tisch   find. So bezeichnen fie die Vorderfüße beim Kängeruh I und die Arme beim Menschen mit demselben Worte Mango. Eine besondere Benennung für Hand und Finger eristirt bei ihnen nicht, sondern wird mit demselben Worte ausgedrückt. Für kultivirtere Lebensbedürfnisse, wie beispielsweise Tabak, scheinen fie fich durch Verstümmelung anderer Sprachen Selbſt worte zu bilden, für das Wort Tabat beispielsweise haben sie die Bezeichnung Tumot. Ueber ihre Religionsbegriffe schienen die Wilden, vorausgefeßt, daß fie überhaupt welche haben, jede Auskunft zu verweigern; alle auf Englisch   an fte gerichtete Fragen wurden, obwohl fte fie entschieden verstehen mußten, absolut unbeantwortet gelassen.- Auch über die oft schon erwähnten Tätowirungen gaben sie einige sehr intereffante Aufschlüsse. Die Tätowirung, die, so­weit aus ihren Antworten zu entnehmen, erst nach der erreich­ten Mannbarkeit beider Geschlechter, die bei diesen südlichen Völlerraffen schon zwischen dem 10. und 12. Jahre erreicht wird, zerfällt in eine Bruft- und Schulter, theilweise Rücken­tätowirung. Die Brusttätowirung wird Uánger, die Schulter tätowirung, die fich von der Schulter bis auf den Oberarm, zum Theil bis auf die Schulter um den Rücken erstreckt, wird Bungo genannt. Bur Tätowirung benußen fte ein aus Obfi Dian( einer Lawamasse) hergestelltes Meffer, mit dem sie die tiefen Einrigungen in die Epidermis machen und in die Wun­den eine Art weißlichen Thon hineinschmieren, der mit den Jahren eine immer stärker werdende Narbe bildet.

Für Biertrinker und Wirthe. Der Oberbürgermeister Breslau   in Erfurt   hat in seiner Eigenschaft als Polizeidirektor folgende nachahmenswerthe Bekanntmachung ert fen: Es wird barüber Klage geführt, daß einige Schanfwirt beim Spülen der Biergläser nicht auf die erforderliche Reinlichkeit halten, vielmehr in ein und demselben Wasser eine sehr große Zahl von Gläsern spülen lassen, so daß zulegt eine Verunreinigung der Gläser anstatt der Reinigung erzielt wird. Ein solches Verfahren ist efelerregend und deshalb dem Wohlsein der Be­theiligten nicht förderlich. An die Wirthe richte ich daher das Ersuchen, ebenso beim Spülen der Gläser wie in jeder anderen Hinsicht auf die größte Reinlichkeit zu halten. Dem Bublikum aber stelle ich anheim, Vernachlässigungen dieser Pflicht von Seiten der Wirthe der Polizei zur Anzeige zu bringen, und aus Wirthschaften, in denen solche Unreinlichkeit bemerkt wor den, lieber ganz fort zu bleiben." Auch für Berlin   könnte für manche Lokale eine derartige Verordnung garnichts schaden.

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Entweder oder! Herr. ist ein junger, tüchtiger, mit großen Kenntnissen begabter Chemiker. Ein älterer Be tannter von ihm ist Brauereibefizer und und hält es für un­umgänglich nothwendig, fich für die Herstellung absolut reiner und unverfälschter Biere einen- Chemiker zu engagiren. Natürlich richtet er sein Auge auf Herrn P. Dieser aber hält eine Anstellung in einer Brauerei für eine Degradation, und würde, da er es nicht nöthig hat, nie in eine solche willigen, wenn der Herr Brauereibefizer nicht ein sehr niedliches Töchter­lein hätte, welches dem jungen Chemikus über die Maßen wohlgefällt, und deren Hand zu erlangen ihm, falls er gewisse Andeutungen des lieben Papas recht versteht, in das Bereich der Möglichkeit gerückt wird, natürlich unter der Voraussetzung, daß er in das Laboratorium" der Brauerei eintritt. Was nügt da alles Befinnen? Herr P. nimmt die Stellung an und bindet sich durch einen längeren Kontraft. Von diesem Augenblick an verschwindet aber des Brauers holdseliges Töchterlein von der Bildfläche und an ihrer Stelle erscheint eine entfernte, aber mit der Verschwundenen auch nicht entfernt zu vergleichende Nichte. Gefliffentlich führt man, so erzählt das B. T.", diese lettere so oft als möglich Herrn P. vor. Dieser aber bleibt ihr gegenüber von einer wahrhaft nord­polarischen Kälte. Eine Weile steht sich der Brauherr das ruhig mit an. Endlich versucht er eine kleine Sturm- Attaque auf P.'s Herz. Na, wie gefällt Ihnen denn meine Nichte? Nettes Mädchen, nicht wahr?" Dia, aber Wie wär's, wenn Sie fte heiratheten?" Niemals!" So!" entgegnete ihm der Brautwerber mit höchst energischem Aus­bruck; ,, na, dann muß ich Ihnen nur sagen, wenn Sie meine Nichte nicht heirathen, dann friegen Sie meine Tochter eben­falls nicht!"

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N. Der Gorilla todt. Unser Aquarium ist am gestrigen Tage von einem empfindlichen Verluste getroffen worden. Der Gorilla troglodyles Gorilla der schon seit einiger Zeit zu kränkeln schien, ist nämlich am gestrigen Tage dort plöglich verstorben. Der Kadaver dieses seltenen schönen, anthropomorphe Affen ist sofort nach der Anatomie geschafft und bereits im Laufe des geftrigen Tages von Herrn Dr. Bröfile sezirt worden. Als Todesursache wurde seitens des genannten Arztes Schwind­sucht konstatirt. Wie wir hören, soll der Kadaver mit Wickers­heimerscher Injektions- Flüssigkeit präparirt und dann in das

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einen ehrlichen Soldatentod gesucht, so hätte ich andere, die vielleicht mit mir zugleich gefallen wären, entehrt, ich, der Mörder, gehöre vor die strafenden Gewehre meiner Kameraden und das ift eigentlich noch zu gut für mich." Die legten Worte sprach er mehr zu fich als zu mir. Er war in düsteres Sinnen ver funten, als plöglich draußen die langgezogenen flagenden Töne des Bapfenstreiches erflangen, er lauschte aufmerksam, bis die zitternden Schallwellen verhallt waren das war der Lette" murmelte er dumpf. Ich sah zwei schwere Thränen über seine Wangen hinabriefeln, ste hatten sich losgelöst, ohne daß er es zu bemerken schien, rasch stand er auf, ergriff mit Hast meine beiden Hände, und sagte mit erstickter Stimme: Leben Sie wohl, mein lieber Freund, ich danke Ihnen noch einmal herzlich für die Theilnahme, die Sie einem Unglücklichen schenken, wenn ich Sie jemals getränkt habe, bitte ich Sie um Verzeihung, seien Sie versichert, es fam nicht aus bösem Herzen, noch einmal, adieu für immer." Mir versagte die Stimme, ich preßte seine Hände und verließ tief erschüttert den unheimlich traurigen Ort.

In feierlicher Stille zogen am folgenden Morgen die Truppen der Garnison zum Richtplag. Kein Spiel wurde gerührt, dem scheidenden Kameraden, wie sehr er auch gefehlt hatte, sollte die legte Stunde nicht verbittert werden. Gedämpft wurden die Kommandos gegeben, als wir in die Stellungen einrüdten, von wo aus wir dem schrecklichen Schauspiel zusehen sollten. Tausende von Eingeborenen hatten sich eingefunden, um den weißen Mann" sterben zu sehen. Es war einer jener Morgen, wo die tropische Natur sich in ihrer üppigsten Bracht zeigt, fie schien fich verschworen zu haben, dem Ber­urtheilten den Abschied recht schwer zu machen. Endlich ertönte dumpf und schauerlich gedämpfter Trommel flang er war auf seinem legten Wege. Eine starke Eskorte brachte ihn auf das Terrain, zu seinen Seiten der Auditeur und ein fatholischer Geistlicher. Er suchte mit den Augen meinen Truppentheil, und wehte mit weißem Tuche uns einen legten Abschiedsgruß zu. Ich wußte, daß er mir galt. Auf allen Fronten wurde präsentirt, als ihm das Todes­urtheil noch einmal vorgelesen wurde. Hoch einmal Iniete er vor dem Geistlichen nieder, der ihn segnete, dann schnell auf: springend, entledigte er sich seines Roces, warf sein Keppi darauf, die Augen unverbunden, die rechte Hand auf der Brust, die linke weit ausgestreckt acht Gewehrläufe sentten sich­Feuer!-

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Baradirend zogen wir an der Leiche vorüber, dem Abge­schiedenen die lezte Ehre erweisend. Er hatte ausgelitten, er hatte gefunden, was er gesucht hatte. Und als ich sein ge­brochenes Auge sah und die blonden Loden mit blutigem Staub besudelt, da dachte ich an die treulose Braut zu Hause, die den Aermsten in den Tod getrieben, und an das Mutter­herz im fernen Heimathslande, das nicht ahnen mochte, wie fein Theuerstes jest hier entseelt auf blutigem Sande lag, bas vielleicht immer noch hoffte, den geliebten Sohn einit wiederzusehen.-

anatomisch- zootomische Institut, das sich seit Kurzem in der alten Börse befindet, überführt werden.

N. Selbstmord in einem Hotel. In dem Gasthof Bur goldenen Traube", Krausenstraße 28, war vor einigen Tagen ein ca. 27 jähriger junger Mann abgestiegen, der sich in das Fremdenbuch als ein Kaufmann Hugo Rohde aus Wittenberg  eingetragen hatte. Gestern Mittag gegen 12 Uhr wurde das Gasthofspersonal plöglich durch einen laut dröhnenden Schuß, der in dem Zimmer des Fremden fiel, in Aufregung versezt und fand man nun, nachdem das Bimmer gewaltfam geöffnet, den Fremden aus einer Schußwunde in der Brust heftig blutend, bereits im Todeskampfe auf dem Bett liegen. Che noch ein Arzt herbeigerufen werden konnte, gab der Selbst mörder, ohne irgend eine der an ihn gerichteten Fragen zu beantworten, den Geist auf. Auf Anordnung des sofort be­nachrichtigten Reviervorstandes wurde die Leiche nach dem Obduktionshause geschafft und der Nachlaß, darunter auch das Terzerol, mit dem der Selbstmord verübt worden, in polizei­liche Affervation genommen. Ueber die Veranlassung der selbst­mörderischen That fand sich keinerlei Anhalt vor. Die Recher chen nach den augenscheinlich außerhalb wohnenden Angehörigen find eingeleitet.

N. Selbstmordversuch auf offener Straße. Ein an ständig gekleideter Herr wurde in der vergangenen Nacht gegen 31 Uhr in der Landsbergerstraße mit theilweise durchschnitte nen Puls- und Halsadern auf dem Bürgersteig liegend ge funden. Auf Veranlassung des sofort benachrichtigten Revier Vorstandes des 19. Polizei- Reviers wurde sofort einer der be­fannten Lück'schen Krankenwagen requirirt und der vor Blut­verlust beinahe Ohnmächtige nach dem Städtischen Allgemeinen Krankenhaus geschafft. Hier konnte derselbe nur angeben, daß

Erwiderung!

Auf den in Nr. 10 des ,, Deutschen Dachdecker" enthaltenen Artikel vom Dachdecker- Jnnungs- Obermeister Emil Keller zu Berlin   hält sich um der Wahrheit zu ihrem Rechte zu ver­helfen der unterzeichnete Verein für verpflichtet, folgende Grwiderung bekannt zu machen.

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Schon im vorigen Jahre trat zwischen dem Jnnungs

Obermeister Emil Keller und dem Vorsitzenden unseres Ver­Kaffenwesens ein, welches sich durch die Wahl des Herrn Mas eines, Karl Maß, ein Berwürfniß in Folge Regelung unseres zum Altgesellen der Berliner   Ziegel- und Schieferdecker- Gesellen­schaft noch mehr zuspiste. Herr Matz wurde als Altgeselle vom Innungsvorstande nicht bestätigt, dagegen der frühere Altgeselle, auf welchen fich bei der Wahl 7 Stimmen ver­einigten, wieder als Altgeselle eingesett.

Wenn nun, wie Herr K. in seinem Artikel behauptet, Herr M. nur seinen eigenen Vortheil im Auge habe, so hätte der felbe unseres Erachtens doch nur zu Allem, was der Innungs­Vorstand wollte, Ja und Amen sagen brauchen, dann wäre er doch unzweifelhaft als Altgeselle zugelassen worden.

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Wenn Herr K. weiter behauptet: Wie einem Gesellen zu Muthe ist und wie er am besten und mit welchem Lohn er auskommen tann, fönne er beffer beurtheilen als ein Agitator, da er von der Pieke auf gedient habe" so müssen wir Herrn K. in dieser Angelegenheit jede Urtheilsfähigkeit ab­sprechen; denn wer wüßte es wohl beffer als der Arbeiter selbst, mit wieviel Noth und Elend er zu kämpfen hat. Ein gut fituirter Meisterssohn lernt hiervon wenig fennen. Was Die Agitation anbetrifft, die dem Herrn M. vorgeworfen wird, so erklären wir, da wir Herrn M. genauer fennen, daß sich dieselbe nur auf dem Gebiete unseres Handwerts be schränkt hat.

er Spranger heiße, während alle weiterer. Bernehmungen wegen wiedereintretender Bewußtlosigkeit unterbleiben mußten. Wenn ferner behauptet wird, die 4-5 monatliche Arbeits­Der Zustand des Selbstmörders soll ein nahezu hoffnungslosigkeit stimmt nur bei Herrn Maß, der wichtigere Dinge zu loser sein.

-g. Sehr richtig. Mit Rücksicht auf die in letzter Beit wiederholt vorgekommenenen Fälle, daß geschloffene Eisenbahn­barrièren unbefugt geöffnet oder überstiegen worden find, theil­weise sogar trop der ausdrücklichen Warnungen des Bahnbe­wachungspersonals, bringt jetzt das Eisenbahnbetriebsamt( Stadt und Ringbahn) zu Berlin   die einschlägigen Bestimmungen des Bahnpolizei- Reglements in Erinnerung, nach welcher das eigen mächtige Deffnen oder das Uebersteigen von geschloffenen Bars riéren verboten ist, die Zuwiderhandelnden mit einer Geld­Strafe bis zu 30 M. zu bestrafen find, sofern nicht nach den allgemeinen Strafbestimmungen noch eine härtere Strafe ver wirft ist und schließlich den Bahnpolizeibeamten das Recht zu steht, einen Jeden, der beim Buwiderhandeln betroffen wird, vorläufig festzunehmen, wenn er sich über seine Person nicht auszuweisen vermag.

Der Mufiter. Sohn: Vater, id will ooch Musik stu­diren!" Vater: ,, Na, meinswegen, aber daß de mir denn nich uff unsern Hoff fommst!"

Gerichts- Zeitung.

Reichsgerichtsentscheidung. Der Verkäufer von ge= sundheitswidrigen Nahrungsmitteln, welchem die gesundheitswidrige Eigenschaft derselben nicht bekannt war, aber bei Anwendung der schuldigen Aufmerksamkeit und Sorg falt hätte bekannt sein müssen, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Straffenats, vom 24. Mai 1884 wegen fa hr­lässigen Verkaufens oder Feilhaltens von gesundheitswidri­gen Nahrungsmitteln aus§ 14 des Nahrungsmittelgefeßes zu bestrafen. Das Nahrungsmittelgeses erfordert für die Bestra­fung aus§ 12( mit den Worten vorsätzlich", wiffentlich",) wie aus§ 13 in ganz gleicher Weise die Kenntniß des Thaters von der gesundheitswidrigen Eigenschaft. Es fieht dagegen in § 14 ebensowohl für gesundheitszerstörende wie für gesundheits­gefährliche Gegenstände von der Frage, ob dem Thäter die betr. Eigenschaft bekannt war, gänzlich ab, indem es jede Be­gehung der in den§§ 12, 13 bezeichneten Handlungen aus Fahrlässigkeit mit Strafe bedroht. Sft nun auch ein fahrläs­figes Handeln trop der Kenntniß des Thäters von der gesund­heitswidrigen Beschaffenheit des in Verkehr gebrachten Gegen­standes nicht geradezu ausgeschloffen, wie z. B. wenn der Ver­tauf des Gegenstandes als eines Nahrungs- oder Genußmittels durch Fahrlässigkeit verschuldet wird, so wird doch in der Regel bei der Anwendung des§14 die Fahr­läffigkeit des Thäters eben darin zu finden sein, daß ihm die gesundheitswidrige Eigenschaft des in Verkehr gebrachten Ge­genstandes nicht bekannt war, aber bei Anwendung der schul­bigen Aufmerksamkeit und Sorgfalt hätte bekannt sein müssen."

Doch vorwärts, hier war leine Beit zu müßigen Träume­reien, es ging weiter, das Herz des Soldaten muß eisern sein bei manchen Gelegenheiten, und wehmüthigen Empfindungen muß er es oft verschließen.

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Fast alle seine Kameraden gingen ihn am Nachmittag be­suchen, er lag im Garnison  - Lazareth. Auch ich wollte ihn noch einmal sehen, er war es werth, denn er hatte ertragen, mas nur ein Menschenherz zu fertragen im Stande ist. Die Soldaten hatten mit jener rauben, rührenden Zärtlichkeit, wie man sie bei ergreifenden Gelegenheiten häufig bei ihnen findet, dem todten Kameraden die legten Liebesdienste erwiesen, ein reicher Blumenschmud bekränzte den einfachen Sarg, ein verfte geltes Bäckchen Papiere, das man unter seinem Nachlaß gefunden hatte, lag bei ihm. Auf seiner entblößten Brust sah man die acht schwarzen Flecke, die den Weg anzeigten, den das moderne Blei genommen hatte. Sein Gesicht war ruhig und ergeben, eine stille Befriedigung, als ob er fich im legten Augenblicke frei und erleichtert gefühlt hätte, verklärte es. Es waren nicht die in trogigem Schmerz verbiffenen Büge, wie man fie oft bei Erschoffenen sieht, und selbst die rohesten unter den Besuchern waren bewegt und ergriffen. Die Sol­daten entfernten sich, ich war einen Augenblick allein bei der Leiche. Und wieder kommen mir bei ihrem Anblick die Gedanken an seine treulose Braut und an seine einsame ferne Mutter. Ich nahm eine Locke von seinem weichen, blonden Haar, fte sollte das legte Vermächtniß eines unglüdlichen Sohnes für seine trauernde Mutter sein. Es war besser für sie, daß sie Gewißheit hatte über sein tragisches Schicksal, daß sie wußte, ihres Sohnes Augen, die sie mit ihrem ersten unschuldigen Blick so unendlich glücklich gemacht hatten, waren geschloffen und gebrochen für immer. Es war beffer so, als daß viel­leicht noch in ihrer Sterbestunde bange Zweifel ihr Herz zer­riffen hätten um das Schicksal ihres Einzigen. Mag vielleicht das Herz der Mutter geblutet haben, bei Empfang meines Briefes, mag es von wildem Schmerz durchtobt gewesen sein, fie wußte nun wenigftens, auf welchem Fleck der Erde ihr Kind ruhe.

thun hat, als zu erbeiten, so müffen wir behaupten: Es iſt authentisch festgestellt und diese Thatsache wird Herr Keller trog aller Mühe nicht hinwegleugnen, daß vierfünftel der Dach­deckergesellen im Winter feine Arbeit hatten. Die Ansicht des Herrn Keller, daß die bescheidenen Ge fellen, er meint natürlich, bescheiden in der Lohnforderung stets vorgezogen werden, theilen wohl sehr Wenige; wir haben viel mehr die Erfahrung gemacht, daß der tüchtige Geselle, auch wenn er mehr Lohn verlangt, stets vorgezogen wird.

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Weiter heißt es: Wenn Herr Mas rechnen tönnte, so würde er sich berechnet haben, daß er am besten thut, bei einem Tagelohn von 3,50 Mt. 10-11 Monate zu arbeiten, als mit 4,00 M. und als Agitator 4-5 Monate." Herr K. und verschiedene andere Meifter beschäftigen bekanntlich im Winter außer ihren Dienstmädchen überhaupt Nieman den; würde da nicht, wenn Herr Maß und wir Alle täglich für 3,50 Mt. arbeiten würden, im Winter immer wieder bas felbe Resultat in Bezug auf Arbeitslosigkeit sich ergeben? Wir fragen Herrn Keller, wohin soll das führen? Etwa zur Hebung unseres Handwerks? Ganz gewiß nicht! Wir find vielmehr der Ueberzeugung, daß, wenn den Gesellen ein höherer Lohn gezahlt wird, unser Handwerk im Ganzen- denn die Meister würden dabei durchaus nichts verlieren eben so ge hoben würde, als es umgekehrt zu Grunde gerichtet wird.

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Die Forderung, den guten Gesellen gleich dem schlechten zu lohnen, ist Herrn Maz wie uns nicht im Traume einge fallen. Wir hielten es nur für unsere Menschenpflicht, auch für den schwächeren Arbeiter einen Lohn zu fordern, der es ihm ermöglicht, sich und seine Familie wenigstens einigermaßen menschenwürdig durchzubringen; wenn dagegen dem befferen Arbeiter auch ein befferer Lohn gezahlt wird, so wird gewiß fein vernünftiger Arbeiter etwas dagegen einzuwenden haben.

Wir kommen zum Schluß: Es ist unerquicklich, fich länger mit Herrn Keller zu befassen. Nur soviel set noch gesagt: Es ist wahrlich nicht e del zu nennen, wenn man Jemanden in einem Blatte angreift, in welchem dem Betreffenden der Weg der Vertheidigung vollständig abgeschnitten ist; um so mehr ist es zu verurtheilen, wenn man erwägt, daß der betr. Artikel, der nach Verleumdung schmedt, in unserem Fach­blatte veröffentlicht, die Existenz eines Menschen, ja eines Fas milienvaters untergräbt und seinen vollständigen Ruin herbei führen kann. Wir überlassen es dem Leser, den richtigen Aus druck für die Handlungsweise des Herrn Keller zu gebrauchen, und können es von unserm Standpunkt aus, nur tief be dauern, daß der Innungs- Obermeister selbst es ist, der unser Handwerk anstatt zu fördern, zu Falle bringt.

Hochachtungsvoll

der Verein zur Wahrung der Interessen der Berliner   Dachdecker.

Vermischtes.

am

Der befannte Arbeiter" Albert, ehemaliges Mitglied der französischen provisorischen Regierung von 1848, deffen vollständiger Name Alexander Albert Martin ist, hat sich vor dem Pariser Gericht gegen folgende merkwürdige Klage zu ver antworten: Ein Korse, Namens Paul Jerome Romanetti, ge nannt Albert, bezichtigt Martin, sich im Jahre 1848 bei den Wahlen in die Regierung an feiner Stelle vorgedrängt u haben. Romanetti erzählt, daß er selbst am 24. und 25. Fes bruar 1848 bei den Straßenlämpfen Lommandirte und daß Martin, der niemals eine politische Rolle gespielt hatte, a 26. Februar im Hotel de Ville vortrat, als der Name Albert von tausend Stimmen, größtentheils Straßentämpfern, aufges rufen wurde; daß dann Martin sich unter seinem Taufnamen Albert, Louis Blanc   vorstellte, welcher schon zum Regierungs mitglied erwählt worden war und ihn bei seinen Kollegen ein führte, während der wahre Albert anderweitig bei der Organi firung der Milizen beschäftigt war, so daß also der Arbeiter Alerander Albert Martin einen Namensdiebstahl und eine Fälschung begangen hätte. Man kann auf den Ausgang diefes eigenthümlichen Prozesses um so mehr gespannt sein, als bisber der Arbeiter Albert eine ebenso populäre, wie der Kläger Ro manetti eine durchaus unbekannte Bersönlichkeit war. wird es wohl bei Romanetti mit einem Uebergeschnappten zu thun haben.

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Man

In Tegernsee   lernte ich eine ältere Dame mit ihrer gleichfalls Folgende amüsante Zuschrift erhält das D. M. BL": in den Jahren etwas vorgeschrittenen Tochter fennen, welche ohne Begleitung reisten, und da fie fich zu ennuyiren schienen und ich mich langweilte, schloß ich mich an die Damen an Die Mama begünstigte meinen Verkehr mit Julie so hieß ihre Tochter und behandelte mich mit einer gewiffen Bärt seer Pfarrkirche befinden sich an den Altären intereffante lichkeit, die etwas Mütterliches an fich hatte. In der Tegern Reliquienschreine mit Zähnen und Gerippen chriftlicher Märtyrer. Eines Tages befanden wir uns, weil das Regenwetter einen Am folgenden Morgen stand die schlichte Soldatenbahre Ausflug unmöglich machte, in dieser Kirche. Da ich der

vor dem Lazareth, vier Landsleute des Todten standen als Träger dabei. Klagend und getragen erflangen die Töne des Trauermarsches, der Handschlag raffelte an den Kolben, als das fleine Bidet, das ihm die Salven über das Grab feuern sollte, die Gewehre vor dem Sarge präsentirte. Und hoch oben im Gebirge, auf dem steinigen Kirchhof der Garnison  , unter schattigen Balmen und duftenden Tamarindenbäumen, da haben wir ihn gebettet.

Und wenn ich später jenen Friedhof besuchte, dann blieb ich mit Vorliebe bei jenem Grabe mit dem fleinen Kreuze stehen, das die Kameraden geftiftet hatten, und in dem leisen Rauschen der Palmen und Drangen glaubte ich flüsternde Töne zu vernehmen, wie die Seufzer einer Mutter, die ihr Kind beweint.

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Tochter die Reliquien zeigen wollte, sagte ich zu ihr: Mein Fräulein, wollen Sie mit mir an den Altar treten?" Aber kaum hatte ich das gesagt, als die Mutter gerührt unsere Hände ergriff, fie ineinanderlegte und Machen Sie mein Kind glücklich!" flüsterte. Zu einer Aufklärung des Mißverständnisses fehlte mir der Muthich ergriff die Flucht und ward nicht

mehr gesehen.

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Modernisirte Svrichwörter. Reich und Reich gefellt sich gern. Die Wahrheit liegt in den Mitteln. Kleine Geschenke erkalten die Freundschaft. Bon Jedem das Seine.

Thue Recht und leihe Niemand.

Wer den Kahlkopf hat, braucht für den Kamm nicht zu forgen.

Verantwortlicher Redacteur R. Gronheim in Berlin  . Drud und Berlag von Waz Bading in Berlin   SW, Beuthitraße 2.

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