Beilage zum

Nr. 105.

Aus dem Chinesenviertel in San Francisco  .

( Aus: Um die Welt.")

Berliner Volksblatt.

Mittwoch, den 6. August 1884.

dito Beinkleidern und Blouse von derselben Farbe bekleideter Bezopfter" fragt ihn nach seinem Begehr. Speisekarten giebt es nur in den feltensten Fällen, etwa bei Hochzeiten, Sterbe schmaus oder anderen Feierlichkeiten; der gewöhnliche Modus ist, daß der Aufwärter( Bang Ke- Mi) dem Gaste die Herrlich­feiten der Küche mündlich auseinandersett und sein Register mit den drolligsten Randglossen versteht. Von den angeprie fenen Speisen erwähne ich nur als Rarität: Ragenragout mit rothem Pfeffer, geschmorte Haifischfloffen mit eingemachten ben, Ragout von jungen Ratten mit Biegenleber, gebratene Haifischflossen, Hammelaugen mit Knoblauch und heißen Arrak mit Man- Bow- Kem", einem süßlichen, rasch berauschenden Bittern. In allen Regenbogenfarben prangt die hellerleuchtete Fassade und gewährt, von der Straße aus gesehen, einen immerhin interessanten und originellen Anblick. Nicht weniger wie das Aeußere des oberen Stockwerkes ist das Innere des­felben interessant und beachtenswerth. Es enthält verschiedene sogenannte Theestuben, von denen die mittlere einen fast im­posant zu nennenden Anblick gewährt. Dem Eingang gegen­über erblickt der Leser eine Art von Anrichtetisch, ähnlich dem englischen Side Board", der indessen hier nur als Zierde dienend, in reicher Weise von Schnißereien, chinesischen Hiero­glyphen 2c. stroßt und allen erdenklichen Nippsachen, Trinkge­fäßen, Pfeifen c. als Aufenthaltsort dient. In der Mitte des Bimmers steht unter einem hübschen Kronleuchter ein schwerer, aus sogenanntem chinesischen Eisenholze angefertigter Tisch und um denselben, aus dem gleichen Material fabriziert, Stühle, oder richtiger gefagt, Schemel. Hier wird der duftende, aller­dings reichlich ſtart, aber vortrefflich schmeckende Thee in kleinen, bunt bemalten Porzellantaffen serviert. Der Chinese bedient fich zu demselben gewöhnlich einer dem Ingwer ähnelnden ein­gemachten und dem Weißen widerlich süß erscheinenden Frucht; häufig werden indessen auch Bigarren serviert. Hat der ,, richtige" Chinese seinen Thee geschlürft, erwartet seiner an einem an­deren, in einer Ecke der Theestube stehenden Tische der Hoch­genuß der Opiumpfeife.

Lokales.

Unter den mannigfachen Sehenswürdigkeiten, welche das Chinesenviertel in San Francisco   aufzuweisen hat, verdienen die Restaurationen und sogenannten Theestuben" besonders hervorgehoben zu werden. Die nach chinesischem Begriff ele­ganteste" Restauration liegt in der Dupont  , gegenüber Com­mercial Str., und wird von der chinesischen Firma Low Ferr Sang u. Co. betrieben; sie besteht, wie fast alle anderen, aus einem Parterrelokal und zwei oberen Stockwerfen. Es ist die fünfte Nachmittagsstunde und der Store" bietet ein reges Leben und Treiben; Mongolen jeden Alters und Standes drängen fich um den Ladentisch. Eine Anzahl soeben frisch aus dem Ofen angelangter Schweine, hübsch braun und knuspe rig gebraten und sauber mit Fett abgerieben, wird an mäch tigen eisernen Hafen in möglichst einladender Weise befestigt und verfehlt nicht, schnell Käufer heranzuziehen. Weiter unten bemerken wir zwei soeben abgezogene Hirsche, eine große Menge Hasen, Kaninchen, Geflügel aller Art, Eichhörnchen und lieber Leser, freundliche Leferin, erschrecken Sie nicht!- auch auch einen sauber abgezogenen Kater, den ein ruchloser Afiate ge­ftohlen hatte, um aus seinen sterblichen Ueberresten jest Filets, ein Ragout oder andere Delikatessen zu bereiten. Der biedere Rater war übrigens das erste Gethier, das willig einen Käufer fand und schnell von einem Chinesen um den Preis von 2,25 Dollars aus dem Store entführt wurde. Feldratten, das fogenannte gelbe Hundefleisch", geschmorte Mäuse, gebratene Walfischfloffen, frische und gesalzene Fische, die sogenannte ,, chinesische Auster", die Korallenmuschel, junge Schlangen und noch manche andere Delikatessen ähnlicher Art bildeten zu den bereits vorher angeführten Nahrungsgegenständen das würdige Bendant. Außer den erw hnten Raritäten" erblickten wir eine wahre Unmenge chinesis er Gemüse, die berühmte Arrak­fauce, in Sauce gefochte Kaninchenschenfel, Bambusrohr, Mais, Bananen, Aepfel, Pflaumen, Pfirsiche, Birnen und eine große Auswahl von aus China   importirten Konserven, mit sonder baren Hieroglyphen versehen, die, wie es schien, theuer bezahlt wurden. Während sich vorne, gleich neben dem Eingang, eine Treppe befindet, die in den Speisesaal führt, wird der untere Raum im Hintergrunde durch die Küche begrenzt, die einen gar wunderlichen Anblick gewährt. Man denke fich an einem langen, etwa zwölf Fuß messenden Dfen, der eine Anzahl größerer und kleinerer Deffnungen für die zu benußenden Töpfe und Ziegel, Bratpfannen und Schmortöpfe 2c. enthält, und etwa ebenso viele, in allertiefftes Negligee gekleidete Köche, welche vor dem Feuer stehen und emfig bemüht find, den Aufträgen der Kunden zu entsprechen. Hier wird eine Tauben­leber gerieben" und mit einem Zusay von Hundefett, den zarten" interpfötchen einer Feldratte, einem schwer erfenn­baren Gemisch des chinesischen Bu- Me"( am besten mit Bar mesanfäse zu vergleichen) mit Milch und Knoblauch zu einer Art Bastete verarbeitet". Dort find rührige Hände beschäffelbst vorläufig landespolizeilich festgestellt worden ist, wird in tigt, Schweinsfüße und Hasenohren zu hacken, dieses mert­würdige deux- à- deux mit einer Arratsauce zu begießen, um das Ganze dann als Ragout fin à la Melikan Man" auf den Tisch zu bringen. Doch die Atmosphäre wird bald eine so unbehagliche, daß wir es vorziehen, diesen den kulinarischen Genüffen geweihten Ort zu verlaffen, um die Herrlichkeiten der oberen Stockwerke bewundern zu können. Eine verhältniß mäßig bequeme Treppe führt uns in die erste Etage, eine Art Speisesaal, der eine Fensterfront nach der Straße von etwa dreißig Fuß zeigt und die Annehmlichkeit gewährt, daß der Gast, sobald die vom Plafond bis zur Erde reichenden Glas­thüren geöffnet find, Gelegenheit hat, den geräumigen Balkon des Hauses( Ah Fah Hew) zu betreten, wo er nach eingenom mener Mahlzeit die nothwendige Siesta halten fann. Einfache Holztische und dito Stühle find in einer Anzahl von zwischen zwanzig und breißig bereit, den Fremden im Speisezimmer aufzunehmen. Er segt sich und ein mit weißen Strümpfen,

"

Der Alterthümler. ( Aus ,, Belgravia  .")

Ich war nach langer Abwesenheit aus China   zurückgekehrt und saß, eine Pfeife rauchend, mit einem alten Kameraden zu­fammen, den ich als flotten Junggesellen verlassen und jetzt als soliden Ehemann in guter, äußerer Lage wiederfand.

Apropos", sagte ich ,,, was macht denn unser alter Freund Smith, der Alterthümler?"

Jonas lachte herzlich bei Erwähnung des alten Spiznamens und antwortete: ast Du denn nie die Geschichte gehört? So stopfe Dir eine frische Pfeife und ich will fie Dir erzäh len. Sie flingt zwar etwas selbstsüchtig, da Du mich aber aufgefordert haft, fie Dir zu berichten, so darfst Du mir nicht den Vorwurf machen, als wolle ich mein eigenes Lob verkün den oder Dinge mittheilen, die ein bescheidener Mensch ge wöhnlich andern zu melden überläßt. Ueber das Ende wirft Du Dich sehr verwundern."

Wir stopften unsere Pfeifen und Tones begann:

Du weißt, daß ich mit Smith immer sehr befreundet war in einer bekannten Kneipe in Bischofsgate Street zusammen und, daß wir alle Lage unser zweites Frühstück in der City einnahmen. Smith war ein sehr guter Kerl, er hatte aber eine

Unter den Anwohnern der Gartenstraße zirkulirt gegenwärtig eine Betition um Durchführung der projek­tirten Pferdebahnlinie Müllerstraße- Alexanderplaß durch die Gartenstraße. Die Ausführung dieser Linie, welche städti­scherseits der Neuen Berliner Pferdebahn- Gellschaft f. 3. übertragen worden und für den Norden von großem Intereffe ist, entbehrt leider noch immer der polizeilichen Genehmigung auf Grund einer für oben genannten 3wed als nothwendig erachteten Verbreiterung der Münzstraße.

B. N. Enteignungsverfahren. Nachdem der seitens des Magistrats hierselbst aufgestellte Enteignungsplan für das Ent­eignungs- Unternehmen betreffs der Herstellung einer Verbin dungsbahn zwischen dem Bahnhofe Alexanderplatz   und der in Errichtung begriffenen Großmarkthalle an der Ecke der Neuen Friedrichstraße und der zukünftigen Kaiser Wilhelmstraße hier­

Gemäßheit der§§ 18 und 19 des Enteignungsgeseßes vom 11. Juni 1874 dieser Plan vom Sonnabend, den 2. August ab bis Sonnabend, den 16. August cr. einschließlich in der Plankammer des Magistrats im hiesigen Rathhause während der Dienſtſtunden zu Jedermanns Einsicht offen liegen. Einwendungen gegen diesen Plan find bis zum Ablauf der bezeichneten Frist bei der ersten Abtheilung des Polizeipräsidiums in Berlin   anzubringen.

g. Der Ausbruch der Typhuskrankheit in einem Hause der Großberenstraße in Folge Genusses schlechten Brun­nenwaffers erregt in jenem Stadttheile nicht geringe Beun­ruhigung. Von den im Ganzen erkrankten fünf Personen be finden sich zwei auf dem Wege der Besserung, während drei noch das Bett hüten müssen und sich in ärztlicher Behandlung befinden. Zu den legteren Personen gehört auch eine Kranken­wärterin, welche zur Pflege der zuerst am Typhus erkrankten vier Personen gerufen und dann selbst vom Typhus befallen vier Personen gerufen und dann selbst vom Typhus befallen

bei sich und war damit so schnell bei der Hand, daß ich mich in Acht nehmen mußte, einen Namen zu nennen, der mit Caster oder Street zusammengesetzt war und ihm so Veran­laffung zu geben, sein Stüd Papier   vor mir auszubreiten.

Schließlich wurde mir die Sache unerträglich. Eines Tages fehlte ich beim zweiten Frühstück, lam auch den folgenden nicht

und da ich am dritten Tage nur um so schwerer dafür zu büßen hatte und mich eine wahre Sturmflut von römischen Erklärungen überströmte, so gab ich endlich seine Bekanntschaft ganz und gar auf.

Ein ganzes Jahr verstrich, bis ich ihn wiedersah. " Jones, alter Kerl!" rief er, indem er mir warm die Hand schüttelte ,,, ich glaubte schon Du seiest todt oder Du lebtest von Deinen Renten, denn ich hörte, die Firma, in der Du beschäftigt warst, hätte vorzügliche Geschäfte gemacht. Um der alten Erinnerungen willen habe Mitleid mit mir. Ich bin einsamer Strohwittwer, Frau und Tochter find an die See gegangen. I morgen bei mir." Die Furcht vor dem römischen England jedoch war in mir stärker als das Gefühl für alte Freundschaft und ich log ihm vor, daß ich am nächsten

Tage meinen Urlaub anträte und verreisen wolle.

Später allerdings ging ich auf Urlaub, denn ich bedurfte nach anstrengender Arbeit der Erholung. Diese fand ich in

strömung, die schon manchem tüchtigen Schwimmer zu schaffen gemacht. Ein eigener Wächter hat die Aufgabe, den Badenden mit einem zinnernen Horn zu warnen, wenn er sich zu weit hinauswagt.

schwache Seite, die ihn überall als einen wahren Plagegeist Boulogne  . Das Baden in Boulogne   hat seine Gefahren. Es erscheinen ließ. Sein Steckenpferd war die römische Vorzeit zellan geschwärmt, so hätte ich an seiner Begeisterung theil­nehmen fönnen, aber für die Vorzeit Englands fonnte ich, der wärmen und so ward mir denn endlich sein beständiges Ge rede über das römische England herzlich zuwider. Fand er 63.

fofort auf zu lefen und ließ folgende Erläuterung los: " Tadcaster, ja, ja, das alte Calcaria auf der Carlisle Ab zweigung der alten Ermine Straße, Du weißt doch, wie die Ermine Straße lief. Wie? Nun, fie begann bei Durnovaria, das ist Dorchester, ging durch Sorbiodunum, das ist Salis­burn, über Andover   und Calleva Altrebatum, das ist Silchester  , von dort über Bagshot Heath bei Libracte, das ist Egham  , nach London  . Von London   ging fie durch Hertfordshire  , traf auf die heutige North Road bei Buderidge und weiter über Bunting ford, Royston, Mendy und Carton nach Godmanchester bei Hun­tingdon, das damals Durolipons hieß: von da über Mater Newton, Durobrivae, Castor, Duromagus, Stamford   und Grant ham. Hier läuft die eine Abzweigung nach Lincoln, das alte Lindum, und York  , während die andere, mit der wir uns eben beschäftigten, nach Carlisle   über Pontefract, Tadcaster und so Landkarte von dem römischen England ge­

weiter geht.

Er hatte eine zeichnet, auf welcher die vier großen Landstraßen in verschiede nen Farben dargestellt waren. Diese Karte führte er stets

An einem schönen Morgen spazierte ich an der Mole, als ich neben mir die süßeste Stimme von der Welt sagen hörte: Run, Mama, es ist Zeit zum Baden, fomm, bitte! Als ich mich umwendete, erblickte ich einen der schönsten, frischeſten eng­lischen Mädchenköpfe, die ich je gesehen.

Gut, liebe Enid," sprach Mama, eine starke, entschlossen aussehende Dame, fei aber vorsichtig, die See ist hoch und

das entfeßliche Horn hat den ganzen Morgen geblafen."

Dabe leine Furcht, ich schwimme wie eine Ente, weißt Du wohl." Dann trippelte sie hinunter nach dem Sande. Ich beobachtete Miß Enid, wie sie über den Sand hin weg nach dem Badekarren eilte. Die See ging in der That hoch. Sehr wenig Leute badeten, fein einziger schwamm, mechanisch stieg ich nach dem Strand hinab. Miß Enid

ging nicht gimperlich ins Wasser, sondern sprang vom Karren

aus mit einem Kopfsprung hinein und schwamm vorwärts als wäre fte in dem Element geboren. Das Horn erklang. Mama am Ufer war in großer Sorge und schrie. Sowohl ihr Schreien als die Töne des Horns erreichten die Schwimmerin nicht, denn der Wind blies landwärts. Ich schaute aus nach dem Mann, der gewöhnlich im Boot umherrudert, er war einige hundert Meter entfernt. Das Horn blies immerzu, einige Buben!

1. Jahrgang.

wurde; fie befindet sich gegenwärtig im Lazarus  - Krankenhause. Die Polizeibehörde ließ inzwischen den Brunnen zur Verhütung weiteren Unglücks absperren. Das Brunnenwaffer soll daher so schlecht sein, weil in dem betreffenden Hause während des ganzen Sommers Grundwasser vorzufinden ist. Bei der Re­vision des Hauses wurde von der Behörde eine Wohnung ausfindig gemacht, deren Räume früher als Pferdest all benugt worden waren. Auf Anordnung der Polizei mußte nun die diese Räume seit dem 1. Juli cr. bewohnende Fa milie plöglich verlassen, damit dieselben gänzlich neu hergerich­tet werden.

g. Ein entsetzlicher Unglücksfall hat sich, wie uns mit­getheilt wird, heute Mittag auf dem alten Kirchhofe der israelitischen Gemeinde in der Schönhauser Allee   zugetragen. Ein Schlofferlehrling war einem Kanarienvogel, welcher aus einem Bauer entflohen war und sich nach dem gedachten Kirch­hofe geflüchtet hatte, hier nachgeeilt. Um den Vogel zu er haschen, der sich auf einen von einem eisernen Gitter umgebenen Baum vor einem Hügel gesezt hatte, war der Lehrling auf den Baum geklettert. Hier muß er einen Fehltritt gemacht oder ausgeglitten sein furzum, er stürzte vom Baum und fiel so unglücklich auf die Spigen des eisernen Gitters, daß mehrere derselben ihm tief in den Leib drangen. Der Unglüd­liche wurde von mehreren Personen aus seiner entsetzlichen Lage befreit und nach Requirirung eines Krantenwagens nach dem nahen Krankenhause geschafft.

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B. N. Ein empörendes Sittlichkeitsattentat, das glück­lich erweise noch vereitelt wurde, ist, wie man uns schreibt, am gestrigen Tage in der sogenannten Königshaide, zwischen Brit und Niederschönweide gegen ein 19 jähriges junges Mädchen aus Brig   verübt worden. Das junge Mädchen, Marie N. mit Namen, befand sich gerade auf einer ziemlich einsamen Stelle in der Königshaide, als plöglich ein robuster Mensch an ste herantrat und sich nach dem Wege erkundigte. Nachdem der Strolch die Auskunft erhalten, fiel er plößlich über die nichts ahnende N. her, warf sie zur Erde und versuchte ihr Gewalt anzuthun. In Folge der Hilferufe des jungen Mädchens er­griff der Strolch die Flucht und wurde nun von mehreren her­beieilenden Arbeitern der Späth'schen Baumschule verfolgt, aber in der Haide nicht mehr eingeholt. Nachdem die N. von dem Vorfalle Anzeige erstattet hatte und fich gerade vor dem Amtshause befand, wollte es der Zufall, daß der Attentäter mit anderen Personen vorüberging. Der sofort in Kenntniß gesezte Gensdarm Hoffmann verfolgte den wieder die Flucht ergreifenden Unbekannten und gelang es demselben schließlich den Flücht ling nach einer längeren Jagd in einem Kohlfelde festzunehmen. Der Festgenommene wurde als ein Arbeiter" G. refognoszirt und sofort in Untersuchungshaft genommen.

N. Zn dem Vergiftungsfall theilen wir berichtigend mit, daß die fraglichen Papierabfälle nicht von einem hiesigen Ge­schäft verkauft, sondern vom Bersonal desselben in die Müllgrube des Hauses Friedrichstr. 99 geworfen und erst von dort aus durch dritte Hand in den Bests jener Lumpenfamm lerin gelangt find, deren Kinder ein Opfer der Naschhaftigkeit wurden.

N Ohrringdiebe. Mit einer kaum glaublichen Frechheit ist gestern Vormittag um 9%, Uhr, also am hellen lichten Tage ein 12jähriges Mädchen in der Fehrbellinerstraße seiner Ohr ringe beraubt worden. Das bezeichnete Mädchen, die Tochter einer in der Templinerstraße wohnenden Frau J. befand sich um die angegebene Beit, um ihre Mutter aufzusuchen, in der ge nannten Straße, als plößlich ein starker, zerlumpf gekleideter Mensch an das Kind herantrat und ihm den goldenen Ohrring aus dem linken Dhr mit einer solchen Gewal herausriß, daß das Ohrläppchen mit zerrissen wurde. Trot der Schmerzensrufe des Kindes und einer sofort i Scene gefeßten Verfolgung gelang es dem Strolch doch zi entkommen.

-g. Eine große Schlägerei, zu deren Beilegung ein Anzahl von Schußleuten erforderlich gewesen, spielte sich gesterr Abend an der Ecke der Müller- und Reinickendorferstraße ab Infolge der nothwendig gewordenen Sistirung mehrerer Stein

und Matrosenfrauen sammelten sich am Lande. Enid wurd immer weiter entführt, was sie auch thun mochte, um das Ufe zu gewinnen. Die Mama schrie jest ganz laut; Enid verlo offenbar jeden Augenblick an Kraft. Ein Schrei von ihr bracht mich zum Entschluß. Ich riß meinen Rock ab und sprang in Wasser. Ich bin ein guter Schwimmer. Ich erinnere mich, da ich lange mit den Wogen rang, daß ich etwas Schweres e faßte, aber weiter weiß ich nichts, bis ich auf dem Sande lag eine Menge Menschen mich umstanden und zwei Leute eifri damit beschäftigt waren, nach den Regeln der Kunst das Waff aus mir zu pumpen.

Il revient!" Il revient!" waren die ersten Worte, B ich hörte. Wo ist die junge Dame?" war das erste, wona ich fragte.

Dant Ihnen ist fie gerettet," war die Antwort. soll ich Ihnen nur meine Erkenntlichkeit für Ihre muthige Th zu erkennen geben?"

Die Sprecherin war Enids Mutter. Ich murmelte eini Redensarten über gemeine Menschenpflicht und drängte mi durch die Menge nach Hause.

Dies führte natürlich dazu, daß ich Enids und ih Mutter Bekanntschaft machte fte hieß Mountjon- de ich mußte mich doch nach Miß Mountjon erfundigen und w außerdem in fie verliebt. Ich speiste bei ihnen im Gastha und ging mit ihnen spazieren, als wären wir alte Bekann Ich glaube, Frau Mountjoy hatte vorher Erkundigungen üt mich eingezogen, ehe sie diesen Verkehr gestattete, denn gehörte zu jenen stolzen Damen, die nicht einmal die( rettung einer Tochter vom Tode für einen genügenden Gru halten, um eine besondere Dankbarkeit dafür auszusprech und ich erinnere mich eines leisen Kräuselns ihrer Lipp als ihr mein Name als schlichter Jones genannt wurde. dachte sehr streng über Leute, die früh zum Mittag af und sich nicht nach dem neusten Pariser Schnitt kleidet und sprach viel von lieben Herzoginnen" nnd ,, reizent Lords".

mehr ich Enid kennen lernte, je mehr entzückte sie mich i Indeffen wurden wir ganz gut miteinander fertig. ich schmeichelte mir mit dem Gedanken, daß meine glühe Zuneigung nicht unerwidert blieb. Dennoch feblte mir Muth, mich ihr ernstlich zu nähern, geschweige die entscheide Frage an sie zu r chten, obwohl ich dazu viel Gelegen hatte, denn Frau Mountjon, die ziemlich beleibt war, li förperliche Bewegung nicht sehr, so daß ich mit Enid fast im allein war.

Mein Urlaub näherte sich seinem Ende, so daß, wenn mein Glück bei Enid versuchen wollte, ich es bald f mußte.

Nun hatte Enid ein Steckenpferd. Sie liebte es näm Akrostichen zu rathen. Die aus England einlaufenden Wod