Verhütung strafbarer Handlungen und Uebertretungen berufen ist und die Pflicht hat, wo sie solche Uebertretungen wahrnimmt, zunächst die Betreffenden in höflicher Weise aufmersam darauf zu machen und zur Beseitigung derselben anzuweisen! nur dann, wenn der Aufforderung absichtlich oder ohne zwm- gende Gründe nicht entsprochen wird, haben die Schutzleute Anzeige zu erstatten. Stets soll die Schutzmannschaft eingedenk sein, daß sie zum Schutze des Bürgers berufen ist, und daher zunächst ihr Augenmerl auf die Befestigung solcher Mißstände und Gesetzwidrigkeiten richten, welche m der That die Bürger belästigen, und nicht bei der Konstatirung geringfügiger Ueber- tretungen die Ermittelung wichtigerer Strafhandlungen außer Acht lassen."— Bravo! Regierungspräsident von Bernuth in Köln , der be- kanntlich in einer Bismarck'schen Rede scharf mitgenommen sein Entlaffungsgcsuch eingereicht haste, scheidet am 1. November aus dem preußischen Dienste. Fast scheint es, als ob der Gedanke eine internatio- nale Gesnndheits-Konferenz behufs allgemeiner Festsetzung von Maßregeln zur Abwehr von Seuchen einzuberufen, unter den europäischen Mächten immer zahlreichere Anhänger gewinnt. Angeregt wurde dieser Plan zuerst von Italien , begegnete aber Anfangs nur einer sehr kühlen Aufnahme, da man sich allsei- tig der außerordentlichen Schwierigkeiten bewußt war, die der Ausführung desselben entgegenstehen. Haben doch die jüngsten wiffenschaftlichen Erörterungen über die Abwehrmaßregeln ae- genüber der Cholera genügend dargethan, wie weit die An- fchauungen der Männer der Wissenschaft auseinandergehen. Trotzdem dürfte es bei allseitigem guten Willen möglich wer- den, wenigstens allgemein anerkannte Grundsätze für die nöthi- gen Vorsichtsmaßregeln aufzustellen. Zu dem Thema: Ausweisung der Russen, bringt die „Breslauer Zeitung" daß schon in den letzten Tagen der abge- laufenen Rcichstagssesfion die Sozialdemokraten rm Reichstag eine Interpellation über die Ausweisung eines ruf- fischen Unterthancn hätten einbringen wollen, der direkt den russischen Behörden in die Hände ge- liefert worden sei- Da die Sozialdemokraten nicht über' die nöthige Anzahl Mitglieder verfügen, um selbstständig eine Interpellation einbringen zu können, wandten sie sich an die Fraktion der Dcutsch-Freisinnigen um Unterstützung, welche ihnen aber versagt wurde, und zwar aus folgenden Gründen:„Der Reickstag ist zu einer solchen Ein- Mischung nicht kompetent. Er hat die Befugniß, die Rechte und die Interessen der deutschen Reichsbürger wahrzunehmen, was die Ausländer anbetrifft, so darf diesen auf deutschem Boden keine Rechtsverletzung zugefügt werden, aber für einen weitergehenden Schutz ihrer Interessen hat der Reichstag nicht einzutreten. Kein Ausländer hat ein Recht darauf, sich auf deutschem Boden aufzuhalten- Er muß, so lange er in Deutsch - land verweilt, gegen Widerrechtlichkeiten aller Art geschützt werden, allein wenn er ausgewiesen wird, so geschieht ihm nichts, was wider das Recht geht." Der„Frlf. Beobachter" erlaubt sich hierzu die Frage: hat man im August 1870, als die Deutschen aus Frankreich aus- gewiesen wurden, ebenso argumentirt? Wurde nicht diese Ausweisungsmaßregel als barbarisch angegriffen, sind nicht ihre Opfer größtentheils aus den französischen Milliarden entschädigt worden? Was würde man sagen, wenn das französische Ministerium heute es wagte, die Deutschen aus Frankreich auszutreiben? Es wäre der Kriegsfall. Und hier? Das; der Staat als Arbeitgeber seine Interessen den Arbeitern gegenüber unbekümmert um die Proklamation des „praktischen Christenthums" geltend macht, dafür erzähst der „Neue Görlitzer Anz." ein neues Beispiel. Den Hilfsweichen- stellern auf dem Görlitzer Bahnhofe wurde kürzlich amtlich die Frage vorgelegt, ob sie wöchentlich einmal eine Verkürzung der Arbeitszeit um 3 Stunden wünschten.. Ilm nicht am Lohne , der nur 1,80 M. täglich bei zwölfstündiger Dienstzeit beträgt, verkürzt zu werden, erklärten sie, sie zogen es vor, die volle Zeit Dienst zu thun. Bald darauf wurde ihnen mitgetheilt, daß auf höhere Anordnung ihnen eine wöchentliche Erholungs- pause von drei Stunden bewilligt worden sei. Für diese ge- währte Erholung wird aber den Arbeitern alle vier Wochen ein Abzug von 2,16 M. gemacht, d. h. ein Abzug, der über einen Taglohn mcht unerheblich hinausgeht. Der Kongreß für internationale Schiedsgerichte und den Weltfrieden;st um ein gutes Stück Arbeit vorgerückt. Ohne Diskussion wurde die Kolonialfrage durch Annahme einer Reihe von Anträgen erledigt. Darauf sprachen Dr. Engel (Berlin ) und Bayer(Kopenhagen ) über die Nothwendigleit einer Neutralisirung Skandinaviens . Auch für die Neutrali- sirung der untern Donau vom eisemen Thore an und für diejenige Rumäniens sprach sich der Kongreß aus; dagegen wurde die von Dr. Engel angeregte Frage, ob nicht sammt- liche kleinen Staaten zu nemralisiren und ihnen damit die Pflicht baldmöglichster Entwaffnung aufzuerlegen sei, an die Kommisston zurückgewiesen, ebenso nne zweite Frage, ob, wenn die Neutralisirung Rumäniens nicht erhältlich ist, nicht auf dessen volle Selbstständigkeit hingearbeitet werden sollte. In einer Versammlnng vorgeschrittener Liberalen, Lerlwer Sonntagsplauderei. K. C. Was heut zu Tage nicht alles von unser Einem verlangt wird! Alles Mögliche soll sowohl über wie unter dem Stria? besprochen werden, und wer kann wissen, wer uns dafür nicht Alles auf denselben kriegen wird?-- Da summt fortwährend eine Fliege vor uns herum, sie sieht so schläfrig und müde aus, als ob sie die Nacht nicht gut geschlafen hätte und als ob ihr Nichts mehr auf der Welt Spaß machen kann- Mürrisch„kraucht" sie jetzt aus dem Tisch herum, sie betrachtet mit stumpfen Blick die gewaltige Scheerc, jetzt leckt sie ein wenig Kleister,— was, sollte das dumme Thier verrückt geworden sein, und unter die Journalisten gehen wollen? Der Kleister scheint ihr nicht zu schmecken, sich schüttelt sich ordentlich, viel- leicht ist er sauer geworden. Sie wendet sich mit enttäuschtem Blick davon ab und nähert sich den Zeitungen. Langsam spa- ziert sie auf den Zeilen auf und ab. es schernt fast, als ob sie lesen kann. Jetzt plötzlich springt sie entsetzt in die Höhe, entrüstet schwirrt sie hoch- kopfüber stürzt sie sich mit einem Male in den gähnenden Rachen des Dintenfasses, wel- ches jedoch leider so verstaubt ist, daß sie nur mit Mühe den Weg zu den schwarzen Fluthen finden kann. O, wie sie zap- pelt, das arme Biest, eilen wir ihr zu Hilfe,_ denn es scheint ihr wirklich leid geworden zu sein, das Leben ist doch so schön, man erkennt den' Werth desselben erst, wenn man auf dem f unkt steht, es zu verlieren. Ein wahres Glück, daß sich ein ederhalter vorsindet, wir halten ihr denselben hin, es war die höchste Zeit, mit dem letzten Rest ihrer Kraft klammert sie sich an den Rettungsanker an, und schwarz wie ein Schornsteinfeger entrinnt sie der entsetzlichen Fluth. Sorgsam wird sie in die Sonne gesetzt, damit sie sich wieder trockene, vorläufig wird sie wohl den Bürgerstcig nicht benützen dürfen. Was mag dieses Insekt wohl veranlaßt haben, einen vor- zeitigen Tod zu suchen? War es Liebesgran,? Wohl kaum, die Fliege sah wenigstens garnicht danach aus; Nahrungssorgen vielleicht? Schwerlich, sie hätte ja nur in den ersten besten Konditorladen zu fliegen gebraucht, um ihr ganzes Leben lang schwelgen zu können. Hat sie vielleicht der schrille Ruf„Fliegen- stöcker" irgend eines jugendlichen Herren aus den Rehbergen erschreckt? Das kann nicht sein, es war überhaupt keiner da! Was also kann daS Motiv zu der unseligen That ge- wesen sein? Unser Blick richtet sich auf die Zeitungen, auf welchen die Fliege soeben noch im Vollbewußtsein ibrer Jugendkrast und welche in London in, Westminster Palace Hotel zusammentrat, um eine Liga zur Reform des Oberhauses zu gründen, bezeichnete der Vorfitzende, Mr. Hunter, als die ge- eignetsten Mittel zur Reform der Pariskammer die Einschran- lung des legislativen Vetos derselben, sowie die Einstellung der Creirung neuer Pairs. Dieser Reformplan erschien mehreren der anwesenden Unterhausmitglieder nicht radikal genug. Sir Wilfried Lowson und Sir George Campell erklärten sich zu Gunsten einer totalen Abschaffung des Oberhauses. Schließlich wurde von der Formulirung eines Reformprogramms Abstand genommen und eine Resolution gefaßt, welche die Bildung einer Liga zur Reform des Oberhauses billigt, um die Lords durch Emschiänkung ihres legislativen Vetos daran zu ver- hindern, fernerhin Gesetze zu verschleppen, zu vestümmeln und zu vereiteln. Alsdann wurde ein Äussschuß niedergesetzt, der die Liga in dem Sinne dieser Resolution organifiren soll.— DerSchluß desParlaments ist nunmehr für nächsten Dienstag bestimmt in Aussicht genommen. In der Dubliner Skanoalaffaire hat die eingesetzte Untersuchungs-Kommisfion ihre Vorarbeiten beendet. Wie der vorfitzende Richter, Baron Dowse, erklärte, wird die Anklage wegen„widernatürlicher, unbezeichenbarer Verbrechen, auf welche bis zu Anfang dieses Jahrhunderts der Tod stand und die jetzt mir zehnjähnger bis lebenslänglicher Zwangsarbeit be- straft werden," gegen den früheren Sekretär des Dubliner General- Postamtes, Cornwall , den I n s p e k t o r der G e- he i m p o l i z e i, French , den Stabsarzt Fernandez, den Weinhändler Pillar(einen Quäker) und vier andere An- geklagte erhoben werden-— Es muß ein Werk des Teufels sein, daß bei solchen Affairen immer ein„frommer" Mann(im vorliegenden Fall ein Anhänger der religiös-pietistischen Sekte der Quäcker) dabei sein muß. Und— sollte man es für möglich halten— auch die übrigen Angeklagten find alle Mitglieder der sogenannten„höheren" Gesellschaftskreise. Schrecklich! Der franzöfische Kongreß hat die Generaldebatte der Revifionsvorlage begonnen, wobei es wiederum an leidenschaft- licher Auflegung und Unterbrechungen der Redner nicht fehlte. Die Berathung wurde schließlich vertagt. Sobald wird man keinesfalls zu Ende kommen, obwohl das Enderacbniß: Annahme der Regierungsvorlage, von vornherein feststeht. In Italien sind an der Cholera nach offiziellen, vom 6. d. M. 12 Uhr Nachts bis zum 7. d. M- 12 Uhr Nachts reichenden Berichten, im Kanton Sermezzana, Provinz Mafia Carrara, 2 Personen, in Carignan und Osafio je eine Person, in Pancalieri von den Tags vorher Erkrankten 2 Personen ge- starben. Aus Vignoroli sind 5 Choleraerkrankungen zu verzeichnen, dagegen find von den in das Lazareth von Kairo ein- gebrachten Kranken und in Variguano 2 Personen als geheilt entlassen worden! drei andere Kranke in Variqnano besinden sich auf dem Wege der Besserung. Der Ort Kairo im Bezirk Montenotte und der Kanton Sermezzana find militärisch ab- gesperrt worden. Sittlich und loyal. In Rußland hat der Minister des öffentlichen Unterrichts die Kuratoren der Lehrbezirke durch ein Zirkular aufgefordert, die Parochial- und Kirchen- schulen in Rücksicht auf ihre sittliche und loyale Be- stimmung in wirksamer Weise zu unterstützen. Ein weiteres, von dem Minister erlasienes Zirkular ordnet eine verschärfte häusliche Beaufsichtigung der nicht bei ihren Eltern wohnen- den Schüler an und stellt den bezüglichen Auffichtsbeamten, welche die sittliche Entwickelung der lernenden Jugend er- folgreich gefördert, verschiedene Bevorzugungen im Dienst in Aussicht. Gleichzeitig wird den Beamten bemerklich gemacht, daß sie für die in ihren Klaffen aufgedeckten schädlichen Einwirkungen umstürzlerischer Ideen und für die Theilnahme der Schüler an verbrecherischen Besttebungen verantwortlich gemacht würden. Die technischen Arbeiten zur Grenzregulirung zwischen der Türkei und Montenegro sind so weit nun- mehr beendet, daß die Grenzzeichen aufgestellt werden können, ohne daß dies aber bisher in Angriff genommen wäre. Muschir Mustapha Asstm Pascha setzt seine Bemühungen, die Be- völkerung zur widentandslosen Anerkennung der neuen Grenze zu bewegen, eifrig fort und vcrtheilt ansehnliche Summen unter die einflußrerchsten Persönlichkeiten. Er hat zu seiner Unterstützung vor einigen Tagen den Bali von Kosowo , Abdi Pascha, zu sich nach Berane berufen; ferner steht ein Ver- trauter des Äuschirs, Hajdar Aga aus Kraja, im Begriffe, sich gleichfalls nach Berane zu begeben. Lokales. er. Hin verendetes Droschkenpferd lag vor einigen Tagen in der Kommandantenstr. Ein Veteran der Arbeit, da- hingerafft von der aufopfernden, selbstlosen Thätigkeit, gestürzt und gestorben auf der Straße, wo es Jahre lang seinem Herrn das Brod verdient hatte. Nnn lag er da der hochbeinige Schimmel, die Beine von sich gestreckt, mit den verglasten Augen gen Himmel starrend, die langen Zähne entblößt— sie transit gloria mundi, so schwindet der Ruhm der Welt da- im Zustande penibler Reinlichkeit herumlief, während sie jetzt schmutzig wie Struwwelpeter auf dem Fensterbrett hockt. Wie Schuppen fällt es uns von den Augen, ja jetzt ist es klar, die Fliege beging einen Selbstmordversuch aus Enttüstung über die Verwirrungen des menschlichen Herzens. Denn ganz oben liegt das„Deutsche Tageblatt," und in diesem Organe lesen wir, daß eine junge Berlinerin„aus guter Fa- mute", sonst hätte sie nämlich überhaupt nicht im„Deutschm Tageblatt" gestanden, stark mit der Absicht umgeht, sich mit einem der im Panoptikum ausgestellten Australier standesamt- lich zu verloben und später mit dem Sohn der Wildniß in den Stand der heiligen Ehe überzutreten. Herr Orinimben, so ist der Name des braunen Jünglings, hat das Herz der Ber- linerin, die dem„Dtsch. Tgbl." zufolge, allerdings beinahe aus dem Schneider sein soll, gänzlich umgarnt,(eine weißen Zähne, mit denm er so ziemlich Menschenlnochen„abzuknabbern" wer- steht, seine rollenden Augen, mit denen er so sanft-schmachtend so zärtlich-verlangende Blicke zu schleudern weiß, sie haben es unserer Mitschwester angethan, sie hat sich in den Strudel einer„wilden" Leidenschaft gestürzt, und wieder einmal finden wir eine glänzende Bestätigung des tief durchdachten Aus- spruchs:„Alter schützt vor Thorycit nicht". „Schwachheit, Dein Name ist Weib!" Was ein erzen- irischer Kopf auf der Welt nur Exorbitantes, Niedagewesenes ersinnen kann, das Weib mit den unlösbaren Räthseln in ihrem Herzen übertrifft Alles, es giebt überhaupt nichts so Undenkbares, was das Weiberherz, namentlich der„gebildeten" oder besser der„verbildeten" Stände anzustreben im Stande wäre. Diese Verehrerin des kannibalischen Menschenfressers— wenn das„Deutsche Tageblatt" nicht etwa gefabelt hat, was wir übrigens nicht glauben— repräsentirt so recht die Ge- schmacksverwirrung, die heute immer mehr unter den„gebll- Veten" Damm Platz greift. Dürfen wir etwas zurückgrcrfen? Die meistm unserer Leser werden sich der Zeit erinnern, wo die gefangenen Franzosen in Deutschland weilten. Unsere Landwehrmänncr bluteten vor den Mauern von Belfott, sie hatten Weib und Kinder im Stich gelassen, um den beimischen Herd vor den Greueln des Krieges zu schützen. Alles schwamm bekanntlich damals in einem Meere von nationaler Begeisterung, man überbot sich in Beweisen der Aufopferung für unsere Brüder und Väter, die sich den Kugeln und Bajonetten aussetzten: und was thaten unsere„ge- bildeten" Damen während der Zeit? Man muß es gesehen haben, wie sie sich bemühten, ihre wenigen Brocken Französisch. die sie in ihrm Pensionen gelernt hatten, bei einem wirklichen hin. Paffanten bleiben stehen, Bemerkungen werden laut:„MI arme Luder," meint der Arbetter. zieht er vielleicht unbewi!?: eine Parallele zwischen seinem Schicksal und dem des verende- ten Roffes? Auf dem linken Hinterschenkel sieht ma» noch deutlich die Spuren eines ehemaligen gräfliibe? Wappens, ja damals warm noch ganz andere Zeiten als der frisch gebackme Lieutenant das edle Thier zum Tesches erhielt! Wie freute er sich, als er mit demselbm den Preis auf der Rennbahn gewann, wie wurde es gesneiche» und geliebkost, in warme Decken gehüllt, damit es nur ja kerne» Schaden erlitte! Und dann erst, als es ihn aus dem G?' tümmel der Schlacht rettete, als es, selbst blutend, seinen Besitzer aus dem Bereich der feindlichm Kugeln trug und d>ei5 mit stolzem Selbstbewußtsein mtt dem farbigen Band Brust schmückte, da gab es kein treueres, edleres Thier auf de: Welt und niemals, niemals, so schwur sich der Reiter, sollte r- in fremden Besitz übergehen. Die Zeiten ändern filb, Herr Graf mochte das Thier nicht mehr reiten, es rva»'a noch gut genug für seine Equipage, und das% Thier fügte sich auch dem neuen Dienst- Aber du Folgm des Krieges machten sich auch bei ihm gel/r; es konnte nicht mehr so wie früher, und bald waren W Verdienste vergessen, es ging in andere Hände über, viellelld' brauchte der Herr Graf grade Geld,— der Gaul war zu e»'' Behren,„er hatte es ja auch bei dem neuen Besitzerin?- schlecht", so tröstete er sich. Von Stufe ging es jetzt zu Stui» der reiche Bankier, bei dem es bis jetzt gegangen war, laufte es an einen minder Begüterten,— der Schimmel unwirklich schon ein wenig steif auf der Hinterhand, so sagte e- sich— auch dieser Besitzer schlug das Thier bald los, es mußte jetzt mit einem andern Leidensgenossen einen schwere» Möbelwagen ziehen helfen, bald erlahmten seine Kräfte" ein Droschkenkutscher erstand den einstigen Lebensreu« eines Grafen, der vielleicht bei irgend' einem Banlen mit den Leistungen seines ehemaligen Leibpferdes renomum«, für— dreißig Mark. Und dieser Droschkenkutscher behäng den alten Schimmel, der einst vielleicht vor einer marmott-'r Krippe gestanden hatte, und melancholisch seinen Häcksel � dem blechernen Futtertroge kaute, mit Liebe und, Heute war er ihm gestürzt— der Veteran iin Dienste Menschheit verendete auf dem Straßenpflaster. Das war Lohn für die Tausende, die er auf der Rennbahn gewönne»- der Dank für die Lebensrettung, die Anerkennung für übrige Arbeit-- ja es ist ein undankbares LooS, ein wöhnliches, arbeitendes Droschkenpferd zu sein. g. Charit«- heißt eigentlich Liebe, Mitleid. Wir befliß bekanntlich ein Institut m unserer Stadt, welches einen s#': Namen trägt, und wirklich wenn irgendwo BarmherzÄ'� Liebe und Milde am Platze ist, so ist es in diesem Hai»»"' Fall, wo des Jammers und des Elends wahrhaftig K; herrscht. Leider scheint dem nicht so zu sein, denn schon w>C' hat sich in der Charit« ein Vorfall abgespielt, der die BP waltung in ein ganz eigenartiges Licht setzt und unbedingt«• Intervention der vorgesetzten Behörden nothwendig ma« Auf Grund der eigenen Angaben des Betheiligten, der ie°P zeit bereit ist, seine Angaben eidlich zu erhärten und»»P Zeugcndeweis zu stellen, wird uns Folgendes mitgethe»� Wie erinnerlich, hatte der in einer Schraubenfabrik in-r Müllerstraße beschäftigt gewesene Arbeiter Düring, Adol»°' straße 4 wohnhaft, das Unglück, sich in der Fabrik eine er?» liche Verletzung am Kopf und an den Armen zuzuziehen-, V, Folge der schweren Verletzung am Kopf war D. tiefsinnig 9 worden und hatte sich in diesem Zustande vor einigen jUM' die Pulsadern aufgeschnitten. Nach vorheriger Konfi#» des Prof. Dr. Westphahl und des Gewerksarztes Dr. hatten beide Aerzte die Beobachtung des Geisteszustandes /' D. für nothwendig erachtet und so fertigte Dr. Jacoby®c' D. zur Aufnahme in die Charit« einen Schein aus, 0% dem hatte D. noch einen Brief des Prof. Westphal bei% in welchem ebenfalls die Aufnahme des D. in die Chor!» behufs Beobachtung seines Geisteszustandes für erfordtfl«? erklärt wurde. Am Donnerstag Vormittag 11 Uhr begab nun D- mit dem Schein des Dr. Jakoby nach den; Aufna?'»'. Bureau der Charit«. War nun der Schein nicht vorsch� mäßig oder fehlten noch anderweitige Formalien, kurzum, Pi detreffende Beamte fuhr dm kranken D. in lautem und ball»»?, Tone an, seine Aufnahme könne auf diesen Schein hin»*! erfolgen, er müsse sich einen andern Schein holen. Als den Beamten bat, mit ihm doch etwas ruhiger zu spreche»,- ihn der harte Ton angreife, sprang der Beamte empört faßte den D. an den Kragen und warf ihn?*, Gewalt aus dem Zimmer und die Treppe?'.* unter Bei dem Fall riß dem D. die erst kurze Zeit v-'P. zugenähte Wunde am Puls auf, und nur dem Umstände, PS er unten an der Treppe vom Portier aufgefangen wurde,. ;en es zu verdanken, daß ihm kein größeres Unglück zug., D- begab sich sofott mit freiwilligen Zeugen nach dem Revier-Bureau. woselbst er dm Vorgang zu Protokoll gab.«r derartiges Verfahren soll übrigens bereits mehreren PerW? Zu Theil geworden sein. ES wäre deshalb im Interesse s leidenden Menschheit, welche m der Charite Hilfe suchen rvolw» lebenden Franzosen an den Mann zu bringen— und als Friedmsschluß kam. und die flanzöfischen Offiziere mit i bunten, goldgerändertm Mützen von bannen ziehen m»! da brach manch gebildetes„deutsches" Mädchenberz in»<" loflm Jammer, und es giebt hur heute noch sehr spreck» unv zwar recht deutlich deutsch sprechende Andenken--» Thätwkrtt der Franzoim ,« Deutschland . Diese Geschichten find alt, sie interesfirm vielleicht nicht» ohet es ist doch gut, bei paffender Gelegenheit immer ni emmal darauf hinzuweisen, und, und die faulen Glossen, die einem Blatt, welches den Patriotismus schon seit Jahren-» pacht hat, bei einem so betrübenden Falle gerissen werde» lassen emen sühlenden und denkenden Menschen höchstens zwerscln an dem Adel und der Würde des Weibes.- r, solche ans Wahnwitzige streifenden Ausschreitungen zeitig' „feine Erziehung, die unsere„jungen Damen" heut zu« genießen, und es ist ia auch ganncht zu verwundern, f sie die Schranken des Woblanstandes und der Sittlickke kühnem Satze uberspringen. Man sehe sich doch heut einmal ein kleines Mävche» und man wird erstaunt sein, wenn man bemerkt, wie flsi W gerabe von den„feinsten" Leuten die Schambaft'gw Kwdesherzen getodtel wird. Gleicht denn überhaupt heut« ern Madchen selbst ,n sehr zartem Alter, einem Kinde? Hut, der zu der keinen Gestalt in demselben Verhältmß., wie die tugendhafte Göttin auf der Siegessäule z» j Berlin überhaupt kefl.VerhältnH hat-"bedeckt da�Ganze,?'< gendm Kmderauam blicken aus diesen Scheuklappen so angst" die Welt, als ob fie garnicht wüßten, weswegen sie»» die kleinen Handchen find ,n zeidene Handschuhe gezwang und dann das Bruchstück von einem Kleide, welches den j»l liehen Körper decken soll! Ist es nicht in der Thal. Schmach, daß Damen, die sich vor Prüderie bisweilen' zu lassen wissen, ihre Kinder in dieser W-ise kleiden?. Lappen gestickten Zeuges, der nicht einmal die Hälfte der» schenke! deckt, kann doch unmöglich dazu dienen, den K»»» Züchtigkeit, von dem wir bisher geglaubt haben, daß cl mit dem weiblichen Wc,en aus die Welt kommt, zu pflees" erstarken und wachsen zu lassen? Wirft diese Unsitte n'« viel deutlicheres Sttciflicht auf die Gepflogenheiten 0cj Kreise, als es die pikantesten Enthüllungen thun könne«- kann hieraus Jeder die Konsequenzen ziehen, die er nnu, können nur behaupten, daß wir solche Wesen, die gewissem Sinne schon in ibrer Kindheit prostitu'.rt �
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