Seit einiger Zeit allerdings befindet sich im Macht- bereicke des Herrn Baare kein zollfreies Eisenlager mehr. Die Gründe. welche zur Abschaffung dieser Einrichtung führten, sind uns nicht bekannt geworden.—- Die Welt pflegt nun im Allgemeinen sehr milde über Zoll- Hinterziehungen u. dcrgl. zu urtheilen. Herr Baare kann «ber für sich mildernde Umstände in dieser Angelegenheit durch- aus nicht geltend machen. Er hat seinen ganzen, gewiß nicht geringen Einfluß eingesetzt, um den Eisenzoll schaffen zu helfen. Er hat daher in erster Linie die Verpflichtung, denselben auch dann zu tragen, wenn er ihn als eine schwere Last empfindet. Im Ucbrigen erklärt die Aufdeckung der oben geschilderte» Machenschaften, wie es möglich ist, daß das Ausland deutsches Eisenbahnmaterial viel billiger bezieht als das Inland.— Ab- gesehen von der weiteren Einbuße an Ansehen, welche sich für Herrn Baare und seine Gcschäftsmoral aus dieser neuen Ent- hüllung ergiebt, wird dieselbe für das von ihm geleitete Unter- nehmen auch in anderer Beziehung sehr verhängnißvoll werden. Es entzieht sich naturgemäß jeder Schätzung, um wie große Summen die Staatskasse durch die im Machtbereich des Herrn Baare vorgekommenen Eiscnzollhinterziehungen geschädigt worden ist. Ein Theil derselben ist ja auch schon verjährt; der noch nicht verjährte Rest aber, welcher der Staatskasse erstattet werden nluß, dürfte mit deni zehnfachen Betrage als Strafe dem von Herrn Baare geleiteten Unternehmen einen weiteren schweren Stoß versetzen. Die bösen Früchte der Baare'schen Geschäftsmoral beginnen zu reifen und es ist, soll das durch die Gunst der Umstände, nicht durch Herrn Baare, zu hoher Blüthe gelangte Werk nicht zu Grunde gehen, die höchste Zeit, demselben eine andere Leitung zu geben. Dieser Artikel brachte auf der Berliner Börse eine große Aufregung hervor. Und ein Geschäftsfreund des Herrn Baare telcgrciphirte an diesen um Auskunft, worauf folgendes Antworttelegranim einlief: Die hiesige„Westfälische Volkszeitung" fügte in ihrer Nummer 167 den gegen mich bisher verbreiteten Ver- leumdungen die weitere hinzu, daß ich bei Roheisen- Verzollungen Defraudation begangen hätte. Ich beschränke mich demgegenüber auf die Erklärung, daß auch diese Ver- leumdung im Strafverfahren Widerlegung und Ahndung finden wird. „Auch diese!" Das„Auch" ist köstlich. Wenn „auch diese" Anklage sich ebenso begründet erweist, wie die übrigen von Fusangel erhobenen Anklagen, dann wird Herr Baare außer wegen der Steuerhinterziehung, Stempelfälschung und Schienenflickerei„auch" wegen»Zoll- defraudation ins Gefängniß oder Zuchthaus zu spazieren haben. Die Presse des Herrn Baare jammert inzwischen wieder mit verdoppeltem Eifer über das„unpatriotische" Beginnen, in der Person eines solchen Biedermanns wie des Herrn Baare die ganze deutsche Großindustrie zu dis- kreditiren. Ja, das hätte Herr Baare bedenken sollen— e r und seine Kumpane haben die Diskreditirung besorgt. Der Kredit, das heißt der g u t e R u f der deutschen Industrie kann nur dadurch wieder hergestellt werden, daß sie sich die Baare und Kumpane von den Rockschößen schüttelt. Freilich, was dann übrig bliebe— das wissen wir nicht. Wie dem sei— kann überhaupt etwas helfen, dann nur die rückhaltloseste Wahrheit und rücksichtsloseste Ahndung. Solche Krebsschäden müssen ausgebrannt werden. Durch Vertuschen wird der Krankheitsstoff nur verbreitet. Reu- l e a u x' hartes und unbarmherzigesWort:billigundschlecht! war die größte Wohlthat für die deutsche Industrie, die zur Selbsterkenntniß gebracht und zu den lobenswerthesten Anstrengungen getrieben ward. Die Bismarck'sche Wirth- schaftspolitik bereitete allerdings diesem Aufschwung ein Ende, indem sie die nackteste Ausbeutung und die zynischste Korruption auf den Thron erhob. Ob ein neuer Auf- schwung noch möglich ist? Jedenfalls bedarf es kräftigster Mittel und unerbittlicher Kritik, soll dieser Augiasstall aus- gefegt werden.— Die Geheimnisse des ZukunftSstaats sind der „Vossischen Zeitung" doch nicht erschlossen worden, wie wir neulich vorschnell vermutheten. Sie schreibt im Leitartikel ihrer gestrigen Nummer über„Die Gesellschaftsordnung ": „Die bestehende Wirthschastsordnung von heute ist eine völlig andere als diejenige, welche im Mittel- alter bestanden hat; und die Wirthschastsordnung des Mittel- alters war wiederum eine andere, als diejenige, welche in der Blüthezeit des Alterthums bestanden hat. Der Geschichts- Philosoph kann daraus den Schluß ziehen, daß aller Wahr- fcheinlichkeit nach ein Zeitalter kommen wird, in welchem eine Wirthschasts-Ordnung be- ein Weib, dessen Kleid aus Fetzen bestand und dessen Füße in alte Taschentücher gewickelt waren.„Ich habe kein Heim, wohin ich gehen sollte. Das hier ist mein Heim, und eine Thürstuse rst meine Schlafstelle. Kümmert Euch um Eure eigenen Angelegenheiten." „Drück' Dich anständig auS, wenn Du mit den Mäd- chen sprichst," rief ihr ein Mann zu,„sie sind die Einzigen, die noch zu uns kommen. Sie waren gut zu meiner Frau." „Ihr ähnelt meiner Tochter," sagte eine Frau zu Ruth. Sie ist todt, und das hier ist ihr kleines Kind." „O Mutter," bat Eines der Höhlenmädchen.„Kommt hier heraus. Kommt mit uns. Hört die Kirchenglocken. Erinnern sie Euch nicht an die Tochter, die Ihr verloren? Ihr wollt sie doch einst wiedersehen: kommt weg von diesem schrecklichen Ort." Die Frau schüttelte den Kopf. „Meine Liebe," sagte sie,„ich theile ein Zimmer mit einer anderen Frau. Sie ist jetzt drin, und bis Abends habe ich kein Recht draus. Hier ist es besser als auf der Straße. Die Gastwirthe und Schankniädchen waren die einzig anständig gekleideten Menschen in diesen Spelunken. Wärme und Licht lockten Gäste hinein, und der Anblick von in Sammet und Seide gekleideten Frauen oder von Männern mit Diamantringen an den Fingern belebte die Szene. Bunte Gläser standen auf den Büssetsimsen; rothe, blaue und gelbe Flaschen verdoppelten sich in den Spiegeln. Glattrasirte Männer in feinem Tuch gekleidet nahmen an den Schenktischen die Pennies in Empfang, und wohl- genährte Frauen verabreichten über den Zahltisch hinweg Schnaps und Bier. „Sie können hier bleiben, so lange Sie wollen", riefen sie den Höhlenmädchen zu.„Wir haben nichts dagegen. Wenn Sie uns aber die Leute hinweglocken, so müssen Sie 'raus. Das merken Sie sich, und halten Sie die Thür ge- schlössen." Es war neun Uhr geworden, als sie die Wirthshäuser verließen und den Heimgang antraten. Doch sie waren noch nicht weit gegangen, als sie von einem Mädchen, das ihnen»achgelausen, angehalten wurden. steht, die sich von der unsrrgen ebenso sehr unterscheidet, wie die uns r ige von derjenige» des Mä tt e l a l t e r s und des A l t e r t h u in s.„Weiter können wir nicht gehen, ohne in das Gebiet der Träume zu gerathen. Der Wissensch oft fehlt jedes Mittel, festzustellen,>vie es in unserer irdischen Zukunft aussehen wird, gleichwie ihr jedes Mittel fehlt, fest zw st eilen, wie es in unserer überirdischen Zukunft aus- sehen wird. Die Zukunft ist das verschleierte Bild vonSais. Die Versuche eines Bella my und Anderer, uns die Zukunft auszumalen, sind die Spielereien sehr kleiner Kinder. Wir wissen nur, daß das Menschengeschlecht, soweit wir seine Vergangenheit zurückverfolgen können, m steter Entwickelung ge- wesen ist, und wir sind berechtigt, daraus den Schluß zu ziehen, daß es in steter Entwicklung bleiben wird." Also„die Versuche-- die Zukunft auszumalen, sind die Spielereien sehr kleiner Kinder." Sehr kleiner Kinder! Wie das den Gelehrten der„Freisinnigen Zeitung" und der„Germania" gefallen wird! Uebrigens hat die„Vossische Zeitung" mit ihrem Nr- theile blos insoweit Recht, als es sich auf angeblich p r a k- tische und wissenschaftliche Versuche bezieht— das Buch Bellamy's ist durchaus nicht das Werk eines sehr kleinen Kindes". Er hat nicht gesagt: so wird es sein, sondern so kann es- sein; und wenn der„Zukunftsstaat" sich über Nacht herbeihexen ließe, könnte er so oder ähn- lich aussehen. Die Welt ändert sich aber fortwährend— die Verhältnisse und die Menschen, welche doch die Elemente des„Zukunftsstaats" bilden müssen, sind in be- ständigem Entwicklungsprozeß und Fortschreiten be- griffen, und wenn Herr Bellamy sein Buch, statt im Jahre 1887— im Jahr 1891 geschrieben hätte, würde es in vielen Punkten sicherlich anders sein, als es ist. Der Artikel der„Vossischen Zeitung" enthält übrigens so merkwürdige Zugeständnisse, daß wir uns gelegentlich noch einmal mit ihm beschästigen werden.— Zur Voykotlfrage. Ans dem sächsischen Gast- w i r t h s t a g wurde bekanntlich einstimmig der Beschluß g e- f a ß t, an die Regierung das Ersuchen zu richten,„daß, wenn Vereinen zur Abhaltung von Versammlungen die behördliche Genehmigung ertheilt wird, man den Gastwirth, in dessen Lokal die Versammlung stattfindet, nicht für den Charakter derselben verantwortlich machen und geschäftlich schwer schädigen, oft sogar den ganzen Fortbestand des Geschäfts in Frage stellen möge." Die„Vossische Zeitung" bemerkt hierzu: „Form und Ausdrucksweise dieses Bittgesuchs bieten der Kritik zwar Blößen, sein Grundgedanke aber und der von den Wirthen verfolgte politische Zweck sind unanfechtbar. Es ist Thatsache, daß wie in Sachsen , so auch anderwärts das Gast- wirthsgewerbe von der Regierung dazu benutzt wird, miß- liebigen Parteien das Leben zu erschweren und ihnen Hinder- nisse zu bereiten, zu denen das Gesetz keine Befugniß giebt. Wenn die Polizei keinen Paragraphen findet, um eine oppo- sitionelle Parteiversammlung zu verbieten, so stellt sie sich hinter die Gastwirthe, um diese zur Verweigerung des erforderlichen Versammlungslokals zu bewegen. Nur selten besitzt ein Wirth den Muth, gegen solchen polizeilichen Druck anzukämpfen und sich die Freiheit der Entschließung zu bewahren. Die meisten unterliegen der Einschüchterung, und wo wirklich einmal eine Ausnahme stattfindet, da folgt ihr in der Regel der amtliche „Boykott" aus dem Fuße. So hat man von verschiedenen größeren Garnisonstädten gehört, in denen ganze Listen offent- licher Lokale aufgestellt worden sind, die zu besuchen den Sol- baten verboten ist. Daß dadurch Wirthe wie Publikum in gleicher Weise geschädigt werden, liegt auf der Hand. Ob es den betreffenden Regimentskommandos mehr darum zu thun war, den Soldaten vor gefährlichen Einwirkungen zu schützen, oder die Wirthe, welche auch Angehörige von Oppofitionsparteien in ihren Räumen dulden, zu bestrajen, ist gleichgiltig. Der eine Grund ist so wenig stichhaltig wie der andere. Denn der Sozialdemokratie wird auf solche Weise die Gelegenheit, ans die Soldaten ein- zuwirken, nicht genommen, sondern im Gegentheil nur vergrößert, und den Wirthen gegenüber ist es geradezu ein Ge- waltakt, wenn man sie straffällig für die Duldung einer Aer- sammlung macht, welche die Behörde selber genehmigt hat. Wie weit die Wirkungen eines solchen Gewaltaktes reichen, haben in Berlin namentlich die Brauereien gespürt. Die hiesigen(Berliner ) Sozialdemokraten thaten in Fällen, wo der Pächter eines Brauereiausschanks die Hergabe seines Saales unter polizeilichem Drucke versagte, die betreffende Brauerei mit allen übrigen Ausschanklokalen in Verruf und wußten in den meisten Fällen schließlich dadurch die Ueberlassung des „In unserem Hause sind Leute, die Euch sprechen möchten. Sie batten den ganzen Tag nichts zu essen, und ihre Kinder sind so hungrig. Die Frau ist in letzter Nacht krank geworden, und ich glaube, sie wird nicht mehr lange leben. Sie liegt im Finster», ohne das geringste Feuer im Ofen und ohne Decke." Die Höhlenmädchen forderten das Mädchen auf, ihnen den Weg zu zeigen, und folgten ihm in eine enge Gasse, die aus zwei Reihen schwarzausschauender Häuser besteht. — Selten stattet ihr der Briefbote einen Besuch ab. Kommt er doch einmal, so feiern Knaben und Mädchen seine Ankunft, und die Person, der er einen Brief bringt, wird heruntergeholt. Selten sieht man dort Polizisten. Sie ziehen es vor, fern zu bleiben, wenn ein Streit ausgefochten wird, denn die Menschen dort sind roh, und mehr als einmal haben betrunkene Weiber kochen- des Wasser auf die Polizisten gegossen. Das Mädchen trat in ein Haus ein und lief eineßdunkle Treppe hinauf. Acht Familien wohnten in diesem Haus.*) Sie zahlten für das Zimmer je drei, vier und fünf Shillinge wöchentlich; unmöblirte Räume mit zerbrochenen Fenstern und rauchenden Kaminen. Der Hauswirth schlägt ein recht hübsches Vermögen heraus; er kann ruhig schlafen, auch wenn er weiß, daß die Taschen seiner Miether teer sind. Er schickt einen Agenten, die Miethen einzusammeln und salvirt sein Gewissen mit einem Beitrag zu einer mil- den Stiftung, wenn er hört, daß So und So exmittirt wor- den. Seine Gattin bittet ihn, nicht von diesen bedaucrns- würdigen Menschen zu sprechen, deren hartes Loos ihr Ge- müth zu sehr erschüttert, und beschwört ihn, doch ja nicht dorthin zu gehen, aus Furcht, er könne die Pocken nach Haus bringen. Der Geistliche liest in der Kirche Gebete für die ab- wesenden Kirchspielbewohner, und die Polizisten sagen: „Ein solches Quartier ist nur für ein Höhlenmädchen ge- heuer." Das Mädchen öffnete eine Thür im höchsten Stockwerk *) Die Häuser sind in der Regel sehr schmal, jedes Stockwerk enthält blos ein Zimmer und eine Kammer. Versanimkungslokals zu erzwingen. Die Gastwirthe sind schon aus geschäftlichen Gründen zum weitaus größte» Theile regle- rungssrenndlich, und die sächsischen genießen diesen Ruf in ganz besonderem Grade. Um so mehr Beachtung verdient dl« erwähnte Petition des sächsischen Gastwirthstages, die unter solchen Umständen nur der Ausdruck schwer geschädigter Jntcr« essen sein kann. Ter sächsische Regierungsvertreter legte zivar Verwahrung gegen den Vorwurf amtlicher Venachtheiligung solcher Wirthe ein, die regierungsfeindlichen Bersammlungen ihre Räume öffnen, die Wirthe aber nahmen trotz aller Regie- rungssreundlichkeit den Antrag auf Abfindung der Eingabe dennoch an, und auch außerhalb Sachsens wird man auf Grund der gemachten Erfahrungen nicht im Zweifel über die volle thatsächliche Begründung ihres Beschlusses sein."— Nicht zutreffend ist es, daß die sächsischen Wirthe regierungsfreundlicher seien, als die anderer' deutscher Staaten. Mit sehr geringen Ausnahmen sind die Gastwirthe— der Natur ihres Gewerbes entsprechend— po- litisch neutral und indifferent. Aber sie sind abhängig von den Behörden. Und so lange diese Abhängigkeit dauert, und die Behörden selbst Partei sind und den Interessen bestimmter Parteien dienen, andere Parteien als„staats- feindlich" bekämpfen, wird auch der Unfug fortbestehen, gegen welchen die Eingabe der sächsischen Gastwirthe sich richtet. Durch planvolles disziplinirtes Vorgehen der Arbeiter läßt es sich zum Glück ermöglichen, daß die Behörden eine andere Haltung einnehmen und von Bc- einflussung der Wirthe abstehen. Die private Beeinflussung der Wirthe ist völlig belanglos, wenn die Behörden nicht dahinter stehen. Item— der Boykott ist eine vortreffliche Waffe. — Die„Krcnzzeitnng" meldete neulich, bei den vor- jährigen Landwehr-Uebungen hätten sächsische Regimenter, die sich aus vorwiegend sozialdemokratischen Gegenden reknitirten, auf ihre Offiziere geschossen. Die Lüge war so plump und der Zweck so handgreiflich, daß wir es gar nicht der Blühe werth hielten, ihrer zu erwähnen; und das sächsische Kriegsministerinm hätte es kaum nöthig gehabt, sie formell als Lüge zu brandmarken. Sozialdemo- kraten und Revolutionäre sind keine Meuchelmörder.— Mit der ihn auszeichnenden Wahrheitsliebe läßt der Ex-Kanzler jetzt verbreiten, sein Sturz sei daraus zurückzuführen, daß er dem Kaiser nicht russen freundlich genug gewesen sei. Und das sagt der Mann, von dem der russische Kanzler auf dem Berliner Kongreß vor 13 Jahren sagte:„Sie sind russischer als ich!"— Immer, wenn ER Roth sieht, oder an„Rothes" und„Rothe" denkt, bekommt ER den Koller gleich den bc- kannten anderen Lebewesen, und— schreibt Zeug, wie das folgende: „Damit dem Besuch(der französischen Flotte in Krön- stadt) das Satyrspiel nicht fehle, hat der s o z i a l d e m o- k r a t i s ch e Pariser Gcmeinderath eine Tagesordnung au- genommen, in welcher er dem Petersburger Gcuieinderath anläßlich(sie!) des dem französischen Geschwaders bereiteten Empfangs die herzlichsten Sympathien ausspricht." Der Pariser Gemeinderath ist nicht„sozialdemokratisch" und ER ist natürlich Eugen Richjter.— D i e Ergebnisse des letzten französischen Zensus liegen jetzt vor. Am 31. Mai 1386 betrug die Bevötkerung Frankreichs 37 886 566 Einwohner oder 565 380 mehr als bei der Zählung von 1881. Am 12. April dieses Jahres war die Bevölkerung um 208 584 Einwohner gegen 1886 gestiegen und betrug 38 095 150. Die Z u n a h ni.e betrifft fast ausschließlich die Städte. Paris vermehrte sich um 107 000 Einwohner, Lyon um 29 000, Marseille um 31 000, Bordeaux um 13 000, Cannes um 7000, Nizza um 20 000, Nancy um 7000 u. s. w. Von den Pariser Vororten nahmen z. B. St. Quen um 6000 Einwohner, Asnieres und Clichy um je 4000 zu. Der Bevölkerungs- zuwachs betrifft 28 Departements, während die Einwohner- zahl von 58 abnahm. Diese Ergebnisse umfassen die am 12. April d. I. thatsächlich ortsanwesende Bevölkerung, so daß auch die Fremden und die in Frankreich anwesenden Soldaten mitgezählt sind. Dagegen sind die in Algerien und den anderen Kolonien befindlichen Soldaten und Ma- trosen nicht mitgerechnet. Die Geringfügigkeit der Bevölkerungs- zunähme ist auch jetzt das charakteristische Moment. des Hauses und trat in ein Zimmer, in dem völlige Nacht herrschte. „Wer ist da?" fragte eine schwache Stimme.„Wer ist gekommen?" „Es sind die Schwestern," antwortete das Mädchen. „Ihr batet mich, sie zu Euch zu führen, wenn sie heut Abend vorbei kämen." „Ich wünschte, ich konnte ihre Gesichter sehen," fuhr die Stcmme fort.„Auf dem Heerd steht eine Schachtel Wachszündhölzer. Zünde eins an, Polly, und nimm Dich in Acht, daß Du nicht über das Kind stolperst. Es schläft jetzt, denke ich, es hat wenigstens aufgehört zu schreien." Alsbald sahen die Höhlenmädchen bei einem flackernden Licht die Frau, die sie zu besuchen gekommen waren. Sie lag auf dem nackten Fußboden und war mit einigen alten Säcken zugedeckt. Das Zimmer enthielt nicht ein Stückchen Möbel. Bier Wände uno der Fußboden— und sonst nichts als die menschlichen Wesen, die„so hungrig" waren. Das Antlitz der Frau zeigte den Ausdruck, den alle, die das Nahen des Todes beobachtet haben, zu deuten wissen. Sie lag nicht im Sterben, aber Zoll für Zoll rückten die Wasser die Auflösung näher heran und schon hatten sie den Rand des Flusses beleckt. Ihre dünnen weißen Hände lagen auf einem Sack, den sie bald fest anklammern sollten. Ihre bleichen eingesunkenen Wangen zeigten unter den Augen rothe Flecken, und ihre vertrockneten Lippen waren braun vor Durst. Dicker Schweiß lag aus ihrer Stirn. „Schwester," sagte sie mit hohler Stimme,„ich möchte, daß Ihr mein Kind nehmt.„Ich kann es nicht ohne Mutter hier lassen.' Hier hob sie einen Zipfel des Sackes auf, nm die Höhlenmädchen, ein Kind sehen zu lassen, das die Faust in den Mund gesteckt hatte und seine Füßchen unter den zer" setzten Unterröckchen zusammen gekauert hielt. Zwei andere Kinder saßen dicht dabei mit weitoffenen Augen und hungri" gen Gesichtern. Und am Fenster stand ein Mann'N Lumpen mit einem verzweifelten Blick im Gesicht und d»e Hände in den Taschen haltend.
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten