gliedern gleichfalls die Besegung von Balanzen erleichtert. In Diesem Arbeits- Nachweis ist auch wohl ein Mittel zur Abwen­dung der Arbeitslosigkeit zu erkennen und verdient vollste Be cchtung.

N. Ueber einen brutalen Vorgang, der sich am gestrigen Tage in der Forsterstraße zutrug, wird uns Folgendes geschrieben: Der daselbst wohnende Schlächtermeister B. hatte Der Frau eines Tischlers M. Wurst verkauft, welche, wie sich später herausstellte, ungenießbar war, und als die Frau M. den Verkäufer zur Rede stellte, mißhandelte er erstere in em­vörendster Weise, so daß die Frau bei ihrer Rückkehr in die Wohnung ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Hoffent lich wird der Schlächtermeister wegen dieser rohen Handlungs­weise sich noch vor dem Strafrichter zu verantworten haben.

N. Plöblicher Tod. Der in der Dranienstraße 25 woh­nende Milchhändler P., welcher gestern Mittag, nachdem er feine Kunden abgefertigt, nach Hause zurückkehrte, hatte das Unglück, beim Betreten der Treppe zu fallen. P. verlor sofort die Befinnung und kam nicht wieder zum Bewußtsein. In Folge des Falles zog fich B. eine Gehirn- Erschütterung zu, an Der er trop der hinzugerufenen ärztlichen Hilfe starb.

N. Zwei Selbstmörder find im Laufe des heutigen Vor­mittags in die Morgue eingeliefert worden. Der eine war im Thiergarten in der Nähe der Großen Querallee von Thier­garten- Wächtern in aller Frühe aufgefunden worden. Allem Anscheine nach scheint sich der unbekannte Selbstmörder durch Erschießen entleibt zu haben. Der zweite Lebensüberdrüssige wurde aus dem Hause 28 der Stettiner Straße, ein daselbst wohnender Kaufmann, der durch Erhängen seinem Leben ein Ende gemacht, mittels des amtlichen Leichenwagens abgeholt.

Die ges

a In Bezug auf den großen Postdiebstahl zu Mün­ chen  , bei welchem eine Summe von über 139,800 M. ge= ffohlen worden, hat die Bayerische General Postdirektion, wie von der Polizei- Direktion zu München   hierher gemeldet wird, eine Belohnung bis zum Betrage von 5000 M. zugesichert für die Festnahme der Diebe und Wiedererlangung des gestohlenen Geldes oder wenigstens des größten Theils. stohlene Summe bestand 1. in einer Tausendmarknote, 2. in fieben Badeten zu je 5000 Mark in 500- Marknoten, 3. in drei einzelnen 500- Markscheineu, 4. in 5 Packeten zu je 1000 Mark in 50- Marknoten, 5. ca. 20,000 Mart in 100- Marknoten. 6. 22 Rollen Doppelfronen zu je 1000 M., 7. 32 Rollen Kronen zu je 500 M. Das Uebrige bestand aus verschiedenen Gold­und Silbermünzen, ferner aus verschiedenen Banknoten, dar unter namentlich eine 100- Marknote der Bank für Süddeutsch­land in Darmstadt   d. d. 1. Jan. 1874 grünfarbig.

den, nachdem ein bereits vor zwei Jahren gestelltes Ersuchen zu einer Festnahme nicht geführt hat. Die Nachforschungen nach dem p. J. werden nunmehr wieder energisch fortgefest. Die Personalbeschreibung des Gesuchten ist zugleich dahin er­gänzt worden, daß der Beigefinger an der rechten Hand fehlt; außerdem hat. an einem Fuß eine vernarbte Wunde, welche von einem Hundebiß herrührt.

a. Rabeneltern. Die Handelsmann T'schen Eheleute haben eine fiebenjährige Tochter, welche seit ihrem fünften Lebensjahre zum Betteln in Verbindung mit einem Straßenhandel angehalten worden war. Das Kind wurde beim Betteln öfter von Polizeibeamten betroffen, und die von der Polizeibehörde an die Eltern gerichteten Vorstellungen, das damals erst fünf Jahre alte Kind vom Betteln abzuhalten, hatten teinen Erfolg. Es wurde deshalb gegen das Kind das Zwangs- Erziehungsverfahren eingeleitet und gerichtlich auf die Entziehung des Kindes aus der elterlichen Gewalt erkannt. Das fünfjährige Mädchen wurde von der hiesigen Armendirek tion in der Waisenanstalt untergebracht. In dieser blieb das Kind aber nicht lange, vielmehr entfloh es eines Tages, und es wurde während der folgenden beiden Jahre weder in der elterlichen Wohnung noch sonstwo aufgefunden. Da jedoch die Annahme nahe lag, daß die Eltern das Kind, welches durch Betteln die Mittel zum Unterhalt der Familie zum Theil mitbeschaffen konnte, in ihrer Wohnung versteckt hielten, so wurde einige Male in der elterlichen Wohnung nach dem Kinde geforscht, ohne daß dies jedoch zu einer Ermittelung führte. Vor Kurzem nun erfuhr die Polizeibehörde, daß die Eltern das Kind in ihrer Wohnung versteckt hielten und stets bei einer Nachforschung nach dem Kinde dasselbe in einem Koffer verbargen. Ein Beamter begab sich sofort in die elterliche Wohnung und fand da das Kind thatsächlich in einem Koffer versteckt vor. Das Kind ist nunmehr wieder der städtischen Waisenverwaltung überwiesen worden, welche voraussichtlich Sorge tragen wird, daß die Heranziehung des Kindes in Bu funft dauernd nachtheiligen Einflüssen entzogen bleiben wird.

-g, Die Festnahme des russischen Staatsangehöri­gen Johann Jarzembowstil aus Janowo   gebürtig, welcher fich in Preußen aufhalten soll, ist vor einigen Tagen von dem ruffischem Botschafter in Berlin   Namens seiner Regierung bei den preußischen Polizeibehörden in Erinnerung gebracht wor

Ein Opfer unserer traurigen Erwerbsverhältnisse. Am legten Freitag ist der Frrenanstalt zu Dalldorf   ein Mann übergeben worden, der im wahrsten Sinne des Wortes als ein Opfer unserer traurigen Erwerbsverhältnisse angesehen werden muß und der nach dem Ausspruch der Charitee- Aerzte, die ihn mehrere Wochen in Behandlung hatten, völlig unheilbar ist. Der Bedauernswerthe studirte ursprünglich Philologie, machte als junger Student den Feldzug gegen Frankreich   mit und wurde mit dem Eisernen Kreuz   dekorirt. Aus dem Kriege zurückgekehrt, mögen ihn Gründe mancherlei Art bestimmt haben, seine zuerst erwählte Laufbahn zu verlassen und sich einer anderen Er­werbsthätigkeit zuzuwenden. Er fand Stellung in einem großen Bankinſtitute, die er so lange inne hatte, bis die Bank in Liquidation trat. Von dem Zeitpunkte ab begann für ihn ein fürchterlicher Kampf ums Dasein, denn alle Versuche, eine andere Stellung zu erlangen, schlugen fehl, und so gerieth der Mann, der leider auch geheirathet hatte, allmälig in die bitterste Noth. Als diese sich bis zur Ünerträglichkeit steigerte und die Aussicht auf Verdienst immer geringer wurde, sah er fich gezwungen, die öffentliche Armenpflege in Anspruch zu nehmen, allein die Unterſtüßungen, die ihm von dieser Seite gewahrt wurden, waren doch niemals im Stande, seine Lage umzugestalten und die Aussichtslosigkeit, aus dem Elend jemals wieder herauszukommen und ein menschenwürdiges Dasein führen zu können, riefen vor einigen Wochen ein schweres Nervenleiden bei dem Unglücklichen hervor, das seine Aufnahme in der Neuen Charitee nothwendig machte. Dort zeigte sich sehr bald Geistesgestörtheit, zu der nach dem Ausspruch der Aerzte Sorge und Elend die Veranlassung gegeben haben und von der der Bedauernswerthe niemals wieder geheilt werden fann. Der Mann hatte vollauf die Fähigkeiten und auch die Lust zu arbeiten, unstreitig auch nach berühmten Mustern ein Recht auf Arbeit, aber er mußte als ein geisteskranker Bettler in die Frrenanstalt gebracht werden, weil bei ihm wie bei vielen Anderen das Recht auf Arbeit nur Chimäre war.

Tausende haben ihr Grab in der Taiga"( dem Waldland) ge= funden, und glücklich waren noch die, denen die Augen durch einen Mitreisenden geschlossen wurden. Andere find freiwillig in die Gefängnisse zurückgekehrt, wenn das Duecksilber gefror und der legte Tropfen Blutes in ihrem ausgemergelten Körper durch den Frost zu zirkuliren aufhörte; fie fehrten fast sämmt­lich nach Transbailalia zurüd und unterwarfen sich den unsers meidlichen ,, 100 pletes", und nächstes Frühjahr versuchten fie wieder die Reise mit mehr Erfahrung. Andere Tausende wurden wie Wild erlegt oder ergriffen, oder von den Buriaten, Karyms oder anderen sibirischen Truppen erschossen. Andere wieder wurden, kurz nachdem fie den Boden ihrer Heimath be­treten und sich in die Arme ihrer alten Eltern geworfen hatten, in dem Dorfe, das fie vor vielen Jahren verlassen, ergriffen, um der Laune des Jsprawnit, der Eifersucht des Lokal­Wucherers zu genügen. Melch' ein Abgrund von Leiden ist hinter den drei Worten: Flucht aus Sibirien  " verborgen.

Immer gemüthlich! Es ist nicht zu verwundern, daß bei dem anhaltend schönen Wetter, dessen wir uns jezt zu erfreuen haben, die Nachfrage nach Fuhrwerken( namentlich Kremsern) besonders für die Sonntage zu Landparthien, sehr groß ist und daß der Bedarf bei Weitem nicht gedeckt wird. Der Berliner  weiß fich indeß zu helfen, wie folgendes Beispiel lehrt. Am legten Sonntag früh fonnte man am Grünen Wege einen großen Möbelwagen sehen, auf welchem man mittelst Stühlen und Brettern Sippläge eingerichtet hatte. An der hinteren Wand des Möbelwagens war mit großen Buchstaben zu lesen: Uns fann Reener!" Bald war vor dem Hause Grüner Weg 106 der improvifirte Kremser" von einer Schaar fröhlicher Sonntagsausflügler besezt, welche mit Musik, das heißt mit Kindertrompeten und Trommeln ihre gemüthliche Land­parthie antraten.

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Ich habe nun die Lage der politischen verbannten in Si­ birien   zu untersuchen. Natürlich fann ich nicht mit dem Jahre 1607 beginnen, wo ein Romanow  , ein Ahne der jezigen Dynastie, die lange Liste der Proskriptionen eröffnete, und sein Leben in einer unterirdischen Belle bei Hyrdol, mit 64 Pfund schweren Ketten beladen, beendete. Ebensowenig fann ich hier die schreckliche Geschichte erzählen, wie die ver einigten Rechtsgelehrten mit abgeschnittenen Ohren und Nasen in Sibirien   antamen und, an große Bäume angebunden, den Hügel des Kremel   in Tobolst herabrollten. Ich werde auch nicht die Infamien des verrückten Treskin und seines Jspraw­nit Loskutom erzählen, ebensowenig bei der Hinrich tung des 7. März 1837 verweilen, wo die Bolen Szokalski, Sierowynsti und noch vier andere unter 7000 Ruthenhieben getödtet wurden; auch will ich nicht die Leiden der Decem bristen" und der Erilirten aus den ersten Tagen Alexanders II. schildern, noch weniger fann ich hier die Liste unserer Dichter und Schriftsteller geben, die von Rudischem bis auf Odowsky, und später bis auf Tschernyschewsky und Mikhailow nach Sibirien   verbannt wurden. Ich werde nur von der Lage der gegenwärtigen Verbannten reden.

175 Kilometer lange Fahrt per Stahlroß zurückzulegen, bestic gen der Präsident des Klubs, Mr. Walker, und das Mitglied, Herr Tietel, in der Bülowstraße um 5 Uhr früh das Bicycle. Die zurückzulegende Tour war Berlin- Potsdam- Beeliz­Treuenbrießen- Wittenberg- Gräfenhainchen- Bitterfeld- De­ligsch- Leipzig. Das dritte Mitglied, Herr Reuter, fuhr ein Tricykle. R. hatte Berlin   bereits früh 45 Uhr von seinem Hause in der Zimmerstraße verlassen. Kurz vor Witten­ berg   wurde Reuter von seinen beiden Sportsgenoffen Walfer und Tietel eingeholt. Um 7 1hr Abends langten die beiden legteren auf ihren leichter fahrenden Bicyc les in Leipzig   an, Reuter traf bereits 4 Stunden später dort ein. Berücksichtigt man das auf der gedachten Route zu paffi rende gebirgige Terrain und den beim Restauriren 2c. verlore nen Zeitaufwand, so muß die Fahrt in 14 bis 15 Stunden mit Recht als ein Bravourſtück bezeichnet werden. Aber diese Fahrt, besonders jene mit dem Tricykle, zeigt auch, wie sehr das Velociped nicht nur zur Ausübung des Sports, sondern auch als Verkehrsmittel fich eignet, eine Eigenschaft, die man bereits im Auslande praktisch zu verwerthen gewußt hat.

a. Eine empfehlenswerthe Küchenfee. Die Frau des Tischlermeisters G. in der Sandstraße miethete vor einigen Tagen die unverehelichte. als Dienstmädchen. Die H. hatte keine Legitimationspapiere und gab an, vor einigen Tagen aus ihrem Geburtsort Antlam hierher gekommen zu sein. Da die H. bald nach ihrem Dienstantritt sich verschiedene Ungehörigkeiten hatte zu Schulden kommen laffen, so war Frau G. schon am ersten Tage genöthigt die. mehrfach zurechtzu­weisen. Als nun Frau G. am Sonnabend Mittag von einem Ausgang heimkehrte, war das Dienstmädchen verschwunden, und die Frau G. fand ihre sämmtlichen Blumenstöcke im Werthe von 18 M. vollständig zerschnitten und ihre Ziege im Werthe von 34 M. mit einem Strid, welcher 4 mal um den Hals geschlungen war und einen Hinterfuß am Kopf festge­bunden hatte, im Stall erwürgt vor. Da nur die H. diese Brutalitäten begangen haben konnte, so wurde auf sie ge­fahndet, und fie wurde in der vergangenen Nacht in einem Asyl betroffen und wegen Sachbeschädigung zur Haft ge­bracht.

Im Herbst 1872 waren 150 folcher Verurtheilten, Männer und Frauen, eingeferkert. Nachdem sie 2-4 Jahre im Unter fuchungsgefängniß in der Petersburg- Festung, in dem berüch­tigten Litovstig Badot, in dem Petersburger Gefangenenhause und in Provinzialgefängnissen gefeffen, waren fie, nach ihrer Verurtheilung, nach dem Khardoffener Centralgefängniß ges schickt worden. Dort blieben fte, wieder in Einzelhaft, 3-5 Jahre, ohne alle Beschäftigung, ohne eine Unterredung mit ihren Angehörigen, buchstäblich hungernd bei dem täglichen Solde von 5 Kopeken und der Gnade ihrer Aufseher. Dann wurden fie auf einige Monate nach dem Atfenst­Depot gebracht, wo sie es bedeutend beffer hatten, und schließlich wurden fie nach Transbailalia verschickt. Die Meisten mußen die Reise nach Kara( wie ich sie schon beschrieben) zu Fuß über Tomst und in Ketten machen. Einigen wenigen ward die Vergünstigung zu Theil, den Wagen benügen zu dürfen. Und selbst diese Lepteren beschrieben die Reise als eine wahre Tortur nnd sagten: Von den moralischen und phyft­

g. Eine achtungswerthe Leistung auf dem Volociped haben am Sonnabend drei Mitglieder vom Ersten Berliner  Bicycle- Klub ausgeführt. Um dem am Sonntag in Leipzig  stattgehabten Velocipedistenkongreß beizuwohnen und die ca.

schen Torturen, die man auf einer solchen Reise aussteht, wer­den die Leute verrückt." Die Frau des Fr. Biegli, die ihren Gatten begleitete, erlitt dieses Schicksal.

Vermischtes.

Der Kazenjammer abgeschafft. Die Amerikaner sind unternehmende Leute; ihr Erfindungsgeist und ihre Geschäfts fenntniß umfaffen alle Phasen des menschlichen Lebens. Von einem Hotel für Selbstmörder hat man schon gehört; das Neueste jedoch wurde nicht in Amerika  , sondern in London   ge leistet und ist, wie der Frlf. 3tg." von dort geschrieben wird, die Einrichtung eines Lotals, eines türkischen Bades, in welchem betrunkene Gentlemen nüchtern gemacht werden. ,, Sobering up" heißt dieser Prozeß auf amerikanisch; englisch ist der Aus druck eben nicht. Der Eigenthümer dieses Lokals hält seine Bäder die Nacht über bereit. Herren, die schwer beladen spät in der Nacht oder früh Morgens in sein Haus gebracht werden, müffen sich einer Badekur unterziehen, die sie nach Verlauf von wenigen Stunden in den Stand sept, wieder ihren Geschäften nachzugehen. Leute, die beim Eintritt in's Haus sich nicht mehr auf den Füßen halten fonnten, find binnen Kurzem wieder nüchtern und wohl. Das Haus ist allabendlich voll. Nach einem türkischen Bad werden die Patienten in ein Schlafzimmer geführt, wo sie sich auf Ruhebetten niederlegen und schlafen. Bu einer bestimmten Stunde werden fie geweckt, unter eine Douche gestellt und ge heilt entlassen. Mit der Poesie des Kazenjammers ist es für immer vorbei. Aber auch bei Tage ist dieses seltsame Etablissement nicht ohne Kunden. Da fam fürzlich ein junger Herr in die City, um sich auf dem Bureau seinen Eheschein zu holen, denn noch am selben Abend sollte er mit einer reichen Dame aus der Vorstadt Hochzeit halten. Er war ein scheuer, furchtsamer Mensch und suchte sich im Trinksalon Courage zu trinken. Doit fand er einen Jugend­freund und was war natürlicher, als daß sie die Wiederbegeg nung durch liquoring up" feierten. Schließlich hatten sie die höchste Mühe, den Schein zu bekommen. Um 2 Uhr wurden beide betrunken in einem Wagen in das sobering- up Etabliffe­ment gebracht. Um 6 Uhr sollte die Hochzeit sein, Der Bräus tigam hatte Alles auf dem Spiel, wenn er nicht vor der Zeit nüchtern war. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber turz nach 5 Uhr wurde er von den Angestellten auf den Bahnhof ge bracht, nüchtern und würdevoll wie ein Oberrichter.

Das Gefängniß in Mittelfara, wo fie gehalten werden, ist eines der verfaulten Gebäude, von denen ich schon ge­sprochen habe. Als nur 91 Leute darin waren, galt es schon als überfüllt, geschweige denn nachher, als noch 60 hinzukamen. Wind und Schnee hat von den verschiedensten Seiten freien Eintritt in das Haus. Die Hauptnahrung der Gefangenen be steht in Roggenbrod und etwas Buchweizen; Fleisch bekommen fte nur, wenn fie in den Goldgruben arbeiten, also nur während drei bis vier Monaten im Jahre und zwar nur 50 von 150 Mann. Und gegen Gesez und Gebrauch mußten 1881 Alle in Ketten zur Arbeit gehen.

Für die politischen Verbrecher gibt es fein Hospital und die zahlreichen Kranten bleiben auf ihrer Platform, Reihe an Reihe, in demselben falten Raume mit allen anderen, in der

Eine echt baierische Grabschrift befindet sich auf dem Friedhof eines fleinen baierischen Fleckens:

Hier ruht der Bräuersepp, Gott   Gnade für Recht ihm geb! Denn Viele hat, was er gemacht, Frühzeitig in das Grab gebracht. Da liegt er nun, der Bierverhunzer, Bet, o Christ, zwölf Vaterunser!"

Effen, 18. Auguft. Wie der Rheinisch Westfälischen Zeitung" aus Herne   gemeldet wird, fand heute auf der Zeche Shamrot bei Serne eine Explosion schlagender Wetter statt, welche durch verbotswidriges Schießen verursacht wurde. Acht Personen, darunter 3 Familienväter kamen bei der Explofton um's Leben. Die Weiterführung der Grube ist in Ordnung, der Betrieb nicht gestört.

Bezeichnend für die auf Corsica heute noch herrs schenden Anschauungen und Zustände ist folgender Bericht: Im November 1881 wurden zwei Gendarmen ausgefandt, um in den corsischen Dorfe Loretto die Tallano einen gewissen Francesco Lovighi, welcher des Mordes angeklagt war, zu vers haften. Sie trafen ihn in seiner Wohnung und forderten ihn auf, mit ihnen zu gehen, was er willig that. Der Gendarm Ciavildini ging auf der Landstraße voran, hinter ihm Lovight mit gebundenen Armen, und zulegt kam der Gendarm Nivelli, der den Gefangenen bei dem um die Handgelenke gewundenen Strid führte. Unterwegs wurden fie aber von einem Ver wandten Francesco's, einem gewissen Bietro Felice Lovighi überfallen, welcher von der Geliebten feines Betters benach richtigt worden und ihnen nachgeeilt war. Aus einem Ge büsch schoß Pietro Felice auf die Gendarmen und streckte beide nieder; aber auch Francesco erhielt eine Rugel und enthüllte, che er verschied, den Namen des Thäters. Dieser zog sich nach Landessitte in die Maquis zurück, aus denen er nur hervors fam, um eine Vendetta zu üben, indem er auf seinen Neffen und seine Schwägerin schoß. Dann fehrte er abermals in feinen sicheren Schlupfwinkel zurüd und wurde eines Tages beinahe zufällig auf einem Ausfluge verhaftet. Die Geschwo renen waren echte Corsen, nach denen fünf Morde im Inter verdienen. Pietro Felice Lovighi wurde daher nur zu lebens länglichem Zuchthaus verurtheilt und wer weiß, ob irgend ein hochgestellter Patron oder Verwandter dem Biederen nicht bald

selben erstickenden Atmosphäre. Sogar die irrfinnige Frau Kovalevskaja wird noch im Gefängniß gehalten. Glücklicher Weise sind unter den Gefangenen auch Aerzte. Bur Charat terifirung des Gefängnißarztes genügt es, zu erzählen, daß die irrfinnige Frau Kovalevskaja während eines Anfalls unter seinen Augen niedergetreten und geschlagen wurde. Den Frauen der Gefangenen ist es geftattet, in Unter- Kara zu bleiben und dieselben zweimal in der Woche zu besuchen, sowie ihnen Bücher

und Beitungen zu bringen. Die größere Bahl stirbt langsam

an der Auszehrung.

Aber der größte Fluch der Verurtheilten in Kara ist die abſolute Willtür der Gefängnißleiter. Die Gefangenen find vollständig den Launen von Leuten preisgegeben, die von der Regierung den strengen Auftrag haben, fie in Igelhandschuhen anzufaffen". Ein Garnisonschef sagte einmal öffentlich, er würde fich freuen, wenn er einmal von einem Bolitischen" beleidigt würde, dann könnte er wenigstens einmal Einen hängen lassen. Sogar der Arzt doktort mit Fäusten, und seinen Adjutant des

zur Flucht verhilft.

Freuden der Quarantaine. Aus Ala wird dem ,, Boten für Tirol" gefchrieben: Dieser Tage wurden die erſten in Beri quarantainirten Personen 14 an der Zahlents

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adeligen Familie nach Italien   begleitet hatte, mußte, obwohl der Vater zur Empfangnahme derselben am zweiten Tage aus Grenze gestattet wurde. Am Abend des fünften Tages wieder taine bestehen, bevor ihm die Rückkehr über die österreichische auf österreichischem Boden angelangt, gab dieser Geistliche folgende Schilderung der Quarantaine: Sehen Sie mich en

Generalgouverneurs sagte einmal laut, als die Gefangenen Zustande, wie ich sie getragen, als ich vor fünf Tagen in

ihm mit einer Beschwerde beim Justizminister drohten: Sch bin Euer Gouverneur, Euer Minister, Euer Zar."

Quarantaine   trat. Obwohl ich und meine Genossen erster Klaffe muß die Geschichte der Insurrektion im Krasnoyarsk Gefängniß dienung zu erhalten. Wir waren zu fieben in einer elenden Man untergebracht waren, gelang es uns nicht, irgend welche Be Kammer eingepfercht, deren Fensterchen auf einen Hühnerhof gingen, aus welchem ein unerträglicher Geruch heraufdrang. rückten Brutalität nicht, und werden mitunter einer Behand läftig, daß die meisten von uns die Nächte hindurch kein Auge Die Betten waren so schlecht, die hiße und der Geruch fo

oder Lopatin's Erzählung darüber lesen, um sich zu überzeugen, daß der rechte Plas für so ein Individuum von Anstaltsvor steher das Irrenhaus wäre. Auch Frauen entgehen seiner ver­

lung unterworfen, gegen die sich das einfachste Anstandsgefühl empörte. Und als der Gefangene Schedrin in Vertheidigung feiner jungen Frau dem Pascha eine Ohrfeige gab, wurde er friegsgerichtlich zum Tode verurtheilt. General Pedaschenko

uns, die Erlaubniß zu erhalten, uns in einem ganz engen Hofraume ergehen zu dürfen, um doch etwas frische Luft ein handelte in Einklang mit der öffentlichen Meinung in Irkutsk   Stunde darauf warten, und dann war noch Vieles ungenieß athmen zu können. Wenn man etwas bestellte, mußte man eine bar; es wurde uns in den ersten Tagen sogar das Brod in altbadenem, verschimmeltem Zustande verabreicht. Dabei find maligen provisorischen Generalgouverneurs von Dftfibirien? die Preise unverhältnißmäßig theuer, und wenn man nicht

als er das Todesurtheil in eine 14 tägige Einfperrung um wandelte, aber wie wenige Beamte haben den Muth des da

Die allerorts üblichen Strafen des schwarzen Loches, der Ketten, Der Annietung an Eisenstangen find natürlich bei den

Politischen  " gang und gebe, häufig verstärkt durch die 100 tigen Beamten gaben sich allerdings anerkennenswerthe Mühe, genau nachsteht, übersteigt täglich die Rechnung den Tarif um einige Franks. Die italienischen, in der Quarantaine beschäf unsere Lage zu verbessern, aber die ihnen zu Gebote geftellten

Bletes".

( Schluß folgt.)

Mittel find unzureichend."

Berantwortlicher Redacteur R. Gronheim in Berlin  . Drnd und Verlag von May Bading in Berlin   SW, Beuthstraße 2

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