-
zölle waren den Großgrundbesißern höchst angenehm. Auch die Exportprämien für Buder famen theils den Rübenbauern, theils den Zuckerindustriellen zu zu Gute. Großindustrielle im Bunde mit Großgrundbefizern ließen seit Jahren ihre Klage rufe ertönen und sie thun es heute wieder ganz besonders in der Zuckerindustrie. Aber gerade diese Industriellen haben schon seit Jahren eine bevorzugte Stellung auf Kosten der Gesammtheit der Staatsbürger eingenommen, und deshalb würde es am allerwenigsten im Intereffe der übrigen Staatsbürger liegen, wenn der Staat zu Gunsten der Zuckerindustriellen befondere Maßregeln ergreifen würde. Schon seit vielen Jahren werden von Seiten der Arbeiter und Handwerker berechtigte Klagen laut über ihre wirthschaftliche Lage, die freilich nicht unter so großem Geschrei in der Presse breitgetreten werden, als wie die Klagen der oben genannten Industriellen, die aber troßdem weit begründeter find. Wir glauben, daß es die höchste Beit ist, daß der Staat hier einmal gründlich untersucht und dann nach besten Kräften Abhilfe schafft. Uns erscheint die Lage der Handwerker und Arbeiter viel bedenklicher, als wie die Lage der Zuckerindustriellen, und deshalb halten wir es für unsere Pflicht, bei dieser Gelegenheit die Aufmerks famkeit der Reichsbehörden von der minder wichtigen Zuckerindustrie ab und auf die wichtigere Arbeiter- und Handwerkerfrage hin zu lenken.
Aus Stettin wird geschrieben: Man scheint es jetzt polizeificherfeits aufgeben zu wollen, die in unseren Hafen einlaufenden Schiffe wie bisher auf etwaigen sozialdemokratischen Import zu untersuchen. So nahm man heute auf dem dänischen Dampfer Aarhuus", welcher am Vormittag eintraf, diesmal Teine Nachforschung nach sozialdemokratischen Schriften vor, obwohl bei seiner vorigen Ankunft hier der Dampfer noch in Dieser Hinsicht untersucht wurde.
Auf Grund des Sozialistengesetes find folgende Druckschriften verboten worden: 1) An die Wähler des Reichstagswahltreises Dortmund ." Druck und Verlag von Dieg in Stuttgart . 2) Ein Flugblatt mit der Ueberschrift ,, Arbeiter! Wähler! und beginnend mit den Worten: m 28. Oktober d. J. seid ihr wieder berufen". Unterzeichnet vom sozialdemokratischen Wahlfomitee des Kreises Speyer - Frankenthal ; gedruckt in Hottingen , Zürich . 3) Wahlaufruf zur Reichstagswahl an die Wähler," mit der Unterschrift ,, die sozialistischen Arbeiter", Druck und Verlag von A. Vogel u. Co. in Braun schweig. 4) ,, Wahlaufruf zur Reichstagswahl" und unterzeichnet die sozialistischen Arbeiter, Druck und Verlag von Wörlein und Comp. in Nürnberg . 5) An die Wähler des 10. babischen Reichstagswahlkreises" und unterzeichnet: ,, Die Vertretung der deutschen Sozialdemokratie." Druck und Verlag von Dies in Stuttgart . Außerdem noch Wahlflugblätter in Danzig und Stuttgart .
-
Belgien . Die Wuth der klerikalen Gemeinderäthe gegen Schulen und Lehrer ist so groß, daß der Minister des Innern selbst ihr Einhalt thun muß, indem er in einem Erlaß den Gemeinden auseinandersetzt, was sie thun dürfen und was nicht. Hiernach darf die Gemeinde 1) Bewahr- und Fort bildungsschulen gründen oder abschaffen; 2) Elementarschulen gründen oder abschaffen( muß aber mindestens eine beibehalten, und zwar für Knaben und Mädchen zugleich); 3) die Zahl der Lehrer und Lehrerinnen steigern oder vermindern( muß aber das für die eine beibehaltene Schule erforderliche Personal ebenfalls beibehalten und den abgesezten Lehrern, deren Stellen eingehen sollen, Wartegehalt bewilligen); 4) das Lehrergehalt verkürzen oder erhöhen und 5) eine oder mehrere freie Schulen, soweit das Gefeß es gestattet, annehmen oder wieder abschaffen. Bu allem diesem braucht fie teine höhere Genehmigung, fie darf es fofort thun. Dagegen darf fie nicht, ohne vorher die Erlaubniß der Regierung eingeholt zu haben, jede Gemeindeschule abschaffen und eine freie Schule annehmen, deren Lehrpersonal nicht mindestens zur Hälfte mit Fähigkeitszeugniß versehen( diplomirt) ist. In feinem Falle darf ein Lehrer abgesezt werden, wenn nicht zugleich die Stelle eingezogen ist; wird die eingezogene Stelle wiederhergestellt, so tritt auch der frühere Lehrer wieder in dieselbe ein. Für den Monat Oftober muß den zur Verfügung gestellten Lehrern und Lehrerinnen das volle Aktingehalt gezahlt werden. Es muß wirklich arg gefommen sein, da dieser Erlaß nöthig war.
Brüssel, In Folge des Verhaltens der Führer der Ra dikalen zu den Arbeiter- Verbindungen haben diese sich entfchloffen, auf einen Wahlkampf am 19. d. M. zu verzichten und feine Arbeiterkandidaten der von der liberalen Vereinigung aufgestellten Liste entgegenzustellen. Da haben die Brüffeler Arbeiter wieder einmal gegen ihre eigenen Interessen gehandelt, von den Liberalen haben die Arbeiter niemals etwas zu er warten.
-
-
Rußland. Der wichtige politische Prozeß, welcher am 11. d. M. in Petersburg beendet worden ist und dessen Ausgang wir schon vor einigen Tagen mitgetheilt haben, wurde so geheim gehalten, daß man selbst in Petersburg von den Verhandlungen, welche eine ganze Woche dauerten, nichts ge hört hatte. Das Gericht bestand aus 10 Garde Obersten unter dem Vorfiße des Präsidenten des Obersten Petersburger Gerichtshofes. Unter den angeklagten 6 Militärsim Ganzen standen 14 Personen vor Gericht befand sich der Oberst Aschenbrenner, welcher früher ein Regiment in Südrußland tommandirte, und angeblich zu den gefährlichsten Nihilisten gehört haben soll. Er und seine Partei sollen die Absicht gehabt haben, ihre Truppen im Falle einer Revolution den Aufständischen zuzuführen. Ferner standen drei Frauen vor Ge richt, darunter die vielgenannte hübsche und intelligente Figner, welche feit 1878 fast in jedem Komplot eine Hauptrolle gespielt. hat. Ueber ihre Thätigkeit unter den kaukasischen Truppen haben wir bereits früher berichtet, auch dürfte noch erinnerlich sein, Daß fie nach der Ermordung Kaiser AlexandersII. bei einemOffizier in derKiritschnistraße wohnte und dortSuttanow undSophie Berowski versteckte. Sie ist jest 27 Jahre alt. Ihre beiden Mitangeflagten find die Wolkenstein und Jidemodanowa, von denen die lettere als Köchin in dem Konspirationsquartier der Sappeurstraße figurirte. Auch drei Briefterföhne befinden sich unter den Angeklagten. Unter den 6 Militärs find Artillerie und Marine Offiziere, welche angeflagt find, Degajem, den Mörder Sudeifins, verborgen zu haben. Als Vertheidiger fungirten Die drei bekannten Advokaten: Spaffowitsch, Kasim und Mazarati. Die 6 Offiziere und die beiden Frauen Figner und Wolfenstein wurden zum Tode, die anderen zu Zuchthausarbeit in Sibirien verurtheilt. Nur 9 Bersonen wurden zu den Verhandlungen fugelaffen.
Ein peinlicher Auftritt, der ein grelles Licht auf die rufftsche Militärsdisziplin wirft, ereignete fich jüngst in Tavestehus in Finnland und erregt mit Recht Sensation im Lande. Ein Trupp russischer Soldaten zettelte dort auf dem Jahrmarkte einen Krawall an von einer verhängnißvollen Wirkung. Meh rere Personen find getödtet, andere start verlegt; ein russischer Artillerieoffizier schoß auf die Menge mehrere Male mit einem Revolver; die Häuser auf dem Kampfplage wurden demolirt, das bewegliche Eigenthum der Bewohner geraubt. Das Kriegsminifterium hat gleich nach dem Bekanntwerden dieses Ereigniffes eine Untersuchung angeordnet, die angeblich sehr strenge geführt wird.
Nischay- Nowgorod , 14. Oktober. Die kriegsgerichtliche Verhandlung gegen 72 an den Ausschreitungen gegen die Juden in Kunomino betheiligte Personen hat heute begonnen. Diefelbe findet bei verfchloffenen Thüren statt und wird vor aussichtlich zwei Wochen dauern.
Rorwegen. Nach dem norwegischen Dagblad" hat der neue Stacisminister Johan Sverdrup, in Benugung des ihm wie jedem andern norwegischen Bürger zustehenden Rechtes auf Stellung von Anträgen an die Landesregierung, dem nor wegischen Kultusdepartement mehrere Vorschläge zur besseren
Förderung des Unterrichtswesens eingereicht. Voruehmlich darauf abzielend, den Unterricht der Landbevölkerung, der bisher unter mancherlei ungünstigen Verhältnissen zu leiden hatte, auf eine der nationalen Bedeutung des Bauernstandes gerade für Norwegen entsprechende höhe zu bringen, verbreitet fich der sehr umfangreiche Entwurf hauptsächlich über Folgendes: 1. Verlängerung der Schulzeit, welche zum Mindesten in mehreren sonst auf das beste eingerichteten Schulen auf dem Lande jährlich nur neun Wochen beträgt.( Diese geringe Schulzeit darf nach den oft ärmlichen Verhältnissen und unbe quemen Verkehrszuständen des Landes nicht sehr auffallen.(?) Bu berichtigen ist auch, daß die eigenthümliche Lebensweise und Veranlagung des Volkes manche Mängel hierin auszugleichen vermag.) 2. Erweiterung des Lehrplanes. 3. Be günstigung der ländlichen Sprache nach Ort und Bevölkerung, auch durch Anschaffung geeigneter Lehrbücher. 4. Förderung des Turnens und der Waffenübungen, sowie der gewerblichen Handfertigkeit. In ersterer Beziehung steht leider, wie vielfach anderswo, z. 3. noch die Ausbildung des weiblichen Geschlechtes zurüd. 5. Zweckmäßigeren Unterricht der Seminaristen; möglichste Verwendung geeigneter weiblicher Lehrkräfte. 6. Aufbefferung der Lohnverhältniße der Lehrer. 7. Bei der Schulverwaltung insbesondere möglichste Heranziehung fundiger Männer aus dem Volle zu prüfender wie anregender Wirksamkeit.( Außerdem Anstellung von Inspektoren für alle Schulen jedes ,, Amtes". Jm Ministerium: Schuldirektoren statt der bisherigen ,, Expeditionschefs".) 8. Neuordnung des Anstellungs- und Entlassungsrechtes der Oberleitung. Nach hinweisen auf den besten Zusammenhang der Volksschule mit den fogen. höheren und Fachschulen, wie solcher in mehreren Staaten Europas und Ameritas angeregt bezw. ausgeführt ist, schließt der Premier seine Anregungen mit den gewiß berechtigten Worten: Ich habe für die Selbstregierung des Volles gesprochen und gewirkt; dies verpflichtet mich, ein Gleiches zu thun für seine Aufklärung"." Dagblad" bemerkt noch, daß Sverdrup 3. 8. mit Erforschung der Arbeiterverhältnisse beschäf tigt ist.
England. Die von den englischen Konservativen in Bir mingham veranstaltete Kundgebung ist, wie schon gemeldet, durch die Liberalen mit Vorbedacht in roher Weise gestört worden und schließlich in lebhaftes Handgemenge mit fürchterlichem Tumult ausgeartet. Daily News, die ausführlich über die Ruhestörungen berichtet, sucht dieselben dadurch zu entschuldigen, daß, obschon zu der ausgeschriebenen Versammlung alle Einwohner Birminghams eingeladen waren, am Eingange alle Liberalen, die durch Gladstone Abzeichen fenntlich,
-
trog ihrer Einlaßtarten zurückgewiesen worden seien. Uebrigens hätten sezt das Blatt höhnisch hinzu die Konservativen fich früher stets über die Bahmbeit der liberalen Kundgebungen luftig gemacht und solche als Turnerfahrten und dergleichen verspottet. Es hat jedoch allen Anschein, daß die Störung beabsichtigt war. Als Sir S. Northcote, Lord R. Churchill und Sir H. Wolff_gegen 3 Uhr in Birmingham antamen, zogen junge Leute den Wagen Lord Churchills von der Station nach seinem Gasthofe. Üm 7 Uhr sollten die genannten Herren in den Aston Lower Grounds Reden halten. Gegen 4 Uhr wurde inzwischen auf der anstoßenden Wiese eine Gegenfundgebung des liberalen Pöbels in Szene gefeßt. Als hier die Köpfe durch mehrere Brandreden erhigt waren, wurde die acht Fuß hohe Ver bindungsmauer niedergeriffen, und der liberale Böbel drang in Massen in den Park ein; die Vorbereitungen zum Feuerwerk, unter anderm eine große Sonne, die das Bildniß Northcotes umschloß, und Abends abgebrannt werden sollte, wurden zerstört, die Berichterstatter- und Rednerbühnen eingeriffen. Unter Hochs auf Bright, Gladstone, Chamberlain murde mit Stöcken auf die Konservativen eingehauen. Die Möbel wurden zerstört, viele der Anwesenden verwundet. Bon den anwesenden Damen wurden viele ohnmächtig. Als gegen 7 Uhr Northcote und Churchill anlangten, gelang es ihnen trop wiederholter Versuche nicht, sich Gehör zu verschaffen. Die Versammlung mußte unverrichteter Sache auseinandergehen. Später hielten Northcote und Churchill Reden in einem Gasthofe und im tonservativen Klub, worauf ein Beschluß gefaßt wurde, der die von Chamberlain und dem Caucus eingeleitete unverantwortliche Störung der Versammlung verurtheilt. Der Heißsporn Churchill fordert seine konservativen Freunde auf, jest Gleiches mit Gleichem zu beantworten und liberale Vers sammlungen unter Anzettelung von Prügeleien zu sprengen. Nette Gesellschaft! Aber die Herren werden fich wieder vertragen, denn P... schlägt sich, und P... verträgt sich.
-
Egypten. Entsprechend dem Schreiben des Finanzminiſters vom 18. September, durch welches derselbe die Sus pension der Amortifirung der unifizirten Schuld anordnete, hat das Ministerium heute Verfügungen erlaffen, daß die Zahlung der Einnahmen der Eisenbahn- und Telegraphenverwaltung an die Staatsschuldenkaffe morgen, und die Zahlung der übrigen Einnahmen und Einfünfte, welche speziell für die Staatsschuld bestimmt sind, am 26. d. M. wieder aufgenommen werde.
Die Engländer haben eine neue Station auf dem Wege nach ihrem indischen Reiche besetzt. Wie ein Privat- Telegramm aus Marseille meldet, nahmen nach dort eingegangenen schen Küste im Golfe von Aden belegen, in Besis. Die egyptische
Garnison, fiebenhundert Mann start, fehrte auf einem englischen Dampfer heim. Berberah liegt gegenüber der Stadt Aden an der südlichen Küste des gleichnamigen Golfes und ist ein neuer englischer Querstrich durch die dortigen italienischen und fran zösischen
Stationen.
Nord- Amerika . Bei den gestrigen Staatswahlen in Ohio fiegten die Republikaner mit einer Majoritat von 16,000 bis
20,000 Stimmen. Nach den aus West Virginien vorliegenden Wahlberichten erzielten die Demokraten eine Majorität von 5000 Stimmen."
hause. Herr Stadtverordneter Görcki fennzeichnete treffend das Gebahren der liberalen Partei und schloß mit der Aufforderung, für den wirklich freisinnigen Kandidaten, Herrn Diet, einzu treten. Schließlich wurde eine Resolution zu Gunsten des Herrn Dieß einstimmig angenommen.
Auch die sogenannten Freifinnigen hielten im 3. Wahlkreise am Mittwoch Abend eine Versammlung im KoIoffeum ab. Gegner wurden nicht zugelassen. Ein Arbeiter, Namens Hildebrandt, der durch Zufall in die Versammlung gelangt war, bat um's Wort; doch faum hatte derselbe einige Worte gesprochen, so erklärte der Vorsitzende, Herr Kaffel: Wenn Sie die freisinnige" Partei an greifen wollen, tönnen wir ihnen das Wort nicht geben."( Also nur derjenige darf sich bei den Herren Freifinnigen" das Wort erlauben, welcher in das Hallelujah für ihren Kandidaten mit einstimmt.) Nette Gesellschaft! Wir fönnen es nur aufrichtig bedauern, daß ver ständige Arbeiter und Handwerker sich noch nach solchen Ver sammlungen hinbegeben; man laffe die Herren ruhig fich gegenseitig beweihräuchern, denn dadurch, daß ein Arbeiter in solchen Versammlungen spricht, kommt in dieselben etwas Leben, während Jonst Niemand mehr von dem dort gepflogenen Humbug Notiz nimmt. Humbug Notiz nimmt. Wir glanben aber, daß die Arbeiter befferes zu thun haben, als den freisinnigen Leichnam zu galvanisiren.( Sm Uebrigen stehe Versammlungsbericht.)
-
'
Erfurt , 14. Oftober. Die Saale - Beitung" läßt fich schreiben: Die gestern Abend im Kaisersaale stattgefundene Wählerversammlung in welcher Herr Hasen clever redete, war von etwa 3000 Personen besucht. Die Versammlung verlief ruhig, die zweistündige Rede veranlaßte laute Hochrufe."
Jokales.
Die Angelegenheit der Reinigung der Panke hat be Tanntlich die Kommunalbehörden bereits im Jahre 1882 zu dem Beschlusse veranlagt, daß mit der Ausführung eines Theiles des Radialsystems X der allgemeinen Kanalisation im Jahre 1885 begonnen werden soll, um dem dringendsten Be dürfniß einer geregelten Entwässerung der Schönhauser Allee , sowie der angrenzenden stark bebauten Stadtgebiete zu ge nügen, und um einer weiteren Verunreinigung der Banke vors zubeugen. Zu diesem Zwecke ist von den Kommunalbehörden für das Etatsjahr 1885 86 die Summe von 2 100 000 M. be willigt worden. Die Entwässerungsverhältnisse der vorerwähn ten Stadtgebiete erforderten aber bereits im vorigen Jahre die Anlegung eines Hauptsammlers, deffen Bau 400 000 gekostet hat, so daß nur noch 1700 000 M. zur Verfügung stehen. Hiervon sollen im Jahre 1885/86 für die zu bauende Bumpstation des Radialsystems X und die Druckrobrverlegung nach dem Rieselgute Blankenfelde- Rosenthal 1 000 000 m. und für die Aptirung des Rieselgutes 175 000 M. zur Verwendung gelangen. Die Deputation für die Verwaltung der Kanalisations Werte hat beim Magistrat beantragt, ihr diese Summen zur Verfügung zu stellen.
e. Taschendieb. Einem Dienstmädchen aus Tempelhof welches sich gestern auf dem Jahrmarkt in der Großen Frant furterstraße aufhielt und den Bürgersteig entlang ging, wurde aus der sog. Gretchentasche das daraus hervorragende Borte monnaie mit 19,87 M. gestohlen. Ein Knabe hatte den Diebstahl bemerkt, und dieser veranlaßte die Festnahme des Diebes, eines Arbeiters" B., welcher heut zur haft gebracht worden ist.
g. Wegen Verdachts der Begehung eines Mordes find sämmtliche Polizeibehörden seitens der Königl. Staats anwaltschaft in Rottbus unterm 9. d. M. um die Festnahme des Schuhmachergesellen Johann August Scharnac, am 29. Mai 1858 in Friedrichshain geboren, ersucht worden. Sch. ift übermittelgroß, von schlanker Statur, hat hellblonde Haare und Augenbrauen, einen im Entstehen begriffenen Bart, graue Augen und eine dicke Nase. Auf seinen Armen trägt Sch. je ein eintätowirtes Herz, von denen das eine die Buchstaben A. Sch. und einen Stiefel, das andere die Bezeichnung des Truppentheils enthält, bei dem er gedient: Füfilier- Regiment Nr. 35, sowie eine Krone.
g. Wegen ein paar Flaschen Bier. Ein bedeutender Bierverleger in der Annenstraße, Namens Sch, nahm bereits feit einiger Zeit Unterschlagungen in seinem Geschäft gewahr, dergestalt, daß mehr Bier aus dem Hause ging, als dafür die Bezahlungen einliefen. Um nun endlich hinter die Betrügereien zu fommen, stellte er fich gestern hinter das Hoffenster seiner Wohnung, welches über dem Bierkellerausgang belegen ift und zählte die gefüllten Flaschentasten, welche zum Ausfahren auf den Wagen geladen wurden. Als der Wagen den Hof verlaffen hatte, ging Sch. nach dem Bierkeller, sah hier das vom Expedienten. geführte Kommissionsbuch durch und fand, daß ein ganzer Flaschenfasten zu wenig notirt war. hierüber befragt, gab T. zur Antwort, daß ein Kunde in der Nachbarschaft einen Rasten Bier bestellt, denselben nicht abge nommen habe. Sch. gab sich hiermit anfänglich zufrieden, als er aber bemerkte, daß T. bald darauf fortging und nach einer Viertelstunde zurückkehrte, schöpfte er Verdacht und dieser be bei dem betreffenden Stunden erfuhr, sein Expedient T. habe diesen bewegen wollen, bei einer Nachfrage auszusagen, ( der Kunde) habe das bestellte Bier zurückgeschickt. Thatsächlich
genommen.
Da T. fich nicht bereit finden wollte, ſein Engagementsverhältniß sofort zu verlassen, brachte Sch. den Vorgang zur Kenntniß der Polizeibehörde. Die eingeleitete Unterschlagungen betheiligt ist. T. ist festgenommen worden.
N. Ein erschütternder Unglücksfall, der den sofortigen Tod eines Menschen zur Folge hatte, ereignete fich gestern Daselbst war ein Maurer in der 3. Etage damit beschäftigt, Bretter, die von anderen Arbeitern von Etage zu Etage ge Nach einer Meldung der Londoner„ Times" ist es zweifel- reicht wurden, durch das nach der Straße gelegene Fenster in haft, ob die am Sonnabend stattgehabte Dynamit- Explosion in das zu ziehen. Quebet das Wert von Feniern ist. Von einigen Seiten wird
Hierbei verlor er, als er gerade ein behauptet, daß dieselbe von französischen Arbeitern ausgeführt stürzte so unglücklich auf das Trottoir, daß er sofort verstarb. schweres Brett hinaufziehen wollte, das Gleichgewicht und worden sei, die angeblich Groll gegen den Bauunternehmer Auf Anordnung der Behörde ist die Leiche nach dem Obduk
hegen. Die Aufregung in Quebek dauert fort, der Schaden ist größer, als es Anfangs den Anschein hatte, und man fürchtet, daß das neue Parlamentsgebäude nicht zeitig genug für die Winterfesfion fertiggestellt werden kann.
tionshaus geschafft worden.
N. Steckbrief gegen einen 13jährigen Knaben. Der Staatsanwalt beim Landgericht I in Berlin hat einen Sted brief wegen schweren Diebstahls" gegen den in Rigdorf ge borenen, 13 Jahre alten Knaben, Otto Posed erlaffen. Der Schloß und Riegel gebracht worden. Dieselben hatten die fleidet mit grauer Jade mit großen Kareau's, schwarzer Tuch Absicht, den früheren Präsidenten Lerdo wieder an die Spige hose, Strohhut und Stiefeletten. Er hat eine Narbe am Kiefer
In Merito ist eine Verschwörung gegen die jeßige Rehinter
und
des Staates zu stellen. Zu Gunsten der Inhaftirten hat sich faft die gesammte Vreffe Merito's an den jeßigen Präsidenten mit der Bitte um Begnadigung gemand; der Präsident wird wahrscheinlich diesem Wunsche nachkommen.
Wahlbewegung.
Aufgelöst wurde eine Wählerversammlung, welche am
und eine solche am Handgelent.
g. Das Meffer hat wieder einmal eine recht traurige Rolle furz vorher bei einer Parthie Billard die Zeit vertrieben hatten. in einem Streit zwischen mehreren Freunden gespielt, die fich Am Montag Abend befanden sich in einem Restaurant der Markgrafenstraße mehrere Handwerker, darunter auch ein Maler gehilfe Sp. aus der Lindenstraße. Sp. hatte mit zweien feiner Bekannten Billard gespielt und war wegen Bezahlung des Mittwoch Abend Linienstraße 8( 5. Wahlkreis) tagte. Der Re- Billardgeldes in einen Wortwechsel gerathen. Als die Gefell ferent, Herr Liefländer, fritisirte das Programm der Konserva- schaft in später Nachtstunde das Restaurant verließ, feste fich Sonderintereffen verfolgen und schloß mit den Worten: Des Thätlichkeiten ausgeartet. Sp. unterlag bald dem Andrängen halb wählen Sie weder einen Liberalen, noch einen Konservas seiner beiden Mitspieler und erhielt vier blutige Wunden im Geficht und auf dem Kopf, so daß er die Hülfe der nur wenige ferer Partei." Kaum hatte der Redner fich gesett, so erklärte Häuser entfernten Sanitätswache in Anspruch nehmen mußte.
tiven und der Liberalen, er wies nach, daß beide Parteien
fiven, sondern geben Sie ihre Stimmen dem Kandidaten un
ber überwachende Beamte die Versammlung auf Grund des bekannten Para- graphen 9 für aufgelöst.
Jm 3. Wahlkreise tagte ebenfalls am Mittwoch Abend
Unter anderen hatte Sp. auch einen Mefferstich über dem linfen Auge, welcher die Augenbrauen durchschnitt, sowie eine breite Wunde an der linken Bade erhalten, welche von einem ftumpfen eine große Wählerversammlung im Louisenstädtischen Konzert Instrument, anscheinend einem Hausschlüffel herrührte. Da es