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Nr. 159.

Beilage zum Berliner Volksblatt.

England und die deutschen Kolonien.

I.

Unter vorstehender Ueberschrift bringt die Allgemeine Beitung" einen Artikel, der sich durch große Kenntnisse der einschlägigen Verhältnisse auszeichnet und unsere Leser inter­effiren dürfte.

Man macht der großbritannischen Regierung, so heißt es nach einer kurzen Einleitung, mit Unrecht den Vorwurf der Ländergier. Wer die Geschichte ihrer Kolonien fennt, weiß, daß diese Regierung fast nie voranging, sondern, oft unwillig, ben fühnen Abenteurern folgte, welche aus Thatendurft oder auf der Jagd nach Gold aus ihrer engen Insel schwärmten, das Wikingerblut nicht verläugnend, welches in ihren Adern floß. Die Männer deutschen Stammes befizen als Erbgabe Den Kolonisationsinstinkt, der in einem Menschenalter blühende Gemeinwesen schafft, wo eben noch Büffel weideten oder Rängerubs über das spärliche Gras hüpften. Die Männer romanischer Abkunft dagegen wissen aus dem reichsten Lande nur wenig zu machen oder finten gar, wie es beispiels­weise mit den Portugiesen in Goa, Malatka, Mozambique und Loanda geschah, auf die Stufe der Eingeborenen herab, denen sie einst Land und Unabhängigkeit abgerungen hatten. Schade, daß der uralte Traum von der deutschen Macht fich so spät verwirklicht hat. Der beste Theil des Erdballs ift pergeben, faum daß man in hast noch einige wüste Rüften­striche, einige tropische, fiebergeschwängerte Dichungeln unter den Schutz der schwarz- weiß- rothen Flagge stellen tann, und doch freut man sich darüber, als sei dem deutschen Auswande tungsstrom ein neues Eldorado geöffnet, dem deutschen Export­handel ein neues Golkonda erschlossen. Schießen die tonium­fähigen Kolonisten über Nacht wie die Pilze aus der Erde empor? Glaubt man, daß unsere deutschen Auswanderer der glühenden Sonne an den Delflüssen des tropischen Afrika trogen, oder wie die Buschmänner das brackische Waffer der Karu durch Schilfftengel auffaugen werden, so lange ihnen die fetten Länder, die flaren Quellen und die freien Institutionen gemäßigter Bonen einladend winken? Fast sollte man es glau­ben, wenn man den findlichen Jubel der Maffen über diese neuen Errungenschaften hört. Wir wiffen nur wenig von der inneren Geschichte dieser Koloniegründungen, aber wir find überzeugt, daß der weise Staatsmann, welcher d.e deutsche Kolonialpolitik inaugurirt hat, am besten weiß, daß nicht sehr

viel daraus werden wird.

Den Jubel lönnte man ja allerdings ganz gern hinnehmen. Es giebt im modernen Staatsleben so verzweifelt wenig Grund zu einem allgemeinen Staatsbürgervergnügen, daß man sich bieses kleine wohl gönnen kann. Aber man sollte es nicht durch Anfeindung seines stammverwandten, natürlichen Bundesge­

noffen entwürdigen.

Und was ist denn die Wahrheit an jener britischen Miß­gunst, welche aus purer Angst vor deutscher Konkurrenz, scheel auf die deutschen Kolonien blicken und hinterrücks dagegen wühlen foll?

Soweit fie die großbritannische Regierung und den über­wiegend größeren Theil des Volkes betrifft, ist nicht ein Körn

Mittwoch, den 8. Oktober 1884.

will. Es giebt in feiner Rolonie ein Gesez, welches irgend Jemandem den Eintritt, den Aufenthalt und die Ausübung seines Gewerbes in derselben untersagt. Nur gegen ihre eige­nen Landsleute, welche. wie man es euphemistisch umschreibt, zum Wohle des Landes aus England d. h. als Sträflinge nach den Straffolonien exportirt worden waren, verschließen die auftralischen Kolonien streng ihre Pforten, wie fte es auch in entschiedener Weise gegen die Sträflinge der französischen Kolonie Neu- Kaledonien thun werden.

Wie viele geborene Deutsche nehmen nicht hohe und höchste Regierungsstellen in den Kolonien ein? Es saßen ihrer zwei bis vor wenigen Monaten zu gleicher Zeit in dem Kabinet der blühenden Kolonie Südaustralien , der eine als Unterrichtsminister, der andere als Minister der Kronländereien Unterrichtsminister, der andere als Minister der Kronländereien und öffentlichen Arbeiten. Ein deutscher Schriftsteller, welcher ießt seines Berufes wieder in seinem engeren Vaterlande Sachsen waltet, stand an der Spige des Erziehungswesens derselben Kolonie. Man hat eben dort keine Vorurtheile. Der Mann gilt, was er werth ist, und ist er es werth, so hebt man ihn empor, weß Landes Rind er auch immer sein möge.

Es ist begreiflich, wenn es dem deutschen Patrioten leid ist, daß seine ausgewanderten Landsleute, wie sehr fie auch in der ersten Generation an der alten Heimath hangen, doch sicher und unaufhaltsam in dem Gemeinwesen der neuen aufgehen. Es ist so, das kann nicht bestritten werden. Wir haben Nieder­laffungen in verschiedenen Erdtheilen fennen gelernt, in denen die Namen der Hauptorte, als Berlin , Hamburg , Löbethal, Hahndorf u. f. w., flar genug die Herkunft der Gründer kennzeichnen. Deutsche Bauernhäuser, oft behäbiger und größer, als ihre Vor­bilder in Schleften, am Rhein , an den Küsten der Nordsee , bilder in Schleften, am Rhein , an den Küsten der Nordsee , manchmal allerdings auch kleiner und ärmlicher, erheben ihre Giebeldächer auch unter dem Zeichen des füdlichen Kreuzes. Die Alten drinnen sprechen noch die alte Sprache im heimischen Dialekt, die Söhne vermischen sie schon reichlich mit der Lan­dessprache, die Enkel radebrechen in den heimischen Lauten mit den Großeltern. Der Deutsche schmiegt sich ein wenig zu leicht an das Neue an, wie es ihm schon Philander von Sittewald zur Beit des dreißigjährigen Krieges zum Vorwurfe gemacht hat. Die Jahrhunderte andauernde nationale Beriffenheit, welche sein Land zum Tummelplage der kriegerischen Horden ganz Europa's gemacht hatte, ließ in dem Deutschen das einst fo mächtige Nationalgefühl beinahe erlöschen. Es war der Fluch ihres Vaterlandes, daß viele seiner besten Söhne im Auslande erst und als Ausländer sich die Anerkennung er­werben konnten, die ihnen daheim nicht geworden wäre. Der Lord Northbrook, welcher zu dieser Zeit das Geschick Aegyp­ tens , soweit es von England abhängt, zu entscheiden hat, ist ein Baring und Nachkomme in der vierten Generation eines Bremenser Predigers; Göschen, der englische Staatsmann, vielbetrauerten Nachfolger des sprach, ist der Sohn eines Bre Lords Amphthill ſprach, menser Kaufmanns. Dieser Herr und noch ungezählte andere find allerdings Vollblut- Engländer geworden, wie so viele vor ihnen, welche unter weniger ehrenvollen Bedingungen im Gefolge der Welfenkönige oder der Maitreffen derselben gen England gezogen waren und deren Nachkommen heute als

von

den

man

als

Beers im Oberhause fizen.

Doch die Deutschen in den großbritannischen Kolonien werden oder Südafrikaner , je nach der Kolonie, welche fie fich erkoren haben. Es geht dort ein eigenthümlicher, höchst interessanter Verschmelzungsprozeß vor fich, welcher der Beachtung des Kultur­historikers wohl werth ist. Das Produkt ist ein stark individuli­firtes, freies, energisches und vom Mutterlande faktisch voll­

fann, daß von dem Ministerium der Kolonien in Downing nicht Engländer. Sie werden Neuseeländer , Kanadier , Australier Stueet auch nicht ein mißgünstiges Wörtchen über die deutschen Kolonialbestrebungen verloren worden ist. Wer das laissér faire, das Redtape- Verschleppungssystem dieser Behörde kennt, würde sich nicht wundern, wenn er hörte, daß Lord Derby, der Cright honourable Rolonialminister, erst aus seiner Times" am Reihen der Kolonialmächte getreten ist. Die anderen Minister, Gladstone, haben sicher noch weniger davon gewußt, bis jener Lärm in deutschen Blättern erhoben wurde, welche ihn zu der emphathischen Erklärung veranlaßte die den ganz besonderen Werth hat, daß sie wahr und ehrlich ist.

bungen einen guten Willen und nachbarliche Wünsche ent­

gegenbringe.

England kolonifirt in der That für die ganze Welt. Jeder Mann, irgendwelcher Nation, ist willkommen, findet Schutz, ist

kommen unabhängiges Gemeinwesen. Mit Ausnahme der wenigen und verhältnismäßig unbedeutenden Kron- Kolonien denen das Mutterland nur das eine Prärogativ beftyt,

find die großbritannischen Kolonien demokratische Staaten, in

ihnen den Stellvertreter des Souveräns, den Governor, der feine wirkliche politische Macht hat, zu senden, und über deren Parlamentsatte der Königin das Recht des Beto zusteht, welches

aber nicht auszuüben pflegt. So kommt es denn, daß Manches, was in dem Vereinigten Königreiche ungefeßlich, in den Kolonien gefeßlichlist, wie z. B. die Heirath zwischen Schwager und Schwägerin, welche in den australischen Kolonien feit Jahren durch die freie Entschließung ihrer Barlamente gesetzlich erlaubt, im Vereinigten Königreich aber heute noch gefeßlich uner­

1. Jahrgang.

treffenden Kolonien legitim und erbt ohne besondere testamen­tarische Verfügung. Besäßen seine E.tern ein im Mutterlande zu administrirendes Vermögen, so würde dasselbe Kind nur auf besondere testamentarische Verfügung und mit Abzug von zehn Prozent Erbsteuer erben; denn im Vereinigten Königreiche ist es ein Bastard.

Die Kolonien befizen auch das Recht, Ausländer in ihren Unterthanenverband aufzunehmen, aber nur innerhalb ihrer Grenzen. So kann beispielsweise ein Desterreicher Unterthan Threr Majestät der Königin in Neuseeland sein, ist es aber nicht in einer anderen Kolonie und ganz gewiß nicht im Ver­einigten Rönigreiche. Hierin ist die abgesonderte Stellung der Kolonien stillschweigend gekennzeichnet. In der That ist das Band, welches die Kolonien an das Mutterland bindet, haupt­sächlich aus Sentimentalitätsfäden die gewoben, ftch

mit jedem Jahre etwas abnußen und aus diesem oder jenem änßeren Grunde über Nacht reißen können. Man ist sich defen wohl bewußt, und das in den letzten Jahren laut gewordene Streben nach einer geordneten Zusammengehörigkeit des, Col­nial Empire" mit dem Mutterlande ist der Ausdruck dieses Bewußtseins.

Lokales.

Mit der Bildung von Ortskassen in Gemäßheit des § 16 des Reichsgeseges über die Krankenversicherung der Ar­beiter vom 15. Juni 1883 geht die hiesige Gemeindebehörde nunmehr vor, indem sie zur Erklärung über das entworfene Kaffenstatut die verficherungspflichtigen Personen und deren Arbeitgeber zu Versammlungen in den Bürgersaal des Rath hauses beruft. Für die im Photographengewerbe beschäftigten Personen fand eine solche bereits Montag statt. Dienstag folgt eine gleiche Versammlung für die im Gewerbe der Beherbergung und Erquickung( Gastwirthe, Restaurateure, Schant- und Speise wirthe) beschäftigten, Mittwoch eine solche für die im Gewerbe der Verfertigung von Mufit- Instrumenten, mit Ausnahme der Klaviere, beschäftigten Personen.

1. Die Verpfändung von Sparkassenbüchern pflegt gewöhnlichlich in fehr formloser Weise dadurch zu geschhen, daß bem Pfandgläubiger das Sparkassenbuch für eine Schuld über geben wird und der Gläubiger hält sich auf Grund des Ver­fahrens der Sparkasse, welche die Legitimation des Inhabers zu prüfen zwar berechtigt, aber nicht verpflichtet ist, befugt, den Schuldbetrag, wenn er zur Fälligkeitszeit nicht gezahlt wird, einfach von der Spartaffe zu erheben. Dies Verfahren ist nicht ohne Gefahr für den Gläubiger. Bei einem hiesigen Möbel­händler hatte die Ehefrau eines nach Berlin versezten Post­beamten verschiedene Möbel zur Ausstattung ihrer Wohnung gekauft, hatte den größeren Theil des Kaufpreises gezahlt und zur Sicherheit für den Rest, den fte in spätesteus vier Wochen zu entrichten versprochen hatte, dem Möbelhändler ein auf den lautendes Sparkassenbuch über Namen ihrer Kinder einen erheblich Betrag übergeben. Als trop wieder holter Mahnungen Zahlung nicht erfolgte, erhob der Möbel­händler den ihm schuldigen Betrag bei der Sparkasse nnd sandte der Frau das Sparkassenbuch über den noch verbleiben den Reft zurück.-Der Ehemann verlangte die Bestrafung des Möbelhändlers. Er behauptet, von dem ganzen Möbel­

faufgeschätt und namentlich von der Hingabe des Sparkassen­

buchs seiner Kinder nichts gewußt zu haben, seine Frau habe dabei ohne jeden Auftrag seinerseits gehandelt. Der Staats anwalt erhob auch wirklich Antlage gegen den Möbelhändler wegen Rnterschlagung, da dieser fich einen Theil der Spar summe rechtswidrig angeeignet habe, indem bezüglich des Spars kaffenbuchs nicht einmal ein gültiger Pfandvertrag zwischen ihm und der Ehefrau des Beamten zu Stande gekommen sei. Die Steaflammer lehnte jedoch die Eröffnung des Strafvers

fahrens ab, ineem fie bei der Lage des fonkreten Falles eine

dolose Absicht des Händlers als nicht vorhanden annahm, im Uebrigen aber den Ausführungen der Anklage beitrat.

g. In dem Befinden des Poftbeamten Bethke, welcher bekanntlich vor dem Reichs- Postgebäude in der Königstraße überfahren und hierbei schwer verlegt wurde, ist, wie uns mit getheilt wird, in den legten Tagen bedauerlicher Weise eine der artige Verschlimmerung eingetreten, daß die Besuche der An­gehörigen und Kollegen von der Direktion des latholischen

Krantenhauses, in dem Bethle Aufnahme gefunden hat, abge­

einmal den Unterthaneneid zu leisten braucht, wenn er nicht laubt ist. Ein in einer solchen Ehe geborenes Kind ist in den bewiesen werden. Bei dem Fall zur Erde hatte sich Bethke eine

Der Versicherungs- Agent.

Ein Beitbild.

( Nachdruck verboten.)

hat auch der noch nicht guten Versicherte einen Freund oder Bekannten, der nebenbei ebenfalls in Versicherungen macht und der die Susage bereits erhalten, oder der Geschäftsmann resp. Private hat soviel freie Beit, fich felbft zum Sige der General- Agentur oder der Direktion der

Unter den verschiedenen Berufsarten, welche die neuere Beit hervorgebracht hat, giebt es wenig undankbarere, müh- Versicherungs- Anstalt zu bemühen, bei der er sein Leben, seine feligere und allen Bewohnern der Städte und des platten

Landes mehr oder weniger unsympathisch erscheinende als die Hagelschlag 2c. verfichern will und der deshalb des Agenten

der Versicherungs- Agenten. Allerwegen betrachtet man fte als ein taum nothwendiges Uebel.

der auf solche Art ihr Brot sauer Erwerbenden können be haupten, jemals ein freundliches Willkommen, nur eine wirklich

Jdee von schlecht", replizirt Frau St. ,,, unser Geschäft war immer jut und wir hätten's auch jezahlt; aber mein Mann war irade frant und wir brauchten das Feld nöthiger und da­bei ist es jeblieben."

und

Nun, dann werden Sie gewiß bei unserer gut bekannten Gesellschaft versichern; wir haben die koulantesten Bedingungen ,, Nee, laffen Se man; erst muß ich mit meinem Mann sprechen, da treffen Sie ihn zu Hause."

kommt kommen Se' mal nächste Woche des Abends wieder mit' ran,

jedoch Letteren nicht abhalten. Also frisch an's Wert! Da ist

ein neues, vor kurzem bezogenes Haus, zwei Läden darin, ein Hintergebäude, Tischlerei, Schlofferei und Buchdruderei, gewiß, Unser Agent, nennen wir ihn Schulze, tritt in den ersten N. zu

anständige Begrüßung bei Ankündigung ihres Gewerbes gehört das Feuergeschäft wird heute glänzend gehen!

zu haben; feiner dieser Leute, wenn er von vornherein fich als Agent zu erkennen giebt, wird anerkennen können, je mit offen barem Bergnügen empfangen worden zu sein. Oder sollte es sprechen?"

in der That Ausnahmen auch von dieser Regel geben?-

Wir haben wenig davon gehört; denn gewöhnlich wird der auf

Guten Morgen! habe ich die Ehre, peren en So heiße ich. Was wünschen Sie?" " Ich wollte mir die gehorsamste Anfrage erlauben, ob Sie schäftslotals, der Nachbarschaft.

der Bildfläche erscheinende Agent, wenn es irgend angeht, gar schon gegen Feuer 2c. versichert find? Bei der Lage Thres Ge

nicht vorgelaffen oder sehr kurz, in den meisten Fällen unhöf

lich, häufig brutal oder gar mit Drohungen was auch schon

-

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vorgekommen ist abgewiesen und, nach hundert vergeblichen Gesellschaft auf fünf Jahre versichert."

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Bemühungen, müde zum Umfinken, abgehegt und abgespannt,

Da hätten Sie früher tommen müssen: bin schon der pp. Schulze empfieht sich und besucht den Nebenladen., Guten zu ſehen?"

treibt ihn off die bitterste Noth zu abermaligen, vielleicht glücks Tag! Vielleicht habe ich das Vergnügen, Herrn M. vor mir

licheren Versuchen.

Beit ist Geld! Ja, denkt unser Agent, die Botschaft

hör' ich wohl, allein

-

mir fehlt der Glaube! Wer, wie ich,

bergeuden muß, tann sich von der Nichtstichhaltigkeit dieses Sprüchwortes leicht überzeugen.- Roch hat die eigentliche Geschäftszeit nicht begonnen und schon sehen wir unseren Mann in voller Thätigkeit. In meist nicht besonders elegant zu nennender Ausstattung, die Mappe voller Antragsformulare, Prospekte und dergleichen Papiere, unter den Arm geklemmt oder vorsorglich in der eigens zu diesem Bwed eingerichteten großen Seitentasche des Rockes ges borgen, auf dem Haupte den Cylinder oder Strohhut, in der

" Das haben Sie. Mit wem habe ich das Vergnügen?" fragt Herr M. ironisch.

Sch bin Vertreter der A.- Gesellschaft und erlaube mir.." " Schon gut. Mit der Gesellschaft will ich nichts zu thun baben. Geh'n Sie' mal zu meinem Freunde Müller in der Friedrichstraße , der fann Ihnen ein Lied von der A. fingen. Ich danke für Obft."

Aber Herr M., gestatten Sie mir..."

Ach was, laffen Sie mich zufrieden, ich habe mehr zu thun, als mich von Ihnen aufhalten zu laffen! Morjen!"

Schulze muß gehen und steigt in den Budikerkeller hinab, woselbst ihn die Frau empfängt, ihm mittheilt, daß sie schon treten sei, weil sie höhere Prämie bezahlen sollte, als die zuerst ausgemachte. Bielleicht hatte sich der Riftco mit Bezug auf seine Ge­

11

Aber das können Sie doch auch allein abmachen."

Wo denken Sie hin. Mein Mann würde mir schön an­sehen! Nee, nee, tommen Se man nächste Woche wieder."

Und Schulze verläßt den Schauplay, um im Keller des Schuhmachermeisters H. sein Heil zu versuchen. Dieser Bieder mann ist gleich bereit, seine Mobilien, seine Werkstatt, Lager und Geschäftsteller gegen Feuer zu versichern, nur weigert er sich, die geringsten Kosten oder Agenturgebühren zu zahlen und aus diesem Grunde zerschlägt fich das Geschäft.

Nun geht es wieder hinauf. Im Vorderhause, parterre rechts, ist die Herrschaft im Bade, kehrt erst Ende des Monats zurück und ist wahrscheinlich, wie das öffnende Dienstmädchen meint, schon versichert. Ob der Herr oder die Frau thr Leben schon versichert haben, weiß sie nicht. Sie selbst braucht ,, so was" nicht.

Parterre links wird Herr Schulze von einem Knaben em­pfangen, der ihn ersucht, näher zu treten und zu warten, bis er Papa gesagt habe, daß ihn Jemand sprechen wolle. Che Der betreffende Herr erscheint, macht Schulze in der Geschwin digkeit einen Ueberschlag über die eventuelle Höhe der Vere ftcherungssumme; die elegante, gediegene Einrichtung läßt auf Wohlhabenheit des Besizers schließen und drei Mart Ge bühren werden doch wohl ohne Bedenken gezahlt werden. Da erscheint der Papa, und, nachdem Schulze mit wohlge ſeßten Worten sein Anliegen vorgetragen, wird ihm mittheilt, daß er sich bei dem Aktionär einer Stonkurrenz Gesellschaft befinde, der bei dieser selbstverständlich ver­In der ersten Etage wohnt rechts Herr Dr. med. 3., der gerade Sprechstunde hat, aber an diesem Morgen noch auf ben ersten Patienten wartet. In der Meinung, den Anger

Hand den in Sturm und Regen ergrauten, altersschwachen einmal verfichert gewesen, seit zwei Jahren aber bereits ausge- fichert sei. Regenschirm, auf dem Antlig ufancemäßige Freundlichkeit, ge paart mit geschäftsmäßigem Ernst, tritt er seine Gänge an und heute, ja, heute muß er was machen". Wenn nur nicht

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Schulze.

Steuerbote heute gerade die disponiblen Gelder abgeholt möglich, daß die Prämie ein wenig erhöht wurde!" meinte ihn mit wundervoller Freundlichkeit, die jedoch sehr schnell eben der Quartalserfte gewesen wäre; wenn nur nicht der fährlichkeit verschlechtert, verehrte Frau St., da ist es wohl meldeten als einen Kunden zu erhalten, empfängt der Doktor hätte, wenn nur die Geschäfte beffer gingen oder wenn die Konkurrenz doch nicht so groß wäre. Möglicherweise

Jott bewahre, bei uns war nischt zu ristiren, jar teene

dem gemeffensten Ernste weicht, als er in dem Anfömmling nur einen Versicherungsagenten entdeckt. Der größten Beredt