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Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr. 107.
Armenerziehungsanstalten in der Schweiz . Schweiz .
Bekannt ist, daß in der Schweiz in Bezug auf die Unter stügung der Nothleidenden großer Gemeinfinn herrscht, der sich auch überall in hervorragender Weise bethätigt.
Man erblickt bei einer Reise durch die Schweiz fast nirgends die erschreckende Armuth und die verwahrlosten Geſtalten, wie bei uns zu Hause; Bettler und Vagabunden giebt es laum und die fechtenden" Handwerksburschen sind meist Handwerksburschen sind meist Deutsche und Desterreicher.
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Die Schweiz sorgt eben für ihre Armen! Das Recht auf Arbeit" haben die Schweizer Kantone freilich noch nicht prollamirt, aber in der That besteht dort im weitesten Sinne das Recht auf Unterstügung", während man in Deutschland von diesem Rechte" durchaus nichts wissen will.
Auch wir sind selbstverständlich im Prinzip gegen ein folches Recht", jedoch ist dasselbe für die Nothleidenden gegens wärtig in der besten der Welten" doch eine schöne Sache, und so lange, bis die beste der Welten" erst gründlich gebessert worden ist, doch nicht so schlechthin von der Hand zu weisen.
Es dürfte sich kaum ein anderes Land finden, wo die Sorge für die Armen, sowohl von staatlicher als auch von privater Seite so entwickelt ist, als in der Schweiz . Es giebt dort förmliche Armenerziehungsanstalten, von de nen wir hier einige der berühmtesten nennen wollen: Die Richter- Liedersche Seidenwirkerei" in Basel , die ,, Web- und Erziehungsanstalt" in Trogen, die ,, Seidenspinnerei " zu Wangen , die Seidenwinderei" zu Tagesschwangen und die„ Schusterei" zu Brütisellen.
Ueber das Wesen und die innere Einrichtung dieser chweizerischen Armenerziehungsanstalten wollen wir nun an Der Hand der Wahrnehmungen des Landgerichtsdirektors Dr. Föhring zu Hamburg , die er im 13. Vereinsheft des Nordwestdeutschen Vereins für Gefängnißwesen niedergelegt hat, unseren Lesern einige nähere Mittheilungen machen.
Der Umstand, daß die genannten Anstalten durch ihre Arbeit sich selbst erhalten, erleichtert die Aufnahme verwahrloster und erziehungsbedürftiger Kinder ganz wesentlich, während die in Deutschland zumeist mit landwirthschaftlichen Arbeiten behäftigten Rettungs- Anstalten erheblicher Kostgelder für die Zöglinge nicht entbehren können und die Gemeindebehörden nur in den äußersten Fällen, beispielsweise infolge richterlichen Urtheils, sich entschließen können, Erziehungskosten auf verwahrlofte Kinder zu verwenden. Der Verdacht, daß die Erziehung der Kinder in den schweizerischen Anstalten nur ein Vorwand und die Ausbeutung der jugendlichen Arbeitskraft der Hauptzwed fei, erscheint nach den von Dr. Föhring an Ort und Stelle gemachten Wahrnehmungen völlig ausgeschlossen.
Die Aufnahme der Böglinge erfolgt erst, wenn diese das jenige Lebensalter erreicht haben, in welchem die betreffenden Kantongefege die Beschäftigung von Kindern in Fabriken gestatten, also im Alter von 12-14 Jahren; der Aufenthalt in der Anstalt erstreckt sich auf die Dauer von 2-4 Jahren, doch steht es nach Ablauf dieser Zeit den 3öglingen frei, noch einige Jahre in der Anstalt zu bleiben. Sie sind zwar während der Dauer ihres Aufenthalts in der Anstalt der Haus ordnung und den Befehlen ihrer Vorgesezten unterworfen, tönnen aber vor dem Ablaufe der zwischen ihren gefeßlichen Bertretern und dem Vorstande der Anstalt abgeschlossenen Ronraftzeit jene wieder freiwillig verlassen. Der Anstaltsleiter liefert Kleidung, Wäsche, Beköstigung, Wohnung, Bett und forgt für den Schulunterricht; er bildet die Böglinge männlichen Geschlechts in den geschäftlichen, die weiblichen nebenbei in häuslichen Arbeiten vollständig aus, wofür der Bögling von dem ihm zugeschriebenen Tagelohn einen betimmten Theil zur Kleider- und Krankenkasse, sowie ein wöchent fiches Koftgeld von 5-6 Frcs. zu entrichten hat. Der Rest der gutgeschriebenen Löhne wird ihm, wenn er die Anstalt verläßt, zu Händen seines geseglichen Vertreters ausbezahlt, wodurch nicht selten ein Bögling 300 Frcs., ja noch mehr erhält. Dazu kommt noch eine recht gute und reichliche Aus
Aus dem ostindischen Soldatenleben. Nachdruck verboten.] Von R, C.
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Vor unseren trunkenen Bliden lag der indische Dzean. Er hebend wirkte der Anblick und überwältigend auf unser Gemüth, gewaltige unabsehbare Fläche in der majestätischen Ruhe, mit der dunkelblauen Himmelskuppel darüber, die fich tief im Saffer spiegelte, und dem Meere jene dunkle Farbe gab, die Das Herz so schwermüthig macht, daß man unwillkürlich fich
amalbind pillinda dirad
Freitag, den 8. August 1884.
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1. Jahrgang.
rüstung an Kleidern und Wäsche. Die Arbeitszeit berüstung an Kleidern und Wäsche. Die Arbeitszeit be-| find diese Arbeiterkolonieen viel zu winzig, fie fönnen nicht
die Fabrikarbeit, der andere auf den Schulunterricht entfällt. Die Leitung der Anstalt untersteht nicht einem Fabrikanten, sondern ausschließlich pädagogisch gebildeten Lehrern von Beruf und befähigten Hausmüttern. Die Mahlzeiten werden von dem Anstaltsvorstande und seinen Familienangehörigen, den Lehrern und Aufsehern gemeinschaftlich mit den Böglingen eingenommen, wobei für alle dieselben Speisen bereitet werden. Der leiblichen Pflege wird außerdem durch Turnunterricht, durch Spiele im Freien und in einigen Anstalten auch durch Gartenarbeiten Rechnung getragen.
Wie sehr diese schweizerischen Arbeits- und Erziehungsanstalten für die arme, nothleidende Bevölkerung mit Erfolg wirken, geht unter Anderem aus dem Berichte des Armenerziehungs- Vereins im Kanton Basel- Land vom Jahre 1882 her vor, in welchem es bezüglich der Richter- Lieder'schen Seidenwirferei heißt: Der Segen, den diese Anstalt seit dreißig Jahren wohl über sechshundert Töchter unseres Landes gebracht hat, läßt uns der Richter'schen Initiative höchst dankbar gedenken."
Dr. Föhring glaubt, daß der Wunsch, ähnliche Armener ziehungs- Anstalten auch in den stark bevölferten, armen Fabrikgegenden Dentschlands einzuführen, um so weniger ein völlig vergeblicher sein dürfte, weil die schweizerische Einrichtung auch in Frankreich und England schon vielfach mit Erfolg nachgeahmt worden ist.
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Daß nun derartige Erziehungsanstalten viel besser wirken, die Arbeitshäuser in Deutschland , in welchen die verwahrloste Jugend meist zu Vagabunden ,, erzowird wer möchte das leugnen? Daß aber solche Institute auch nur in Lande, wie die Schweiz unter den übrigen Landeseinrichtungen fröhlich ge= deihen tönnen, ist ebenso wahr. In Deutschland redet bei solchen Anstalten immer die Polizeibehörde und eine vermuckerte Geistlichkeit das erste Wort. Deshalb werden dann die Jungen zu Heuchlern und zu Duckern erzogen, die der Gesellschaft und ftch selbst später nur Schaden bringen.
Dann aber würde bei unseren entwickelten Industriever hältnissen und bei unserer starken Bevölkerung die Arbeit in jenen Anstalten bei so langer Arbeitszeit-11 Stunden!- ähnlich wirken, wie die Arbeit in den Gefängnissen und Militäranstalten; sie würde der freien Arbeit eine äußerst gefährliche Konkurrenz machen und Arbeitslose und Vagabunden schaffen helfen ganz gegen ihren Willen.
Wir find deshalb doch nicht der Meinung des Dr. Föh ring, daß es so sehr wünschenswerth sei, derartige Armener ziehungsanstalten auch in Deutschland einzuführen. Wenn die Behandlung und Erziehung der Böglinge fich ebenso in Deutsch land gestalten würde, wie in der Schweiz , was wir mit gutem Recht bezweifeln, dann hätten allerdings die einzelnen Böglinge einen großen persönlichen Vortheil; aber an den allgemeinen Zuständen würde, wie wir oben angedeutet haben, nichts geändert, ja sie könnten wohl durch die Konkurrenz dieser Anstalten verschlechtert werden.
Es wird nämlich durch Errichtung von Arbeitshäusern und dies sind diese Anstalten in gewissem Sinne ja auch und würden es sicherlich in Deutschland werden feine neue Arbeitsgelegenheit geschaffen, sondern sie wird ledig lich von anderen Stellen dahin übertragen, d. h. sogenannten freien" Arbeitern wird die Arbeit genommen, diese werden brotlos gemacht und ihre Arbeit wird den 3wangsarbeitern in den Anstalten gegeben.
Da sind uns aber doch die Kolonisationsarbeiten der Arbeiterkolonieen zu Wilhelmsdorf , Seyda , Rick lingen u. s. w. viel lieber, fie machen feine Konkurrenz den freien" Arbeitern, dort wird neue Kulturarbeit geschaffen. eider aber befinden sich auch diese Anstalten in den Händen von orthodoxen Priestern, welche bei den Kolonisten ungemein Schaden anrichten können bei der Erziehung. Dann auch
Fieber und der schwarzen Pest, war das nächste Ziel unserer Wünsche. Wer von uns sollte einen Treffer, wer eine Niete in dieser wilden Lotterie ziehen? Das war der Gedanke unter dessen Einfluß fast Alle mehr oder weniger standen, der uns Alle mehr oder weniger bewegte. Nur Einen von uns schien das nicht zu kümmern, er hatte keinen Sinn für die kleinen Leiden und Freuden, die täglich an uns herantraten. Apathisch schweifte sein blaues Auge über die weite Fläche, unbewußt knabenhaften Antlig lag der Ausdruck eines wilden Schmerzes, gepaart mit düsterer verzehrender Schwermuth. So konnte er Stundenlang stehen, der Außenwelt entrückt und Alles um sich her vergeffend. Man wußte nicht viel von ihm: er war ein Belgier und hatte sich bei seinem Eintritt in die Armee als Student der Rechte legitimirt. Für gewöhnlich verkehrte er mit Niemand, sprach felten, nur zeigte er bisweilen einen schrecklich auflodernden Born, der sich bis zum Parorismus steigern konnte. Dies war namentlich der Fall, wenn Dienste von ihm verlangt wurden, die jeder von uns leisten mußte, und die nur ihm entehrend vorkamen. Jede freundschaftliche Annäherung wies er zurück,
Gebirge der Straße von Bab- El- Mandeb , wir hatten den braunen Sohn der arabischen Wüste gesehen, der in seinen schmuzigen weißen Gewändern zu uns an Bord gekommen war, um uns seine Früchte, Trauben und Orangen, zu vertaufen, wir hatten im Hafen von Aden das bunte Treiben Die den Hafen beherrschen, lagen die stolzen Kasernen der eng orientalischen Seelebens bewundert, hoch oben auf den Felsen, fischen Garnison , die Rothröcke manövrirten in den Bergen; unter dem Brand der glühenden Wüstensonne hatten wir die historischen Fluthen des rothen Meeres durchdampft; im Suez Kanal , deffen Ufer so trostlos und doch anziehend dürftiges und erbärmliches Aussehen uns mit Schreden bischen Bauptman, but angeworben wurden, einem hon
und Mitleid erfüllte, wir erbliden fleine vieredige Lehm tasten mit einem Loch als Eingang, in denen fich einzelne Luft zu leben schienen, da man hier nichts anderes fah. HeuBeduinenstämme niedergelassen hatten, die nur von Sand und lend stürzten aus den Löchern halberwachsene nadte Kinder, die mit bittenden Geberden so lange im Wüstensande neben uns hertrabten, bis man eine Kartoffel oder ein Stück Schiffs=
mochte sie ihm angeboten werden, von wem es war, gegen Jedermann verhielt er sich gleich ablehnend. So antwortete er Harderwyt, wo wir hollän
scheinung aufgefallen war, und der ihn fragte ob er nicht zu avanciren wünsche, es würden fich Mittel und Wege finden laffen, ihn wenigstens zum Unteroffizier zu machen, kurz und Dante, rauh: ,, Merci, mon capitaine, j'aspire pour la mort
Herr Hauptmann, ich suche den Tod." So lebte er still und verschloffen für sich, ein tiefes inneres Herzweh mit sich herumschleppend. Von verschiedenen Seiten hatte man bereits An
zwieback ins Waffer warf, worauf fich alle mit wahrer Wuth näherungsversuche an ihn gemacht, mit rauher offener Solftürzten und sich um den Besitz balgten. In Port- Sard hatte datenfreundlichkeit hatte man ihn öfters in den Kreis der
äthiopischen Raffe stiegen mit ihren hochheladenen Kohlenkörben
unsern Bedarf zu decken, während die streng aussehende, egyptische Hafenpolizei um eine Cigarre bettelte.
Von all diesen neuen Eindrücken bewegt, schaute mancher die uns in das Meer. Eine leichte Brise hatte sich erhoben, Die weite Fläche war von majestätischer Ruhe in dieser ewig raftlosen Bewegung. Der Sonnenschein tanzte und funkelte die wie in langen Angriffslinien weithin, soweit das Auge reichen fonnte, gegen das Schiff zogen und sich immer und immer wieder erneuerten, wenn fte am Bugspriet fich zu millionenperlendem Schaum geschlagen. Wir waren Soldaten, eine buntzusammengewürfelte Schaar aus aller Herren Länder, von denen die meisten das Schicksal oder der Leichtfinn getrieben hatte, Dienst in einer fremden Armee zu nehmen, und das grüne Eiland Java mit seinen herrlichen Wäldern, seinen fruchtbaren
fich abweisend, für Erleichterungen, die ihm, wie das oft geschieht, von seinen ungebildeteren Landsleuten gewährt wurden, hatte er nie auch nur das fürzeste Wort des Dantes, so daß schließlich das allgemeine Interesse für den jungen Menschen, dessen Schweigfamkeit man als ganz unberechtigten Stolz hinstellte, vollständig erkaltete. Nur mit hatte er einige Male ein Beichen von Sympathie gezeigt, er hatte wenigstens auf die Worte gelauscht, die ich zu ihm gesprochen hatte, und
das hatte ich nur immer bei traurigen Gelegenheiten' thun bügt hatte, die er sich wegen eines ihm eigenthümlichen, Bergehens, das der thätlichen Widerſegung gegen seine Vorgesezten,
wenn harten abge
zugezogen hatte. Dann sprach ein so ängstliches wildes Weh aus seinen blauen Augen, mit unsäglicher Verzweiflung schaute er hinaus auf das unendliche Meer, als sollte das Herz ihm brechen und er vergehen vor namenlosem innerem Schmerz. Dann schien es, als wollte die Eistruste fich loslösen von dem
Ebenen und blauen Bergen, aber auch mit seinem schleichenden starren Herzen, als wollte er in Thränen ausbrechen, und wei
genug Kolonisten aufnehmen, als daß sie besondere Hilfe schaffen tönnten.
Dabei müßte der Staat eintreten, und wahrlich zur heilsamen Erziehung verwahrloster Knaben und Mädchen" vom vierzehnten Lebensjahre an gäbe es gerade in solchen Kolonieen bei der Arbeit in Flur und Wald Gelegenheit übergenug.
Sm Uebrigen sei zum Schlusse bemerkt, daß alle ernsten Förderer des wirthschaftlichen Aufschwunges der Armen und Enterbten" dem Herrn Dr. Föhring für seine fleißige und informirende Arbeit nur Dank sagen können.
Lokales.
g. Zur Ausführung des Unfallversicherungs- Gesekes haben die Minister des Innern, des Handels und Gewerbes und der Finanzen mittelst gemeinschaftlichen Erlasses unterm 30. v. Mts. bestimmt, daß die den höheren Verwaltungsbe hörden in dem Unfallversicherungsgeseß zugewiesenen Verrichfungen von den Regierungs- Präsidenten, für den Stadtkreis Berlin von dem Polizei- Präsidenten wahr genommen werden.
Ein Blick in das städtische Vollstreckungsamt, seitdem die zwangsweise Beitreibung von Steuerresten der Abtheilung III. de Steuerdeputation obliegt, im Wesentlichen nur noch eine administrative Bedeutung hat, gewährt einen nicht unin teressanten Beitrag zur Charakteristik unserer sozialen Zustände. Das Vollstreckungsamt hatte im Geschäftsjahre 1882-83 41,554 Aufträge, von denen beinahe die Hälfte 20,317 auf Beiträge zum Gefindebelohnungsfonds entfällt: es folgen 6150 Requifitionen, 5421 Auflagereste, 5003 Schulversäumnißstrafen, 1246 Lohnforderungen, 928 Schulgeldreste für höhere Schulen, 749 Kanalisationsabgaben, 496 Feuerkaffenbeiträge, 416 Stadtausschuß- Angelegenheiten, 239 Schiedsmannsstrafenec. Im Vergleich zu den Vorjahren haben sich die Zwangseinzie hungsverfahren nur bei den Schulversäumniß- und Schiedsmannsstrafen vermehrt, erstere haben leider auch eine relative Zunahme erfahren, indem die Zahl der Gemeindeschüler sich in derselben Zeit um 9,98 pCt., die Zahl der gedachten Verfahren um 36,7 pCt. vergrößerte. Die Zahl der Schulversäumnisstrafen ist selbst aber nicht gestiegen, sondern gefallen. Die Vermehrung der Schiedsmannsstrafen mag auf erfolgreicherer Thätigkeit der Schiedsmänner beruhen.
-g. Die städtische Zentral- Markthalle in der Neuen Friedrichstraße kommt ihrer Vollendung im Rohbau immer näher und wird auch in diesem baulichen Zustande den Berech nungen der Bauleiter gemäß im Herbst fertiggestellt sein. Die Bentral- Markthalle erhält drei zusammenhängende Hallen, welche gänzlich von Eisen konstruirt find; gegenwärtig ist man mit Der Aufführung der beiden dieser Hallen beschäftigt. Gleichen Schritt mit diesen Arbeiten nehmen die Maurerarbeiten und zwar die Aufführung der Umfassungswände und der für die Anschlußbahn bestimmten Bogen, deren sechs längs des Markthallenbaues errichtet werden.
Zeit ist Geld. In Bezug auf einen Uebelstand, der auch hier in Berlin schwer empfunden wird und lebhafte Klagen hervorgerufen hat, nämlich die Praxis der Amtsgerichte, sämmtliche für den Tag in Aussicht genommene Termine auf Vormittags 10 Uhr anzuberaumen, wenn auch mit Sicherheit be urtheilt werden kann, daß einzelne der in Frage stehenden Verhandlungen nicht vor 11 refp. 12 Uhr beginnen fönnen, ist gegenwärtig seitens der Osnabrücker Handelskammer eine Petition an den Justizminister eingereicht, in welcher um Abstellung dieser Praris gebeten und darauf hingewiesen wird, welche bedeutende Schädigung die in nuglosem Warten ver lorene Zeit für den als Zeugen geladenen Geschäftsmann her beiführen kann, für welche die Beugengebühren durchaus kein Ersatz seien. Die Handelskammer fann nicht annehmen, daß für die fragliche Gewohnheit der Behörden Rücksichten höherer Art maßgebend find, wenn sie auch nicht verkennen will, daß
nend an treuer Freundesbrust Vergessenheit seines Jammers suchen. Doch dauerte diese Gefühlsregung immer nur einen Augenblick, erschreckt und erzürnt über sich selbst, fuhr er zusammen und betrachtete mißtrauisch und mit Argwohn Jeden, der theilnahmsvoll sich ihm nahte.--
Die größte Hiße des Tages hatte nachgelaffen, es nahte die einzige Stunde, in der man die Soldaten, die als Paffagiere behandelt wurden, beschäftigte. Wir mußten die Kartoffeln, die man am folgenden Tage zu unserem Mittagessen brauchte, schälen und waschen. In allen Händen blißten im Nu Taschen meffer, Jeder war froh, daß die Monotonie etwas unterbrochen wurde, mehr oder weniger funstgerecht geschält, flogen die Kartoffeln in die aufgestellten Bober, und lautes Gelächter und muntere Scherzworte ertönten in allen Sprachen, wenn Jemand von dem auffprißenden Seewasser beneßt wurde. Nur einer rührte fich nicht, er ſtand wie angewurzelt auf seinem Plage, und in finsteren Träumen schien er jede einzelne Woge zu verfolgen. Außer dem Sergeanten, der die Arbeit beaufsichtigte, hatte wohl Niemand auf ihn geachtet. Dieser war eine jener Naturen, wie fie nur die niederländisch - ostindische Armee hervorbringt, oder wie man sie höchstens noch unter den Trappern an der Hudsonsbay vorfinden mag. Merkwürdiger Weise wählt man gerade derartige Leute aus, um die jungen Truppen, nach Indien überzuführen. In zwanzigjährigem Kampfe mit den wildesten und unkultivirtesten Stämmen der Welt ergraut, nehmen fie vollständig die Natur derselben an und haben mit Europäern schließlich nur noch die Hautfarbe gemein. Augenscheinlich sind derartige Menschen vollkommen unfähig, Leute, die vielleicht unter dem Einfluße eines tragischen Schicksals stehen, die daffelbe vielleicht schon zu Gemüthskranken gemacht hat, zu behandeln, oder auch nur zu verstehen.
Vorwärts, Träumer, aufgewacht und an die Arbeit, Schlingel, oder man wird ihm Beine machen," mit diesen Worten riß der Sergeant den jungen Mann aus seinen Gedanken, indem er ihn unsanft bei der Schulter packte." Burüd, rühr' mich nicht an", preßte dieser mühsam zwischen den Zähnen hervor, indem er den Störenfried mit unwilligen erstaunten Blicken von oben bis unten maß, zurück, oder Du bist verloren." Dem graubärtigen Unteroffster war so etwas in seiner Braxis jeden falls noch nicht vorgekommen. Oho! Bursche," schrie er, das ist ja offener Aufruhr, hierher die Wache, in die Eisen mit dem Lümmel, vorwärts, Jungen, und angepact." De junge Belgier hatte sein Meffer gezogen, hoch bligte in seiner Rechten der Stahl, den Kopf zurüdgeworfen, die Lippen fest
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gefchloffen, hörte man einen Augenblic ſeine schweren röcheln
Den Athemzüge. Wer einen Schritt näher tommt," so leuchte er, der" zu spät, ein großer Schweizer warf sich auf ihn mit gewaltiger Faust umspannte er sein Handgelent, im Augen blick lag er am Boden, zehn dienstwillige Hände griffen nac den Ketten, im Nu fesselten die eisernen Ringe seinen rechter Arm an den linken Knöchel, ebenso schnell war er empor