tunmigmnmii- Körper als ein Verein erklärt wird und damit scheidet für Preußen die Möglichkeit weiblicher Vertrauens- Personen aus. Die im Antrag„weibliche Vertrauenspersonen" genannten Genossinnen haben also ausschließlich die Aufgabe. „Aufklärung unter den proletarischen Frauen in politischer und gewerkschaftlicher Hinsicht. Erziehung zum und Stärkung des Klassenbewußtseins zu schassen und eine diesen Aufgaben ent- sprechende planmäßige Agitation zu betreiben,- und ich wünsche ihnen allen Erfolg dazu.(Beifall.) Möller- Schkeuditz : Die Genossin Zetkin hat eine schöne. auf möglichsten Triumph berechnete Rede gehalten, ober die Hauptsache hat sie kaum berührt.(Oho!) Die Hauptsache ist, daß wir unter den Frauen die gewerkschastliche Organisation und Agitation betreiben. Frau Heinrich- Saga»: Ich bin mit den Ausführungen der Frau Zetkin vollkommen einverstanden. Aber sie hätte bc- tonen sollen,� daß die Flugblätter und Broschüren gemeinverstäud- lich, volksthümlich und daher selbst aus dem Volke heraus ge- schrieben werden müssen, so daß jede Proletarierin das ver« stehen kann. Bis jetzt ist das nicht der Fall. Ich habe zehn Abonnentinnen auf die„Gleichheit" gewonnen. Als ich aber einige Rummer» ihnen gebracht hatte, sagten sie mir:„Ach. gehen Sie mir mit Ihrer„Gleichheit"; ich verstehe nichts davon!" (Heiterkeit.) Es muß also eine Frau aus dem Volke jetzt die Flugblätter schreiben, die nicht nur die Verhältnisse kennt, sondern auch den richtigen Ton zu treffen weiß.(Beifall.) Es ist ein Antrag auf Schluß der Debatte eingegangen. L e s ch e- Altona spricht gegen den Schluß der Debatte. Es seien in derselben eine Reihe von schiefen Anschauungen seitens der Genossinnen zum Allsdruck gebracht(Sehr wahr!), die wir uns als Genoffen nicht gefallen lassen können.(Beifall.) Ter Schluß der Debatte wird abgelehnt. L e u t e r t- Apolda: Ich bin gegen den Druck der Rede der Frau Zetkin , weil er für das Verständniß der Proletarierinnen nicht geeignet ist? er ist zu wissenschafllich. Die bürgerlichen Anschauungen der Genossin Löwenherz sind leicht verzeihliche. Das Älgrarprogranim wurde abgelehnt, weil man Proletarier mit Bauer verwechselte; ebenso wenig darf mau bürgerliche Frauen mit Proletarierinnen verwechseln. Gewehr- Elberfeld : Der Antrag betreffend Gründung einer Frauenzeitung ist in der gegenwärtigen Form allerdings unannehmbar, aber er ist doch nicht ganz von der Hand zu weisen. Die Genossin Zetkin will durch Broschüren und Flug- Hälter agitiren; damit ist die Berechtigung einer populär ge« haltenen Frauenzeitung anerkannt. Ueberweifen Sie den Antrag der Parteileitung. Bedauerlich ist es, daß der Genossin Löivenherz unlautere Motive untergeschoben wurden. Aus mich hat die Diskussion den Eindruck gemacht, als ob auch auf anderer Seite nicht gerade die sachlichsten Momente vorherrschten, als ob eine gewisse Rivalität zum Ausdruck kommt, vor der man sich hüten sollte, wenn es gilt, die Genossen für die Franenagitation zu begeistern. Ein erneuter Antrag auf Schluß der Debatte wird wieder abgelehnt. Echoenlank: Die Genossin Löwenherz hätte zum mindesten die Nummer der„Leipziger Volkszeitung" anführen müffen, die den Artikel enthalte» soll. Der Satz, den sie zitirt hat, ist so blödsinuig, daß ihn mir niemand zutrauen wird, ich bin schon seit 10 Jahren für den Schutz der Arbeiterinnen eingetreten; ich rnunere nur an meine Untersuchungen über die Spiegel« belcgerinnen.(Sehr wahr!) Von der Genossin Löwenherz habe ich nie«inen Artikel bekomme»? dafür aber bab« ich hier einen Artikel von ihr in der„Gleich- heit", der sich gegen den Arbeiterschutz wendet. Die Genossin Löwenherz hat sich ja auch mit einer für die Frauen sehr wichtigen Frage, mit der Frage der Prostitution beschäftigt. Aber ihre Schilderungen beweisen, daß sie nicht auf dem sozia- liftischen Standpunkt, sondern auf einem empfindsam bürgerlichen Standpunkt steht, der durch ein Aufgebot von Gefühlsduselei mit den ökonomischen Verhältnissen fertig zu werden glaubt. (Sehr richtig.) Bei ihrer Vcrquickung von bourgeoiskapitalistischen Ausfassungen mit unverdauten proletarischen Ideen hätte sie sich vor einer persönlichen Polemik hüten sollen. Frl. Löwen herz: Verschiedene Redner sind, wie es in der Partei leider vielfach geschieht, nicht auf die Sache ein- gegangen, sondern haben mich persönlich angegriffen und mir unterschoben, daß ich überhaupt nicht Sozialdemokratin bin. Ich muß da» entschieden zurückweisen. Wenn Genosse Schoen- lank den von mir zitirten Artikel nicht selbst verfaßt hat, so ist er doch dafür verantwortlich. Ich bitte ihn, mir Raum in seiner Zeitung zu gewähre», dann werde ich den Beweis für meine Behauptungen erbringen. Ebenso wie er hat mich auch die „Gleichheit" einfach todtgeschwiegen. Der Genosse Schoenlank sprach von einem Artikel von mir, der sich gegen den Arbeilerschutz richtet; nein, er richtete sich gegen den Aibeiterinnenschutz, und wie recht ich damit halte, das beweist, daß in den letzten drei Jahren garnicht mehr die Rede davon war, und daß diesklerikalelPartei, die offen erklärt, daß es ihr nicht auf Arbeiterinnenschutz, sonderu auf Entfernung der Frauen aus den Fabriken ankommt, sich jetzt dieser Forderung bemächtigt hat. Rednerm polemisirt weiter gegen die„Gleichheit", die einen Artikel von ihr in einer Frage, die zur öffentliche» Diskussion stand, ab- gedruckt, aber so gethan habe, als habe mau ihn nur aus Gnade und Barmherzigkeit aufgenommen, Tis„Gleichheit" habe sie ferner als Frauenrechtlerin hingestellt und ihr Unlenntniß in sozialpoliti- scheu Dingen vorgeworfen. Zum Schluß tritt Rednerin für den Autrag ans Gründung einer Frauenzeitung ein. Ein Aulrag auf Schluß der Debatte wird angenommen. Darauf tritt die Mittagspause ein. (Privatdepeschen des„Vorwärts".) Das Schlußwort erhält Frau Zetkin : Neue Anregungen sind in der Debatte nicht zu tage gefördert worden. Wen» Frau Heinrich behauptet, daß meine Ausführungen nicht populär genug die Nothwendigkeil der gewerkschastlichen Organisation den Arbeiterinnen er- örtert hätten, so weise ich darauf hin, daß wir uns nicht in einer Volksversammlung befinden, sondern auf einem sozialdemokratischen Parteitage. Wenn mir ferner vorgeworfen wird, ich wäre zu theoretisch gewesen, so hat za die Debatte bewiesen, wie nothweudig es ist, eine prinzipielle Klärung über unsere Stellung gegenüber der bürgerlichen Frauenrechllerei fest- zulege». Auf die persönlichen Differenzen gehe ich nicht ein. Es ist unter der Würde des Parteitages und auch unter meiner Würde, die Frage zuzuspitzen auf eine persönliche Polemik zwischen Frau Zetkin und Fräulein X, A, Z. mag Sie sich nun Müller oder Schulze nennen. Daß die„Gleichheit" den von Frl. Löwenherz erwähnten Artikel mit Bemerkungen ver- sehen hat, war nicht nur ihr Recht, sondern ihre ver- dämmte Pflicht und Schuldigkeit. Es war ein Artikel vorausgegangen, in welchem vom Standpunkt der Hygiene und der wirihschaftliche» Interessen aus die Nothweudlgkeit des Arbeilerschutzes bewiesen war. und ich konnte doch den Lesern der„Gleichheit" nicht zumuthen, die nämlichen That- fachen mit Rücksicht auf eine einzelne Persönlichkeit noch einmal durchzukauen.(Sehr ricbrig«) Ausführungen werden noch nicht dadurch sozialistisch, daß die versafferin sich als Sozialistin ausgiebt. Sie werden nur dadurch sozialistisch, daß sie Sich in Uebereinsiimmuug mit unserer sozialistischen Auf- aff»ng von der Geschichte befinden.(Sehr wahr!) Die An- führungen des Frl. Löwenherz befinden sich in, Widerspruch mit de» Gesetzen der Nationalökonomie und mit den Erfahrungen der Praxi?. Genossin Löwenherz meint, wir hätten allen Anlaß. mit den bürgerlichen Frauenrechtlerinnen Hand in Hand zu gehen. weil Sie auch manche Forderungen vertreten, die auch wir ver- treten. Ich bin anderer Ansicht. Diese Auffassung entspricht der Ueberzeugung, daß es eine„Frauenbewegung" an und für sich und als solche giebt. Wir sind der Ausfassung, daß e««in« Frauenbewegung nur giebt im Anschluß an die geschichtliche Entwickelung und daß es deshalb eine bürgerliche und eine proletarische Frauenbewegung giebt, die nicht mehr Gemeinsames haben als wie die Sozialdemokratie mit der bürgerliche» Gesellschaft. Wir weisen die bürgerlichen Frauenrechtlerinnen nicht etwa deshalb zurück, weil w i r das Bischen nicht wollen, sondern weil S i e das Mehr nicht wollen, was gerade den wesentlichen Inhalt unserer Forderungen ausmacht, nicht blos mit Rücksicht auf unsere Zukunstsforderunge», sondern auch mit Rücksicht aus die recht minimalen Forderungen, die wir jetzt auf dem Boden der bürgerlichen Ge- sellschaft vertreten. Der Fortbildungsunterricht zum Bei- spiel ist illusorisch, wenn die Proletarierkinder gleichzeitig für ihren Lebensunterhalt erwerbsfähig sein müffen: Wir fordern nicht nur das Brot des Geistes, sondern auch das Brot des Körpers. Und es wäre thöricht, wenn wir, hinter denen die kom- palte soziale Macht der Sozialdemokratie steht, uns den bürger- lichen Frauen, hinter denen keine soziale Macht steht, anschließen wollten. Und noch eins trennt uns: die Taktik. Verlangt man, daß die klassenbewußten Arbeiterinnen mit Petitionen an den Thron des Kaisers und an die Regierungen gehen? Wir sollen die bürgerlichen Frauenrechtlerinneu für uns agitiren lassen, weil wir keine geschulten Agitatorinnen haben, sagt Genossin Löwenherz. Auf jedem Parteilag wird geklagt über den Mangel an Agitatoren. Wende» wir uns etwa deshalb an Eugen Richter und Genossen?(Heiterkeit.) Es kommt nicht darauf an, was man verlangt, sondern zu welchem Zweck man es verlangt. Wenn die bürgerlichen Frauen Forderungen er- heben, thun sie es nicht, um das Proletariat wehrfähiger zu machen für den Befreiungskampf, sondern sie thun es, getrieben von dem bösen Gewissen der Bourgeoisie, um mit ihren Forderungen dem Proletariat den Mund zu stopfe». Wir aber wollen, daß in der Stunde, wo am Ende der kapitalistischen Entwickelung die bürgerlich« Gesellschaft in sich selbst»usammenbricht, der Proletarier nicht dasteht, wie der Sklave, der die Kette bricht, sondern als eine körperlich, geistig und sittlich vollkommene Persönlichkeit. Und von diesem Standpunkt aus ist zwischen proletarischer und bürgerlicher Gesell- schaft keine Gemeinschaft möglich. Mit guten Absichten, mit schönen Gefühle» hat man noch keine neue Gesellschaft gezimmert; sie erweisen sich als brüchiger Schiefer, welcher zer- splittert, wenn die wirthschafllichen Thatsachen, die Geldsack- Interessen an sie herantreten. Nur die klare Erkenntniß ist der Granit, auf welche» das Proletariat rechnen kann, um die Kirche der Zukunft daraus zu bauen.(Stürmischer Beifall und Hände- klatschen.) Es wird zur Abstimmung geschritten. Der Ailtrag, das Zetkin'sche Referat drucken und als besondere Beilage verbreiten zu lassen— die unentgeltliche Vertheilung ist gestrichen— wird angenommen. Die Resolution: Die modern« Frauenfrage ist das Ergebniß der durch die kapitalistische Produktionsweise gezeitigten wirthschaftlichen Umwälzungen. Sie tritt deshalb in den verschiedenen Klassen auf, die der modernen Gesellschaft eigenthümlich sind, nimmt aber in jeder derselben«ine andere Form an. In der Klasse der oberen Zehntausend ist die Frau als Besitzerin eigenen Vermögens ökonomisch vom Manne unabhängig, aber als Ehefrau ist sie rechtlich ihm noch vielfach unterworfen und kann in der Regel nicht frei über ihren Besitz verfügen. Der Besitz führt in dieser Klasse zur Geldehe und zu ihrem Gegen- stück dem Ehebruch; er fördert die Auflösung des Familien- lebens und enthebt die Frau ihren Pflichten als Gattin und Mutter. Im Vordergrund der Forderungen, welche die Frauen dieser Klaffe stellen, fleht die rechtliche Sicherung des Vermögens- besitzes und das freie Versügungsrecht darüber für das weib- liche Geschlecht. Der Emanzipalionskampf dieser Frauenklasse ist ein Kampf für die Beseitigung aller sozialen Unter- schiede, die nicht auf dem Vermögensbesitz beruhen. Die Verwirklichung ihrer Forderungen bedeutet die letzte Stuf« der Emanzipation des Privatbesitzes. In der kleinen und mittleren Bourgeoisie, sowie in der bürgerlichen„Intelligenz" wird die Familie durch wesentliche Begleiterscheinungen der kapitalistischen Produktion zersetzt. Es wächst die Zahl der ehelosen Frauen, die dadurch auf eigenen Ver- dienst angewiesen werden? es wächst die Zahl der Familien, denen derErwerb desMannesnicht genügt. Die weiblichen Angehörigen dieser Schichten werden zur Erwerbsarbeit aus dem Gebiete der liberalen Berufe gedrängt. Im Vordergrund ihrer Forderungen steht deshalb das Recht auf gleiche Berufsthätigkeit und Berufsbildung für beide Geschlechter, für völlig freie Kon- kurrenz auf allen Gebieten. Der Kampf der Frauen für diese Forderungen ist ein wirthschaftlicher Jntereffeukamps zwischen Männern und Frauen jener Schichten. Und da zeder wirihschaftliche Jntereffenkampf ein politischer wird, drängt er die Frauen auch zur Forderung der politischen Gleichstellung der Geschlechter. Erst durch die Verwirklichung dieser Forderungen erringt die Klein- und Mittel-Bürgerin die volle Gleichstellung mit dem Manne. Im Proletariat ist es daS Ausbeutungsbedürsniß des Kapitals, das die Frau zur Eriverbsarbeit zwingt und die Familie zerstört. Durch ihre Erwerbsarbeit wird die pro- letarische Frau dem Manne ihrer Klasse wirthschastlich gleich- gestellt. Aber diese Gleichstellung bedeutet, daß sie, wie der Proletarier, nur härter als er, vom Kapitalisten ausgebeutet wird. Der Emanzipationskampf der Proletarierinnen ist des- halb nicht ein Kampf gegen die Männer der eigenen Klasse, fondern ein Kampf im Verein mit den Männern ihrer Klasse gegen die Kapitalistenklasse. Das nächste Ziel dieses Kampfes ist die Errichtung von Schranken gegen die kapitalistische Aus- beutung. Sein Endziel ist die politische Herrschaft des Proletariats zum Zwecke der Beseitigung der Klassenherrschaft und der Herbeiführung der sozialistischen Gesellschaft. Als Kämpferin m diesem Klassenkampf bedarf die Pro- letarierin ebenso der rechtlichen und politischen Gleichstellung mit dem Manne, als die Klein- und Mittel-Bürgerin und die Frau der bürgerlichen Intelligenz. Als selbständige Arbeiterin bedarf sie ebenso der freien Verfügung über ihr Einkommen (Lohn) und ihre Person als die Frau der großen Bourgeoisie. Aber trotz aller Berührungspunkte in rechtlichen und politischen Reformforderungen hat die Proletarierin in den entscheidenden ökonomische» Interessen nichts Gemeinsames mit den Frauen der anderen Klassen. Die Emanzipation der proletarischen Frau kann deshalb nicht das Werk sein der Frauen aller Klaffen, sondern ist allein das Werk deS gesammteu Proletariats ohne Unterschied des Geschlechts. Die Agitation unter den proletarischen Frauen muß daher in erster Linie sozialistisch« Agitation sein. Ihre Haupt- aufgäbe ist, die proletarischen Frauen zum Klassenbewußt- sein zu wecken und für den Klassenkampf zu ge- winnen. Die Arbeiterin muß aus einer Schmutzkonkurrentin des Mannes zu dessen Kampfgenossi», aus einer hemmenden zu einer treibenden und thätigen Kraft im Klassenkampf werden. Die proletarische Frauenagitation muß sich also streng im Rahmen der allgemeinen Arbeiterbewegung halten und muß an alle Fragen aukuüpsen, die für die Arbeiterklaffe jeweilig von besonderer Wichtigkeit sind. Soweit bestimmte dringende Aufgaben nicht vorliegen, ist in der Agitation für Reformen ein- zutreten, die im Interesse der Proletarierin als Arbeiterin und Frau liegen. Insbesondere ist zu agitiren: 1. für Ausdehnung des gesetzlichen Arbeiterinnenschutzes, namentlich für Einführung deS gesetzlichen Achtstundentages zunächst wenigstens für die weib- lichen Arbeiter. 2. für Anstellung weiblicher Fabrikinspektoren. 8. für aktives und passives Wahlrecht der Arbeiterinnen und weiblichen Angestellte» zu den Gewerbe-Schiedsgerichten. 4. für gleiche» Lohn für gleiche Leistung ohne Unterschied des Ge- schlechts. 6. für volle politische Gleichberechtigung der Frauen mit den Männern, speziell für uneingeschränkt,» Verein»-,«er- sammlnng»- und Koalitionsrecht. 8. für gleiche Bildung und freie Berufsthätigkeit der beiden Geschlechter. 7. für die privat- rechtliche Gleichstellung der Geschlechter. Hand in Hand mit der mündlichen muß die schriftliche Agitation unter den proletarischen Frauen betrieben werden. Als vorzüglichstes Mittel, Anregung und Aufklärung unter die Massen der noch indifferenten Proletarierinnen zu tragen, empfiehlt sich die periodische Verbreitung von Flugblättern, die bestimmte, praktische Fragen behandeln. Zur weiteren Belehrung und Schulung sind besonders Broschüren geeignet, die der Proletarierin den Sozialismus näher bringen und zwar als Arbeiterin, als Frau und vor allem auch als Mutter. Die sozialdemokratische Presse muß systematisch für die wirth- schastliche und politische Ausklärung der proletarischen Frauen wirken. wird mit einem Amendement der Frau Meder:„Die Beseitigung der Gesinde-Ordnungen mit unter die Forderungen zu stellen" angenommen. Die Anträge 40 und K0 werden abgelehnt. Die Anträge 61 und 110 werden angenommen. Damit ist Punkt S der Tagesordnung erledigt. Es folgt Punkt 9 der Tagesordnung: Das Proportional« Wahlsystem. Ein Antrag, diesen Punkt von der Tagesordnung ab« zusetzen, wird von Schöpflin begründet, von Bär« Crefeld mit dem Hinweis darauf bekämpft, daß gerade über diesen Punkt unseres Programms große Unklarheit unter den Genossen im Lande herrscht. Eine längere Geschästsordnungs-Debatte entwickelt sich über diese Angelegenheit. Bunte und Voigt- Berlin treten für die Besprechung der Proportionalwahl em. F ö r st e r- Hain- bürg: Eine eingehende Erörterung dieses Punktes ist doch nicht möglich. Es sei denn, daß alle übrigen Anträge wieder ev masso der Parteileitung überwiesen werden. Es ist aber besser, sie end- lich einmal gründlich zu berathen. Wenn unsere Genossen nur in der Frage der Proportionalwahl unklar sind, so läßt sich das noch erlragen. Die Proportionalwahl ist doch schließlich nur eine akademische Frage.(Beifall.) Der Antrag auf Absetzung des Punktes von der Tage?« ordnung wird mit großer Majorität angenommen. Es folgt Punkt 10: Anträge zum Partei« Programm. Zur Debatte gestellt werden die Anträge: IS, Parteigenossen des l. Hamburger Kreises: Das Proportionalwahlrecht ist im Programm zu belassen und möglichst näher zu bestimmen. IS. Die Parteigenossen Müller, Hansen und Schröder in Flensburg : Dem Punkt 6, Absatz 2 des Programms ist eine präzisere Fassung zu gebe», die jedes Miß« verständniß ausschließt. 17. Genosse Hahn in Offenbach : Die sozialdemo- kratische Partei Deutschlands verlangt in Zukunft für die Reichs- tags-Wahlen das Proportional-Wahlsystem und zwar in folgen- der Weise. Eintheilung Deutschlands in einen Wahlkreis. Be- seitigung der Personenwahl. Abgabe der Stimmzettel, versehen mit der politischen Anschauung. Abstimmung an einem gesetz- lichen Ruhetag. In bezug aus die Vertreter, Selbstbestimmungs« recht der einzelnen Parteien. Entschädigung für die von der Partei bestimmten Vertreter. Antrag 16 findet nicht die genügende Unterstützung. Der Antrag IS wird zurückgezogen. Der Antrag 17 wird durch den Beschluß, die Proportional« wähl nicht zu besprechen, für erledigt erklärt. Es folgt Punkt II: Sonstige Anträge. Singer: Der Parteitag ist damit einverstaude«, daß wir diese Anträge in drei Kategorien theilen. Die erste betrifft de» Ort, wo der nächste Parteitag tagen soll, die zweite seine Tagesordnung, die dritte umfaßt ver- schiedenartige Anträge. Ueber den Ort des nächste« Parteitages wird schriftlich abgestimmt werden. Mit der Frage des Ortes des nächsten Parteitages beschäftigen sich die Anträge: 18. Parteigenossen des l.und S. HamburgerKretseS: Den nächste» Parteitag in Hamburg stattfinden zu lassen. IS. Parteigenossen in Darmstadt : Den nächsten Partei« tag in Darmstadt stattfinden zu lassen. SS. Parteigenossen in H al b e r st adt: Den nächsten Parteitag in Halberstadt stattfinden zu lassen. S1. Parteigenossen in Verden : Den nächsten Parteitag in Hannover stattfinden zu lasseu. SS. Parteigenossen in Bochum : Den nächsten Parteitag in Bochum stattfinden zu lassen. SS. Parteigenossen in Karlsruhe : Dm nächste» Partei« tag in Karlsruhe siatlfinden zu lassen. Und Antag 106, der als Ort deS Parteitages Mainz vor« schlägt. Von diesen Anträgen finden n»r die Anträge 18, 21 mid 106 die genügende Unterstützung, während der Antrag 23, der für den nächsten Parteitag Karlsruhe vorschlägt, zurückgezogen ist. Es handelt sich also darum, ob der Parteitag in Hamburg , Hannover oder Mainz abgehalten werden soll. Molkenbuhr tritt für Hamburg ein. Es sei schon oft der Wunsch laut geworden,«inen Parteitag in Hamburg abzuhalten, aber stets habe man«ingewandt. daß Hamburg zu weit von dem Mittelpunkt Deutschlands entfernt sei. Di« Strecke von Hamburg bis_»» nächsten Grenze betragen aber nur 152 Kilometer, während z.B. Mainz 212 Kilo- meter von der russischen Grenze entfernt sei. Die Hamburger hätten mit Rücksicht auf die Thätigkeit der dortigen Genossen einen Anspruch darauf, einmal den Parteitag bei sich zu sehen. Nachdem wiederholt nah« an der Grenze Parteitage stattgefunden. sei es eine Zurücksetzung, wollte man jetzt nicht nach Hamburg gehen, das za von überall her leicht zu erreichen sei. In Hain« bürg seien die Delegirten auch sicher, daß sie nicht erst eine Landreise zum Parteilokal zu machen hätten.(Heilerkeit.) David spricht den Wunsch aus. den Parteitag in Mainz abzuhalten. Hauptsächlich mit Rücksicht daraus, daß dadurch in agitatorischer Beziehuug etwas erreicht wird. Wie hl e vertritt den Antrag, den Parteitag in Hannover stattfinden zu lassen. Bömelburg tritt für Hamburg «in. Alle Vorzüge Hamburgs könne er nicht schildern, sonst würde ja Hamburg sofort einstimmig gewählt werden.(Heiterkeit.) Hülle- Erfurt lveist darauf hin, daß die von Molkenbuhr auf- gestellte Berechnung der Entfernung Hamburgs falsch sei, dazwischen liege die Ostsee , die bis zum nächsten Jahre noch nicht besiedelt sein würde.(Heiterkeit.) Auch die WohnungSverhältniffe Hamburgs seien schlechte. Er empfehle Mainz . Im vorigen Jahr» hätten sich ja die Hamburger selbst dagegen gesträubt, daß in Hamburg der Parteilag abgehallen werde. Man habe dann damals auf die schlechten Saalverhältnisse aufmerksam gemacht. Hierauf wird die Debatte geschlossen. Während der Abstimmung, die eine schriftliche ist, wird in die Berathung der Anträge zur Tagesordnung des nächsten Parteitages eingetreten. Singer: Ich hätte gegen die Berathung dieser Anträge ja an sich nichts einzuwenden, aber gegenüber den vielfachen Schwierigkeiten, die sich bei der Beschaffung von Referenten für die Feststellung der Tagesordnung herausstellen und bei der Wichtigkeit der Punkte schlage ich Ihnen vor, Ei« überweisen sämmtliche Anträge dem geschäftSsührenden Ausschuß. Diesem Antrage entsprechend wird beschloffen. Es folgen verschiedene Anträge. Den Antrag 80. betreffend die Errichtung eines Bureau» zur Ertheilung von Rath in RechtSangelegenheiten im Saarrevier auf Parteikosten, begründet E m m e l mit dem Hinweis auf die hinlänglich bekannten Verhälinisse im Gebiet deS Königs Stumm. Di« Rechtsanwälte und Richter ständen dort unter dem geistigen
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