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s'Usch'deuunzirt" haben svllle, vor die hiesige Polizeibehörde tjcliibeii, wo ihm sei» Ausweisung-dekret vorgelesen wurde. Der ubereifnge Polizeibeamte fügte diesem noch hinzu:..Solche Lcule können wir in Bremen nicht gebrauchen!" Schneider muhte Bremen verlassen, und Herr Müller. Vorsitzender des Unter- Verbandes Nordwest, bekannt durch seine.Einwirkung" auf die Harburger Bäckermeister, kann nun wieder znsriedeu schlafen. Jedenfalls ist er auch bei dieser Ausweisung unschuldig! Hat man nun auch in Bremen einenHetzer" weniger, so hat man chn anderenorts mehr, denn wie Schneider versprochen hat, wird er nun erst recht beitragen zur Verbreitung der Ideen und zur Vergröperung des Bäcker-Verbandes. -7 Der diesjährige mecklenburgische Land- rag ist auf den 18. November nach Malchin einberufen. Außer den üblichen Steuer- und Etatsvorlagen werden diesem neuen �uukerparlamente noch der Erlaß einer Verordnung, betreffend das Wegerecht und Entwürfe von Verordnungen, betreffend die Regelung des Dienstcinkommens der seminaristisch gebildeten Lehrer, betreffeud die Pensionirung der an ritter- und laudschaft- I>chen Landschulen angestellten Schullehrer und betreffend die tommissio» für die ritter- und landschaftliche» Landschulen und nr die städtischen Volks- nnd Bürgerschulen(Schul-Kommission). oivie eine Vorlage, betreffend Bewilligung einer Prinzessinsteuer ur eme demnächst zu vermählend» mecklenburgische Prinzessin vorgelegt werden. �Zweierlei Recht. Der Dresdener Evangelische Arbeiter-Verein" nimmt, wie wir derSächs. Arbeiter- Zeitung " entnehmen. Minderjährige auf und unterhält Z w e i g v e r» i n e. aber er läßt sich nicht abhalten, politische E r ort e r u n g e n in seinen Versammlungen vorzunehnien. Erst in dieser Woche wurde in einer, allerdings muthig hinter ver- schlösse»«» Thüren abgehaltenen Versammlung besprochen, wie das sächsische Laudtagswahlrecht am besten ausgenutzt werden tan». Wir sind überzeugt, daß gegen den Evangelischen Arbeiter-Verein nicht eingeschritten werden wird, daß er nicht aufgelöst nnd die Vorsteher nicht bestraft werden. Aber ein Arbeiter-Gesailgverein kann, weil er im Lokal eines Sozial- dcmokraten seine Gesangsstunden abhält, morgen als politisch aufgelöst werden. Naiv der, der nicht meint, daß auch das Wasser aus unsere Mühle ist. Mainz , 16. Oktober,(ffiig. 58er.) Die Landtags- iv a h( e 11 im G r 0 ß h 0 rz 0 g t h um Hessen sind nunmehr beendet. Das Ergebüiß derselben bildet eine schwere Nieder- läge der Nationalliberalen, deren Herrschaft in der Zweiten Kammer nuumehr endlich gebrochen ist. Um so mehr ist diese Thatsache hervor zu heben, weil wohl in keinem Par- lanieute eine Majoritätspartei ihre Herrschaft so rigoros aus- geübt hat, wie die nationalliberale Partei in der Zweite» Kammer zu Darmstadt , indem sie keinem Mitglied« der oppo- sitiouellen Parteien die Mitarbeit in den Kommissionen gestaltete. Zusammengesetzt war die seitherige Zweite Kammer aus 31 Nationalliberalen, 7 Deulschfreisiuuige». 5 Ultramontane», 4 Sozialdemokraten und 3 Antisemiten. Nachdem nun gestern in Offenbach -Stadt unser Genosse Ullrich gewählt worden ist, liegt das Wnhlbild klar vor Augen. Die Nationalliberalen hatten nach dem BetaNulwerden der Wahlmännerwahlen schon hell ans- gejnbelt, daß für dieses Mal ihre Herrschast noch einmal gerettet sei. doch hatten sie die Rechnung ohne die Wahlmänner gemacht. Ihr Verlust beträgt rund sechs Mandate. Verloren gingen für sie die Stadt Offenbach an die Sozialdemokraten. Dieburg -Großumstadl. Butzbach , Lampertheim , Nidda -Schotten und der 1». Oberhessische Wahlkreis an die Antisemiten und Bauern- bündlcr. Außerdem verloren die Freisinnigen den 9. rhein - Hessischen Wahlkreis an die Ultramontanen. Die Zahl der Abgeordnelen der Zweiten Kammer beträgt 50. Es verbleiben demnach den Nationalliberalen 25 Mandate, denen 25 der sog. Oppositionsparteien gegenüberstehen. Stimmen diese Parteien (elbstverständlich nicht in allen Fragen überein, in der Haupt- rage, die nationalliberale Paschawirthschaft zu stürzen, sind sie einer Meinung. Die Kammer besteht nunmehr für die nächsten drei Jahre aus 25 Nationalliberalen, 7 Antisemiten, 6 Deutsch- freisinnigen, 6 Ultramontanen, 5 Sozialdenwkraten und I Bauern« bündler. So hat nun auch in Hessen , wie im Deutschen Reiche allerwärts die Nationalliberalen ihr Schicksal erreicht sind sie sind mit ihrem Latein zu Ende, so sicher sie isire Herrschaft noch gefestigt glaubten. Um so schwerer trifft sie der Schlag. Mainz , 15. Oktober. (Eig. Ber.) Laut amtlicher Bekannt- machung des Wahliommissarins findet die Ersatzwahl im nnd Unterthanen zu werden. Viele auch lassen Haus und Hof im Stiche, bald die einzige Freiheit, von der sie noch. Gebrauch machen können. Ihre Lage hat sich ver- schlimmert, ihre Zahl ist gesunken. Das Heimfallsrecht hat immer mehr Unterthanen zwischen sie geschoben. Die niedere Gerichtsbarkeit steht jetzt dem Gutsherrn zu. Vor den Fürstengerichten erhalten die Bauern kein Gehör. Bald kann der Gutsherr mit ihnen machen waS er will. Aber die Gutsherren wechseln häufig. Wirren und Parteiungen nehmen im Lande kein Ende. Der Hochverrath liegt in der Luft. Die Unter- legen«» büßen mit Kopf und Besitz. Und jeder Wechsel im Besitz der Gutsherrschaft bringt Nachtheile auch für die ur- sprünglich freien Bauern. In Schenkungsurkunden werden sie einfach übergangen, mit einem Federstrich zu Unterthanen gemacht. Da sie kein Recht finden können, müssen sie es bleiben. Unter den Premysliden ist nur mehr die Rede von Adeligen, Guts- herreu und PaupereS. Freibauern finden sich nur noch ver- einzelt im Taborer Kreise. Aber die Fürstengewalt ist auf der Höhe ihrer Entwickelung angelangt. Der Landessürst betrachtet sich als den Herrn des ganzen Landes. Seine Hauptstütze findet er an seinen Beamten. Haben sie ihm eine zeillang treu gedient, dann weist er ihnen Landstriche im Markwalde zu, giebt an sie Guter hinaus, die.heimgefallen". Darum ist der Zudrang zu den obersten Hofstellen ein sehr starker. Sie versprechen reichen Besitz, und der Besitz berechtigt wieder zu den Hofstelle». Noch «in Umstand vermehrte die Verschiebungen im Güterbesitz. Nach .dem kanonischen Äecht war Zinsnehmen verboten. Um das immer mehr anschwellende flüssige Kapital unterzubringen, warf man sich auf den Güterhandel. Man tauschte und vertauschte ganze Güter, wie einzelne Leistungen und Zinsungen. Um den Preis in die Höhe zu treiben, erhöhte man dann wieder die Leislnngen und Abgaben der Unterthanen. Von der Seite dieser reichen Grundbesitzer ging dann das Streben aus, die Fürstengewalt zu mindern. Sehr zu statten kam es ihnen, als unter dem ersten Luxemburger das Fürftengut zum größten Theil verkauft und verpfändet wurde. Mit der Zeit errangen sie sogar das Geldbewilligungsrecht. Höher aber stand ihnen und werthvoller deuchte ihnen das Recht, mit ihren Unterthanen frei schalten und walten zu können. Um das zu erreichen, schoben sie sich zwischen Fürst nnd Bauer. Sie bewilligten und bestritten die Landesumlagen und hoben sie dann in doppeller nnd dreifacher Höhe von den Bauern ein. Ter Bauer war vollständig rechtlos. Wer von ihnen auch nur einen Hasen sing, verlor beide Hände. Nur eines blieb ihnen noch übrig: sie entwichen schaarenweise in die aufblühenden Städte. Die Hussitenkriege bilden dann den letzten Versuch der Bauern, das Knechtschaftsjoch abzuschütteln. Mit der Austheilung des Kirchenlandes war für die Herren und Ritter, die sich der Bewegung angeschlossen, diese zu Ende. Die Taboriten. die Ver- treter des Freiheitsgedankens, mußten vernichtet werden. Und so geschah eS. Und die erste Vereinbarung der Herren mit dem einziehenden Fürsten handelte über den Bauer; er wurde an die Scholle gefesselt, eine Sache, die Leibeigenschast war verbrieft und gesiegelt._ Reichstags-Wahlkreis Mainz -Oppenheim am 5. November d. I. statt. Die sozialdemokratische Partei hat den Genosse» Redakteur Dr. Eduard David in Mainz aufgestellt. Kandidat der Ultramontanen ist Land- tags-Abgeord»eter Rechtsanwalt Dr. Schmitt in Mainz , Kandidat der Nationalliberalen nnd der Agrarier Ober-Finanzrarh Ernst Braun in Darmstadt nnd Kandidat der vereinigten Demokraten und Deutschfreisinnigen Stadtverordneter und Mühlenbesitzer Fritz Schäfer in Mainz . Die Zeit für die Agitation ist knapp be- messen, thun jedoch die Genossen nur einigermaßen ihr« Pflicht, dann wird sich der Sieg an unsere Fahnen heften und der im Jahre 1890 im heißen Kampf eroberte nnd 1893 be- hauptete Wahlkreis wird im Besitz der sozialdemokratischen Partei bleiben. Die Erregung in Mannheim über die Uuthat des Offiziers v. Brüsewitz-Siepmann ist in ganz Baden so groß, daß dem Karlsruher Offizierskorps, wie wir derBad. Landes- Zeitung" entnehmen, der Besuch der dortigen Wirthschaften auf zwei Wochen untersagt wurde. Die Militärbehörde hat bisher »och keine Gelegenheit genommen, etwas zur Entschuldigung der Mordthat zu publiziren. Aus Württemberg . Einen praktisch-sozialen Kursus hielten die Ultramontanen in derersten" katholische» Stadt des Landes, in Schwäb. Gmünd ab. Der erste Redner. Reichstags- Abgeordneter Gröber, sprach über das Bürgerliche Gesetzbuch und konstalirte hierbei, daß es einen Fortschritt bedeute, für de» man Gott danken müsse, gleichzeitig dabei betonend, daß es auch seine Fehler habe, verschwieg aber wohlweislich, daß die Fehler in erster Linie dem Zentrum selbst zu verdanken sind. Als weiterer Redner trat Dr. Pieper aus M.-Gladbach auf, welcher über diepäpstliche Enzyklika und die Arbeiter- frage" referirte. Redner führte aus, daß der Papst betone, daß bei Aushebung deS Privateigenthums jeder Sporn zum Erwerb fehle, jedes Streben qushöre; überall wo gesellschaftlicher Besitz sei, stünden die Mensche» auf niederer Kulturstufe, je höher die Kulturstufe eines Volkes, desto mehr sei der Privat- besitz ausgebildet. Die allgemeine Gleichheit sei ein Traum, ein vergeblicher Kampf gegen die Naturordnung. Prof. Dr. Hitze sprach hierauf über dieArbeiterfrage",. ohne nenneuswerthes zu Tage zu fördern; ihm folgte als Referent Dr. P i ch l e r aus Passau , welcher die.Agrarfrage" behandelte. Redner wendete sich gegen den Antrag Kanitz und verspricht sich zur Hebung des Bauernstandes viel von einem besonderen Agrarrecht; er empfiehlt Regelung der Verschulduugsfrage durch Verschuldungsstatistik, Einführung einer Verschuldungsarenze, allmälige Schuldentilgung und Rentengüter. Ein Gut soll nach Redners Ansicht nicht zu oft den Besitzer wechseln, ivas sich in der Theorie wohl sehr schön ausnimmt und unseren Junkern am angenehmsten sein wird. Den Schluß der schwarzen Weisheit machte der württenibergische Landtags- Abgeordnete E ck a r d, welcher sichdie neuen Aufgaben der Arbeitervereine" als Thema wählte. Redner meint, daß die Religion die Grundlage bilden müsse und daß Generalkoinmuniouen, Exerzitien und apologetische Vorträge von Vortheil seien. Zur Förderung des materiellen Wohles der Arbeiter seien Krauken-Zuschußkassen zu empfehlen, auch mögen die jungen Leute darauf aufmerksam gemacht werden, wie unrecht es ist, zu heiralhen, ohne sich vorher etwas erspart zu haben; das Sparen sei eine Ehre. (Eine größere Ehre wäre es wohl, dem Arbeiter anständig zu zahlen.) Uni nun auf allen Seiten gerecht zu werden, räth der Redner von Konsumvereineu ab, da dadurch der kaufmännische Mittelstand geschädigt würde, empfiehlt aber den Arbeitern ge- meinsamen Bezug von Holz und Kohlen. Nachdem sich noch Landesrath Brandes von Düsseldorf mit de» Fabrikmädchen be- schäftigt hatte, gingen die hochlvohlweisen Herren innerlich be- friedigt von dünnen. Jammerschade für all' die Liebesmühe, daß der kluge Arbeiter de» Lockrufen des Zentrums doch nicht folgt. Ueber Tumulte reichsländischer Rekruten, verübt auf dem Transport nach norddeutsche» Garnisonen, be- richtet man derFranks. Kleinen Presse" aus Heidelberg :Bei dem in der vorletzten Nacht von den Reichslanden nach Darmstadt abgelassenen Miliiär-Sonderziig kam es durch dieRekrnten zu ernsten Ausschreitungen. Viele von ihnen waren betrunken. Der Tumult brach schon vor Rastatt los; in der dortigen Station und dem Wartesaal wurde alles demolirt, und es kostete die Transporteure viel Mühe, die Mannschastm wieder in die Eisenbahnwage» zu bringen. Auch in Karlsruhe und Heidelberg kamen ähnliche Aus- schreitungcn vor. Der Zug wurde von ihnen zwischen Karlsruhe und Heidelberg durch das Nothsignal aestellt. In dem ganzen Zug zertrümmerten sie die Glasscheiben, rissen die Schilder herunter und schnitten die Riemen ab. Von Karlsruhe aus wurde telegraphifch auf die Station Heidelberg militärische Hilfe verlangt; die jedoch zu spät eingetroffene Meldung mußte nach Darmstadt weiter- gegeben werden. Hier war eine Batterie Artillerie bereitgestellt. die jedoch keinen Anlaß mehr zum Einschreilen hatte, da in- zwischen die Leute sich ausgetobt hatten und die Ruhe wieder hergestellt war. In Heidelberg wurde wegtn der gefährlichen Haltung der Mannschaslen, die mit Gläsern nnd Flaschen umher- warfen, das Zugpersonal mit Revolvern ausgerüstet. Wie es heißt, soll auch der Ruf:Vivo In I'runee!" wiederholt aus- gestoßen worden sein. Frankreich . Paris , 17. Oktober. (Voss. Ztg.") Di- Kosten des Zarenbesnchz betragen sieben Millionen, davon dreieinhalb für die Truppenbewegungen. Die Blätter erzählen die Geschichte mehrerer Polen , darunter auch solcher, die nur polnische Namen tragen, jedoch seit zwei bis drei Geschlechtern von sranzösi- scheu Staatsbürgern abstammen, und die von der Polizei über die Dauer des Zaren des uchs ohne ein Wort der Erklärung oder Entschuldi- gung eingesperrt wurden, damit sie nickt etwa aus der Straße Hochrufe auf Polen ausbrächten. Eins dieser Opfer, ein Baumeister Parewicz, Franzose, beklagt sich nicht so sehr über die Einsperrung, als darüber, daß er ohne Äoth auch mißhandelt wurde. Es lebe die Kosaken- Republik! England. Labouchere über Rosebery's Abdankung. Die soeben erschienene Nummer vomTruth" ist mit einiger Neugierde erwartet worden. Der Vorkämpfer der entschiedenen Radikalen schreibt nun:Wenn die parlamentarischen Liberalen morgen versammelt würden, so hätte Lord Roscbery keine Aussicht, zum Führer der Liberalen erwählt zu werden. Bei uns Radikalen, die wir immer gegen feine Führerschaft protestirt haben, ist es keine Frage der persönlichen Abneigung. Wir wünschen Lord Rosebery alles Gedeihen und Glück, aber wir glauben noch immer, wie wir stets geglaubt haben, daß die Demokratie sich in gewaltsamster Haft eingezwängt findet, so lange sie einen großen Adligen als Haupt besitzt, der nur geringe parlamentarische Er- 'ahrung, keine allzu bestimmten Anschauungen, namentlich auch nicht die grimmige Entschlossenheit hat, alles mit Füßen zu treten, das im Wege des demokratischen Fortschrittes liegt." Dänemark . Herr Eugen Petersen , dessen willkürliche Leitung der Kopenhagener Polizei eine steigende Erbitterung in der gesammlen Bevölkerung hervorruft und der, wie in den letzten Tagen verlautete, nun endlich seines Postens enthoben werden soll, hat in diesen Tagen einen in mehrfacher Beziehung interessanten Jahresbericht an das Ministerium des Innern eingeliefert. Interessant ist z.B. an diesem Bericht, daß nur derTod" der Polizei-Jusvektoren Carsten Petersen und Korn mitgetheilt wird, ohne jedoch zu erwähnen, daß der letztere wegen der entdeckten großen Unterschleise sich das Leben nahm. Kein Wort findet sich serner in dem Bericht, daß entdeckt wurde, daß Herr Oberkommissar Meyer von der Sittlichkeits» polizei in merkwürdig intimer Beziehung zu einer bekannten Bordellwirthin stand nnd von dieserfür geleistete D i e n st e" eine Hypothek aus eines ihrer Häuser erhalte» hatte. Auch von all' den Korruptionsverhältnissen, die nament- lich in der Kopenhagener Sittlichkeits- Polizei enthüllt sind uud seil Jahr und Tag ganz Kopenhagen in Bewegung ver- setzen, gegen die so und so viele Protesl-Volksversannnlunge» stattgefunden haben, bei denen sich Personen aller Stände in lautester Empörung äußerten über all' das enthält der Be- richt kein Wort. Aber auch das, was er bringt, ist interessant. So haben im letzten Jahr in Kopenhagen 2096. Verhaftungen stattgefunden, von denen 920 unnöthig waren, die von diesen betroffenen sind als unschuldig entlassen worden. Angesichts dieser Zahlen begreift man die wachsende Erbitterung der gesanimlen Bevölkerung über das geradezu frivole Borgehen bei Verhaftungen; es ist w i e d e r- holt vorgekommen, daß ganz unschuldige Personen nur infolge einer Namensverwechslung verhaftet wurden und dann wieder entlassen wurden, ohne daß man sich auch nur entschuldigte! Die Zahl der Verbrechen ist seit dem Vorjahre von 6512 auf 6719 gestiegeu. Hiervon waren 5390 Verbrechen gegen das Eigenthum. Von den 4930 Diebstählen beziehen sich 3719 auf Gegenstände im Werth« unter 10 Kronen, also offenbar ist es die Noth, welche die meisten Verbrechen verursacht. Die Zahl der Sittlichkeilsverbrechen ist von 413 aus 446 gestiegen, die der Verbrechen gegen Personen von 224 auf 179 herab- gegangen. Wegen Trunkenheil find aus der Straße 6758 fest- genommen, die Zahl der Selbstmorde beträgt 203(134 Männer 69 Frauen). Die Zahl der Prostituirten stieg von 567 auf 600. Es wurden im Lause des Jahres 1538264 Gegenstände im Werth« von 4 451232 Kronen(statt 4 436 006 Kronen im Vorjahre) versetztl Alle Zahlen künden zunehmendes Elend, finkende Sittlichkeit, vermehrtes Verbrechen. Wahrlich, eine Gesellschaft, die des Zu- sammenbruchs reis ist. Spanien . Die Situation der Spanier auf den Philippinen. DerFrankfurter Zeitung " wird aus Madrid gemeldet: Die letzten Meldungen aus Manila erzeugen eine unsagbare Aufregung. Die Regierung hat die Lage auf den Philippinen so optimistisch ausgemalt, daß die Unterwerfung des Aufstandes allgemein für ein Kinderspiel gehalten wird. Man behauptet, die Insurgenten seien schlecht bewaffnete Halbwilde und werden beim ersten Zusammenstoß mit den Truppen Reißaus nehmen. Generalgouverneur Blaueo meldet je- doch, die spanischen Kolonnen, die in den Provinzen Batangasch und Cavite eindringen wollten, seien mit nickt unbedeutenden Verlusten zurückgeschlagen worden. General Blanco leitete in Person die Operation und kehrte schleunigst nach Manila zurück, wo die Lage sehr gefährlich erscheint. Die Insurgenten haben die Stadt Jalisay, welche strategisch wichtig ist. eingenommen. Blanco verfügt nur über 3000 Urspauier: Verstärkungen sind dringend nothwendig. Fast die gesammte Presse erachtet die Lage für ebenso kritisch als auf Kuba und verlangt unbedingt die Ad- berusung Vlanco's, der bis zum letzte» Augenblick nichts von der sich vorbereitenden Insurrektion wahrgenommen und bei der ersten militärischen Operation eine Schlappe erlitte» habe. Barcelona , 16. Oktober. Zwei Bataillone find zur Ver- flärkung der Truppen nach den Philippinen abgegangen. Asien . Bombay , 17. Oktober. Die Angehörigen des Marri- Stammes setzen ihre Gewallthätigkeiten an der Strecke der Eisen- bahn nach Quetta fort. Eine Abtheilung Arbeiter wurde während der Arbeit überfallen und getödtet; die Telegraphen-Verbindung wurde zerstört. Ein Detachement Infanterie aus Bonibay, welches sich Nuttels Eisenbahn nach dein Schauplatze begab, wurde mit Schüssen empfangen. Die Truppen besetzen die Stationen und patrouilliren die Strecke ab. Amerika. Eine Freudenbotschaft für die deutschen Brotvertheuerer. Ein« Depesche aus Chikago besagt, daß alle Frachtsätze der Eisenbahnen westlich von Chikago und östlich vom Missouri -Flusse vorn 2. November ab eine wesentliche Erhöhung erfahre» werden, und zwar würde hauptsächlich das Gelreibe durch die Erhöhung betroffen werden. Zwei Drittel der 33 Anklagen, die allein in diesem Jahre gegen die B r e s l a u e rB 0 l k s w a ch t" angestrengt worden sind, wurden wegengroben Unfugs" erhoben. Diese That- fache zeigt wohl genügend, unter welch außerordentlich schwierigen Verhältnissen unsere Breslauer Genossen zu wirken haben. Z» Ehren der ParteitagS-Delcgirten hatten am Donners- tag die Gothaer Genoffen einen Kommers veranstaltet, der vortrefflich verlief. Frau Eichhorn auS Dresden hielt die Festrede. In Hemelingen , einem industriellen Dorfe Hannovers ' wurde Genosse Wilh. K lenken s mit 199 Stimmen in den Geineinde-Ausschuß gewählt. Sein Gegner erhielt nur 33 Stimmen. Die Parteigenosse» in Liegnitz beschlossen, sich an den bevorstehenden Stadtverordneten-Wahien nicht zu betheiligen, weil infolge der Steuerherabsetzung die Zahl der Wahl- berechtigten beträchtlich verringert und deswegen auf einen erfolg- reichen Wahlkampf nicht zu rechnen sei. Aus Mainz . Die Storchenbrauerei in Speyer hat dem von ihr abhängigen Wirlh desWeißen Rößchens" in Mainz die Weisung ertheilt, den Saal dieses Lokals nicht mehr zu politische» Versammlungen herzugeben. Da dasWeiße Rößchen" das einzige Lokal mit einem größeren Saal ist, wo die sozialdemokratische Partei und die Gewerkschasten ihre Ver- sammlungen abhalten können, so sind unsere Mainzer Genossen jetzt obdachlos. Polizeiliches, Gerichtliches«. Genosse Gro th, Redakteur derMecklenburgischen Volksztg." in Rostock , und der Tischler Roß als Gewährs- manu sollten durch eine Notiz«ine Krankenpflegerin beleidigt haben, von der mitgetheilt war, daß die Ausdrücke, die sie sich gegen eine Kranke erlaubt hatte, ein Unteroffizier seinen Rekruten gegenüber anzuwenden sich schämen würde. Das Landgericht erkannte jedoch auf Freisprechung der Angeklagten, da nachgewiesen würde, daß die Krankenpflegerin sich unziemliche Reden gegen eine Kranke thatsächlich hat zu schulden kommen lassen. Gegen dieses Urtheil legte die Staatsanwaltschaft Revision ei» und stützte diese hauptsächlich auf die Ansicht, daß die festgestellten Aeußerungen keine derartigen seien, daß ein Unteroffizier sich schänien würde, sie seinen Rekruten gegenüber anzuwenden. Das Reichsgericht verwarf jedoch gemäß dem Antrage des Reichsanwaltes die Revision als unbegründet, da die Erweislichkeit der ehren- rührigen Rathssachen vorn Landgerichte angenommen worden sei und demgemäß eine Bestrafung nicht erfolgen könne. Genosse S t e n z e l vomHamburger Echo" ist wegen Beleidigung der preußischen Unteroffiziere durch Urtheil des Hamburger Landgericht? zu 2 Monaten Gefängniß ver- urtheilt. Das Reichsgericht hat jetzt dies Urtheil bestätigt. DieThüringer Tribüne" hatte im Monat August Ue Anarchistin Frau Agnes Reinhold in Berlin als Märtyrerin bezeichnet und zum Schluß der Quittung