dem Publikum nach Möglichkeit nüglich zu sein, hinter berech­tigten Anforderungen zurüdbleiben. Das Publikum hat das größte Intereffe daran, daß die fast täglich im Bereiche des tädtischen Weichbildes aufgefundenen unbekannten Leichen von Verunglückten oder Selbstmördern so schleunigst wie möglich refognoszirt werden können. Der täglich ausgegebene lakoni­sche Polizeibericht genügt in dieser Beziehung feineswegs, und wenn die Staatsanwaltschaft ihre diesbezüglichen Bekannt­machungen erläßt, dann ist inzwischen soviel Zeit verstrichen, daß oft eine Refognoszirung selbst der Wäsche und Kleider der Leichen nicht mehr ausführbar ist, weil diese Gegenstände in vielen Fällen so schnell als möglich vernichtet resp. vergraben werden müssen. Die Angehörigen von vermißten Persönlich feiten müssen durch schnelle und zuverlässige Nachrichten in der Tagespreffe, aus welchen fie alle Kennzeichen der aufgefundenen Leichen, wie Art der Bekleidung, Wäschezeichen, Inhalt u. s. w. ersehen, mit Sicherheit erfahren fönnen, ob sie ihre Verlorenen an jenem Drte zu suchen haben, der unter der düsteren Ueber­schrift Morgue der legten hoffnungslosesten Tragik des groß­städtischen Treibens eine Stätte bietet. Es ist nicht recht ver­ständlich, aus welchem Grunde bisher nicht Maßnahmen ge­troffen find, welche dem Publikum dieses ihm unzweifelhaft im vollsten Maße zustehende Recht gewähren.

Abnahme der Heirathslust in Berlin und Wien . Zu den bedeutsamsten Zeichen der Zeit gehört die Abnahme der Heirathsluft in allen Ländern Europas ; besonders fritt Diese Erscheinung in den großen Städten hervor. In Berlin wurden Eheschließungen verzeichnet 1875: 14,529, 1876: 12,093, 1877: 11,006, 1878: 10,429, 1879: 10,431, 1880: 10,829, 1881: 11,149, 1882: 10,829. Pro Mille der Bevölkerung heirathete in Berlin 1875: 30,63, 1876: 24,65, 1877: 21,78, 1878: 20,07; seitdem aber pro Jahr durchschnittlich 19,00 Be wohner. Daß auch in Wien die Heirathslust abgenommen hat, ist aus folgenden Zahlen ersichtlich: Es fanden Ehe­fchließungen hatt: 1870: 8586, 1871: 8158, 1872: 7989, 1873: 7378, 1874: 6713, 1875: 6072, 1876: 5498, 1877: 5049, 1878: 5183, 1879: 5772, 1880: 5975, 1881: 6297, 1882: 6526. Jm Jahre 1870 hatte die 3Zahl der Eheschließungen in der österreichischen Reichshauptstadt den höchsten Stand er­reicht und das Jahr 1882 ist gegen dieses Marimaljahr um 24 Prozent zurück.

Die Sternschnuppen des August. Alljährlich um die Zeit vom 8. bis 12. August durchschneidet die Erde in ihrem Lauf um die Sonne einen ebenfalls um die Sonne freisenden Schwarm fleiner Körperchen. Diejenigen dieser kleinen Körper­chen, welche der Erde zu nahe kommen und in die Atmosphäre derselben gerathen, entzünden sich in Folge des Widerstandes, welchen die Atmosphäre der Erde ihrer meist außerordentlich großen Geschwindigkeit entgegenseßt. Dieselben feuchten dann plößlich auf, beschreiben vor unseren Blicken lange leuchtende Linien, um nach wenigen Sekunden wieder ebenso plößlich zu verschwinden. Nicht selten hinterläßt der brennende Körper einen Streifen matt leuchtenden Dampfes, welcher je nach seiner Stärte einige Sekunden sichtbar bleibt, zuweilen aber auch noch nach mehreren Minuten wahrgenommen werden kann. Die unter dem Namen des Perseidenstromes oder Thränen des heiligen Laurentius bekannten Sternschnuppen des August zeigen fich alljährlich in fast gleicher Stärke. Sie beginnen am 8. August, erreichen ihre größte Häufigkeit am 10. und ver schwinden gewöhnlich am 13. In diesem Jahre konnte, des hellen Mondlichtes wegen, bisher nicht viel von der Erscheinung gesehen werden. Da der Mond an den nächsten Abenden aber etwas später aufgeht, so wird die Erscheinung bei wolkenfreiem Himmel noch gesehen werden können. Es möge hierzu noch bes merkt werden, daß auch die Nächte nach dem 12. August, etwa bis zum 17., sich durch häufigen Sternschnuppenfall aus­zeichnen.

* Auf der Havel zwischen Spandau und Potsdam hat vorgestern ein Busammenstoß zweier Dampfer stattgefunden. Der eine derselben, ein Gebhard'scher Dampfer, wurde dabei so stark beschädigt, daß er nur unter Anwendung seiner ganzen Dampfkraft das rechte Ufer erreichen konnte, um die Passagiere auszusetzen, und dann sank. Der zweite Dampfer konnte, nachdem fonstatirt war, daß er feinen größeren Schaden er litten, die Fahrt fortsegen. Welcher von den beiden Kapitänen die Schuld an dem Zusammenstoß trägt, wird die gerichtliche Untersuchung des Vorfalls ergeben.

Gerichts- Zeitung.

Dülfen, 8. August. Die legte Verhandlung des hiesigen Schöffengerichts gab recht erbauliche Aufschlüffe über die Art und Weise, wie die neuen geseglichen Vorschriften über das Innungswesen, im thatsächlichen Widerspruch mit dem wahren Sinne dieser Vorschriften, unter Verhältnissen von Innungen sehr zweifelhaften Charakters ausgebeutet werden können. Der in Süchteln bestehenden Weberinnung war, wie die Niederr. Volksztg." meldet, von der Regierung zu Düsseldorf das Auf­fichtsrecht über die Lehrlinge der Nichtinnungsmeister ertheilt worden, welches nach dem Geseze solchen Innungen, die sich bereits hinreichend bewährt haben, zugesprochen werden kann. Die Webermeister Franz Uerlings, Math. Fingles, Heinr. Nir

geschlossen und in den wenigen offenen dominiren die Vettern vom Lande. Die Klubs find verödet, in den weiten Räumen herrscht Stille und Schweigen, felten unterbrochen durch das Gähnen eines gelangweilten Mitgliedes, welches vielleicht durch seine parlamentarische Thätigkeit noch einige Tage gezwungen in London verweilt. Die Saison war feine günstige und hat die Erwartungen nicht erfüllt, die man auf sie gesezt. Der jähe Tod des Herzogs von Albany war die Veranlassung, daß Staatsfestlichkeiten gar nicht, und Privatgesellschaften nur in sehr beschränktem Maßstabe stattfanden. Die Mitglieder des regierenden Hauses schlossen sich von allen öffentlichen Ver gnügungen aus, dem strengen Machtgebot der Monarchin fol gend. Die Königin Victoria besißt die sonderbare Eigenschaft, fich mit einer seltenen Energie traurigen Erinnerungen hinzu geben. Sie findet immer neue Mittel und Wege, das An­Denken Verstorbener zu ehren, und glaubte auch durch das indirekte Verbot aller Festlichkeiten eine Pflicht gegen den ver­storbenen Sohn zu erfüllen. Bereits seit dem Tode des Brinzen Albert vermied sie es soviel als möglich, in der Deffent­

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und Heinr. Peters, sämmtlich Sammtarbeiter zu Süchteln , batten trop der an fte ergangenen Aufforderung seitens des Bürger­meisters, ihre Lehrlinge nicht bei der Innung angemeldet und Deshalb jeder ein Strafmandat, auf 20 M. lautend, erhalten. Gegen diesen Strafbefehl hatten die Genannten Einsprache erhoben. In der gestrigen Verhandlung gaben sie zu, der Aufforderung nicht nachgekommen zu sein, zwei deshalb nicht, weil die betr. angeblichen Lehrlinge schon Gesellen resp. Meister seien, und die beiden Andern, weil sie sich nicht verpflichtet glaubten. Die Polizei fuchte dem entgegen nachzuweisen, daß die frag­lichen Arbeiter wohl noch Lehrlinge, und daß die Meister zur Anmeldung verpflichtet seien. Der Schußzeuge Joh. Peter Buscher berichtete eingehend über die Innung in Süchteln , deren Gründung in ungefeßlicher Weise vor sich gegangen sei. Von einer gewissen Seite hätte man immer nach einer Innung gestrebt und als hierfür der geeignete Boden nicht gefunden werden konnte, hätte man sich auch nicht gescheut, zur Er­reichung dieser Abficht unerlaubte Mittel anzuwenden. Unter der Vorspiegelung, eine erhöhte Lohnliste zu erzielen, hätte man den Webern eine Liste zum Unterzeichnen vorgelegt, die aber nichts anderes gewesen sei als eine Beitritts Erklärung zur Innung. Es seien dadurch nicht allein die Weber, son­dern auch die Regierung, an welche die Eingabe ge richtet war, getäuscht worden. Als Beweis hierfür diene, daß verschiedene Weber die monatlichen Beiträge zur In­nung verweigert hatten und daraufhin Mahnzeitel erhalten hätten, die aber von der Polizei wieder fortgeholt worden seien u. s. w. Der Vertheidiger führte aus, daß die betreffende Innung nicht die Gewähr geboten habe, auf Grund deren den Innungen eine Einwirkung auf die Prüfung von Lehr­lingen, welche nicht bei Jnnungsmeistern beschäftigt sind, zu­gestanden werden könne; er wies dann auf die großen Mißlich keiten für die nicht Innungmeister hin. Dadurch, daß der Innungsvorstand einerseits das Recht habe, von der Arbeit des Lehrlings jeden Augenblick fich überzeugen zu dürfen, während andererseits der Fabrikant bei Androhung von Arbeits­entziehung den Webern verbiete, einem anderen Meister Ein­ficht in das Gewebe zu gestatten, erwüchsen den Webern allerlei Unannehmlichkeiten. Wie peinigend sei es ferner für Weber, die seit ihrer frühesten Jugendzeit dem Weberhandwerke obs liegen, ihre Arbeit nunmehr kontrolirt zu sehen von dem In­nunsvorstande, an dessen Spiße ein Mann stände, der früher 30 Jahre Holzhacker gewesen und erst wenige Jahre Weber sei und nun alte, ergraute, erprobte Meister schulmeistern wolle. Die Vertheidigung beantragte Freisprechung, die Staatsanwaltschaft stellte Antrag auf Bestrafung mit 3 Mt., wogegen das Schöffengericht 1 Mt. Strafe eventuell einen Tag Haft erkannte.

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Will Euer Sohn dienen, so gehört die Grafschaft nicht dazu, und er wird nie weiter avanciren, wenn er sein Metier nicht ordentlich lernt. Ich bin Euer gnädiger König." P. S. von des Königs eigener Hand: Junge Grafen , die nichts lernen, find Ignoranten in allen Ländern. Im Fall nun einmal ein Wunder geschehen und aus einem Grafen etwas werden sollte, und er der Welt und seinem Vaterland nüßlich werden soll, so muß er sich auf seinen Stand und Geburt nichts einbilden, denn das sind nur Narrenspossen, und es kommt nur allezeit auf sein mérites personelles an."

Blutvergiftung durch Fußsocken. Aus Wien wird ge schrieben: Der im dritten Bezirke, Kolonisgaffe Nr. 10, wohn haft gewesene Handlungsagent August Zendo ist vorgestern Abends plöglich verstorben, ohne daß eine Todesursache feſtge stellt werden konnte. Das von dem Vorfalle verständigte o lizei- Kommissariat Landstraße entiendete den Bezirksarzt zur Leichenbeschau, und dieser konstatirte eine Blutvergiftung durch rothgefärbte gifthaltige Socken, welche der Verstorbene benügt hatte. Gegen die Firma, welche diese gefährliche Fußbekleidung in den Handel gesezt hat, wurde eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet. Der Leichnam wurde behufs gerichtlicher Obduktion in die Todtenkammer des allgemeinen Krankenhauses überführt.

zur rechten Zeit verrathen. Johann: Na gnädiger Herr, nun, wo ich weggehe, fann ichs Ihnen ja sagen, der Schlüssel zur Kohlenkammer paßt auch zum Weinkeller.

Papageien- Alter. Der älteste Einwohner des Zoolo­gischen Gartens in London ist dieser Tage gestorben. Es iſt ein schwarzer Papagei aus Madagaskar ( Coracapsis vasa), welcher der Zoologischen Gesellschaft im Juli 1830, zwei Jahre nach der Eröffnung des Gartens, zum Geschenk gemacht wurde. Der Vogel hat folglich 54 Jahre in dem Zoologischen Garten gelebt. Wie alt der Papagei bei seiner Ankunft daselbst war, ist nicht bekannt.

denn

Ein eitler Geistlicher hielt öfters öffentliche salbungs volle Vorträge, die zum größeren Theil aus Citaten berühmter Theologen bestanden, welche aber ungenannt blieben der Vortragende brauchte nicht zu fürchten, daß unter den schlichten Zuhörern Einer die betreffenden Bücher gelesen haben würde. Einstmals führte ihm aber der Zufall einen sehr be lesenen Zuhörer zu. Kaum hatte der Geistliche die Einleitung beendet, so hörte man den Fremden halblaut sagen: Das ist von Zschokke ". Der Geistliche stutte, fuhr aber scheinbar un behelligt fort. Kurz darauf sagte der Fremde: Das ist von Jakobi". Der Pfarrer biß fich zornig auf die Lippen und re dete erst nach einer Pause weiter. Nicht lange darauf hörte man den Fremden noch lauter als bisher dazwischenreden: " Das ist von Schleiermacher ." Da lief dem Redner die Galle ins Blut und er donnerte: ,, Kerl, noch ein Wort, und ich laffe Sie hinauswerfen!" ,, Das ist von ihm", erwiederte der la fonische Fremde, ohne eine Miene zu verziehen.

Aus Schlesien berichtet die Brest. 3tg." über einen Aft brutaler Willfür von Seiten eines russischen Grenzsoldaten, der sich jüngst in der Nähe von Laurahütte ereignet hat. Gin Thonwaarenhändler aus Hugocolonie bei Laurahütte hat auf russisch- polnischem Gebiet ein Feld gepachtet und war dieser Tage nebst seinen Leuten mit Erntearbeiten dort beschäftigt. Da erschien ein russischer Grenzsoldat, start angetrunken, bas selbst, wollte den erforderlichen Bag für die Erntearbeiter Schnaps und Geld. Obwohl er beides und noch Bigarren e sehen und verlangte, nachdem ihm dieser gezeigt worden war, hielt, war er immer noch nicht zufrieden, fing schließlich förm lich Streit an und gab dabei zuletzt mehrere Schüsse gegen die Schlefter ab, mit welchen er Menschen glücklicher Weise nicht getroffen, die Pferde des erwähnten Bächters aber so schlimm verwundet hat, daß dieselben bald darauf verendeten, worauf er sich aus dem Staube machte. Hinterher hat der Kapitän der russischen Grenzbesagung dem geschädigten Bächter 200 Rubel als Schadenersas angeboten, welches Angebot aud

Memmingen . Zum Bierpantscher Prozeß. Wir haben von den in verschiedenen Städten vorgenommenen Haus­suchungen bei Bierbrauern wegen Beimischung von in Bayern unerlaubten Ingredienzien zum Bier Notiz genommen. Ob den Anlaß zu diesem gerichtlichen Vorgehen das Falliffement der Münchener Firma Wich u. Co., oder nach anderer uns mitgetheilter Leseart eine Denunziation gegeben hat, kann uns egal sein. Wir begrüßen jede Verurtheilung wegen Verfäl­schung von Lebensmitteln, weil es keine gewiffenlosere Geld­spekulation giebt, als die auf Kosten der Gesundheit der Kon­sumenten und erst seit solchem Spiel der freien Kräfte" ein Boden gelegt wurde, wurden auch die Lebensmittelunter suchungsämter nothwendig. Um also auf den besagten Hammel, nämlich auf den Bierpantscher wieder zurückzukommen, so haben den Reigen dieses für Bayern neuen Echauspiels 33. Angeschuldigte eröffnet, welchen das fgl. Landgericht Memmin gen eine wohlverdiente Sommerfrische, bezw. Geldstrafen zu­diftirt hat. Unter diesen 33 Angeschuldigten und auch Verur theilten, denn freigesprochen wurde auch nicht Einer, befinden fich 28 Bierbrauer; die übrigen Biedermänner sind die Herren Wich und seine Handlanger. Das Urtheil, welches am Sonn­abend gefällt wurde, lautet: 26 Angeklagte werden zu zwanzig Tagen bis drei Monaten Gefängniß nnd 200 bis 1000 Mart Ein Eisenbahnzug durch Fliegen blockirt. Die ,, Illinois Geldstrafe oder für je zehn Mark ein Tag Gefängniß, zwei Staats- 3tg." schreibt: Neulich stellte sich am Abend eine Un Angelagte zu 100 und 200 Mark Geldstrafe oder Gefängniß, Reolufer Brüde ein; fle waren durch das Vorderlicht bet masse der sog. Mormon"-Fliegen auf der Illinoiser Seite der ein Angeklagter zu fünf Monaten Gefängniß, zwei Angeklagte zn zehn Tagen und acht Monaten Gefängniß 750 Mark Geld­Lokomotive angezogen worden und die Brücke war an jener strafe, sowie zu den Kosten verurtheilt. Die Surrogate werden Stelle bald zur Höhe von zwei Fuß mit todten und sterbenden eingezogen. Die anderen Herren Kollegen von der Süßholz- Fliegen bedeckt. Die Lokomotive ward zum Stillstand 2c.- Gilde mögen fich hiernach ihre Rechnung einstweilen selbit bracht, da sie sich nicht durch die auf dem Geleiſe lagernde

machen.

Vermischtes.

Friedrich der Große über das Militär- Avancement. Ein Graf von Schulenberg aus Hannover hatte den König von Preußen gebeten, feinen Sohn, der schon zwei Jahr als Jun fer diente, zum Offizier zu machen. Darauf folgte Friedrichs Antwort: Wohlgeborener, lieber Getreuer, Sch habe aus Eurem Schreiben vom 22. d. Euer Gesuch wegen Eures Sohnes gesehen. Ich muß Euch aber sagen, daß ich schon längst den Befehl gegeben habe, feinen Grafen in meine Armee aufzu nehmen, denn wenn sie ein oder zwei Jahre gedient haben, gehen sie nach Hause, und es ist lauter Windbeutel mit ihnen.

gedrungen ihrem vornehmlichsten Gegner Recht und sagte, es müffe etwas geschehen. Liberale und Konservative waren also

angenommen worden ist.

Insektenmasse hindurcharbeiten fonnte.

Nachdem man die Fliegen, im Ganzen etwa 60 Bushel, zur Seite geschaufelt

hatte, fonnte der Bug weiter fahren. Na, Na!-

Eine unangenehme lleberraschung. Der Privatus K in Dippoldiswalde gedachte nächsten Februar mit seiner Ehefrau die goldene Hochzeit zu feiern. Dieser Tage war ein fleiner chelicher Zwist vorgekommen und als Herr von seinem üblichen Spaziergange zurüdfehrie, fand er, wie die ,, Dresdener Nachrichten" melden, seine so langjährige Lebens

gefährtin erhängt.

Der Bürgermeister von Taucha , Gottlieb Bröse, it mit Hinterlaffung eines Kaffendefektes von, wie man fagt ca. 12 000. verschwunden. Die Staatsanwaltschaft fahndet auf ihn. Wie man vernimmt, ist derselbe am Donnerstag feft

genommen worden.

die Männer schlendern lediglich zu ihrem Vergnügen dazwischen; in diesem Punkte einig, hielten Meetings über Meetings, griff, fich einen vergnügten Abend zu machen. Gelegenheit fie haben ihren Wochenlohn in der Tasche und find im Be

hunderte von Vorschlägen wurden gemacht, die Propofitionen wurden angegriffen und vertheidigt, man einigte sich über die schönsten Resolutionen und es geschah nichts. Aber dies

haben sie genug dazu. Da sind Schießstände, Magier,

Würfel

,, Eastend". von London ist in Mode gekommen, Jeder lebhaftesten geht es natürlich in den Branntweinschänken bec man im Westend und in der City keine Ahnung bat. Alm Wir treten in eine, die, hell erleuchtet, mit ihren farbigen Flaschen eine verführerische Anziehungskraft auf die Menge ausübt. Sie ist voll von Arbeitern aus den Docks, Matrofen,

will es sehen, um aus eigener Erfahrung mitsprechen zu können, und viele Engländer, die genau in Peking und Melbourne , in Bombay und Capstadt Bescheid wissen, finden zu ihrem Erstaunen in ihrer nächsten Nähe eine ganz neue Welt, von deren Eigenthümlichkeiten sie bisher keine Ahnung gehabt haben. Es ist zwar seltsam, aber thatsächlich wahr, daß faum 5 Prozent der westlichen Bewohner Londons im Osten der Stadt gewesen; der Fremde kommt nie dorthin und weiß von seiner Eristenz nur aus dem Reisehandbuch, das es einfach erwähnt, ohne zu sagen, was dort vorgeht und wie es dort aussieht. Unter meiner ganzen Bekanntschaft fonnte ich auch nur einen Menschen finden, der behauptete, im Osten

Malayen, Türken und Chinesen.

Es ist inzwischen etwas ruhiger auf der Straße geworden. Die Verkäufer stehen meist vor ihren Läden und rufen die Vorübergehenden an. Ein Porzellanhändler mit einer Wald schüssel in der Hand, auf die er fortwährend flopft, schreit Treten Sie ein, meine Damen, es muß Alles heute noch auss verkauft werden, was übrig bleibt, wird zerbrochen!" Ein Strämer ladet die Vorübergehenden höflich ein, in seinen Laden u tommen, wenn auch nur, um sich etwas auszuruhen. Ein gut

Wales mit der Wahrnehmung der Repräsentationspflichten. Seiner Leitung vertraute ich mich an, und am legten Sonn- geben fich die größte Mühe, Kunden heranzulocken. Wir biegen

Bescheid zu wissen, weil er dort Charakterstudien gemacht. macher preist seine berühmten 10 Pence- Hüte an, und Alle

Seit dem Ableben des Herzogs von Albany aber war es auch dem Thronfolger nicht mehr erlaubt, diese Funktionen aus­zuüben, so daß die Saison ihrer größten Anziehungskraft be raubt wurde. Die vornehme Welt ist aber durchaus nicht geneigt, auf die gewohnten Vergnügungen überhaupt zu ver zichten. Man wird die Nachsession des Parlaments im Herbst als Entschuldigung benußen, um eine Reihe von Bällen und Gesellschaften in dieser dafür hier ganz ungewöhnlichen Jahres­zeit zu geben. Warum es durchaus nöthig ist, in den heißesten Monaten, Juni und Juli, in den glutherhigten Räumen fich umherzudrängen und zu tanzen, das ist eine der vielen Son­Derbarkeiten unseres gesellschaftlichen Lebens, für welche es nur eine Erklärung giebt: Es ist grau von Alter und daher heilig.

abend Abend suchten wir gemeinsam die neue, plößlich so

um eine Ecke und gelangen vor eine große Bude. Der Wunder modern gewordene Welt auf. Petroleum und Kohl, Petroleum palast " nennt es ein Kind, das in rosa Tricots mit furzem I und Käse, Petroleum und Heringe, Petroleum in Verbindung Balletröckchen auf der Platform davor steht. Nur lebende Wunder," fügt ein Clown in einem alten abgetragenen Koftim

einer Trommel einen ohrenzerreißenden Lärm hervor.

Mein

Freund zieht mich weiter, bis er vor einem langen hölzernen Plakat verkündet, daß heute Drink"( Bola's Assommoir") ge

Gebäude still hält. Es ist ein Theater.

mit allen anderen Gerüchen, das war der erste Eindruck, den wir erhielten, als wir den Hansom verließen, der uns aus der City hergebracht. Vor uns dehnte sich eine unabsehbare Straße aus, in der dicht aneinander gedrängt leine Tische standen, an denen die Nahrungsmittel der Armen zum Verkauf auslagen. Da waren alle jene billigen Herrlichkeiten mit ihren penetranten Gerüchen aufgestapelt, an denen sich ein naiver Magen ergößt, und Niemand nahm daran Anstoß, wenn hin und wieder ein Tropfen Del aus der Licht spendenden Lampe des Händlers die Delikatessen fett und übelriechend machte. Wir bogen rechts ab in eine andere, anscheinend elegantere Straße, Bei uns macht die Mode Alles, nicht nur in der Gesell- die nach den Docks führte. An der einen Seite waren hell erleuchtete schaft, sondern auch in der Politik. Um den Liberalen ein Läden, an der andern wiederum eine Reihe von Verkaufsstän= Paroli zu bieten, hatte der Führer der Konservativen, Marquis den, vor denen sich eine dichte Menschenmasse drängte. Alles war of Salisbury , die ganz neue Entdeckung gemacht, daß die Bes voll, der Straßendamm, die Seitenwege, die Läden, und vor wohner des Oftens von London sehr schlecht wohnen und Allem die Branntweinschänken, die hier wie überall in London leben, und daß es Pflicht der Regierung wäre, die Lage dieser aus dem elegantesten Rahmen hervorstrahlten. Es ist Sonn­Armen zu verbessern. Die Partei Mr. Gladstone's die wohl abend Abend, d. h. Marktzeit, denn morgen ist Alles geschlossen, einsicht, daß diese Anregung ganz dazu geeignet erscheint, den und es gilt, für Sonntag Borrath zu laufen. Die Frauen Tories Sympathien und Anhänger zu verschaffen, gab noth- eilen geschäftig hin und her, prüfend, feilschend und laufend, Verantwortlicher Redacteur S. Gronheim in Berlin . Druck und Verlag von May Bading in Berlin SW, Beuthstraße 2.

Ein großes gelbes

wir sehen uns daher nur um und gehen weiter.

Wenn

bier

genug, um zwei Personen zu gleicher Zeit paffiren zu laffen Wir treten ein, der Zuschauerraum ist dicht gefüllt, meit mit halbwüchstgen Jungen; das Stück hat noch nicht begonnen, ein Feuer ausbräche! Das ganze aus Holz gebaute au würde in wenigen Minuten in vollen Flammen stehen und nur ein schmaler Ausgang! Die Wege der Polizei find uners forschlich. Im Westend fönnen die Direttoren nicht genug Ausgänge schaffen und Vorsichtsmaßregeln treffen; faft jede

Woche müssen sie noch Veränderungen vornehmen

und

hier?

Es ist eben die alte Geschichte: das Leben der Armen und Elenden wird nicht so hoch geachtet, als das ihrer glüdlicheren

Mitbürger!

G. G.