstörte.

Das Wirthshaus war bald erreicht. Freundlich wurden die Gäste empfangen. Unter der großen Eiche saß der Pfarrer von Deverdorf. Bald schon war die Gesellschaft in leb­haftes Gespräch verwickelt, welches fich lediglich um Emil Reichelt drehte.

Herr Habermann bediente gegen seine Gewohnheit selbst. Auf die Frage nach seinem Töchterchen erwiderte er, daß An­gelifa fich unwohl fühle.

Amanda eilte in's Haus und fand das Wirthstöchterchen, den Kopf in die Hand gestütt, in einer Sophaecke fizend. Sieh' da, unsere frante, verwunschene Prinzeß! Ach, und sie find ja noch viel schöner geworden!"

Dem war auch in der That so. Angelika hatte tiefen Harm erduldet. Ihre Frische war etwas gewichen, aber nur, um einer noch zarteren Hautfarbe Plaz zu machen. Die tief­dunklen Augen leuchteten hervor aus dem schlohweißen Ant­lig, die goldenen Locken wallten um den feingewölbten Naden. So war Angelika allerdings bewundernwerth, und das Ach! das Amanda's Munde entflohen, war völlig ernsthaft

gemeint.

Angelika sprang auf; man merkte garnicht, daß sie unwohl war. Mit einer leichten Handbewegung bot sie dem Gafte einen Stuhl. Was wünschen Sie, mein Fräulein?" waren die ein­zigen Worte, mit denen fie Amanda begrüßte.

Die Lettere wurde ganz verwirrt über den Empfang. Sind sie wirklich so frank, daß ich sie störe?" stammelte das Fräulein verlegen. Ich wollte mit ihnen plaudern über un fern vorjährigen Aufenthalt, ich wollte einige Tage hier bei ihnen verweilen, sie sollten mich nochmals in ihren Garten führen, dorthin, wo die prächtige Aussicht ist. Ich habe sie so gern, Angelifa, und dabei sind sie so zurückhaltend."

Angelika rang einen Augenblick mit sich selber. Ich bitte um Verzeihung, mein Fräulein," sagte sie in weichem Tone; ich hatte mir vorher allerlei Gedanken gemacht und war auf ihren Besuch nicht gefaßt. Ich stehe jept ganz zu ihrer Ver­fügung." Mit diesen Worten stand Angelika hochaufgerichtet da, ihre Augen blisten energisch empor, als fie fragte: Nicht wahr, Amanda, man darf gratuliren, fie erwarten ihren Bräutigam wohl hier am Uglei- See?"

mein

belt

efud

feit

ich

Gaube

Teit

erz

ten

6 g

Nun, mit der Gratulation ist es noch nichts," athmete Amanda auf, wenigstens nicht öffentlich; von ihnen aber, liebe Freundin, nehme ich dieselbe an, weil ich weiß, daß sie von Herzen tommt. Emil wird heute, spätestens morgen, von Kiel  herüberkommen." ( Fortsegung folgt.)

bilden könnte. Soll dieser Name bedeuten, daß ihre Mitglieder im politischen Leben zu der nicht mehr zu definirenden ,, Linken" ge­hören? Nun, die verehrten Herren waren ja immer die ersten und lautesten Schreier darüber, daß nunmehr nach dem Aus­fall der Wahlen der Rathhaussaal zum Tummelplat politischer Reden gebraucht werden würde. Wie man sich auch drehen und wenden möge, die lezte Annahme ist die einzige, die einen Sinn für sich hat, und die oft gebrauchte Redewendung der Herren von der Linken", daß man sich im Sigungssaal des Rathhauses nicht als politische Partei hinzu­stellen habe, ist nichts als Heuchelei. Sie haben dies immer gethan, und wir sind weit entfernt, ihnen daraus einen Vor­wurf zu machen; nur mögen fie etwas aufrichtiger dabei ver­fahren.

Diese Fraktion der Linken" ist die stärkste und ihre Mit­glieder haben die Verpflichtung, für die in der Fraktion ge­faßten Beschlüsse einzutreten. Gegengründen im Plenum, und wenn sie noch so stichhaltig sind, darf man kein Gehör schenken. Wer nun schon hinter die Kouliffen gesehen hat und weiß, wie solche Fraktionsbeschlüsse zu Stande kommen, wie nur immer die einflußreichen Mitglieder ihre Meinung durchzusetzen wissen, der wird sich der Ueberzeugung nicht verschließen können, daß bei einem solchen Verlauf der Dinge nichts segensreiches erzielt werden kann, ja, daß leider selbst das kostbare Gut der Selbst­verwaltung aufhört, bei solchen Zuständen eine Wahrheit zu sein. An Stelle der Verwaltungsbehörden sind einige wenige Personen getreten, die mit einer Machtvollkommenheit ohne Gleichen ausgerüstet, stets ihre Wünsche, nnd diese werden mit ihren Interessen wohl nur selten im Widerspruch stehen, zur Geltung zu bringen wissen, die Selbstthätigkeit der Stadtver­ordneten dadurch aber vollständig lahmlegen.

Lokales.

Die Gemeinde- Wähler- Listen für die Stadtverordneten wahlen werden zu Jedermanns Einsicht vom 15. bis 30. Juli öffentlich ausgelegt werden. Es ist dringend nothwendig, daß zur vollen Wahrung des Wahlrechts jeder Steuerzahler sich davon überzeuge, ob sein Name überhaupt eingetragen und ob er auch in diejenige Klasse gestellt ist, in welche er dem von ihm gezahlten Steuerbetrage gemäß gehört. Die Wahl­berechtigten mögen daher selbst nachsehen, oder dies in Be­hinderungsfällen durch zuverlässige Bevollmächtigte bewirken laffen.

P. Durch alberne Klatschereien ist nicht das wenigste Unglück in der Welt geschehen. Vor etwa zwanzig Jahren wurden auf dem Gärtnereibefizer G.'schen Grundstück hinter Schöneberg   an der Stegliger Chaussee verschiedene Leichentheile eines bereits viele Jahre vergraben gewesenen Menschen blos­gelegt und, nachdem fie polizeilich untersucht, an derselben Stelle wieder vergraben. Klatschschwestern haben es nun für nöthig befunden, diese Geschichte wieder aufzufrischen und aus Rache von Freunden einer Mietherin des Herrn G., gegen die er die Ermissionstlage angestrengt, zu einer Denunziation gegen G. auszubeuten gewußt, wobei, wie durch Zeugen ermittelt, die Thatsachen insofern abfichtlich entstellt worden sind, als der Denunziant den Vorfall auf die Zeit vor etwa drei Jahren verlegt hat. Der Spieß hat sich nun gewendet und ist gegen die Denunzianten die Untersuchung wegen wissentlich falscher Denunziation eingeleitet worden.

k. Seltene Pflichttreue zeichnet den Kohlenkutscher Schulze aus Rirdorf aus. Derselbe hatte das Unglück an der Ecke der Waldemar- und Adalbertstraße beim Umbiegen von seinem Wagen zu rutschen und vor die Vorderräder zu fallen, ließ sich S. nach Anlegung eines Nothverbandes auf seinen die ihm über beide Füße gingen. Troß der großen Schmerzen Wagen seßen und fuhr nach seinem Bestimmungsort Wein­Wagen seßen und fuhr nach seinem Bestimmungsort Wein­ meisterstr  . Von dort mußte er mittelst Droschke in seine Woh­nung geschafft und hier in ärztliche Behandlung gegeben werden. Eine wirklich heroische That!

b. Aus bisher nicht aufgeklärten Gründen ertränkte sich vorgestern Abend der in der Josephstraße 9 wohnende Hauseigenthümer und Restaurateur B. Derselbe hatte sich nach Erfner begeben, von dort einen Ausflug nach den Kall­bergen gemacht und wurde noch um 10% Uhr Abends, wie eine hiesige Lokal- Korrespondenz meldet, zechend im Bahnhofs­Restaurant bemerkt. Von hier aus ging B. nach dem See, entfleidete sich und sprang in das Waffer. Hinzueilende Fischer fonnten nur noch die Leiche des Selbstmörders an das Land schaffen.

-1. Bewahrt das Feuer und das Licht! Beinahe wäre wieder dem Leichtsinn, das Licht vor dem Einschlafen nicht zu verlöschen, ein Menschenleben zum Opfer gefallen. Ein in dem Seidenwaarengeschäft von Sch. in der Oberwasserstraße in Kon­dition stehendes Dienstmädchen hat dieser Unachtsamkeit wegen einen Theil ihrer Garderobe zu beklagen. Sie war sanft ein­geschlummert und glaubte jedenfalls, die Flammen des Lichts würden ein Gleiches thun. Statt dessen aber standen urplöglich Mobilien und Kleidungsstücke im Zimmer im Brand und das verschlafene Dienstmädchen konnte froh sein, diesmal noch mit dem bloßen Schrecken und verbrannten Fingern davon zu kommen. Das Feuer mußte freilich durch die Feuerwehr gelöscht

werden.

-r. Messer weg! In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag stachen sich wieder einmal an der Reichenberger- und Fürstenstraßen- Ecke ein paar Nachtschwärmer mit ihren Taschen­meffern die Köpfe blutig. Dem Buchbinder 3. aus der Grimm­straße wird hoffentlich die Lust zu derartigen ferneren Rohheiten vergehen er erhielt von seinem Gegner zwei Stiche ins Ge­ficht und einen in den Oberarm. Wie gefährlich es nebenbei bemerkt ist, bei derartigen nächtlichen Krawallen stehen zu bleiben, beweist der Umstand, daß der Arbeiter K., der nur als Zuschauer fungirte, drei Stiche in den Oberschenkel erhielt. Einer der Mefferhelden soll verhaftet sein. Die Verwundeten fanden in der Sanitätswache Dranienstraße Hülfe.

1. Warnungen, die nicht befolgt werden, haben ebenso wie nicht getrunkenes Bier ihren Beruf verfehlt. Fast möchte man fragen, wozu wären fie überhaupt da, wenn sie nicht übertreten werden sollten? Steht nicht groß und deutlich an jedem Pferdebahnwagen zu lesen, daß das Abspringen von der linken Seite verboten ist? Jedermann hat es gewiß tausend­mal in seinem Leben gesehen, auf die meisten Leute übt das freilich so gut wie gar keine Wirkung aus, man bricht in Berlin   ganz ruhig Hals und Beine weiter, als ob man Ueber­fluß davon hätte. So wollte gestern in der Bergmannstraße ein auf dem Perron stehender Herr absteigen, da er jedoch nicht bis zur Haltestelle mitfahren wollte, sprang er während der Fahrt ab und siel hierbei so unglücklich zur Erde, daß er fich mehrere schwere Verlegungen zuzog. Ein auf dem Wagen befindlicher Kontroleur veranlaßte den Transport des Ver­unglückten mittelst Droschke zu einem Arzt. Wir halten es für überflüssig, noch weitere Bemerkungen an den Unglücksfall zu fnüpfen, das Bublifum scheint eben nicht hören zu wollen.

* Unsere Erbfreunde, die Russen, werden bekanntlich in Berlin   mit ganz besonderer Sorgfalt observirt. Man scheint fie hier nicht gern zu sehen, aus welchen Gründen ist uns nicht recht begreiflich. Schon vor einiger Beit wurden gegen dieselben ein Wenig exceptionelle Baßmaßregeln ergriffen. Nach­dem nun jezt das hiesige Kgl. Polizei- Präsidium festgestellt hat, zu welchem Zweck die hier anwesenden Rufsen Berlin   be­suchen, wird denselben die jederzeit widerrufliche Erlaubniß er­theilt, sich für die Dauer von drei Monaten hier aufzuhalten. Nach Ablauf dieser Frist haben dieselben, wie ihnen vom Kgl. Polizeipräsidium bekannt gegeben worden, Berlin   ohne besondere Aufforderung zu verlassen.

h. Eine polizeiliche Haussuchung nach verbotenen Schriften fand gestern bei dem in dem in der Adalbertstraße wohnhaften Gelbgießer H. statt. Außer einigen Papierschnißeln,

Briefen, Zeitungen c. wurde nichts Mitnehmswerthes vor­gefunden.

g. Vorsicht beim Baden! In der Havel   bei Spandau  ist gestern wiederum ein Schlossergeselle ertrunken. Der Ver storbene ist verheirathet und erst vor Kurzem vom Militär ent lassen worden.

b. Augen auf und Taschen zu! Ein Lumpenhändler kultivirt jezt einen ganz neuen Schwindel. Er sucht überall Dumme auf, denen er erzählt, daß er beim Einkauf von Lumpen goldene Ringe gefunden habe, und bietet dieselben für 1-2 M. zum Verkauf an. Wer darauf reinfällt, erhält einen Ring von höchstens 25 Pf. im Werth. Der Schwindler ist ein Mann in den besten Jahren, hat röthliches Haar und Schnurrbart und macht sonst einen günstigen Eindruck. Es sei vor ihm ge­warnt.

b. O, welche Lust, Soldat zu sein! 108 Mann stehen nach der letzten Rekrutenaushebung in dem Verdacht, sich als Wehrpflichtige dem Eintritt in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte entziehen zu wollen. Dieselben werden auf den 17. September d. J. zur Hauptverhandlung nach Moabit  geladen.

-

-g. Cave canem schrieben die alten Römer an den Eingang ihrer Häuser nimm Dich vor dem Hund in Acht! Das hätte auch der Schlächtermeister B. in der alten Jakob­straße thun und Abends eine Laterne neben die Inschrift hän gen sollen, dann hätte schwerlich sein bissiger Köter den bei ihm angestellten Gesellen so übel zurichten können. Der Gefelle ging am Abend über den Hof, als plöslich der an einer Kette liegende Hund, ohne daß er irgendwie gereizt worden wäre, auf ihn zusprang und ihm mehrere Bigwunden am Oberschen fel und am Arm beibrachte. Blutüberströmt und mit den fürchterlichsten Schmerzen wurde derselbe zu einem Heilgehül­fen gebracht, der die Wuuden vorläufig zunähte und einen Nothverband anlegte. Der Zustand des arg zugerichteten Schlächtergesellen verschlimmerte fich jedoch dermaßen, daß heute morgen seine Ueberführung nach dem Königl. Augusta- Hospi tal angeordnet wurde. Der betreffende Hund soll ein sehr bissiges Thier sein, der von allen Hausbewohnern gefürchtet wird und sogar bereits einige Male seinen eigenen Herrn ge biffen haben soll. Daß dem Hunde alle mögliche schlechten Eigenschaften nachgesagt werden, das hilft jest nichts mehr, man hätte die Bestie lieber vorher unschädlich machen sollen.

-

Gerichts- Zeitung.

R. Ueberfüllung des Pferdebahnwagens. Vor dem Schöffengericht hatte sich der Pferdeeisenbahn- Kondukteur W.wegen Uebertretung der Polizeivorschrift zu verantworten. Dem Kon­dukteur wurde zur Laft gelegt, mehr Personen im Wagen ge­habt zu haben, als nach der Polizeivorschrift zulässig sei. Der Hergang war folgender: Der Wagen 117 fuhr vom Morigplas bis zur Köpnickerstraßen- Ecke; hier sprang der Kondukteur ab, um die Weiche zu stellen. Während dessen stiegen von der linken Seite eine Anzahl Personen ein, so daß der Wagen überfüllt war. Nachdem der Wagen die Weiche pasfirt hatte, stieg der Kondukteur wieder auf, und mit ihm zugleich ein Schußmann, der verlangte, daß der Kondukteur die überzähligen Personen absteigen lasse. Der Kondukteur kam dieser Auffor­derung nicht sofort nach, sondern ließ den Wagen noch un­gefähr 100 Schritte weiter fahren und erst dann die überzäh ligen Personen absteigen. Doch kaum war der Wagen wieder in Bewegung, so stieg auch der Schußmann wieder auf und fonstatirte, daß noch eine Person zu viel im Wagen sei. Er forderte den Kondukteur daher auf, die eine Person zum Aussteigen zu veranlassen. Nach Angabe des Schußmanns ist der Kondukteur auch der letzten Auffor­derung nicht sofort nachgekommen, sondern hat erst an der Jannowitz- Brücke halten lassen. Letteres bestritt sowohl der Kondukteur als auch der als Zeuge anwesende Kutscher  ; beide behaupteten, daß der Wagen auch zum zweitenmal wenn auch nicht sofort gehalten habe. Durch Vernehmung ver­schiedener Zeugen zog sich die Verhandlung sehr in die Länge. Ein Zeuge Beckmann sagt aus, daß der Schußmann den Kon­dukteur so ,, hart angefahren" habe, daß er und mehrere Bassa­giere darüber unwillig geworden seien. Schließlich bean­fragte der Amtsanwalt Freisprechung und das Schöffengericht erkannte demgemäß, in Anbetracht, daß der Kondukteur un möglich in diesem Falle für den verstärkten Andrang des Publikums verantwortlich sei, da ihm eine Kontrole der ein­steigenden Baffagiere, während er die Weiche stelle, nicht zuge­muthet werden könne. Außerdem gebe es nicht gut an, daß ein Wagen hart am Kreuzungspunkte zweier Straßen halte. Be­züglich des zweiten Punktes der Anklage stand sich Aussage gegen Aussage gegenüber, und dem Schußmann sei hier nicht unbedingt Glauben zu schenken, weil er dem Wagen nicht nach gelaufen sei.

-

-11. Der durch die Presse begangene grobe Unfug. wegen deffen der Lokalredakteur des Berliner Tageblatts", Sigismund Perl vor ca. 2 Monaten von der 96. Abtheilung des hiesigen Schöffengerichts zu vierzehn Tagen Haft verurtheilt worden ist, beschäftigte gestern, Dienstag, die sechste Straffammer hiesigen Landgerichts I in der Berufungsinstanz. Der Verurtheilung lag die Wiedergabe eines in der Stadt verbreitet gewesenen Gerüchts, nach dem ein Bruder des Maffenmörders Conrad auf dem Sterbebett das Geständniß abgelegt, daß er die seinem Bruder zur Last gelegte graufige That begangen habe, zu Grunde, bei welcher Gelegenheit die Redaktion sofort an der Richtigkeit des Gerüchts zweifelte und dessen Ursprung auf das schon im Laufe der Untersuchung an den Tag gelegte Bestreben der Verwandten des Conrad, den­felben zu entlasten, zurückführte. Bereits in der nächsten Nummer war auf Grund eingezogener Erkundigungen die Grundlosigkeit des Gerüchts fonstatirt worden. Das unter dem Vorfit des Gerichtsaffessors Müller tagende Schöffengericht war bei der Verurtheilung des Angeklagten von Der Boraussetzung ausgegangen, daß eine Beitung überhaupt nicht be rechtigt sei, noch nicht nach seiner Wahrheit geprüfte Gerüchte wiederzugeben, noch dazu solcher Natur, daß dadurch das Publikum in große Erregung verfest, also belästigt, wer­ben müsse.( Sehr richtig! D. Red.) In der Berufungs  instanz hob Rechtsanwalt Michaelis als Vertheidiger des Angeklagten hervor, daß nicht die Wiedergabe des Gerüchts, sondern die von Beugen bekundete Eristenz desselben die Be unruhigung im Bublifum hervorgerufen und daß gerade die Mittheilung des Angeklagten im Gegensaß hierzu geeignet war, die erregten Gemüther zu beruhigen. Sur Hervorrufung groben Unfugs gehöre aber eine vorfäßliche Handlung des Thäters, welche eine Belästigung des Publikums bezweckt, während seinem Mandanten selbst vom ersten Richter nur eine Fahr­lässigkeit zum Vorwurf gemacht wird. Der Gerichtshof trat dieser Auffassung bei, hob das erste Urtheil auf und erkannte auf Freisprechung des Angeklagten.

"

Bur Arbeiterbewegung.

-hr. Eine öffentliche Versammlung der Tischler, welche am Montag, Lothringerstraße 37, unter dem Vorfige des Herrn Lenz stattfand, beschäftigte sich mit der Frage: 1. Wie find die geplanten Abzüge verschiedener Arbeitgeber illusorisch zu machen?" 2. Auf welche Weise sind die von uns erzielten Errungenschaften auf die Dauer zu befestigen?" Von den vielen Werkstätten im Norden der Stadt, welche zu der Versammlung ganz besonders eingeladen waren, waren nur vier durch Delegirte vertreten. Für Herrn Roebel  , der verhindert war, zum Beginn der Versammlung zu erscheinen, trat Herr Künzel mit einem Referat ein, in welchem er dar­