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Mischen Religionsgemeinschaft vorliege. Der jüdische GotteS- begriff sei jo ein anderer als der christliche, er werde aber gleichfalls durch das Slrafgesetzbuch vor Beschimpfungen ge- schützt. Nach der von dem Reichsgericht in seinem Erkenntnisse aufgestellten Rechtstheorie habe der Angeklagte verurtheilt werde» müsse», da er zweifellos das Bewußtsein von dem beschimpfenden Charakter seiner nicht gegen die Raffe, sondern gegen die Re- ligionsgesellschaft gerichteten Angriffe gehabt habe. Was das Strafmaß anlange, so habe der Gerichtshof erwogen, daß tiberall, wo der Weg der Beschinipfung und Verhetzung geivählt werde, eine scharfe Strafe am Platze sei. Ter Prozeß gegen den Bankier Polke wird Voraussicht- lich eine neue Auslage erleben. Als Polke vor einigen Jahren sreigespro.ben wurde, begab er sich nach Paris . Der Staats- anwalt legte mit Erfolg Revision ein, Polke weigerte sich in- dessen, nach Berlin zurückzukehren, indem er angab, daß sein geistiger und körperlicher Znstand seine Rückreise und eine er- iteute Verhandlung nicht gestatte. Der Antrag der deutschen Re- giernng auf Auslieferung Polke's wurde seitens der französischen Behörden abgelehnt, weil die dortigen Aerzte Polke eben- falls nicht für verhandlungssähig erklärten. Diesem Gut- achten schloß sich der Sanitätsrath Dr. M i t t e n z w e i g, welcher zur Untersuchung Polke's nach Paris gesandt wurde, an, worauf das Verfahren einstweilen eingestellt werden mußte. Jetzt ist Polke plötzlich aus freien Stücken nach Berlin zurück- gekehrt und hat selbst die erneute Verhandlung gegen sich be- antragt, indem er behauptet, daß sein Zustand sich nunmehr ge- bessert hat. Es wird abzuwarten sein, ob seinem Antrage stattgegeben wird. Tie Unterbcamten des königlichen Gefängnisses in Kottbus hatten am 1. Okiober die z e h n st ü n d i g e Dienst- zeit bekommen. Die Freude darüber ist aber nicht von langer Daner gewesen, denn, wie jetzt gemeldet wird, ist am Montag, wieder die IZstündige Dienstzeit eingeführt worden, weil die Regierung die Mehreinstellung eines Aufsehers und zweier Aufseherinnen nicht bewilligt habe. Am 1. April nächsten Jahres soll die zehnstündige Dienstzeit aberendgiltig" eingeführt werden. In der Angelegenheit des Opalenitzae- Krawalls ist die Verhandlung vor dem Schwurgericht zu M e s e r i tz auf den 28. und 29. d. M. anberaumt worden. Tie Anklage richtet sich gegen neun Personen, von denen sich sieben in Hast befinden. I» Elbing wurde am Dienstag vor dem Schwurgerichte gegen den Fischer und Eigenthümer Gottschalk, dessen Ehe- frau und Sohn verhandelt. Die Angeklagten hatten in der Nacht vom 4. zum 5. August d. I. in Zeyers-Vorderkampcn Feuer an- , gelegt, durch welches die aus sechs Personen bestehende Familie S a l e w s k i ums Leben kam. Gottschalk sen. wurde zu lebens- länglichem, seine Ehefrau zu 7 Jahren Zuchthaus und der 16 Jahre alle Sohn zu 7 Jahren Gefängniß verurtheilt. Der Bernstein -Monopol-Prozeß, den die Firma Stantien und Becker in Königsberg i. Pr. gegen den Fabrikanten Westphal in Stolp angestrengt hatte, kommt am 28. Oktober in der Revisionsinstanz vor dem Reichsgericht zur Verhandlung. In der Verhandlung am Id. Mai d. I. ist bekanntlich von der Straf- kammer zu Stolp auf Freisprechung des Kausmauns Westphal erkannt worden. In Kiel verurtheilte die Strafkammer gestern die Werft- angestellten Lieger und Köhn wegen Diebstahls auf der kaiser- lichen Werft, und zwar ersteren zu zweijähriger Zuchthausstrafe, letzteren zu Gefängnißstrafe von einem Jahre. In dem Dnellprozeß zu Düsseldorf , über den wir gester» einleitend berichteten, kam man an dem ersten Sitzungstage nicht über die Vernehmungen von Angeklagten und Zeugen hinaus. Der Angeklagte Freiherr v. Ehrhardt gab seiner spiritistischen Ueberzeugung lebhasten Ausdruck und erzählte dem Gerichtshof, daß er vom Premterlieutenant v. Kamptz darauf aufmerksam ge- macht worden wäre, daß sein Gegner Dr. Eivers nicht Offizier sei. Es besteht nämlich eineAllerhöchste Be- stimmung", wonach ein Offizier, der den Gegner nicht für satisfaktionsfähig halte, nicht nöthig habe, die Ablehnung der Herausforderung dem Ehrenralh anzuzeigen, wenn der Herausfordernde nicht Offizier sei. Als jedoch Dr. Ewers auf seiner Herausforderung beharrte, niachte er doch dem Ehrenrath Anzeige. Dieser hat de» Dr. Ewers bekanntlich für fatisfaktionsfähig erklärt. Hätte ich, so erklärte der Angeklagte, den Dr. Eivers für fatisfaktionsfähig gehalten, dann hätte ich, gemäß den Anschauungen, die nun einmal in dem Offiziers stände noch herrschen, ohne weiteres der Herausforderung entsprochen. Allein ich habe eine große Familie und habe außerdem noch drei Familien zu unterstützen, ich hielt es deshalb nicht für richtig, daß ich mich leichtfertig einem jungen Manne zur Disposition stellen solle. Der 23jährige Angeklagte Hecker be- kennt sich schuldig, in der Strafsache dem Landesrath Schmidt eine Ohrfeige gegeben zu haben. Der Präsident hält dem Ange- klagten vor, daß er eiligst davon gelaufen sei, als er die Ohr- feige verabfolgt hätte. Die weitere Verhandlung dreht sich um die wichtige Frage, ob Ewers satisfaktionsfähig sei. Dieser er- zählt am Schluß in fast humorvoller Weise, wie er sich in der spiritistischen Sitzung benommen habe. GemevkMttfiliches. Achtung, Arbeiter Berlins ! Bis jetzt ist von den aus- gesperrten städtischen GaSarbeitern noch niemand wieder eingestellt worden. Die Ausgesperrten, welche durch- gängig Familienväter sind, erhalten trotz ihrer Bemühungen auch anderwärts keine Arbeit, so daß eS den Anschein nimmt, als wenn andere Dinge hier mit im Spiele sind. Wir bitten daher, die Sammlungen für die Ausgesperrten fleißig fortzusetzen und die gesammelten Gelder sofort an das Gewerkschasts-Bureau (Adresse: R. Millarg, Annenstr. 16) abführen zu wollen. Das Streikkomitee. Aufruf an die Lederarbeiter aller Länder. (Weißgerber, Lohgerber, Lederfärber«.) Laut Beschluß der internationalen Konferenz hat sich das internationale Sekretariat konstitnirt und besteht aus den Kollege» Kuske, Brinkmann und M. Arendt in Berlin . Dasselbe fordert Euch nun auf. in allen Ländern, gemäß der von der Konserenz in Berlin beschlossenen Re- solution die Wahl der Korrespondenten zu voll- ziehen, damit eine ständige Fühlung hergestellt wird und die Agitation in Fluß gebracht werden kann. Die erwähnte Re- solution lautet:Als weiteres Mittel zum Zweck beschließt die internationale Konferenz die Einsetzung eines internationalen Sekretariats, welches als Zentralstelle für die ständig in alle» Ländern vorzunehmende Propaganda zur Förderung der Leder- ardeiter-Bewegung zu betrachten ist. Die Koufereuz hält es für nothwendig, daß jedes Land 5torrespoudenten bestimmt, welche die schriftliche» Arbeiten des betreffende» Landes in Beziehung aus die internationale Agitation mit dem internationalen Sekretariat vorzunehmen haben. Jede Organisation regelt und ordnet ihre Angelegenheiten selbst, und sind die Kosten des internationalen Sekretariats prozentual von jedem Lande zu tragen. DaS Sekretariat ist mit dem I. Oktober 1896 in kraft getreten." Die A d r e s s e n der Korrespondenten sind schleunigst zur Veröffentlichung im Vereinsblatt einzusenden. Betreffs der Agitation im allgemeinen ist es wohl am besten, wenn jedes Land innerhalb seiner Grenzen die Agitation selber betreibt. Alle Vorgänge, Differenzen müssen dem Sekretariat zur Kenntniß gebracht werden, auch darf fortan keine Lohnbewegung mehr stattfinden, die nicht zur Kennt- » aller betheiligten Länder gekommen ist, und haben die Kollegen (Korrespondenten) bei allen diesen Anlässen rechtzeitig und aus- führlich dem internationalen Sekretariat Bericht zu erstatten. Auf diese Weise wird es uns auch gelingen, die kämpfenden Kollegen rechtzeitig zu unterstützen und den Zuzug von Arbeits- krästen fern zu halten. Alle das internationale Sekretariat betreffenden Zuschriften sind zn richten an G u st a v K» s k e in Berlin , Lortzingstr. 84, Hof 4 Tr. Mit kollegialem Gruß Das internationale Sekretariat. Alle Arbeiterblätter des In- und Auslandes werden um Abdruck gebeten. Tie Vereinbarung über die Beendigung des Lauter- bcrger Stnhlarbeiter-Streiks liegt nunmehr im Wortlaut vor. Wir geben sie zur näheren Information hiermit wieder: wischen den Unterzeichneten wird folgendes vereinbart: ie unterzeichneten Stuhlfabrikanten stellen sämmtliche Streikenden ohne Rücksicht aus ibre Betheiligung an der Streik- leitung und soweit Plätze und Arbeit vorhanden sind, wieder ein; jeder Eingestellte unterschreibt de» Eintrittsrevers, jedoch soll die Unterschrift nur soweit gillig sein. als der Revers nach Ablauf von vierzehn Tagen nach der Wiedereiiistellung jedem einzeliieii Arbeiter wieder eingehändigt und die Unter- schrift kassirt wird. Ebenso steht es auch während dieser 14 Tage jedem Arbeiter frei, seine Beiträge an den Holzarbeiter- Verband zu entrichten. Die unterzeichneten Vertreter des Holzarbeiter- Verbandes erklären, daß der Bevollmächtigte Erfurlh bis Ablauf dieser Frist den Slreikbereich verlassen hat, womit der Stein des Anstoßes aus dem Wege geräumt, und ferner, daß die Klage gegen die Streikbrecher aus Rückzahlung der erhaltenen Unterstützung zurück- genommen wird. Ferner erklären die unterzeichneten Fabrikanten, daß sie die späteren Leiter des Verbandes am Orte weder maßregeln, noch ihnen sonst in ihrem Broterwerbe Hindernisse in den Weg legen werden. Lauterberg a. H., den 18. Oktober 1896. Zu dieser Angelegenheit wird uns von betheiligter Seite ge- schrieben: Der AnSgang des Streiks wird, nachdem der Kampf 23 Wochen von beiden Seite» mit seltener Ausdauer fast bis zur Erschöpfung geführt wurde, keineswegs überrasche». Die Ausständigen habe» mit anerkennenswerther Opfersreudigkeit bis zur Beilegung des Streiks ausgeharrt, und die Organisation stand de» bedrängten Arbeitern, die das Attentat auf ihr Koalitionsrecht zurückwiesen, mit bedeutenden Geldmitteln zur Seile. Hinter den Unternehmern bildete sich eine mächtige Koalition, deren Einfluß und Leistungsfähigkeit vielfach unter- schätzt wurde. So geschah es, daß die kleinen Fabrikanten eine sehr reichliche Unterstützung erhielten, die ihnen lieber war, als die volle Aufnahme der Arbeit. Ferner kam hinzu, daß während der langen Dauer des Streiks und be- sonders in letzter Zeit zahlreiche Streikbrecher angeworben wurden und wie es bei so langen Ausständen immer der Fall ist, die Möglichkeit eines günstigen Abschlusses sehr zweifelhaft erschien. Wenn nun die Organisation versuchte, eine Beilegung auch unter wenig günstigen Bedingungen zu erzielen, so wird man deshalb gegen sie keinen Vorivurf erheben. Der erste Theil des Vergleichs ist immerhin eine stillschweigende Anerkennung der Organisation, wenn auch die Fabrikanten ihrem Rachegefühl Ausdruck gaben und die Unterschrift unter dem Revers ver- langten, der in 14 Tagen ungiltig wird. Unerklärlich aber dürfte es bleiben, wie eine Organisation auf die Bedingung eingehen kann, die Ausweisung eines Mannes zu verlangen, der in voll- ständig unabhängiger Stellung sich befindet, in keiner der Fa- brike», die im Ausstand sich befanden, je in Beschäftigung stand, noch Anspruch auf solche machte. Hier liegt ein mehr politisches Moment zu gründe, denn die Unternehmer glauben, durch die Gewährung dieser Bedingung eine für die Arbeiterbewegung sehr thätige, von ihnen gehaßte Person un- schädlich zu machen. Es unterliegt keinem Zweifel, der Holz- arbeiter-Verband wird für eine hinreichende Unterstützung des Ausgewiesenen sorgen; aber es bleibt immerhin sehr beschämend für die Organisation, auf solche, die Arbeiterbeivegung ent- würdigende Bedingungen einzugehen. War die Beilegung des Streiks nur unter dieser Bedingung z» erzielen, dann wäre es besser gewesen, den Streit ohne jede Vereinbarung für beendet zu erklären. In Sachen des Kongresses lokalorganistrter Arbeiter hatte der Drechsler H. P o l u d n i k in B a r m e n iinBau- Handwerker" u. a.»iitgelheilt, daß derVorwärts" derartige» Mittheilungen verschlossen wäre. Das wurde imVorwärts" 26. September derb zurückgewiesen, mit der Bemerkung, daß weder von Poludnik oder von sonst jemand über den Kongreß irgend eine Mittheilung hierher gelangt sei, was aber, wie sich herausgestellt hat, ein Jrrthum war. Poludnik hat allerdings vor zirka 3/i Jahren, im Monat Januar eine den Kongreß anregende Mjttheilung demVorwärts" zur Ver- össenllichung übersandt, die mit der Begründung zurückgewiesen wurde, daß wir nicht dazu beitragen wollte», den Organisatiousstreit anzufachen. Da es sich damals nur um eine Anregung handelte, war dieser Standpunkt gerechtfertigt; nachdem der Allgemeine Arbeiterverein zu Barmen dem Projekt greifbare Gestalt gegeben hat, ist es dagegen publizistische Pflicht, der Sache zu erivahnen, was ja inzwischen unserseits wiederholt geschehen ist. Es war ein Jrrthum, wenn Poludnik infolge der Ablehunng seiner im Januar eingesandten Zuschrift zu der Meinung kam, derVorwärts" sei den Mit- theilungeu über die Kongreßangelegenheit verschloffen. Dadurch erledigt sich, was imVorwärts" vom 26. September daraus erividert ist. Die Maler Hannovers beschlossen, den Unternehmern einen Tarif vorzulegen, worin u. a. der Neunstluidentag. 43 Pf. Mindest-Stundenlohn, Bezahlung der Ueberstunden mit 25, der Sonntagsarbeit mit 50 pCt. Aufschlag, gänzlicher Abschaffung der Akkordarbeit und Lohnauszahlung Sonnabends aus der Arbeitsstätte gefordert wird. Der Tarif soll am Ib. März nächsten Jahres in kraft treten. I» Düsseldorf ist die von den Formern über die Firma Senf u. H e y e verhängt gewesene Sperre ausgehoben. Ver- anlassung dazu war einerseits der heranrückende Winter, anderer- seits das unsolidarische Verhalte» einiger Düsseldorfer und aus- wärliger Firmen. Von Gegnern der Bnchdrucker-Tarifgemeinschaft wurde in Leipzig am Sonntag eine Konserenz ab- gehalten, wo die Orte Leipzig , Hamburg , Berlin . Stuttgart , Halberstadt , Magdeburg , Würzen, Zwickau und Burgstädt vertreten waren. Aus Barmen. Brandenburg , Bremen , Kassel , Dresden , Erfurt , Frankfurt a. M.. Frankfurt a. O., Gießen, Hannover , Halle a. S., Marbu«. Naumburg , Würzburg und anderen Orten waren Zustimmung- schreiben eingelaufen. Es wurde eine Resolution angenommen.inhalts dessen die Konferenz erklärt,daß sie für die Mitglieder im Ver- bände das uneingeschränkte Recht der freien Meinungsäußerung und das Recht, für oder gegen die Tarifgemeinfchafl und die Reorganisation des Verbandes zu wirken, in Anspruch nimmt. aber es mit Entschiedenheit von sich weist, daß von einer Seile der Verbandsmitglieder eine Absonderung von der Gesammt- organisation erfolgen dürfe. Die Konferenz erblickt in der beschlossenen Tarifgemeinschaft die tiefste Schädigung des Verbandes und der Gehilfenschaft, und da dieselbe eine dauernde, den Verband zersetzende werden müßte, wenn die Tarifgemeinschaft unbehindert fortwirken würde, so hält sie es für unumgänglich nothwendig, daß eine ständige Gegenagitation in Fluß gehalten wird, um in statutarisch ordnungsmäßiger Weife die Tarifgemeinschaft zu beseitigen. Dem Mangel a» ge- iverkschaftlichem Selbstbewußtsein, demzufolge die dem Prinzip der Gewerkschaftsbewegung zuwiderlaufende Tarifgemeinschaft und deren Anhängsel eingegangen worden ist, muß abgeholfen und der Verband in diesem Geiste reorganisirt werden. Die Buchdrucker-Wacht" soll das Mittel sein, diese Bestrebungen zu fördern. Zu diesem Zweck empfiehlt die Konferenz allen Gegnern der Tarifgemeinschaft die Unlerstütznng derBuchdrucker-Wacht" durch Abonnements und Sammlungen für den Preßfonds. Schließlich legt die Konferenz Protest gegen den Ausschluß der an der Herausgabe und Verbreitung derBuchdrucker Wacht" betheiligten Mitglieder des Verbandes ein und spricht die Hoffnung aus, daß die Allgemeinheit der Verbandsmitglieder gegen diese, dem Statut widersprechende Maßregel des Verbandsvorstandes ihren Widerspruch bis zur Zurücknahme derselbe» zur Geltung bringen werde." Die Theilnehmer der Konferenz ersuche» ihre Gesinnung?- genossen, alle Buchdrucker, die dieser Resolution zustimmen, zur Unterschrift zu«"-anlassen und die Uuterschriftsbogen an Otto K r e s s i n in Leipzig , Mittelstr. 7, einzusenden. In Chemnitz wurden am Freitag in der Gießerei von H Escher 26 Former und Kernmacher aus- gesperrt. Zur Bcrgarbeiterbewegnng in Sachsen wird uns aus Zwickau unterm 26. Oktober mitgetheilt: Die Agitation unter den Bergarbeitern für Anschluß an den Deutschen B e r g- und Hütten arbeiter-Verband wird von den hiesigen Bergarbeitern jetzt energisch betriebe». Von hier ans ist auch das Z e i tz e r Braunkohlen-Revier mit Referente» beschickt worden. Gestern wurden in Schneeberg und in Z e m b s ch e n bei Zeitz Versanttnlungen abgehalten, die nicht erfolglos verlausen sind. Nächstens gedenkt Genosse Bunte ans Dortmund eine Agitations- reise»ach Sachsen zu unternehmen. In Heidelberg haben die Gehilfen der größeren Buch- dr uckereien wegen Nichleinsührung des neuen Tarifs ge- kündigt. I« Kanfbenre« fordert das Personal der Litho - graphischen Kun st an st alt(vormals Hans Kohler u. Co.) den Neunstundentng. 18 M. Minimalloh» für Lithographen und Steindrucker, Bezahlung der gesetzlichen Feiertage, Abschaffung der Ueberstunden, Unterlassung vo» Maßregelungen. Die Firma hat einen abschlägigen Bescheid ertheill. Aus Wie». Außer den 600 Arbeitern der Jntespinnerei und-Weberei in S immering haben auch sämmtliche 83S Ar­beiter der Ersten österreichischen Jntespinnerei in Florids- d o r f die Arbeit niedergelegt. Sie verlangten die Herabsetzung der 10>/s stündige» Arbeitszeit auf 16 Stunden, was abgelehnt wurde. Außer diesem wird jetzt noch verlangt: Sonnabends Arbeitsschluß um 5 Uhr nachmittags, die Mitglieder des Streik- komitees sollen nicht gemaßregelt, dagegen die Streikbrecher ent- lassen werde». Die Aussperrung der 1200 Tabakarbeiter in Schweden dauert fort. Die Fabrikanten haben auf die Anträge der Arbeiter ausweichende Antworten ertheilt. Der Vorstand des Tabakarbeiter- Verbandes erließ darauf ein Zirkular, worin u. a. folgendes aus- geführt wird:Wir haben nur verlangt, daß die Göteborger Fabrikanten annähernd dieselbe» Preise zahlen solle», wie sie an einer ganzen Reihe anderer Plätze bezahlt werden, darunter auch von mehreren Mitgliedern des Fabrikantenvereins. Wir haben damit nur einer Lohnreduklio» vorbeugen wollen. Dagegen haben wir von den anderen Fabriken keine Lohnerhöhung ver- langt. Die Fabrikanten sage», sie bedienen sich ihres gesetzlichen Rechtes, wenn sie die Arbeiter aussperren. Für die Kapitalisten sind eben alle Mittelgesetzlich". Bei uns würden diese Mittel unter das Streikbruchgesetz fallen." DaS ueue Gaswerk in Stockholm hat auf Ansuchen der Arbeiter die Arbeitszeit von 12 auf 8 Stunden herabgesetzt. In Berlin dagegen warten die Gas- arbeiter immer noch aufdie Ausführung der Ver- einbarung, die zwischen Magistrat und Arbeitern vor dem Einigungsamt des Gewerbegerichts zu stände kam. Der Streik der Arbeiter der Roggcnbrot-Fabriken in Kopenhagen ist beendet. In einer gemeinsamen Sitzung des Vorstandes des FachvereinS der Bäcker und der Leitung des Ringes machte» die Fabrikanten folgende Vorschläge: 26 bis 36 Kr. Wochenloh» für l2stü»dige Arbeitszeit(inkl. 2 Stunden Eßpausen), in welche», Fall jede besondere Bezahlung für lieber- stunden fortfallen soll, oder 22 bis 27 Kr. wöchentlich für 16 Stunden Arbeitszeit und 50 Oere für jede Ueberstunde. Die Ge- sellen nahmen das erste Angebot an. Ucbcr den Bergarbeiter-Streik in Grand' Combe, dessen Ende schon mitgetheilt wordo» ist, wird uns aus Paris ge- schrieben: Der Streit ist schneller beigelegt worden, als zu er- warten war, und zwar dank dem Eingreisen des Ministers der öffentlichen Arbeiten. Diesem ist es gelungen, die Gruben- verivaltung zum Nachgeben in Beziehung aus die Wieder- anstelluiig sämmtlicher Streikender zu bewegen. Damit ist der Angriff der Grubenbarone auf die Gewerkschaft abgeschlagen. Die Einmischung des Ministers zu gnnsten der Arbeiter ist um so bezeichnender, als das gegenwärtige Kabinet sonst seine ganze Politik nach dem Herzen der Bourgeoisie gestaltet. Die plötzliche Arbeiterfreundlichkeil" des Ministers dürfte aus den bevor- stehenden Wiederzusammentritt der Kammer zurück- zuführen sein. Der Minister hat denn auch nicht verfehlt, seine lobensiverthe That offiziös zu verkünden. Sozialos. Schätze im Walde. Unter diesem Titel bringt die Nunimer 83 der Böhmert'schenSozial- Korrespondenz" einen Artikel, der darüber klagt, daß dieSchätze" des Waldes von den»»bemittelte»" Leuten viel zu wenig benutzt werden. Unter denSchätzen" will der Arlilelschreiber die eßbaren Pilze, Preißel-, Heidel-, Him- und Brombeeren verstanden wissen. Von Ameiseneiern", Johannisblumen, dem Tausendgüldenkraut und dem Waldmeister hat er wohl»ie etwas gehört? Der Artikel stellt es weiter so dar. als ließen die unbemittelten Leute den größten Theil derSchätze" aus Faulheit und Dummheit im Walde verfaulen. Daß besonders bei den Pilzen das meiste un° genutzt zu gründe geht, ist Thatsache. Aber uicht die Un- bemittelten tragen daran die Schuld, sondern sehr bemittelte. sehr reiche Leute. Schon einige Meile» von Berlin wird jeder. der sich in derHaide" außerhalb der Straße treffen läßt, beim Kragen genommen. Und was geschieht draußen in der Provinz, wo man wirklich noch vonSchätzen" des Waldes reden kann? Hat nicht Jagdfererei und forst- wirthschaftlicher Unverstand Thäler, die durch Jahrhunderte begangen wurden, abgesperrt und verrammelt, daß auch nicht mehr der unschuldigste Tourist durchschlüpfen kann? Wen» man von den Slaatsforsten ganz absieht, wie viel Privalwälder sind denn für den Unbemitlellen überhaupt»och offen? Ein großer Theil der Waldherren läßt überhaupt nicht eine Katze mehr in sein Besitzthum. Andere wieder wollen auch aus den Aermsten noch ein paar Nickel herausquetschen. Und so geben sie Scheine aus, von 16 Pf. bis zu I Mark, die zum Pilzsuchen und Beeren- pflücken berechtigen. Dieses Vorgehen erbost»ach zwei Rich- tungen hin. Wenn etwas rar in den Walddörfern ist, so ist es baares Geld. Noch mehr Groll aber erzeugt die immerwährende Kontrolle. Im heurigen Sommer wurde in einem deutschen Mittelgebirge eine Frau beim Beerenpflücken vom Forstwart betroffen. Sie konnte einen Erlaubnißschein nicht vor-