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Nr. 133.

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Beilage zum Berliner Volksblatt.

Bum Kapitel der Lebensmittel­

verfälschungen.

Bu den Würmern, welche nicht sterben wollen, um mit Bismarck   zu reden, gehört auch das Kapitel von den Lebens­mittelverfälschungen. Ueberall, wo man hinsieht, wird gefälscht, alles, was man fauft, ist vermengt mit fremden Stoffen, und es darf nicht wunder nehmen, wenn man selbst von Eierfabriken and Raffeefabriken hört. Namentlich der Kaffee ist es, welcher fich einer besonderen Beliebtheit bei den Lebensmittelverfälschern erfreut. Je theuerer eine Waare, desto unverschämter ist die Fälschung dieses Produktes. Und so fabrizirt man jest Kaffee­bohnen, die von dem echten Produkte des Kaffeebaumes faum zu unterscheiden sind. Diese nachgemachten Bohnen bestehen aus einem Gemisch von Wasser und Mehl und einer gelb­grünlichen Farbe, lettere je nach der Sorte Kaffee, welcher bas fabrikat beigemischt werden soll, variirend. Es werden Dem Rilo echten Kaffees oft bis 100 g gefälschte Bohnen bei­gemengt. Diese Fabrikate sehen nun den echten Bohnen so fäuschend ähnlich, daß nur durch sorgfältiges Probiren von der beten Bohnen nämlich befizen, entgegen den echten Bohnen, welche lettere abgerundete Ränder tragen, scharf begrenzte Oberflächen und endlich lassen sich die nachgemachten Bohnen bet gestoßenem Rhabarber nicht unähnlich sieht. Verſegt man dieses Bulver mit Wasser und Jod, so entsteht eine tiefblaue schleimige Maffe, wie endlich durch das Kochen mit Brunnenwaffer eine leisterartige Substanz entsteht.

Sind den echten

to Tanis

Sonntag, den 7. September 1884.

verfälschen helfen. Eines der beliebtesten Bufagmittel aber ist der Cichorienkaffee, welcher aus der Wurzel von Cichorium Inty bus vorzugsweise hergestellt wird.

Aber damit nicht genug, auch der Cichorienkaffee wird wieder verfälscht, indem demselben gebrannte Rüben zugesezt

werden.

Einen fremden Zusaz bei gemahlenem Kaffee erkennt man am leichtesten dann, wenn man den Kaffee in faltes Wasser schüttet. Der echte Kaffee fintt sofort oder nach kurzer Waffer schüttet. Der echte Raffee fintt sofort oder nach furzer Beit unter, während sich Surogate stundenlang auf dem Waffer erhalten.

Eine recht intereffante Fälschung wird auch mit der gestoßenen Muskatblüte( Macisblume) getrieben, indem der­felben beim Stoßen doppelt gerösteter Bwieback zugesezt wird. Oft sind dieser Waare 25 bis 50 Prozent des Surrogates beigemischt, und auch hier wirft es dem Fälscher guten Gewinn in die Tasche.

Auch den Rofinen wird durch ein Gemenge von Syrup, Rum und Waffer ein glänzendes Aeußeres verliehen, und namentlich durch Rum quellen fleine und verdorrte Rosinen auf, daß fte das Ansehen von frischer Waare erhalten. Die gleiche Prozedur wird bei den Korinthen, den sogenannten gleiche Prozedur wird bei den Korinthen, den sogenannten fleinen Rosinen angewendet. Je mehr Feuchtigkeit in den Rosinen ist, desto schwerer wiegen fte, und um so größer ist der

Gewinn.

Und so tönnten noch Tausende von täglichen Bedarfsar­tikeln aufgezählt werden, die alle mehr oder weniger gefälscht

in den Handel kommen.

Zokales.

Bohnen nur wenige beigefügt, so ist es immerhin nicht so leicht, den Betrug zu entdecken, weniger schwer fällt es natür lich, je unverschämter der Fälscher zu Werke gegangen ist. Eine Gewichtsmenge von 5 k gefälschten auf 100 k echte Bohnen wird sich, da die Farbennüancierung dem echten Kaffee voll ständig gleich gemacht werden kann, immerhin schwer ermitteln laffen, und da von einem Werth der Fabrikate nicht die Rede beantragt werden. Bemerkenswerth ist hierbei, daß in den

g. Ein charakteristisches Zeichen für die sozialen Zu stände in Berlin   bildet die unausgesezt große Bahl der Ehescheidungen, welche bei dem hiesigen Landgericht I. wegen böswilliger Verlaffung" von den betrogenen Ehegatten weitaus meisten Fällen Frauen es find, welche diesen An­trag stellen, weil ihre Ehemänner fie verlassen haben, ohne ihre

fein fann, so wirft die Manipulation dem Fälscher recht an tändigen Gewinn in die Tasche. Sehr häufig giebt man ben geringeren Sorten der Kaffee- Existenz sicher zu stellen. Bu diesem Ehescheidungsgrunde ge­bohnen durch fünstliche Färbung das Ansehen von befferen Sorten, um hierdurch einen höheren Gewinn zu erzielen.

sellen fich dann noch in zahlreichen Fällen unordentlicher Lebenswandel, Mißhandlungen 2c., so daß immer als sicher angenommen werden kann, dem Antrage der Ehegattin werde entsprochen werden. Unter denjenigen beantragten Ehe­scheidungen, wo der Aufenthalt des betreffenden Theils nicht bekannt ist, und daher eine sogenannte öffentliche Zustellung erfolgt, kommt es höchst selten vor, daß der zur mündlichen

Ein sehr beliebtes Mittel, in der Farbe ungleichen oder bleichen Raffee gleich grün zu färben, besteht darin, daß der Raffee in Fäffer gefüllt wird, die eine größere Anzahl von Bleistücken enthalten. Durch anhaltendes Rollen der Fäffer theilt fich die Bleifarbe den Bohnen mit und sie erhalten eine bläulich- grüne, recht hübsch aussehende Farbe. Diese Fälschung Verhandlung vorgeladene Ehegatte auf dem vom Gericht ans läßt sich am leichtesten dann erkennen, wenn man die verdächti­legt und dann diese mit einer dreifachen Menge Waffer ver dünnte Flüssigkeit mit Schwefelwasserstoff prüft.

beraumten Zermin erscheint, so daß ohne deffen Beisein der

Richter über die Trennung der Che entscheidet. Bereits jest

find vom hiesigen Landgericht I. Termine zur Verhandlung in Ehescheidungssachen für die zweite Hälfte des Monats De= ein d. J. anberaumt; berücksichtigt man nun die bis dahin zember d. J. anberaumt; berücksichtigt man nun die bis dahin noch stattfindenden Vorladungen, die an Imanchen Tagen die Bahl von 12 bis 15 erreichen, so erhält man einen ungefähren

liches Gemenge, welches aus 35 Theilen chromsaurem Blei­grid, 35 Theilen Thon und Gips, 15 Theilen Berliner  Blau und 15 Theilen Waffer besteht. fann nur durch eingehendes Probieren erkannt werden. Durch

Begriff, wie viel Chen Jahr aus Jahr ein in Berlin   getrennt

werden. Der Grund hierfür ist gewiß nur in den mißlichen

Abwaschungen verliert der Kaffee sein künstlisches Aussehen Verhältnissen unserer sozialen Bustände zu finden. Die all­

übergeht.

Reibereien in der Ehe, und die einfache Folge hiervon ist dann die Trennung derselben unter allen Umständen.

fubftanzen leicht ermitteln. Die Anwesenheit von Berliner  Blau übrigens läßt sich durch einen Busat von Kalilauge fofort nachweisen, indem der Niederschlag sofort in Braun Aber auch in geröstetem( gebrannten) und gemahlenem fung von Verbrechern Belohnungen ausgesetzt haben, vermuth­

g. Ausgesezte Belohnungen. In neuerer Beit sind die Fälle häufiger zu verzeichnen, daß Behörden auf die Ergrei­

lich, um auch das Publikum an der Ermittelung dieser Ver brecher zu intereffiren. Neben der Belohnung von 300 Mark

Bustande wird sehr viel Kaffee verfälscht, indem dann alle nur denkbaren Surrogate beigemischt werden. Feigen, Widen  , Roggen, Gerste, Möhren, Erbsen, Reis, Runtelrübe, gelbe auf die Ermittelung des Mörders der Ehefrau des Töpfer Rübe und verschiedene Lupinenarten, fie alle müffen den Kaffee gefellen Adolph Gründel aus Crinig seitens der Regierung zu

Berliner   Sonntagsplauderei.

Weshalb auch nicht, der Thiergarten ist ja nicht blos für C. Neulich bummle ich harmlos durch den Thiergarten.

herein, daß ein solcher Versuch vollkommen nuglos gewesen wäre, Burzel hätte sich an meine Sohlen geheftet, wie das

furchtbare Gespenst der Nacht, außerdem wird Jeder wissen,

der meinen Freund Purzel nur dem Namen nach kennt, daß

Willenlos gab ich mich gefangen, Burzel betrachtete mich freundlich lächelndhöhnisch grinsend, dachte ich in meinem innersten Innern.

Garbelieutenants und Stußer da, das Wetter war ausnahms- derselbe einen einmal gefaßten Plan niemals aufgiebt. Ich weise schön, ich gebe mich also mit der ganzen Rückhaltloftg mußte mich also in mein Schicksal fügen. leit, die mir eigenthümlich ist, der gewöhnlichen Beschäftigung aller rubigen und wohlgesinnten Staatsbürger hin: ich denke an nichts. Vielleicht wird mancher Leser darin gar nichts Auffälliges finden, und es wäre dieses Faktum auch wohl kaum der Registrirung werth, wenn es nicht eben gar so schön ge= wesen wäre. Leider sollte das harmlose Vergnügen nicht allzu lange dauern. Ich fühlte nämlich plöglich einen leichten Schlag auf meiner Schulter und als ich mich umdrehe steht vor mir aber eigentlich hinter mir mein Freund Burzel.

Wir schritten meiner bescheidenen Klause zu, die Knice Schlotterten mir, wenn ich an die Gräfinnen, Baroninnen und Doktorinnen dachte. Ich mußte tief Athem schöpfen, als wir die Treppe hinaufstiegen, ein gelinder Angstschweiß perlte mir auf der Stirn, ich warf einen hilfeflehenden Blick auf Burzel.

Rauf," brüllte er brohend, barsch und herrisch.

Was blieb mir übrig, ich flomm empor, ich merkte gar­nicht, wie mir Purzel beim Ankleiden behilflich war, ach der Unhold nahm mich unter den Arm, es war inzwischen Abend geworden, wie tausend Jrrlichter tanzten die Flam­men der Laternen vor meinen verwirrten Bliden, falter Angst

es fei mir daher erlaubt, denselben hier vorzustellen. Manchem unserer Leser wird Herr Purzel unbekannt sein, Burzel gehört zu der bescheidenen Sorte von Menschen, die Alles wiffen, Alles fönnen, Alles verstehen. Nichts auf der Welt Neuigkeit ist für ihn abgestanden und schaal, sein Lebensprinzip imponirt ihm, er hat Alles schon viel besser gesehen, die pilanteste und Motto ist: Alles schon dagewesen." Sein kugelrundes, schweiß perlte auf meiner Stirn. Dides Geficht trägt fortwährend den Stempel einer vornehmen Blafirtheit zur Schau, nach berühmtem Muster beherrscht ihn allen Anfechtungen des Lebens gegenüber das Gefühl voll tommenster ,, Wurschtigkeit."

legenen Gefühl, daß ich doch nichts Neueres wüßte als er Was giebt's Neues?" fragte er mich in dem über

felbft.

-

Burzel", stöhnte ich ,,, wohin gehen wir den eigentlich?" " Das werden die Aften ergeben," fnurrte er und um spannte meinen Arm noch kräftiger.

Burzel," feuchte ich nach einer Weile, die Angst schnürte mir fast die Kehle zu, Burzel muß ich denn mit den Gräs finnen sprechen?"

"

Wir wollen erft einen nehmen, Feigling," sagte Burzel etwas gemüthlicher, Sie Hafenfuß sollten mir doch dankbar sein, daß ich Ihnen Einlaß in den Neuen Berliner Wir traten in ein Restaurant ich sant erschöpft aber doch erleichtert auf einen Stuhl.

Reues?" fragte ich etwas verdugt und ging eilends die Ereignisse der legten Tage durch. Vielleicht die Parade?" bagewesen. Alle Jahre zweimal derselbe Spaß. Ich weiß Ach, Unfinn," entgegnete er geringschäßig, schon zu oft Thierschusverein" verschaffe!""

etwas viel Befferes,

-

Ich bekannte mich zu dem Kleidungsstüd.

befigen Sie einen Frad?"

Weiße Wefte?"

Auch das fonnte ich nicht bestreiten.

Dito Handschuhe"

Ich ging schnell den Bestand meiner Bekleidungs  - nnd Ausrüstungs Gegenstände durch, und erinnerte mich, daß ich

Scheufale befaß

Also in einen Thierschußverein gehen wir," sagte ich ,,, na, die Angst, die ich bis jezt ausgestanden habe, gönne ich auch feinem Hunde."

Nachdem wir uns gestärkt hatten, schritten wir dem Dom­fandidatenstift in der Dranienburger Straße zu.

Heute, wo ich meine Erinnerungen über den denkwürdigen Furcht vor Gräfinnen, Baroninnen, Doktorinnen ist dahin,

aus einem verunglückten Liebeshandel her ein Paar solcher Abend sammle, tommt mir Alles vor wie ein Traum, meine But," sagte Burzel, pumpen Sie fich dann einen Cy- aber auch die Achtung, die ein gewöhnliches Mitglied der

gefeben haben."

misera plebs vor so hochstehenden Damen eigentlich besigen müßte. Was haben diese Damen gethan? Gezankt und ge­

it es denn absolut nöthig, daß ich mich in diese hoch- leift haben sie unter einander, wie das ganz gewöhnliche

zeitliche Bekleidung stürze?" wagte ich einzuwerfen.

Weiber auch thun, und schließlich bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, daß unter dem Rosenbouquet auf der Bruft einer

bildeter Mensch es etwa wagen, vielleicht mit einem Staub Frau Doktorin ein ebensolches Herz schlägt, wie unter dem littel" angethan, fich in die Gesellschaft einer Gräfin Saurma, einfachen Tuch der Arbeiterfrau. Ich bin gründlich geheilt von einer Baronin Schimmelpfennig v. d. Die oder gar der Frau der Furcht vor feinen Damen" und mein Freund Purzel ist

unangenehm ist, so ist es die unmittelbare Nähe vornehmer Ich schwieg entsegt, denn wenn mir etwas auf der Welt Damen  . Ich wäre gern entflohen, aber ich wußte von vorn

es, dem ich diese Metamorphose verdante.

Vielleicht find unsere Leserinnen neugierig, wofür sich diese Damen in ihren Versammlungen eigentlich intereffiren. Ein Asyl für schuylos aufgefangene Hunde", das ist nicht nur eine

bundnis s 1. Jahrgang.

Frankfurt   a. D. ist nunmehr auch eine Belohnung von 100 M. auf die Ergreifung und Ablieferung des Arbeiters Franz Liepner aus Biesenthal   an das Gefängniß des Amtsgerichts zu Eberswalde   ausgesezt worden. Liepner hat sich eines schweren Diebstahls schuldig gemacht und ist flüchtig ge­worden.

g. Am Schleusentanal, längs der Unterwasserstraße, zwischen der Alten Leipziger- und Holzgartenstraße, ist man gegenwärtig mit der Erneuerung des Bollwerts beschäftigt, dessen Pfähle und Bohlen bereits start verfault waren. Die unbrauchbaren Pfähle werden mittelst Winden beseitigt und die neuen Pfähle dann eingerammt. Die Arbeiten dürften noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

r. Auf dem Wege von der Schule rannte am Sonn­abend Mittag, nahe beim Cottbuser   Thor, ein etwa zwölf­jähriges Mädchen gegen ein Hinterrad eines Arbeitswagens, wurde von demselben zu Boden geworfen und überfahren und erlitt so erhebliche Verlegungen am Fuße und am Kopfe, daß fie nach Hause getragen werden mußte. Das unfinnige Rennen auf dem Schulwege ist eine wahre Plage für alle Führer von Lehrerinnen ihre Autorität geltend machten, um für etwas mehr Fuhrwerken. Es wäre sehr wünschenswerth, wenn Lehrer und Ruhe und Ordnung beim Nachhausegehen ihrer Schüler und Schülerinnen zu sorgen.

r Große Aufregung herrschte am Donnerstag Abend in der Adalbertstraße und namentlich in dem Hause Nr. 59, wo parterre der Fabrikant R. wohnt; derselbe fand beim Nach­hausekommen die Thür zu seiner Wohnung verschlossen und im Corridor- Schloß von Innen einen Schlüssel steckend; dazu waren in auffälliger Weise die Fenster dicht verhängt, so daß die Befürchtung nabe lag, es möchten Diebe in die Wohnung eingedrungen sein. Auf diese Andeutung des R. fammelten fich sofort alle Hausbewohner, bewachten sämmtliche Fenster der Wohnung und bewaffneten sich mit den abenteuerlichsten Instrumenten, um den Dieben einen nachdrücklichen Will­tommen" zu bereiten. Einige handfeste Männer brückten eine Scheibe ein und stiegen durch das Fenster mittelst einer Leiter in die Wohnung. Hier zeigte sich erst, mit welchem Raffine­ment die Diebe zu Werke gegangen waren; in sämmtlichen Schlössern steckten von innen die Schlüffel und die Corridor thür war außerdem noch durch eine Barrikade von Tischen und Stühlen verrammelt. Inzwischen rückten drei Schuß­leute und ein Schloffer an, aber nur langsam konnte eine Thür nach der andern geöffnet werden; sobald eine Thür geöffnet war, stürzte die Menge in das Bimmer, die Schußleute stedten, auf den Knieen liegend, ihre behelmten Häupter unter Sophas und Betten; ein scharfsinniger Beob achter entdeckte auf einem Bette eine verdächtige Falte, flugs flogen die einzelnen Bettstücke in der Stube umher, bis die leere Matrage bewies, daß hier fein Dieb fich verborgen hielt. Mit friminalistischem Rennerblid prüfte ein Anderer einen Fensterflügel; derfelbe war unten eingeriegelt, aber oben offen und bog sich in Folge deffen oben beim gewaltsamen Ab­brücken wohl ein paar Hände breit vom Fensterkreuz zurück;

fofort wird ein Schußmann auf diese wichtige Entdeckung auf­

merksam gemacht; während er dieselbe näher untersucht, geräth er mit dem Arm zwischen den zurückschnellenden Fensterflügel, so daß die angesammelte Menge draußen auf einige Beit den eingeflemmten Arm der heiligen Hermandad bewundern tann. Nunmehr bleibt noch die Thür zu einem Hinter­zimmer zu öffnen, in welchem fich also die Diebe versteckt halten müffen. Vor dem Fenster hat fich, mit aufgefrempten Hemdärmeln und eine hölzerne Rührkeule schwingend ein biederer Schneidermeister postirt, um die Flucht der Diebe durch das Fenster zu verhindern; in seinem Eifer versucht er gegen das Fenster emporzullimmen, da stürzt plöglich die Menge auf ihn mit dem Rufe: Haltet den Dieb! Nur mit

famose Stilblüthe, sondern auch zugleich der Gegenstand, der die Herzen dieser töterfreundlichen Damen höher schlagen läßt. Es ist ja auch von ungeheurer Tragweite und Wichtigkeit, daß für alle die Viecher, die sich im Dienste irgend einer alten Jungfer durch jahrelange Faullenzerei und Schlemmerei schließlich die Fetträude zugezogen haben, ein Asyl gebaut werde, es ist eine Forderung, der man fich im neunzehnten Jahrhundert durch aus nicht verschließen kann. Das Wort Asyl" hat einen so eigenthümlichen Klang, daß man dabei zu allerlei Gloffen an geregt wird, die wir uns aber lieber für ein andermal aufsparen wollen.

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Das schönste ist und bleibt aber eine Debatte in einer solchen vornehmen Damengesellschaft. Wer in seinem Leben noch fein wüstes Durcheinanderschwadroniren gehört hat, der muß das einmal mit anhören, er wird dann auch einen Begriff von der Energie des Er- Antisemitenhäuptlings, Paul Förster  , erhalten. Ja, Dr. Paul Förster   führt jest im Neuen Berliner  Thierschutzverein daffelbe große Wort, wie er das ehemals in den Berliner   Antisemitenversammlungen gethan hat. Etwas muß der Mensch doch sein, nachdem der Antisemitismus in Berlin   pleite gegangen ist, nachdem die edelsten Vertreter des felben theils in Paraguay   Neu- Germanien gründen, theis hier in Berlin   den Schmollwinkel bezogen haben, in der Noth frißt der Teufel Fliegen- man wird eben einfach Thierschutz­vereinler, das ist viel ungefährlicher, man braucht eben keine Schlägereien im Pferdebahnwagen zu entriren und die kranken Hunde beißen nicht.

Es muß doch reizend sein, wenn man, wie die Herren vom Thierschutzverein, soviel Beit übrig hat, daß man sich um solch nebensächliche Dinge befümmern fann. Asyle für lahme Hunde und matte Ragen! Das bewegt diefe Herren Doktoren jest in diefer bewegten Beit! Uns soll es recht sein, wir wüßten jedoch manches, was viel wichtiger ist, es hat aber den An­fchein, als ob diese Herrschaften Thränen vergießen tönnten, wenn ein Hund verendet, während sie achtlos bei ihrem leiden­den Nebenmenschen vorübergehen.

Als mein Freund Burzel und ich an jenem denkwürdigen Abend die Versammlung in der Oranienburgerstraße verließen, da saß auf der Weidendammer Brücke ein Krüppel ohne Beine, der ein ganz jammervolles Instrument spielte, und ein Almosen anflehte. Vor die Vorübergehenden um uns gingen zwei feingekleidete Damen den Linden zu; als fie auf die Brücke kamen, drehten sie beide den Kopf nach der anderen Seite, jedenfalls wehte der Wind sehr scharf und fübl die Spree entlang, ich hörte deutlich, wie die eine zu dr anderen sagte: Komm schnell, ich glaube Ami" wird sich langweilen, wenn ich so spät nach Hause komme!" Die Damen kamen auch aus dem Thierschußverein, ich glaubte die eine in dem graufeidenen Kleide und dem ponceaurothen Kopfput in der Versammlung bemerkt zu haben- fie gingen eilig weiter, und der arme Krüppel spielte immerfort sein eintöniges, jäm­merliches Lied.

Burzel sagte nichts mehr, ich auch nicht. Als ich aber nach Hauſe tam, da gelobte ich mir, für eine solche Gesell schaft nie wieder Frad und weiße Handschuhe anzuziehen.