nächsten Umgebung in großer Aufregung, und zwar dadurch, daß mehrere dieser Individuen über ein am Rottbuser Damm gelegenes Haus einen förmlichen Belagerungszustand verhängt haben. Der Kutscher eines dort wohnenden Fouragehändlers hatte, wie uns geschrieben wird, einen jener gefährlichen Batrone, welcher sich auf dem Hofe des Grundstücs in unge­höriger Weise zu thun machte, fortgewiesen. Auf einen Signal­pfiff erschien bald aus dem Eingangs genannten Verbrecher­feller eine ganze Bande zur Unterstüßung ihres Komplizen, die, als der Kutscher sich in seine Wohnung begeben wollte, über denselben herfielen und ihn in brutalster Weise miß­handelten. Seit jener Beit lauern die Vagabunden den Kutscher allabendlich auf, so daß er es nur besonderen Glücksumständen perdanken kann, wenn er unbehelligt in seine Wohnung ge­langt. Wie wir hören, werden sich nunmehr dortige An­wohner in energischer Weise dafür verwenden, daß in Bukunft die dortigen heillosen Zustände dauernd beseitigt werden.

waren, der Zutritt verweigert wurde, so erhob der erschienene Polizei- Offizier dagegen Einspruch und bemerkte gleichzeitig dem Vorfißenden des Berliner Arbeiter- Vereins, Schuhmachermeister Borsigenden des Berliner Arbeiter- Vereins, Schuhmachermeister Weidemann: er werde die Versammlung nicht stattfinden laffen, da dieselbe nicht vorschriftsmäßig angemeldet sei. Die polizei­liche Bescheinigung der Versammlungsanzeige lautet: Der Unternehmer Herr Weidemann hat angezeigt, daß am Sonn­abend, den 11. d. W., Abends 81% Uhr, im Saale des Etablis fements Tivoli" eine Versammlung der Mitglieder des Berliner Arbeiter- Vereins stattfinden wird." Als nun der Borsigende Weidemann fich auf die Rednertribüne stellte und rief: Meine Herren, ich habe Ihnen eine Mittheilung zu machen und ich bitte namentlich die anwesenden Vertreter der Preffe.... da fiel ihm der Polizeilieutenant ins Wort und Vors.: rief: Haben Sie die Versammlung schon eröffnet? Sch eröffne hiermit die Versammlung.- Polizei- Offizier: Im Namen des Gesetzes schließe ich die Versammlung und fordere die Anwesenden auf, den Saal zu verlassen." Ein allgemeines Staunen bemächtigte sich der Versammlung, die aber sogleich in ein stürmisches, nicht endenwollendes Hoch ausbrach, als Profeffor Dr. Virchow an der Brüstung der Rednertribüne er­schien. Nur langsam und unter größter Aufregung leerte fich der Saal. Die Hochs auf Virchow wollten noch auf der Straße fein Ende nehmen. Zu erwähnen ist noch, daß gleich, nachdem der polizeiliche Schluß der Versammlung erfolgt war, förmlich wie aus der Erde geftampft, eine große An

N. Jnbetreff der Pulverexplosion auf dem Grundstück Schwedterstraße 28 hören wir des Weiteren, daß der verun­glückte und die königliche Anatomie eingelieferte junge Mann Mar Mayer heißt und bisher Gartenstraße 27 wohnte. Der felbe war erst 17 Jahr alt und am Unglückstage selbst erst von C. als Arbeitsbursche engagirt worden. 6. hat den jungen Mann auf einen Augenblick ins Laboratorium geschickt, um selbst wenige Minuten später nachzukommen, als bereits die Katastrophe paffirte. Muthmaßlicherweise hat sich Meyer, der am Abend einer Privatfestlichkeit beiwohnen wollte, Feuerzahl von Schutleuten erschien. Auf der Straße waren werkskörper in die Tasche gesteckt und so unvorsichtigerweise eine Entzündung derselben herbeigeführt. C., der vor Schreck bei der Katastrophe selbst ohnmächtig wurde, und später polizei­lich fistirt worden war ist bereits gestern wieder entlassen worden. Der Zustand des verunglückten Kindes mit Namen Bünger soll nach den heute Vormittag eingezogenen Erkun digungen noch ein derartiger sein, daß eine Gefahr für das Leben desselben nicht ausgeschlossen ist. Der verunglückten Frau des Maurers Feuer ist ein Gypsverband angelegt worden. Eine Gefahr für das Leben derselben scheint nach ärtztlichem Gutachten ausgeschloffen.

a. Der mehrfach bestrafte Einbrecher P. versuchte vor gestern Abend gegen 8 Uhr in der Wohnung des Kaufmanns

S. in der Gollnowstraße einzubrechen. Die Entreethür wider­stand aber dem Brecheisen und ein durch die Arbeit" hervor­gerufener lauter Krach veranlaßte den P., die Treppen her­unterzugehen und vor der Hausthür abzuwarten, ob der Krach feine Menschen heranziehen werde. In diesem Augenblid gingen zwei Kriminalbeamte an dem Hause vorüber, welchen Der Aufenthalt des ihnen bekannten P. an der Hausthür ver dächtig erschien. Einer der Beamten nahm P. feft, während der andere das Haus durchforschte und den von P. versuchten Einbruch wahrnahm. Bei P. wurden mehrere Brecheisen und Dietriche vorgefunden und beschlagnahmt. P. ist gestern zur haft gebracht worden.

ebenfalls zahlreiche Schußleute zu Fuß und zu Pferde postirt. Die Arbeiterpartei hatten zum vergangenen Sonntag nur eine einzige Wählerversammlung und zwar für den fünften Berliner Wahlkreis nach dem Restaurant Bärwirth( Rosen­thalerstr. 4) berufen. Der Andrang zu dieser Versammlung war in Folge deffen ein ganz riesiger. Allein durch zahlreiche vor dem Lokale poftirte Schußleute und durch große, an der Eingangsthür angeheftete Platate wurden die Maffen in Kennt­niß gefeßt, daß die Versammlung polizeilich verboten sei. Auf Auffordern zerstreute sich die Menge langsam in vollständiger Ruhe.

| Reform- Pläne ein bemerkte: Bedauerlich ist es, daß die Arbeiter sagen: fte geben lieber mit den Konservativen, da diese ihnen die Aufbesserung ihrer sozialen Lage versprechen, während wir nur Redensarten hätten.( Ruf: Leider! Aber wir wählen auch nicht lonservativ, wir wählen Hasenclever!) Die Arbeiterpartei sollte es sich auch noch einmal überlegen, ehe fte ein Bündniß mit den Konservativen schließt.( Rufe: Thun wir nicht; aber mit der Fortschrittspartei auch nicht!) Mögen die Arbeiter bedenken, daß ohne politische Freiheit eine wirkliche Spebung der sozialen Lage der Arbeiter unmöglich ist, Mögen die Arbeiter erwägen, ob sie die Versprechungen, die hnen die Konservativen machen, nicht zu theuer bezahlen. Wenn die Arbeiter ihre soziale Lage verbessern wollen, bann müssen fte fich unserer Partei anschließen.( Rufe: Wir denken gar nicht daran!) Nur durch Schaffung wahrhaft freiheitlicher Einrichtungen in Staat und Kommune, für die ernsthaft seit nunmehr 25 Jahren unsere Partei eingetreten ist, fönnen die sozialen Verhältnisse bessere werden.( Heftiger Widers Meine Herren, ich bin überzeugt, die Wahl zwischen den drei Kandidaten, die sich in diesem Wahlkreife gegenüberstehen, kann für Sie nicht schwierig sein.( Lebhafter Beifall und Rufe: Wir wissen, wen wir wählen.) Meine Herren, wer den Frieden im Innern und den Glanz Deutsch lands nach Außen will...( Rufe: Der wähle Hasenclever! Lärm). Meine Herren, laffen Sie mich doch gefälligst aus sprechen und zeigen Sie, daß Sie Anstand beigen( Beifall und stürmisches Oho!). Meine Herren, das erste Erforderni einer politischen Partei ist Anstand. Ich hoffe umsomehr, daß unsere Partei den Sieg davon tragen wird, da fie die Haupt vertreterin der Freiheit und des politischen Anstandes iſt. ( Stürmischer, lang anhaltender Beifall und stürmische Hochrufe auf Hasenclever). Nach der Annahme der Resolution zu Gunsten der Kandidatur Kloß schloß die Versammlung unter vielfachen Hochrufen auf Kloß und Hasenclever.

Spruch.)

Am Sonntag Vormittag sprach wiederum Rechtsanwalt Mundel und zwar in einer Dom fortschrittlichen Wahlverein des dritten Berliner Reichstags Wahl freises nach dem oberen Saale des Buggenhagenschen Etablissements( Morigplag) einberufenen Versammlung. Auch hier war etwa ein Drittel der Versammelten Anhänger der Arbeiterpartei. Rechtsanwalt Mundel sprach der Hauptsache mehrfach durch stürmische Burufe seitens der Arbeiter unter nach dasselbe wie am Sonnabend Abend und wurde wiederum bromen. Ganz besonders erhob sich ein großer Tumult, als Rechtsanwalt Wundel sagte: Die Herren von der Arbeiter partei lönnen von den Deutsch- Freifinnigen noch sehr viel lernen. Als Mundel geendet hatte, verlangten mehrere Ar beiter zur Widerlegung das Wort. Der Vorsigende, Gas anstalts- Direttor Cuno, ließ jedoch lediglich über die einge gangene Resolution, laut welcher sich alle deutsch - freifinnigen Wähler des dritten Berliner Heichstagswahlkreises verpflichten, für die Wiederwahl Mundels einzutreten, abstimmen. Die Resolution gelangte mit Mehrheit zur Annahme, alsdann schloß der Vorsitzende die Versammlung. Es entstand danach ein wahrhaft betäubender Tumult.

Die Wahlagitation in Berlin nimmt einen immer hef­tigeren Charakter an. Täglich finden in den verschiedensten Stadttheilen zahlreiche Wählerversammlungen statt, in denen es zumeist zwischen den verschiedenen Parteien zu heftigen Reibungen tommt. Am Sonnabend Abend sprachen der fortschrittliche Kandidat des 6. Berliner Reichstagswahlkreises, Landgerichts­rath Klog und Rechtsanwalt Munkel, welch Letterer belanntlich im 3. Wahlkreise Kandidat, in einer in der Ahrens'schen Brauerei zu Moabit stattgehabten fortschrittlichen Wählerversammlung. Obwohl der Eintritt nur gegen vorher ausgegebene Einlag farten gestattet war, so bestand jedoch ein Drittel der Versamm lung aus Anhängern der Arbeiterpartei. Landgerichtsrath Klos erörterte in eingehender Weise das Programm der deutsch - frei­finnigen Partei. Als derselbe jedoch mit den Worten schloß: Dies ist mein Standpunkt, an dem ich unverbrüchlich festhalten werde und so stelle ich mich Ihnen wiederum zur Verfügung, riefen die Sozialisten aus vollen Leibesfräften; Suchen Sie fich einen anderen wirb Wahlkreis, hier Safenclever gewählt; er lebe hoch!" Die anwesenden Mittag Hasenclever gewählt; er lebe hoch!" Die anwesenden Mit­glieder der deutsch - freifinnigen Partei, zeichneten ihren Kandi baten durch stürmisches Beifallsklatschen und Erheben von den Blägen aus. Rechtsanwalt Mundel ergänzt Herrn Klotz und äußert zunächst sein Bedauern, daß in Folge des Aus­nabmegeseges es unmöglich sei, mit gewiffen Gegnern zu Diskutiren und ihnen ihre Anfichten zu widerlegen. Selbstvers

Wilhelm

N. Der Afrikareisende E. R. Flegel stattete mit seinen beiden afrikanischen Begleitern am Sonnabend dem Königlichen ethnologischen Muſeum einen längeren Besuch ab. Helle Freude leuchtete aus den Augen der Afrikaner, als fte die große Menge ihnen bekannter Gegenstände bewunderten und immer wieder fagte der ältere von ihnen: gut, gut." Herr Flegel packte bei dieser Gelegenheit einen Theil seiner Sammlung aus der von ihm bereisten Gegend, nämlich dem Quellgebiet der südlichen Buflüffe des Benne- Stromes, aus. Diese Sammlung birgt eine Fülle bisher nicht bekannter, eigenartiger Dinge. Besonders nennenswerth ist eine Reihe von Schilden für Krieg, für das Anrüden zur Kriegsversammlung, für Jagd, zum Spielständlich verbietet es der Anstand, Leute, die unter dem Aus­u. s. w., dann ganz aus Eisen gefertigte Speere, zum Theil mit Mesfing oder Kupfer verziert, ähnlich denen, die Lieutenant Wißmann aus Zentral- Afrika überbrachte; Streitärte aus Eisen, die Stiele aus alten Flintenläufen gefertigt und in phatastische Köpfe aus Meffing endigend, sowie Schwerter mit sehr breiten, unten fich verbreiternder Klingen mit geradem Abschluß. Die Scheiden sind aus Holz und mit Fell überzogen. Diesen reihen fich Kleider an, die zum Theil sehr reich bestickt, zum Theil burch Färben gemustert sind. Hausgeräthe, Arzneien, Fetische, ferner die Werkzeuge zur Herstellung der Geräthe, sowie Acker­geräthe geben ein interessantes Bild von dem täglichen Leben der Bewohner dieses Theiles der heißen Zone.

Arbeiterbewegung, Vereine und

Versammlungen.

Die zum Sonnabend Abend nach dem großen Saale der Tivoli- Brauerei am Kreuzberg seitens des fortschritt­lichen Berliner Arbeiter- Vereins einberufene Versammlung, in der der Kandidat der deutsch - freifinnigen Partei für den zwei ten Berliner Wahlkreis, Prof. Dr. Virchow , sprechen sollte, wurde gleich nachdem fte eröffnet, polizeilich aufgelöst. Der Andrang zu dieser Versammlung, zu der der Zutritt nur gegen vorher ausgegebene Karten gestattet war, war ein ganz unend­licher. Da vielen Leuten, obwohl fie im Beftz von Karten

so müde, er lag so bequem, nur noch ein Bischen wollte er ausruhen.

In weniger als drei Minuten lag er in feftem Schlummer. Ben gerieth in Verzweiflung. Er schaute die Straße entlang, ging und lehrte zurüd. Bulegt sandte er ein wahres Schmerz gebeul zum Himmel empor, warf einen unbeschreiblichen Blick auf den schlafenden Chrifilieb und rannte spornstreichs mit feinem Karren in die Stadt zurück. Er stürzte an vielen Menschen vorbei, die ihm alle nachsahen und dachten, er sei toll geworden. Man rief hinter ihm her, man warf nach ihm, unbeirrt segte er seinen Weg fort. Nun bog er um die Ede - wenige Häuser davon war der Uhrenladen, auf den raste er zu. Ein Mann verließ eben das Haus; es war der Uhren­macher. Nichts Böses ahnend, schickte er fich an, seinen abend­lichen Klub zu besuchen. Da stürzte ihm ein Hund sammt seinem Karren entgegen. Er wehrte ihn ab mit einem fräfti gen Stoß: ,, Donnerwetter, Bestie!" Der arme Ben fiel rück­wärts, der Karren stand so unglücklich, daß er gegen einen Laternenpfahl fuhr, die Deichsel brach entzwei und das spite Holz durchbohrte den Leib bes Hundes. Er stöhnte laut. Aber war's jezt Zeit zu verenden? Ben richtete sich auf, er winselte er ledte dem Manne, der ihn so mißverstanden, die Hand; er schwankte vorwärts und fehrte wieder zurück. Nichts war der Berebtsamkeit seiner Blide vergleichbar.

"

Der Mann stutte. Was ist mit dem Thier?" dachte er. Ist das nicht der Hund des kleinen Jungen, der immer vor meinem Fenster zu stehen pflegt? Mein Gott, was rennst Du auch auf mich zu, als wolltest Du mich bei der Gurkel packen," wandte er sich an den Hund ,,, da hast Du's nun

"

Mitleidig suchte er Christliebs Jäckchen aus dem Karren hervor und band es dem Thier um den blutenden Leib. Kaum daß ihm Ben Zeit dazu ließ er wollte weiter und ließ nicht ab mit Bellen und Jammern und Leden. Und er brachte es wirklich dahin Der Mann folgte ihm. Es muß dem Jungen etwas ge­schehen sein," sagte er topfschüttelnd. Bens Schwäche wahr­nehmend. half er ihm den Karren ziehen; zulegt zog er ihn allein. Es war die höchste Zeit alle Augenblicke fiel der Hund zusammen, immer raffte er sich wieder auf.

Endlich standen sie vor dem schlafenden Knaben. Und während der Munn diesen aufrichtete, ihn rüttelte und schüttelte und mit Schnee rieb, hauchte Ben in aller Stille seine treue Seele aus.

Dem Uhrermacher gelang es nach einiger Zeit wieder Leben in die Glieder des Halberstarrten zu bringen. Chriftlieb fam langsam zu fich, schaute fich erstaunt um, betaftete den Mann, der ihn auf den Knieen hielt, und fragte endlich in

nahmegesez stehen, anzugreifen, da diese sich nicht vertheidigen fönnen. Von den drei Parteien, die fich in Berlin bei den Wahlen gegenüberstehen, ist lediglich die deutsch - freifinnige Bartel mit einem offenen Programm hervortreten.( Lebhafter Beifall und stürmische Unterbrechung( Rufe; Das ist nicht wahr!) Mundel: Das ist doch wahr. Die Konservativen lassen das Volk über viele ihrer Biele im Untlaren, aus Furcht, fie könnten fich die Gunst des Boltes vollständig verschlagen. Die Konservativen werfen uns vor, wir seien Gegner von Deutschlands Macht und Größe. Nun, m. H., die Herren Stöder und v. Kleist- Rezow haben doch etwa nichts für Deutschlands Macht und Größe gethan.( Rufe: Die Fort schrittspartei auch nicht!) Dem Herren Rufer erwidere ich, daß er die Geschichte sehr schlecht fennt, denn sonst müßte er wiffen, daß für Deutschlands Einheit und Größe die liberalen Parteien, trotz aller Verfolgungen, Jahrzehnte lang gekämpft haben, und wenn in den dreißiger Jahren es auch noch feine deutsch - freifinnige Partei gab, so gehörten doch die Männer, die schon damals für Deutschlands Einheit und Größe ein­traten, zu uns. Allerdings wollen wir nicht die Einheit Deutschlands mit der Freiheit bezahlen. Aus diesen Gründen hat 1866 die Fortschrittspartei gegen die Norddeutsche Bundess verfaffung gestimmt, weil sie der Meinung war, Einheit und Freiheit Deutschlands laffe fico sehr wohl vereinigen und ohne die Freiheit sei die Einheit nicht von dauerndem Bestand. Der Redner ging hierauf näher auf die sozialen

-

verwundertem Tone: ,, Wo ist Ben warum tommt Ben nicht?"

t. Im Wintergarten des Zentralhotels fand am Sonn Vormittag die große Generalversammlung der Berliner Tischler behufs definitiver Beschlußfaffung über die aufgestellten Minimaltarife statt, zu welcher alle Interessenten, Fabrikantén und Meister Einladungen erhalten hatten. Erschienen waren ca. 3000 Personen. Die Tischlerinnung war vertreten durch ihre beiden Obermeister, die Herren Brandes und Kastorf . Der Hauptkasfirer der Tischlerkommission leitete die Verhandlungen mit einer erschöpfenden Motivirung der Aufstellung von Minis maltarifen und dem Hinweis darauf ein, daß die Durchführung derselben nicht von heut auf morgen, sondern erst nach genügen Innungsobermeister der Vorbereitung werde zu geschehen haben, worauf der zweite

noch nicht in Brandes das

Sie

der Versammlung anwesenden Herrn Wort ergriff. Derselbe bedauerte, daß in den legten 12 Jahren das Tischlergewerbe so sehr herunter gekommen sei. Der größte Fehler jei, daß es unter den heu tigen Tischlergesellen so viele gebe, welche nicht fähig feien, in besseren Werkstellen ihr Brod zu verdienen. Allerdings sei auch nicht zu leugnen, daß es auch unanständige Meister gebe. zu arbeiten. Heut sei aber nicht mehr die reelle Arbeit, son Pflicht der anständigen Gesellen sei es, Jeden abzurathen, dort dern der Schwindel auf dem Markt. Hr. Schmit griff in scharfer Weise die Innungsmeister an. Durch ihre Arbeits bücher werde nur die Vagabondage groß gezogen. sollten vor Allem darauf halten, daß bei ihnen die Sonn tagsarbeit aufhöre. Erst heute habe er Gelegenheit gehabt fich davon zu überführen, daß beim Obermeister Brandes des Sonntags gearbeitet werde, welcher Umstand von diesem, welcher wurde. Seine Ansicht ging dahin, daß die Sonntagsarbeit unterdessen erschienen war, auf die harmloseste Weise erklärt nicht aus der Welt zu schaffen sei, am allerwenigsten, wenn von den 13 000 Berliner Tischlergesellen 4000 vielleicht fich nach dem Programm der Kommission richten, die Uebrigen hin gegen machen, was sie wollen. Mit den Tarifen erklärte er fich im Allgemeinen einverstanden, doch konnten diefelben noch nicht geprüft werden. Wenn noch höhere Lohnfäge zu erzielen wären, würde er der Erfte sein, der dafür eintritt. Darauf hin bemerkte Herr Rödel ausdrücklich, daß allein 1100 Tischler gesellen durch Delegirte vertreten würden, daß fich ca. 11000 der Bewegung angeschloffen hätten, die Bahl der Indifferenten demnach verschwindend klein sei. Nachdem nunmehr noch die Herren Künzel, Stellmann, Kloose gesprochen und Obermeister Raftorf unter großer Unruhe der Versammlung die Innungs Arbeitsbücher als eine gerechte Forderung vertheidigt hatte, wurde die Distnffton über den ersten Punti der Tagesordnung geschloffen und einstimmig folgende Resolution angenommen Die heut im Wintergarten des Zentralhotels tagende Ver sammlung der Berliner Tischler beschließt: In Erwägung, daß durch die große Verschiedenheit der jetzt gezahlten Affordlöhne bei den Spezialarbeiten der Tischlerei einer unsoliden Kon Turrenz Vorschub geleistet und diese syftematisch von einer großen Zahl von Tischlermeistern und Möbelhändlern ausge bildet wird, diese auch bereits in vielen Drten Deutschlands dazu beigetragen hat, daß die Berliner Arbeit als unsolide Rälte noch etwas anhaben fönnte, deckte er ihn auf das Für wägung, daß durch die Fixirung und strikte Durchführung und Schwindelarbeit hingeftellt wird; in weiterer Er von Minimaltarifen diesem für alle ehrlichen Intereffenten der Tischlerei schädlichen Treiben ein Abbruch gethan werden tann, eine schleunige Abhilfe auch absolut nothwendig erscheint, der Kommission Vollmacht zu ertheilen, die von den Spezial Nein," fuhr Christlieb auf, Ben war kein Tbier- Ben Durchführung zu bringen, mit der Maßgabe, daß diejenigen

Der Mann stellte den Burschen auf die Beine...Wie ist Dir," sagte er, fannst Du marschiren?" Da gewahrte Christlieb einige Schritte von ihm entfernt seinen Karren! Ben!" schrie er auf und wollte auf ihn zustürzen. Der Mann suchte ihn zurückzuhalten. Das arme Thier," sagte er. Er konnte nicht ausreden, schon lag Christlieb neben seinem Ben im Schnee; er rüttelte ihn, er gab ihm die zärtlichsten Namen, er riß ihn endlich an fich- da gewahrte er die große Blutlahe auf der Erde.

D Herr," schrie er und streckte dem Manne die gefaltenen Hände entgegen, machen Sie ihn wieder lebendig, Sie haben

mich auch wieder gesund gemacht!" Der Uhrmacher schüttelte den Kopf.

zu helfen."

Mein Kind," sagte er, sei vernünftig, da ist nicht mehr Dem armen Burschen versette diese Gewißheit wahre Herzensstöße. Vorsichtig hob er seinen treuen Kameraden von der Erde auf und bettete ihn in den Karren. Als ob ihm die

sorglichste zu Dann nahm er die Deichsel zur Hand und trabte, bitterlich weinend, davon.

Der Mann vermochte ihn nicht so gehen zu laffen; er folgte ihm, beschwichtigende Worte zu ihm sprechend. Es war doch nur ein Thier," sagte er.

"

war flüger als ein Mensch Sammen

"

ich und Ben, wir gehörten zu­nun weiß ich nicht, wo ich hingehöre Aber Dein Vater" suchte ihn der Uhrenmacher zu be­

ruhigen.

"

Der ist immer betrunken," unterbrach ihn der Bursche. Und Deine Mutter?"

-

,, Die ist toot- ich habe Niemanden als Ben- viel leicht wenn ich ihm recht die Wunde auswasche, wird er wieder lebendig

"

Der Junge fuhr rascher zu, laum daß ihm der Mann in dem bohen Schnee zu folgen vermochte. Allerlei Gedanken gingen diesem durch den Kopf, während er neben dem schluch­zenden Rinde einherlief. Sein Weib war todt, er hatte für Niemanden zu sorgen wenn er den Jungen dafür, daß er ihm sein Alles geraubt, ein Handwerk lehrte er ging noch weiter wenn er ihm eine Heimath schenkte?"

-

-

Ja wohl," sagte er mit einem Male und legte die Hand auf Chriftliebs Haupt ,,, Dein Ben war flug er soll nicht umsonst zu mir gekommen sein." ( Deutsches Montagsblatt.")

branchen- Versammlungen festgesezten Minimaltarife zur ftriften Werkstätten, welche am weitesten unter den vorliegenden Ta rifen stehen, so schleunig wie möglich einen Ausgleich anzus bahnen haben; der Kommission ferner anheim zu geben, bie nothwendigen Schritte zu weiteren Maßnahmen vorzubereiten und mit alien gefeßlichen Mitteln dafür einzutreten, daß die im Frühjahr d. J. errungenen Vortheile bestehen bleiben. Die Versammelten verpflichten fich ferner, alle von ihnen gefor derten unsoliden Arbeiten unter möglicher Angabe, wohin die felben gelangen, der Kommission mitzutheilen; überhaupt allen an fie im Interesse der Lohnbewegung gestellten Anforderungen nachzukommen." Den zweiten Bunft der Tagesordnung bildete eine Besprechung der Strifeangelegenheit in der Piano

-

fabrik von Weidenslaufer.

Briefkasten der Redaction. 6. 2. 10. Klagen Sie auf Herausgabe der Sachen,

Forderung verfährt in 30 Jahren.

bie

A. W. Streligerstr. Sie müssen den Werth der beiden

Rohrstühle einklagen.

Verantwortlicher Redakteur R. Gronheim in Berlin . Druck und Verlag von War Bading in Berlin SW. Beuthstraße 2.