fames( der verwünschte Hunger nach Gold) der Unternehmer erlaubt den jugendlichen Arbeitern nicht einmal, die Fortbil dungsschule zu besuchen, wie der Beamte für Poſen berichtet: Junge Leute finden meistens als Abträger in Biegeleien und in den Buckerfabriken als Saftwärter Verwendung; ihre Bahl beträgt 750. Als Lehrlinge arbeiten fie nur in den Eisengießereien und Cigarren Fabriken und bilden in den legteren manchmal die Hälfte des Arbeiterpersonals. Noch zahlreicher find sie in Schlofferund Tischlerwerkstätten des Handswerks beschäftigt, in welchen ein Meister mit 10 und 12 Lehrlingen und nur 1 oder 2 Gefellen arbeitet und dieselben oft bis 9, auch 10 Uhr Abends beschäftigt, so daß zur Ausbildung in der Fortbildungsschule Teine Beit übrig bleibt. In ihrer Gleichgiltigkeit und Abneis gung gegen die Fortbildungsschule verweigerten einige Meister thren lernbegierigen Lehrlingen sogar das nöthige Schreibmaterial, so daß fich die Schule seit dem 1. Oktober gezwungen fteht, sämmtlichen Schülern nunmehr Papier, Hefte, Bleistift, Federn c. gratis zu liefern." Solchen Thatsachen gegenüber klingt es recht erbaulich, wenn man die Arbeiter mit ihren Klagen darüber, daß fie nicht auslämen, auf ihre Roheit und Unbildung ver weist!! Freilich, ein Fabrikbefizer in Sachsen wußte das besser; als er darüber ertappt worden war, daß er 9 Mädchen von 14-16 Jahren 11 Stunden beschäftigt hatte, ,, leugnete er nicht, von den einschlägigen Gefeßesparagraphen Kenntniß zu haben, er halte aber diese Bestimmungen nicht im, sondern gegen das Intereffe der Arbeiter gegeben und werde fie deshalb nicht befolgen." Genau so ist Die Wirkung einer Ueberraschung durch den Inspektor in Baden ,,, meistens nur vorübergehend, und es fiegt alsdann doch die Rücksicht auf den in der Verwendung der jugendlichen Arbeitskraft liegenden petuniären Vortheil."
Nein! Hier behält der Beamte für Brandenburg Recht, wenn er berichtet:" Um die fittliche Erziehung( der jugendlichen Arbeiter) kümmern sich die Lehrherrn wenig mehr. Wie be bauerlich gerade letteres sei und daß es nicht minder nachtheilige Folgen auf die gewerbliche Ausbildung der Lehrlinge habe, daüber sprach sich ein Glashüttenbefizer folgendermaßen zu mir aus:
,, Die jetzige immer mehr überhand nehmende Verwilderung der jüngeren Arbeiter ist eine ganz natürliche Folge jenes Mangels an fittlicher Erziehung in den Fabriken. Die Glasnacherei gehört glücklicherweise noch zu den bevorzugten Kunstjewerben, in denen eine gewisse Lehrdisziplin sich aufrecht erhalten läßt(?); aber wo achtet man denn in anderen Gewer ben auf die Lehrdisziplin?" Und wo soll für die Familiendisziplin ein Pläßchen bleiben, wenn alle Angehörigen pon der Noth in die entsittlichende Mitte der Fabrik für 11 bis 14 Stunden des Tages getrieben werden? sezen wir hinzu. Jedem von uns, der noch offene Augen und Ohren für solche Rustände hat, wird überall dasselbe aufstoßen wie dem Beamten ür Braunschweig Lüneburg , wenn man Gelegenheit indet, die Leute nach Feierabend auf dem Heimwege zu beob ichten. Gerade von den jüngeren Arbeiterinnen hört man oft Reden, die zur Annahme ganz besonderer Entfittlichung bes echtigen."
Faffen wir alle Einzelheiten, aus deren liebevollem, freilich venig beliebten Studium sich erst ein wahres Bild gewinnen äßt, mit den treffenden Worten des Inspektors für Baden zuammen: Das Familienleben der Arbeiter wird durch vers chiedene Verhältnisse ungünstig beeinflußt. Allgemein wird darüber jeklagt, daß die bei der Fabrikarbeit aufgewachsenen Arbeiter rauen schlechte Haushälterinnen seien. Daher rühre vielfach ie ganz unzweckmäßige Ernährung, die selbst bei den bestehenen niedrigen Löhnen eine bessere sein könne, und die mangelafte Zubereitung der Speisen. Kommt dann noch eine schlechte Bohnung hinzu, in welcher auch ein bescheidenes Maß von Ordnung und Behagen nicht gedeihen kann, dann ist Vernlassung genug zu Unzufriedenheit und Zerwürfnissen it allen ihren tiefgreifenden Folgen vorhanden. Ars eitet auch die verheirathete Frau noch in der Fabrik, bas häufig eine nicht zu umgehende Nothwendigkeit ist, dann erden diese Mißstände gesteigert. Aber auch wo alle diese Zerhältnisse günstiger liegen, wo die Frau befähigt ist, das infommen möglichst nugbringend für die Familie zu verwenen, und wo die Wohnung eine einigermaßen geordnete und hagliche Eristenz außerhalb der Arbeitszeit ermöglicht, kommt jeder Arbeiterfamilie, so lange noch keines der Kinder ar itsfähig, eine sehr schlimme Beit. Wenn dann der Verdienst 6 Mannes fein höherer als der gewöhnliche ist, oder über
Behntes Kapitel.
In der Heimath.- Nacht.
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Wie deine Wellen zwischen den grünen Bergen geheimgvoll rauschen und murmeln, als ob fie deinem armen Sohne die Märchen deines Wunderlandes, die Sagen jener epheus hrankten Mauertrümmer, welche fich in deinen Fluthen spieIn, erzählen wollten! Doch scheinen sie mir auch zuzuunen, wie schön es dort unten ist in dem Reiche der Niren id der Liederfee, der berückenden Loreley ; wie ich dort unten ihren Armen wohl jezt schon Ruhe finden könnte, die zu chen ich in die Heimath gekommen. Haha, fie hat mich on längst gefangen, die schöne trügerische Fee, mit ihrem clockenden Singen! Shr bin ich nachgefolgt fast durch ganze Welt, und sie hat mich nicht aus ihren Armen gefen so lange ich fie mit meinem Herzblut nähren konnte mich wohl hierhergezogen, damit ich ihr nun Alles mein ben und meine Seligkeit zu eigen gebe!- hinweg, genbild! Du hast mich um mein Lebensglück gebracht. baffe dich und folge deinen Lodungen nicht mehr. Da ich meine Kraft, meine Jugend hatte, mit Wenigem idlich sein konnte, da warfst du deine Gaben, Glück und lo, mit vollen Händen mir in den Schooß. Ich achtete ihrer im und theilte mit Aermeren denn ich. Nun aber, nachdem mir für meine Liebe, meine Begeisterung für dich den jensfaden gekürzt, wendest du mir den Rücken und entziehst : auch die ärmlichste Gabe.- Fluch dir! Ich möchte en lange Jahre, um gleich dem treuen Edart ein Warner sein vor deinen Versuchungen, deinem allzu geführlichen iz, um fort und fort gegen dich und deine trügerischen Ver zungen zu predigen, dir den Flitterschleier und falschen hnentand abzureißen, auf daß die sorglose Jugend dich in ner wahren Gestalt zu schauen vermöge, du falsche Muse Gefanges, der Bühne! Ich bin nicht der Erste, den du lockt, ihm Ruhm und Gold verheißen, um ihm Armuth und nd zu geben. Nach Hunderten und Tausenden zählen deine fer! Fluch dir!
Also sprach ein Mann, der, den Stab in der Hand, ein tes Reisetäschchen an der Seite, an dem Ufer des Rheins fam dahinwandelte.
Es war Remy.
end.
In Bingen hatte er die Bahn verlassen, und zu Fuß Ite er heimwärts ziehen, zum leptenmal die Schönheiten des ischen Stromes auskosten. An beiden Ufern brausten die nbahnzüge an ihm vorüber, auf den Fluthen schoffen Dampfboote dahin, fich folgend, an einander vorüberDoch Remy zog langsam die alte Straße entlang. Nur ige Stunden des Tages wanderte er, dann machte er Raft, fich satt zu schauen und am andern Morgen weiter zu en, feinem Ziele zu. Doch auch dieser Genuß, wurde ihm ittert, wenn er an seine ihm so trügerisch erscheinende Kunst ahnt wurde.
haupt die sonstigen Verhältnisse günstiger liegen, glauben die haupt die sonstigen Verhältnisse günstiger liegen, glauben die meisten Familien fich am zweckmäßigsten dadurch über diese Beit hinwegzuhelfen, wenn die Frau ebenfalls in der Fabrik arbeitet und die Kinder wenigstens in dem Alter, in welchem fie eine ständige Beaufsichtigung nöthig haben, in Kost gegeben werden. Sobald sie dann zur Arbeit herangezogen werden fönnen, bleiben die Frauen aus der Fabrik weg."
Wir kommen zum Schluß.
Keine der zahlreichen deutschen Revuen, Zeit- und Wochenschriften für das öffentliche Leben" hält die fürchterlichen Thatsachen, die wir eben aus den schon seit einiger Beit erschienenen Berichten der Fabrifinspektoren herausgeschält haben, für wichtig genug um ihre Leser im öffentlichen Intereffe" damit zu beschäftigen. Dagegen hat eine Schaar von fast 100 liberalen" Reichstagsabgeordneten der Welt verkündet, daß fie fich vereinigt haben zu einer deutschen freifinnigen" Partei, in deren wirthschaftlichem Programm der Schuß der freien Erwerbsthätigkeit" steht
derselben, der die geschilderten, unheildrohenden Zu stände entwachsen find! Und die Regierung? Mit Krankentaffen und Unfallversicherung will fie einen Splitter im sozialen Körper ausziehen, und fieht den Ballen nicht: die Bersprengung und Bertreibung der Familie des großen Volkes, der breiten Unterlage, auf der sie allein ruht und mit deren Schwinden sie selbst zusammenstürzen muß! Solcher Lage der Dinge gegenüber, über die keine Satire zu schreiben wirklich schwer ist, muß von den wenigen Stellen, von denen er ausgeht, desto lauter der Ruf erschallen: deutsches Volt, schaare dich um das Banner einer nur dann wahren sozialen Reform, wenn sie mit einer allgemeinen großen Aufbesserung des Looses deiner Arbeiter deinem eigenen, sonst drohenden Untergange wehren will!
Vermischtes.
Ein Fürst als Vagabund, Dieb und Betrüger. Der russische Fürst Eristow wurde vor Jahren wegen Vagabondage von seiner Heimathsgemeinde im Kaukasus zur Verbannung nach Sibirien verurtheilt. Er entzog sich aber dieser Strafe durch die Flucht in's Ausland. Nachdem sich der edle Fürst durch die Flucht in's Ausland. Nachdem sich der edle Fürst einige Zeit in Deutschland und Desterreich herumgetrieben und daselbst viele Schulden kontrahirt und Betrügereien verübt hatte, wandte er sich nach Frankreich , wo er gleichfalls von Betrügereien lebte. Das Versailler Gericht verurtheilte den Fürsten wegen Verbrechens des Betruges zu drei Monaten Kerter. Fürst Cristow entzog sich aber dieser Strafe, indem er fich wieder nach Deutschland flüchtete. Hier beschwindelte er mehrere Juweliere um hohe Summen und flüchtete sich, nachdem er im Berliner Gefängnisse zwei Jahre zugebracht, zurück nach Frankreich . Hier nahm er seinem Bedienten und seinem Portier hohe Kautionssummen ab und verschwand mit den felben, angeblich aus Furcht vor der Cholera, nach Italien . Das Pariser Strafgericht verurtheilte ihn wegen Defraudirung von fremden Geldern zu fünf Jahren Buchthaus und zur Bahlung von 3000 Francs.
Für die Arbeiterkolonie Ridlingen find bis 25. Juni 147,825 M. 56 Bf. eingegangen, in dieser Summe find die von der Provinzialhauptkasse eingegangenen 14 000 m. und außerdem an Mitgliederbeiträgen erhalten aus Schleswig 227 M., aus dem Kreise Süderdithmarschen 265 M. 30 Pf., aus dem Kreise Pinneberg 493 M. 10 Pf., aus Lübeck vom Verein zur Beseitigung der Hausbettlei 300 M., von dem Komitee in Hamburg 5000 M. Nach dem neuesten Bericht ist die NachHamburg 5000 M. Nach dem neuesten Bericht ist die Nach frage um Aufnahme auch noch jest während der heuernte recht frage um Aufnahme auch noch jest während der Heuernte recht bedeutend; von 349 Entlassenen erhielten durch Vermittelung bedeutend; von 349 Entlassenen erhielten durch Vermittelung der Kolonie 183 Stellung und mußten wegen Ueberfüllung der Anstalt nicht weniger als 1032 Nach suchende abgewiesen werden; zunächst wurden bei der Aufnahme berücksichtigt die Angehörigen unserer Provinz, sowie diejenigen Hamburg's und Lübeck's. Man steht, wie primitiv es noch mit den Arbeiterkolonien in Deutschland aussieht.
Ueber einen Herenprozeß, welcher vor dem Schöffengericht zu Löbau im Königreich Sachsen verhandelt wurde, wird von dort Folgendes berichtet: Dem Kleingärtner Johann August Kriegel in dem wendischen Dorfe Särka wollten die Rühe nicht mehr den rechten Nugen geben; er äußerte sich deshalb dem zu Rathe gezogenen thierärztlichen Gehilfen Brabant gegenüber, daß seinen Rühen von einer Here etwas angethan" sein müsse, und als er in Begleitung des thierärztlichen Ge
In der Gegend des Siebengebirges war es, da machte er eines Tages Halt an einem reizenden Punkte. Vor sich hatte er den herrlichen Strom, die sich übereinander thürmenden Berge, an deren Fuß fich hübsche Dörfer und Flecken, reiche und be scheidene Villas und Landhäuser schmiegten. Auch ihm zur Seite erhob fich auf mäßiger Höhe eine prachtvolle und große Villa, von herrlichen Anlagen und Gärten umgeben, von Weinbergen überragt, wie er durch das weit offene Gitterthor hatte bemerken können, an dem er vorübergekommen. Die Umfaffungsmauer des Landsizes trug an ihrem einen Ende einen geschmackvollen Pavillon; unter diesem, am Fuße der Mauer, war eine bequeme Steinbant angebracht für den Wanderer, welcher den Anblick der schönen, farbenprächtigen Landschaft länger und in Ruhe genießen wollte.
Hier hatte Remy fich niedergelassen.
In der Ferne brauste ein Dampfschiff heran. An einer Landungsstelle, an der Remy vor etwa einer halben Stunde vorübergegangen, legte es an. Er hatte dort mehrere leere Equipagen bemerkt, welche auf Passagiere des Bootes harrten und nun rasch die Straße daherkamen, dichte Staubwolken aufwirbelnd. Auf ihn zu kamen die Wagen; er konnte ihre Infaffen sehen. Es waren Herren und Damen, alt und jung, wie auch Kinder in verschiedenem Alter. Es mußten reiche Leute sein, das kündete ihr Aeußeres sowohl, als auch die Eleganz der Wagen und Geschirre. Immer näher tamen fie und bogen nun in das Gitterthor der Villa ein, bei der Remy weilte.
Es ist wohl der Befizer des schönen Gutes mit seiner Familie oder mit Gästen, dachte Remy. Es müssen glückliche Leute sein!
Und von der Gegend wendete er den Blick ab und zur Erde; in tiefes, wehmüthiges Sinnen verfiel er. Da hörte er über sich reden.
Es waren die heimgekehrten Herrschaften, welche, Alt und Jung in den Pavillon getreten und hier wohl einen Imbis nehmen wollten, wie das Klappern der Teller und Gläser deutlich verkündete. Luftig jubelten die Kinder über die schöne Aussicht, ruhiger sprachen die Stimmen der älteren Leute. Ein überaus banges Gefühl überkam Remy. Er wollte sich erheben und weiter wandern. Da schlug ein Name an sein Ohr, so bekannt, mit Macht Erinnerungen in ihm wedkend, daß er wieder auf seinen Sig zurückfiel und gebannt, athemlos den Stimmen, den Reden über seinem Haupte horchte.
Immer mächtiger hob sich seine Brust; er glaubte die Stimmen erkannt zu haben.
Bor seinen Augen schwirrte es und mit den Händen mußte
er fte bedecken.
Dann warf er fich von der Aufregung überwältigt und fast weinend den Namen Friedel!" rufend, mit dem Obertörper auf die Steinbank nieder.
In diesem Augenblick beugte fich ein Kind, ein junges blühendes Mädchen, über die Brüstung des Pavillons und schaute auf die Straße. Das Kind erblickte den auf die Steinbant hingesunkenen Mann und erschrocken, voll Mitleid, theilte es feine Bemerkungen den Eltern mit.
Bwei Herren sahen nun hinab auf den scheinbar Bewußt lofen. Sie verließen sofort die Gesellschaft, um rasche Hilfe zu bringen.
hilfen auf dem Wege nach dem Wirthshause einer gewissen Boffack begegnete, stand es für ihn fest, daß diese die Here sei. An den darauf folgenden Tagen hatte nun Kriegel nichts Wichtigeres zu thun, als die arme Boffack im ganzen Dorfe als Here zu verschreien. Dem unschuldigen Frauenzimmer wurde in Folge dessen seitens der abergläubischen Bevölkerung so arg zugeseßt, daß es sich schließlich keinen anderen Rath wußte, als die Hilfe des Gerichtes in Anspruch zu nehmen. Letzteres verurtheilte Kriegel wegen Beleidigung zu 30 Mark Geldstrafe.
Ein österreichisches Provinzialblatt brachte kürzlich fol gendes Inserat:
Eine Wittwe,
die noch im Befiße der vollständigen Garderobe ihres feligen Gatten ist, wäre geneigt, wenn sich ein passender Herr fände, wieder in den Ehestand zu treten." In diesem zarten Anerbieten ist ausdrücklich von einem ,, passenden Herrn" die Rede. Damit ist wohl ein Herr gemeint, dem die Garderobe des Seligen paßt.
Ein Augenarzt, welcher durch die schwindelhaften Anzeigen einer Salbe nicht in gutem Ruf bei seinen Berufsgenoffen stand, rühmte fich der erreichten Erfolge. Ein Kollege sagte darauf: Ich weiß, Ihre Salbe ist so, daß man die Augen mit nichts besser bestreicht."
Wölfe im Sommer. Daß in strengen Wintern aus Rußland die Wölfe über unsere östlichen Grenzen herüber tommen, ist wohl allgemein bekannt, ebenso wie das zeitweise Erscheinen dieser Raubthiere in Lothringen , wo fie aus den Ardennen kommen; aber daß der Wolf in deutschem Gebiet auch noch ständig, d. h. auch während des Sommers feinen Aufenthalt hat, dürfte noch Mancher nicht wissen. Dies ist aber im Regierungsbezirk Trier der Fall. So hat in vers gangener Woche der Mühlenbefizer Eckert aus Knorrschied eine starte Wölfin erlegt, wofür der Staat 36 Mart Schußprämie bezahlte. Ferner wurde bei Losheim , einem Orte desselben Regierungsbezirks, ein Mäher am frühen Morgen von einem Wolfe attackirt, den Ersterer sich nur durch lautes Schreien vom Leibe halten konnte. Erst als noch einige Mäher hinzufamen und vereint mit ihren Sensen auf den dreisten Wegelagerer losgingen, gab Meister Jſegrimm Fersengeld.
Ein Baier besteigt fürzlich in sehr wadeligem Bustande den Dampfer auf dem Starnberger See . Da er durch seine schwankenden Bewegungen allerlei zerbrechliche Gegenstände und auch paffagiere anrempelte, rief ihm der erzürnte Kapitän zu: Wollen Sie mal ruhig sein und sich niederseßen, sonst werf ich Sie in den See." Darauf der Baier: Bald'st mir das nochmal sagst, säuf i die ganze Lach'n aus, nacha tannst mit Deinem Schlitten auf'm Sand hamfahren."
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Heiraths- Kammer", Institut für Ehevermittelung in Deutschland , nennt sich das allerneuste auf den Geldbeutel der Dummen spekulirende Unternehmen. In dem Zirkular, welches anscheinend an eine große Anzahl gut fituirter Herren und Damen versandt worden ist und welches als Motto den Bibelvers trägt:„ Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei", heißt es u. A.: Das unter dem Titel Heirathskammer" am 1. Juli 1884 begründete Institut bezweckt die Vermittelung von Bekanntschaften zwischen Personen verschiedenen Geschlechts behufs Verehelichung; es erstreckt seinen Wirkungskreis über ganz Deutschland und will eine innigere Vermischung der ver schiedenen deutschen Stämme herbeiführen, ohne Rücksicht auf Stand, Vermögen und Alter und Glauben. Für die Be nuzung der Heirathskammer haben in Berlin Wohnende 6 M., Auswärtige 9 Mt. zu zahlen. Führt die Bekanntschaft zur Ehe, so zahlen beide Theile folgende Belohnung an die Heirathskammer: 1 pCt. des Jahres- Einkommen( bei 6000 Mt. also 60 Mt. jährlich), 1 pCt. des vorhandenen Vermögens( bei 60,000 Mt. also 600 Mt.), 1 pCt. der Zinsen des Vermögens 2400 Mt. Zinsen( also 24 Mt. jährlich), ferner 1 pCt. vom Vermögen, welches ihnen später etwa durch Erbschaft zufallen follte( 100,000 Mt. brächten noch 1000 Mt. ertra ), worüber ein Verpflichtungsschein zu unterzeichnen ist." Führt die Befanntschaft nicht zur Ehe, so wird huldvollst gestattet, gegen nochmalige Entrichtung von 6 bezw. 9 Mt. ferner Mitglied der Heirathskammer zu bleiben. Sehr originell ist folgender Baffus: Um diese Eventualität zu vermeiden, prüfe man ernstlich a. ob der andere Theil wirklich diejenigen Eigenschaften hat, welche Einem den dauernden Besitz desselben wünschens werth machen; ergiebt es sich, daß dies nicht der Fall ist, so kann der Gegenstand ohne Kosten gewechselt werden."
In wenigen Augenblicken standen fie an Remy's Seite. Es waren Männer von etwa vierzig Jahren. Der Eine zeigte ein schönes männliches Gesicht, von einem starken, doch wohlgepflegten Vollbart umrahmt, während das volle, etwas feifte Antlig des Andern glatt rafirt war und so die Gutmü thigkeit und Bufriedenheit, die feinem, mit einer recht behäbigen Corpulenz ausgestatteten Inhaber innewohnen mochte, recht deutlich zur Schau trug.
Beide glaubten einen Ohnmächtigen vor sich zu haben und wollten ihm beistehen.
Doch nun hob Remy langsam den Kopf; er schien den Herren unbekannt zu sein, obgleich der Dicke immer erregter in das bleiche eingefallene Geficht schaute.
Nun wendete Remy diesem den Blick zu.
Er sah ihn so froh und doch auch wieder so tief traurig an seine Augen wurden naßdann firedte er zitternd die Hände nach ihm aus, und mit schwacher Stimme, faft 30 gernd rief er:
Friedel!
Der Dicke hatte ihn schon erkannt.
wiedergefundenen Freund an seine Bruft, sein Geficht mit Rüffen Remy! schrie er im gleichen Augenblick und zog den armen und Freudenthränen, die seine ehrlichen Augen reichlich weinten, bedeckend und beneßend.
Lange dauerte die Umarmung, denn Beider Herzen waren zu voll, und besonders Remy mußte sich durch Thränen Luft machen, bevor er zu reden vermochte.
Nun aber drängte fich der andere Herr hinzu, indem der Sänger fofort Gerhard wiedererkannte.
Doch auch die übrigen Glieder der Familie waren hinzu getreten, als sie die Umarmung Friedels und des Fremden gefehen. Wie freuten fie fich, als sie durch die Jubelrufe Friedels erfuhren, daß dieser seinen Jugendfreund Remy so unerwartet wiedergefunden! Wie herzlich wurde er von Allen willkommen geheißen!
weißen Haaren, und seine Gattin Elisabeth, Madame Annette Da war der alte Herr Elsen, nun ein Mann mit langen Grein , eine fleine runde Dame, fast so rund wie ihr Herr Gemahl, doch noch immer hübsch und besonders heiter wie in thren früheren Jahren. Auch Madame Helene Elfen fehlte nicht, die eine schöne, stattliche, wenn auch etwas ernste Frau geworden war; fte führte an der Hand zwei junge Mädchen, ihre Töchter. Die anderen Kinder der beiden Familien lamen drängte sich jubelnd um den Wiedergefundenen, den Freund ebenfalls herbeigesprungen, Groß und Klein, und Alles des Vaters, der Familie, ihn in herzlicher Weise begrüßend.
Remy vermochte fich kaum zu fassen, doch fühlte er, wie ein neues Glück in sein armes todtfaltes Herz einzog und es neu belebte, und so viel es seine Kräfte nur erlaubten, zeigte er dies und gab seiner Freude darüber Ausdrud. Sein e genes Schicksal schien er in diesem Augenblide vergeffen haben doch die Freunde lasen es zu ihrem Schrecken, ihrer Trauer auf seinem bleichen eingefallenen Antlig, und Blide sich sagten, daß die schonendste, vorsichtigste Behandlung des wechselten sich mit einander, welche von ihrer Besorgnis sprachen, Leidenden heiligste Pflicht sei.
( Schluß folgt.)