montan«n im Kampf« um die Reduktion des HypothekenzinSfußes '»ar. Zu der bisherigen Wahlbeivegung scheint sich ei» Zug nach links geltend zu macheu.— Frankreich . PariS . 15. Oktober. (Eig. Ber.) Die Folgen des a ren besuch es stehen noch immer im Vordergründe des nleresses. Den Schwerpunkt bildet natürlich die verzwickte Frage, ob ein formeller Allianzvertrag da ist oder nicht. Der Streit zwischen den ministerielle» Optimisten, die die Frage bejahen, und den oppositionellen Pessimisten, die sie verneinen, wird glücklicherweise nicht mehr lange fortdauern. Die sozialistische Interpellation dürft« dem Verstecken- spiel der Regierung ein Ende sehen, trotzdem in ministeriellen Blättern mit Nachdruck betont wird, daß zur Entschleierung des AllianzgeheimnisseS erst die Einwilligung der— russischen Diplo- inatie erforderlich wäre. Nebst dieser Interpellation wird die Kammer in den ersten Tagen der Herbstsession die Kredite für den Zaren- empfang nachträglich zu bewilligen haben. Auch dieser Gegen- stand wird dem Ministerium, nach den Aeußerungen der radikalen und sozialistischen Presse zu urtheilen, heftige Angriffe einbringen. Selbst Sarrien, der Führer der gemäßigten Radikalen, sprach seine Bedenke» über den kasuistischen Kniff aus, den die Regie- rnng angewendet hatte, nni sich die Kredite thatsächlich eigen- mächtig zu bewillige». Die Opposition erblickt darin mit recht eine gefährliche Tendenz, die Macht der Exekutivgewalt auf Koste » des Parlaments auszudehnen,—«ine Tendenz, die sich gelegent- lich des Zarenbesliches namentlich auch in der systematischen Zurücksetzung des Parlaments bei allen Feierlichkeiten geltend gemacht hatte. Herr B a r t h o u hat es z. B. sogar fertig ge- bracht, die Besuche des Zaren bei den Vorsitzenden der beiden Kammern im offiziellen Bericht über die Zarenfeier unerwähnt zu lasse». Der republikanische Minister hat sich also zarischer als der Zar erwiese». Man begreift unter diesen Umständen, daß die Regierung aus blasser Furcht die Einberufung des Parlament? so lange als möglich hinausschieben möchte. Doch dieser tapfere Wunsch stößt sogar in ministeriellen Kreisen auf Widerstand, denn eine Rc- gierung, die jihre Furcht vor dem Parlament verräth, ist ja schon halb zu gründe gerichtet. So wird die Regierung, wie es bestimmt verlautet, ihrer ursprünglichen Absicht entgegen, daß Parlament für den 27. Oktober einberufen. Das ist übrigens spät genug. Bei der Fülle der Interpellationen und dem Stande der Arbeiten der Budgetkommission ist die rechtzeitige Erledigung deS Budgets sehr zweifelhaft. Inzwischen nutzt B a r t h o u seine Macht im Interesse des Ordnungsklüngels auS. Er hat wiedernn» einige radikale Präfetten des Amtes enthoben oder nach»»bedeuten- den Departements versetzt und unfähige, aber reaktionär gesinnte Beamten mit den fetten Pöstchen versehen. Namentlich sei hervor- gehoben die Maßregelung der Präfekten der drei Departements, wo in den letzten Monaten drei radikale Senatoren gewählt wurden. Barthou will damit zeigen, daß er für die kommende» Ergänzungswahlen zum Senat der Ordnungspartei vortreffliche Dienst« zu leisten bereit ist. Wenn er nur bis Januar 1SV7 noch im Ministersessel bleibt... Auch im Pariser Gemeinderath wird der Zaren- besuch einen Nachklang haben. Ein opportunistisches Gemeinderaths- Mitglied will die beiden sozialistischen Vize- Präsidenten, L a u d r i n und B r ou ss e, zur Demission zwingen, weil sie sich am Zarenempfang nicht betheiligten. Namentlich ist er mit der gesammten Ordnungspartei auf Laudrin böse, der den bekannten blanquistische» Prolest gegen den Zaren- empfang unterzeichnet hatte. Laudrin äußerte sich demgegenüber. daß er den Protest in allen Punkten aufrecht erhalte und ge- gebenenfalls es darauf ankommen lasse, den Gemeinderath zu zwingen, sein« Demission zu votiren.— Bei dieser Gelegenheit sei mitgetheilt, daß kein sozialistisches Mitglied des Gemeinde- rathes den Zarenempsang mitgemacht hat. .~ Der Fenter Tynan ist nun faktisch in Freiheit gesetzt worden.—< Paris , 16. Oktober. Dem„Matin" zufolge werden die Sozialisten in der Kammer eine Interpellation ein- bruigen bezüglich einer Anzahl von Präventiv-Ber- Haftungen, die anläßlich des Besuche» des Kaisers von Rußland erfolgten. Der Abg. JauröS wurde von der Partei beaustragt, bei Ge- legenheit der Debatte über den für die Zarenfeste bewilligten Kredit Erklärungen vom Minister Hanotaux über die Be- slehungen zu Rußland zu provoziren. Die Radikalen werden bei der Eröffnung der Session eine Erklärung über die allgemein- Politik des KabinetS verlangen. uamt festgestellt werd«. ob dasselbe noch die Kammermehrheil Paris , 16. Oktober. Bei der Eröffnung der ersten Sitzung der ständigen Kommission de? höheren Raths für die Kolonien sprach der Minister Lebon über die Fragen der öffentlichen Arbeiten und sagte, e» scheine, daß der Kolonial- !l 4 fiX N r a n k r e t ch», abgesehen von einigen Grenz- berichtiaungen, jetzt nah rzu genau abgegrenzt se,. Es sei nunmehr die erst» Pflicht Frankreichs , die semer Herrschaft, unterworfenen Länder mit den erforderlichen Einrichtungen auszurüsten und daselbst die unntngänglich nothwendigen öffentlichen Arbeiten vorzunehmen. Die Kommisston werde zu prüfen haben, ob es nicht vortheilhaft ober gar dringend nothwendig sei, eine bedeutende Kolonial-Anleih» aufzunehmen, um die Arbeiten mit Nachdruck beginnen und schnellsten? die ökonomisch« Zhätigkeit in den überseeischen Besitzungen organisiren zu können. Paris , 16. Oktober. Der Direktor der„Lauterne" Cornudct hatte kürzlich den Minister des Innern Barthou öffentlich beschuldigt. daß derselbe während seiner Amtsführung als Arbeitsminister in Eisenbahnobligatronen spekulirt habe. Auf diese Beschuldigung hatte der Minister an Coruudet sofort seine Zeugen gesandt. Zur Prüfung und Gut- scheidung des Borsalle» wurde alsbald ein Ehrengericht ge- bildet. Dasselbe hat nun heule einstimmig erklärt, daß die gegen den Minister in Umlauf gesetzten Gerüchte jeglicher Grundlage entbehren, daß vielmehr die Ehrenhaftigkeit Barthou's völlig unversehrt aus der Prüfung der dem Ehrengerichte zur Begutachtung unterbreiteten Thatsachen hervorgehe.— Italien . Rom , 16. Oktober. Meldungen auS Sizilien besagen, daß die Verhaftungen daselbst fortdauern; zahlreiche Sozialisten, die für AufHetzer der ausständigen Arbeiter i» de» Schweselgruben gehalten werden, wurden verhaftet. Der Deputirte Eolajanni. der von Parteigenossen zum Einschreite» aufgefordert worden war, sandte ein Telegramm des Inhalts, daß er sich außer stände fühle, sich ferner bei den Machthaber» zu verwenden. Italien habe die Regierung, die es verdiene. Nach den offiziellen Versicherungen sollen die Ver- Haftungen nur durch Gründe der öffentlichen Sicherheit(?!!) veranlaßt worden sein.— Spanien . Madrid » 16. Oktober. Das Kanonenboot„Destmtor' ist in Melilla eingetroffen. Die hier eingegangenen Depeschen aus Manila haben eine lebhafte Erregung hervorgerufen;«S wird die Entsendung weiterer Verstärkungen erwogen.— Norwegen . Christtania, 16. Oktober.(.Kreuz-Zeitung-.) Die Kon. vertirnng der Staatsschuld und eine neu« EtaatS auleihe in Norwegen . Wie„Verdens Gang- erfährt, soll die norwegische ö'/, Prozent?- Staatsanleihe von iss6 und derjenige Theil der älteren unkündbaren Staats- schuld, welche mit 3Vs pCt. verzinst wird, infolge Storthings- Beschluß konvertirt werden durch Ausnahme einer neuen Staatsanleihe zum Betrage von 30 500 000 Kronen. Da die Auleihe von 1886 erst am 1. November gekündigt werden kann, hat die Konvertiruug noch nicht stattgefunden, aber das Finanz-Departement hat über die Ausnahme der neuen Anleihe mit demselben Konsortium verhandelt, welches im Sommer die 3 Prozents-Anleihe übernahm. Die Verhandlungen gelangen wahrscheinlich in den nächsten Tagen zum Abschluß und wen» die Sache nicht mit dem«rwähuteu Konsortium geordnet wird, so soll«ine allgemeine Konkurrenz ausgeschrieben werden.— Rußland. — Nachklänge zum Petersburger Streik. Vom Petersburger Streik werden unS noch eimge interessante Details mitgetheilt, welche wir zu unseren früheren Berichten über denselben noch nachtragen wollen. Der Petersburger Stadthauptmann KleigelS erließ nach Beginn des Streiks eine Verfügung, durch welche verboten wurde, während der Dauer des Streikes NahrungSprodukte auf Kredit zu verkaufen; die Kleinhändler erhoben jedoch einen ernsthaften Protest gegen dieses Verbot, sie drohten, den ihnen durch das- selbe erwachsenden Schaden auf dem Zivilprozeßwege gegen die Behörden einzuklagen, und KleigelS beeilte sich, seine Bersügung rückgängig zu»lachen. Die Offiziere des ArmeetheileS, welcher in der Gegend, in welcher der Streik stattfand, zusammengezogen war, erklärten dem Bataillonschef und dieser dem Stadlhauptmann Kleigels, daß der Aufenthalt des Militärs in jener Gegend auf die Soldaten demoralisirend wirke, sie fänden unter den Arbeitern Landsleute, ließen sich mit ihnen in Unterhaltungen ein, die Arbeiter regalirten sie mit Zigaretten w.; angesichts dieses freundschaftlichen Verkehres der Soldaten mit den Arbeitern sei eS nothwendig, da? Militär aus dem Streikgebiete zurückzuziehen. Dank dem Streik hat sich unter den Arbeitern ein bedeutendes Interesse für die verbotene Literatur entwickelt. Bei den verhafteten Arbeitern sind viele sozialdemokratische Bros chüren gefunden worden; die Nachfrage nach sozialdemokratischer Lektüre ist stark{testieren, namentlich ist ein erhöhtes Interesse der Arbeiter für dl« sozial- demokratische Bewegung im Auslande zu koustatireu. Das Uutersuchungsgesäugniß in Petersburg ist überfüllt. daher werden diejenigen Verhafteten, welche in Petersburg keine Verwandten haben, welche für sie bei de» Behörden ein Wort einlegen, in die Peter-Pauls-Festnng übergeführt. Ein Theil der Arbeiter befindet sich auch in der Peter-PaulS-Festung . Die Haltung der verhasteten Arbeiter den Behörden gegenüber ist eine ausgezeichnete.— Amerika . Rio de Janeiro , 15. Oktober. Die Deputirten- kämm er richtete an den Präfidenten MoraeS daS Ersuchen, den Korrespondenten der„Times- auszuweisen. Nette Republikaner müssen die brasilianischen Deputirten sein.— Afrika . — Di e Sterblichkeit im Kongo st aate ist einem Fachblatte zufolge so groß, daß keine Lebensverstcherungsgesellschaft ihre Thätigleit auf dieses Land ausdehnen will.— Am IS. Oktober war«S ein Jahr, daß der deutsche Kaiser ans Hubertusstock an den Statthalter von Elsaß-Lothringe» folgendes Telegramm sandte: „Erfahre soeben auS Zeitungen die Kunde des abscheulichen Mordes an dem Fabrikanten Schwartz in Mülhausen . Ich bitte daher Ew. Durchlaucht in meinen» und der Kaiserin Namen, unser innigstes Beileid der unglücklichen Wittive auszusprechen. Wieder ein Opfer mehr der von den Sozialisten angefachten Revolutionsbewegung. Wenn unser Volk sich doch er mannt e.- E8 stellte sich heraus, daß dieser Vorwurf gegen unsere Partei unbegründet war. Der Polizeirath Zahn aus Straß- bürg ermittelte, daß in der Ermordung des Fabrikanten Schivartz die That eines hirnverbrannten Einzelnen zu er- blicken»var. DaS hinderte aber die kaiserliche Statthalteret in Elsaß- Lothringen nicht, den dainals in Elsaß-Lothringen verbreiteten sozial- demokratischen Offenburger„Volts freund" sür den Bereich der Reichslande zu verbieten. Und»vas hatte der „Volksfremrd- gethau, um dieses Schicksal zu verdienen? Er trug selbstverständlich auch nicht die geringst« Schuld an dein Morde in Mülhausen , sondern er hatte im Gegentheil kurz vor dem Verbrechen in ei,»em Artikel dem Fabrikanten Sch'vartz nachgerühmt, daß er auf den Wunsch sei„er Arbeiter nach besserer Bezahlung sofort ein gegangen war und bessere ArbeitSverhält. nisf« geschaffen hatte. Weiter ist heute aller Welt bekannt, daß der Mörder deS Fabrikanten Eckivarz. der Textilarbeiter Andrea? Meyer auS HindSheim im Kreise Erstein , mit der Sozialdemokratie a b« solu t nichts zu thun gehabt hat. Demungeachtet»st der„Offenburger Volks- freund" auch heute noch in Elsaß-Lothringen verboten. Fühlt die Statthalter«! von Elsaß-Lothringen nicht selbst, daß eS sich gehört, eine unter irrthümltchen Voraussetzungen getroffene Maßregel endlich wieder rückgängig zu machen? Auf dem Parteitag für Lippe , der am Sonntag in Salzuflen abgehalten wurde, waren 3 Orte durch 11 Dele- girte vertreten. 2 Orte,»vo auch Parteimitgliedschaften bestehen, Detmold und Blomberg , hatten keine Vertreter gesandt. Die Herforder Genoffen waren durch ihren KreiSvertraueuSiuaun Klingenhagen und das Agttationskomite« für das östliche Westfalen durch Genossen S l o m k e vertreten. Zur Frage der Betheiligung an der bevorstehenden Landtagswahl gab Genosse Anderer auS Lenigo eine eingehend« Erläuterung. Das Lippe -Ländcheu hat sieben Wahlkreise, und in jedem Kreise sind drei Abgeordnete zu»vählen. Das Wahlrecht ist geheim und direkt, jedoch wird in drei Klassen geivählt, in der Weise. daß jede Klaffe für sich einen Abgeordnete» wählt. Es ist Aussicht, daß die Genossen in der 3. Klasse aus eigener Kraft Kandidaten durchbringen können, und wurde de>»n auch beschlossen, in 6 Wahlkreisen, l. Lemgo , Sahuflen, Blomberg , L. Stadt Lage, 3. Aint Brake. 4. Stadt und Amt Horn, ö. Amt Schötmar und Oerlinghausen , und 6. Detmold eigene Kandidaten aufzustellen. Sm 7. Wahlkreis, Schwalenberg, haben die Genossen noch keinen nschluß und wurde deshalb von der Aufstellung eines Kandi- baten in diesem Kreise Abstand genommen. Di« Ernennung der Kandidaten blieb den betheiligten Kreisen überlassen. Zur Auf- bringung der Gelder für die Wahlkosten sollen Sammellisten herausgegeben werden. DaS Amt des Kreisvertrauensmannes wurde dem Genossen Anderer anZ Lemgo übertragen. Hinsichtlich der Agitation und Organisation bleibt noch viel zu thun; es wurde deshalb den Genossen zur Pflicht gemacht, den Kreis. Vertrauensmann kräftig zu unterstützen. Bei der GemeiuderathS-Wahl i« Wilkau bei Zwickau in Sachsen unterlagen unsere Kandidateu mit 258—265 Stimmen den Kandidaten der vereinigten Gegner« die 263—276 Stimmen erhielten. Polizeiliches. Gerichtliches ,e. — Genosse Katzen stein, Redakteur au der„Leipziger BolkSzeitung". hat am Donnerstag daS Gefängntß verlaflen. wo er wegen Majestätsbeleidigung drei Monate zubringen mußt«. ■— Segen den Genossen Büß in Düsseldorf war von der Staatsanivaltschaft ein Prozeß angestrengt, weil er die Schalterbeamten des dortigen Postamts beleidigt haben sollte. Büß halte in einer Parleiversamnilung kritistrt, daß die Boten» frauen der„Niederrhein . Bolkstribüne" so lange auf die Ausgabe der Zeitung warten müßten und dies erhalb öfter ein Trinkgeld springen ließe». Deshalb»var Anklage erhoben und zum 15. 0»- tober sollte der Termin stattfinden. Doch im letzten Augenbnck muß»vohl die Sache der ElaatSanwaltschast nicht mehr so ge» jährlich erschienen sein, de»» am 12. Oktober erhielt Büß die Nachricht, daß das Verfahren eingestellt sei.,. — Durch eine Lokalnotiz, überschrieben:„Wie Proletarier zur Welt kommen", und durch«i»„Eingesandt" soll die Magdeburger „Volks st imme" groben Unfug begangen haben. Gegen die Etrasmandate, die auf zusammen 40 M. Geldstrafe lauten, ist gerichtliche Entscheidung beantragt. — Im Prozeß gegen Genossen Leven in Gera , dem Redakteur der„Reuß . Tribüne", der wegen Beleidigung einer Leichenfrau und eines Friehofswärters in Gotha zu neun Monaten Gefängniß verurlheilt»st, steht am 29. Oktober vor dem Reichsgericht Termin an. Wir wollen hoffen, daß dieses Gericht zu einem anderen Urtheil kommt, als dt« Borderinstanz, die ans eine so überaus hohe Strafe erkannte. - Genosse E t ü ck l e n in Hof theilt der dortigen„Ober. srSiikischen Volttzeitung" mit, daß ihm während seiner Ge- faugenschaft ist der Strafanstalt zu Amberg jede mit der Haus- ordnuug nicht in Widerspruch stehende Vergünstigung bereit- willigst gewährt worden ist. Auch sei er nicht mit dem dort gebräuchlichen Du, sondern mit Sie angeredet worden.— Namentlich daß letztere? noch besonder« betont werden»nuß. läßt die Reformbedürftigkeit des in Deutschland üblichen Straf- Vollzugs in besonders grellem Lichte erscheinen. AnS den Kreisen der auSstiindigen städtischen Gasarbeiter Berlins werden uns Mittheilunaen gemacht, die fast den betrübenden Schluß zulassen, daß die vor dem Eini- gungsamte zwischen dem Magistrat und den Vertretern der Ausständigen gelroffeneu Abmachungen zum Schaden der letzteren umgangen werden. Infolge der Einführung der 15 stündige« Sonn- tagsschicht bekommen die Gasarbeiter»veniger Lohn als früher bei der 13 stündigen, worüber sie begreiflicherweise»»ißmnthig sind. Als nun in der Gasanstalt an der Gitschinerstraße der Chef derselben den Arbeitern der Tagschicht nahegelegt hatte, ein Schriftstück an de» Magistrat zu richten des Inhalts, daß sie die 13stüudige Sonntagsschicht wiederhaben wollten,»veil sie durch die Ibstündige geschädigt würden, da sagten sie weder nein noch ja, und als der Chef»veiter bemerkt hatte, wem» sie das Schriftstück nicht selbst aufsetzen könnten, so könnte eS ja der Gasmeister Kampe thun, da brachte dieser dann ein solches Schriftstück herbei und die Arbeiter unterzeichneten es Mann für Mann. Die darauf eintreffende Nachtschicht folgt« diesem Beispiel. Ereitag Vormittag war nun die Vertretung der Gasarbeiter erlins beim Magistratsmitglied Herrn Stadtrath Namslan,>vo sie erfuhr, daß auS m e h r e r e n Gasanstalten Schreiben eingelaufen feien,»vorin die Arbeiter die Wiedereinführung der 18stündig«n Schicht verlangen. Die Vertreter der Gasarbeiter Berlins forderten demgegenüber strenge Aufrechterhaltung der vorn» Einigungsamt getroffenenAbrnachungen, wobei sie Beschwerde darüber führten, daß in der Gasanstalt in Schmargendorf zivei Arbeiter eingestellt»vorden sind nicht aus den Reihen der Streikende»,»vie es nach den Abmachungen zn geschehen hat. sondern es sind andere Arbeiter angenommen worden. Herr Stadt- rath Namslan versprach, die Sache zu untersuchen und stcherte auch im übrigen die genaue Ausführung der Abmachungen zu. Wir wollen ivünschen, daß den Gasarbeitern Berlins kein Grund zu berechtigter Klage über Verletzung der Abmachungen mehr gegeben wird. Die Lohnkommission per KoufektionSschneider Frank- furt a. M. hatten Anfang September einen Antrag an das Gewerbegericht gerichtet, worin dasselbe um Vermitteillng zwischen den Konfektionären und deren Arbeitern ersucht wird. Mit dieser Eingabe beschäftigte sich Dienstag Abend der ständige Ausschuß des Gewerbegerichts, zu welchem auch die Beisitzer, die zugleich Schneider sind, zugezogen waren. Die Lohnkommifston hatte der Eingabe zwar einen Lohntarif beigelegt, jedoch kein Material beigebracht, ans grnnd dessen das Gewerbegericht eine Vermitlelung anbahnen könnte. Der Ausschuß»vählt« deshalb eine Kommisston von vier �Mitgliedern(zwei Arbeiter und zwei Unternehmer), welche Material sammeln soll, um solches später dem Ausschuß zur Begutachtung vorzulegen. In dem Emaillirwerk vo» Carl Thiel «. Söhne in Lübeck , woselbst wegen Entlassung eiueS Arbeiters ein Streik ausbrach, sind jetzt vier h undert Arbeiter ausständig. Dieselben fordern, daß der Entlassene wieder eingestellt»verde und daß die Fabrik auS dem Arbeitsnachweis« Institut der Metallsabrikanten austrete. Die Zimmerer Sachsens halten Sonntag, den 6. November in Dresden im Lokal Schössergasse 23, I. ein« außerordentliche Landeskonferenz ab. Die HolzdrechSler Leipzigs haben den Beschluß gefaßt, an ihren Forderungen festzuhalten. Sie verlangen 57 stündige Arbeitszeit, 36 Pf. Stunde»- Miudestlohn, Bezahlung der ersten beiden Ueberstnnden mit SS'/, pCt. und der weiteren Ueberstunden und der FeiertagSarbeit mit 50 pEt. Zuschlag, Sicherung de? Durchschnittslohnes bei Akkord- arbeiten, Lohnauszahlnng am Freitag mit 10 pEt. Zuschlag auf die bestehenden Atlordpretse. Dies« Forderungen haben bis jetzt 100 Mann bewilligt erhallen und 60 Mann sind ausständig geworden. 60 Kollegen stehen der Bewegung passiv gegenüber. Zuzug, vor allem von Berlin , ist, da sich die Unter- nehmer von Berlin auS Rausreißer verschreiben laflen, feru« zuhalten. Der Ausstand der Bergleute in La Grand-Eombe (Frankreich )»vurde heute infolge«wer Ewigungk-Zusammenkuuft in der Uuterpräfeklur zu Alais beendet. lieber den Tischlerstrcik in Brüssel berichtet«ine bürger- liche Quelle: Der Streik, der fast drei Monate lang von der Arbeiterpartei unterhalten worden ist, hat init dem Siege der „Arbeitgeber" geendet. Die„Arbeitgeber" haben den verlangten Mindestlohn von 50CtS. sür die Stunde nicht bewilligt und an ihren vorweg zugestandenen Lohnerhöhungen festgehalten. Da es schließlich den Meistern gelang. Arbeitskräfte aus den Pro« vinzen heranzuziehen, so haben die Brüsseler Holzarbeiter nach- geben müssen. Der Bergarbeiter- Ausstand lm Henuega« ist noch im Zunehmen. Am Freitag feierten 4000 Mann. Die Arbeiter verlangen eine Lohnerhöhung. Auch in den Glasfabriken desselben Distrikts»st ein Streik in Aussicht. In sieben der größten Fabriken haben die Arbeiter gekündigt, wofern der Lohn nicht um 10—20 pEt. erhöht wird. Di« Fabrikanten beschlossen, nicht nachzugeben. Uoksles«- Auf daS heute Sonnabend im Feeu-Palast stattfindende Volksfest niachen wir unsere Leser und Leserinnen nochmals aufmerksam. ES»st das erste von den sozialdemokratischen Frauen und Mädchen arrangirte Fest, und soll neben seinem unter- haltenden Zweck auch da,» dienen. Mittel zur Agitation flüssig zu machen, welcher durch den bürgerlichen Frauenkongreß und die dadurch erfolgt« Aufrüttelung weiterer bis jetzt indifferenter Kreis« der Boden aus» best« bereitet wurde. Sin sehr reich-
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