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Nr. 115.
Sonntag, 17. August 1884.
I. Jahrg.
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Organ
für die Interessen der Arbeiter.
schein täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtages. Abonnementspreis für Berlin fret in's Haus vierteljährlich 3 Mart, monatlich 1 Mart, wöchentlich 25 Pf. Einzelne Rumunera 5 Bf. Postabonnement pro Quartal 3 Mari.( Eingetragen im VII. Nachtrage ber Bostzeitungspreisliste unier Mr. 719a.)
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die in Frankreich nunmehr regierende Bourgeoisie keineswegs
Wir haben schon wiederholt darauf hingewiesen, wie
fich der Friedensliebe befleißigt, die man von einer republitanischen Regierung erwarten sollte. Seit Jahren haben die Franzosen Krieg ohne Unterlaß geführt, wenn auch in aupereuropäischen Ländern, und wenn die abeuteuerluftige
zofen in den Wüsten Egyptens und in den Ebenen Palästinäs, in den Steppen Rußlands und den Gebirgen Spa niens in den Gefilden Deutschlands , Italiens und Polens bleichten. Der„ friedliebenden Demokratie" des Herrn Ferry fönnte man einen ähnlichen Vorwurf machen. Die Gebeine französischer Soldaten bleichen in Tunis , in Algier , in Tonfin, in China und auf Madagaskar .
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Der Unterschieb ist nur der, daß der alte Napoleon Soldaten der dritten französischen Republik die erhebende Bestimmung haben, sich zu opfern, damit die Geldbeutel der regierenden Klasse gespickt werden.
Regierung des Herrn Gambetta von längerer Dauer gewesen seine Hekatomben der Gloire" darbrachte, während die wäre, so wäre den Franzosen eine europäische Verwickelung fchwerlich erspart geblieben. Und das Alles trop den klaren Bestimmungen der Verfassung, welche verlangt, daß die Grefutingewalt, um einen Krieg zu erklären, der Zustimmung des Senats und der Deputirtenkammer bedarf. Man umging diese Bestimmungen, indem man den Krieg jedesmal begann, wenn die gefeßgebenden Körper nicht beisammen waren und indem man überhaupt feinen Krieg erklärte, fondern die feindlichen" Völkerschaften einfach angriff. Wenn die Parlamente dann zusammentraten, ließ man sich
bemnität zu ertheilen.
Und welche Opfer müssen gebracht werden! Die Sand
wüsten von Afrika mit ihrer glühenden Hike, die Kämpfe von Tonkin mit seiner Regenzeit haben Taufenden das Leben gekostet, welche die Kugel und Schrot der Feinde nicht erreichen konnte.
nachträglich die Kredite für die friegerischen Unternehmungen tische, wenn sie sich auch für eine solche ausgiebt. Eine bewilligen und die Sache war glatt. Die Parlamente haben wahrhaft demokratische Regierung müßte die allgemei euch niemals verfehlt, der Regierung auf diesem Wege In
nen Voltsinteressen zum Angelpunkt ihrer äußeren und inneren Politik machen. Diese allgemeinen Volfsinter
Wenn Senat und Abgeordnetenkammer den ernsten Billen hätten, diesen Praktiken der Regierung ein Ende zu Madagaskar .
Majorität der beiden Körperschaften sieht wohlgefällig zu, wie die franzöfifchen Waffen in ununterbrochener Thätigkeit dert mittelst der Staatsgewalt ferne Länder aus, um sich zu Rnd. Und so hat man in Tunis angegriffen, angeblich um
Diese regierende Bourgeoisie macht aus dem Staate einen großen industriellen Unternehmungsapparat, fie plünbereichern. Das Volt trägt die Kosten an Blut und Gelb,
Unter dem
bie Krumics" zu bändigen, man ist mit den arabischen die herrschende Klasse streicht den Profit ein. Romadenstämmen in Kampf gerathen, man hat sich mit groben Materialismus dieser herrschenden Klasse wird der ben Hovas, in Anam, in Tontin geschlagen, man hat mit ursprüngliche sittliche Beruf des Staates gänzlich erdrückt. China angebunden und die Chassepots und Marinegeschüße Diese Bourgeoisie hält den Staat nur insofern aufrecht, als find so seit Jahren nicht zur Ruhe gekommen.
er ihren Spekulationen dienen kann und ist darin nur die
nien, aber das genügt der französischen Bourgeoisie nicht. flüssig erklärt. Sie scheint sich die englische zum Muster genommen zu
Frankreich hat große, günstig gelegene und reiche Kolo- Vorläuferin des Anarchismus, der den Staat für ganz über
mengefchleppt hat.
haben, die ihren Reichthum aus allen Welttheilen zusam- Bourgeoisie eine beklemmende Dede auf dem Gebiete der Man hat oft und mit Recht darüber gespöttelt, daß nigstens Anläufe dazu nehmen, schweigt in Frankreich sogar Rapoleon 111. fich erdreistete, zu verkünden, sein Kaiserreich
jebe Diskussion über diese wichtigsten Zeitfragen und die gefeßgebenden Körper schlagen ihre Zeit todt mit erbärmlichen tonstitutionellen Bänkereien und albernen Parteiwiftigkeiten. Als man einmal in Paris die um sich greifende Arbeitslosigkeit zur Sprache brachte, wurde in den Kammern ein nationalökonomischer Unsinn zu Tage gefördie hochwohlweise Regierung wußte nichts anderes zu ers
nen auch nicht behaupten, daß ihre Republik der Friede sei. und Blut für die friegerischen Unternehmungen der regierenSeit Jahren muß nun das französische Volf uit Geld den Klaffe herhalten. Die waffenfähige Jugend wird zum Ariegsbienfte eingezogen und zu Expeditionen verwendet, die dert, dessen sich ABC- schüßen hätten schämen müssen und ebenso gefährlich und abenteuerlich sind, wie die des ersten
Madbrudt verboten.]
Diese Klaffe treibt eben überall Raubbau; wie in der Industrie und mit dem Grund und Boden, so auch mit dem Staat. Der Staat hat nur den Zweck, ihr bei der Kapitalhäufung dienstbar zu sein. Alles Andere erachtet sie in ihrem groben Materialismus für überflüssig.
Unter diesen Umständen sieht es aus, als ob die in Frankreich regierende Verbindung von Bourgeois und Advofaten veranlagt sei, dieses so vielen Katastrophen ausgefeßte Land ebenso zu verwüsten, wie es die Bonapartes verwüstet haben.
Berichtigung. Im Leitartikel von Nr. 110, Spalte 2, sollte es von Gordon nicht heißen egyptisch geworden", sondern ,, mythisch geworden".
Die Branntweinstener.
Prinzipiell find wir gegen die Besteuerung aller Ver brauchsgegenstände, weil eine solche Steuer nach irgend einer Richtung hir immer eine ungerechte ist und zugleich die be wegenden Kräfte des wirthschaftlichen Getriebes, die Produktion sowohl, als die Konsumtion beeinträchtigt.
Unsere Leser wissen, daß uns als die gerechteste und rationellste aller Steuern die progressive Einkommensteuer erscheint.
Dies soll uns nun aber nicht verhindern, unseren Lesern einen fleinen Einblick in das jezige Steuersystem besonders des Deutschen Reiches zu verschaffen, und zu zeigen, daß dieses System durchaus nicht der Gerechtigkeit entspricht und auch nicht einmal das Reichsinteresse überall wahrt.
Von der Rückvergütung der Steuer bei der Ausfuhr des Zuckers ist bekannt, daß das Reich viele Millionen einbüßt, weil die Rückvergütung ebensowohl, als die Bes Steuerung selbst nicht nach dem fertigen Fabrikat, dem Buder, sondern nach dem Rohprodukt, der Zuckerrübe, bemeffen wird.
Aus einem Zentner des Rohprodukts wurde vor zirka 15 Jahren, als man die Säße feststellte, eine bestimmte Quantität Bucker, die mit einem firen Sage besteuert wurde, erzielt. Ganz nach demselben Saße wurde auch die sogen. Ausfuhrprämie zurückgezahlt. Durch die ausgebildete Technit in der Gewinnung des Zuckers aus den Rüben aber hat sich im Laufe der Zeit herausgestellt, daß aus dem Zentner Rüben zirla mehr Buder gewonnen wird, sodaß die früher nach dem Rübengewicht festgestellte Steuer an fich eine geringere geworden ist. Doch das möchte noch hingehen, da den Unter nehmern die Anschaffung der verbesserten Maschinen auch ein gutes Stück Geld gekostet hat; aber auch die Ausfuhrprämie ist dieselbe geblieben, so daß in der That die Unternehmer mehr Geld vom Reiche zurückvergütet erhalten, als sie ihm rechtlich an Steuern zahlen müßten.
Rapoleon. Als der letztere zum zweitenmal abdanite, wurde flären, als daß die Pfänder in den Leihhäusern abnähmen, den deutschen Zucker der Ausfuhrprämie wegen bedeutend ihm von Lafayette vorgeworfen, daß die Gebeine der Fran- also die Situation in der Besserung begriffen sei.
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Feuilleton.
Das Kind des Proletariers.
Sensationsroman von U. Rosen.
( Forthegung)
Jasper und sein Diener Sam waren an Bord der Peri",
unterbrechen.
bie bei mehreren der Senschelleninseln anlegen sollte. So hatte Jasper Geschäftsaufträge, um die Langeweile der Fahrt zu
die Beri" die Waffer des indischen Oceans durchschnitten Als aber die Senschellen weit zurückgeblieben waren, und and Berim, das schüßende Thor des rothen Meeres, mit webenden Flaggen begrüßt hatte, und Mocca, das an die Boblgerüche des Frühstücstisches erinnerte, und Mecca, die Beweihte Stätte des Propheten, und endlich die heiligen Gipfel des Sinai in der Ferne auftauchten, begann das Vaterland Jaspers Herz wie mit unsichtbaren goldenen Ketten stärker und Härter anzuziehen. Es bedurfte nun der Geschäftssorgen nicht mehr, um ihn anzuziehen. Tag für Tag faß er auf dem Ver Dec. Myra füllte seine Träume aus. Sie stand vor ihm in all' dem Liebreiz ihrer jugendlichen Schönheit; daß die Jahre eine Veränderung in ihrer Erheinung hervorgerufen haben fönnten, mochte er sich nicht
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Berbannt gewefen, wieder fiegreich in sein Herz eingezogen und So war die Königin, welche so lange aus ihrem Reiche
Batte von ihrem Throne Befis genommen.
Rairo.
Bei Suez wurde die Peri verlassen. Mit Kameelen im Gefolge einer Karawane ging es nach
bette."
In Alexandrien bestieg man das französische Schiff ,, Ba
Aber die Babette" hatte keine glückliche Fahrt. Die Sterne waren ihr nicht gewogen und die Winde verrätherisch. Aus der Sahara tam der verderbenbringende Hauch. Finstere unheilbrütende Tage, entiegenvolle Nächte lamen. Und dann erhob fich die Sonne eines Morgens über einer latten, ruhig gligernden Meeresfläche, auf der weit und breit chwimmende Schiffstrümmer zu erblicken waren.
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[ 328
Ein Theil des Wastes schwankte schwerfällig auf und nie er. Zwei Menschen hielten ihn fest umflammeit, aber es lieg Ach nicht unterscheiden, ob sie noch lebten oder schon todt waren.
Stumm, durchnäßt und regungslos trieben sie auf den Wellen umber. Es waren Jasper Fipron und Sam Borter.
Der Morgen erhob sich röthlich über dem sagen- und erinnerungsreichen Meere, an deffen Gestaden die Weltgeschichte begann. Keine Hand hatte das gebrechliche Floß der englischen Schiffbrüchigen gesteuert, feine Stimme fte begrüßt, fein Vorzeichen fie gewarnt.
Seinem Verhängniß folgend, war der zerbrochene Mast durch die Bucht von Adalia geglitten, und an einer einsamen sandigen fleinen Insel gestrandet, über welcher die Spigen des fernen Taurus aufragten.
Die beiden Männer waren mit dem schwimmenden Balken auf das Land geschleudert worden, ohne aus ihrer Erstarrung zu erwachen.
Ueber den fandigen Boden tam eine unterſegte Gestalt herangewatschelt, um das Haupt viele Ellen schmußigen Linnens gewickelt, an den Füßen rothe Pantoffeln und mit weiten Beinkleidern angethan, die durch eine breite Binde zusammen gehalten wurden, in welcher eine mächtige Pfeife, ein Tabaksbeutel und ein Messer steckten.
" O Allah!" rief die heisere Stimme dieses wüsten Gesellen, da liegen zwei Christenhunde. Ich kann heute Morgen nichts Befferes thun, um dem Propheten wohlgefällig zu sein, als ihre Köpfe abzuschlagen."
,, Halt, Juffuff!" gebot ein zweiter früher Wanderer, in Kleidung und Haltung dem ersten ähnlich, nur daß er älter und schmußiger und sein Turban mit einer Diamantagraffe geschmückt war, und in seinem seidenen Gürtel ein mit Edelsteinen besegter Dolch steckte.
Halt Juffuf. Wenn sie todt find, laß uns sehen, was fie bei fich haben. Und wenn die verfluchten Ungläubigen nicht todt find, bedenke, daß diese Hunde als Sklaven zu gebrauchen find."
,, Sie sind nicht todt, Herr," knurrte Jussuf. Diese schurfischen Engländer haben ein zähes Leben, und natürlich find die Hunde Engländer. Und was Werthsachen anbelangt, fo haben diese ungläubigen Bettler viel Geld oder Kostbarkeiten bei sich, o Ibrahim Pascha , und zur Arbeit taugen fie auch nicht, sie welten zusammen im Lichte unserer Sonne, wie ein gepflücktes Blatt, und ein Neger aus Afrika ist mehr werth, als zwei von ihnen."
Sie sind an dem Balken festgebunden, Juffuf; löfe die Stride. Ein Stlave, für den man auf dem Markte nicht gutes Glo zu zahlen hat, ist nicht zu veischmähen, auch wenn er weniger leistet."
Und diesen Mehrbetrag der Rückvergütung erhalten in Wirklichkeit nicht einmal die deutschen Unternehmer, sondern zum Theil sogar die ausländischen Händler, da fie billiger erhalten, als ohne dieselbe.
Jusuf schleppte die Beiden näher landeinwärts.„ Sie haben nichts bei sich" sagte er zornig, nachdem er seine Hände in Sam Borters Taschen gesteckt und dessen Hemde geöffnet hatte.
Aber der hier hat etwas," rief Ibrahim erfreut aus, als er aus Jasper Fibroy's Westentasche eine schwere goldene Kette und eine goldene Uhr zog und von deffen rechter Hand einen foftbaren Smaragdring abstreifte.
,, Und sieh, Suffuf! Um seinen Leib hat er einen Gürtel geschnallt. Schneide ihn ab, es ist gewiß Geld darin!"
Es ist vielleicht ein Lord," erwiderte Jussuf, den ledernen Gürtel entzwei schneidend, der zur ihrer grausamen Enttäuschung nur fünfzig Guineen enthielt.
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Er ist nicht todt," sagte Ibrahim, seine Hand auf Jas pers Herz drückend.
Auch der andere Hund lebt noch, ich sehe seine Wimpern zucken. Wir müssen etwas Wein an fie verschwenden. Nimm das Fläschchen aus meinem Gürtel und träufle ihnen wenige Tropfen ein. Es ist sonderbar, Juffuf, daß der Prophet dieses Getränk den Gläubigen untersagt hat, ich nehme es nur mit Angst und Bittern gegen mein Magenleiden."
Um dieser Sünde willen, Herr, sollten Sie mir ge= statten, diesen Christenhunden die Köpfe vom Rumpfe zu schneiden."
Allah wird ebenso zufrieden sein, wenn das später geschieht, nachdem die beiden Ungläubigen mir so lange genügt haben werden, als fte fönnen. Die Engländer verstehen fich auf allerlei, und auch die Burschen hier werden sich für meine Gärten und meine Seidenzucht nugbar erweisen."
Jasper und Sam famen langsam zu sich, um mit Betrübniß zu erkennen, daß sie die Einzigen waren, welche den Untergang der Babette" überlebt hatten und sich in den Händen zweier abschreckend aussehender Türken befanden.
Jasper richtete sich auf seinen Ellenbogen empor und redete die Moslem in arabischer Sprache an, die er sich auf der kosmopolitischen Insel Mauritius ein wenig angeeignet hatte. Bu welcher ungläubigen Nation gehörst Du ungläubiger Hund", unterbrach ihn Juffuf.
Ich bin ein englischer Kaufmann von Mauritius und auf dem Wege nach London . Haben sich noch andere Personen von unserem Schiffe an diese Küste gerettet"
Das Meer tannte seine Pflicht und verschlang die Ungläubigen," herrschte Juffuf ihn an.
( Fortseßung folgt.)