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Nr. 94.
Donnerstag, 24. Juli 1884.
I. Jahrg
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
heint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 3 Mart, monatlich 1 Mart, wöchentlich 25 Pf. Einzelne Nummern 5 Pf. Poftabonnement pro Duartal 3 Mart.( Eingetragen im VIII. Nachtrage der Postzeitungspreisliste unter Nr. 719a.)
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beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Bf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Simmerstraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
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neuen Abonnenten wird der bisher erschienene
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Das Kind des Proletariers" aus der Feder von U. Rosen soweit der Vorrath reicht bition Zimmerftraße 44 gratis verabfolgt. gegen Vorzeigung der Abonnements quittung in der Expe
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es in Dentschland kaum einen Renner der Volksschule geben wird, der in der vollständigen Aufhebung jeden Antheils der Kirche an der Aufsicht über die Schule und vollends an der des Religionsunterrichts einen Fortschritt sehen
würde."
Ein Tübinger Professor allerdings sieht darin keinen Fortschritt aber die wirklichen Kenner der Volksschule, die Volksschullehrer selbst würden mit Freuden eine solche Schulreform in Deutschland begrüßen, durch die sie aus den Banden geistlicher" Bevormundung zur freien Arbeit gelangten. Die Ketten, mit welchen die Volksschule an erstere. Die Abnahme solcher Ketten aber ist immer ein die Kirche gefesselt ist, lasten schwer und erdrückend auf die
Fortschritt.
Der Tübinger Professor hält auch die Geistlichkeit für die einzige sachverständige Aufsicht über die große Masse der Volksschulen", die durch weltliche Schulinspektoren nicht erfegt werden könne.
Wo bleibt da der Professorenstol, wo bleiben da die Kenner der Boltsschule?" und wo bleiben die Schullehrer felbft? Sollten diese nicht bei genügender Vorbildung, bei einer Behandlung, welche ihre Selbstachtung höbe und bei
eifrige Anhänger des Fürsten Bismard
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würden wir es gar nicht der Mühe werth halten, dieser sonder baren Schwärmer zu erwähnen, wenn nicht ein eigenthümlicher Umstand wäre. Diese sonderbaren Schwärmer find nämlich durchweg ja es ist die Blüthe der Partei Bismard sans phrase, die Tafelrunde der Norddeutschen" und ähnlicher Zeitungen, mit einem Wort es find die Leute" des Fürsten Bismard. Fürst Bismarck befindet sich also in einer Differenz mit seinen Leuten"- ein Schau spiel, das wir noch nicht erlebt haben und auf deffen Abwicklung wir einigermaßen gespannt find. Fürst Bismard ist keine Natur, die Widerspruch verträgt. Sobald er mit Jemanden in feiner Umgebung in Meinungsverschiedenheiten tommt, sept es sofort Friktionen", die bisher stets damit geendigt haben, daß die Leztern das Feld räumen mußten. Wir müssen also Stampf mit seinen Leuten" aufnimmt und sie zwingt, entdarauf gefaßt sein, daß Fürst Bismard unverzüglich den weder auf ihre Keßerei zu verzichten und auf seine Worte zu schwören, oder von der gouvernementalen Bildfläche zu verschwinden.
Sollte wieder Erwarten dieser Kampf nicht ausbrechen,
dann würde uns freilich nichts anders übrig bleiben, als in die Schatten der famosen 3 weiseelentheorie zu flüchten und anzunehmen, in fener Reichstagsfizung( es war, wenn wir nicht irren, der 26. Juni)[ habe die eine Seele des Fürsten
furzen Bestehens auf befriedigende Erfolge zurück. Troß auskömmlichem Gehalte die besten Schulinspektoren sein? Bismard gesprochen, die andere aber spreche aus seinen Der überaus großen Anzahl von Zeitungen der verschiedensten Und würde dann nicht genügen, wenn alle Jahre einige Leuten". Tendenzen, bie in Berlin existiren, und trotzdem überall
bedeutend mit Arbeiterfreundlichkeit" geprahlt wird, bat bisher fein Drgan für die eigentlichen Interessen des wertthätigen Boltes bestanden. Daher ist es Pflicht eines
vom Kultusminister ernannte Regierungs - oder Schulräthe die Schulen des Bezirks einer Revision unterzögen? Wir glauben, das würde völlig genügen!
Außerdem inspizirt auch die Volksmeinung die Schulen
Politische Uebersicht.
feben Arbeiters, ein Organ, das stets und nur allein bes schon in schärfster und gerechter Weise. Wenn der Schul- freisinnigen Blätter folgenden Utas ab, den bei ebt ist, die Interessen des Arbeiters zu wahren und zu meister absolut nichts taugt, dann erfahren dies die Vorge Berfechten, nach Kräften zu unterstüßen. Die Arbeiter sollen feßten schon hinlänglich früh genug, um Remebur schaffen Tolibarisch für einander einstehen, dasselbe Verhältniß muß zu fönnen fie aber auch mit ihrer Presse verbinden.
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zu fönnen sie dürfen sich natürlich nicht auf jeden Einzelflatsch stützen. Bei einigermaßen genügender Aufmerksamkeit
Ohne ein Wort des Tadels drucken die deutschAnwesenheit des antisemitischen Agitators Liebermann von Sonnenberg zu Witten die Verwaltung der dor den hiesigen Beitungen wird von einem Komité zu einem tigen Königl. Sentralwerkstätte erlassen hat: Un Vortrage über die Judenfrage eingeladen. Dergleichen zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften stattgehabte Einträchtigkeit zu erschüttern und zwischen friedlich
Giner für Alle", das muß unser Wahlspruch sein; es darf findet ein tüchtiger Schulrath schon heraus, ob der betreffende Vorträge sind darauf berechnet, die bisher in unserer Stadt bas aber nicht nur eine leere Phrase bleiben, sondern Jeder Lehrer für die Schule und für den Ort, in denen er wirkt, etwas muß an seinem Theile thätig sein, Jeder muß wirklich dazu taugt, ob er beliebt ist und nach allen Richtungen hin seine
werbe.
der wertthätigen Bevölkerung dient, möglichst unterstützt
beitragen, daß die Zeitung, welche dem Gesammtinteresse Schuldigkeit thut, und wenn dies nicht der Fall, dann ist neben einander wohnenden Bürgern Haß und Swietracht zu
Wenn jeder bisherige Abonnent nur einen weiten erwirbt, aber auch wirklich dafür sorgt, daß der felbe abonnirt, so hat er feine Pflicht gethan.
eine Versetzung leicht zu bewerkstelligen.
Mit den Verfegungen bei den Volksschullehrern ist man ohnehin viel zu sparsam. Dasselbe sollte öfter geschehen, denn so wahr es auch ist, daß sich der Volksschullehrer in der betreffenden Bevölkerung einwohnen muß, eben so wahr
erregen. Ich nehme an, daß die mir unterstellten Arbeiter teinen Theil nehmen an den Bestrebungen solcher Leute, und daß sie sich auch im vorliegenden Falle so benehmen werden, wie es sich für Arbeiter geziemt, die in einer tönigl. Eisenbahnwerkstatt beschäftigt. sind. Ich ersuche daher sämmtliche Arbeiter, i en en Vors
Wir unsererseits werden nach besten Kräften dafür bes rebt sein, die Zeitung immer reichhaltiger zu gestalten, so ist es, daß er, wenn dies aus irgend welchen Gründen nicht trag nicht zu besuchen, sich überhaupt morgen daß sie selbst ben höchsten Anforderungen genügen wird.
möglich ist, schleunigst versetzt werden muß. Wunder hat oft genug ein neuer Lehrer bei den Schülern gewirkt und ebenso hat der frühere Lehrer in einem neuen Orte Segen geftiftet, den er an seiner früheren Stelle nicht stiften konnte. Das Wie gefagt, sollen die Lehrer nicht in Abhängigkeit von
Saft unbeachtet vom Auslande hat sich in Frankreich Rechte trifft man nämlich nicht immer gleich das erstemal.-
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Abend von dem fraglichen Lotal fern zu halten, und hierdurch zu bekunden, daß fie die Bestrebungen der qu. Komité- Mitglieder verachten. Der Königliche EisenbahnMaschineninspektor." Die deutsch - frei sinnige Bossische Beitung" druckt die Bekanntmachung, die der Freiheit des einzelnen Menschen geradezu ins Gesicht schlägt, mit der zu stimmenden Bemerkung ab: auch von amtlicher Seite des genannten Herrn erfolgt". Wir stehen den Bestrebungen es ausdrücklich aus, daß wir dieselben verachten, aber ebenso
eine Reform bes Schulwesens vollzogen, wie sie einschneis ihren Inspektoren, besonders nicht von geistlichen gerathen, ist ein energischer Protest gegen die Wühlereien über die Schulreform in der französischen Kammer und bebenber nicht gebacht werden kann. Während der Debatten
sie sollen selbstbewußt selbst ihre Inspektoren sein neben der
fonders im Senat interessirte sich auch das Ausland für öffentlichen Meinung. Das träfe nunmehr in Frankreich zu, biefelbe; nachdem aber die Debatten verhallt sind und die
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fchon fast vollzogen hat, kümmert man sich im Allgemeinen auf Ueberbeschäftigung angewiesen und das bringt ihn in ruhige Reform arbeit an ihre Stelle getreten ist und sich noch eine allzu geringe, deshalb ist der Schullehrer vielfach verachten wir den 3wang, den der Mächtige auf das Ge
Nur hin und wieder interessirt sich ein deutscher Ge
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Doch sind schon bedeutende Gehaltsverbesserungen ein
Lehrter bafür und so hat auch der Professor der Volkswirth getreten und neue werden angestrebt. Solange aber der
des
maschineninspektor ,, die ihm unterstellten Arbeiter ersuchi," fern zu bleiben, oder ob er ihnen befiehlt, das ist gleich, es ist derselbe Gewissenszwang, dem ein deutsch - freis finniges Blatt zustimmt. Woher nun aber wird das genannte
fchaft in Tübingen , Dr. Ludwig Jolly , kürzlich eine Schrift unglückselige Militarismus auch in Frankreich herrscht, solange Blatt den Muth nehmen, einen konservativen Fabrikherren
Reform. Er bellagt ganz besonders die radikale TrenAllerdings steht derselbe nicht auf dem Boden ber nung der Schule von der firchlichen Oberaufsicht und das vollständige Berbannen des Religionsunterrichts aus der
Schule.
wird die Erziehung leiden; es bleibt nicht genug Geld übrig für größere Schulreformen.
Hoffen wir, daß sich in dieser Hinsicht bald schon ein Umschwung vollzieht in allen Kulturländern.
Fürst Bismarck und seine Leute.
In einer der legten Sizungen des Reichstags gab Fürst Bismard in Bezug auf ,, Kolonialpolitik" Erklärungen ab, die Da hörte man nichts
Aber ist man denn wirklich so intolerant gewesen, daß Jedermann befriedigen mußten und auch allgemein mit Be man für bedürftige Eltern den Religionsunterricht für friedigung aufgenommen wurden. t, Hilde en Kinder abgeschafft hat? Wir ſagen ausdrücklich: be
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von dem Ausfallthor Meg", das ein paar Tage zuvor in der Dampfer- Kommission eine so bedenkliche Rolle gespielt schen Intereffen im Auslande" das war so ungefähr das
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bürftige Eltern, denn von vornherein des Religionsunter- hatte. Schuß für die Deutschen und Schuß für die deuts freuen fich einer ganz gefunden Bedürfnißlosigkeit in dieser positive Programm und das negative: Keine Abenits bedürftige Kinder giebt es gar nicht. Dieselben erHinficht. Und nur, nachdem sie den Religionsunterricht teuer! Reine Verwidlungen mit dem Ausland! Was konnte ogenannte religiöse Bedürfniß ein, welches dann auch viel
geben
schöner sein?
Wir redeten von allgemeiner Befriedigung. Leider war das zuviel gesagt. Es giebt Leute, die mit jenen Erklärungen des Fürsten Bismard durchaus nicht zufrieden
er als sein Spiel hingestellt hat, für die einzig wahre Kolo
Wir fragten, ob man denn den Religionsunterricht sind und, ohne jedoch einen Tadel gegen den Herrn Reichsberhaupt abgeschafft habe? Mit nichten! Derselbe it tanzler zu wagen, genau das Gegentheil dessen, was Teine öffentliche Angelegenheit mehr, er ist und mit en rechtem Recht, gerade so, wie die Religion selbst zur Pri- nialpolitit erklären. Von ihnen hören wir, daß Deutschland batiae erflärt worden. Aber dieser Privatsache" ge- feine Machtsphäre ausdehnen, dem Ausland seine Macht genüber hat sich die Regierung recht entgegenkommend ge- zeigen, die Kolonialpolitik der Engländer nachahmen soll u. s. w. eigt. Die Schulen find nämlich nicht nur Sonntags, fon- Kurz: Der Chauvinismus treibt seine üppigsten Blüthen und Dern auch Donnerstags geschlossen, damit die Eltern, afbare de wünschen, ihren Kindern Religionsunterricht privatim zu laffen, genügende Gelegenheit dazu haben. Trotzdem also die größte Urbanität bei Erlaß und Ausführung der franzöfifchen Schulreform in biefer Be e bypo ung herrscht, meint doch der Tübinger Professor, daß denkfähige Menschen zeitweilig die Dentfraft verlieren, so
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wenn diesen grimmigen Kolonialpolitikern der Wille geschähe, dann würden wir, fintemalen feine erstrebenswerthen Läns dereien mehr herrenlos find, binnen wenigen Monaten mit England, Frankreich und noch ein paar Ländern im Krieg sein. Da es in jedem Lande eine Anzahl von Narren giebt und wir jest gerade in den Hundstagen find, wo auch sonst
oder einen konservativen Königl. Beamten zu tadeln, der seine Arbeiter durch Anschlag in der Fabritersucht", von den Versammlungen der Herren Ridert und Richter u. f. w. fern zu bleiben und das einladende Komite zu verachten. Die Motivirung würde dann einfach lauten: Dergleichen Vorträge find darauf berechnet, die bisher in unserer Stadt zwischen den verschiedenen Gesellschaftstlaffen stattgehabte Einträchtigkeit zu erschüttern und zwischen friedlich nebeneinanderwohnenden Bürgern Haß und Bwietracht zu erregen."- Daß dann die Tante Vog" und die anderen Blätter in's deutsch - freifinnige Jammerhorn stoßen würden, ist wohl selbstverständlich, und ohne Scham röthe würden sie auf Befragen nichts anderes sagen können und auch nichts anderes sagen, als: a Bauer, das ist etwas Anderes!"- Mit dieser elenden heuchlerischen Phrase tann man eben alles beden.
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Zur Naturgeschichte der Reptilienpresse wird aus Straßburg ein außerordentlich bezeichnender Vorgang gemeldet. Der Verleger und Bestzer der Els.- Lothr. 8tg.", Buch händler R. Schulz, wird, da die ihm bisher gezahlte Landesfubvention( 30,000 art) vom 1. Dttober an wegfällt, von diesem Termine an seine Beitung eingehen laffen, da ste zu wenig Abonnenten und eine zu theure Res battion bat, als daß sie sich ohne Subvention erhalten tönnte. Als Entschädigung für die Aufgabe Der Beitung, für welche Herr Schuls dem früheren Befiger berselben eine große Summe, man sagt über 100,000 Mart gezahlt hat, soll er den Druck des vom 1. Oktober an unter Sem Titel„ Elsaß- Lothringische Landeszeitung" erscheinenden neuen Regierungsblattes erhalten. Die Redakteure der neuen Beitung ernennt die Regierung und übernimmt die Verant wortung für den Inhalt, sowie den Gewinn und Verlust der Beitung. Es ist immerhin beffer, wenn die Regierung für ein Blatt die vollständige Verantwortung übernimmt man weiß dann doch, gegen wen man seine Kritik richtet als wenn es Beitungen giebt, die ihr Futter aus der Steuerkasse
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