mandantenstraße wurde eine ältere Frau vom Sturmwind in den Straßenrinnstein geworfen. Aehnlich erging es einem jungen Mädchen vor dem Hause Alte Jakobstraße 16. Das selbe fiel so unglücklich zur Erde, daß es sich die linke Hand verstauchte. Der gegen 10 Uhr Abends dem Sturmwind fol gende wolkenbruchartige Regen verursachte namentlich in den Straßen, in denen augenblicklich kanalifirt wird, größere Ueber­schwemmungen.

Selbstverständlich werden wir den Konservativen ebensowenig Heeresfolge leisten, wie den Deutsch- Freifinnigen. Ganz be sonders bekämpfen wir die von einigen Konservativen in Szene gesette Judenheze. Die Berliner   Arbeiter werden am 28.D. weder für einen Deutsch- Freisinnigen, noch für einen Kon fervativen, sondern für die 6 Kandidaten stimmen, die von ihnen selbst aufgestellt sind.( Stürmischer Beifall.) In ähn licher Weise äußerten sich Arbeiter Nikolai und Tischler Hilde brandt. Als Letterer äußerte: Die Kornzölle kommen lediglich der Großgrundbefizern zu Gute, deren Söhne den Offizierſtand bilden und die das verdiente Geld ihrer Väter auf den Spieltisch werfen, erklärte der Polizei Offizier die Versammlung auf Grund des§ 9 des Sozialistengesezes für aufgelöst. Die Ver fammelten entfernten fich unter stürmischen Hochrufen auf den Arbeiter- Kandidaten Dieß und die Sozialdemokratie.

bei mir un der Eene schüttelt an de Banke. Ja, schüttele Du| man immer zu, denke id, und fäge wieder' n ordentlichen Ast ab. Aujust, der is fett! hör' id denn den Eenen sagen, und jleichzeitig frabbelt mir der Andere an de Hosen, als wenn er fehen wollte, wo Ladewigs frößtes Portemonnaie stechen duht. Jd bleibe steif, wie' ne Fliederpuppe, denn ich wußte, deß mein Jeld in die rechte Hosentasche stach, in welche id ooch meine Hand jestochen hatte. Det hatte der eene der Spizbuben ooch balde femerkt, det er so ohne Weiteres nich an meinen Arn­ heim   könnte, denn er polfte erst' ne janze Weile an de Tasche rum und denn sagte er jang jemiethlich zu dem Andern: Aujust, jieb mir mal Dein Meffer, ich muß schneiden! Alle Wetter, dent id, nu aber raus! Un id nehme meine Faufte, die nich von Pappe sein soll, un klebe den Bruder Eene, det er de Engel in' Himmel hat pfeifen hören und wie' ne Badde uff'n Rüden lag. Jd bin nich einjebildet, Herr Jerichtshof, aber det Beugniß tann id mir jeben, daß ich den Jungen jut jetroffen hatte. Der Andere hatte diesen Ritterschlag iesehen, er hatte mit eenem Mal jar teene Beit mehr, sondern fing, hafte nich jesehn, immer plängschafse durch die Büsche durch. Den fonnte id nich mehr freifen und da hab ick denn dem Andern noch so'n Paar Verjißmeinnichts anjehängt und ihn nach de Wache jebracht." So der Zeuge Leo.- Derjenige, der auf diese Weise eingegangen" war, der bereits mit Bucht haus vorbestrafte Bierabzieher Emil Otto Bienert wurde wiederum auf zwei Jahre nach dem Buchthause dirigirt.

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Die Wähler des zweiten Berliner   Reichstagswahl freises waren in dem Gratweil'schen Etablissement( Rom mandantenstraße) sehr zahlreich versammelt. Dort sprach Maschinenbauer Liefländer über das Programm der deutsch  freisinnigen Partei. Als der Redner gleich bei Beginn sagte: In politischer Beziehung bestgen wir schon einige Freiheiten, dagegen sind wir in wirthschaftlicher Beziehung gewissermaßen noch gefnechtet, wurde auch diese Versammlung von dem an wesenden Polizei- Offizier auf Grund des§ 9 des Sozialistens gefeßes aufgelöst.

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Die hiesige Filial- Verwaltung der Gentral- Kranken und Sterbekasse der deutschen   Wagenbauer( E. H. Nr. 8 zu Hamburg  ) theilt uns mit, daß die neuen, dem Reichsgeset betreffend Krankenversicherung der Arbeiter angepaßten Status ten der Kaffe am 1. Dltober in Kraft getreten sind. Die be merkenswertheften Neuerungen find folgende: Jedes Mitglied hat vom Tage seines Eintritts ein Anrecht auf Unterstügung, diefe beträgt in der 1. Klasse täglich 1,59 Mart, 2. Klaffe 1,93 M. und 3. Klaffe 2,25 M., die Woche zu 6 Tage gerech net und wird 26 Wochen das volle und 26 Wochen das halbe Krankengeld gezahlt. Hat ein in einem Krankenhaus unter gebrachtes Mitglied Angehörige, deren Unterhalt es bisher von seinem Verdienst ganz oder größtentheils bestritten hat, so zahlt die Kaffe außerdem noch lan Lettere ein Unterfügungsgeld von täglich 40 Pf. in der 1. Kl., 65 Pf. in der 2. Kl. und 90 Pf. in der 3. Kl., neben freier Kur und Pflege im Kran tenhause. Bei eintretenden Sterbefällen wird ein Beerdigungs geld von 60 M. in der 1. KL., 70 M. in der 2. Kl. und 90 M. in der 3.

Eine interessante Entscheidung über die Berechtigung zur Führung des Adelpräditats fällte fürzlich die sechste Straffammer hiesigen Landgerichts I. in der Strafsache gegen Frau v. Schmeling, die vom hiesigen Schöffengericht wegen Anmaßung des Adeltitels zu 10 M. event. 2 Tagen Haft ver­urtheilt worden war. Der Ehemann der Angeklagten war im Jahre 1860 zum Verlust des Adelstitels verurtheilt worden, die Angeklagte führte aber das Prädikat von" ruhig weiter und wurde deshab durch ein vom Obertribunal bestätigtes Er­fenntniß des Kammergerichts rechtskräftig zu Strafe verurtheilt. Auf Berufung der Angeklagten gegen ihre jüngste Verurtheilung hob der Gerichtshof das erste Urtheil auf und erkannte auf Freisprechung der Angeklagten, da dieselbe zur Führung des Adelstitels froß der rechtskräftigen Bestrafung vollständig be­rechtigt sei. Durch ihre Verheirathung, so führte der Vor­figende Landgerichts- Direktor Schmidt aus, habe sie den Adel figende Landgerichts- Direktor Schmidt aus, habe sie den Adel rechtmäßig erworben; durch die Schuld eines Andern könne fie nach den allgemeinen landrechtlichen Grundsäßen des er­worbenen Guts nicht wieder verlustig gehen, woraus ihre Berechtigung zur Weiterführung des Titels von selbst folgt.

Die Liebe, die Liebe! In einem Hause der Elsaffer straße wohnen drei Familien seit Jahren friedlich bei einander. Der älteste Sohn der Familie L. ist Schornsteinfeger, der älteste Sohn der Familie M. Konditor. 2., der Schornstein­feger, und M., der Konditor, haben nun zu der 18 jährigen Tochter der dritten Familie W. eine heftige Neigung gefaßt. Am Sonntag, den 5. Oktober, begaben sich die beiden Lieb­haber mit der Anna W. zum Tanzboden nach dem Weimann­schen Volksgarten auf dem Gesundbrunnen  . Der liebeglühende Konditor mußte hier die Wahrnehmung machen, daß trop aller gespendeten Windbeutel und Limonaden seine angebete Anna W. ben Schornsteinfeger in jeder Beziehung bevorzugte. Sie tanzte nicht allein fortwährend mit jenem, sondern ließ sich auch nach Beendigung des Tanzvergnügens von diesem nach threr Wohnung begleiten. Wuthschnaubend folgte der zurückgesetzte Konditor den Liebenden auf dem Nachhausewege und ließ durch mehrfache Schimpfworte deutlich erkennen, daß er mit seiner Burücksetzung höchst unzufrieden sei. Endlich waren alle drei bis zu dem von ihnen bewohnten Hause in der Elsasserstraße angekommen, wo sich der Schornsteinfeger von seiner Tänzerin und Flurnachbarin durch einen Kuß verabschieden wollte, als fich plöglich der Konditor zwischen das Pärchen schob und bei dieser Gelegenheit der treulosen Anna auf die Füße trat. Am Tage darauf erhielt der ungestüme Konditor von seinem Freunde folgenden Brief. Herausforderung. Ich fühle mir beleidigt, weil Du mir beleidigt und meine Anna auf die Beine getreten. Ich fordere Dir mit gezogene Pistolen mit Stecher, zehn Schritt Barriere. Avanziren bis einer kampfun­fähig wird. Wo, wann und wie wird Dir mein Sekundant aussagen. Gegrüßt L." Wenige Stunden nach Empfang dieses Briefes erschien in der Wohnung des Geforderten ein in demselben Hause beschäftigter Tapeziergehilfe im Auftrage des Schornsteinfegers als Sekundant mit der Aufforderung, an den Konditor, fich zum Kampfe bereit zu halten. In seiner Bestürzung öffnet der Geforderte sofort das Fenster und ruft um Hilfe. Die Hausbewohner eilen aus den Vorder- und Hintergebäuden herbei, unter diesen auch der Herausforderer, der Schornsteinfeger, und die von dem Konditor beleidigte Anna sowie ein von Hausbewohnern herbeigerufenen Schuß­mann. Dieser machte furzen Prozeß und ſpedierte die Haupt­helden der Handlung, den Schornsteinfeger, den Konditor und den als Sekundanten aufgetretenen Tapezterer, nach der Wache des 12. Polizei- Reviers. Der Wachtmeister des Reviers hatte nicht übel Luft, die ganze Geschichte als Unfug aufzufassen, als der Herr Polizei- Lieutenant den Befehl ertheilte, über den Vorfall ein Protokoll aufzunehmen. Dieses Protokoll wurde an die Königliche Staatsanwaltschaft beim Landgericht I ab­gesandt, welche ihrerseits nach Vernehmung von Beugen gegen den Schornsteinfeger und den Konditor wegen Herausforderung zum Zweikampf mit tödlichen Waffen auf Grund der§§ 201 und 202 sowie gegen den Tapezierer wegen Kartelltragens aus § 203 des Str.-G.-B. die Anklage erhoben hat.

Gerichts- Zeitung.

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Kl. gezahlt. Außerdem gewährt die Kasse an solche Mitglieder, en Mitt

Breslau. Vor Kurzem wurde hier in einer Schwurgerichts­fizung gegen den früheren Agitator und Hauptvertreter der Hirsch- Dunderschen Gewerkvereine Ad. Schubert wegen Vers untreuung von Geldern in seiner Eigenschaft als Vormund, welche er durch Urkundenfälschung zu decken gesucht, verhandelt. Der Angeklagte, welcher bereits vor längerer Zeit wegen Unter­schlagung von Geldern aus der Kasse des Maschinenbauer- Drts­vereins zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt worden war, erhielt 1 Jahr Buchthaus.

' n Jedanke von Schillern. Vor der zweiten Straf fammer hiesigen Landgerichts I fand gestern eine Verhandlung gegen einen Leichenfledderer statt, welche durch die begleitenden Umstände, sowie durch den drastischen Vortrag des Belastungs­zeugen, Arbeiters Leo, ein charakteristisches Gepräge erhielt.

Arbeiterbewegung, Vereine und

Berfammlungen.

Aufru

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welche zwar frant aber dabei arbeitsfähig find, freien Arzt und Meditamente. Die Beiträge sind erhöht auf 25 Pf. 1. Al 30 Bf. 2. Kl. und 35 Pf. in der 3. Kl. pro Woche. Berech tigt zum Eintritt ist: Jeder beim Wagenbau direkt oder indi reft beschäftigte Arbeiter( Stellmacher, Schmiede, Schloffer, Sattler  , Lacirer 2c.) welcher im Beft der bürgerlichen Ehren rechte, seinen Gesundheitszustand durch ärztliches Attest nach weisen kann, das 40. Lebensjahr nicht überschritten hat und beträgt das Eintrittsgeld 1 M. und 20 Pf. für Mitgliedsbud und Statut. Da das obengenannte Gesez am 1. Dezember cr in Kraft tritt, werden die Interessenten, welche auf freie Selbst verwaltung halten, gut thun, sich baldigst zum Eintritt in obige Kaffe, welche durch ganz Deutschland   verbreitet ist, zu melden. Meldungen werden entgegengenommen von E. Drewis, Bevollmächtigter, Gubenerstr. 61, Hof IV., G. Seehaus, Kaffi rer, Memelerstr. 34 II, sowie in den Bahlstellen für den SO.: Dito Matthees, Kottbuserstr. 10 a, SW.: H. Hoffmann  , Blumen thalstraße 5, für NW.  : H. Junge, Borstgstr. 24, Hof II, für N.: H. Priglow, Gerichtsstr. 63, sowie im Central- Vertebr sämmtlicher Gewerke Weberstr. 22, für Charlottenburg   der Be vollmächtigte. Bieling, Leibnißstr. 2 und der Kaffirer H. Friedrich, Spandauerstr. 1.

Drei Wähler- Versammlungen der Arbeiterpartei waren zum Freitag Abend anberaumt; von diesen wurde je doch eine schon vorher polizeilich verboten, die beiden anderen nach verhältnißmäßig furzer Dauer polizeilich aufgelöst. Die erſterwähnte Versammlung war für die Wähler des vierten Berliner   Reichstagskreises nach Dahlmann's Salon( Lands­ berger Allee  ) einberufen, und sollte in dieser der Stadtverord nete Singer sprechen. Troß des heftigen Unwetters hatte sich eine ungeheure Menschenmenge vor jenem Lokale eingefunden; dieser wurde jedoch durch die zahlreich vor dem Lokal poſtirte Schußmannschaft die Mittheilung gemacht, daß die Versamm lung verboten sei. Die Arbeiter entfernten sich unter Hoch­rufen auf Singer.

d were den Herrn jenau verzählen, wie fich der Spaß zu­gedragen hat; da lachen ja die Hühner drüber," so hob Herr Leo an. Sa jehe also den 16. August Abends durch den Hain", allwo idk alle Abende durch muß, wenn ich von de Fabrite tomme. Et war jerade Sonnabend, ick hatte den janzen Pink in de Tasche und fühlte mir furchtbar reich. Nu fiel mir uff eenmal in, det sie eenen von meine Kollegen vorn Wochener viere sein janzet sauer verdientet Wechenlohn aus de Tasche jemopft hatten, wie er man blos so'n Bisken uff de Bante injedruffelt war, und da kam mir denn' n Jedanke von Schiller'n, indem ich zu mir sagte:„ Du mußt doch mal sehen, ob Du so'n Bruder nicht freifen fannst." Also is jut, id sege mir uff' ne Banke in' ne verborgene Ecke, mache meinen Duffeligen, thue, als wenn ich schlafe, und nicke ooch janz natierlich mit mein' Ropp. Richtig, et dauert nich lange, da sehe ick mit't halbe Doge zwee Lupenbläfer von Kerls an Tommen. Kommt man, Bengellens, so denke id und säge so'n recht kräftigen Ast ab. Im Nu find de Kerls ooch

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Erfurt, 15. Ottober. Die Montag, den 13. d. M., im Kaisersaal dem größten Saal hier am Drt- vom Arbeiter wahlfomitee einberufene öffentliche Wählerversammlung, in welcher Herr Schriftsteller Hasenclever seine Kandidatenrebe bielt, war von 3000 Personen besucht. Hunderte von Wählern fonnten schon eine halbe Stunde vor Eröffnung der Versamm lung nicht mehr hinein. Treppen sowie alle Ausgänge waren undurchdringlich besetzt. Da die vorher stattgefundenen Ver ſammlungen der Gegner nur durch den starten Besuch der Arbeiterpartei fich nicht durch eine bedenkliche Leere auss zeichneten ist dieser ungeheuere Budrang wohl ein sprechender

Die Wähler der Arbeiterpartei des dritten Berliner  Reichstagswahlkreises waren in Mundt's Salon( Röpnider Straße 100) äußerst zahlreich versammelt. Tischler­meister Mitan sprach des Längeren über die Stellung der deutsch   freifinnigen Partei zur Sozialreform. Der Redner bemerkte zum Schluß: Die Deutsch   Frei­finnigen machen den Arbeitern zum Vorwurf, daß sie mit der Regierung und den Konservativen liebäugeln, das ist jedoch eine absolute unwahrheit. Allein wir nehmen das Gute, auch wenn es von der Regierung kommt und behaupten: So lange die ökonomische Abhängigkeit besteht, es mit der persönlichen Freiheit Wind ist. Ferner muß ich gestehen, daß mir der ehr­liche Konservative viel lieber ist, als der Deutsch- Freifinnige.

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und Arbeitern für den Kandidaten der Arbeiterpartei W. Hasen clever. Nach einer furgen Einleitung ertheilte der Borfigende Reißhaus Herrn Hasenclever das Wort. Von der Versammlung mit stürmischem Beifall begrüßt, erklärte Herr Hasenclever 1stündiger Rede, die Gegenfäße und Thätigkeit der verschie Deutsch  - freifinnig nennende Bartei ebenso auch die fonfervatio denen Parteien und sein Programm. Daß der Redner die fich nationalliberal tompromis Partei treffend kennzeichnete, bewies der wiederholte stürmische Beifall. Nachdem Redner fein Pro gramm genügend erörtert hatte, erreichte der Beifall beim Schluß der Rede eine nicht zu beschreibende Höhe. Der Bor fißende forderte wiederholt die anwesenden Gegner auf, fid doch zum Wort zu melden, da vollständige Redefreiheit herrsche Troßdem meldete sich Niemand. Ja felbft ein Hinweis, das die Wegner doch erst gestern in der liberalen Versammlung ge sehen hätten, wie die Arbeiter sich vor zwei Profefforen und noch einem Rechtsanwalt nicht fürchteten, sondern ihrer Ueber zeugung klar und deutlich Ausdruck geben, so sollten sie doch heute die Gelegenheit benugen, fruchtete auch nichts. Die Ver fammlung nahm schließlich einstimmig folgende Resolution an: Die heute im Kaisersaal von 3000 Personen besuchte Wähler versammlung proklamirt Herrn Wilhelm Hasenclever   in Halle  a. S. als ihren alleinigen Kandidaten und erklärt für dessen Wahl mit allen gefeßlichen Mitteln wirken zu wollen. Nachdem der Vorsitzende noch einige ermunternde und zur Thätigkeit auffordernde Worte wie seinen Dank im Namen des Komitee für die musterhafte Haltung und für den so zahlreichen Befud ausgesprochen hatte, wurde die Versammlung mit einem dreis fachen stürmischen Hoch auf den Kandidaten geschlossen.

dauert die Fahet kaum noch zwölf Stunden, und die ,, Loufiana" muß fich anstrengen, den Unterschied wieder einzubringen. Demgemäß werden denn von den Schiffsvorräthen die Speck­feiten, Schinken, sogar Petroleum hervorgesucht, um als Brenn­material verwendet zu werden. Man arbeitet zwar bereits mit ungeheurem Ueberbrud; wenn wir uns zum Effen im Salon niedersezen, so flirren freilich die Gläser und die Teller von der gewaltigen Erschütterung, welche von dem Arbeiten der Maschine herrührt- aber das thut nichts, die„ Florida  " ist voraus und muß überflügelt werden. Und richtig, der neue Brennstoff vollbringt dieses Wunder! Die beiden Boote find wieder Bord an Bord und bleiben so bis zum frühen Morgen. Dann aber hat die Louisiana  " einen fleinen Vors sprung und mächtige Rauchwollen, die aus den Kaminen der Florida  " aufsteigen, verkünden, daß fich die lettere zu dem felben verzweifelten Mittel entschließt, welches die„ Louisiana  " mit Erfolg angewendet hat, denn einige Meilen unterhalb jener Wendung des Stromes tommt Baton Rouge   in Sicht. Doch die Louisiana  " läßt ihre Rivalin nicht mehr aus den Augen. Sobald drüben dunklere Rauchwollen eine Ver­mehrung der Anstrengungen der Heizer anzeigen, fliegen hier neue Speckseiten unter den Keffel und fort geht es, wie bei der wilden Jagd.

Maschinen eines Besseren belehrt hätte. Die Balanciers der Maschinen, die zwischen den beiden Kaminen still­schweigend, aber ununterbrochen auf und ab gingen, sahen aus wie zwei mächtige Geisterarme, und ich glaube, an Bord der beiden Rivalen waren es nur die beiden Piloten, welche vorne in ihrem Pilotenhäuschen faßen, hoch über dem Hurricane- Deck, von wo sie den Lauf des Stromes über­wachten, welche die unumgänglich nöthige Ruhe bewahrten und auch bewahren mußten, denn die Schifffahrt auf dem Mississippi   wird durch sogenannte Snags sehr gefährdet: Waldriesen, welche der obere Missouri   in den Urwäldern von Montana   entwurzelt und mit herunterbringt. Diese riesigen Bäume, welche durch den langen Aufenthalt im Strome ganz mit Waffer imprägnirt werden, finken früher oder später auf den Grund des Stromes und strecken nur ihr oberes Ende zum Theil über Waffer hervor, oft aber befindet es sich auch einige Fuß unter der Oberfläche. Viele Boote, welche in rasender Eile den Strom hinabfliegen, spießen sich buchstäblich auf solche Baumstämme auf und find rettungslos verloren. Diesem Umstande ist es auch größtentheils zuzuschreiben, daß die Stromdampfer, meistens Räderdampfer, derart konstruirt find, daß bald das eine, bald das andere Rad augenblicklich außer Betrieb gefegt werden kann, was vermittelst einer höchst einfachen Bahnvorrichtung bewirkt wird. Natürlich müssen die Flußlootsen, deren immer mehrere an Bord find, sorgfältig Acht geben und den Lauf des Stromes genau fennen, um Katastrophen zu vermeiden.

Mit rasender Schnelligkeit fliegen wir den breiten Strom hinab. Wenn die Louisiana  " bei einer Haltestelle einige Minuten gewinnt, so ist die Florida  " ficher, bei der nächsten Haltestelle dieses Versäumniß wieder einzubringen. Die Auf­regung an Bord beider Schiffe hat sich sowohl der Offiziere wie der Mannschaften und der Baffagiere bemächtigt. Ueberall wird gewettet, und zwei Engländer an Bord der" Louisiana  " gehen folgende Wette ein: Sch wette 50 Pfund, daß die Florida  " springen wird", sagt Nr. 1.

Briefhaften der Redaktion.

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A. H., Weißenburgerstr. Die Herrschaft ist berechtigt das Miethsgeld auf den Lohn abzurechnen, sofern ein anderes bei der Vermuthung nicht ausdrücklich bebungen ist. W. K., Manteuffelstr. 1. Ja. 2. Sie müssen Shre Forderung eintlagen und fönnen nach Erlangung eines voll firedbaren Urtels in denjenigen Sachen, welche sich in Ihrem Besige finden, die Zwangsvollstreckung vornehmen laffen. Müller. Wenn Sie fich der Mühe unterziehen wollen, würden wir Ihnen dankbar sein. Die Arbeit muß allerdings mit penibler Sorgfalt und unbedingter Richtigkeit ausgeführt Ihre Mittheilungen. werden. Auch in Betreff der anderen Sache erwarten wit König, Hollmannstr. Ihre Entlassung ist zu erfolgt. Fordern Sie für zwei Wochen Ihren Lohn bez. Ver dienst. Sie müssen sich zuerst an die Gewerbe- Deputation wenden und wenn Sie daselbst mit dem Anspruche nicht durchbringen, müssen Sie innerhalb 10 Tagen seit Verkündung des Urtheils bei der Gewerbe- Deputation durch Erhebung der Klage die richterliche Entscheidung beantragen.

Jetzt ist die Biegung erreicht und Baton Rouge   liegt vor uns. Blöglich ändert sich die Situation. Es erfolgt ein dumpfer Krach, und als fich die Passagiere der Louisiana  " umsehen, bemerken fie, wie einzelne Stüde   der„ Florida  " durch die Luft wirbeln. Ein Kessel der letteren ist in die Luft ge­flogen und das vor einer Minute noch so stolz daherschwim mende Boot treibt, ein hilfloses Wrack, auf dem Strome daher. Rasch wird nun der Druck auf der Louisiana  " vermindert und das Schiff zum Stehen gebracht; dann wird das Nettungs­boot über Bord gefeßt und nach zehn oder zwölf Fahrten be finden sich gegen 200 Gerettete von der Florida  " an Bord der Louisiana  ". Gegen 300 Menschenleben sind durch straf­baren Leichtsinn zu Grunde gegangen, darunter auch der Kapitän der Florida  ", James Madison  .

Und ich wette 100 Pfund, daß die ,, Louftana" in die Luft geht," sagt Nr. 2.

Angenommen", und Beide tragen die Wetten in ihr rothes Büchelchen ein, lassen sich dann vom Steward ein Triftratbrett bringen und vertiefen sich in dieses geistreiche Spiel.

Bis jetzt hat die Florida  " einen Vorsprung von etwa einer( engl.) Meile, da die Louisiana  " durch einige Snags aufgehalten wurde. Wir haben unterdes St. Louis   schon seit drei Tagen verlassen, find an Louisville  , Leavenworth, Natchez  , Micsburgh c. vorbeigeflogen und sollen im Laufe des mor igen Tages Baton Rouge  , die legislative   Hauptstadt des Staates Louftana erreichen, von Baton Rouge   bis zur kom­merziellen Hauptstadt des Staates, nämlich New Orleans  ,

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Die„ Louisiana  " erreichte noch am selben Abende New­Orleans, und die New Orleans Picayune brachte am anderen Tage unter der Rubrik ,, Verbrechen und Unglücksfälle" folgende lafonische Notiz: Gestern flog bei Baton Rouge   der schöne Mississippi  - Dampfer, Florida  " in die Luft, Verlust an Menschen­leben 300, worunter Kapitän Madison. Kapitän Adams von der Louisiana" verliert durch Madison's unzeitiges Ende 5000 Dollars, Betrag einer Wette zwischen den beiden Kom­mandanten.

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Dabei blieb es, darum nochmals:„ Es lebe die freie Kon­furreng!"

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bei dem Stgl. Amtsgericht I. hier publizirt worden sein. D. J.  , Reichenbergerstr. Das Testament wird wohl find berechtigt, eine Abschrift deffelben zu verlangen. Uebrigen thun Sie am besten, wenn Sie in der Erbschafts  Angelegenheit fich eines Anwalts bedienen. Weigmann, Rüdersdorferstr.

Mit erreichter Groß

jährigkeit hört die Vormundschaft auf. Ihre Braut hat f wegen der Hypothek an die im Grundbuch eingetragenen Eigen

thümer zu halten.

Berantwortlicher Redakteur R. Gronheim in Berlin  . Druck und Verlag von War Bading in Berlin   SW. Beuthstraße 2.

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