7 Wittwen. Von den Einwohnern von Baris find 1021 996 Männer und 1053 804 Frauen in Frankreich  , 348 845 Män­ner und 372 576 Frauen in Paris   selbst geboren.

Auf den Tisch des französischen   Abgeordnetenhauses hat der Deputirte Na que t einen Antrag niedergelegt, welcher verlangt, daß die beiden Kammern in ein und dem­felben Palais untergebracht werden. Er deutet drei Lösungen an: die Verlegung des Parlaments nach Versailles  ; die Erbauung eines Parlamentshauses an der Stelle, wo früher das Luillerieenschloß stand; die Vergrößerung des Balais Bourbon durch die hinzufügung des neben demselben liegenden Ministeriums des Aeußeren, welches nach dem Balais Luxembourg, wo gegenwärtig der Senat tagt, verlegt

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werden würde. Aus Montceau- les- Mines   wird gemeldet, daß gestern gegen Mitternach in dem Hause des Gruben- Ingenieur eine Dynamiterplosion stattfand. Der Ingenieur und seine Frau wurden verwundet. Die Die Explosion war so stark, daß die Fenster entfernt liegender Häuser zerschmettert wurden.

Mit welchem Seelenfrieden in Rußland   öffentliche Gelder verthan werden, dazu liefert die Petersburger Duma ( Stadtverwaltung) wieder cin eklatantes Beispiel. Im Centrum der Stadt befindet sich der sogenannte Heumarkt, der Haupt­lebensmittelmarkt Petersburgs. Bisher hielten die Kaufleute auf demselben ihre Waare in höchst primitiven Holzbaracken feil, die durchaus nicht einer Hauptstadt entsprachen. Nach langen Berathungen in der Duma fam es schließlich dazu, daß in diesem Jahre die Holzbuden abgerissen wurden. Man schritt zum Bau von vier riesigen eisernen Martthallen, die viele, viele Tausende kosten. Eine derselben ist nun fertig­gestellt, bietet aber soviel Unzulänglichkeiten, daß die Händler nichts von derselben wissen wollen, und es vorziehen, ihre Läden in den umliegenden Häusern zu eröffnen. Troßdem wird an den übrigen Markthallen munter weiter gebaut und von Seiten der Duma erfolgte die Erklärung, daß diese Hallen nur versuchsweise für ein Jahr aufgebaut werden. Was aber dann mit ihnen geschehen soll, wenn sich endgültig ihre Untauglichkeit herausgestellt hat, darauf bleibt die Stadtvertretung die Antwort schuldig. Ebenso auch auf die Frage, mit welchem Rechte ste hier Unsummen für derartige Versuche ins Wasser werfe. Dieses Martthallen Geschichtchen" ist lehrreich auch für andere Städte und andere Magistrate.

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Am Sonnabend Nachmittag fand in Alexandrien  eine Kundgebung von etwa 8000 Personen statt, welche be­rechtigt find, Schadenersaz für die ihnen durch das Bombardement von Alexandrien   zugefügten Be­schädigungen zu verlangen. Der Gouverneur versprach im Namen des Khedive, daß Alles geschehen solle, um den gerech ten Ansprüchen möglichst bald nachzukommen.- Es geht aus dieser Mittheilung, der zufolge seit einiger Zeit fast täglich an Ausdehnung mehr zunehmende Kundgebungen der Entschädi­gungsberechtigten stattfinden, hervor, daß die Geduld der legte­ren erschöpft ist und daß sie nicht geneigt sind, das Ergebniß Der Enquete Lord Northbrook's abzuwarten, auf welches Glad­ftone jest mit Vorliebe zu vertrösten scheint.

Lügen haben kurze Beine, das zeigt sich auch an der Depesche der Times", daß China   an Frankreich   den Rrieg ertiärt habe. Sowohl in Paris   als in London  weiß man nichts davon: die Times" hatten einfach gelogen. China   hat nur gegen das Vorgehen Frankreichs   protestirt und wünscht die Vermittlung der europäischen   Mächte, um zu einer gütlichen Beilegung der schwebenden Differenzen zu gelangen. Diese Mittheilung ist in einem friedlichen Sinne gehalten.

okales.

Die Dame im Hemd, die am vergangenen Sonntag aus dem Beuthener See gefischt wurde, erregte gewiß bei vielen Lefern zuerst ein Gefühl der Bewunderung und des Mitleids. Das Berliner Tageblatt" brachte einen sogenannten Sensa­tionsartikel, natürlich zuerst, und die größte Mehrzahl der Ber liner Zeitungen druckt das Zeug ohne Weiteres nach. Uns geht jetzt von einem Augenzeugen ein Bericht zu, der die Sache denn doch in einem ganz anderen Licht erscheinen läßt und der recht interessante Streiflichter auf die Gepflogenheiten gewiffer Sportsmen wirft. ,, Die Katastrophe", schreibt unser Bewährsmann, fand unter" so eigenthümlichen, um nicht zu jagen standalösen Nebenumständen statt, daß man einigermaßen gespannt sein fonnte, mit welchen Beschönigungsausflüchten die Sache in die Deffentlichkeit gelangen würde. Um feine Mißverständnisse entstehen zu lassen, wollen wir hier gleich mittheilen, daß die im Boote befindlichen Damen zur Zeit der Katastrophe nur mit dem Hemd bekleidet waren, und in diesem

Veranlassung zu dieser Entkleidung wissen die Berliner Zei tungen, welche diesen Fall besprechen, ihren Lesern recht artige Märchen zu erzählen. Man berichtet, die jungen Damen hätten noch Geistesgegenwart genug gehabt, um sich zu entkleiden. Das ist plumperHumbug. Das Boot ging unter einem äußerst flauen Winde, beinahe ohne jede Neigung nach der Leeseite. Man war deshalb im Boote sehr sorglos, legte die Segelschoten fest und überließ sich eben anderen Vergnügungen. Nichts lag ferner als der Ge­Danke an einen bevorstehenden Unglücksfalt. Da brauste einer jener heimtückischen Windstoße daher, wie sie an windstillen Tagen ziemlich häufig vorkommen, und das Boot schlug um. Ein solches Rentern erfolgt in unseren Gewäffern so schnell, daß man faum Zeit hat, einen Rettungsring zu ergreifen, ge­schweige denn, daß eine Dame noch die Muße fände, sich ihrer ziemlich fomplizirten Kleidung zu entledigen. Weg daher mit Arbeiterkreisen angehört, und sich daher nicht so sehr mit stilistischen Feinheiten behelfen fann ,,, weg daher mit dem Lie­besmäntelchen, welches man dieser Angelegenheit umzuhängen versucht. Es ist eben durch diesen Vorfall ganz eklatant ein Unfug tonstatirt worden, der auf den großen Segelbooten sehr in Blüthe steht, und von dem schon längst die Spaßen von

allen Dächern pfiffen.

Sonderbare Beariffe über den Kellnerstand scheinen im Berliner   Waisenrath zu herrschen, falls die nachstehende Mittheilung, welche wir dem Fachblatt das Gasthaus" ent­nehmen, fich in allen ihren Theilen bestätigt. In dem ge nannten Organ des deutschen   Gastwirths- Verbandes finden wir nämlich folgende Notiz: Vor einigen Wochen nahm Herr Restaurateur Feuerstein in Berlin   den Sohn einer Wittwe, auf deren Bitten, in die Lehre, welcher während der Abwesen heit des Herrn F. nach noch nicht vollendeter Brobezeit von einem Schußmann aus dem Geschäft geholt wurde. Herr F. begab sich nach dem Waisenhause, in welchem der Knabe erzogen worden war. um sich nach der Ursache der Sistirung zu erkundigen, und war nicht menig erstaunt, als im in dem Bureau mitgetheilt wurde, daß daß die Waisenknaben sich dem Kellnerſtande widmen."- Der Waisenrath von Berlin   beschlossen habe, zu verhindern, Dieser Beschluß erscheint uns so ungeheuerlich, meint das B. T.", daß wir die Notiz nur mit allem Vorbehalt wieders so ungeheuerlich. Denn wenn man bedenkt, in welcher Lage Dieser Beschluß erscheint uns durchaus nicht fich heute im Allgemeinen der Kellnerstand befindet, so wird man finden, daß die Stellung eines Kellners heute, leider, durchaus keine beneidenswerthe ist. Der Waisenrath vertritt Watersstelle bei den elternlosen Kindern; und da ist es, unseres Grachtens nach, durchaus richtig, daß für verlassene Kinder eine Stelle für ihr späteres Leben ausgewählt wird, die möglichst nach jeder Richtung hin den Ansprüchen ge

geben wollen.

nügt, die

man

fönnen fie fich unmöglich als gleichberechtigt betrachten. Es ist schon so oft auf diese Unfitte hingewiesen worden, daß es über­flüssig erscheint, noch mehr Worte darüber zu verlieren; wunderbar erscheint es nur, daß von den Kellnern selbst noch feine energischeren Anstrengungen gemacht worden sind, um endlich einmal die für das Publikum lästige, für die Be­theiligten selbst herabseßende Unfitte aus der Welt zu schaffen.

N Nachträgliches zu dem Feuer in Rirdorf. Für die Größe und Intensivität der Feuersbrunst am Richardplay dürfte der Umstand maßgebend sein, daß es bis gestern Mit tag noch in der Scheune bei Niemes   brannte. Den Anstren gungen der freiwelligen Feuerwehr gelang es indeß auch diesen leyten Feuerherd abzulöschen und jede weitere Gefahr zu be­seitigen. Die Abschäzung des Brandschadens der Landwirthe Niemeß und Wanzlid wird voraussichtlich am Mittwoch er­folgen und alsdann unverzüglich mit dem Neubau der ein­geäscherten Scheunen und Stallungen begonnen werden. Die Diebe scheinen der Brandstätte ihr volles Augenmerk zu schen­fen, so find gestern wieder dem Landwirth Barta vier mes­fingene Ofenthüren und der Wittwe S., welche einen Stroh­sack als eisernen Geldschrank betrachtete, ihre gesammte Baar­schaft entwendet worden. Der Verdacht der Brandstiftung richtet sich jetzt auf eine Person, welche in Brig   am Abend der Katastrophe gesehen wurde, auffallend ängstlich dem Feuer sein Augenmerk widmete und dann mit den Worten: Ich glaube, es brennt im Buschkrug, der entgegengesezten Seite zueilte. Auf diese Person, die nicht mit Blankenburg   identisch ist, wird gefahndet, denn mehrere Personen wollen ste event.

wiedererkennen.

Gr. In der Nacht von gestern zu heute sind vor dem Grundstück Jerusalemerstraße 15, vor dem bekannt lich zwei ca. 80 Fuß hohe Mastbäume in Folge mangelhafter Befestigung umstürzten, sechs jener langen Mastbäume zur Errichtung eines Gerüstes zur Anbringung der Sandstein­verblendung aufgeführt worden. Dieselben befinden sich so tief in der Erde, daß ein Umstürzen jezt ausgeschlossen erscheint. Das Polizei- Präsidium hat also tros des Unfalls seine Ge­nehmigung zum Wiederaufbau des Gerüstes ertheilt und damit zugleich zu erkennen gegeben, daß es im Prinzip auch für die Folge gegen die Anbringung so starter Stangengerüste keinen Einwand zu erheben gedenkt.

Zur Straßenbuddelei schreibt man der Volks- 3tg.": Vor einigen Jahren ist von den städtischen Behörden be­schlossen, von dem Beginne größerer Pflasterarbeiten stets allen Verwaltungen, welche Leitungen irgend welcher Art in den Straßen verlegt haben, frühzeitig Kenntniß zu geben, damit jede in die Lage verseßt sei, gleichzeitig mit der Umpflasterung auch ihrerseits die in dem betreffenden Straßenzuge nothwen­digen oder wünschenswerthen Arbeiten auszuführen. Man wollte dadurch dem mit Recht viel beklagten Uebelstande ab­helfen, daß das erst furz zuvor unter großen Verkehrsstörungen hergestellte Pflaster nach einiger Zeit wieder aufgebrochen würde, um Gas- oder Wasserleitungsröhren oder Telegraphendrähte zu verlegen. Seit jenem Beschlusse sind Klagen kaum noch laut geworden. Wenn jezt die Telegraphenverwaltung zum Zwecke einer Kabelverlegung den eben erst hergestellten Bürger­steig in der Friedrichstraße   wieder aufgerissen hat, so darf man wohl Aufklärung darüber erwarten, ob sie von dem Beginne der Pflasterarbeiten Kenntniß erhalten hat. Wir erwarten, daß die Stadtverordnetenversammlung sich Auskunft erbitten und dafür Sorge tragen wird, daß derartige Unzuträglichkeiten fich nicht wiederholen.

N. Von der Stadtbahn überfahren. Ein schrecklicher Unglücksfall hat sich in der verflossenen Nacht zugetragen. Birta 39 Schritt östlich der Warschauerstraße in der Nähe des Schlesischen Bahnhofs wurde um 1234 Uhr in der Nacht eine Leiche auf den Schienen, welche später als die des Hutmacher­meisters Ottomar Wiede in der Langenstraße 108 wohnhaft, refognoszirt wurde, gefunden. Dem W. waren beide Beine abgefahren, außerdem wurde an der Leiche auch ein Schädel­bruch fonstatirt, so daß der Tod sofort eingetreten sein muß. Die näheren Umstände, unter denen sich dieser Unfall ereignete, find noch völlig unaufgeklärt. Die Leiche befindet sich im Obduktionshause.

N. Ergriffener Wagendieb. Gestern Abend in der 7. Stunde hatte der Fuhrunternehmer F. in der Friedrichstraße  , vis- à- vis dem Stadtbahnhof, sein Breat unbeaufsichtigt stehen gelaffen, um mit einem Freunde ein Restaurant zu besuchen. Ein junger, ganz anständig gekleideter Mensch benutte diesen Augenblid, schwang sich auf den Bock und war gerade im Begriff, loszukutschiren, als von dem Eigenthümer sein Vor­haben bemerkt wurde. Der Thäter wurde ergriffen und nach­dem an ihm eine sehr empfindliche Lynchjustiz ausgeübt worden war, einem Schußmann übergeben, welcher den Dieb in das Polizeibureau des Stadtbahnhofes einlieferte. Der Vorfall hatte in dieser frequenten Gegend einen ungeheuren Menschen­auflauf veranlagt.

N. Mauer- Einsturz. Ueber einen zweiten schrecklichen Unglücksfall, welcher sich heute Vormittag um 9½½ Uhr er­eignete, geben uns folgende Details zu. Auf dem Grundstück Königsstr. 61 wird ein Quergebäude aufgeführt und sollte um die angegebene Zeit eine 4 Meter hohe und ca. 2 Meter breite Mauer niedergelegt werden. Plößlich stürzte das Mauerwerk ein und begrub zwei Maurer unter sich. Die übrigen Kameraden, ca. 20 an der Zahl eilten den Verschütteten zu Hülfe, mit Hebebäume wurde die Laft entfernt und die Ver­unglückten befreit. Einer der Maurer war an der Brust, der andere an den Füßen verlegt und mußten beide in das All­gemeine städtische Krankenhaus gebracht werden. Das Unglüd foll durch nicht vorschriftsmäßiges Absteifen der Mauer herbei­geführt worden sein.

N Landfriedensbruch. Ein grober[ Erzeß zwischen einem Wirth und mehr als 15 rohen Patronen, der an Ausdehnung alle in letter Beit dagewesenen Krawalle um ein Bedeutendes übertroffen hat und der voraussichtlich den Betheiligten eine Anklage wegen Landfriedensbruch zuziehen wird, spielte sich am Sonntagabend und in der darauffolgenden Nacht in dem be­nachbarten Rirdorf ab. In dem Tanzlokal zur Rolle" von Fichtner in der Berliner Straße war ein junger Mensch mit ersterem in einen Streit gerathen, der bei der Erregtheit der Gemüther im Handumdrehen in eine solenne Brügelei über­ging. Der Lokalbefizer fand sich genöthigt, seinen Gast wegen ungebührlichen Betragens zweimal zur Entfernung aufzufordern und als dieser ging, war einstweilen die Ruhe wieder herge­stellt. Plößlich öffnete sich die Thüre und der Ausgewiesene erschien mit einer größeren Anzahl Personen, welche gegen den Wirth Partei nahmen. Der Wirth wurde thätlich angegriffen und mußte, um sich zu schüßen, in ein Nebenzimmer flüchten. Bei der Schlägerei wurden Wirthschaftsutensilien, Fensterschei ben, Thürfüllungen, Stühle 2c. demolirt, so daß das Lokal einem Schlachtfelde glich. Der Hauptthäter ist leider entkom­men, wohl aber einer der Hauptbetheiligten gefänglich einge­zogen. Auf die übrigen Erzedenten wird noch gefahndet.

a. Zugleich mit dem Mörder Baumgart, welcher in Liegniß den Konditor Tir ermordet hatte, wurde sein Gefährte, der Handlungskommis üder, nach Liegnis transportirt. Wie die hiesigen polizeilichen Erhebungen ergeben haben, hat Rücker, nachdem ihm bekannt war, durch welche That Baum­gart zu dem Gelde gekommen war, dennoch von diesem Gelde mitgelebt. Rücker ist deshalb unter dem Verdachte der Hehlerei der Staatsanwaltschaft zu Liegniß zugeschickt worden.

g In nicht geringe Aufregung wurden gestern Abend die zahlreichen Baffagiere eines Omnibus der Linie Hallesches Thor- Chauffeestraße versezt. Der Omnibus passirte gegen 7 Uhr gerade das Haus Friedrichstraße 213, als die Innen­

der Schaden kurirt worden war, fonnte die unterbrochene Fahrt wieder fortgesetzt werden. Verlegungen irgend welcher Art waren glücklicherweise nicht zu beklagen.

g. Das Gerücht von einem Cholerafalle mit tödt­lichem Ausgange versezte die Bewohner des unteren Theils der Schüßenstraße gestern Abend in nicht geringe Aufregung. Auf Grund an Ort und Stelle eingezogener Informationen sind wir in der Lage, folgende Mittheilungen über den Vor­fall zu machen: Der in einer chemischen Fabrik in der Lands­bergerstraße beschäftigte 24 jährige B. tam gestern Nachmittag gegen 3 Uhr per Droschke in frankhaftem Zustande nach der in der Schüßenstraße 48 belegenen Wohnung seiner Eltern. Dort angelangt, wurde B. von starken Erbrechungen und heftigen Leibschmerzen befallen, so daß die Eltern einen leichten Cholera­anfall vermutheten und daher einige der bekannten Hausmittel in Anwendung brachten. Da aber keine Besserung, sondern eine Verschlimmerung des Krankheitszustandes des B. eintrat, so schickten die Eltern schleunigst zu einem Arzt, Dr. R., welcher Merkmale einer Vergiftung vorfand. Troß angewand­ter Mittel, verstarb B. unter heftigen Schmerzen. Der Um­stand, daß das Geficht des Verstorbenen mehrere schwarze Flecke zeigte, hat zu dem Gerücht Veranlassung gegeben, daß B, an der asiatischen Cholera verstorben sei. Die Leiche wurde heute früh nach dem Obduktionshause befördert. B. hat schon feit einiger Zeit einen keineswegs soliden Lebenswandel geführt, ohne sich in dem Befiß der hierzu erforderlichen ausreichenden Geldmittel befunden zu haben. Ueber die eigentliche Ursache des Selbstmordes( denn ein solcher wird als feststehend ange­nommen) dürfte ein bei B. vorgefundener Brief Auskunft ge­geben haben. Zu bedauern sind die bereits hochbetagten, sehr ehrwürdigen Eltern, und die angesehenen lebenden Geschwister des B., welche durch den unnatürlichen Tod des Verstorbenen in tiefen Kummer versezt worden sind.

Gerichts- Zeitung.

R. Wegen vorfäßlicher Körperverlegung mit einem gefährlichen Werkzeuge, stand heute der Technifer Kunowski vor der 89. Abtheilung des Schöffengerichts. Der Angeklagte wollte in der Nacht zum 1. April d. J. mit einigen Freunden und in Begleitung eines Hundes das Café National betreten, der Portier Schmidt verweigerte dem Hundebesitzer den Ein­tritt, weil das Mitbringen von Hunden in das Lofal nicht ge­stattet ist. Der Angeklagte wurde hierauf so erregt, daß er mit seinem Stock auf den Portier derartig losschlug, daß diesem das Blut über das Geficht lief. Der Portier folgte dem An­geklagten auf die Straße um sein Nationale feststellen zu laſſen, worauf der Angeklagte sich noch einmal gegen den Portier wandte und ihn mit der Faust mehrmals in die Augen schlug. Ein von dem Geschlagenen zu den Alten eingereichtes ärztliches Attest stellt die Verlegungen, wenn auch nicht als besonders gefährlich, so doch als recht erheblich fest. Der Angeklagte will dadurch zum Schlagen gereizt sein, daß Schmidt den Hund mit dem Fuß gestoßen habe. Im Uebrigen bestreitet derselbe die Schwere der Verlegungen, er habe nur mit einem Spazierstock nach dem Schmidt geschlagen und dieser Stock könne doch nicht als ein gefährliches Werkzeug betrachtet werden. Zeuge Kellner Schröder hat den Vorgang mit angesehen und sah auch, daß der Ange flagte den Stoc am unteren Ende gefaßt hielt als er auf Schmidt schlug. Portier Schmidt will den Hund nicht gestoßen haben, er habe vielmehr den Angeklagten mehrmals in der höf­lichsten Weise aufgefordert, den Hund draußen zu lassen. Der Staatsanwalt ist der Meinung, daß der Bildungsgrad des An­geklagten ganz besonders ins Gewicht falle, seine Handlungs­weise müsse von diesem Gesichtspunkt aus als ganz besonders roh erscheinen und beantrage er deshalb 3 Wochen Gefängniß. Der Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten zu einer Woche Gefängniß.

Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei" dachte die Wittwe Klapheng st, als sie den arbeitsscheuen Arbeiter Carl Emil Muhl als Haus- und Wohnungsgenossen bei sich aufnahm. Im Anfange ließ sich das neue Verhältniß auch gut an, Muhl ging häufig des Morgens fort, wie er sagte, um Arbeit zu suchen, und wenn er dann in etwas angetrunkenen Zustande zurückkehrte, so fand seine Zukünftige es einigermaßen erklärlich, daß er seinem Unmuth über den Mißerfolg seiner Bemühungen durch einige Schnäpse nieder zu kämpfen suchte. Hatte er ihr doch versprochen, in nächster Zeit mit ihr den Gang zum Standesbeamten anzutreten, wie es denen, welche lieben, vom Geseze vorgeschrieben." Aber die Zeit verrann, Muhl suchte immer noch Arbeit und dann Trost in der Flasche und die heirathslustige Wittib wartete immer noch darauf, daß er ſein gegebenes Heirathsver würde. sprechen einlösen ich Wenn Arbeit erst habe" lautete seine stereotype Ausrede, menn fte ihm über diesen Punkt energische Vorhaltungen machte. Als die Wittwe schließlich einsah, daß somit das Biel ihrer Wünsche noch in weitem Felde lay, Muhl auch bei dem Suchen nach Arbeit ihre Ersparnisse nach und nach aufgezehrt hatte, da erkaltete das Verhältniß. Bis zu einem offenen Bruch war jegt nur ein kleiner Schritt; als Muht wieder eines Abends angetrunken nach Hause lam und von seiner Wirthin mit Vor­würfen empfangen wurde, da hieb er sie einfach durch. Von jezt an sette es fast täglich Schläge, bis die Bedauernswerthe von ihren Heirathsgelüften gründlich furirt, schließlich ein Ende machte und ihrem Beiniger die Wohnung verbot. hierüber gerieth dieser in solche Wuth, daß er ihr zunächst einige Fauftschläge in's Geficht versezte, dann er cinen und Hammer ergriff seinem Opfer mit einer Hand die Kehle zudrückend schwang er in der hocherhobenen Rechten den Hammer und stieß dabei die Drohung aus, daß er ein weiter Sobbe" werden wolle. Allerdings blieb es bei der Drohung, er ließ aus eigenem Antriebe von seinem Opfer ab, die Bedrohte wurde aber dermaßen in Angst versezt, daß sie die Hilfe der Polizei in Anspruch nahm, die den rohen Patron ungesäumt ins Gefängniß steckte. Gestern wurde derselbe vor das Schöffen­gericht, Abthl. 87 geführt, um sich wegen seiner Missethaten, Mißhandlung und Bedrohung mit einem Verbrechen, zu ver antworten. Das erstere Vergehen räumte er ein, dagegen wollte er die Affaire mit dem Hammer nur als einen harmlosen Scherz aufgefaßt wissen. Die Beweisaufnahme diente nicht dazu, diese Anschauung zu unterstüßen, doch zog der Gerichts­hof in Betracht, daß er sich in gereiztem und augetrunkenem Bustande befunden und diftirte ihm deshalb nur einen Monat Gefängniß unter Bubillilligung mildernder Um­stände zu.

Arbeiterbewegung, Vereine und

Versammlungen.

Im Arbeiter- Bezirksverein der Oranienburger Vor­stadt und des Wedding   hielt an Stelle des Stadtverord neten Herrn Tupauer, der am Erscheinen verhindert war Herr Mitan einen Vortrag über die wirthschaftliche Lage die, wie Redner ausführte, schon seit 10 Jahren sowohl für den Handwerker wie Arbeiterstand eine sehr traurige sei und nur Noth und Elend gezeitigt habe. Von konservativer Seit habe man geglaubt, durch Innungen wieder dem Handwer den goldenen Boden zu verschaffen, den es früher gehabt doch fönne dies unmöglich eintreten, da in jeßiger Zeit de Handwerker mit dem Großkapitalisten unmöglich fonfurrire fönne. Man sucht den Handwerker durch solche Mittel nur 31 födern, um ihn bei den Wahlen benußen zu können. Eines wenig um seine Lage, um eine Verbesserung derselben beküm mert. Während der Arbeiter Versammlungen besucht un

stellen berechtigt ist. Man kann das unter den heutigen Ver- passagiere einen Krach vernahmen und durcheinander geworfen theils sei derselbe selbst daran Schuld, weil er sich viel z diese Leute auf das degradirende Trinkgeld angewiesen find, die linke Seite gelegt das Rad war abgegangen. Nachdem hältniffen nicht von dem Kellnerftande behaupten, so lange wurden. Der Omnibus hatte sich mit seinem Hintertheil auf