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gung von 25 Brozent; 2) volle Zahlung ohne Abzug in mehreren Abschlagszahlungen. Die englische Regierung will zu Gunsten dieser Vorschläge den Unterschied geltend machen, Der zwischen den von der Kommiffion festgesezten Entschädi gungen und den wirklich erlittenen Verlusten vorhanden sei, wobei die englische Regierung fich auf eine geheime Unterfuchung des Oberst Coles stüßt.- Es ist in der That nun wohl endlich einmal an der Zeit, daß den durch das Bombardement von Alexandrien schwer Geschädigten der gebührende Grfan wird.
Lord Northbrook und General Wolseley find heute Mittag an Bord der Fris" in Alexandrien angekommen, vom Ministerpräsidenten Nubar Pascha im Namen des Khedive empfangen worden und alsbald nach Kairo weitergereift.
Deutscherseits find in den chinesischen Gewässern zwei Kanonenboote mit nahezu 40 Geschüßen und ca. 1050 Mann Befagung, unter dem Kommando des Kapitäns zur See, Bafchen, vorläufig stationirt und sollen demnächst noch eine Verstärkung erhalten.
Aus Süd- Afrika kommt die Nachricht, daß Mr. Piet Foubert die Bräfidentschaft der neuen Boeren- Republik im Zululand angenommen hat. Das ist für die englischen Krämer eine sehr unerfreuliche Nachricht!
Bei den Staatswahlen in Maine ( Nordamerika ) haben die Republikaner den Sieg davongetragen, der republikanische Kandidat wurde zum Gouverneur gewählt. Auch in beiden Kammern der Staatslegislatur werden die Republikaner über die Majorität verfügen.
Wahlbewegung.
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Der bekannte Freifinnige" Herr Träger spricht am Sonntag früb im vierten Berliner Wahlkreis so berichten die liberalen Beitungen. In welchem Lokale der Herr Träger fprechen wird, ist nicht angegeben.
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Die Antisemiten haben im vierten Wahlkreise eine Ver fammlung abgehalten und in derselben beschlossen, für den fonservativen Herrn Landrath von Köller einzutreten.
Gestern hielt der Herr Ludwig Löwe im ersten Wahlfreis hierselbst seine Kandidatenrede. Natürlich wurden nur fogenannte Freifinnige zugelaffen, die es denn auch an dem ablichen Beifall nicht fehlen ließen. Zwei Arbeiter, die durch Bufall die strenge Kontrole pasfirt hatten und in den Saal gelangt waren, wurden, weil sie den Humbug aufdecken wollten und deshalb um's Wort baten, von den Helden in der brutalften Weise hinausgeworfen.( Siehe Versammlungsbericht.)
Nach der ,, N. A. 3." ist von Seiten der Sozialdemofraten im Wahlkreise Aurich- Wilhelmshafen Herr Dhme aus Bremen als Kandidat aufgestellt worden.
Wie die V. Ztg." berichtet, kandidirt im Wahlkreise Hof( Bayern ) von Seiten der Sozialdemokraten der frühere Redakteur der Fränkischen Tagespoft", Herr Löwenstein.
Die Weftph. Poft" äußert sich über die von den Freifinnigen" in Elberfeld abgehaltene Versammlung folgender maßen: Seitens der Redner schien der Zweck der Versammlung babin aufgefaßt zu werden, die ganze Fülle ihres Borns auf Das Haupt der Nationalliberalen zu ergießen, was ihnen um fa eher glückte, als die peinliche Kontrolle am Eingang dafür gesorgt hatte, daß die Herren Redner gegen jeden Widerspruch gesichert blieben. Also auch die zahmen Rationalliberalen flößen den Freifinnigen Furcht ein! Nur tein Widerspruch, das ist überall die Barole der Herren Richter, Träger und Genoffen, und die Herren haben in diesem Punkte eine feine Witterung, wo sie genau wissen, daß Niemand in Der Versammlung anwesend ist, der widersprechen kann, da baben fie die edle Dreiftigkeit, die Gegner zu widerlegen. Es geht doch nichts über den Freifinn" der Freifinnigen!
Im 7. Schleswig- Holsteinischen Wahlkreise ist von Seiten der Freifinnigen der Professor Hänel als Kandidat aufgestellt worden. Von den Sozialdemokraten kandidirt in diesem Wahlkreise( Riel Neumünster - Rendsburg ) Heinzel
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Jm 8. Schleswig- Holsteinischen Wahlkreise( AltonaOttensen) ist von Seiten der Freifinnigen" der Prof. Karsten als Kandidat proklamirt; gegen ihn ist von den Sozialdemo fraten Frohme aufgestellt worden. Die guten SchleswigSolsteiner werden mit Brofessoren" förmlich beglückt.
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Lokales.
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Philister hiervon, die Tagesneuigkeiten in andern Blättern find ja viel intereffanter, viel pitanter! Nun giebt es aber auch bei uns Arbeitsnachweisebureaus in großer Menge, meistentheils find das einfache Agenturen. Wer in einem solchen Institut Arbeit nachgewiesen haben will, zahlt zwanzig Pfennige und wird in die Liste eingetragen die 20 Pf. erhält er nicht zurück, auch wenn ihm feine Arbeit nach gewiesen wird. Es ist das auch nur eine herzlose Spekulation auf die Noth der Arbeitslosen! Man rühmt diese Arbeitsnachweise Bureaus oft, weil man die Sache nicht kennt. Vor allen Dingen sind diejenigen Arbeitsnach weise Bureaus zu empfehlen, welche die Fachvereine der Arbeiter selbst errichtet haben und von denen die Arbeit unentgeltlich nachgewiesen wird. In vielen Lokalen, in denen Arbeiter verkehren, besteht jetzt schon die schöne und brüderliche Einrichtung, daß gedruckte Plakate angeschlagen find, auf denen angezeigt ist, wo sich der unentgeltliche Arbeitsnachweis für Arbeiter aller möglichen Branchen befindet. Hiermit haben die Arbeiter gezeigt, wie sehr fich der Gemeinfinn bei ihnen entwickelt hat. Wenn nur die Arbeitgeber diese Bureaus genügend berücksichtigten, so würden die Agenturen sammt dem Intelligenzblatt" für die Arbeitsuchenden bald überflüssig werden.
g. Eine brave That. Gestern Abend gegen 6 Uhr wiegte fich forglos eine Mutter mit ihren zwei Töchtern im Alter von 12 und 14 Jahren in ein Ruderboot auf dem Waffer bei Grünau , unweit eines Vergnügungslokals. Durch eine plöt liche Wendung der etwas forpulenten Frau tenterte das Boot und sämmtliche drei Insassen lagen unter demselben im Waffer. Diesen Vorgang hatte der Arbeiter Krüger, Staligerstraße 13 in Berlin wohnhaft, von dem gedachten Lotal aus gesehen, in welchem er ein Glas Bier trant. Schnell entschloffen eilte er herbei, stürzte sich ins Wasser und es gelang ihm mit Aufbietung aller seiner Kräfte, die mit den Wellen ringen den Personen nacheinander an's Ufer in Sicherheit zu bringen, woselbst er bis an den Hals im Waffer stehend, durch einen Kellner des Lokals insofern unterstüßt wurde, als der Kellner die Geretteten in Empfang nahm und fte auf's Land ſepte. Die Kräfte des Retters waren bei diesem edlen Werk derartig erschöpft worden, daß man ihm schließlich beispringen mußte, um ihn vom Ertrinken zu retten. Kaum hatte R. fich ein Wenig erholt, als er auch schon seinen inzwischen ausgewundenen Arbeitsrock wieder anzog und eiligst davonlief, um mit dem 6 Uhr 30 Min. abgehenden Zuge nach Berlin zu fahren und fich dort umzukleiden. Ein Bravo dem edlen Mann!
N. Von dem berühmten Polarreisenden Kapitän Adrian Jacobsen , der bekanntlich von unserem ethnologischen Museum beauftragt ist, Nord- Aften zu bereisen, um dort ethnographische Sammlungen vorzunehmen, liegen bereits die ersten Nachrichten vor. Kapitän Jacobsen hat, nachdem er Peters burg verlassen, die Orte Kasan , Jekaterinenburg und Tomst besucht und von legtgenanntem Orte die ersten Nachrichten hierher gelangen laffen. Sein Sammeleifer hat bereits so reiche Früchte getragen, daß er schon zwei große Risten mit ethnographischen Gegenständen nach hier absenden konnte, die im Laufe der vergangenen Woche wohlbehalten eingetroffen find. Die Sammlungen find seinerseits hauptsächlich bei den untultivirten Stämmen Rußlands , den Tscheremissen, den Tschuwaschen und Wotjäten vorgenommen worden und haben, Tschuwaschen und Wotjäken vorgenommen worden und haben, da weitere Sendungen in Aussicht gestellt find, anscheinend ein sehr ergiebiges Resultat geliefert.
mit Brillanten und einer Berle, ein Ring mit fünf Rubinen und Brillanten beseßt, aus der Badezelle entwendet worden. Man vermuthet, daß die Diebe mit den gestohlenen Gegen ständen sofort nach Berlin gereist seien, um sie hier zu verwerthen.
a. Abgenommene Beute. Bei einer Durchsuchung der Wohnung eines Diebes, welcher als Spezialität die Leichenfledderet betreibt, ist im Besige desselben eine filberne Ancres Uhr mit drei filbernen Kapseln aus der Fabrik von Tobias in London , sowie eine tombackene Chronometer- Uhr mit Kompas in der Cuvette und ein goldenes Pinze- nez gefunden worden. Das Pinze- nez war im Frühjahr d. J. einem unbekannt geblie benen Herren in dem Restaurant Billa Wörth " im Thiergar ten abbanden gekommen. Sämmtliche Gegenstände, deren Eigenthümer nicht ermittelt find, befinden sich auf dem Kriminalfommissariat in Verwahrung.
g. Unglücksfall. Der Klempner Keil war gestern Bor mittag auf dem Dache des Hotel Kaiserhof mit Reparaturarbeiten beschäftigt. Hierbei war er auf dem sehr abschüssigen Dache in's Rutschen gekommen und schlug bei dem Fall der artig mit dem Kopf gegen die das Hinabstürzen verhindernde Balustrade, daß er sich eine stark blutende Wunde an demsel ben zuzog. Keil begab sich nach der Sanitätswache in der Markgrafenstraße, woselbst ihm ein Verband angelegt wurde.
Gerichts- Zeitung.
Ein von der Strikezeit her datirender Att beschäftigte heute die erste Straftammer hiesigen Landgerichts I. Die gegen die Metalldreher Harder und Theodor Adolph erhobene Anklage lautete auf vorfäßliche Mißhandlung und gemeins schaftlichen Hausfriedensbruchs. Der Erftere hat sich seiner Vers antwortung durch die Flucht entzogen, der Lettere war vor einigen Wochen wegen Nichtmeldung seiner neuen Wohnung in Untersuchungshaft genommen worden. Unter den Arbeitern der Frister- und Roßmann'schen Nähmaschinenfabrik, welche vor Beendigung des Strikes die Arbeit wieder aufgenommen hatten, befand sich auch der Metalldreher Lange. Um einen Angriff der Strifenden zu entgehen, begab er sich am Morgen des 23. April cr. bereits um 6 Uhr zur Arbeit; nichtadestoweniger wurde er in der Admiralstraße von Harder angehalten und geohrfeigt. Das war für eine Anzahl anderer Strifender das Signal, über Lange herzufallen, der sich nunmehr in den Laden des Vorkofthändlers Feld flüchtete. Die Angreifer folgten ihm nach, und hinter ihm betraten Adolph und zwei nicht bekannt gewordene Männer den Feld'schen Laden; Adolph versuchte, den Lange aus dem Laden auf die Straße zu ziehen, woran er durch das Dazwischentreten des Feld gehindert wurde. In dem Eindringen in den Laden fand der Gerichtshof das Vergehen des Hausfriedensbruchs, da sich die Ver folger der Widerrechtlichkeit. dieses Thuns bewußt sein mußten. Mit Rücksicht auf die Gröblichkeit wurde Adolph zu vier Wochen Gefängniß verurtheilt, von der erlittenen Untersuchungshaft aber nichts angerechnet.
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In ernste Lebensgefahr gerieth heute bei den Leipziger Kolonnaden ein junger Schlächtergeselle durch eigene Unvorliegend 80 Mark in Gold aus dem Portemonnaie entwendet fichtigkeit. In dem Augenblid, als er den durch die Kanali fationsarbeiten sehr beengten Fahrdamm überschreiten wollte, tam vom Spittelmarkt auf dem dort errichteten Nothgeleise ein Pferdebahnwagen der Linie Schlesisches Thor- Bülowstraße herangefahren. Das Glockenfignal des Kutschers erschreckte den Schlächter derartig, daß er direkt vor die Pferde sprang, die ihn Schlächter derartig, daß er direkt vor die Pferde sprang, die ihn umriffen und über ihn hinweggingen. Zum Glück gelang es dem Kutscher, den Wagen zum Stehen zu bringen, noch ehe die Räder über den Verunglückten hinweggingen. Mit leichten Verlegungen im Geficht und an den Händen fonnte der Schlächter unter dem Perron des Wagens hervorgezogen werden.
g. Netter Lehrling. Ein in der Friedrichstraße konditio nirender Schlofferlehrling batte während des gestrigen Tages mehrere Trinkgelder erhalten und sich dafür einen ,, vergnügten Tag" gemacht. Auf dem Nachhausewege war er nun vor dem Hause Friedrichstraße 113 im trunkenen Bustande gegen eine Straßenlaterne gefallen und hatte sich hierbei das Geficht total aufgeschlagen, so daß dasselbe aus mehreren Wunden blutete. Bwei Dienstleute hoben den Betrunkenen auf und führten ihn nach der Wohnung seines Meisters, deren Angabe erst nach langem Bemühen von dem Lehrling zu erlangen war.
g. Einen bedeutenden Auflauf verursachte gestern Abend gegen 11 Uhr an der Ede der Friedrich- und Karlstraße ein erbitterter Rampf zwischen zwei Frauenspersonen einer Ehefrau und einer Kellnerin, der schließlich mit der Sistirung der Ersteren durch einen Schußmann endete. Anscheinend war hier Eifersucht im Spiele, denn der gleichfalls anfänglich anwesend gewesene Ehemann hatte sich entfernt, ehe
der nicht unblutige Kampf begann.
a. Die Saison der Diebe scheint wieder ihren Anfang genommen zu haben. Wenigstens beweisen das die folgenden zwei Fälle, die uns vom gestrigen Tage gemeldet wurden. Zu dem Klempner St. in der Waldemarstraße tam gestern ein Mann, welcher zwei Schneidekluppen, zwei Schneidezungen und eine Kugelzange für 12 Mart zum Kauf anbot. Da die Wert zeuge einen Werth von 40 Mart baben, so vermuthete R., daß der Verkäufer fie nicht in reeller Weise erworben hat und ließ einen Polizeibeamten herbeirufen. Als der Beamte tam, lief der Fremde aus dem Geschäftslokal nach der Manteuffelstraße bis nach der Köpniderstraße, wo er endlich ergriffen wurde. Auf der Wache wurde er als der vielfach bestrafte ,, Arbeiter" G. refognoszirt.
Da er über den Erwerb Der Werkzeuge einen Nachweis nicht führen konnte, so wurde er zur Haft gebracht. Der Eigenthümer der Wertzeuge ist noch nicht ermittelt. Der zweite Fall ist ein ganz ähnlicher. Zu dem Schuhmachermeister Sch. in der Münzstraße tam am 6. d. Mts. ein ungefähr 35 Jahre alter
cr Arbeitsnachweis in Berlin . Wer sich einmal die ühe nimmt und in den Nachmittagsstunden durch die Bimmerstraße geht, der wird erstaunt sein über die großen Menschenansammlungen, die hier gewissermaßen als nothwen biges Uebel geduldet werden. Leute beiderlei Geschlechts, jeglichen Alters und Standes stehen hier in dichten Gruppen oder gehen plaudernd auf und nieder, man weiß, wer die Leute find, es find Arbeiter und Arbeiterinnen, welche Arbeit suchen. Sie warten alle auf das Berliner Intelligenzblatt", welches bekanntlich ein reines Inseratenblatt ist und den größten Arbeitsmarkt" enthält. Der Arbeitsmarkt" spielt bekanntlich bei gewiffen Beitungen hier in Berlin eine außerordentliche Rolle, einigen dient er als eine ergiebige Einnahmequelle, andere wieder brucken ihn von ersteren ab, um sich in den Augen größeren, uneingeweihten Publikums den Schein zu geben, als ob sie mit den Kreisen der Arbeitgeber oder Arbeitnehmer eine besondere Fühlung hätten. Der Ein geweihte läßt sich durch derartige unlautere Manöver nicht täuschen, er weiß, daß den Arbeitsuchenden, die auf die trügerischen Annoncen solcher Zeitungen hineinfallen, ja fich vielleicht zeitweise sogar zum Abonnement auf dieselben ver leiten laffen, nur Unfosten und Aerger erwachsen. Wir sind schon ziemlich häufig auf dieses häßliche Treiben aufmerksam worden, fie wußten eben nicht, daß die Anzeigen, die fie des Morgens in ihrer Zeitung lesen, am Tage vorher bereits in einer anderen gestanden haben, und daß diese in den meisten Fällen gegen den Willen der Inserenten abgedruckt werden. Selbstverständlich sind die ausgeschriebenen Stellen regelmäßig bereits besezt, der Arbeitsuchende hat vielleicht einen langen Weg umsonst zurückgelegt, hat seine Zeit verloren und vielleicht noch ganz zwedlos Geld ausgegeben. Ein großer Theil unserer Leser hat es ja bereits an fich erfahren, und man wird wissen, welche Organe wir hierbei hauptsächlich im Auge haben. Doch zurüc zum Intelligenzblatt". Endlich kommen fte, die heißersehnten, noch brudfeuchten Blätter. Alles stürzt sich auf die Vermiether der felben, denn die meisten der Leser befinden sich nicht mehr im Befige der 20 Pfennige, welche ein solches Blatt kostet. Sie lefen für fünf fennige bei den Leuten, welche von dem Er trage einer solchen ,, Leihbibliothek" leben. Gerade mit diesen Aermften der Armen wird immer noch ein tüchtiges Geschäft gemacht. An vielen Lokalen steht man Bettel mit der Aufschrift: Hier lann das Intelligenzblatt am frühesten gelesen werden". Ratürlich muß bei dieser Gelegenheit etwas verzehrt werden, und doch ist es für die Arbeitssuchenden in den meisten Fällen ganz werthloß, wenn fie das Blatt nur wenige Minuten später lefen als Andere. Wer nach den Arbeitsangeboten im In- ling einzuholen. telligenzblatt" gehen will, der muß laufen, sowie das Blatt erschienen ist, sonst kommen ihm zehn Andere zuvor. Ahnt es wohl der dide Spießbürger, Abends am Stammtisch, wenn fein Blid über die einförmigen kleinen ein und zweizeiligen Anzeigen im Intelligenzblatt" hinweggleitet, wieviel Hunderte, ja Tausende von Männer, Frauen und Mädchenaugen voll tet gewesen find? Welche Hoffnungen, welche Enttäuschungen! Für den armen Arbeitslosen ift folch' ein fleines Inserat oft ein ftrahlender Stern in dunkler Nacht. Aber was weiß der
Mann und bot ihm einen Korb mit Sachen zum Kauf an. Ala Sch. den Fremden nach seinen Legitimationspapieren fragte, verließ dieser unter Burüdlaffung des Rorbes nebst In
balt den Geschäftsteller und ist bisher nicht wieder zurüdgefehrt, weshalb angenommen wird, daß die Sachen aus einem Diebstahl herrühren. Der beim Kriminallommiffariat in Verwahrung befindliche Korb enthält ein Paar mit Leder überzogene Filzschuhe, ein Tischtuch, ein Handtuch, ein KinderUnterrod, zwei Frauenhemden, davon eines gez.: M. W. 5., und sonstige Wäscheſtücke.
N. Ein herber Verlust ist einem Restaurateur in Rir dorf durch seinen eigenen 17- jährigen Sohn zugefügt worden. Derselbe ist am Montag früh mit einer größeren Summe, den Ersparniffen seiner Eltern, plöglich verschwunden. Der Ber liner Kriminalpolizei wurde die Flucht des jungen Menschen fofort angezeigt. Hoffentlich gelingt es derselben, den Flücht
N. Das müssen ja geschickte Spitzbuben gewesen sein. Ein in der Werderstraße in Rirdorf wohnender Bädermeister Barche ist in der vergangenen Nacht bestohlen worden und zwar ist ihm eine größere Anzahl Hühner entwendet worden, trozdem auf dem Hofe ein Hund Wache gehalten.
a. Muthmaßlicher Diebstahl. Der Frau eines hierselbst
fieberhafter Erregung auf diefe falten und öden Beilen gerich beglaubigten Diplomaten find, nach einer hierher gelangten
mittag während des Badens eine filberne Chatelaine, Berloques mit dem Monogramm: C. C. S. verschlungen, ferner ein Pfeil
Eine in ihren Details höchst interessante Verhand lung einer Antlage wegen Diebstahls resp. Antiftung dazu fand heute vor der 88. Abtheilung des hiesigen Schöffen gerichts statt. Die Angeklagten find der Fuhrherr Carl Albert Fiel und der Boltsanwalt Christian Niegler. Die Anklage ist erhoben auf Grund einer von dem Schmied Schwefel unterm 6. März cr. abgelaffenen Denunziation, wonach der erste Angeflagte auf Anstiftung des zweiten ihm während einer Droschfenfahrt am Abend des 27. Oft. 1881 also 2 Jahr zurüd bat. 3ur Unterstüßung der Denunziation war Bezug genom men auf das Zeugniß des Schwagers und der Schwägerin des Fiet, der Treptow 'schen Eheleute und eines Arbeiters Wolle. Sum Verständniß des sonderbaren Falles muß auf die Stadien verschiedenen eines Vorprozesses, dessen Be kanntwerden seiner Zeit Sensation seiner Zeit Sensation hervorrief, zurüdgegangen werden. Der Denunziant Schwefel war an einem regnerischen Spätabend des 7. September 1880 auf dem in der Nähe des Bahnhofs Moabit belegenen Kartoffel feld des Fiet von zwei Männern betroffen und in unbarmherziger Weise geschlagen worden. Infolge der dabei erlittenen Berlegungen brachte Schwefel mehrere Monate im städtischen Krankenhause zu Moabit zu, in welchem er dem Inspektor Waldow zwei städtische Nachtwächter als seine Angreifer be zeichnete. In einer nach seiner Entlassung aus dem Krankenhause von dem jezigen Angeklagten Niegler konzipirten Denunziation bezeichnete Schwefel als die Mißhändler den jezigen Angeklagten Fiel und den Arbeiter Wolle. Auf seine bestimmte Aussage hin wurden beide Personen vom hiesigen Schöffengericht zu je drei Monaten Gefängniß und zur BahIn der lung einer Buße von 150 Mart verurtheilt. gegen dieses Urtheil eingelegten Berufung erbot sich der Alibi, und im Termin Angeklagte Fiek zu einem Alibi in zweiter Instanz bezeichnete der Mitangeklagte Wolle, der nunmehr einräumte, der eine der Schläger gewesen zu sein, den Kutscher Albert Treptow als seinen Complicen. Sie hätten sich behufs Abfaffung eines Kartoffeldiebes auf das Feld des Fiet begeben und dort den Schwefel beim Ausnehmen und
Einpacken der Kartoffeln betroffen, worauf fie auf denselben eins schlugen. Fiel hatte unter Beweis gestellt, daß er an dem qu. Abend bereits um 8 Uhr zu Bett gegangen gewesen sei. Da aber der von Schwefel gestellte Arbeiter Berger mit pofttiver Bestimmtheit bekundete, daß er den Angeklagten Fiet nach dem Hülferuf des Schwefel vom Felde her tommen und nach Hause gehen sah, verwarf der Berufungsgerichtshof die eingelegte Be rufung unter der Annahme, daß der beantragte Alibibewels präparirt war und daß die vom Angeklagten Wolle erzählte Geschichte von dem Kartoffeldiebstahl des gänzlich infacten Schwefel völlig erfunden sei, um die demselben zugefügte Mig handlung zu entschuldigen. Die von Fiet eingelegte Revision wurde verworfen. Nunmehr war auch die Bahlung der 150 M.Buße an Schwefel fällig. Zur Erledigung dieser Angelegenheit, welche Schwefel dem Niegler übertragen hatte, suchte dieser zwischen den Parteien einen Vergleich anzubahnen und lud zu diesem Behufe Fiel und Schwefel zum Nachmittag des 27. Oktober 1881 auf sein Bureau. Dort vereinigten fich Beide dahin, daß Ersterer an Legteren 115 M. zabite, während ihm die fehlenden 35 M. erlassen wurden. Von diesem Betrage gab Schwefel dem Niegler 25 M., sodaß er noch 90 M. baar be hielt. Gleich nach Beendigung dieses Geschäfts begaben sich alle drei in ein Bierlotal, wo Jeder drei Seidel trant. Rach. der Behauptung des Fiel und Niegler war Schwefel schon vorher nicht mehr intakt. Nach Beendigung dieser Sigung stiegen Fiet und Schwefel in eine Droschte und gelangten schließlich am späten Abend nach 11 Uhr in dem Schantlolal von August Müller in der Triftstraße an. Schwefel war total betrunken, während Fiet seine vollständige Befinnung be halten hatte. Der Lettere bezahlte seinen Antheil an der Fahrt und begab fich in seine nahegelegene Wohnung. Schwefel ward vom Dr schlenkutscher geweckt, um seinen Antheil zu be zahlen, und da war er nur noch im Vefiße von im Ganzen 12 Mart in Silber. Als Schwefel am anderen Tage ent nüchtert war, trat er mit der Behauptung hervor, daß ihm ca. 80 Mart entwendet worden find. Hierauf spielte sich der zweite Akt dieser Geschichte ab. Es gelang nämlich dem Ver theidiger des Angeklagten Fiel auf Grund der angestellten Ermittelungen, nach welchen Schwefel und Berger schon mehr fach bestrafte Personen find, Lepterer sogar in der Verbrecher welt den Namen„ Spißmaus" erhalten, die Aussetzung der Strafvollstreckung gegen seinen Mandanten und die Wieder aufnahme des rechtsträftig geschlossenen Verfahrens zu er wirken. In der am 26. Juni 1882 ftattgehabten neuen Ber handlung wurde Fick vollständig freigesprochen Schwefel und Berger dagegen als des Weineids ver