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399 549

Nr. 81.

Beilage zum Berliner Volksblatt.

Soziale Streifbilder.

E. L.

Jeder aufgeklärte, gesittete Mensch, sei es in Deutschland , England, Frankreich oder sonst einem zivilifirten europäischen Staate, wird die Prostitution mit Recht für eine Bestbeule der modernen Gesellschaft erklären, über deren zerstörende Gewalt fogar die Polizei teinen nachhaltigen Einfluß auszuüben ver­mag, da die Prostitution, an einer Stelle verdrängt, sofort an der andern wieder auftaucht. Selbst die strengsten Gefeßes paragraphen würden hier ihre Kraft verfehlen, vielmehr das Uebel nur verschlimmern, weil die Prostitution zu denjenigen fozialen Erscheinungen gehört, welche durch Gewalt niemals beseitigt werden können. Viele Staaten haben schon solche Operationen vorgenommen und waren über deren Folgen nicht wenig enttäuscht, denn, öffentlich unterdrückt, wirkte die Pro­ftitution im Geheimen viel verderblicher fort, den Ruin manches Familienglückes herbeiführend. Wir wollen die Frage über Die Nothwendigkeit oder Entbehrlichkeit der Prostitution für einen zivilifirten Staat hier nicht weiter erörtern, nur soviel sei gesagt, daß der moderne Staat" allerdings dieselbe nicht ganz entbehren kann, wenn er nicht die Ursachen derselben be­feitigt.

Diese Ursachen liegen so flar und offen zu Tage, daß man fich wundern muß, daß dieselben nicht schon längst allseitig an­erfannt sind. Es ist hier ebenso, wie auf allen anderen so­zialen Gebieten: man turirt tapfer auf die Symptome los, anstatt das Uebel selbst an der Wurzel anzugreifen.

11

-

Welcher Stand liefert aber der Prostitution die meisten Glieder? Es ist mit wenigen Ausnahmen der Arbeiter­stand, das Proletariat"(? D. Red.), besonders deshalb, weil solches seine Töchter, noch ehe fie zur Jungfrau erwachsen, dem schädlichen demoralisirenden Einflusse der Fabriken sc. aus bitterer Noth preisgeben muß.

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Wie viele schädliche Elemente wirken hier vereint, den guten Einfluß, welchen die Eltern, bei der ihnen so gering zu Gebote stehenden arbeitsfreien Zeit, bisher auf ihre Töchter ausüben fonnten, zu zerstören.

Mittwoch, den 9. Juli 1884.

alsdann nur in veränderter Form für sie weiter, da ja der Verdienst des Mannes nicht im Mindesten ausreicht, ein Fa­milienglück zu begründen und sie für ihre Töchter fein anderes Schicksal, als das selbst erlebte, vor Augen steht.

Es ließen fich tausende von Beispielen anführen, in wel­chen Proletariertöchter, an den oben geschilderten Klippen scheiternd, durch ein furzes, glanzreiches Leben verlockt, schließ­lich der Prostitution überliefert werden; wir überlassen es jedoch unseren Lesern, fich solcher Fälle aus ihrer Erfahrung zu erinnern. Ein einziger Abendspaziergang durch die Straßen der Stadt bietet hierfür schon ein derartiges Beobachtungsfeld, daß man Bände damit füllen könnte.

Gerichts- Zeitung.

Ein eigenartiger Vertrauensbruch brachte den Reisen den einer hiesigen Firma um seine Stellung. Derfelbe hatte von der Firma die Ordre erhalten, auf seiner Tour nicht mehrere Male ein und denselben Platz zu besuchen. Er fehrte aber für die Dauer der Feiertage nach einem bereits besuchten Blaze zurück und ließ an seinem bisherigen Aufenthaltsort während der Feiertage eine Postkarte an seine Firma aufgeben, um diese glauben zu machen, daß er während des Festes noch dort weile. Sobald die Firma von dieser Manipulation Kennt niß erhalten hatte, entließ sie sofort den Reisenden. Dieser bestritt ihr aber das Recht dazu und wurde auf Bahlung des Gehalts bis zum Ablauf seiner Kontraktszeit flagbar. Sowohl Das hiesige Landgericht I als auch das Kammergericht wiesen den Kläger mit seinem Anspruch ab, indem der Berufungs­richter motivirend ausführte: Mit dem ersten Richter ist an zunehmen, daß das Verhalten des Klägers, abgesehen von dem Darin liegenden Ungehorsam, als ein grober Vertrauensbruch anzusehen ist, welcher nach Artikel 62, 64 Nr. 1 des Handels­gesetzbuchs die beklagte Firma zur sofortigen Aufhebung des Dienstverhältnisses berechtigte. Wenngleich Kläger durch seinen Aufenthalt an dem bereits besuchten Ort während der Feier­tage die gewerblichen Interessen der Firma nicht ge­schädigt haben mag, so fällt ihm doch jedenfalls ein bewußter Ungehorsam gegen die ausdrücklichen Weisungen seiner Prin­

zu verheimlichen, die Beklagte sogar durch Absendung der Boftfarte gefliffentlich täuschte, so hatte lettere genügenden Grund, ihm ihr Vertrauen zu entziehen. Sollte Kläger aber in seiner Stellung als Reisender mit Erfolg thätig sein, so mußte er, da er die Beklagte selbst ständig und un­toftolirbar zu vertreten hatte, deren volles Vertrauen be­figen. Der Beklagten kann nicht zugemuthet werden, das mit dem Kläger eingegangene, durch deffen großen Vertrauensbruch in seinen Handlungen erschütterte und deshalb unhaltbar ge­wordene Vertragsverhältniß noch länger fortzusetzen."

Und wann ist ein Mädchen, im jugendlichen Alter von 14 bis 16 Jahren, welches noch lebenslustig und hoffnungs- zipalin zur Last, und wenn er sodann, um diesen Ungehorsam voll in die Welt schaut, schon so charakterstark, um unter den schädlichen Einflüssen der Fabrit nicht demoralisirt zu werden? Die Allerwenigsten befizen wohl die Kraft hierzu, umſomehr, da ihnen der Weg redlicher Arbeit feine andere Zukunft zeigt als Armuth, Elend und die empörende Gewißheit, ihre jung­fräuliche Schönheit und Anmuth, welche ihnen die Natur zur Freude und herzerfreuender Thätigkeit verlieh, der aufreibenden, gesundheitzerstörenden Fabritarbeit opfern zu müssen. Letzteres noch dazu unter dem Umstande, daß der färgliche Ertrag ihrer Arbeit nicht einmal zu ihrem Lebensunterhalte ausreicht, mit­hin ihre Kräfte schon allein durch Mangel an gesunder Nahrung erschlaffen müffen. Wer dies nicht glauben will, der sehe sich die ,, Proletariertöchter" doch an, wenn sie in frühester Morgen­stunde, während ihre glücklicheren Altersgenossinnen der so­genannten befferen Stände noch in weichen Federn ruhen, bleich und schmal, wie in der Knospe schon verblühte Rosen, zur Fabrit schleichen, in welcher bei monotoner, geisttödtender, an­ftrengender Arbeit Kaffee und Schrippen" fast ihr ausschließ liches Nahrungsmittel tagsüber bilden, das fie meistens, mit allerlei herumfliegenden Staubtheilen der Fabrik gemischt, ge­nießen.

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Wenn nun hier und da Einer von ihnen der hohe Wurf gelingt eines Broletariers" Weib zu werden, diese stimmt 08( 200) dann nicht mit in den Jubel" ein, nein, das Elend geht

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74

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Feuilleton.

Drei Gesellen.

Eine ernste Erzählung von Ernst Pasqué .

( Fortsetzung.)

Mit steigender Aufregung hatte Auvent gesprochen, doch gegen den Schluß seines unheimlichen Berichts war seine Stimme matter geworden und die lezten Worte tamen fast tonlos und ohne Ausdruck zu Tage.

Nun griff die Hand maschinenmäßig, ohne daß er fer und dabei aufschaute, nach der Flasche; er schenkte sich ein und trant.

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Neues Leben fam in die Gestalt und wieder fuhr er auf. Nein! schrie er jeßt, so leicht wurde mir der Sieg nicht, denn noch eine entsegliche Angst hatte ich zu überstehen indeffen bald und glücklich vorüberging, Am andern frühen Morgen fam fie, die Grethe, zu mir. Ich hatte dem Mädchen, das hübsch war, heimlich den Hof gemacht und sie mich angehört. Was fie zu mir sprach, warf mich fast danieder fie und die Grein hatten mich im Kaffenzimmer gesehen und erkannt. Ich versprach ihr Alles fie zu meiner Frau zu machen und au fie schweigen die Andere zum Schweigen bringen würde;- bemer ste ließ sich bethören und schwieg und die Grein Inficht schwieg auch. Nun war es geschehen der Elsen ein Dieb und ich ein reicher Mann!

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Tastend griff die Hand abermals nach der Flasche, als ob e die einzige Wehre sei, die ihm geblieben. Sie war fast leer und den Rest des Inhalts goß er in sein Glas, nnd lang= Eine ganze Weile blieb Auvent in seiner scheinbaren Be­täubung liegen. Da ließ fich plöglich der helle Ton eines Glöckchens hören. Einmal nur erklang es, doch war es genug, um den Betäubten wieder zum Leben zu wecken um seinen Kopf emporzureißen.

Es war die Uhr, welche die halbe Stunde geschlagen. Mit wilder Energie raffte Auvent fich auf, mit festen Schritten trat er um den Tisch herum, ergriff er die zweite Flasche und entforfte fie und goß sich ein.

Sein Arm, seine Hand, welche das Glas vor die Lippe genommen, blieb plöglich wie gebannt erhoben, der Ausdrud feines Gefichts wurde ein entfeßlicher; glühender has und bericht. Wuth drückten sich immer mehr darinnen aus und die Augen 3. glühten wie ein paar feurige Kohlen unter den zusammenge Frag Boriogenen Brauen.

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Einen Augenblick blieb er also, unbeweglich und starr, in schreckenerregender Weise in's Leere schauend, dann machte sein Körper eine rasche, zuckende Bewegung, und das Glas mit aller Kraft zu Boden schleudernd, daß es in tausend Stücke zer­splitterte: schrie er:

Agapita Fluch ihr! Fluch ihr!-Fluch!

Abermals folgte eine Pause, dann begann er wieder zu irk. reden, doch diesmal klang es dumpfer, grollender. Sie ist mein Unglück! der Wechsel! Sie verführte mich, ihn zu schreiben!

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-a. Eine prinzipiell wichtige Entscheidung in Bezug auf Erbschaftsregulirungen wurde vom Reichsgericht getroffen. Der verstorbene Kaufmann X hatte mehrere Kinder hinterlassen, Der verstorbene Kaufmann hatte mehrere Kinder hinterlaffen, darunter die beiden verheiratheten Töchter Agnes und Hedwig. In Bezug auf diese beiden Töchter enthielt das Teftament des X folgenden Paffus: Es laffen sich anrechnen auf ihr Erb­theil: Agnes 6648 Thlr. und Hedwig 3995 Thlr., indem fie diese Beträge theils bei, theils nach ihrer Verheirathung nach Ausweis der in meinen Papieren befindlichen Quittungen von mir gezahlt erhalten haben." Nun hatten diese beiden Töch­ter thatsächlich von ihrem Vater nur 2100 Thlr. resp. 1500 Thlr. erhalten, und es fanden sich auch unter den hinterlassenen Bas pieren des Erblaffers keine Quittungen über die im Testament angegebenen Summen. Die beiden Töchter wollten sich des

Die letzten Worte hatte er mit zischendem Tone, mit wuthgrinsendem Munde gesprochen, wobei sein Oberkörper fich zusammengezogen und niedergebeugt, als ob er im folgenden Augenblicke, gleich einem wilden Thier, auf einen Feind los­springen wollte.

Doch keine weitere derartige Bewegung erfolgte. Eine fleine Weile blieb Auvent in derselben Stellung, als ob er den vermeintlichen Feind beobachtete, dann aber hob sich sein ganzer Körper mit einem raschen Ruck und, wie es schien, mit einem festen Entschluß, und finster, voll grimmen Bornes blickte nun sein Antlig.

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Er hatte in der That wieder etwas Gewalt über sich selbst erlangt, denn bestimmter erklangen die Worte, wenn er fie auch leise mit feuchendem Tone hervorbrachte. Es ist so! Ich muß fie bestrafen mich an der fal­schen Schlage rächen schen Schlage rächen bevor ich die Welt verlasse. Mit dem jungen Burschen will fie davongehen! Haha! und ich sollte das Geld dazu hergeben! Gefehlt und verrechnet du Falsche! Bei mir sollst du bleiben! mit mir- sollst du gehen! Und mit zuckenden Schritten bewegte er sich auf das offene Bureau zu. Eine Schublade zog er hervor und aus dieser ein ziemlich großes Etui.

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Nein, sprach er nun haftig und abgerissen. Das macht Lärm. Hier das Messer der Dolch wird ruhigere Arbeit vollbringen!

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-O

Die Mordwaffe in der Hand, bewegte er sich von dem Bureau hinweg und auf den Ausgang des Bimmers zu, welcher nach dem Kabinet mit der Wendeltreppe führte. Seine Mienen waren verzerrt und mit krampfhafter Gewalt hielt seine Hand das Messer.

Er wäre in diesem Angenblicke fähig gewesen, das Ent segliche zu vollbringen, wie es sein Mund ausgesprochen, Dies deutete sein Geficht, seine Haltung und sein ganzes Gebaren.

Doch in der Mitte des Zimmers hielt er inne. Noch ein Glas auf den Weg!

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Zum Tische schwankte er wieder, schenkte ein neues Glas voll und trank es leer und rasch noch ein zweites Glas. Doch auch die Andere Margarethe hat mich ver­rathen. Auch fie muß gestraft werden fterben!- Wo ist fie?

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Er wankte und mußte sich an der Tischplatte halten. Der Dolch entfiel seiner Hand und lag nun neben dem kleinen, mit einem Tuche bedeckten Krystallfläschchen.

Nun entrang fich plößlich ein langgezogener, röchelnder Laut seiner Brust, worauf er wieder zu reden begann, abge­brochen und mit einem feuchenden, zischenden Ton voll Haß.

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Sie ging fort! Bu Elsen ging fie. Ihm hat sie mich verrathen die Schlange die mich schon einmal umgarnt damals als fte mein Geheimniß wußte mich verder ben fonnte und mich dadurch zwang, sie mitzunehmen. Aber haha! ich hab ihr vergolten! Nun aber war die Reihe wieder an ihr und fie sie hat mich verrathen Helene Helene!! Den Namen hatte er zuerst wie alles Uebrige leise, feuchend ausgesprochen, dann aber wiederholt mit schrecklich flingendem

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wie auch

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1. Jahrgang.

halb die Anrechnung jener hohen Summen auf ihr Erbtheil nicht gefallen laffen und sie flagten gegen ihren Bruder, welcher Miterbe und Testamentsexekutor war, auf Auszahlung des ihnen zukommenden Erbtheils unter Anrechnung von 2100 Thlr. refp. 1500 Thlr. In erster Instanz erstritten die Klägerinnen ein obfiegendes Urtheil, dagegen wurden sie vom Berufungs gericht mit ihrer Klage abgewiesen, und die von ihnen einge legte Revision wurde vom Reichsgericht, IV. Zivils., durch Ur theil vom 23. Mai 1884 zurückgewiesen, indem es begründend ausführte: Der Berufungsrichter findet in den Worten des legten Sazes der erwähnten Testamentsbestimmung nur eine erläuternde Bemerkung und nimmt an, daß dieselben nicht er geben, daß der Teftator den Klägerinnen die Anrechnung auf­erlegte, weil sie die Summe von ihm gezahlt erhalten hätten. Ja, er geht so weit, daß nicht einmal die Möglichkeit ausge schlossen sei, daß der Testator den Klägerinnen die Pflicht auf Anrechnung aus einem anderen Grunde auferlegen wollte und die folgende Erklärung, selbst wissend, daß sie unrichtig war, beigefügt habe, um der Bestimmung einen schonenden Ausdruck zu geben. Hiermit stellt also der Berufungsrichter durch Aus­legung des Testaments fest, daß der Testator den dispositiven Willen gehabt habe, daß die Klägerinnen sich die von ihm an­gegebenen Summen von ihren Erbtheilen fürzen laffen sollen, gleichviel ob sie solche Beträge von ihm erhalten haben oder nicht. Eine bei dieser Auslegung untergelaufene Gesetzvers legung ist nicht zu erkennen; die dadurch gewonnene thatsäch liche Feststellung des Willens des Testators ist daher nach § 524 C.-Pr.-D. für das Revisionsgericht bindend. Wird aber hieran festgehalten, so leuchtet ein, daß die Wirksamkeit der Anordnung des Testators durch einen etwaigen Irrthum des selben über die wirklich gezahlten Beträge nicht berührt wird und daß also der geltend gemachte Anspruch der Klägerinnen auf Herabfeßung der Konferenden auf die ihnen wirklich gezahl ten Beträge hinfällig ist.

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Druckschriftenvertrieb. Der aus Berlin ausgewiesene, in Dresden wohnende Schneider Joler, 3. Beit Defonom des Dresdener Volksbildungsverein, stand am Sonn­abend, den 28. Juni, vor Gericht wegen Zuwiderhandlung gegen§§ 24 und 25 des Sozialistengesezes. Herrn Idler ist der Druckschriftenvertrieb entzogen und wollte die Anklage schon darin das Moment der Verbreitung erblicken, daß der Beklagte Beitungen im Lokale des obengenannten Vereins dessen Defonom er ist ausliegen hat, bez. Zeitungen in die Lese­rahmen einspanne. Andererseits hatte Joler 1. Beit eine An­nonce veröffentlicht, daß das Berliner Telegramm der Abstim­mung über das Sozialistengefeß bei ihm, dem Delonom des Vereins, fleine Brüdergasse 10, einzusehen sei. Auch hierauf lautete die Anklage. Nachdem Joler sein Verhältniß als Defonom zum Verein largelegt und erklärt hatte, daß er quast nur als Kellner daselbst funktionire, seine Frau und Tochter überdies die Zeitungen einspannten u. s. m., bestritt er, durch fragliche Annonce die Abficht der Verbreitung von Druckschriften gehabt zu haben, da die Initiative nicht ihm, sondern dem Ge sammtvorstande des Vereins, seinem Vorgesezten in allen Fällen gebühre. Das Gericht sprach den Angeklagten frei, da es der Auffassungen Jolers beitrat und ihn als eine im Auftrage An­derer funttionirende, nicht als selbstständige handelnde Person betrachtete.

Vereinsnachrichten.

Offenbach , 3. Juli. ( Frantf. 3tg.") Vor zahlreich ver sammelter Wählerschaft sprach gestern Abend Herr Reichstags­ abgeordneter Liebknecht im Schloffer'schen Saale über seine

Tone herausgeschrieen. Die Hände schlug er über das Geficht und im folgenden Augenblick fiel er schwer auf den Tisch, doch teinen genügenden Halt findend, sant er bald weiter herab und zur Erde. Während die kraftlosen Knie zusammenbrachen, sich beugten, fiel ſein Oberkörper nun auf einen Stuhl, der neben dem Tische stand.

Leise, doch in entseglichen Tönen stöhnend, versuchte er sich aufzurichten. Er vermochte es nicht.

Die Kräfte schienen ihm zu fehlen, um auszuführen, was er fich vorgenommen und was wohl noch immer, wenn auch dunkel, vor seinem bereits umnachteten Geiste schwebte.

Da beginnt die Uhr in dem Nebenzimmer langsam die zwölfte Stunde zu verkünden.

Bei dem ersten Schlag- als ob er seinen Körper elektrisch berührt richtet Auvent sich auf.

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Die Hand fährt nach der Flasche.

Durch sein Niederfinken auf den Tisch war ste umgefallen und hatte ihren Inhalt verschüttet. Doch enthielt ihr gebauchter Theil noch immer einen Rest des Weines.

Diesen gießt er in das Glas; es war fast gefüllt. Haftig streift er nun das Tuch weg, nimmt die krystallene Phiole, und ihren ganzen Inhalt träufelt er in den Wein, mit der freien Hand zugleich die Tischplatte umkrallend, um seinem wankenden Körper einen Halt zu geben.

Dazwischen feucht sein Mund kaum hörbar und mit fast unverständlichem Lallen:

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Helene! Der Gedanke an Dich jetzt in diesem Augenblicke soll meine Strafe sein! Der zwölfte Schlag ertönt. In demselben Augenblicke stürzt der Unglückliche das legte Glas hinunter, und noch ist der Ton der Uhr nicht verklungen, als sein Körper nach einem unmerklichen Bittern plößlich zusammenbricht und mit furcht­barer Gewalt todt zu Boden fällt.

Sechstes Kapitel. Helene.

Es war Elsen unmöglich geworden, am anderen Morgen, so früh als er im Sinne gehabt, nach van Owen's Wohnung zu gehen, denn obgleich das Fieber nachgelaffen, dem Kranken, i an deffeu Lager er die ganze Nacht geweilt, augenblicklich besser war, so wollte er sich doch nicht eher entfernen, als bis er den Arzt gesprochen. Erst gegen acht Uhr erschien dieser und untersuchte den Bustand Gerhard's mit größter Genauigkeit.

Getreulich berichtete Elsen, was vorgefallen, so weit es Bezug auf seinen Sohn hatte und so viel er selbst wußte, was diesen betroffen.

Nach kurzer Ueberlegung gab der Arzt endlich und zur größten Freude des Vaters die Erklärung ab, daß nicht die mindeste Gefahr vorliege.

Elsen bat noch, ja Alles aufzuwenden, was die Genesung beschleunigen könne, was der Arzt auch zu thun versprach.

Hold, von der Wichtigkeit seines neuen Amtes erfüllt, hatte die Freunde sammt und sonders und ohne Gnade laus ihren Dachräumen hinaus und auf die Straße getrieben. Nie­manden wollte er im Logis dulden, weil sonst die Ruhe des Kranken gestört werden fönnte.