Nr. 136.
Beilage zum Berliner Volksblatt.
Ueber die wirthschaftliche Lage Nord Amerikas
bringt die New- Yorker Handelszeitung" einen Artikel, dem wir Folgendes entnehmen:
Donnerstag, den 11. September 1884.
1. Jahrgang.
find die Auspicien beffer, als die für die Silber- Angelegenheit.| faffe auf, nahm Geld heraus und ging wieder nach der WohnDer Bundessenat ist bereits darüber in Diskuffton getreten, unter Bugrundelegung der Lowell- Bill, welche von der Geschäftswelt im Allgemeinen indossirt wird.
Lokales.
Eine Sigung der Stadtverordneten- Versammlung findet in dieser Woche nicht statt.
Das Darniederliegen unseres Exporthandels, welchem Umstand nicht zum wenigsten die unbefriedigende Gesammtlage des Geschäfts beizumessen ist, wird durch die uns jezt vorliegenden offiziellen Angaben der Ausfuhr von Brodstoffen T. Die Asphalt- Transport- Wagen, welche so lonstruirt und Provisionen im vorigen Monat deutlich illustrirt. Der find, daß die Asphaltmaffe in einen Behälter tochend erhalten Totalwerth des Exports von Brodstoffen hat nur 10 458 466 wird, auf einem in einem hohen Schornstein auslaufenden Doll. gegen 17 841 882 Doll. im März 1883, von Pro- Feuerherde, während der ganze, äußerlich lokomotivähnliche pifionen nur 5610 905 Doll. gegen 10 434 325 Doll. bes fragen Ein Vergleich für die ersten 3 Monate 1884 und 1883 ergiebt:
Brodstoffe Provifionen
1884 Doll. 32 827 514 21 657 582 Busammen Doll. 54 485 096 Für die ersten drei Quartale des Fiskaljahres
13
Vergleich nicht ganz so ungünstig:
Brodstoffe
Gas Provifionen
1883 49 450 469 31 205 190 80 665 659 stellt sich der
stube. Zwei Gäste, die in einer dunklen Ecke des Ladens saßen, hatten den Kaffengriff bemerkt und fragten den Wirth bei sei nem Eintreten, ob die alte Dame das Recht habe, Geld aus der Kaffe zu nehmen. Der Gefragte war im ersten Augenblick verblüfft, dann aber rief er die Verdächtige, die sich im höchsten Grade empört stellte, daß man ihr einen Diebstahl zutrauen tönne. Die beiden Gäste waren aber ihrer Sache zu gewiß und bestanden, um nicht selbst in den Verdacht des Diebstahls zu kommen, darauf, daß ein Schußmann zur Visitation der Alten ge holt wurde. Der Beamte fand in ihrer Kleidertasche nichts weiter als ein Taschenmesser, welches der Wirth an einer abgebrochenen Klingenspipe als sein Eigenthum erkannte. Die alte Frau erflärte, fie habe das Meffer nur eingesteckt, um es auf dem Kirchhof zu benutzen. Darauf bekam fie plöglich Bahnschmerzen und ging nach der Küche. Nach ihrem Wiedereintritt fam auch bald die Köchin und flüsterte ihrem Herrn zu, fie habe gesehen, wie die Frau Inspektor etwas aus dem Mund genommen und unters Holz gelegt habe. Sie, die Köchin, habe gleich darauf nachgesehen und 11 Mart gefunden, die fie dem Wirthe übers brachte. Jezt behauptete nun die Besucherin aus der Papenstraße, die Köchin werde wohl selbst das Geld bei Seite gebracht haben und benuge nun die Gelegenheit, um die gefähr lichen Silberstücke mit guter Manier wieder los zu werden. Der Schußmann nahm nun die Frau Inspektorin, die, nebenbei bemerkt, das 70. Lebensjahr schon überschritten, mit nach dem Polizeiamt und von dort wurde, wie die B.- 3." erzählt, Der Staatsanwalschaft zur weiteren Verfolgung der Sache An
Apparat von Pferden fortbewegt wird, gehören zu den bedentlichsten Erscheinungen in unseren Straßen. Mitten in dem Wagengewühl bewegen sich diese rauchenden Gefährte mit ihren glühenden Feuerheerden und dem kochenden Inhalt des Kessels; fede Karambolage mit solchem Wagen fann verhängnißvoll werden. Einen fleinen Vorgeschmack, was durch solchen Asphaltwagen herbeigeführt werden kann, hatten die Baffanten geftern früh am Morigplaz zu beobachten Gelegenheit. Eine mit Kornfäcken hochgethürmte Fuhre verlor einige der gefüllten Säcke, die sich öffneten, wodurch das Korn zu Boden fiel und hierbei sich auch über das Pferd eines solchen Asphaltfuhrwerks ergoß, das, ein fräftiges und erregbares Thier, eine ganz unver fennbare Neigung zum Durchgehen an den Tag legte, moran es nur durch schnelles Buspringen einiger beherzter Männer gehindert wurde. Man stelle sich aber einmal die Folgen eines folchen, doch immerhin leicht möglichen Falles vor, welches Un- zeige gemacht. heil müßte ein solches dahintasendes Fuhrwert mit der fochenden Asphaltmasse und dem Feuerbrande anrichten? Auch auf großen Rollwagen fieht man nicht selten geheizte Asphaltfochapparate transportiren, bei denen dann die erwähnte Gefahr natürlich noch größer ist. Hoffentlich genügen diese Andeutungen, um für den Straßenverkehr die erforderlichen Sicher das Kind in den Brunnen gefallen ist.
g. Vor dem Hauptpoftgebäude in der Königstraße ereignete fich gestern Nachmittag durch das unfinnig schnelle Fahren eines Schlächterfuhrweils ein bedauerliches Unglück, das, um endlich einmal in Bezug auf dies ruchlose Verfahren einErempel zu statuiren, eine ernste Strafe des Uebelthäters erfordert. Der Bostbeamte M. war mit einem Freunde gerade aus dem Portal des Hauptpoftgebäudes auf das Trottoir getreten und wollte, nachdem er sich von dem Freunde verabschiedet hatte, den Straßendamm überschreiten, als in schnellster Carriére ein Schlächtergefährt daherkam, dessen Pferd den M. zu Boden schleuderte, worauf der Wagen über den Unglüdlichen hinwegging. M., der besonders an der rechten Seite des Körpers von Den Rädern gestreift wurde und hierdurch starke Verlegungen im Geficht und am Halse erlitten hatte, wurde in die Pförtnerstube des Hauptpoftgebäudes getragen, worauf man den Heilgehülfen Höfer von der 1. Sanitätswache herbeirief, der dem Verlegten die erforderliche Hülfe leistete und die weiteren Anordnungen traf. Der Kutscher, der das Unglück verschuldet, wurde festgehalten und seine Personalien notirt.
1883/84 1882183 Doll. 120 798 940 167 273 025 83 375 160 77 431 423 Bufammen Doll. 204 174 100 244 704 448 Die schlechten Beiten, denen unsere Handelswelt seit der weiten Hälfte 1881 unterworfen gewesen, werden fich in dieser Beziehung ersprießlicher erweisen, als die vorangegangenen Jahre überſtürzter, wenn auch mit augenblicklichem Erfolge gefrönter Spekulation. Jedermann ist vorsichtiger in seinen Unternehmungen geworden und jezt zu Betrachtungen veranlaßt, welche Gründe die Reaktion herbeigeführt haben. Da tritt ihm vor allem vor die Augen, daß die Bafts aller Werthverhältnisse in den Vereinigten Staaten auf ein niedriges Niveau herabtommen muß, um sie auf die Dauer im Welthandel tonfur- heitsmaßregeln zu veranlassen und nicht erst zu warten, bis renzfähig zu machen. Ist der Farmer und Arbeiter im Stande, fich feine Lebensbedürfnisse billiger einstellen zu können, zu welchem Bwede es dringend einer graduellen Abschaffung Der Bölle bedarf, in erster Linie derjenigen auf alle Roh materialien und die auf Lurusartikel ausgenommen, so wird der Eine auch feine Produkte billiger abgeben und der Andere feine Arbeit zu niedrigerem Lohnsatz verrichten können. Nimmt unser Land ferner in gleichem Verhältniß an Bevölkerung zu, wie es dies in den legten Jahrzehnten gethan, so werden wir so wie fo bald aus der ersten Etappe unserer Entwickelung herauskommen, und anstatt der Ackerbau- und Viehzucht- Probukte, die alsdann im Lande selbst zum Consum gelangen werden, die Industrien auf eine derartige Vervollkommnung bringen müssen, um deren Erzeugnissen am Weltmarkte die jezt noch von ersteren Produkten eingenommene leitende Stellung zu verschaffen. Darin liegt die zukünftige Ge staltung unserer Prosperität, und dafür bieten uns die reichen Ressourcen unseres Landes begründete Aussicht.- Andere ebenso wichtige Punkte bieten sich bei einer Untersuchung der Gründe der jegt herrschenden Geschäftscalamität bar. Das Monopolwesen, befördert durch Concentrirung enormer Capitalien in wenig Händen, hat zu tiefe Wurzeln bei uns gefchlagen. Schon hebt eine im Bewußtsein ihres Rechts immer mächtiger anwachsende Bewegung im Lande ihr Haupt zur Stürzung aller corrupten Politiker, und die Söhne reicher Leute werden mehr dazu erzogen, gemeinnügigen Studien und Beschäftigungen obzuliegen, als ausschließlich auf die weitere Vergrößerung der väterlichen Schäße zu finnen. Je mehr die Anbetung des allmihgty dollar" als einzigen Gottes verschwindet, um so cher werden unsere wirthschaftlichen und socialen Verhältnisse fich erfreulicher gestalten. Dann ist es die feit Febrruar 1878 im Schwunge befindliche Prägung von Silber- Dollars, deren Einstellung oder wenigstens temporäre Suspendirung jedem nicht am Silberschwindel Interesfirten fich als unbedingte Nothwendigkeit ergiebt. Leider trifft der Kongreß, trop aller ihm von Lompetenter Seite gemachten Vorstellungen über die Gefahren, welchen er das Land durch Säumniß in der Sache auslegt, feine Anstalten, in der jegigen Session Abhilfe zu Schaffen. Auch das Verlangen nach einem nationalen Bankerott Gesez tritt immer stärker auf. Für baldigen Erlaß eines solchen
Der Tyrann.
N. Von den Singhalesen. Circa tausend Waisenkinder und fünf tausend Schultinder besuchten im Laufe des gestrigen Vormittags die Hagenbeck 'sche Singhalesen- Karawane im naffen Dreieck des Ausstellungsparks. Der Besuch war gestern in Folge des günstigen Wetters ein ganz überraschender; bis zum Abend hatten 12 000 Erwachsene die Kaffen und Kontrollen paffirt. Da die braunen Gäfte unwiderruflich Berlin Ende dieser resp. Anfang nächster Woche verlassen, so dürfte allen Denjenigen, denen es bisher noch nicht vergönnt war die Singhalesen zu sehen, dringend anzurathen sein diesen Besuch schleunigst nachzuholen.
Frau Inspektor Langfinger. Zu einem Restaurateur
in der Pionierstraße tam öfter eine alte Dame zum Besuch. Sie fannte den Eigenthümer des Geschäfts noch von der früheren Wohnung und wurde immer freundlich empfangen. Daß fie durch alle Wohnräume und auch in den Laden ging, um, wie sie sagte, sich die Einrichtung anzusehen, fiel Niemand auf. Die Frau Inspektor", wie fie fich nennen ließ, galt hier ge wiffermassen als Respektsperson. Gestern tam sie wieder zum Besuch; als sie sich unbeachtet glaubte, zog fie schnell die Laden
es ist. Des Morgens hat er bis fteben Uhr Geduld und verhält sich in dem Nebenzimmer, wo er die Nacht zubringt, ganz ruhig. Wenn aber nach Sieben Niemand erscheint, der den Käfig in mein Bimmer trägt, fängt er an zu schmettern, daß Einem die Dhren gellen.
( Ein Beitrag zum Umgang mit Kanarienvögeln.) Kleine Tyrannen find ärger als große; diesen kann man im schlimmsten Falle aus dem Wege geben, jenen aber ent rinnen wir nicht, zumal wenn fie die Macht ihrer Herrschaft Es ist ein fast allgemeiner Wahn, daß die Vögel, wenn fie aus fingen, luftig seien; gerade das Gegentheil ist der Fall, denn sie So geht es mir mit meinem Kanarienvogel. Schon lange fingen, um einem Verlangen oder einem Merger Ausdruck zu geben,
hätte ich diesem gelben Geschöpf in der Entrüftung über sein unqualifizirbares Benehmen und seine Herrschsucht was an gethan, aber ich bringe es nicht über's Herz, faffe mich in den schändlichen Kerl sehr lieb. Wir befizen ihn nun schon 5 Der Beit ein angenehmes, in allen Beziehungen ausgeglichenes Busammenleben gestaltet habe.
Doch dies
und der einsame Kanarienvogel, der keine Gefährtin hat, singt, um eine herbeizulocken, den ganzen Tag und es blutet ihm das Herz dabei, und wenn am Abend, trop seines Schreiens, noch immer feine erscheint, steckt er das gelbe Köpfchen voll Gram unter sein Gefieder. Ich finde es erbarmungs
los, einen Kanarienvogel allein au laffen. Allerdings geht er,
zu Jahr wird er übermüthiger und rücksichtsloser und ift feineswegs der Fall; im Gegentheil, von Jahr führt sich manchmal ich kann den Ausdruck nicht vermeiden wie eine Bestie auf, so daß ich, wenn größerer Verdruß will davon, obwohl mein Herz vor Unmuth pocht, in Gelaffen- vorhanden ist, und man hat da nichts Eiligeres zu thun, heit berichten und nichts als die Wahrheit sagen.
Wie er mir mein Leben verbittert, will ich gleich sagen. Er verlangt, daß ich mich immerfort in der Nähe seines Käfigs es ist ein großes, langes Vogelhaus, in deffen einer Ede jezt sein Weibchen mit ausgespreiztem Gefteder und schwer athmend fist und brütet aufhalte und mir, ihm ganz einerlei womit, zu schaffen mache. Die Langweile soll ich ihm vertreiben, dazu bin ich gerade gut genug. Aber es geht ja doch nicht immer, ich habe meinen Beruf, wie er den
was
er
Ton angeben zu fönnen. Mein winziger gelber Vogel glaubt, im Hause den Er hat Alles, geräumigen Käfig, in dem
braucht,
einen
er fich
wie zu Hause fühlt, eine niedliche Gefährtin mit den Stirniransen, die jest so modern find, hochquellenwaffer zum Baden und zum Trinken, neben seinem gewöhnlichen Futter alle Leckerbiffen, die nur irgend ihm zuträglich find, wie Salat, Radieschen, Eier, Obst und junge Hanfstengel, die er mit Leidenschaft verzehrt und die ich eigens für ihn züchte. Bei alledem ist er doch nicht zufrieden, denn sein Hauptverlangen,
N. Ein recht gefahrboller Brand fand gestein Abend in der 9. Stunde auf dem Grundstück Dresdenerstraße 80 statt. Hier befindet sich auf dem zweiten Hofe im Keller des Quergebäudes die chemische Fabrit von E., die sich speziell damit beschäftigt, Stoffe unverbrennlich zu machen. Bei Herstellung der nöthigen Präparate war gestern Abend plöglich der in einem Refsel befindliche Lack übergekocht, in Folge deffen der ganze Keller in Flammen gerieth. Die herbeigerufene Feuerwehr hatte mit einer Dampfspriße 1 Stunde zu löschen, während die Aufräumungsarbeiten fich über 1 Stunde hinzogen. Ein zweites Feuer fand in der elften Stunde auf dem Grundstück Landsbergerplay 1 statt. In der dort in der britten Etage belegenen Wohnung eines Schneidermeisters Grzeszek waren Betten und Mobiliargegenstände in Brand gerathen. Die sofort herbeigerufene Feuerwehr hatte mit dem Ablöschen nur furze Zeit zu thun.
g. In Folge Genusses einer schlechten Gans find vor Kurzem fünf Personen einer in der Klosterstraße wohnenden Familie an der Ruhr erkrankt. Zuerst stellten sich die Krankheitssymptome bei nur zwei Personen ein, dann erkrantten aber auch noch die übrigen drei Personen, welche von dem Gänsefleisch genossen hatten. Die Patienten befinden sich gegenwärtig noch in ärztlicher Behandlung.
N. Sturz von der Treppe. Das Haus Gollnowstr. 40 war gestern Abend der Schauplag eines beklagenswerthen Unglüdsfalles. Ein unbekannter anständig gekleideter Mann,
der fich aus noch nicht ermittelter Veranlassung auf i zu thun machte, hatte dort, obwohl die Treppe g leuchtet gewesen sein soll, das Unglück fehl zu tret Treppe herabzustürzen. Er erlitt dabei so schwere Ve daß er in bewußtlofem Bustande auf der Erde I funden und nach dem Städtischen Allgemeinen Kra geschafft werden mußte. Wer der Unbekannte war, wa nicht zu ermitteln, da er feine Legitimationspapiere führte.
Gerichts- Zeitung.
Ein Referat über eine Gerichtsverhandlung la einer Privattlage der Wittwe Marie Louise John gegen den Redakteur der Freien Zeitung", Gustav Baeder, zu Grunde, welche heute vor der 98. Abtheilung des hiesigen Schöffengerichts verhandelt wurde. Am 21. April d. J. wurde gegen die Klägerin eine Anklage wegen Beleidigung des Sefretärs Agte von der Sittenpolizei verhandelt, welche mit der Verurtheilung derselben zu 150 M. event. 15 Tagen endete. Ueber diese Verhandlung brachten die hiesigen Blätter, dar
von
denn erstens möchte der Tyrann über eine so schnöde Maßregelung rasend werden, auch seinen Born an dem Weibchen auslaffen, und zweitens könnte dieses, durch die ungewohnte sein wüthendes Toben scheu gemacht, Umgebung und und den Eiern aufspringen fich nicht wieder darauf niederlassen. Daher bleibt mir feine Wahl. Sobald ich mich angekleidet habe, gehe ich in mein Bimmer und dann wird der Käfig gebracht. Er hat seinen Blag vor einem Fenster, durch das die Morgensonne, von Schlinggewächs und andern traulichen Blätterpflanzen in einen durchfichtig grünen Schleier umgewandelt, hereintommt. Das gefällt dem Gnädigen. Er wirft mir einen Seitenblick mit dem Ausdruck der allerhöchsten Befriedigung zu, sucht sich dann einen Plaz aus, wo die Sonne doch noch rein durch die Blätter bricht, läßt fie fich auf dem Buckel scheinen, bläht fich auf, zieht den Kopf in den Kragen hinein und blinzelt dabei mit den Augen, den verdächtigen. Nebenbei gefagt, bat er über zehnerlei Arten, mich anzublicken: bittend, manchmal furchtsam, liebevoll, zufrieden, sogar dankbar, minder zufrieden, gleichgültig, verschmißt, geringschäßend, mit falter Kritif, in souveräner Herablaffung; dann wieder verlangend, Salat heischend, Kirschen fordernd, zornig, wenn fie nicht sogleich herbeigebracht werden, voll Migachtung und vernichtend.
wenn er ein Weibchen hat, nicht immer gar sanft mit ihr um. Mein Tyrann behandelt seine Gefährtin nicht viel besser, als er mich behandelt; zuweilen macht er fie fürchterlich herunter und wenn er vor Born außer sich kommt, werden seine Töne raub und träbend, so namentlich im Frühling, wenn er glaubt, daß die Zeit, das Nest zu bauen, gekommen sei. Dann mißt er ihr offenbar die Schuld zu, daß lein Material zum Bau als in der Ede des Käfigs einen fleinen, mit Beug ausgefütterten Korb anzubringen mit allerhand Flaum von Linnen und Wolle. Dann ist er rubig, giebt sogar seinen Zon höchster Befriedigung von fich, der ganz futs!" lautet. Gobalo das Nest gut befestigt ist, springen beide auf dessen Rand, blicken hinein, wenden den Kopf hin und her, betrachten es abwechselnd mit dem linken und dem rechten Auge und reden mit einander. Daß die Vögel sich durch Töne verständigen, daran ist kein Zweifel; ich selbst lenne bei meinem Baar ungefähr 20 Töne, die ebensoviel verschiedene Angelegenheiten bedeuten, wie viel mehr müssen dem Paare nicht unter fich zu Gebote stehen, deren Verständniß mir verschloffen bleibt. Aber alle diese Töne find nur furz im Verschnitt gewidmet wird. Da wartet er nicht die fünf Minuter gleich zu dem langgezogenen Singen und Schmettern, das, wie gefagt, mit Unrecht als Ausdruck der Fröhlichkeit hingenommen wird. Wenn die Vögel zufrieden sind, lassen sie wenig von fich hören.
Also um sieben Uhr muß ich aufstehen, ob ich noch so spät in der Nacht gearbeitet oder aus einer Gesellschaft heim gelommen bin. Darauf nimmt er feine Rücksicht. Es heißt
bas aber natürlich nicht immer erfüllt werden kann, besteht daher gute Miene zum bösen Spiel machen und gehorchen.
eben darin, daß ich mich nicht weit von seinem Käfig entferne. Was ich dabei platterdings nicht begreifen kann, ist, daß er zu verschiedenen Stunden des Tages genau weiß, wie viel Uhr
Hier könnte Jemand sagen, man würde sich ja leicht dadurch helfen, daß man den Käfig in eine entlegene Stube trägt, aus der das Betergeschrei nicht herüberschallt; allein das geht nicht,
Ich bin froh, daß der gelbe Knirps hinter Schloß und Riegel figt und ohne meinen Willen aus dem weißladirten Gitter nicht her vor fann, sonst würde es mir vielleicht einmal übel genug ergehen. Während er sich mit aufgefträubtem Gefieder sonnt, muß ich die Ruhepause zum Frühstück benußen, das ungefähr fteben Schritte von seinem Käfig aufgetischt wird. Mich dabei niederzulaffen, gibt er mir durchschnittlich fünf Minuten Zeit. Dauert es länger, so springt er von seinem sonnigen Play weg, fommt vorn an das Gitter, pfeift mich an und gibt nicht eher Ruhe, als bis ich aufstehe. Nur wenn zum Frühstüd Eier aufgetragen werden, macht er eine Ausnahme, denn er er fennt sie sogleich von ferne und weiß, daß ihm der erste An
ab, sondern springt sogleich auf und ist von dem ihm hinein gelegten Stück abwechselnd aus dem Weißen und dem Gelben. Shm zuliebe laffe ich mir die Eier nicht fernweich fochen, wie ich ste mag, sondern mehr hart, nach seinem Willen. Was fol man thun, wenn man Frieden haben will in der Welt! Die Beitung und meine Bücher muß ich in der Nähe seines Käfigs lesen, sonst ist das Unglück fertig; dabei blickt er mich forschent an, ob ich wohl wagen werde, vom Seffel aufzustehen. Weh mir, wenn ich im Hintergrund der Stube, wo die Bücher stehen oder im Nebenzimmer zu thun habe und mich dort län ger als eine halbe Minute aufhalte; dann macht er mic